Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 41. Rudolstadt, 12. Juli 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Herren aus jeder der genannten Städte gefallen, in den öffentlichen
Blättern anzugeben, wie viel Geld bereits auf diese Weise aus Deutsch-
land hinübergezogen ist, während die in Amerika wohnenden bedürftigen
Deutschen den wenigsten Genuß davon gehabt haben. Man würde
über diese Summen erstaunen, während dem Vaterlande noch viel
bedeutendere Verluste bevorstehen.

Eine baldige Hülfe ist nöthig. Jch wünsche solche durch ruhiges,
bedachtsames Zusammentreten und festes Zusammenhalten zu erreichen.

Die physische Kraft unserer deutschen Unbegüterten, mit Milde
und Gerechtigkeit in Amerika benutzt, verbunden mit den Kentnissen,
welche Deutsche in Künsten und Wissenschaften besitzen, unterstützt und
gehalten durch ein von den Begüterten, zu ihrem eigenen Vortheil in
kleinen Beiträgen zusammengebrachtes, sich jährlich erneuerndes Capital,
welches sich durch das Gedeihen der deutschen Jndustrie in beiden Län-
dern stets vermehren würde, -- das ist nach meiner Ueberzeugung
das sicherste und stärkste Band, wodurch die Deutschen auf beiden
Seiten des Oceans auf das innigste für ewige Zeiten mit einander
verknüpft werden können.

Was mich auf diese Jdee gebracht hat, sind folgende deutsche
Unternehmungen:
1. Die Feuer= und Lebens = Versicherungsbank in Gotha. Wie
klein hat diese angefangen und welche Ausdehnung hat sie erlangt!
2. Der österreichische Lloyd in Triest. Welche wichtige Folgen
hat diese Verbindung bereits gehabt und wie großartig werden sich
dieselben noch in der Zukunft gestalten!
3. Die Bau= und Gewerbeschule in Holzminden. Sie beweist,
wie viel ein Mann durch unermüdliche Thätigkeit und unter richtiger
Anwendung geringer Mittel leisten kann. Möge die Anstalt nicht
allein zur Ehre des Landes, sondern zum allgemeinen vaterländischen
Nutzen in zunehmender Erweiterung ferner gedeihen.
4. Die schöne und zweckmäßige Einrichtung im Fürstenthum Lippe-
Detmold, wonach die aus dem kleinen Lande jährlich in andre deutsche
Länder auswandernden Ziegelbrenner, durch von der Regierung ange-
stellte Abgeordnete überwacht werden.

Zwei Männer mit dem bescheidenen Namen, "Lippesche Boten,"
bereisen mehrmals im Jahre die Ziegelbrennereien, wo die Lippeschen
Unterthanen Arbeit finden. Sie erfahren an Ort und Stelle alles,
was diese betrifft, und jeder Fremde, der an solchen Tagen in Lage
oder Brake bei Lemgo Gelegenheit hat, das Benehmen der vielen
Arbeiter zu beobachten, und jene Männer, wenn sie diesen Anweisung
geben, wohin sie ferner reisen sollen, um sichere Arbeit zu bekommen,
der kann sich nur darüber freuen.

Die Arbeiter wissen, daß diese Männer sie bei ihren Arbeiten
besuchen und daß sie sich nach ihrem Betragen erkundigen. Sie wissen
aber auch, daß sie sich ihrer annehmen, wenn ihnen vielleicht Unrecht
geschehen sollte. Sie achten und lieben daher diese sogenannten Boten,
sind thätig und bescheiden und werden überall gern in den Ziegel-
brennereien in Arbeit genommen.

Wären die Arbeiter sich ganz selbst überlassen, so würde ihr
Betragen ein ganz anderes sein und manche von ihnen könnten weite
Reisen machen, ohne jemals Arbeit zu finden."

Die Ausführung dieses großartigen Unternehmens ist nach
der Ansicht des Herrn Hühn nicht unmöglich, ja sogar nicht ein-
mal schwer. Wollte Gott, es wäre so. Wir für unsern Theil
erblicken große Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen, und wären
im Anfange mit Wenigem zufrieden. Auf eine große Theilnahme
der Privaten rechnen wir nicht, denn jenes Unternehmen ist von
der Feuer= und Lebensversicherungsbank in Gotha und von dem
österreichischen Lloyd in Triest gar sehr verschieden, pecuniärer
Gewinn ist nicht vorhanden, und eine Ausgabe von drei Thaler
preuß. Cour., so klein sie ist, wird von den Meisten gescheut werden.
Wofür wir sind, das ist für reine Hospitäler ohne Arbeits-
[Spaltenumbruch] häuser, ähnlich dem deutschen Hospital in London, nur mit dem
Unterschiede, daß in jene vorzugsweise Einwandernde aufgenommen
werden. Dazu ist aber unserer Ansicht nach nöthig, daß die deut-
schen Staaten oder die Zollvereinsstaaten mit der amerikanischen
Regierung in Unterhandlung treten und einen Vertrag abschließen,
daß sie Krankenhäuser in den verschiedenen Seestädten für die
deutschen Einwanderer errichten und beaufsichtigen lassen können
und daß das Armen= oder Kopfgeld nicht mehr an die amerika-
nischen Hospitäler, sondern an ihre Krankenhäuser abgegeben wird,
weil sie selbst für ihre kranken Einwanderer bei und nach ihrer
Ankunft sorgen und so den Klagen der Amerikaner über die vielen
deutschen Armen und Kranken, die an ihrer Küste abgesetzt werden,
ein Ende machen wollen. Wir kommen in Allem, was für unsere
Auswanderer geschehen soll, immer wieder darauf zurück, daß
die Regierungen derselben sich auf das Angelegent-
lichste annehmen müssen.
Lieb würde es uns sein, wenn
über beide Pläne, den des Herrn Hühn und unseren in diesen
Blättern sich competente Stimmen vernehmen lassen würden.

   
Literatur.

Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesell-
schaft in Newyork an Deutsche, die nach den Verein.
Staaten
von Nordamerika auszuwandern beabsich-
tigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten, mitzuneh-
mender Gegenstände und einer Liste einzulegender Lebens-
mittel. 3. Aufl. Solingen und Mühlheim a. Rh., Fr.
Amberger. 1847.

Der Name der deutschen Gesellschaft bürgt uns allein schon dafür,
daß der hier mitgetheilte Rath ein wohl zu beherzigender ist; und
wenn wir denselben allerdings auch schon in den besseren Auswande-
rungsschriften, z. B. in denen der H. H. Bromme, von Roß und
A., gefunden haben, so kann er doch nicht genug wiederholt werden,
da viele Auswanderer leider ihr Vaterland verlassen, ohne sich vorher über
diejenigen Punkte zu unterrichten, deren genaue Kenntniß ihnen durch-
aus nöthig ist, und viele von ihnen sich klüger als diejenigen dünken,
welche durch langjährige Erfahrungen befähigt und berufen sind, Rath
zu ertheilen. Wir können dieß Werkchen allen Auswanderern aufs
Beste empfehlen.

   
Rüge.

Das "Regensburger Tagblatt" hat schon zu verschiedenen Malen
unserem Blatte Artikel entlehnt ohne, wie es doch nicht mehr als
recht und billig gewesen wäre, die Quelle dabei anzugeben, aus welcher
es die Nachrichten schöpfte; wir haben jedoch bisher noch zu diesem
Verfahren geschwiegen. Da das genannte Blatt aber, in seiner Nr.
178., den Artikel "die Beförderung der Auswanderer" aus unserer
Nr. 38. nicht allein wörtlich und ohne Quellenangabe abdruckt, sondern
sich noch dazu erlaubt, demselben, als sei es ein ihm zugeflossener
Correspondenz = Artikel, "Von der Donau, Juni 20." vorzusetzen, und
dadurch unsere Leser glauben machen könnte, wir seien literarische
Freibeuter, wir hätten jenen Artikel entwendet, so sehen wir uns
genöthigt, die Handlungsweise des Regensburger Tagblattes hiermit
öffentlich bekannt zu machen.

   

[Spaltenumbruch] Herren aus jeder der genannten Städte gefallen, in den öffentlichen
Blättern anzugeben, wie viel Geld bereits auf diese Weise aus Deutsch-
land hinübergezogen ist, während die in Amerika wohnenden bedürftigen
Deutschen den wenigsten Genuß davon gehabt haben. Man würde
über diese Summen erstaunen, während dem Vaterlande noch viel
bedeutendere Verluste bevorstehen.

Eine baldige Hülfe ist nöthig. Jch wünsche solche durch ruhiges,
bedachtsames Zusammentreten und festes Zusammenhalten zu erreichen.

Die physische Kraft unserer deutschen Unbegüterten, mit Milde
und Gerechtigkeit in Amerika benutzt, verbunden mit den Kentnissen,
welche Deutsche in Künsten und Wissenschaften besitzen, unterstützt und
gehalten durch ein von den Begüterten, zu ihrem eigenen Vortheil in
kleinen Beiträgen zusammengebrachtes, sich jährlich erneuerndes Capital,
welches sich durch das Gedeihen der deutschen Jndustrie in beiden Län-
dern stets vermehren würde, -- das ist nach meiner Ueberzeugung
das sicherste und stärkste Band, wodurch die Deutschen auf beiden
Seiten des Oceans auf das innigste für ewige Zeiten mit einander
verknüpft werden können.

Was mich auf diese Jdee gebracht hat, sind folgende deutsche
Unternehmungen:
1. Die Feuer= und Lebens = Versicherungsbank in Gotha. Wie
klein hat diese angefangen und welche Ausdehnung hat sie erlangt!
2. Der österreichische Lloyd in Triest. Welche wichtige Folgen
hat diese Verbindung bereits gehabt und wie großartig werden sich
dieselben noch in der Zukunft gestalten!
3. Die Bau= und Gewerbeschule in Holzminden. Sie beweist,
wie viel ein Mann durch unermüdliche Thätigkeit und unter richtiger
Anwendung geringer Mittel leisten kann. Möge die Anstalt nicht
allein zur Ehre des Landes, sondern zum allgemeinen vaterländischen
Nutzen in zunehmender Erweiterung ferner gedeihen.
4. Die schöne und zweckmäßige Einrichtung im Fürstenthum Lippe-
Detmold, wonach die aus dem kleinen Lande jährlich in andre deutsche
Länder auswandernden Ziegelbrenner, durch von der Regierung ange-
stellte Abgeordnete überwacht werden.

Zwei Männer mit dem bescheidenen Namen, „Lippesche Boten,“
bereisen mehrmals im Jahre die Ziegelbrennereien, wo die Lippeschen
Unterthanen Arbeit finden. Sie erfahren an Ort und Stelle alles,
was diese betrifft, und jeder Fremde, der an solchen Tagen in Lage
oder Brake bei Lemgo Gelegenheit hat, das Benehmen der vielen
Arbeiter zu beobachten, und jene Männer, wenn sie diesen Anweisung
geben, wohin sie ferner reisen sollen, um sichere Arbeit zu bekommen,
der kann sich nur darüber freuen.

Die Arbeiter wissen, daß diese Männer sie bei ihren Arbeiten
besuchen und daß sie sich nach ihrem Betragen erkundigen. Sie wissen
aber auch, daß sie sich ihrer annehmen, wenn ihnen vielleicht Unrecht
geschehen sollte. Sie achten und lieben daher diese sogenannten Boten,
sind thätig und bescheiden und werden überall gern in den Ziegel-
brennereien in Arbeit genommen.

Wären die Arbeiter sich ganz selbst überlassen, so würde ihr
Betragen ein ganz anderes sein und manche von ihnen könnten weite
Reisen machen, ohne jemals Arbeit zu finden.“

Die Ausführung dieses großartigen Unternehmens ist nach
der Ansicht des Herrn Hühn nicht unmöglich, ja sogar nicht ein-
mal schwer. Wollte Gott, es wäre so. Wir für unsern Theil
erblicken große Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen, und wären
im Anfange mit Wenigem zufrieden. Auf eine große Theilnahme
der Privaten rechnen wir nicht, denn jenes Unternehmen ist von
der Feuer= und Lebensversicherungsbank in Gotha und von dem
österreichischen Lloyd in Triest gar sehr verschieden, pecuniärer
Gewinn ist nicht vorhanden, und eine Ausgabe von drei Thaler
preuß. Cour., so klein sie ist, wird von den Meisten gescheut werden.
Wofür wir sind, das ist für reine Hospitäler ohne Arbeits-
[Spaltenumbruch] häuser, ähnlich dem deutschen Hospital in London, nur mit dem
Unterschiede, daß in jene vorzugsweise Einwandernde aufgenommen
werden. Dazu ist aber unserer Ansicht nach nöthig, daß die deut-
schen Staaten oder die Zollvereinsstaaten mit der amerikanischen
Regierung in Unterhandlung treten und einen Vertrag abschließen,
daß sie Krankenhäuser in den verschiedenen Seestädten für die
deutschen Einwanderer errichten und beaufsichtigen lassen können
und daß das Armen= oder Kopfgeld nicht mehr an die amerika-
nischen Hospitäler, sondern an ihre Krankenhäuser abgegeben wird,
weil sie selbst für ihre kranken Einwanderer bei und nach ihrer
Ankunft sorgen und so den Klagen der Amerikaner über die vielen
deutschen Armen und Kranken, die an ihrer Küste abgesetzt werden,
ein Ende machen wollen. Wir kommen in Allem, was für unsere
Auswanderer geschehen soll, immer wieder darauf zurück, daß
die Regierungen derselben sich auf das Angelegent-
lichste annehmen müssen.
Lieb würde es uns sein, wenn
über beide Pläne, den des Herrn Hühn und unseren in diesen
Blättern sich competente Stimmen vernehmen lassen würden.

   
Literatur.

Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesell-
schaft in Newyork an Deutsche, die nach den Verein.
Staaten
von Nordamerika auszuwandern beabsich-
tigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten, mitzuneh-
mender Gegenstände und einer Liste einzulegender Lebens-
mittel. 3. Aufl. Solingen und Mühlheim a. Rh., Fr.
Amberger. 1847.

Der Name der deutschen Gesellschaft bürgt uns allein schon dafür,
daß der hier mitgetheilte Rath ein wohl zu beherzigender ist; und
wenn wir denselben allerdings auch schon in den besseren Auswande-
rungsschriften, z. B. in denen der H. H. Bromme, von Roß und
A., gefunden haben, so kann er doch nicht genug wiederholt werden,
da viele Auswanderer leider ihr Vaterland verlassen, ohne sich vorher über
diejenigen Punkte zu unterrichten, deren genaue Kenntniß ihnen durch-
aus nöthig ist, und viele von ihnen sich klüger als diejenigen dünken,
welche durch langjährige Erfahrungen befähigt und berufen sind, Rath
zu ertheilen. Wir können dieß Werkchen allen Auswanderern aufs
Beste empfehlen.

   
Rüge.

Das „Regensburger Tagblatt“ hat schon zu verschiedenen Malen
unserem Blatte Artikel entlehnt ohne, wie es doch nicht mehr als
recht und billig gewesen wäre, die Quelle dabei anzugeben, aus welcher
es die Nachrichten schöpfte; wir haben jedoch bisher noch zu diesem
Verfahren geschwiegen. Da das genannte Blatt aber, in seiner Nr.
178., den Artikel „die Beförderung der Auswanderer“ aus unserer
Nr. 38. nicht allein wörtlich und ohne Quellenangabe abdruckt, sondern
sich noch dazu erlaubt, demselben, als sei es ein ihm zugeflossener
Correspondenz = Artikel, „Von der Donau, Juni 20.“ vorzusetzen, und
dadurch unsere Leser glauben machen könnte, wir seien literarische
Freibeuter, wir hätten jenen Artikel entwendet, so sehen wir uns
genöthigt, die Handlungsweise des Regensburger Tagblattes hiermit
öffentlich bekannt zu machen.

