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Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870.

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[Spaltenumbruch] gesetzes für den norddeutschen Bund, über dieses Gesetz den Verein
deutscher Lebensversicherungs=Gesellschaften zu hören. Die nächste Ver-
sammlung findet in Frankfurt a. M. statt.

* Auswanderung nach Ungarn. Es wird vor der Auswan-
derung nach Ungarn gewarnt, da in letzterer Zeit bitte Klagen von
den voriges Jahr dahingegangenen Arbeitern aus Rheinland, Schle-
sien ec. kommen. Lohn und Unterhalt sollen durchaus nicht im Ver-
hältniß stehen, und die Arbeiter von den Arbeitgebern geprellt und
ausgebeutet werden.

-- Jn England wird gegenwärtig, um dem Pauperismus zu
steuern, viel für Auswanderung agitirt, und die National Emigration
Society arbeitet mit vielem Erfolg. Jeder Auswanderer, der im
Besitz von 3 L. ist, wird mit 2 L. 5 sh. unterstützt.

* Militärdienst. Die bedingte Befreiung vom Militärdienste,
welche bisher den Studirenden der evangelischen und katholischen
Theologie, bez. den katholischen Priesteramts=Kandidaten, zugestanden
war, hat mit Beginn dieses Jahres ihr Ende erreicht.

* Vorlagen für den norddeutschen Reichstag. Die Bundes-
regierung hat dem norddeutschen Reichstag folgende Gesetzentwürfe
vorgelegt: ein neues Strafgesetzbuch; ein Gesetz über den Schutz der
Autorrechte; ein ferneres über das Jndigenat; eine Vorlage über
Erwerb und Verlust der Bundes= und Staatsangehörigkeit; Bestim-
mungen über Heimathsrecht und Unterstützungswohnsitz; über direkte
Besteuerung; über Festungsanlagen; Befugnisse der Bundeskonsuln
zu Eheschließungen; schließlich ein Gesetz über die Verhältnisse der
Bundesbeamten.

* Arbeiter=Angelegenheiten. Die Hüttenarbeiter des märkisch-
westphälischen
Bergwerkvereins haben die Arbeit eingestellt. Aeußere
Veranlassung ist dazu die Anordnung, daß diejenigen Lohntage, die
auf einen Sonnabend fallen, auf den nächsten Montag verlegt werden
sollen, weil in solchen Fällen häufig an dem, dem Lohntage folgenden
Sonntage die Arbeitskräfte an den Schmelzöfen fehlten. Wenn sich
die Arbeiter solchen Einrichtungen, die wesentlich in ihrem eigenen
Jnteresse sind, aus liederlichen Gründen nicht fügen wollen, so ver-
dienen sie keine Schonung. An vielen Orten hat man diese Einrich-
tung getroffen und alle ordentlichen Arbeiter sind damit einverstanden.

-- Eine kürzlich in Berlin abgehaltene Versammlung von
Maurergesellen beschloß desinitiv die Gründung einer sich über ganz
Deutschland erstreckenden Kranken=, Jnvaliden= und Sterbekasse für
Maurer und Zimmerleute, die sich von der jetzt bestehenden Unter-
stützungskasse hauptsächlich durch die Klassificirung der Beiträge und
Bezüge unterscheidet, so zwar, daß ein monatlicher Beitrag von
8 Sgr. ein Anrecht auf1 1 / 2 Thlr. wöchentliche Krankenunterstützung;
ein Beitrag von 12 Sgr. auf2 1 / 3 Thlr.; ein solcher von 16 Sgr.
auf 4 Thlr. per Woche gewährt.

-- Jn Wien hat ein großer Theil der Zeitungssetzer die Ar-
beit eingestellt.

