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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 33. Rudolstadt, 18. Mai 1847.

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Vermischte Nachrichten.

Vom Kriegsschauplatze. Veracruz, die Hauptstadt
von Meriko, wurde vom 22. bis zum 26. März von den Amerikanern
bombardirt und in einen Trümmerhaufen verwandelt, weil sie der
Aufforderung zur Uebergabe kein Gehör geschenkt hatte. Der Landung
der Truppen gingen einige Scharmützel voran; als jedoch Oberst
Harvey mit einigen Dragonern und Geschützen eine von mehreren
tausend Merikanern besetzte feste Brücke ersturmt hatte, hörte der
Widerstand auf. Die Feinde sollen über 1000 Mann, die Ameri-
rikaner nur 7 Officiere und 58 Gemeine verloren haben. Die frem-
den Consuln hatten sich anfangs auf General Scotts Anerbieten ge-
weigert die Stadt zu verlassen, und sie wurden deßhalb nachher, als
sie während des Bombardements die Schiffe ihrer Nationen zu erreichen
suchten, angehalten und in die Stadt zurückgewiesen. Bedingungen
der Capitulation: Die Garnison streckt das Gewehr; sämmtliche
Truppen werden entlassen und versprechen, nicht wieder gegen die
Ver. Staaten zu fechten; alles öffentliche Eigenthum verfällt den Siegern,
Privateigenthum ist unverletzlich; Religion, Jnstitutionen und Ceremo-
nien der Einwohner werden feierlich garantirt.

Schiffbruch. Das Newcastler Schiff "Exmouth", welches
am 25. April mit Auswanderern von Londondery ( Jrland ) nach
Quebeck unter Segel gegangen war, wurde in der Nacht vom 27.
auf 28. von einem Sturmwinde mit solcher Heftigkeit auf die Riffe
von Ballanawie ( Jslay? ) geschleudert, daß es binnen wenigen
Minuten in Stücke ging. Von 168 Personen, die sich am Bord
befanden, gelang es nur dreien, sich auf die Felsen zu retten.

Seit Medio v. M. hat Hr. R. M. Sloman in Hamburg
folgende Schiffe erpedirt: 1 ) nach Newyork:

Cesar und Helena, Cpt. Tiedemann mit 71 Passagieren,
Vulcan " Patrick " 97 "
Washington " Matzen " 132 "
Henriette u. Rebecca " Hayßen " 92 "
Fany " Playtor " 97 "
Trident " Smidt " 73 "
Danae " Forster "74"

2 ) nach Quebeck:

Scepter " Robertson " 129 "
Henriette Sophia " J. Watson "196"

Das Erkenntniß des Antwerpner Handelsgerichts in der ameri-
kanischen Passagiergesetzfrage hat durch das Gutachten einer
bedeutenden englischen Rechtsautorität eine um so beachtenswerthere
Bestätigung gefunden, als die britischen Juristen besser als ihre Col-
legen auf dem Continente über den Sinn nordamerikanischer Gesetze
zu urtheilen im Stande sind. Der Staats=Anwalt des bri-
tischen Reichs
( Attorney - General ) gab den ihn consultirenden
Parteien sein Gutachten dahin ab, daß die " United States Passen-
gres Act
" sich lediglich auf Fahrzeuge beziehe, die nach
dem 31. Mai von Europa segeln
.

Auch die " deutsche Schnellpost " in Newyork, ein jeder-
zeit für das Jnteresse der Auswanderer in die Schranken tretendes
Blatt, hält dafür, daß die Jnstruction des Schatzsecretairs alle Wohl-
thaten des Gesetzes illusorisch mache, indem sie die bequemere Ein-
richtung der Schiffe durch verdoppelte Fahrpreise aufwiege. Ebenso
zwecklos sei die Beschränkung, welche verbietet, mehr als eine Person
in einem Raume zu betten. Es wäre ebenso gut gewesen, hätte man
das alte Gesetz in den Grundzügen gelassen wie es ist, und nur be-
stimmt, daß der den Passagieren angewiesene Raum nicht nebenbei
für Frachtgüter
benutzt werden solle. Eine entschiedene Verbesse-
rung des Gesetzes dagegen würde es gewesen sein, wenn dasselbe die
Ankunft von Einwanderern in den Wintermonaten

beschränkt hätte. Für Sommerreisen scheine das alte Gesetz gut ge-
nug, für den Winter passe es weniger, weil nicht nur die Gesundheit
[Spaltenumbruch] der Reisenden von dieser Jahreszeit leide, sondern auch Viele wegen
Mangels an Arbeit und Unterkommen in Noth und Elend gerathen.

Wesel, 1. Mai. Hier hat sich eine Auswanderungsgesellschaft
gebildet, bestehend aus jungen Männern, den vornehmsten Familien
angehörend, welche in der neuen Welt ihr Glück versuchen wollen.
Die jungen Männer, Söhne von Kaufleuten, höheren Militärs ec.
lernen alle erst ein Handwerk, um sich gegenseitig unterstützen zu können;
sie wollen mit ihren ziemlich bedeutenden Mitteln eine in sich abge-
schlossene und für sich bestehende Kolonie gründen, ein Neu = Wesel
auf der westlichen Hemisphäre. Einen ähnlichen Zweck, eine gemein-
same Kolonie nach communistischen Grundsätzen zu bilden, hatte eine
größere Auswanderungsgesellschaft, welche aus dem Jnnern Westfalens
hier eintraf; es waren alles Leute, welche den wohlhabenden Classen
der Gesellschaft angehörten; die Frauen und Mädchen trugen selbst
Shawls, was unter den westfälischen Bürger = und Bauernfamilien
nur bei den Wohlhabendsten vorkommt. Ein großer Theil der jungen
Männer trug Röcke nach derselben Form eine Art von Schützenanzug
und weiße Hüte. -- Eine Gesellschaft auswandernder Bergleute ist
gleichfalls hier angemeldet, ihr Ziel ist aber das südliche Amerika;
es soll ihnen, wie wir hören, freie ( ? ) Ueberfahrt zugesichert oder
dieselbe mindesten gestundet sein.    ( Köln. Z. )

Aus Franken, 3. Mai. Das neue amerikanische Passagier-
gesetz ist fortwährend die Angelegenheit des Tages. Sein Jnhalt und
die darauf gegründeten Bekanntmachungen der Bremer Schiffsmäkler
sind nicht nur in allen öffentlichen Privatkreisen, sondern auch in un-
sern zahlreichen Blättern der Gegenstand der lebhaftesten Erörterung.
Der niederschlagende unangenehme Eindruck, welcher dadurch überall
hervorgerufen wurde, ist neuerlich durch die Bekanntmachung einiger
Bremer Häuser, daß sie unter allen Umständen die bereits eingegan-
genen Contracte erfüllen würden, sehr gemildert worden. Hoffentlich
wird die Zeit auch den übrigen Contrahenden die Mittel an die Hand
geben, Alles wieder in den gewohnten Gang zu bringen. Einstweilen
hat unsre Regierung die Verfügung getroffen, daß kein Auswande-
rungs = Consens mehr ertheilt werden soll, bis die in Frage stehenden
Verhältnisse vollkommen geordnet sind.

   

Jn Philadelphia wird demnächst ein Landverkaufs=Verein
zu Stande kommen, welcher nach dem Vorgange des Thomas Rawling
in Bezug auf Engländer und Schottländer, sich zur Aufgabe macht, einen Strich
guten Landes zu kaufen und dasselbe in kleinen Abtheilungen, je nach dem Be-
dürfnisse einer Familie,
an deutsche Landsleute von gutem Ruf wieder
zu verkaufen, um dieselben den Händen betrügerischer Makler und Speculanten
zu entreißen. Bevor dieser Verein ins Leben tritt, will Hr. L. Herbert ( Agent
der Unterstützungsgesellschaft nothleidender Deutschen im Staate Pennsilvanien, früher
Agent der deutschen Einwandrungsgesellschaft ) in Philadelphia den sich an ihn
Wendenden mit gutem Rath an die Hand gehen.

Die Herren Bolten und Milberg in Hamburg haben in Verbindung
mit dem Hause Bech und Kunhardt in Newyork eine neue Actienge-
sellschaft zu regelmäßigen Packetfahrten nach den Vereinigten
Staaten von Nordamerika
gegründet, und diese beschlossen, vorläufig mit
dem Baue von 4 großen Fregattschiffen, zu 50,000 preuß. Thlrn. jedes, fur die
Newyorker Linie anzufangen. Wahrend Hr. Kunhardt das Jnteresse der Auswan-
derer in Newyork wahrnehmen wird, ist Hrn. Milberg die Anschaffung des Pro-
viants, Hrn. Bolten die Expedition der Schiffe, so wie die Correspondenz anver-
traut worden.

