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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 7. Rudolstadt, 14. Februar 1848.

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Abermals Licht und Schatten!

Wir haben unsern Lesern von Zeit zu Zeit die Urtheile mitgetheilt,
welche die deutsche Tagespresse über die Auswanderungszeitung ausgesprochen
hat und welche bisher ohne Ausnahme nur günstig und ehrenvoll lauteten.
Die Ausw. Zeitung kann aber so wenig wie irgend ein anderes öffentliches
Organ es allen Leuten recht machen, und muß sich mit ihrem in jener so
ehrenvollen Anerkennung wurzelnden besseren Bewußtsein trösten, wenn sie
nachgerade auch einmal Gegenstand von Angriffen wird. So hat z. B.
Hr. Consul Meinel zu Havre sich die Aufgabe gestellt, alle jene "edleren * )Organe der deutschen Presse", welche der Ausw. Ztng. bisher ihren unge-
theilten Beifall zollten, "aus Achtung vor denselben" Lügen zu strafen!
Diese Stimme eines Predigers in der Wüste speciell zu beleuchten, muß der
Herausgeber dem zunächst angegriffenen Hrn. Mitarbeiter überlassen und sich
vorläufig begnügen, sie der Würdigung des Publicums selbst anheimzugeben.
Jnteressant ist es aber, dieselbe mit der neuesten entgegengesetzten Stimme
zusammenzustellen.

Literaturblatt zur Allg. Zeitung für die deutschen Land = und Forstwirthe
von Prof. Moritz Beyer. Nr. 3. vom 4. Febr. 1848.

Die Auswanderungszeitung ist eine höchst beachtenswerthe, und eins der wirsamsten
und wohlthätigsten Organe deutscher Nationalinteressen, ein ersprießliches und heilsames
Verbindungsmittel mit allen von demselben ausgegangenen und fortwährend ausgehenden
Kolonialentwickelungen, ein Berathungs=, Hülfs = und Versorgungsinstitut der manchfachen
Angelegenheiten des gesammten deutschen Auswanderungswesens, eine Repräsentation und
Entwickelungsschule aller darauf Bezug habenden Jnteressen, wozu wir die Verbesserung der
Zustände rechnen, welche die maßlose Auswanderung als Symptom eines in vieler Hinsicht
kranken, entkräfteten und niedergehaltenen Volkslebens, vieler zu hebenden Mißverhältnisse
erscheinen lassen. Diese Zeitung ist binnen einem Jahre über alle Erwartung beziehungs-
und lehrreich geworden, und es gebührt der außerordentlichen Umsicht, Fürsorge und Thätig-
keit der Unternehmer die dankbarste Anerkennung. Die Lectüre der Auswanderungszeitung
ist nicht nur für alle näheren Theilhaber der Auswanderung, sondern überhaupt für Jeden,
den die Geschichte der Menschheit, die Sache Deutschlands und die Fortschritte der Weltcultur
nicht gleichgültig lassen, außerordentlich anziehend und anregend. Jede Woche erscheint von
ihr ein gehaltreicher Bogen.   M. B.

[Spaltenumbruch]
Nürnberger Correspondent, No. 39 vom 8. Febr. ( Jnserat. )

Entgegnung. Die sogenannte "allgemeine Auswanderungszeitung" fühlt sich von
einer, in meiner letzten Broschüre vom 29. Nov. v. J. gegen den Agenten W. Finlay ent-
haltenen Anspielung auf den Mißbrauch, den gewisse scheinbar die Jnteressen der Auswan-
derer vertheidigende deutsche Blätter von der Oeffentlichkeit machen, getroffen, und wirft
mir mit der ihr eigenthümlichen Urbanität in ihrer 4 ten Numer vom 24. Jan. d. J. " un-
sinnige Folgerungen", "Don Quixotismus" und "freche Entstellung ihrer Worte" vor.
Die Achtung, welche ich gegen die edleren Organe der deutschen Presse hege, nöthigt mich
zur Erklärung, daß jene Stelle in meiner Broschüre allerdings an die Adresse der Aus-
wanderungszeitung bestimmt war.