-- Für die Beurtheilung der Lage der Arbeiter in Chemnitz,
allerdings einer Stadt, in welcher der Lebensunterhalt verhältniß-
mäßig sehr kostspielig, ist folgende Berechnung des Haushaltes eines
Arbeiters von Jnteresse, welche kürzlich in einem Arbeiterkreise,
nämlich in dem sehr strebsamen Chemnitzer Arbeiterverein, aufgestellt
wurde. Es ist dabei davon ausgegangen, daß die Mehrzahl der
Arbeiter wöchentlich 4 Thlr. verdiene, viele weniger und nur wenige
mehr. Von den 52 Wochen des Jahres gehen dem Arbeiter durch
die Feiertage ca. 3 Wochen verloren, er bekomme daher nur 49 Wochen
Lohn oder 196 Thlr. Hat ein Arbeiter eine Frau und 2 Kinder,
so brauche er wöchentlich 3 Brode == 15 Ngr., 3 Stückchen Butter
=-16 1 / 2 Ngr., Milch == 5 Ngr., 1 Metze Kartoffeln == 3 Ngr.,
3 Pfd. Fleisch == 16 Ngr. 2 Pf., Gemüse =-7 1 / 2 Ngr., 1 / 4 Pfd.
Kaffee == 3 Ngr. 6 Pf., 1 / 4 Pfd. Zusatz zum Kaffee == 5 Pf.,
Kohlen und Holz == 15 Ngr., Oel == 4 Ngr., Seife und Soda
=-2 1 / 2 Ngr., Salz == 1 Ngr., Mehl == 1 Ngr. 8 Pf., Ge-
würze ec. == 5 Ngr. Das macht in Summa 3 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf.
pro Woche oder 167 Thlr. 13 Ngr. 2 Pf. im Jahr. Außerdem
hat der Arbeiter pro Jahr noch zu zahlen 35 Thlr. für Miethe,
2 1 / 2 Thlr. Kommunalsteuer, 1 Thlr. 5 Ngr. Personalsteuer, 3 Thlr.
26 Ngr. allgemeine Krankensteuer und 2 Thlr. Extra=Krankensteuer.
Rechne man hierzu noch den nöthigen Bedarf an Kleidern, das Schul-
geld und die in jeder Familie außerdem noch vorkommenden, nicht zu
umgehenden Ausgaben, so ergebe sich ein Defizit von wenigstens
50 Thlrn. Dieses Defizit wird indeß durch den Nebenverdienst von
Frau und Kindern gemindert. Jmmerhin läßt diese Rechnungs-
[Spaltenumbruch] Aufstellung das Loos eines Chemnitzer Arbeiters nicht beneidenswerth
erscheinen.

-- Die Landesversammlung der würtembergischen Arbeiter-
Bildungsvereine hat die Auflösung des Gauverbandes mit 705 gegen
679 Stimmen beschlossen. Zur Vermittlung des internen Verkehrs
und kräftiger Betreibung der Agitation wird ein Comit e vom Verein
Eßlingen, mit dem Sitz in Eßlingen, und bestehend aus 3 Mann
gewählt werden.

-- Jn den Eisensteingruben von Cleveland in der Grafschaft
York ( England ) haben circa 1000 Bergleute die Arbeit eingestellt,
wegen Nichtbewilligung einer geforderten Lohnerhöhung.

Handel und Verkehr.

* Deutscher Handelstag. Das "Bremer Hdlsbl." sagt: Der
bleibende Ausschuß des Deutschen Handelstags hat sich in der Person
des Herrn Delbrück, eines Vetters des Präsidenten des Bundeskanzler-
amts, einen neuen Vorsitzenden gegeben, von dem erwartet werden
muß, daß er besser als seine letzten beiden Vorgänger verstehen werde,
die eigentliche Arbeitsmaschine in stetem regem Gange zu erhalten.
Wie die Organisation einmal ist, hängt es wesentlich von dem
Präsidenten ab, ob Erfolge der Vereinigung zu Tage treten sollen
oder nicht.

* Handel= und Gewerbetag. Jn Oestreich wird beabsichtigt
einen Handel= und Gewerbetag zu gründen.

* Die Bremer Bank hat für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt.
Dividende gegeben. Auf ihrer Generalversammlung wurde beschlossen,
daß dieselbe berechtigt sein soll Noten auf Silber lautend ( bis jetzt
hat sie nur auf Gold lautende ) auszugeben.