   
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f0005" n="315"/><cb/>
Herren aus jeder der genannten Städte gefallen, in den öffentlichen<lb/>
Blättern anzugeben, wie viel Geld bereits auf diese Weise aus Deutsch-<lb/>
land hinübergezogen ist, während die in Amerika wohnenden bedürftigen<lb/>
Deutschen den wenigsten Genuß davon gehabt haben. Man würde<lb/>
über diese Summen erstaunen, während dem Vaterlande noch viel<lb/>
bedeutendere Verluste bevorstehen.   </p><lb/>
            <p>Eine baldige Hülfe ist nöthig. Jch wünsche solche durch ruhiges,<lb/>
bedachtsames Zusammentreten und festes Zusammenhalten zu erreichen.   </p><lb/>
            <p>Die physische Kraft unserer deutschen Unbegüterten, mit Milde<lb/>
und Gerechtigkeit in Amerika benutzt, verbunden mit den Kentnissen,<lb/>
welche Deutsche in Künsten und Wissenschaften besitzen, unterstützt und<lb/>
gehalten durch ein von den Begüterten, zu ihrem eigenen Vortheil in<lb/>
kleinen Beiträgen zusammengebrachtes, sich jährlich erneuerndes Capital,<lb/>
welches sich durch das Gedeihen der deutschen Jndustrie in beiden Län-<lb/>
dern stets vermehren würde, -- das ist nach meiner Ueberzeugung<lb/>
das sicherste und stärkste Band, wodurch die Deutschen auf beiden<lb/>
Seiten des Oceans auf das innigste für ewige Zeiten mit einander<lb/>
verknüpft werden können.   </p><lb/>
            <list>
              <head>Was mich auf diese Jdee gebracht hat, sind folgende deutsche<lb/>
Unternehmungen:</head><lb/>
              <item>1. Die Feuer= und Lebens = Versicherungsbank in Gotha. Wie<lb/>
klein hat diese angefangen und welche Ausdehnung hat sie erlangt! </item><lb/>
              <item>2. Der österreichische Lloyd in Triest. Welche wichtige Folgen<lb/>
hat diese Verbindung bereits gehabt und wie großartig werden sich<lb/>
dieselben noch in der Zukunft gestalten! </item><lb/>
              <item>3. Die Bau= und Gewerbeschule in Holzminden. Sie beweist,<lb/>
wie viel ein Mann durch unermüdliche Thätigkeit und unter richtiger<lb/>
Anwendung geringer Mittel leisten kann. Möge die Anstalt nicht<lb/>
allein zur Ehre des Landes, sondern zum allgemeinen vaterländischen<lb/>
Nutzen in zunehmender Erweiterung ferner gedeihen.</item><lb/>
              <item>4. Die schöne und zweckmäßige Einrichtung im Fürstenthum Lippe-<lb/>
Detmold, wonach die aus dem kleinen Lande jährlich in andre deutsche<lb/>
Länder auswandernden Ziegelbrenner, durch von der Regierung ange-<lb/>
stellte Abgeordnete überwacht werden. </item>
            </list><lb/>
            <p>Zwei Männer mit dem bescheidenen Namen, &#x201E;Lippesche Boten,&#x201C;<lb/>
bereisen mehrmals im Jahre die Ziegelbrennereien, wo die Lippeschen<lb/>
Unterthanen Arbeit finden. Sie erfahren an Ort und Stelle alles,<lb/>
was diese betrifft, und jeder Fremde, der an solchen Tagen in Lage<lb/>
oder Brake bei Lemgo Gelegenheit hat, das Benehmen der vielen<lb/>
Arbeiter zu beobachten, und jene Männer, wenn sie diesen Anweisung<lb/>
geben, wohin sie ferner reisen sollen, um sichere Arbeit zu bekommen,<lb/>
der kann sich nur darüber freuen.   </p><lb/>
            <p>Die Arbeiter wissen, daß diese Männer sie bei ihren Arbeiten<lb/>
besuchen und daß sie sich nach ihrem Betragen erkundigen. Sie wissen<lb/>
aber auch, daß sie sich ihrer annehmen, wenn ihnen vielleicht Unrecht<lb/>
geschehen sollte. Sie achten und lieben daher diese sogenannten Boten,<lb/>
sind thätig und bescheiden und werden überall gern in den Ziegel-<lb/>
brennereien in Arbeit genommen.   </p><lb/>
            <p>Wären die Arbeiter sich ganz selbst überlassen, so würde ihr<lb/>
Betragen ein ganz anderes sein und manche von ihnen könnten weite<lb/>
Reisen machen, ohne jemals Arbeit zu finden.&#x201C;</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div xml:id="d2" prev="#d1" n="2">
          <p>Die Ausführung dieses großartigen Unternehmens ist nach<lb/>
der Ansicht des Herrn Hühn nicht unmöglich, ja sogar nicht ein-<lb/>