Jn ihrer 58 sten Numer vom 8. Nov. v. J. hatte dieses Blatt, unter der Hülle einer
parteilosen Kritik meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. v. J., eine oberflächliche Anprei-
sung der Auswanderungsagenturen zum Besten gegeben, welcher Prospectus später als Jn-
serat des Agenten Finlay in mehrere süddeutsche Blätter überging. Jn meiner Broschüre
vom 20. Nov. bewies ich durch neue Belege die Nachtheile für Staat und Auswanderer des
den letztern auferlegten Abschlußzwangs mit inländischen Agenten gewöhnlicher Fracht-
speculanten in den Häfen, und deckte die gehaltlosen Gründe jenes Machwerks der Aus-
wanderungszeitung auf, selbst in Bezug auf die illusorischen Gewährleistungen, welche sie
in den Cautionen dieser Agenten und in den Verträgen selbst erblickt. Ueber eine solche
Verwegenheit ist nun die Auswanderungszeitung entrüstet. Anstatt jedoch meine auf Beweise
gestützten Behauptungen zu widerlegen, oder durch unzerstückelte Wiederholung ihrer
Argumente vom 8. November, und meiner Antwort darauf vom 20. November an die
von mir nie verschmähte Meinung des Publicums zu appelliren, bricht ihre leicht zu durch-
schauende Taktik in ein erkünsteltes Erstaunen aus, wie es möglich sei, daß ich aus ihrer
Besprechung meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. in ihrer 53 sten Numer vom 4. October
so " unsinnige Folgerungen ableiten, und ihre Worte so " frech entstellen" könne. Um
dann den unbefangenen Leser für diese ihre eigene, entstellende Ansicht zu gewinnen, wärmt
sie ihren Artikel vom 4. October gegen in den Haupthäfen anzustellende Regierungsagenten
wieder auf, obwohl sie weiß, daß nicht ihre Besprechung dieses von mir der Beurthei-
lung der betreffenden Regierungen überlassenen Gegenstandes, sondern ihr erwähntes Fracht-
speculanten- und Agenten = Panegyrikon vom 8. Nov. meine ihr mißfällige Anspielung ver-
anlaßt hatte. Diesen Lockvogel und meine Warnung vor demselben durfte sie jedoch nicht
unverstümmelt wiedergeben, sie hätte sich sonst nicht so artiger Ausdrücke gegen mich bedienen
können und die Sache selbst gründlich untersuchen müssen. Letzteres paßte jedoch keines-
wegs zu ihrem Kritik kram, da mit der allgemeinen Answanderungszeitung zugleich eine
Auswanderungs = Agentur verbunden ist, deren Theilhaber ihre Redactoren * ) sind. Sollten
diese Herren ignoriren, daß Don Quixote wenigstens kein Charlatan war? Jch selbst
hätte mit der Auswanderungszeitung gar nichts zu schaffen, wenn sie ihren wahren Titel
trüge: "Marktblatt der deutschen Auswanderungs = Agenturen." Bei einem solchen Aushänge-
schild wüßte Jeder, was er von ihren Tendenzen und Kritiken über den angeregten Gegen-
stand zu halten hätte! --

   
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Vermischte Nachrichten.

( Einges. ) S. 57 Jhrer Zeitung berichtet, daß das Havrepacket
"Louis Philipp" bei Nantucket völlig gescheitert sei. Gleichwohl
paradirt dieses Schiff in den Finlay'schen Anzeigen noch heute; es soll
sogar am 8. März wieder absegeln. Welches ist nun die richtige,
und welches die falsche Angabe?

Bremerhaven, 31. Jan. Zufolge des bisher herrschenden
Frostwetters ist der sonst so lebhafte Handelsverkehr gänzlich gehemmt,
indem es den Schiffen durchaus nicht möglich ist, jetzt in den Hafen
zu gelangen, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß die Schiffe,
wie schon mehrmals vorgekommen, vom Treibeise durchstochen werden.
Sobald jedoch unsere Weser vom Eise frei ist, wird der ganze Ver-
kehr und Handel wieder in voller Blüthe stehen, da ungefähr 25 Bremer
Schiffe in der Nordsee kreuzen und auf günstige Gelegenheit warten.
Andere Schiffe hingegen, die vor dem Froste einen Hafen zu erreichen
so glücklich waren, sind meistens in England geblieben. -- Für den
Washington war ein eigenes Bollwerk erbaut worden, welches aber
der starke Eisgang alsbald wieder zerstörte, so daß, wäre der Zwischen-
fall einer stürmischen Fahrt mit Beschädigung der Maschine und des
Anlaufens in Halifax in Folge von Kohlenmangel ( 10. Jan. ) nicht
eingetreten, dem Washington Anfangs Februar hier in keiner Weise
Sicherheit geboten werden konnte, und derselbe wohl hätte in Southam-
pton
bleiben müssen. So aber dürfte die nächste Ankunft dieses Steamers
eine so verspätete sein, daß er hier wieder wird vor Anker gehen können.