* Diskonto. Die preußische Bank hat den Zinsfuß für
Wechsel auf 4 pCt. und für Lombard auf 5 pCt. herabgesetzt, die
Frankfurter auf3 1 / 2 pCt.

* Volksbanken in Würtemberg. Neuenbürg: Mitglieder
182, Umsatz 89,900 fl., monatliche Einlagen 5300 fl. Freuden-
stadt:
1. Jahr Mitgl. 156, Umsatz 285,000 fl. Besigheim:
1. Jahr Mitgl. 75, Umsatz 94,000 fl. Bietigheim: 2. Jahr
Mitgl. 116, Umsatz im J. 1869: 451,000 fl. Eine neue Gewerbe-
bank ist in Laufen a. N. vor Kurzem gegründet worden. Die Ge-
werbebank in Laupheim zählt 92 Mitglieder. Die Baareinnahmen
betrugen 107,058 fl. und die Ausgaben 99,412 fl., der Gesammt-
umsatz belief sich auf 425,550 fl. Die Handwerkerbank in Nür-
tingen
zählt 433 Mitgl. Der Umsatz im Anlehen= und Vorschuß-
verkehr betrug 165,863 fl. 39 kr., im Conto = Corrent = Verkehr
408,227 fl. 40 kr. Reingewinn10 1 / 2 pCt. Dividende 7 pCt. Der
Reservefond hat die Höhe von 4000 fl. erreicht.

* Dividenden. Das Gaswerk Kaiserslautern zahlt bei
einem Gaspreis von 3 fl. per 1000 Kubikfuß eine Dividende von
20 pCt.

* Kaffee=, Thee= und Zuckerzölle. Bright sagte neulich in
einer großen Rede, das Volk habe jetzt freien Handel, es möge darauf
hinarbeiten, daß es auch "freien Frühstückstisch" bekäme, d. h. daß
die Zölle auf Kaffee, Zucker und Thee aufgehoben würden. Jn
gleichem Sinn hat sich die Handelskammer von Edinburg ausge-
sprochen, und zwar in einem an das Unterhaus gerichteten Gesuch.
Darin heißt es, alle Zölle auf Lebensmittel seien unpolitisch und
sollten daher abgeschafft werden; Thee, Zucker und Kaffee gehörten
aber jetzt in die Kategorie der Lebensbedürfnisse; vermehrter Verbrauch
dieser Artikel fördere die Mäßigkeit der Volksmassen, eine gänzliche
Abschaffung der darauf ruhenden Zölle würde daher dem allgemeinen
Handelsverkehr und somit auch den Staats=Einnahmen zu gut kommen.

* Revision des italienischen Zolltarifes. Wie ein Florentiner
Geschäftsblatt meldet, wird gegenwärtig im italienischen Ministerium
eifrig an der Revision der officiellen Bewerthungen des italienischen
Zolltarifes gearbeitet. Da im Jahre 1872 die abgeschlossenen Handels-
verträge ablaufen, so soll eine Enquete über den Zustand der ein-
zelnen italienischen Jndustriezweige veranstaltet werden, um die Er-
gebnisse derselben den demnächst zu eröffnenden Verhandlungen zu
Grunde legen zu können.

* Aufhebung des Freihafens von Venedig. Der "Economiste"
meldet, daß in Florenz nun definitiv der Beschluß gefaßt worden sei,
den Freihafen von Venedig aufzuheben, wie dieß in ähnlicher Weise

[Spaltenumbruch] gesetzes für den norddeutschen Bund, über dieses Gesetz den Verein
deutscher Lebensversicherungs=Gesellschaften zu hören. Die nächste Ver-
sammlung findet in Frankfurt a. M. statt.

* Auswanderung nach Ungarn. Es wird vor der Auswan-
derung nach Ungarn gewarnt, da in letzterer Zeit bitte Klagen von
den voriges Jahr dahingegangenen Arbeitern aus Rheinland, Schle-
sien ec. kommen. