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Der Arbeitgeber. Nr. 1050. Frankfurt a. M., 16. Juni 1877.

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[Spaltenumbruch] den noch vor Ablauf dieser Woche Vereinbarungen über die Be-
rufung der außerordentlichen Mitglieder des Amts und die Be-
setzung der Stellen der Subaltern= und Unterbeamten erfolgen.
Der kaiserliche Geheime Regierungsrath Nieberding, welcher
an den Berathungen der Patent=Enquetecommission theilnahm, hat
den Antrag, die Stelle eines ordentlichen Mitgliedes des Reichs-
Patentamtes zu übernehmen, abgelehnt.

Aus dem Reichskanzleramt ist Geheimerath Hagens zum
ständigen Mitglied ernannt worden.

-- Das engl. Patentjournal bringt in der Nummer vom
25. Mai das nunmehr giltige Patentgesetz für West=Australien
vom 15. August 1872. Dasselbe stützt sich ganz auf das eng-
lische und gewährt eine Patentdauer von 14 Jahren. Taxe 25 Lst.
Dieselbe Nummer enthält auch das deutsche Patentgesetz.

* Musterschutz. Die Regierung des Herzogthums Alten-
burg
hat sich für ihr Land dem Sachverständigenverein ange-
schlossen, welcher in Gemäßheit der Reichsgesetze über das Urheber-
recht an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen ec.
für das Königreich Sachsen gebildet worden ist.

* Markenschutz. Der Jahresbericht der mittelfränk. Handels-
kammer preist das Markenschutz=Gesetz als einen unverkennbaren
Fortschritt. Nürnberg namentlich hat sehr lebhaft Gebrauch von
dem Gesetz gemacht, während der Musterschutz weniger in Anspruch
genommen wurde. Die Handelskammer beklagt, daß "das gleiche
Zeichen je mit verschiedenen Buchstaben oder Worten combinirt"
auch von andern eingetragen werden könne. -- Das ist aber ein
entschiedener Jrrthum. Eingetragene Zeichen, sofern sie nicht blos
aus Buchstaben bestehen -- die überhaupt nicht geschützt sind --
dürfen von Niemand wieder gebraucht werden. Theile
von Zeichen, wenn sie keine wesentlichen sind, dürfen allerdings von
Andern wieder benützt werden, das ganze Zeichen aber nicht.

* Gewerbeausstellungen. Jn Basel ist zum ersten Male
seit 47 Jahren wieder eine Gewerbeausstellung veranstaltet worden,
die wegen der dort heimischen Jndustrien ganz besonders anziehend
sein soll. Am meisten Jnteresse erregen die höchst merkwürdigen
Bandwebstühle, welche die verwickeltesten und schwierigsten Zeich-
nungen herstellen.

* Ausstellung. Die dauernde Jndustrieausstellung in den
großentheils stehen gelassenen Gebäuden der letztjährigen Weltaus-
stellung zu Philadelphia wurde am 10. Mai eröffnet.

* Versammlungen. Der Verein rhein. und westphäl. Baum-
woll=Jnd.
hat am 12. Mai in Dortmund getagt und sich außer
den Zöllen mit der Arbeiterfrage, Normal=Arbeittag, Kinderarbeit,
Gewerbekammer und Schiedsgerichten beschäftigt. -- Die Schuh-
macher
Brandenburgs und der Lausitz tagten zu Pfingsten in
Berlin, um einen Provinzialverband zu errichten. -- Der Verband
der Architecten- und Jngenieurvereine tagt am 24. und
25. Aug. in Koburg. -- Der englische Congreß für Haus-
frauen
wird Ende Juli oder Anfang August in Birmingham
tagen. -- Am 29. Mai fand in Cassel eine Conferenz der Ver-
treter mitteldeutscher Handelskammern statt, in welcher
u. A. über Verbesserung und Ausdehnung unserer Wasserwege be-
rathen wurde. -- Am 24. Juni findet zu Dortmund die dritte
Wanderversammlung des Niedersächsischen Gauverbandes kauf-
männischer Vereine
statt, der u. A. auch die Volkswirthschaft
und Handelspolitik pflegt.