Elbing, 5. Mai. Die Auswanderung nach dem südlichen Rußland
hat dieses Jahr eine nie gesehene Ausdehnung erreicht. Ueber 300 Familien des
diesseitigen Marienburger Kreises, wovon mehr als der 10. Theil auf Tiegenhof
kommen, sind theils schon abgereist, theils rüsten sie sich dazu, und manches Hundert
Familien wartet mit Ungeduld auf die Zeit, welche ihnen die Mittel zu eben die-
ser Reise bieten wird.

   

Die Deutschen in den Vereinigten Staaten haben zu Unterstütz-
ungen der Nothleidenden im alten Vaterlande bedeutende Geldsammlun-
gen
veranstaltet, die Städte Louisville ( Kentucky ) und Cincinnati
( Ohio ) allein mehrere tausend Dollars. Gewiß sind diese Liebesgaben, unserer
großen Noth gegenüber, nur eine geringe Hülfe; aber sie sind ein schöner und
erfreulicher Beweis, daß die Deutschen jenseits des Oceans nicht aufhören wollen,
unsere Landsleute zu sein, und in guten wie in bösen Tagen der alten Heimath
gedenken.

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Vermischte Nachrichten.

Vom Kriegsschauplatze. Veracruz, die Hauptstadt
von Meriko, wurde vom 22. bis zum 26. März von den Amerikanern
bombardirt und in einen Trümmerhaufen verwandelt, weil sie der
Aufforderung zur Uebergabe kein Gehör geschenkt hatte. Der Landung
der Truppen gingen einige Scharmützel voran; als jedoch Oberst
Harvey mit einigen Dragonern und Geschützen eine von mehreren
tausend Merikanern besetzte feste Brücke ersturmt hatte, hörte der
Widerstand auf. Die Feinde sollen über 1000 Mann, die Ameri-
rikaner nur 7 Officiere und 58 Gemeine verloren haben. Die frem-
den Consuln hatten sich anfangs auf General Scotts Anerbieten ge-
weigert die Stadt zu verlassen, und sie wurden deßhalb nachher, als
sie während des Bombardements die Schiffe ihrer Nationen zu erreichen
suchten, angehalten und in die Stadt zurückgewiesen. Bedingungen
der Capitulation: Die Garnison streckt das Gewehr; sämmtliche
Truppen werden entlassen und versprechen, nicht wieder gegen die
Ver. Staaten zu fechten; alles öffentliche Eigenthum verfällt den Siegern,
Privateigenthum ist unverletzlich; Religion, Jnstitutionen und Ceremo-
nien der Einwohner werden feierlich garantirt.

Schiffbruch. Das Newcastler Schiff „Exmouth“, welches
am 25. April mit Auswanderern von Londondery ( Jrland ) nach
Quebeck unter Segel gegangen war, wurde in der Nacht vom 27.
auf 28. von einem Sturmwinde mit solcher Heftigkeit auf die Riffe
von Ballanawie ( Jslay? ) geschleudert, daß es binnen wenigen
Minuten in Stücke ging. Von 168 Personen, die sich am Bord
befanden, gelang es nur dreien, sich auf die Felsen zu retten.

Seit Medio v. M. hat Hr. R. M. Sloman in Hamburg
folgende Schiffe erpedirt: 1 ) nach Newyork:

Cesar und Helena, Cpt. Tiedemann mit 71 Passagieren,
Vulcan Patrick 97
Washington Matzen 132
Henriette u. Rebecca Hayßen 92
Fany Playtor 97
Trident Smidt 73
Danae Forster 74

2 ) nach Quebeck:

Scepter Robertson 129
Henriette Sophia J. Watson 196

Das Erkenntniß des Antwerpner Handelsgerichts in der ameri-
kanischen Passagiergesetzfrage hat durch das Gutachten einer
bedeutenden englischen Rechtsautorität eine um so beachtenswerthere
Bestätigung gefunden, als die britischen Juristen besser als ihre Col-
legen auf dem Continente über den Sinn nordamerikanischer Gesetze
zu urtheilen im Stande sind. Der Staats=Anwalt des bri-
tischen Reichs
( Attorney - General ) gab den ihn consultirenden
Parteien sein Gutachten dahin ab, daß die „ United States Passen-
gres Act
sich lediglich auf Fahrzeuge beziehe, die nach
dem 31. Mai von Europa segeln
.