Bremen, 6. Febr. Noch in keinem Jahre fanden so frühe
lebhafte Anmeldungen von Passagieren für hiesigen Platz statt, als in
gegenwärtigem. Dieß mag theils in einer die früheren Jahre vielleicht
noch überflügelnden starken Auswanderung, theils in der nun vollendeten
[Spaltenumbruch] Eisenbahnverbindung Bremens mit allen Theilen Deutschlands
seinen Grund haben. Sowohl die Reisekosten, als die Dauer der
Reise hierher sind jetzt bedeutend vermindert und abgekürzt. Man ge-
langt von Cöln bis Bremen in 15 Stunden für 4 Rl. 22 Sgr.

   " Leipzig   --   15   "   " 4 = 10 -
   " Berlin    --   16   "   " 4 = 18 -

a Person in dritter Wagenclasse. Jeder Passagier hat 50 P Reise-
gepäck frei, und für Uebergewicht ist 2 Pfennig pr. Meile für jede
10 P zu entrichten. Passagiere aus dem südlichen Deutschland können
demnach auf dem Rhein pr. Dampfschiff bis Cöln, und von hier
in 15 Stunden nach Bremen gelangen. Auch werden die Dampf-
schiffe der Oberweser ihre Fahrten von Hann. Münden bis hier
unterhalten, welche Strecke von ca. 40 Meilen man in 2 Tagen zurück-
legt. Das bisherige billige Fahrgeld von 2 Thlr. für Erwachsene,
Kinder die Hälfte, erleidet vielleicht in Folge der Concurrenz der Eisen-
bahnen eine nochmalige Reduction. Die Vorzüge des deutschen
Hafens Bremen vor den fremdländischen Einschiffungsplätzen Rotter-
dam, Antwerpen
und Havre hinsichtlich der Einschiffung von
Auswanderern sind, der auf den Schiffen zu erwartenden freundlichen
Behandlung, der besonders guten und reichlichen Ausrüstung mit Lebens-
mitteln und der Billigkeit der Passage, sowie der zur Sicher-
stellung der Passagiere erlassenen obrigkeitlichen Verordnungen wegen,
schon so allgemein bekannt, daß es überflüssig sein würde, hier länger
dabei zu verweilen. Eine verhältnißmäßige Anzahl wohlausgerüsteter
großer und schöner Schiffe, aufs Dauerhafteste erbaut, und in beson-
derer Rücksicht auf die Passagierfahrt mit hohen und geräumigen Zwischen-
decken versehen, hat kein anderer Hafen Deutschlands, noch der vor-
benannten Länder, aufzuweisen; außerdem stehen die Bremischen See-
schiffe unter Leitung deutscher Capitaine auch als Schneilsegler in
vorzüglich gutem Ruf.

* ) Freilich bleibt es noch zweifelhaft, ob Hr. M. Blätter, wie das Frankfurter deutsche
Journal, die Mannheimer Abendzeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Ulmer
Schnellpost, die Aachener, Speierer und Freiburger Zeitung, die Leipziger illustrirte Zeitung,
den Hamburger Correspondenten, die Königsberger Staats = Zeitung, den Allgemeinen An-
zeiger der Deutschen, den Nürnberger Correspondenten ec. zu den edleren Organen Deutsch-
lands rechnet oder nicht!
* ) Diese kecke Behauptung paßt sehr gut zu den Vorwürfen: "unsinnige Folgerungen,
Donquixotismus und freche Entstellung", gegen welche Hr. M. sich verwabren will.
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Abermals Licht und Schatten!

Wir haben unsern Lesern von Zeit zu Zeit die Urtheile mitgetheilt,
welche die deutsche Tagespresse über die Auswanderungszeitung ausgesprochen
hat und welche bisher ohne Ausnahme nur günstig und ehrenvoll lauteten.
Die Ausw. Zeitung kann aber so wenig wie irgend ein anderes öffentliches
Organ es allen Leuten recht machen, und muß sich mit ihrem in jener so
ehrenvollen Anerkennung wurzelnden besseren Bewußtsein trösten, wenn sie
nachgerade auch einmal Gegenstand von Angriffen wird. So hat z. B.
Hr. Consul Meinel zu Havre sich die Aufgabe gestellt, alle jene „edleren * )Organe der deutschen Presse“, welche der Ausw. Ztng. bisher ihren unge-
theilten Beifall zollten, „aus Achtung vor denselben“ Lügen zu strafen!
Diese Stimme eines Predigers in der Wüste speciell zu beleuchten, muß der
Herausgeber dem zunächst angegriffenen Hrn. Mitarbeiter überlassen und sich
vorläufig begnügen, sie der Würdigung des Publicums selbst anheimzugeben.
Jnteressant ist es aber, dieselbe mit der neuesten entgegengesetzten Stimme
zusammenzustellen.

Literaturblatt zur Allg. Zeitung für die deutschen Land = und Forstwirthe
von Prof. Moritz Beyer. Nr. 3. vom 4. Febr. 1848.