mal schwer. Wollte Gott, es wäre so. Wir für unsern Theil<lb/>
erblicken große Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen, und wären<lb/>
im Anfange mit Wenigem zufrieden. Auf eine große Theilnahme<lb/>
der Privaten rechnen wir nicht, denn jenes Unternehmen ist von<lb/>
der Feuer= und Lebensversicherungsbank in Gotha und von dem<lb/>
österreichischen Lloyd in Triest gar sehr verschieden, pecuniärer<lb/>
Gewinn ist nicht vorhanden, und eine Ausgabe von drei Thaler<lb/>
preuß. Cour., so klein sie ist, wird von den Meisten gescheut werden.<lb/>
Wofür wir sind, das ist für <hi rendition="#g">reine Hospitäler</hi> ohne Arbeits-<lb/><cb/>
häuser, ähnlich dem deutschen Hospital in London, nur mit dem<lb/>
Unterschiede, daß in jene vorzugsweise Einwandernde aufgenommen<lb/>
werden. Dazu ist aber unserer Ansicht nach nöthig, daß die deut-<lb/>
schen Staaten oder die Zollvereinsstaaten mit der amerikanischen<lb/>
Regierung in Unterhandlung treten und einen Vertrag abschließen,<lb/>
daß sie Krankenhäuser in den verschiedenen Seestädten für die<lb/>
deutschen Einwanderer errichten und beaufsichtigen lassen können<lb/>
und daß das Armen= oder Kopfgeld nicht mehr an die amerika-<lb/>
nischen Hospitäler, sondern an ihre Krankenhäuser abgegeben wird,<lb/>
weil sie selbst für ihre kranken Einwanderer bei und nach ihrer<lb/>
Ankunft sorgen und so den Klagen der Amerikaner über die vielen<lb/>
deutschen Armen und Kranken, die an ihrer Küste abgesetzt werden,<lb/>
ein Ende machen wollen. Wir kommen in Allem, was für unsere<lb/>
Auswanderer geschehen soll, immer wieder darauf zurück, daß<lb/><hi rendition="#g">die Regierungen derselben sich auf das Angelegent-<lb/>
lichste annehmen müssen.</hi> Lieb würde es uns sein, wenn<lb/>
über beide Pläne, den des Herrn Hühn und unseren in diesen<lb/>
Blättern sich competente Stimmen vernehmen lassen würden.</p><lb/>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>
            <docAuthor><hi rendition="#aq">Dr</hi>. B.</docAuthor>
          </byline>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jFeuilleton">
        <div type="jFeuilleton">
          <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Literatur</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesell-<lb/>
schaft in Newyork an <hi rendition="#g">Deutsche,</hi> die nach den <hi rendition="#g">Verein.<lb/>
Staaten</hi> von <hi rendition="#g">Nordamerika</hi> auszuwandern beabsich-<lb/>
tigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten, mitzuneh-<lb/>
mender Gegenstände und einer Liste einzulegender Lebens-<lb/>
mittel. 3. Aufl. Solingen und Mühlheim a. Rh., Fr.<lb/>
Amberger. 1847.</p><lb/>
          <p>Der Name der deutschen Gesellschaft bürgt uns allein schon dafür,<lb/>
daß der hier mitgetheilte Rath ein wohl zu beherzigender ist; und<lb/>
wenn wir denselben allerdings auch schon in den besseren Auswande-<lb/>
rungsschriften, z. B. in denen der H. H. <hi rendition="#g">Bromme, von Roß</hi> und<lb/>
A., gefunden haben, so kann er doch nicht genug wiederholt werden,<lb/>
da viele Auswanderer leider ihr Vaterland verlassen, ohne sich vorher über<lb/>
diejenigen Punkte zu unterrichten, deren genaue Kenntniß ihnen durch-<lb/>
aus nöthig ist, und viele von ihnen sich klüger als diejenigen dünken,<lb/>
welche durch langjährige Erfahrungen befähigt und berufen sind, Rath<lb/>
zu ertheilen. Wir können dieß Werkchen allen Auswanderern aufs<lb/>
Beste empfehlen.</p>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline> <hi rendition="#aq">R.</hi> </byline>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Rüge</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Das &#x201E;Regensburger Tagblatt&#x201C; hat schon zu verschiedenen Malen<lb/>
unserem Blatte Artikel entlehnt ohne, wie es doch nicht mehr als<lb/>
recht und billig gewesen wäre, die Quelle dabei anzugeben, aus welcher<lb/>
es die Nachrichten schöpfte; wir haben jedoch bisher noch zu diesem<lb/>
Verfahren geschwiegen. Da das genannte Blatt aber, in seiner Nr.<lb/>
