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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 8. Rudolstadt, 17. November 1846.

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Bäumler Zeugniß ablegen, durch die größte Verdummung und
den abscheulichsten Sectengeist erhalten.

Wer in Amerika fortkommen will, muß arbeiten; "wer nicht
arbeiten will, der verhungert in Amerika so gut wie in Deutsch-
land." Wir gehen noch einen Schritt weiter und sagen: wer
nicht arbeiten will der verhungert in Amerika eher als in Deutsch-
land; hier kann er betteln oder von Verwandten sich füttern lassen,
dort ist das Betteln eine Schande, und der Trost heißt: hilf dir
selbst; arbeite, Armuth schändet nicht. Nach Amerika übersiedelnde,
deutsche Landleute sollen bei ihrer deutschen, sorgfältigen Acker-
weise verbleiben, ohne -- und das ist wohl zu beherzigen --
die Erleichterungen, welche der praktische Sinn der
Amerikaner erfand, zu verwerfen.
Wer seinem eigenen
Kopfe folgt, verliert Geld und wird ausgelacht. Wir kannten
Schweizer, die Alles nach schweizerischer Art machen ließen; das
müssen wir besser verstehen, als die dummen Amerikaner, war
ihre Entgegnung; sie verstanden es so gut, daß der eine von
Haus und Hof mußte, die übrigen auf amerikanische Weise zu
arbeiten anfangen mußten. Der Deutsche muß offene Augen und
Ohren haben, und darf nicht denken, daß er die Leute da drüben
Weisheit lehren kann, sondern muß wissen, daß er Weisheit ler-
nen muß. Die Amerikaner sind gar nicht so dumm, wie viele
Auswanderer dieselben sich vorstellen. Dasselbe gilt auch von den
Handwerkern, und wir stimmen dem Verfasser völlig bei,
wenn er schreibt:

"Deutsche Handwerker, selbst wenn sie mit hinlänglichem
Vermögen zur Errichtung eines eigenen Geschäftes versehen, lan-
den, thun wohl, erst einige Zeit als Gehülfen zu arbeiten, um
die amerikanische Arbeitsweise und die besten Quellen des rohen
Materials und zum Absatze für ihre Waare kennen zu lernen.
Anders Handelnde müssen sich fast immer die nöthige Erfahrung
durch schweres Lehrgeld erkaufen."    ( Fortsetzung folgt ) .

Das neue Project.

Das neue Project ist in sein zweites Stadium eingetreten. Wir
wissen nun, wie der Projectmacher heißt: Carl Krafft, und
wie es lautet. Es steht in No. 5. der Auswanderungs = Zeitung.
Wir haben dasselbe mit Bedacht durchgelesen, mehrere Male durch-
gelesen, sind aber keineswegs für dasselbe gewonnen worden; im
Gegentheile, wir sind in unserer Ansicht, daß es ein unglückliches
Unternehmen ist, noch mehr bestärkt worden, und müssen aber-
mals vor demselben warnen. Die Gesellschaft soll aus 60--80
Familien mit einem Capitale von 20,000 Dollars bestehen und
zusammengesetzt sein:

1 ) aus 8 wissenschaftlich Gebildeten, einem Prediger, Schul-
lehrer, Jngenieur, Arzt, Apotheker, Chirurg, Jurist und
Forstmann;
2 ) aus 20 Handwerkern, einem Bäcker, Brauer, Böttger,
Holzdreher, Gärtner, Glaser, Klempner, Maurer, Metz-
[Spaltenumbruch] ger, Müller, Sattler, Schmied, Schneider, Schuhmacher,
Seifensieder, Stellmacher, Tischler, Uhrmacher, Ziegelbren-
ner und Zimmermann;
3 ) aus 40 Bauern oder Landwirthen.

Die Zusammensetzung liefert genügendes Zeugniß, daß der
Candidat mit den amerikanischen Verhältnissen und dem, was
noth thut, gar nicht bekannt ist. Wir wollen auf den Unsinn:
Apotheker, Jurist und Forstmann, nicht wieder zurückkommen; der
Chirurg mag nothwendig sein, denn wenn die wissenschaftlich Ge-
bildeten Bäume fällen, den Pflug führen und die Fuhrleute spie-
len, mögen Verrenkungen, Quetschungen, Wunden und dergl.
gar häufig vorkommen, kann aber ganz wegfallen, wenn der Arzt
zugleich Chirurg ist. Der Apotheker kann auch zu Hause bleiben,
da er von 80 Familien schwerlich leben kann und die Aerzte auf
dem Lande und auch in Städten selbst dispensiren. Nun die
alphabetische Zusammensetzung der Handwerker. Ein Zimmer-
mann und Ein Maurer!! Sieht denn nicht jeder Vernünftige
auf den ersten Blick, daß dieß viel zu wenig ist! 80 Familien
wollen Häuser und Ställe haben; ein Zimmermann und ein
Maurer sollen sie bauen! O heilige Einfalt! Oder sollen diese
nur anstellen und beaufsichtigen, und die übrigen die Wohnungen,
die nur Blockhäuser sein sollen, aufführen? Was soll der Bäcker
thun? An Bäcker = Kuchen und Confect ist in einer neuen An-
siedelung nicht so bald zu denken. Die Hausfrauen backen das
Brod, und welche Kuchen backen will, mag in ihrem Backofen
einige mitbacken. Eine geschickte Hausfrau oder zwei können selbst
den gemeinschaftlichen Backofen besorgen. Der Brauer? Zu-
erst das nöthige Brod, dann Verkauf der überflüssigen Producte,
um Kolonialwaaren, Stoff zu Kleidern ec. einzukaufen, und wenn
Alles hübsch in Ordnung ist, nun meinetwegen eine Bierbrauerei,
die aber, was wir voraussagen, nicht rentirt. Der Holzdreher?
den muß der Tischler mitmachen können, jener hat nicht genug
zu thun, ausgenommen, er tagelöhnert. Der Gärtner? Soll
der dem Herrn Pfarrer, Doctor, Apotheker u. s. w. die Gärten
anlegen und unterhalten? Das Gemüse wird von jedem Haus-
eigenthümer, und alle Mitglieder sollen es doch werden, in seinem
Gärtchen gepflanzt und gezogen. Die Ansiedelung müßte denn
in der Nähe einer großen Stadt geschehen, so daß der Gärtner
sein Gemüse zu Markte bringen könnte; allein was sind dann
20,000 Dollars, um in solcher Gegend für 80 Familien Land
anzukaufen. Fenster und Fensterscheiben haben ihre gewisse Höhe
und Breite, und man setzt die Scheiben selbst ein und verkittet
sie. Wozu der Glaser? der Mann muß verhungern, wenn
er für die wissenschaftlich Gebildeten nicht tagelöhnern will. Der
Metzger? Hat der Bauer ein Schwein, so schlachtet er es selbst,
oder ruft einen Nachbar zu Hülfe; das Geld muß erspart werden.
So auch der Seifensieder; eine gute Bauersfrau in Amerika
kocht ihre Seife selbst und zieht ihre Lichte auch selbst. Alle diese
Handwerker sammt dem Uhrmacher werden sehr schlecht fahren;
wandern sie ja mit aus, in zwei Jahren sitzen sie nicht mehr in
der Kolonie, und bereuen dann ihren Schritt, wenn sie nicht ohne
große Opfer haben loskommen können.

Bäumler Zeugniß ablegen, durch die größte Verdummung und
den abscheulichsten Sectengeist erhalten.

Wer in Amerika fortkommen will, muß arbeiten; „wer nicht
arbeiten will, der verhungert in Amerika so gut wie in Deutsch-
land.“ Wir gehen noch einen Schritt weiter und sagen: wer
nicht arbeiten will der verhungert in Amerika eher als in Deutsch-
land; hier kann er betteln oder von Verwandten sich füttern lassen,
dort ist das Betteln eine Schande, und der Trost heißt: hilf dir
selbst; arbeite, Armuth schändet nicht. Nach Amerika übersiedelnde,
deutsche Landleute sollen bei ihrer deutschen, sorgfältigen Acker-
weise verbleiben, ohne -- und das ist wohl zu beherzigen --
die Erleichterungen, welche der praktische Sinn der
Amerikaner erfand, zu verwerfen.
Wer seinem eigenen
Kopfe folgt, verliert Geld und wird ausgelacht. Wir kannten
Schweizer, die Alles nach schweizerischer Art machen ließen; das
müssen wir besser verstehen, als die dummen Amerikaner, war
ihre Entgegnung; sie verstanden es so gut, daß der eine von
Haus und Hof mußte, die übrigen auf amerikanische Weise zu
arbeiten anfangen mußten. Der Deutsche muß offene Augen und
Ohren haben, und darf nicht denken, daß er die Leute da drüben
Weisheit lehren kann, sondern muß wissen, daß er Weisheit ler-
nen muß. Die Amerikaner sind gar nicht so dumm, wie viele
Auswanderer dieselben sich vorstellen. Dasselbe gilt auch von den
Handwerkern, und wir stimmen dem Verfasser völlig bei,
wenn er schreibt:

„Deutsche Handwerker, selbst wenn sie mit hinlänglichem
Vermögen zur Errichtung eines eigenen Geschäftes versehen, lan-
den, thun wohl, erst einige Zeit als Gehülfen zu arbeiten, um
die amerikanische Arbeitsweise und die besten Quellen des rohen
Materials und zum Absatze für ihre Waare kennen zu lernen.
Anders Handelnde müssen sich fast immer die nöthige Erfahrung
durch schweres Lehrgeld erkaufen.“    ( Fortsetzung folgt ) .

Das neue Project.

Das neue Project ist in sein zweites Stadium eingetreten. Wir
wissen nun, wie der Projectmacher heißt: Carl Krafft, und
wie es lautet. Es steht in No. 5. der Auswanderungs = Zeitung.
Wir haben dasselbe mit Bedacht durchgelesen, mehrere Male durch-
gelesen, sind aber keineswegs für dasselbe gewonnen worden; im
Gegentheile, wir sind in unserer Ansicht, daß es ein unglückliches
Unternehmen ist, noch mehr bestärkt worden, und müssen aber-
mals vor demselben warnen. Die Gesellschaft soll aus 60--80
Familien mit einem Capitale von 20,000 Dollars bestehen und
zusammengesetzt sein:

1 ) aus 8 wissenschaftlich Gebildeten, einem Prediger, Schul-
lehrer, Jngenieur, Arzt, Apotheker, Chirurg, Jurist und
Forstmann;
2 ) aus 20 Handwerkern, einem Bäcker, Brauer, Böttger,
Holzdreher, Gärtner, Glaser, Klempner, Maurer, Metz-
[Spaltenumbruch] ger, Müller, Sattler, Schmied, Schneider, Schuhmacher,
Seifensieder, Stellmacher, Tischler, Uhrmacher, Ziegelbren-
ner und Zimmermann;
3 ) aus 40 Bauern oder Landwirthen.

Die Zusammensetzung liefert genügendes Zeugniß, daß der
Candidat mit den amerikanischen Verhältnissen und dem, was
noth thut, gar nicht bekannt ist. Wir wollen auf den Unsinn:
Apotheker, Jurist und Forstmann, nicht wieder zurückkommen; der
Chirurg mag nothwendig sein, denn wenn die wissenschaftlich Ge-
bildeten Bäume fällen, den Pflug führen und die Fuhrleute spie-
len, mögen Verrenkungen, Quetschungen, Wunden und dergl.
gar häufig vorkommen, kann aber ganz wegfallen, wenn der Arzt
zugleich Chirurg ist. Der Apotheker kann auch zu Hause bleiben,
da er von 80 Familien schwerlich leben kann und die Aerzte auf
dem Lande und auch in Städten selbst dispensiren. Nun die
alphabetische Zusammensetzung der Handwerker. Ein Zimmer-
mann und Ein Maurer!! Sieht denn nicht jeder Vernünftige
auf den ersten Blick, daß dieß viel zu wenig ist! 80 Familien
wollen Häuser und Ställe haben; ein Zimmermann und ein
Maurer sollen sie bauen! O heilige Einfalt! Oder sollen diese
nur anstellen und beaufsichtigen, und die übrigen die Wohnungen,
die nur Blockhäuser sein sollen, aufführen? Was soll der Bäcker
thun? An Bäcker = Kuchen und Confect ist in einer neuen An-
siedelung nicht so bald zu denken. Die Hausfrauen backen das
Brod, und welche Kuchen backen will, mag in ihrem Backofen
einige mitbacken. Eine geschickte Hausfrau oder zwei können selbst
den gemeinschaftlichen Backofen besorgen. Der Brauer? Zu-
erst das nöthige Brod, dann Verkauf der überflüssigen Producte,
um Kolonialwaaren, Stoff zu Kleidern ec. einzukaufen, und wenn
Alles hübsch in Ordnung ist, nun meinetwegen eine Bierbrauerei,
die aber, was wir voraussagen, nicht rentirt. Der Holzdreher?
den muß der Tischler mitmachen können, jener hat nicht genug
zu thun, ausgenommen, er tagelöhnert. Der Gärtner? Soll
der dem Herrn Pfarrer, Doctor, Apotheker u. s. w. die Gärten
anlegen und unterhalten? Das Gemüse wird von jedem Haus-
eigenthümer, und alle Mitglieder sollen es doch werden, in seinem
Gärtchen gepflanzt und gezogen. Die Ansiedelung müßte denn
in der Nähe einer großen Stadt geschehen, so daß der Gärtner
sein Gemüse zu Markte bringen könnte; allein was sind dann
20,000 Dollars, um in solcher Gegend für 80 Familien Land
anzukaufen. Fenster und Fensterscheiben haben ihre gewisse Höhe
und Breite, und man setzt die Scheiben selbst ein und verkittet
sie. Wozu der Glaser? der Mann muß verhungern, wenn
er für die wissenschaftlich Gebildeten nicht tagelöhnern will. Der
Metzger? Hat der Bauer ein Schwein, so schlachtet er es selbst,
oder ruft einen Nachbar zu Hülfe; das Geld muß erspart werden.
So auch der Seifensieder; eine gute Bauersfrau in Amerika
kocht ihre Seife selbst und zieht ihre Lichte auch selbst. Alle diese
Handwerker sammt dem Uhrmacher werden sehr schlecht fahren;
wandern sie ja mit aus, in zwei Jahren sitzen sie nicht mehr in
der Kolonie, und bereuen dann ihren Schritt, wenn sie nicht ohne
große Opfer haben loskommen können.

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Anders Handelnde müssen sich fast immer die nöthige Erfahrung durch schweres Lehrgeld erkaufen.“ ( Fortsetzung folgt ) . Das neue Project. Das neue Project ist in sein zweites Stadium eingetreten. Wir wissen nun, wie der Projectmacher heißt: Carl Krafft, und wie es lautet. Es steht in No. 5. der Auswanderungs = Zeitung. Wir haben dasselbe mit Bedacht durchgelesen, mehrere Male durch- gelesen, sind aber keineswegs für dasselbe gewonnen worden; im Gegentheile, wir sind in unserer Ansicht, daß es ein unglückliches Unternehmen ist, noch mehr bestärkt worden, und müssen aber- mals vor demselben warnen. Die Gesellschaft soll aus 60--80 Familien mit einem Capitale von 20,000 Dollars bestehen und zusammengesetzt sein: 1 ) aus 8 wissenschaftlich Gebildeten, einem Prediger, Schul- lehrer, Jngenieur, Arzt, Apotheker, Chirurg, Jurist und Forstmann; 2 ) aus 20 Handwerkern, einem Bäcker, Brauer, Böttger, Holzdreher, Gärtner, Glaser, Klempner, Maurer, Metz- ger, Müller, Sattler, Schmied, Schneider, Schuhmacher, Seifensieder, Stellmacher, Tischler, Uhrmacher, Ziegelbren- ner und Zimmermann; 3 ) aus 40 Bauern oder Landwirthen. Die Zusammensetzung liefert genügendes Zeugniß, daß der Candidat mit den amerikanischen Verhältnissen und dem, was noth thut, gar nicht bekannt ist. 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Die Ansiedelung müßte denn in der Nähe einer großen Stadt geschehen, so daß der Gärtner sein Gemüse zu Markte bringen könnte; allein was sind dann 20,000 Dollars, um in solcher Gegend für 80 Familien Land anzukaufen. Fenster und Fensterscheiben haben ihre gewisse Höhe und Breite, und man setzt die Scheiben selbst ein und verkittet sie. Wozu der Glaser? der Mann muß verhungern, wenn er für die wissenschaftlich Gebildeten nicht tagelöhnern will. Der Metzger? Hat der Bauer ein Schwein, so schlachtet er es selbst, oder ruft einen Nachbar zu Hülfe; das Geld muß erspart werden. So auch der Seifensieder; eine gute Bauersfrau in Amerika kocht ihre Seife selbst und zieht ihre Lichte auch selbst. Alle diese Handwerker sammt dem Uhrmacher werden sehr schlecht fahren; wandern sie ja mit aus, in zwei Jahren sitzen sie nicht mehr in der Kolonie, und bereuen dann ihren Schritt, wenn sie nicht ohne große Opfer haben loskommen können.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 8. Rudolstadt, 17. November 1846, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer08_1846/3>, abgerufen am 09.11.2024.