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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 6. Rudolstadt, 6. Februar 1848.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.
[Spaltenumbruch]
Nro 6.
Montag, 6. Februar 1848.
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Jnhalt: Constant, über Texas, namentlich die beste Reisezeit
dahin. -- Gesetzliche und sociale Zustände in den Ver. Staaten, von Dr.
Büttner. -- Auszug aus dem englischen Passagiergesetz. -- Beschwerde-
buch
: D. Bauernfreund's Warnung vor dem Weg über London;
Wambersien. Crooswyck
in Rotterdam; Baumeisters Klage über
schlechten Proviant auf dem "Cumberland." -- Erklärung der Herren F.
Hederich und J. Köper in Bremen, nebst Anmerkung der Redaction.
-- Vorsichtsregeln bei Landkäufen. -- Vermischte Nachrichten: Neue Ver-
waltung der Havrer Packetschiffe; Bericht der Emigrant=Commission in New-
York; Auflösung des Darmstädter Vereins ec.



Correspondenz.
   

Jn No. 57 Jhrer Zeitung befand sich die Bemerkung, daß
ich schon im Frühjahr mit meiner Familie nach Teras zurück-
kehren würde, und in Folge davon ist mir von mehreren Familien
der Wunsch ausgedrückt worden, die Reise mit mir gemeinschaft-
lich zu machen, damit sie an Ort und Stelle von meiner Kennt-
niß der Verhältnisse Nutzen ziehen möchten. Jch habe nicht an-
gestanden, diesen Wünschen nachzukommen, insoweit mir die Per-
sonen für Teras geeignet schienen; denn es hat dort zu Anfang
auch seine Schwierigkeiten, und daher werde ich ich gern meinen
Reisegenossen zur Hand gehen.

Was nun aber meinen Abgang im Frühjahre anbelangt, so
ist Jhr Correspondent falsch berichtet gewesen. Jn dieser Jahres-
zeit nach Teras zu reisen, dieß halte ich für eben so unzweck-
mäßig als gefährlich;
und darum gehe auch ich erst mit
den Meinen zu Mitte August von hier ab. Hierauf etwas näher
einzugehen, dieß möchte für Manchen Jhrer Leser von Nutzen sein.

Texas ist im Centrum und dann westlicher in der Hügel-
region durchaus gesund, und man findet z. B. Deutsche jen-
seits des Brazos, die seit 10 -- 18 Jahren hier lebend nur im
ersten Jahre von leichten Fiebern befallen waren, sonst aber dauernd
gesund und kräftig geblieben sind. Aber in einem jeden Lande
muß man sich acclimatisiren, und je naturgemäßer dieß geschieht,
um so sicherer bleibt man gesund. Wer also im August oder
September von hier abgeht, kömmt im Spätherbst in Teras an,
die Luft ist dann rein und angenehm warm; nun kömmt der
Winter mit seinen frischen Nordstürmen, dann der milde kurze
Frühling, und mit Anfang des Sommers erträgt man dann die
Wärme mit Leichtigkeit und ohne alle Gefahren für die Gesund-
[Spaltenumbruch] heit, sobald man ein einfaches nüchternes Leben führt. Wenn
hier Berichte von Sterbefällen aus Teras eingehen, so kann man
Zehn gegen Eins setzen, daß sie im Sommer angelangte Aus-
wanderer betreffen und wäre der Sprachlehrer Pompee, von
welchem kürzlich die Magdeburger Zeitung berichtete, im Spät-
herbst anstatt im Sommer in Teras angelangt, so wäre er in
Cumings-Creek gewiß nicht am Gallen = Fieber erlegen; denn
dieser Settlement der Deutschen ist so gesund wie irgend einer in
Teras, und es leben dort die HH. Zimerscheid, Kuhn, Frehls ec.
seit länger als 13 Jahren bei der dauerndsten Gesundheit.