Auch die „ deutsche Schnellpost “ in Newyork, ein jeder-
zeit für das Jnteresse der Auswanderer in die Schranken tretendes
Blatt, hält dafür, daß die Jnstruction des Schatzsecretairs alle Wohl-
thaten des Gesetzes illusorisch mache, indem sie die bequemere Ein-
richtung der Schiffe durch verdoppelte Fahrpreise aufwiege. Ebenso
zwecklos sei die Beschränkung, welche verbietet, mehr als eine Person
in einem Raume zu betten. Es wäre ebenso gut gewesen, hätte man
das alte Gesetz in den Grundzügen gelassen wie es ist, und nur be-
stimmt, daß der den Passagieren angewiesene Raum nicht nebenbei
für Frachtgüter
benutzt werden solle. Eine entschiedene Verbesse-
rung des Gesetzes dagegen würde es gewesen sein, wenn dasselbe die
Ankunft von Einwanderern in den Wintermonaten

beschränkt hätte. Für Sommerreisen scheine das alte Gesetz gut ge-
nug, für den Winter passe es weniger, weil nicht nur die Gesundheit
[Spaltenumbruch] der Reisenden von dieser Jahreszeit leide, sondern auch Viele wegen
Mangels an Arbeit und Unterkommen in Noth und Elend gerathen.

Wesel, 1. Mai. Hier hat sich eine Auswanderungsgesellschaft
gebildet, bestehend aus jungen Männern, den vornehmsten Familien
angehörend, welche in der neuen Welt ihr Glück versuchen wollen.
Die jungen Männer, Söhne von Kaufleuten, höheren Militärs ec.
lernen alle erst ein Handwerk, um sich gegenseitig unterstützen zu können;
sie wollen mit ihren ziemlich bedeutenden Mitteln eine in sich abge-
schlossene und für sich bestehende Kolonie gründen, ein Neu = Wesel
auf der westlichen Hemisphäre. Einen ähnlichen Zweck, eine gemein-
same Kolonie nach communistischen Grundsätzen zu bilden, hatte eine
größere Auswanderungsgesellschaft, welche aus dem Jnnern Westfalens
hier eintraf; es waren alles Leute, welche den wohlhabenden Classen
der Gesellschaft angehörten; die Frauen und Mädchen trugen selbst
Shawls, was unter den westfälischen Bürger = und Bauernfamilien
nur bei den Wohlhabendsten vorkommt. Ein großer Theil der jungen
Männer trug Röcke nach derselben Form eine Art von Schützenanzug
und weiße Hüte. -- Eine Gesellschaft auswandernder Bergleute ist
gleichfalls hier angemeldet, ihr Ziel ist aber das südliche Amerika;
es soll ihnen, wie wir hören, freie ( ? ) Ueberfahrt zugesichert oder
dieselbe mindesten gestundet sein.    ( Köln. Z. )

Aus Franken, 3. Mai. Das neue amerikanische Passagier-
gesetz ist fortwährend die Angelegenheit des Tages. Sein Jnhalt und
die darauf gegründeten Bekanntmachungen der Bremer Schiffsmäkler
sind nicht nur in allen öffentlichen Privatkreisen, sondern auch in un-
sern zahlreichen Blättern der Gegenstand der lebhaftesten Erörterung.
Der niederschlagende unangenehme Eindruck, welcher dadurch überall
hervorgerufen wurde, ist neuerlich durch die Bekanntmachung einiger
Bremer Häuser, daß sie unter allen Umständen die bereits eingegan-
genen Contracte erfüllen würden, sehr gemildert worden. Hoffentlich
wird die Zeit auch den übrigen Contrahenden die Mittel an die Hand
geben, Alles wieder in den gewohnten Gang zu bringen. Einstweilen
hat unsre Regierung die Verfügung getroffen, daß kein Auswande-
rungs = Consens mehr ertheilt werden soll, bis die in Frage stehenden
Verhältnisse vollkommen geordnet sind.