* Congreß der österreichischen Volkswirthe. Die Gesellschaft
der österreichischen Volkswirthe wird ihren zweiten Congreß am
10. September in Graz abhalten.

* Genossenschaftswesen. Der Verband mittelrheinischer
Genossenschaften
wird am 17. und 18. Juli unter Theil-
nahme von Schulze=Delitzsch in Homburg tagen.

-- Die belgischen Gen. hielten ihren Vereinstag im Mai.
Der Beitrag an die Centralcasse wurde auf 5 Cent. per Kopf fest-
gesetzt; man besprach ferner den Vorschlag, einen ständigen Con-
troleur zu ernennen, der alle Cassen und Bücher regelmäßig nach-
sieht. Der Centralvorstand hat seinen Sitz in Brüssel.

* Reform der Zahlungsweise. Das preuß. Handelsministerium
hat bei den Handelskammern Umfrage gehalten bezüglich der mehr-
seitig gewünschten Abkürzung der Verjährungsfristen. Die Kölner
Handelskammer hat sich dagegen erklärt, da die in den Rheinlanden
bestehende 6= und 12monatliche Verjährung keinen besonderen Ein-
fluß geübt habe und höchstens mißbraucht werde.

[Spaltenumbruch]

* Reform der Gewerbeordnung. Die conservativen oder
besser gesagt reactionären Gemüther glauben stets, durch Polizei-
maßregeln, Zwang und staatliche Bevormundung bestehende Uebel
beseitigen zu können. Die Erfahrung hat aber doch wohl zur
Genüge gelehrt, daß dergleichen nicht hilft. Erfreulich ist, daß diese
Ansicht in den maßgebenden Kreisen immer mehr durchdringt.
Ministerialrath Finck hat kürzlich im hess. Gewerbeverein seine
Ansicht bezügl. einer für das Lehrlingswesen gewünschten Beschrän-
kung dahin geäußert, daß ein Unterschied zwischen Fabrikbetrieb und
Handwerksbetrieb nicht mehr zu machen sei, also auch nicht zwischen
jungen Arbeitern und Lehrlingen. Arbeitgeber, die ein betreffendes
Gesetz belästigte, würden einfach Lehrlinge nicht mehr annehmen,
sondern nur Arbeiter anstellen. Jn Staaten, wo solche Lehrlings-
gesetze noch nicht bestehen, sondern volle Gewerbefreiheit wie in
Frankreich z. B., seien die Arbeiter keineswegs weniger geschickt
als in Deutschland.

* Lebensmittel=Preise.

Rindfleisch.
Pf.
Kalbfleisch.
Pf.
Hammelfleisch.
Pf.
Butter.
Pf.
Eier.
Pf.
Stuttgart26 / 5 120--132 130--152 100--120 280 5
Frankfurt[unleserliches Material] 0/5 } 120--140 120--140 94--126 260 4,2
Wien31 / 5 130 128 110
Prag31 / 5 125 124 104
Graz31 / 5 106140100

* Völkerrrecht. Jn Bremen ist unter Vorsitz des früheren
Reichstagsabgeordneten Meier unter Mitbetheiligung namhafter
Gelehrter ein deutscher Zweigverein der internationalen Associa-
tion for the Reform and Codification of the
Law of Nations
gegründet worden, im Anschluß an die Ge-
sellschaft zur Förderung des internationalen Rechts und insbesondere
des internationatoinalen Verkehrsrechts, als: Wechselrecht, Patent-
gesetzgebung, Verlagsrecht, Eisenbahnfrachtrecht und namentlich aller
Fragen des Seeverkehrs, die wie z. B. Havariegröße eine Gestal-
tung auf internationaler Grundlage geradezu erfordern. Der neue
Zweigverein soll sich über ganz Deutschland erstrecken und seinen
Sitz jedesmal am Wohnsitz des Präsidenten haben, somit wird vor-
erst Bremen Domicil desselben, wohin auch Beitrittserklärungen
an Herrn Otto Sjöström zu richten sind.

* Schwindel. Zwei Düsseldorfer Kaufleute, Jacob
Hubert Bay
und Rüthger Höltgen wurden unter der Be-
schuldigung wiederholten Betruges zur Untersuchung gezogen und
zwar scheint es sich hierbei um ausgedehnte Waaren=Schwindeleien
zu handeln, wie solche den Kaufmannsstand nur zu oft und schwer
schädigen.

* Kriegsübel. Die Furcht vor einem Bombardement in
Odessa ist so groß, daß in der am weitesten vom Meere ent-
legenen Vorstadt eine Wohnung von 6 Zimmern mit 300 Rubel
monatlich pränumerando bezahlt wird.

* Tauschifffahrt auf dem Neckar. Der Grundstock für
dieses Unternehmen ist auf 1,800,000 M. in Actien zu 300 M.
festgestellt, wovon 10% bei der Zeichnung einzuzahlen sind. Letztere
hat in Heilbronn bereits mit gutem Erfolg begonnen.

* Das Unterrichtsgesetz für Preußen soll endlich im Entwurf
fertig sein und demnächst den übrigen Ministern zugehen.

* Bücherschau. Das Arbeiterquartier in Mülhausen,
ein Beitrag zur Lösung der socialen Frage, von Mart. Schall
( Verlag von F. Kortkampf ) . Dieses mit Plänen, Satzungen
u. s. w. versehene Büchlein kommt recht zeitgemäß. Es ist das
beste Gegenmittel gegen die Hirngespinnste der Socialisten, auf
practische und bewährte Ziele wirthschaftl. Reformen hinzuweisen. --
Oesterr. Bericht über die Weltausstellung in Phila-
delphia,
pharmac. und techn. Droguen und Chemikalien
von Franz Wilhelm. Dieser Bericht ist deshalb besonders be-
merkenswerth, weil er von keinem Gelehrten, sondern einem Ge-
schäftsmann verfaßt ist.

-- Entstehung, Entwicklung und Ende der Erde ( Verlag
von Paul Cieslar in Graz ) , eine interessante Skizze, die
nicht blos die Beziehungen der Erde zu ihrem Ursprung und
den andern Sternen schildert, sondern auch die Entstehung des
Lebens auf ihr: die Bildung der Meere, der Pflanzen und der
Thiere. Das tropische Klima, erzeugt von der noch warmen Erde,
rief Riesen=Pflanzen und = Thiere hervor: Krebse von 7 Fuß Länge;
Vögel, deren Zehenabdrücke von 4--6 Fuß Weite uns im Gestein
erhalten sind; Farrenkräuter, die zu Bäumen heranwuchsen; erst

[Spaltenumbruch] den noch vor Ablauf dieser Woche Vereinbarungen über die Be-
rufung der außerordentlichen Mitglieder des Amts und die Be-
setzung der Stellen der Subaltern= und Unterbeamten erfolgen.
Der kaiserliche Geheime Regierungsrath Nieberding, welcher
an den Berathungen der Patent=Enquetecommission theilnahm, hat
den Antrag, die Stelle eines ordentlichen Mitgliedes des Reichs-
Patentamtes zu übernehmen, abgelehnt.

Aus dem Reichskanzleramt ist Geheimerath Hagens zum
ständigen Mitglied ernannt worden.

-- Das engl. Patentjournal bringt in der Nummer vom
25. Mai das nunmehr giltige Patentgesetz für West=Australien
vom 15. August 1872. Dasselbe stützt sich ganz auf das eng-
lische und gewährt eine Patentdauer von 14 Jahren. Taxe 25 Lst.
Dieselbe Nummer enthält auch das deutsche Patentgesetz.

* Musterschutz. Die Regierung des Herzogthums Alten-
burg
hat sich für ihr Land dem Sachverständigenverein ange-
schlossen, welcher in Gemäßheit der Reichsgesetze über das Urheber-
recht an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen ec.
für das Königreich Sachsen gebildet worden ist.

* Markenschutz. Der Jahresbericht der mittelfränk. Handels-
kammer preist das Markenschutz=Gesetz als einen unverkennbaren
Fortschritt. Nürnberg namentlich hat sehr lebhaft Gebrauch von
dem Gesetz gemacht, während der Musterschutz weniger in Anspruch
genommen wurde. Die Handelskammer beklagt, daß „das gleiche
Zeichen je mit verschiedenen Buchstaben oder Worten combinirt“
auch von andern eingetragen werden könne. -- Das ist aber ein
entschiedener Jrrthum. Eingetragene Zeichen, sofern sie nicht blos
aus Buchstaben bestehen -- die überhaupt nicht geschützt sind --
dürfen von Niemand wieder gebraucht werden. Theile
von Zeichen, wenn sie keine wesentlichen sind, dürfen allerdings von
Andern wieder benützt werden, das ganze Zeichen aber nicht.

* Gewerbeausstellungen. Jn Basel ist zum ersten Male
seit 47 Jahren wieder eine Gewerbeausstellung veranstaltet worden,
die wegen der dort heimischen Jndustrien ganz besonders anziehend
sein soll. Am meisten Jnteresse erregen die höchst merkwürdigen
Bandwebstühle, welche die verwickeltesten und schwierigsten Zeich-
nungen herstellen.

* Ausstellung. Die dauernde Jndustrieausstellung in den
großentheils stehen gelassenen Gebäuden der letztjährigen Weltaus-
stellung zu Philadelphia wurde am 10. Mai eröffnet.

* Versammlungen. Der Verein rhein. und westphäl. Baum-
woll=Jnd.
hat am 12. Mai in Dortmund getagt und sich außer
den Zöllen mit der Arbeiterfrage, Normal=Arbeittag, Kinderarbeit,
Gewerbekammer und Schiedsgerichten beschäftigt. -- Die Schuh-
macher
Brandenburgs und der Lausitz tagten zu Pfingsten in
Berlin, um einen Provinzialverband zu errichten. -- Der Verband
der Architecten- und Jngenieurvereine tagt am 24. und
25. Aug. in Koburg. -- Der englische Congreß für Haus-
frauen
wird Ende Juli oder Anfang August in Birmingham
tagen. -- Am 29. Mai fand in Cassel eine Conferenz der Ver-
treter mitteldeutscher Handelskammern statt, in welcher
u. A. über Verbesserung und Ausdehnung unserer Wasserwege be-
rathen wurde. -- Am 24. Juni findet zu Dortmund die dritte
Wanderversammlung des Niedersächsischen Gauverbandes kauf-
männischer Vereine
statt, der u. A. auch die Volkswirthschaft
und Handelspolitik pflegt.

* Congreß der österreichischen Volkswirthe. Die Gesellschaft
der österreichischen Volkswirthe wird ihren zweiten Congreß am
10. September in Graz abhalten.

* Genossenschaftswesen. Der Verband mittelrheinischer
Genossenschaften
wird am 17. und 18. Juli unter Theil-
nahme von Schulze=Delitzsch in Homburg tagen.

-- Die belgischen Gen. hielten ihren Vereinstag im Mai.
Der Beitrag an die Centralcasse wurde auf 5 Cent. per Kopf fest-
gesetzt; man besprach ferner den Vorschlag, einen ständigen Con-
troleur zu ernennen, der alle Cassen und Bücher regelmäßig nach-
sieht. Der Centralvorstand hat seinen Sitz in Brüssel.

* Reform der Zahlungsweise. Das preuß. Handelsministerium
hat bei den Handelskammern Umfrage gehalten bezüglich der mehr-
seitig gewünschten Abkürzung der Verjährungsfristen. Die Kölner
Handelskammer hat sich dagegen erklärt, da die in den Rheinlanden
bestehende 6= und 12monatliche Verjährung keinen besonderen Ein-
fluß geübt habe und höchstens mißbraucht werde.

[Spaltenumbruch]

* Reform der Gewerbeordnung. Die conservativen oder
besser gesagt reactionären Gemüther glauben stets, durch Polizei-
maßregeln, Zwang und staatliche Bevormundung bestehende Uebel
beseitigen zu können. Die Erfahrung hat aber doch wohl zur
Genüge gelehrt, daß dergleichen nicht hilft. Erfreulich ist, daß diese
Ansicht in den maßgebenden Kreisen immer mehr durchdringt.
Ministerialrath Finck hat kürzlich im hess. Gewerbeverein seine
Ansicht bezügl. einer für das Lehrlingswesen gewünschten Beschrän-
kung dahin geäußert, daß ein Unterschied zwischen Fabrikbetrieb und
Handwerksbetrieb nicht mehr zu machen sei, also auch nicht zwischen
jungen Arbeitern und Lehrlingen. Arbeitgeber, die ein betreffendes
Gesetz belästigte, würden einfach Lehrlinge nicht mehr annehmen,
sondern nur Arbeiter anstellen. Jn Staaten, wo solche Lehrlings-
gesetze noch nicht bestehen, sondern volle Gewerbefreiheit wie in
Frankreich z. B., seien die Arbeiter keineswegs weniger geschickt
als in Deutschland.

* Lebensmittel=Preise.

Rindfleisch.
Pf.
Kalbfleisch.
Pf.
Hammelfleisch.
Pf.
Butter.
Pf.
Eier.
Pf.
Stuttgart26 / 5 120--132 130--152 100--120 280 5
Frankfurt[unleserliches Material] 0/5 } 120--140 120--140 94--126 260 4,2
Wien31 / 5 130 128 110
Prag31 / 5 125 124 104
Graz31 / 5 106140100

* Völkerrrecht. Jn Bremen ist unter Vorsitz des früheren
Reichstagsabgeordneten Meier unter Mitbetheiligung namhafter
Gelehrter ein deutscher Zweigverein der internationalen Associa-
tion for the Reform and Codification of the
Law of Nations
gegründet worden, im Anschluß an die Ge-
sellschaft zur Förderung des internationalen Rechts und insbesondere
des internationatoinalen Verkehrsrechts, als: Wechselrecht, Patent-
gesetzgebung, Verlagsrecht, Eisenbahnfrachtrecht und namentlich aller
Fragen des Seeverkehrs, die wie z. B. Havariegröße eine Gestal-
tung auf internationaler Grundlage geradezu erfordern. Der neue
Zweigverein soll sich über ganz Deutschland erstrecken und seinen
Sitz jedesmal am Wohnsitz des Präsidenten haben, somit wird vor-
erst Bremen Domicil desselben, wohin auch Beitrittserklärungen
an Herrn Otto Sjöström zu richten sind.

* Schwindel. Zwei Düsseldorfer Kaufleute, Jacob
Hubert Bay
und Rüthger Höltgen wurden unter der Be-
schuldigung wiederholten Betruges zur Untersuchung gezogen und
zwar scheint es sich hierbei um ausgedehnte Waaren=Schwindeleien
zu handeln, wie solche den Kaufmannsstand nur zu oft und schwer
schädigen.

* Kriegsübel. Die Furcht vor einem Bombardement in
Odessa ist so groß, daß in der am weitesten vom Meere ent-
legenen Vorstadt eine Wohnung von 6 Zimmern mit 300 Rubel
monatlich pränumerando bezahlt wird.

* Tauschifffahrt auf dem Neckar. Der Grundstock für
dieses Unternehmen ist auf 1,800,000 M. in Actien zu 300 M.
festgestellt, wovon 10% bei der Zeichnung einzuzahlen sind. Letztere
hat in Heilbronn bereits mit gutem Erfolg begonnen.

* Das Unterrichtsgesetz für Preußen soll endlich im Entwurf
fertig sein und demnächst den übrigen Ministern zugehen.

* Bücherschau. Das Arbeiterquartier in Mülhausen,
ein Beitrag zur Lösung der socialen Frage, von Mart. Schall
( Verlag von F. Kortkampf ) . Dieses mit Plänen, Satzungen
u. s. w. versehene Büchlein kommt recht zeitgemäß. Es ist das
beste Gegenmittel gegen die Hirngespinnste der Socialisten, auf
practische und bewährte Ziele wirthschaftl. Reformen hinzuweisen. --
Oesterr. Bericht über die Weltausstellung in Phila-
delphia,
pharmac. und techn. Droguen und Chemikalien
von Franz Wilhelm. Dieser Bericht ist deshalb besonders be-
merkenswerth, weil er von keinem Gelehrten, sondern einem Ge-
schäftsmann verfaßt ist.

-- Entstehung, Entwicklung und Ende der Erde ( Verlag
von Paul Cieslar in Graz ) , eine interessante Skizze, die
nicht blos die Beziehungen der Erde zu ihrem Ursprung und
den andern Sternen schildert, sondern auch die Entstehung des
Lebens auf ihr: die Bildung der Meere, der Pflanzen und der
Thiere. Das tropische Klima, erzeugt von der noch warmen Erde,
rief Riesen=Pflanzen und = Thiere hervor: Krebse von 7 Fuß Länge;
Vögel, deren Zehenabdrücke von 4--6 Fuß Weite uns im Gestein
erhalten sind; Farrenkräuter, die zu Bäumen heranwuchsen; erst

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[0003] den noch vor Ablauf dieser Woche Vereinbarungen über die Be- rufung der außerordentlichen Mitglieder des Amts und die Be- setzung der Stellen der Subaltern= und Unterbeamten erfolgen. Der kaiserliche Geheime Regierungsrath Nieberding, welcher an den Berathungen der Patent=Enquetecommission theilnahm, hat den Antrag, die Stelle eines ordentlichen Mitgliedes des Reichs- Patentamtes zu übernehmen, abgelehnt. Aus dem Reichskanzleramt ist Geheimerath Hagens zum ständigen Mitglied ernannt worden. -- Das engl. Patentjournal bringt in der Nummer vom 25. Mai das nunmehr giltige Patentgesetz für West=Australien vom 15. August 1872. Dasselbe stützt sich ganz auf das eng- lische und gewährt eine Patentdauer von 14 Jahren. Taxe 25 Lst. Dieselbe Nummer enthält auch das deutsche Patentgesetz. * Musterschutz. Die Regierung des Herzogthums Alten- burg hat sich für ihr Land dem Sachverständigenverein ange- schlossen, welcher in Gemäßheit der Reichsgesetze über das Urheber- recht an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen ec. für das Königreich Sachsen gebildet worden ist. * Markenschutz. Der Jahresbericht der mittelfränk. Handels- kammer preist das Markenschutz=Gesetz als einen unverkennbaren Fortschritt. Nürnberg namentlich hat sehr lebhaft Gebrauch von dem Gesetz gemacht, während der Musterschutz weniger in Anspruch genommen wurde. Die Handelskammer beklagt, daß „das gleiche Zeichen je mit verschiedenen Buchstaben oder Worten combinirt“ auch von andern eingetragen werden könne. -- Das ist aber ein entschiedener Jrrthum. Eingetragene Zeichen, sofern sie nicht blos aus Buchstaben bestehen -- die überhaupt nicht geschützt sind -- dürfen von Niemand wieder gebraucht werden. Theile von Zeichen, wenn sie keine wesentlichen sind, dürfen allerdings von Andern wieder benützt werden, das ganze Zeichen aber nicht. * Gewerbeausstellungen. Jn Basel ist zum ersten Male seit 47 Jahren wieder eine Gewerbeausstellung veranstaltet worden, die wegen der dort heimischen Jndustrien ganz besonders anziehend sein soll. Am meisten Jnteresse erregen die höchst merkwürdigen Bandwebstühle, welche die verwickeltesten und schwierigsten Zeich- nungen herstellen. * Ausstellung. Die dauernde Jndustrieausstellung in den großentheils stehen gelassenen Gebäuden der letztjährigen Weltaus- stellung zu Philadelphia wurde am 10. Mai eröffnet. * Versammlungen. Der Verein rhein. und westphäl. Baum- woll=Jnd. hat am 12. Mai in Dortmund getagt und sich außer den Zöllen mit der Arbeiterfrage, Normal=Arbeittag, Kinderarbeit, Gewerbekammer und Schiedsgerichten beschäftigt. -- Die Schuh- macher Brandenburgs und der Lausitz tagten zu Pfingsten in Berlin, um einen Provinzialverband zu errichten. -- Der Verband der Architecten- und Jngenieurvereine tagt am 24. und 25. Aug. in Koburg. -- Der englische Congreß für Haus- frauen wird Ende Juli oder Anfang August in Birmingham tagen. -- Am 29. Mai fand in Cassel eine Conferenz der Ver- treter mitteldeutscher Handelskammern statt, in welcher u. A. über Verbesserung und Ausdehnung unserer Wasserwege be- rathen wurde. -- Am 24. Juni findet zu Dortmund die dritte Wanderversammlung des Niedersächsischen Gauverbandes kauf- männischer Vereine statt, der u. A. auch die Volkswirthschaft und Handelspolitik pflegt. * Congreß der österreichischen Volkswirthe. Die Gesellschaft der österreichischen Volkswirthe wird ihren zweiten Congreß am 10. September in Graz abhalten. * Genossenschaftswesen. Der Verband mittelrheinischer Genossenschaften wird am 17. und 18. Juli unter Theil- nahme von Schulze=Delitzsch in Homburg tagen. -- Die belgischen Gen. hielten ihren Vereinstag im Mai. Der Beitrag an die Centralcasse wurde auf 5 Cent. per Kopf fest- gesetzt; man besprach ferner den Vorschlag, einen ständigen Con- troleur zu ernennen, der alle Cassen und Bücher regelmäßig nach- sieht. Der Centralvorstand hat seinen Sitz in Brüssel. * Reform der Zahlungsweise. Das preuß. Handelsministerium hat bei den Handelskammern Umfrage gehalten bezüglich der mehr- seitig gewünschten Abkürzung der Verjährungsfristen. Die Kölner Handelskammer hat sich dagegen erklärt, da die in den Rheinlanden bestehende 6= und 12monatliche Verjährung keinen besonderen Ein- fluß geübt habe und höchstens mißbraucht werde. * Reform der Gewerbeordnung. Die conservativen oder besser gesagt reactionären Gemüther glauben stets, durch Polizei- maßregeln, Zwang und staatliche Bevormundung bestehende Uebel beseitigen zu können. Die Erfahrung hat aber doch wohl zur Genüge gelehrt, daß dergleichen nicht hilft. Erfreulich ist, daß diese Ansicht in den maßgebenden Kreisen immer mehr durchdringt. Ministerialrath Finck hat kürzlich im hess. Gewerbeverein seine Ansicht bezügl. einer für das Lehrlingswesen gewünschten Beschrän- kung dahin geäußert, daß ein Unterschied zwischen Fabrikbetrieb und Handwerksbetrieb nicht mehr zu machen sei, also auch nicht zwischen jungen Arbeitern und Lehrlingen. Arbeitgeber, die ein betreffendes Gesetz belästigte, würden einfach Lehrlinge nicht mehr annehmen, sondern nur Arbeiter anstellen. Jn Staaten, wo solche Lehrlings- gesetze noch nicht bestehen, sondern volle Gewerbefreiheit wie in Frankreich z. B., seien die Arbeiter keineswegs weniger geschickt als in Deutschland. * Lebensmittel=Preise. Rindfleisch. Pf. Kalbfleisch. Pf. Hammelfleisch. Pf. Butter. Pf. Eier. Pf. Stuttgart 26 / 5 120--132 130--152 100--120 280 5 Frankfurt _ 0/5 } 120--140 120--140 94--126 260 4,2 Wien 31 / 5 130 128 110 Prag 31 / 5 125 124 104 Graz 31 / 5 106 140 100 * Völkerrrecht. Jn Bremen ist unter Vorsitz des früheren Reichstagsabgeordneten Meier unter Mitbetheiligung namhafter Gelehrter ein deutscher Zweigverein der internationalen Associa- tion for the Reform and Codification of the Law of Nations gegründet worden, im Anschluß an die Ge- sellschaft zur Förderung des internationalen Rechts und insbesondere des internationatoinalen Verkehrsrechts, als: Wechselrecht, Patent- gesetzgebung, Verlagsrecht, Eisenbahnfrachtrecht und namentlich aller Fragen des Seeverkehrs, die wie z. B. Havariegröße eine Gestal- tung auf internationaler Grundlage geradezu erfordern. Der neue Zweigverein soll sich über ganz Deutschland erstrecken und seinen Sitz jedesmal am Wohnsitz des Präsidenten haben, somit wird vor- erst Bremen Domicil desselben, wohin auch Beitrittserklärungen an Herrn Otto Sjöström zu richten sind. * Schwindel. Zwei Düsseldorfer Kaufleute, Jacob Hubert Bay und Rüthger Höltgen wurden unter der Be- schuldigung wiederholten Betruges zur Untersuchung gezogen und zwar scheint es sich hierbei um ausgedehnte Waaren=Schwindeleien zu handeln, wie solche den Kaufmannsstand nur zu oft und schwer schädigen. * Kriegsübel. Die Furcht vor einem Bombardement in Odessa ist so groß, daß in der am weitesten vom Meere ent- legenen Vorstadt eine Wohnung von 6 Zimmern mit 300 Rubel monatlich pränumerando bezahlt wird. * Tauschifffahrt auf dem Neckar. Der Grundstock für dieses Unternehmen ist auf 1,800,000 M. in Actien zu 300 M. festgestellt, wovon 10% bei der Zeichnung einzuzahlen sind. Letztere hat in Heilbronn bereits mit gutem Erfolg begonnen. * Das Unterrichtsgesetz für Preußen soll endlich im Entwurf fertig sein und demnächst den übrigen Ministern zugehen. * Bücherschau. Das Arbeiterquartier in Mülhausen, ein Beitrag zur Lösung der socialen Frage, von Mart. Schall ( Verlag von F. Kortkampf ) . Dieses mit Plänen, Satzungen u. s. w. versehene Büchlein kommt recht zeitgemäß. Es ist das beste Gegenmittel gegen die Hirngespinnste der Socialisten, auf practische und bewährte Ziele wirthschaftl. Reformen hinzuweisen. -- Oesterr. Bericht über die Weltausstellung in Phila- delphia, pharmac. und techn. Droguen und Chemikalien von Franz Wilhelm. Dieser Bericht ist deshalb besonders be- merkenswerth, weil er von keinem Gelehrten, sondern einem Ge- schäftsmann verfaßt ist. -- Entstehung, Entwicklung und Ende der Erde ( Verlag von Paul Cieslar in Graz ) , eine interessante Skizze, die nicht blos die Beziehungen der Erde zu ihrem Ursprung und den andern Sternen schildert, sondern auch die Entstehung des Lebens auf ihr: die Bildung der Meere, der Pflanzen und der Thiere. Das tropische Klima, erzeugt von der noch warmen Erde, rief Riesen=Pflanzen und = Thiere hervor: Krebse von 7 Fuß Länge; Vögel, deren Zehenabdrücke von 4--6 Fuß Weite uns im Gestein erhalten sind; Farrenkräuter, die zu Bäumen heranwuchsen; erst

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1050. Frankfurt a. M., 16. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1050_1877/3>, abgerufen am 22.11.2024.