178., den Artikel &#x201E;die Beförderung der Auswanderer&#x201C; aus unserer<lb/>
Nr. 38. nicht allein wörtlich und ohne Quellenangabe abdruckt, sondern<lb/>
sich noch dazu erlaubt, demselben, als sei es ein ihm zugeflossener<lb/>
Correspondenz = Artikel, &#x201E;Von der Donau, Juni 20.&#x201C; vorzusetzen, und<lb/>
dadurch unsere Leser glauben machen könnte, <hi rendition="#g">wir</hi> seien literarische<lb/>
Freibeuter, <hi rendition="#g">wir</hi> hätten jenen Artikel entwendet, so sehen wir uns<lb/>
genöthigt, die Handlungsweise des Regensburger Tagblattes hiermit<lb/>
öffentlich bekannt zu machen.   </p><lb/>
        <space dim="horizontal"/>
        <byline> <hi rendition="#b">Die Red. der Allg. Ausw. Zeitung.</hi> </byline>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0005] Herren aus jeder der genannten Städte gefallen, in den öffentlichen Blättern anzugeben, wie viel Geld bereits auf diese Weise aus Deutsch- land hinübergezogen ist, während die in Amerika wohnenden bedürftigen Deutschen den wenigsten Genuß davon gehabt haben. Man würde über diese Summen erstaunen, während dem Vaterlande noch viel bedeutendere Verluste bevorstehen. Eine baldige Hülfe ist nöthig. Jch wünsche solche durch ruhiges, bedachtsames Zusammentreten und festes Zusammenhalten zu erreichen. Die physische Kraft unserer deutschen Unbegüterten, mit Milde und Gerechtigkeit in Amerika benutzt, verbunden mit den Kentnissen, welche Deutsche in Künsten und Wissenschaften besitzen, unterstützt und gehalten durch ein von den Begüterten, zu ihrem eigenen Vortheil in kleinen Beiträgen zusammengebrachtes, sich jährlich erneuerndes Capital, welches sich durch das Gedeihen der deutschen Jndustrie in beiden Län- dern stets vermehren würde, -- das ist nach meiner Ueberzeugung das sicherste und stärkste Band, wodurch die Deutschen auf beiden Seiten des Oceans auf das innigste für ewige Zeiten mit einander verknüpft werden können. Was mich auf diese Jdee gebracht hat, sind folgende deutsche Unternehmungen: 1. Die Feuer= und Lebens = Versicherungsbank in Gotha. Wie klein hat diese angefangen und welche Ausdehnung hat sie erlangt! 2. Der österreichische Lloyd in Triest. Welche wichtige Folgen hat diese Verbindung bereits gehabt und wie großartig werden sich dieselben noch in der Zukunft gestalten! 3. Die Bau= und Gewerbeschule in Holzminden. Sie beweist, wie viel ein Mann durch unermüdliche Thätigkeit und unter richtiger Anwendung geringer Mittel leisten kann. Möge die Anstalt nicht allein zur Ehre des Landes, sondern zum allgemeinen vaterländischen Nutzen in zunehmender Erweiterung ferner gedeihen. 4. Die schöne und zweckmäßige Einrichtung im Fürstenthum Lippe- Detmold, wonach die aus dem kleinen Lande jährlich in andre deutsche Länder auswandernden Ziegelbrenner, durch von der Regierung ange- stellte Abgeordnete überwacht werden. Zwei Männer mit dem bescheidenen Namen, „Lippesche Boten,“ bereisen mehrmals im Jahre die Ziegelbrennereien, wo die Lippeschen Unterthanen Arbeit finden. Sie erfahren an Ort und Stelle alles, was diese betrifft, und jeder Fremde, der an solchen Tagen in Lage oder Brake bei Lemgo Gelegenheit hat, das Benehmen der vielen Arbeiter zu beobachten, und jene Männer, wenn sie diesen Anweisung geben, wohin sie ferner reisen sollen, um sichere Arbeit zu bekommen, der kann sich nur darüber freuen. Die Arbeiter wissen, daß diese Männer sie bei ihren Arbeiten besuchen und daß sie sich nach ihrem Betragen erkundigen. Sie wissen aber auch, daß sie sich ihrer annehmen, wenn ihnen vielleicht Unrecht geschehen sollte. Sie achten und lieben daher diese sogenannten Boten, sind thätig und bescheiden und werden überall gern in den Ziegel- brennereien in Arbeit genommen. Wären die Arbeiter sich ganz selbst überlassen, so würde ihr Betragen ein ganz anderes sein und manche von ihnen könnten weite Reisen machen, ohne jemals Arbeit zu finden.