   

Jn Philadelphia wird demnächst ein Landverkaufs=Verein
zu Stande kommen, welcher nach dem Vorgange des Thomas Rawling
in Bezug auf Engländer und Schottländer, sich zur Aufgabe macht, einen Strich
guten Landes zu kaufen und dasselbe in kleinen Abtheilungen, je nach dem Be-
dürfnisse einer Familie,
an deutsche Landsleute von gutem Ruf wieder
zu verkaufen, um dieselben den Händen betrügerischer Makler und Speculanten
zu entreißen. Bevor dieser Verein ins Leben tritt, will Hr. L. Herbert ( Agent
der Unterstützungsgesellschaft nothleidender Deutschen im Staate Pennsilvanien, früher
Agent der deutschen Einwandrungsgesellschaft ) in Philadelphia den sich an ihn
Wendenden mit gutem Rath an die Hand gehen.

Die Herren Bolten und Milberg in Hamburg haben in Verbindung
mit dem Hause Bech und Kunhardt in Newyork eine neue Actienge-
sellschaft zu regelmäßigen Packetfahrten nach den Vereinigten
Staaten von Nordamerika
gegründet, und diese beschlossen, vorläufig mit
dem Baue von 4 großen Fregattschiffen, zu 50,000 preuß. Thlrn. jedes, fur die
Newyorker Linie anzufangen. Wahrend Hr. Kunhardt das Jnteresse der Auswan-
derer in Newyork wahrnehmen wird, ist Hrn. Milberg die Anschaffung des Pro-
viants, Hrn. Bolten die Expedition der Schiffe, so wie die Correspondenz anver-
traut worden.

Elbing, 5. Mai. Die Auswanderung nach dem südlichen Rußland
hat dieses Jahr eine nie gesehene Ausdehnung erreicht. Ueber 300 Familien des
diesseitigen Marienburger Kreises, wovon mehr als der 10. Theil auf Tiegenhof
kommen, sind theils schon abgereist, theils rüsten sie sich dazu, und manches Hundert
Familien wartet mit Ungeduld auf die Zeit, welche ihnen die Mittel zu eben die-
ser Reise bieten wird.

   

Die Deutschen in den Vereinigten Staaten haben zu Unterstütz-
ungen der Nothleidenden im alten Vaterlande bedeutende Geldsammlun-
gen
veranstaltet, die Städte Louisville ( Kentucky ) und Cincinnati
( Ohio ) allein mehrere tausend Dollars. Gewiß sind diese Liebesgaben, unserer
großen Noth gegenüber, nur eine geringe Hülfe; aber sie sind ein schöner und
erfreulicher Beweis, daß die Deutschen jenseits des Oceans nicht aufhören wollen,
unsere Landsleute zu sein, und in guten wie in bösen Tagen der alten Heimath
gedenken.

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[253/0007] Vermischte Nachrichten. Vom Kriegsschauplatze. Veracruz, die Hauptstadt von Meriko, wurde vom 22. bis zum 26. März von den Amerikanern bombardirt und in einen Trümmerhaufen verwandelt, weil sie der Aufforderung zur Uebergabe kein Gehör geschenkt hatte. Der Landung der Truppen gingen einige Scharmützel voran; als jedoch Oberst Harvey mit einigen Dragonern und Geschützen eine von mehreren tausend Merikanern besetzte feste Brücke ersturmt hatte, hörte der Widerstand auf. Die Feinde sollen über 1000 Mann, die Ameri- rikaner nur 7 Officiere und 58 Gemeine verloren haben. Die frem- den Consuln hatten sich anfangs auf General Scotts Anerbieten ge- weigert die Stadt zu verlassen, und sie wurden deßhalb nachher, als sie während des Bombardements die Schiffe ihrer Nationen zu erreichen suchten, angehalten und in die Stadt zurückgewiesen. Bedingungen der Capitulation: Die Garnison streckt das Gewehr; sämmtliche Truppen werden entlassen und versprechen, nicht wieder gegen die Ver. Staaten zu fechten; alles öffentliche Eigenthum verfällt den Siegern, Privateigenthum ist unverletzlich; Religion, Jnstitutionen und Ceremo- nien der Einwohner werden feierlich garantirt. Schiffbruch. Das Newcastler Schiff „Exmouth“, welches am 25. April mit Auswanderern von Londondery ( Jrland ) nach Quebeck unter Segel gegangen war, wurde in der Nacht vom 27. auf 28. von einem Sturmwinde mit solcher Heftigkeit auf die Riffe von Ballanawie ( Jslay? ) geschleudert, daß es binnen wenigen Minuten in Stücke ging. Von 168 Personen, die sich am Bord befanden, gelang es nur dreien, sich auf die Felsen zu retten. Seit Medio v. M. hat Hr. R. M. Sloman in Hamburg folgende Schiffe erpedirt: 1 ) nach Newyork: Cesar und Helena, Cpt. Tiedemann mit 71 Passagieren, Vulcan „ Patrick „ 97 „ Washington „ Matzen „ 132 „ Henriette u. Rebecca „ Hayßen „ 92 „ Fany „ Playtor „ 97 „ Trident „ Smidt „ 73 „ Danae „ Forster „ 74 „ 2 ) nach Quebeck: Scepter „ Robertson „ 129 „ Henriette Sophia „ J. Watson „ 196 „ Das Erkenntniß des Antwerpner Handelsgerichts in der ameri- kanischen Passagiergesetzfrage hat durch das Gutachten einer bedeutenden englischen Rechtsautorität eine um so beachtenswerthere Bestätigung gefunden, als die britischen Juristen besser als ihre Col- legen auf dem Continente über den Sinn nordamerikanischer Gesetze zu urtheilen im Stande sind. Der Staats=Anwalt des bri- tischen Reichs ( Attorney - General ) gab den ihn consultirenden Parteien sein Gutachten dahin ab, daß die „ United States Passen- gres Act “ sich lediglich auf Fahrzeuge beziehe, die nach dem 31. Mai von Europa segeln. Auch die „ deutsche Schnellpost “ in Newyork, ein jeder- zeit für das Jnteresse der Auswanderer in die Schranken tretendes Blatt, hält dafür, daß die Jnstruction des Schatzsecretairs alle Wohl- thaten des Gesetzes illusorisch mache, indem sie die bequemere Ein- richtung der Schiffe durch verdoppelte Fahrpreise aufwiege. Ebenso zwecklos sei die Beschränkung, welche verbietet, mehr als eine Person in einem Raume zu betten. Es wäre ebenso gut gewesen, hätte man das alte Gesetz in den Grundzügen gelassen wie es ist, und nur be- stimmt, daß der den Passagieren angewiesene Raum nicht nebenbei für Frachtgüter benutzt werden solle. Eine entschiedene Verbesse- rung des Gesetzes dagegen würde es gewesen sein, wenn dasselbe die Ankunft von Einwanderern in den Wintermonaten beschränkt hätte. Für Sommerreisen scheine das alte Gesetz gut ge- nug, für den Winter passe es weniger, weil nicht nur die Gesundheit der Reisenden von dieser Jahreszeit leide, sondern auch Viele wegen Mangels an Arbeit und Unterkommen in Noth und Elend gerathen. Wesel, 1. Mai. Hier hat sich eine Auswanderungsgesellschaft gebildet, bestehend aus jungen Männern, den vornehmsten Familien angehörend, welche in der neuen Welt ihr Glück versuchen wollen. Die jungen Männer, Söhne von Kaufleuten, höheren Militärs ec. lernen alle erst ein Handwerk, um sich gegenseitig unterstützen zu können; sie wollen mit ihren ziemlich bedeutenden Mitteln eine in sich abge- schlossene und für sich bestehende Kolonie gründen, ein