Jst der Auswanderer im Sommer in Teras angelangt, so hat
er sich selten in Galveston oder Houston aufzuhalten, sondern,
wenn er Landbau treiben will, macht er sich über den Brazos
fort. Diese Reise geht langsam von statten, denn die Meisten
ziehen neben dem Wagen her, welcher, mit Ochsen bespannt, ihre
Effecten transportirt, und so leiden sie bei Tage von der Hitze,
während sie des Nacht im Freien schlafend frieren. Bei diesem
dauernden Wechsel zwischen Hitze und Kälte und einer unge-
wohnten Lebensweise werden die Nerven, wird der Körper ge-
meinhin angegriffen, und nun an Ort und Stelle angelangt tragen
viele den Stoff zur Krankheit in sich und erliegen an gastrisch-
nervösen oder am Gallen = Fieber. Außer den bezeichneten Ge-
fahren für die Gesundheit ist auch sonst nur Nachtheil mit dem
Kommen im Sommer verbunden; denn der Emigrant kann sich
während der heißen Jahreszeit nicht mit der schweren Arbeit des
Hausbauens oder Fenzriegelschlagens befassen und auch die ans
Klima gewöhnten Leute geben sich um diese Jahreszeit zu solchen
Arbeiten nicht her, sondern ziehen es vor, bei der Baumwollen=,
Tabak= oder Mais= Ernte zu helfen. Es bleibt also den Emi-
granten nichts weiter übrig, als sich bei einem Farmer einzumiethen
und aus dem Beutel zu zehren, bis die kühle Jahreszeit eintritt,
denn es wäre eine Tollheit, wollte Jemand zu anderer Zeit an
das Baumfällen gehen. Wer im Spätherbst anlangt, kann ohne
Furcht vor Erkrankung an die Arbeit gehen, und bis zum Früh-
ling ist dann ein gutes Stück Land bestellt, eingefriedigt und das
erste Haus dort fertig, folglich kann der Mann nach sechs Monaten
seines Kommens fast schon vom Ertrage seiner Ernte leben.

Was nun die Hitze in Texas anbelangt, so ist sie lange
nicht so arg wie viele Leute sich einbilden; denn man hat den
ganzen Sommer hindurch gute Butter ohne sonstige Vorkehrungen
[Ende Spaltensatz]

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.
[Spaltenumbruch]
Nro 6.
Montag, 6. Februar 1848.
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Jnhalt: Constant, über Texas, namentlich die beste Reisezeit
dahin. -- Gesetzliche und sociale Zustände in den Ver. Staaten, von Dr.
Büttner. -- Auszug aus dem englischen Passagiergesetz. -- Beschwerde-
buch
: D. Bauernfreund's Warnung vor dem Weg über London;
Wambersien. Crooswyck
in Rotterdam; Baumeisters Klage über
schlechten Proviant auf dem „Cumberland.“ -- Erklärung der Herren F.
Hederich und J. Köper in Bremen, nebst Anmerkung der Redaction.
-- Vorsichtsregeln bei Landkäufen. -- Vermischte Nachrichten: Neue Ver-
waltung der Havrer Packetschiffe; Bericht der Emigrant=Commission in New-
York; Auflösung des Darmstädter Vereins ec.



Correspondenz.
   

Jn No. 57 Jhrer Zeitung befand sich die Bemerkung, daß
ich schon im Frühjahr mit meiner Familie nach Teras zurück-
kehren würde, und in Folge davon ist mir von mehreren Familien
der Wunsch ausgedrückt worden, die Reise mit mir gemeinschaft-
lich zu machen, damit sie an Ort und Stelle von meiner Kennt-
niß der Verhältnisse Nutzen ziehen möchten. Jch habe nicht an-
gestanden, diesen Wünschen nachzukommen, insoweit mir die Per-
sonen für Teras geeignet schienen; denn es hat dort zu Anfang
auch seine Schwierigkeiten, und daher werde ich ich gern meinen
Reisegenossen zur Hand gehen.

Was nun aber meinen Abgang im Frühjahre anbelangt, so
ist Jhr Correspondent falsch berichtet gewesen. Jn dieser Jahres-
zeit nach Teras zu reisen, dieß halte ich für eben so unzweck-
mäßig als gefährlich;
und darum gehe auch ich erst mit
den Meinen zu Mitte August von hier ab. Hierauf etwas näher
einzugehen, dieß möchte für Manchen Jhrer Leser von Nutzen sein.