Die Auswanderungszeitung ist eine höchst beachtenswerthe, und eins der wirsamsten
und wohlthätigsten Organe deutscher Nationalinteressen, ein ersprießliches und heilsames
Verbindungsmittel mit allen von demselben ausgegangenen und fortwährend ausgehenden
Kolonialentwickelungen, ein Berathungs=, Hülfs = und Versorgungsinstitut der manchfachen
Angelegenheiten des gesammten deutschen Auswanderungswesens, eine Repräsentation und
Entwickelungsschule aller darauf Bezug habenden Jnteressen, wozu wir die Verbesserung der
Zustände rechnen, welche die maßlose Auswanderung als Symptom eines in vieler Hinsicht
kranken, entkräfteten und niedergehaltenen Volkslebens, vieler zu hebenden Mißverhältnisse
erscheinen lassen. Diese Zeitung ist binnen einem Jahre über alle Erwartung beziehungs-
und lehrreich geworden, und es gebührt der außerordentlichen Umsicht, Fürsorge und Thätig-
keit der Unternehmer die dankbarste Anerkennung. Die Lectüre der Auswanderungszeitung
ist nicht nur für alle näheren Theilhaber der Auswanderung, sondern überhaupt für Jeden,
den die Geschichte der Menschheit, die Sache Deutschlands und die Fortschritte der Weltcultur
nicht gleichgültig lassen, außerordentlich anziehend und anregend. Jede Woche erscheint von
ihr ein gehaltreicher Bogen.   M. B.

[Spaltenumbruch]
Nürnberger Correspondent, No. 39 vom 8. Febr. ( Jnserat. )

Entgegnung. Die sogenannte „allgemeine Auswanderungszeitung“ fühlt sich von
einer, in meiner letzten Broschüre vom 29. Nov. v. J. gegen den Agenten W. Finlay ent-
haltenen Anspielung auf den Mißbrauch, den gewisse scheinbar die Jnteressen der Auswan-
derer vertheidigende deutsche Blätter von der Oeffentlichkeit machen, getroffen, und wirft
mir mit der ihr eigenthümlichen Urbanität in ihrer 4 ten Numer vom 24. Jan. d. J. „ un-
sinnige Folgerungen“, „Don Quixotismus“ und „freche Entstellung ihrer Worte“ vor.
Die Achtung, welche ich gegen die edleren Organe der deutschen Presse hege, nöthigt mich
zur Erklärung, daß jene Stelle in meiner Broschüre allerdings an die Adresse der Aus-
wanderungszeitung bestimmt war.

Jn ihrer 58 sten Numer vom 8. Nov. v. J. hatte dieses Blatt, unter der Hülle einer
parteilosen Kritik meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. v. J., eine oberflächliche Anprei-
sung der Auswanderungsagenturen zum Besten gegeben, welcher Prospectus später als Jn-
serat des Agenten Finlay in mehrere süddeutsche Blätter überging. Jn meiner Broschüre
vom 20. Nov. bewies ich durch neue Belege die Nachtheile für Staat und Auswanderer des
den letztern auferlegten Abschlußzwangs mit inländischen Agenten gewöhnlicher Fracht-
speculanten in den Häfen, und deckte die gehaltlosen Gründe jenes Machwerks der Aus-
wanderungszeitung auf, selbst in Bezug auf die illusorischen Gewährleistungen, welche sie
in den Cautionen dieser Agenten und in den Verträgen selbst erblickt. Ueber eine solche
Verwegenheit ist nun die Auswanderungszeitung entrüstet. Anstatt jedoch meine auf Beweise
gestützten Behauptungen zu widerlegen, oder durch unzerstückelte Wiederholung ihrer
Argumente vom 8. November, und meiner Antwort darauf vom 20. November an die
von mir nie verschmähte Meinung des Publicums zu appelliren, bricht ihre leicht zu durch-
schauende Taktik in ein erkünsteltes Erstaunen aus, wie es möglich sei, daß ich aus ihrer
Besprechung meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. in ihrer 53 sten Numer vom 4. October
so „ unsinnige Folgerungen ableiten, und ihre Worte so „ frech entstellen“ könne. Um
dann den unbefangenen Leser für diese ihre eigene, entstellende Ansicht zu gewinnen, wärmt
sie ihren Artikel vom 4. October gegen in den Haupthäfen anzustellende Regierungsagenten
wieder auf, obwohl sie weiß, daß nicht ihre Besprechung dieses von mir der Beurthei-
lung der betreffenden Regierungen überlassenen Gegenstandes, sondern ihr erwähntes Fracht-
speculanten- und Agenten = Panegyrikon vom 8. Nov. meine ihr mißfällige Anspielung ver-
anlaßt hatte. Diesen Lockvogel und meine Warnung vor demselben durfte sie jedoch nicht
unverstümmelt wiedergeben, sie hätte sich sonst nicht so artiger Ausdrücke gegen mich bedienen
können und die Sache selbst gründlich untersuchen müssen. Letzteres paßte jedoch keines-
wegs zu ihrem Kritik kram, da mit der allgemeinen Answanderungszeitung zugleich eine
Auswanderungs = Agentur verbunden ist, deren Theilhaber ihre Redactoren * ) sind. Sollten
diese Herren ignoriren, daß Don Quixote wenigstens kein Charlatan war? Jch selbst
hätte mit der Auswanderungszeitung gar nichts zu schaffen, wenn sie ihren wahren Titel
trüge: „Marktblatt der deutschen Auswanderungs = Agenturen.“ Bei einem solchen Aushänge-
schild wüßte Jeder, was er von ihren Tendenzen und Kritiken über den angeregten Gegen-
stand zu halten hätte! --