Neu = Wesel auf der westlichen Hemisphäre. Einen ähnlichen Zweck, eine gemein- same Kolonie nach communistischen Grundsätzen zu bilden, hatte eine größere Auswanderungsgesellschaft, welche aus dem Jnnern Westfalens hier eintraf; es waren alles Leute, welche den wohlhabenden Classen der Gesellschaft angehörten; die Frauen und Mädchen trugen selbst Shawls, was unter den westfälischen Bürger = und Bauernfamilien nur bei den Wohlhabendsten vorkommt. Ein großer Theil der jungen Männer trug Röcke nach derselben Form eine Art von Schützenanzug und weiße Hüte. -- Eine Gesellschaft auswandernder Bergleute ist gleichfalls hier angemeldet, ihr Ziel ist aber das südliche Amerika; es soll ihnen, wie wir hören, freie ( ? ) Ueberfahrt zugesichert oder dieselbe mindesten gestundet sein. ( Köln. Z. ) Aus Franken, 3. Mai. Das neue amerikanische Passagier- gesetz ist fortwährend die Angelegenheit des Tages. Sein Jnhalt und die darauf gegründeten Bekanntmachungen der Bremer Schiffsmäkler sind nicht nur in allen öffentlichen Privatkreisen, sondern auch in un- sern zahlreichen Blättern der Gegenstand der lebhaftesten Erörterung. Der niederschlagende unangenehme Eindruck, welcher dadurch überall hervorgerufen wurde, ist neuerlich durch die Bekanntmachung einiger Bremer Häuser, daß sie unter allen Umständen die bereits eingegan- genen Contracte erfüllen würden, sehr gemildert worden. Hoffentlich wird die Zeit auch den übrigen Contrahenden die Mittel an die Hand geben, Alles wieder in den gewohnten Gang zu bringen. Einstweilen hat unsre Regierung die Verfügung getroffen, daß kein Auswande- rungs = Consens mehr ertheilt werden soll, bis die in Frage stehenden Verhältnisse vollkommen geordnet sind. ( Wes. Z. ) Jn Philadelphia wird demnächst ein Landverkaufs=Verein zu Stande kommen, welcher nach dem Vorgange des Thomas Rawling in Bezug auf Engländer und Schottländer, sich zur Aufgabe macht, einen Strich guten Landes zu kaufen und dasselbe in kleinen Abtheilungen, je nach dem Be- dürfnisse einer Familie, an deutsche Landsleute von gutem Ruf wieder zu verkaufen, um dieselben den Händen betrügerischer Makler und Speculanten zu entreißen. Bevor dieser Verein ins Leben tritt, will Hr. L. Herbert ( Agent der Unterstützungsgesellschaft nothleidender Deutschen im Staate Pennsilvanien, früher Agent der deutschen Einwandrungsgesellschaft ) in Philadelphia den sich an ihn Wendenden mit gutem Rath an die Hand gehen. Die Herren Bolten und Milberg in Hamburg haben in Verbindung mit dem Hause Bech und Kunhardt in Newyork eine neue Actienge- sellschaft zu regelmäßigen Packetfahrten nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika gegründet, und diese beschlossen, vorläufig mit dem Baue von 4 großen Fregattschiffen, zu 50,000 preuß. Thlrn. jedes, fur die Newyorker Linie anzufangen. Wahrend Hr. Kunhardt das Jnteresse der Auswan- derer in Newyork wahrnehmen wird, ist Hrn. Milberg die Anschaffung des Pro- viants, Hrn. Bolten die Expedition der Schiffe, so wie die Correspondenz anver- traut worden. Elbing, 5. Mai. Die Auswanderung nach dem südlichen Rußland hat dieses Jahr eine nie gesehene Ausdehnung erreicht. Ueber 300 Familien des diesseitigen Marienburger Kreises, wovon mehr als der 10. Theil auf Tiegenhof kommen, sind theils schon abgereist, theils rüsten sie sich dazu, und manches Hundert Familien wartet mit Ungeduld auf die Zeit, welche ihnen die Mittel zu eben die- ser Reise bieten wird. ( Berl. Z. ) Die Deutschen in den Vereinigten Staaten haben zu Unterstütz- ungen der Nothleidenden im alten Vaterlande bedeutende Geldsammlun- gen veranstaltet, die Städte Louisville ( Kentucky ) und Cincinnati ( Ohio ) allein mehrere tausend Dollars. Gewiß sind diese Liebesgaben, unserer großen Noth gegenüber, nur eine geringe Hülfe; aber sie sind ein schöner und erfreulicher Beweis, daß die Deutschen jenseits des Oceans nicht aufhören wollen, unsere Landsleute zu sein, und in guten wie in bösen Tagen der alten Heimath gedenken. ( Wes. Z. )

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 33. Rudolstadt, 18. Mai 1847, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer33_1847/7>, abgerufen am 24.11.2024.