“ Die Ausführung dieses großartigen Unternehmens ist nach der Ansicht des Herrn Hühn nicht unmöglich, ja sogar nicht ein- mal schwer. Wollte Gott, es wäre so. Wir für unsern Theil erblicken große Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen, und wären im Anfange mit Wenigem zufrieden. Auf eine große Theilnahme der Privaten rechnen wir nicht, denn jenes Unternehmen ist von der Feuer= und Lebensversicherungsbank in Gotha und von dem österreichischen Lloyd in Triest gar sehr verschieden, pecuniärer Gewinn ist nicht vorhanden, und eine Ausgabe von drei Thaler preuß. Cour., so klein sie ist, wird von den Meisten gescheut werden. Wofür wir sind, das ist für reine Hospitäler ohne Arbeits- häuser, ähnlich dem deutschen Hospital in London, nur mit dem Unterschiede, daß in jene vorzugsweise Einwandernde aufgenommen werden. Dazu ist aber unserer Ansicht nach nöthig, daß die deut- schen Staaten oder die Zollvereinsstaaten mit der amerikanischen Regierung in Unterhandlung treten und einen Vertrag abschließen, daß sie Krankenhäuser in den verschiedenen Seestädten für die deutschen Einwanderer errichten und beaufsichtigen lassen können und daß das Armen= oder Kopfgeld nicht mehr an die amerika- nischen Hospitäler, sondern an ihre Krankenhäuser abgegeben wird, weil sie selbst für ihre kranken Einwanderer bei und nach ihrer Ankunft sorgen und so den Klagen der Amerikaner über die vielen deutschen Armen und Kranken, die an ihrer Küste abgesetzt werden, ein Ende machen wollen. Wir kommen in Allem, was für unsere Auswanderer geschehen soll, immer wieder darauf zurück, daß die Regierungen derselben sich auf das Angelegent- lichste annehmen müssen. Lieb würde es uns sein, wenn über beide Pläne, den des Herrn Hühn und unseren in diesen Blättern sich competente Stimmen vernehmen lassen würden. Dr. B. Literatur. Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesell- schaft in Newyork an Deutsche, die nach den Verein. Staaten von Nordamerika auszuwandern beabsich- tigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten, mitzuneh- mender Gegenstände und einer Liste einzulegender Lebens- mittel. 3. Aufl. Solingen und Mühlheim a. Rh., Fr. Amberger. 1847. Der Name der deutschen Gesellschaft bürgt uns allein schon dafür, daß der hier mitgetheilte Rath ein wohl zu beherzigender ist; und wenn wir denselben allerdings auch schon in den besseren Auswande- rungsschriften, z. B. in denen der H. H. Bromme, von Roß und A., gefunden haben, so kann er doch nicht genug wiederholt werden, da viele Auswanderer leider ihr Vaterland verlassen, ohne sich vorher über diejenigen Punkte zu unterrichten, deren genaue Kenntniß ihnen durch- aus nöthig ist, und viele von ihnen sich klüger als diejenigen dünken, welche durch langjährige Erfahrungen befähigt und berufen sind, Rath zu ertheilen. Wir können dieß Werkchen allen Auswanderern aufs Beste empfehlen. R. Rüge. Das „Regensburger Tagblatt“ hat schon zu verschiedenen Malen unserem Blatte Artikel entlehnt ohne, wie es doch nicht mehr als recht und billig gewesen wäre, die Quelle dabei anzugeben, aus welcher es die Nachrichten schöpfte; wir haben jedoch bisher noch zu diesem Verfahren geschwiegen. Da das genannte Blatt aber, in seiner Nr. 178., den Artikel „die Beförderung der Auswanderer“ aus unserer Nr. 38. nicht allein wörtlich und ohne Quellenangabe abdruckt, sondern sich noch dazu erlaubt, demselben, als sei es ein ihm zugeflossener Correspondenz = Artikel, „Von der Donau, Juni 20.“ vorzusetzen, und dadurch unsere Leser glauben machen könnte, wir seien literarische Freibeuter, wir hätten jenen Artikel entwendet, so sehen wir uns genöthigt, die Handlungsweise des Regensburger Tagblattes hiermit öffentlich bekannt zu machen. Die Red. der Allg. Ausw. Zeitung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer41_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer41_1847/5
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 41. Rudolstadt, 12. Juli 1847, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer41_1847/5>, abgerufen am 18.12.2024.