   
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Vermischte Nachrichten.

( Einges. ) S. 57 Jhrer Zeitung berichtet, daß das Havrepacket
„Louis Philipp“ bei Nantucket völlig gescheitert sei. Gleichwohl
paradirt dieses Schiff in den Finlay'schen Anzeigen noch heute; es soll
sogar am 8. März wieder absegeln. Welches ist nun die richtige,
und welches die falsche Angabe?

Bremerhaven, 31. Jan. Zufolge des bisher herrschenden
Frostwetters ist der sonst so lebhafte Handelsverkehr gänzlich gehemmt,
indem es den Schiffen durchaus nicht möglich ist, jetzt in den Hafen
zu gelangen, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß die Schiffe,
wie schon mehrmals vorgekommen, vom Treibeise durchstochen werden.
Sobald jedoch unsere Weser vom Eise frei ist, wird der ganze Ver-
kehr und Handel wieder in voller Blüthe stehen, da ungefähr 25 Bremer
Schiffe in der Nordsee kreuzen und auf günstige Gelegenheit warten.
Andere Schiffe hingegen, die vor dem Froste einen Hafen zu erreichen
so glücklich waren, sind meistens in England geblieben. -- Für den
Washington war ein eigenes Bollwerk erbaut worden, welches aber
der starke Eisgang alsbald wieder zerstörte, so daß, wäre der Zwischen-
fall einer stürmischen Fahrt mit Beschädigung der Maschine und des
Anlaufens in Halifax in Folge von Kohlenmangel ( 10. Jan. ) nicht
eingetreten, dem Washington Anfangs Februar hier in keiner Weise
Sicherheit geboten werden konnte, und derselbe wohl hätte in Southam-
pton
bleiben müssen. So aber dürfte die nächste Ankunft dieses Steamers
eine so verspätete sein, daß er hier wieder wird vor Anker gehen können.

Bremen, 6. Febr. Noch in keinem Jahre fanden so frühe
lebhafte Anmeldungen von Passagieren für hiesigen Platz statt, als in
gegenwärtigem. Dieß mag theils in einer die früheren Jahre vielleicht
noch überflügelnden starken Auswanderung, theils in der nun vollendeten
[Spaltenumbruch] Eisenbahnverbindung Bremens mit allen Theilen Deutschlands
seinen Grund haben. Sowohl die Reisekosten, als die Dauer der
Reise hierher sind jetzt bedeutend vermindert und abgekürzt. Man ge-
langt von Cöln bis Bremen in 15 Stunden für 4 Rl. 22 Sgr.

   „ Leipzig   --   15   „   „ 4 = 10 -
   „ Berlin    --   16   „   „ 4 = 18 -

à Person in dritter Wagenclasse. Jeder Passagier hat 50 P Reise-
gepäck frei, und für Uebergewicht ist 2 Pfennig pr. Meile für jede
10 P zu entrichten. Passagiere aus dem südlichen Deutschland können
demnach auf dem Rhein pr. Dampfschiff bis Cöln, und von hier
in 15 Stunden nach Bremen gelangen. Auch werden die Dampf-
schiffe der Oberweser ihre Fahrten von Hann. Münden bis hier
unterhalten, welche Strecke von ca. 40 Meilen man in 2 Tagen zurück-
legt. Das bisherige billige Fahrgeld von 2 Thlr. für Erwachsene,
Kinder die Hälfte, erleidet vielleicht in Folge der Concurrenz der Eisen-
bahnen eine nochmalige Reduction. Die Vorzüge des deutschen
Hafens Bremen vor den fremdländischen Einschiffungsplätzen Rotter-
dam, Antwerpen
und Havre hinsichtlich der Einschiffung von
Auswanderern sind, der auf den Schiffen zu erwartenden freundlichen
Behandlung, der besonders guten und reichlichen Ausrüstung mit Lebens-
mitteln und der Billigkeit der Passage, sowie der zur Sicher-
stellung der Passagiere erlassenen obrigkeitlichen Verordnungen wegen,
schon so allgemein bekannt, daß es überflüssig sein würde, hier länger
dabei zu verweilen. Eine verhältnißmäßige Anzahl wohlausgerüsteter
großer und schöner Schiffe, aufs Dauerhafteste erbaut, und in beson-
derer Rücksicht auf die Passagierfahrt mit hohen und geräumigen Zwischen-
decken versehen, hat kein anderer Hafen Deutschlands, noch der vor-
benannten Länder, aufzuweisen; außerdem stehen die Bremischen See-
schiffe unter Leitung deutscher Capitaine auch als Schneilsegler in
vorzüglich gutem Ruf.