Texas ist im Centrum und dann westlicher in der Hügel-
region durchaus gesund, und man findet z. B. Deutsche jen-
seits des Brazos, die seit 10 -- 18 Jahren hier lebend nur im
ersten Jahre von leichten Fiebern befallen waren, sonst aber dauernd
gesund und kräftig geblieben sind. Aber in einem jeden Lande
muß man sich acclimatisiren, und je naturgemäßer dieß geschieht,
um so sicherer bleibt man gesund. Wer also im August oder
September von hier abgeht, kömmt im Spätherbst in Teras an,
die Luft ist dann rein und angenehm warm; nun kömmt der
Winter mit seinen frischen Nordstürmen, dann der milde kurze
Frühling, und mit Anfang des Sommers erträgt man dann die
Wärme mit Leichtigkeit und ohne alle Gefahren für die Gesund-
[Spaltenumbruch] heit, sobald man ein einfaches nüchternes Leben führt. Wenn
hier Berichte von Sterbefällen aus Teras eingehen, so kann man
Zehn gegen Eins setzen, daß sie im Sommer angelangte Aus-
wanderer betreffen und wäre der Sprachlehrer Pompée, von
welchem kürzlich die Magdeburger Zeitung berichtete, im Spät-
herbst anstatt im Sommer in Teras angelangt, so wäre er in
Cumings-Creek gewiß nicht am Gallen = Fieber erlegen; denn
dieser Settlement der Deutschen ist so gesund wie irgend einer in
Teras, und es leben dort die HH. Zimerscheid, Kuhn, Frehls ec.
seit länger als 13 Jahren bei der dauerndsten Gesundheit.

Jst der Auswanderer im Sommer in Teras angelangt, so hat
er sich selten in Galveston oder Houston aufzuhalten, sondern,
wenn er Landbau treiben will, macht er sich über den Brazos
fort. Diese Reise geht langsam von statten, denn die Meisten
ziehen neben dem Wagen her, welcher, mit Ochsen bespannt, ihre
Effecten transportirt, und so leiden sie bei Tage von der Hitze,
während sie des Nacht im Freien schlafend frieren. Bei diesem
dauernden Wechsel zwischen Hitze und Kälte und einer unge-
wohnten Lebensweise werden die Nerven, wird der Körper ge-
meinhin angegriffen, und nun an Ort und Stelle angelangt tragen
viele den Stoff zur Krankheit in sich und erliegen an gastrisch-
nervösen oder am Gallen = Fieber. Außer den bezeichneten Ge-
fahren für die Gesundheit ist auch sonst nur Nachtheil mit dem
Kommen im Sommer verbunden; denn der Emigrant kann sich
während der heißen Jahreszeit nicht mit der schweren Arbeit des
Hausbauens oder Fenzriegelschlagens befassen und auch die ans
Klima gewöhnten Leute geben sich um diese Jahreszeit zu solchen
Arbeiten nicht her, sondern ziehen es vor, bei der Baumwollen=,
Tabak= oder Mais= Ernte zu helfen. Es bleibt also den Emi-
granten nichts weiter übrig, als sich bei einem Farmer einzumiethen
und aus dem Beutel zu zehren, bis die kühle Jahreszeit eintritt,
denn es wäre eine Tollheit, wollte Jemand zu anderer Zeit an
das Baumfällen gehen. Wer im Spätherbst anlangt, kann ohne
Furcht vor Erkrankung an die Arbeit gehen, und bis zum Früh-
ling ist dann ein gutes Stück Land bestellt, eingefriedigt und das
erste Haus dort fertig, folglich kann der Mann nach sechs Monaten
seines Kommens fast schon vom Ertrage seiner Ernte leben.

Was nun die Hitze in Texas anbelangt, so ist sie lange
nicht so arg wie viele Leute sich einbilden; denn man hat den
ganzen Sommer hindurch gute Butter ohne sonstige Vorkehrungen
[Ende Spaltensatz]

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Bauernfreund's Warnung vor dem Weg über London; Wambersien. Crooswyck in Rotterdam; Baumeisters Klage über schlechten Proviant auf dem „Cumberland.“ -- Erklärung der Herren F. Hederich und J. Köper in Bremen, nebst Anmerkung der Redaction. -- Vorsichtsregeln bei Landkäufen. -- Vermischte Nachrichten: Neue Ver- waltung der Havrer Packetschiffe; Bericht der Emigrant=Commission in New- York; Auflösung des Darmstädter Vereins ec. Correspondenz. Berlin, Ende Januar 1848. Jn No. 57 Jhrer Zeitung befand sich die Bemerkung, daß ich schon im Frühjahr mit meiner Familie nach Teras zurück- kehren würde, und in Folge davon ist mir von mehreren Familien der Wunsch ausgedrückt worden, die Reise mit mir gemeinschaft- lich zu machen, damit sie an Ort und Stelle von meiner Kennt- niß der Verhältnisse Nutzen ziehen möchten. Jch habe nicht an- gestanden, diesen Wünschen nachzukommen, insoweit mir die Per- sonen für Teras geeignet schienen; denn es hat dort zu Anfang auch seine Schwierigkeiten, und daher werde ich ich gern meinen Reisegenossen zur Hand gehen. Was nun aber meinen Abgang im Frühjahre anbelangt, so ist Jhr Correspondent falsch berichtet gewesen. Jn dieser Jahres- zeit nach Teras zu reisen, dieß halte ich für eben so unzweck- mäßig als gefährlich; und darum gehe auch ich erst mit den Meinen zu Mitte August von hier ab. Hierauf etwas näher einzugehen, dieß möchte für Manchen Jhrer Leser von Nutzen sein. Texas ist im Centrum und dann westlicher in der Hügel- region durchaus gesund, und man findet z. B. Deutsche jen- seits des Brazos, die seit 10 -- 18 Jahren hier lebend nur im ersten Jahre von leichten Fiebern befallen waren, sonst aber dauernd gesund und kräftig geblieben sind. Aber in einem jeden Lande muß man sich acclimatisiren, und je naturgemäßer dieß geschieht, um so sicherer bleibt man gesund. Wer also im August oder September von hier abgeht, kömmt im Spätherbst in Teras an, die Luft ist dann rein und angenehm warm; nun kömmt der Winter mit seinen frischen Nordstürmen, dann der milde kurze Frühling, und mit Anfang des Sommers erträgt man dann die Wärme mit Leichtigkeit und ohne alle Gefahren für die Gesund- heit, sobald man ein einfaches nüchternes Leben führt. Wenn hier Berichte von Sterbefällen aus Teras eingehen, so kann man Zehn gegen Eins setzen, daß sie im Sommer angelangte Aus- wanderer betreffen und wäre der Sprachlehrer Pompée, von welchem kürzlich die Magdeburger Zeitung berichtete, im Spät- herbst anstatt im Sommer in Teras angelangt, so wäre er in Cumings-Creek gewiß nicht am Gallen = Fieber erlegen; denn dieser Settlement der Deutschen ist so gesund wie irgend einer in Teras, und es leben dort die HH. Zimerscheid, Kuhn, Frehls ec. seit länger als 13 Jahren bei der dauerndsten Gesundheit. Jst der Auswanderer im Sommer in Teras angelangt, so hat er sich selten in Galveston oder Houston aufzuhalten, sondern, wenn er Landbau treiben will, macht er sich über den Brazos fort. Diese Reise geht langsam von statten, denn die Meisten ziehen neben dem Wagen her, welcher, mit Ochsen bespannt, ihre Effecten transportirt, und so leiden sie bei Tage von der Hitze, während sie des Nacht im Freien schlafend frieren. Bei diesem dauernden Wechsel zwischen Hitze und Kälte und einer unge- wohnten Lebensweise werden die Nerven, wird der Körper ge- meinhin angegriffen, und nun an Ort und Stelle angelangt tragen viele den Stoff zur Krankheit in sich und erliegen an gastrisch- nervösen oder am Gallen = Fieber. Außer den bezeichneten Ge- fahren für die Gesundheit ist auch sonst nur Nachtheil mit dem Kommen im Sommer verbunden; denn der Emigrant kann sich während der heißen Jahreszeit nicht mit der schweren Arbeit des Hausbauens oder Fenzriegelschlagens befassen und auch die ans Klima gewöhnten Leute geben sich um diese Jahreszeit zu solchen Arbeiten nicht her, sondern ziehen es vor, bei der Baumwollen=, Tabak= oder Mais= Ernte zu helfen. Es bleibt also den Emi- granten nichts weiter übrig, als sich bei einem Farmer einzumiethen und aus dem Beutel zu zehren, bis die kühle Jahreszeit eintritt, denn es wäre eine Tollheit, wollte Jemand zu anderer Zeit an das Baumfällen gehen. Wer im Spätherbst anlangt, kann ohne Furcht vor Erkrankung an die Arbeit gehen, und bis zum Früh- ling ist dann ein gutes Stück Land bestellt, eingefriedigt und das erste Haus dort fertig, folglich kann der Mann nach sechs Monaten seines Kommens fast schon vom Ertrage seiner Ernte leben. Was nun die Hitze in Texas anbelangt, so ist sie lange nicht so arg wie viele Leute sich einbilden; denn man hat den ganzen Sommer hindurch gute Butter ohne sonstige Vorkehrungen

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 6. Rudolstadt, 6. Februar 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer06_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.