* ) Freilich bleibt es noch zweifelhaft, ob Hr. M. Blätter, wie das Frankfurter deutsche
Journal, die Mannheimer Abendzeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Ulmer
Schnellpost, die Aachener, Speierer und Freiburger Zeitung, die Leipziger illustrirte Zeitung,
den Hamburger Correspondenten, die Königsberger Staats = Zeitung, den Allgemeinen An-
zeiger der Deutschen, den Nürnberger Correspondenten ec. zu den edleren Organen Deutsch-
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* ) Diese kecke Behauptung paßt sehr gut zu den Vorwürfen: „unsinnige Folgerungen,
Donquixotismus und freche Entstellung“, gegen welche Hr. M. sich verwabren will.
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[0006] Abermals Licht und Schatten! Wir haben unsern Lesern von Zeit zu Zeit die Urtheile mitgetheilt, welche die deutsche Tagespresse über die Auswanderungszeitung ausgesprochen hat und welche bisher ohne Ausnahme nur günstig und ehrenvoll lauteten. Die Ausw. Zeitung kann aber so wenig wie irgend ein anderes öffentliches Organ es allen Leuten recht machen, und muß sich mit ihrem in jener so ehrenvollen Anerkennung wurzelnden besseren Bewußtsein trösten, wenn sie nachgerade auch einmal Gegenstand von Angriffen wird. So hat z. B. Hr. Consul Meinel zu Havre sich die Aufgabe gestellt, alle jene „edleren * )Organe der deutschen Presse“, welche der Ausw. Ztng. bisher ihren unge- theilten Beifall zollten, „aus Achtung vor denselben“ Lügen zu strafen! Diese Stimme eines Predigers in der Wüste speciell zu beleuchten, muß der Herausgeber dem zunächst angegriffenen Hrn. Mitarbeiter überlassen und sich vorläufig begnügen, sie der Würdigung des Publicums selbst anheimzugeben. Jnteressant ist es aber, dieselbe mit der neuesten entgegengesetzten Stimme zusammenzustellen. Literaturblatt zur Allg. Zeitung für die deutschen Land = und Forstwirthe von Prof. Moritz Beyer. Nr. 3. vom 4. Febr. 1848. Die Auswanderungszeitung ist eine höchst beachtenswerthe, und eins der wirsamsten und wohlthätigsten Organe deutscher Nationalinteressen, ein ersprießliches und heilsames Verbindungsmittel mit allen von demselben ausgegangenen und fortwährend ausgehenden Kolonialentwickelungen, ein Berathungs=, Hülfs = und Versorgungsinstitut der manchfachen Angelegenheiten des gesammten deutschen Auswanderungswesens, eine Repräsentation und Entwickelungsschule aller darauf Bezug habenden Jnteressen, wozu wir die Verbesserung der Zustände rechnen, welche die maßlose Auswanderung als Symptom eines in vieler Hinsicht kranken, entkräfteten und niedergehaltenen Volkslebens, vieler zu hebenden Mißverhältnisse erscheinen lassen. Diese Zeitung ist binnen einem Jahre über alle Erwartung beziehungs- und lehrreich geworden, und es gebührt der außerordentlichen Umsicht, Fürsorge und Thätig- keit der Unternehmer die dankbarste Anerkennung. Die Lectüre der Auswanderungszeitung ist nicht nur für alle näheren Theilhaber der Auswanderung, sondern überhaupt für Jeden, den die Geschichte der Menschheit, die Sache Deutschlands und die Fortschritte der Weltcultur nicht gleichgültig lassen, außerordentlich anziehend und anregend. Jede Woche erscheint von ihr ein gehaltreicher Bogen. M. B. Nürnberger Correspondent, No. 39 vom 8. Febr. ( Jnserat. ) Entgegnung. Die sogenannte „allgemeine Auswanderungszeitung“ fühlt sich von einer, in meiner letzten Broschüre vom 29. Nov. v. J. gegen den Agenten W. Finlay ent- haltenen Anspielung auf den Mißbrauch, den gewisse scheinbar die Jnteressen der Auswan- derer vertheidigende deutsche Blätter von der Oeffentlichkeit machen, getroffen, und wirft mir mit der ihr eigenthümlichen Urbanität in ihrer 4 ten Numer vom 24. Jan. d. J. „ un- sinnige Folgerungen“, „Don Quixotismus“ und „freche Entstellung ihrer Worte“ vor. Die Achtung, welche ich gegen die edleren Organe der deutschen Presse hege, nöthigt mich zur Erklärung, daß jene Stelle in meiner Broschüre allerdings an die Adresse der Aus- wanderungszeitung bestimmt war. Jn ihrer 58 sten Numer vom 8. Nov. v. J. hatte dieses Blatt, unter der Hülle einer parteilosen Kritik meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. v. J., eine oberflächliche Anprei- sung der Auswanderungsagenturen zum Besten gegeben, welcher Prospectus später als Jn- serat des Agenten Finlay in mehrere süddeutsche Blätter überging. Jn meiner Broschüre vom 20. Nov. bewies ich durch neue Belege die Nachtheile für Staat und Auswanderer des den letztern auferlegten Abschlußzwangs mit inländischen Agenten gewöhnlicher Fracht- speculanten in den Häfen, und deckte die gehaltlosen Gründe jenes Machwerks der Aus- wanderungszeitung auf, selbst in Bezug auf die illusorischen Gewährleistungen, welche sie in den Cautionen dieser Agenten und in den Verträgen selbst erblickt. Ueber eine solche Verwegenheit ist nun die Auswanderungszeitung entrüstet. Anstatt jedoch meine auf Beweise gestützten Behauptungen zu widerlegen, oder durch unzerstückelte Wiederholung ihrer Argumente vom 8. November, und meiner Antwort darauf vom 20. November an die von mir nie verschmähte Meinung des Publicums zu appelliren, bricht ihre leicht zu durch- schauende Taktik in ein erkünsteltes Erstaunen aus, wie es möglich sei, daß ich aus ihrer Besprechung meiner frühern Broschüre vom 24. Aug. in ihrer 53 sten Numer vom 4. October so „ unsinnige Folgerungen ableiten, und ihre Worte so „ frech entstellen“ könne. Um dann den unbefangenen Leser für diese ihre eigene, entstellende Ansicht zu gewinnen, wärmt sie ihren Artikel vom 4. October gegen in den Haupthäfen anzustellende Regierungsagenten wieder auf, obwohl sie weiß, daß nicht ihre Besprechung dieses von mir der Beurthei- lung der betreffenden Regierungen überlassenen Gegenstandes, sondern ihr erwähntes Fracht- speculanten- und Agenten = Panegyrikon vom 8. Nov. meine ihr mißfällige Anspielung ver- anlaßt hatte. Diesen Lockvogel und meine Warnung vor demselben durfte sie jedoch nicht unverstümmelt wiedergeben, sie hätte sich sonst nicht so artiger Ausdrücke gegen mich bedienen können und die Sache selbst gründlich untersuchen müssen. Letzteres paßte jedoch keines- wegs zu ihrem Kritik kram, da mit der allgemeinen Answanderungszeitung zugleich eine Auswanderungs = Agentur verbunden ist, deren Theilhaber ihre Redactoren * ) sind. Sollten diese Herren ignoriren, daß Don Quixote wenigstens kein Charlatan war? Jch selbst hätte mit der Auswanderungszeitung gar nichts zu schaffen, wenn sie ihren wahren Titel trüge: „Marktblatt der deutschen Auswanderungs = Agenturen.“ Bei einem solchen Aushänge- schild wüßte Jeder, was er von ihren Tendenzen und Kritiken über den angeregten Gegen- stand zu halten hätte! -- Havre, den 1. Febr. 1848. Heinrich Meinel, kön. bayer. Consul. Vermischte Nachrichten. ( Einges. ) S. 57 Jhrer Zeitung berichtet, daß das Havrepacket „Louis Philipp“ bei Nantucket völlig gescheitert sei. Gleichwohl paradirt dieses Schiff in den Finlay'schen Anzeigen noch heute; es soll sogar am 8. März wieder absegeln. Welches ist nun die richtige, und welches die falsche Angabe? Bremerhaven, 31. Jan. Zufolge des bisher herrschenden Frostwetters ist der sonst so lebhafte Handelsverkehr gänzlich gehemmt, indem es den Schiffen durchaus nicht möglich ist, jetzt in den Hafen zu gelangen, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß die Schiffe, wie schon mehrmals vorgekommen, vom Treibeise durchstochen werden. Sobald jedoch unsere Weser vom Eise frei ist, wird der ganze Ver- kehr und Handel wieder in voller Blüthe stehen, da ungefähr 25 Bremer Schiffe in der Nordsee kreuzen und auf günstige Gelegenheit warten. Andere Schiffe hingegen, die vor dem Froste einen Hafen zu erreichen so glücklich waren, sind meistens in England geblieben. -- Für den Washington war ein eigenes Bollwerk erbaut worden, welches aber der starke Eisgang alsbald wieder zerstörte, so daß, wäre der Zwischen- fall einer stürmischen Fahrt mit Beschädigung der Maschine und des Anlaufens in Halifax in Folge von Kohlenmangel ( 10. Jan. ) nicht eingetreten, dem Washington Anfangs Februar hier in keiner Weise Sicherheit geboten werden konnte, und derselbe wohl hätte in Southam- pton bleiben müssen. So aber dürfte die nächste Ankunft dieses Steamers eine so verspätete sein, daß er hier wieder wird vor Anker gehen können. Bremen, 6. Febr. Noch in keinem Jahre fanden so frühe lebhafte Anmeldungen von Passagieren für hiesigen Platz statt, als in gegenwärtigem. Dieß mag theils in einer die früheren Jahre vielleicht noch überflügelnden starken Auswanderung, theils in der nun vollendeten Eisenbahnverbindung Bremens mit allen Theilen Deutschlands seinen Grund haben. Sowohl die Reisekosten, als die Dauer der Reise hierher sind jetzt bedeutend vermindert und abgekürzt. Man ge- langt von Cöln bis Bremen in 15 Stunden für 4 Rl. 22 Sgr. „ Leipzig -- 15 „ „ 4 = 10 - „ Berlin -- 16 „ „ 4 = 18 - à Person in dritter Wagenclasse. Jeder Passagier hat 50 P Reise- gepäck frei, und für Uebergewicht ist 2 Pfennig pr. Meile für jede 10 P zu entrichten. Passagiere aus dem südlichen Deutschland können demnach auf dem Rhein pr. Dampfschiff bis Cöln, und von hier in 15 Stunden nach Bremen gelangen. Auch werden die Dampf- schiffe der Oberweser ihre Fahrten von Hann. Münden bis hier unterhalten, welche Strecke von ca. 40 Meilen man in 2 Tagen zurück- legt. Das bisherige billige Fahrgeld von 2 Thlr. für Erwachsene, Kinder die Hälfte, erleidet vielleicht in Folge der Concurrenz der Eisen- bahnen eine nochmalige Reduction. Die Vorzüge des deutschen Hafens Bremen vor den fremdländischen Einschiffungsplätzen Rotter- dam, Antwerpen und Havre hinsichtlich der Einschiffung von Auswanderern sind, der auf den Schiffen zu erwartenden freundlichen Behandlung, der besonders guten und reichlichen Ausrüstung mit Lebens- mitteln und der Billigkeit der Passage, sowie der zur Sicher- stellung der Passagiere erlassenen obrigkeitlichen Verordnungen wegen, schon so allgemein bekannt, daß es überflüssig sein würde, hier länger dabei zu verweilen. Eine verhältnißmäßige Anzahl wohlausgerüsteter großer und schöner Schiffe, aufs Dauerhafteste erbaut, und in beson- derer Rücksicht auf die Passagierfahrt mit hohen und geräumigen Zwischen- decken versehen, hat kein anderer Hafen Deutschlands, noch der vor- benannten Länder, aufzuweisen; außerdem stehen die Bremischen See- schiffe unter Leitung deutscher Capitaine auch als Schneilsegler in vorzüglich gutem Ruf. * ) Freilich bleibt es noch zweifelhaft, ob Hr. M. Blätter, wie das Frankfurter deutsche Journal, die Mannheimer Abendzeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Ulmer Schnellpost, die Aachener, Speierer und Freiburger Zeitung, die Leipziger illustrirte Zeitung, den Hamburger Correspondenten, die Königsberger Staats = Zeitung, den Allgemeinen An- zeiger der Deutschen, den Nürnberger Correspondenten ec. zu den edleren Organen Deutsch- lands rechnet oder nicht! * ) Diese kecke Behauptung paßt sehr gut zu den Vorwürfen: „unsinnige Folgerungen, Donquixotismus und freche Entstellung“, gegen welche Hr. M. sich verwabren will.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 7. Rudolstadt, 14. Februar 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer07_1848/6>, abgerufen am 26.04.2024.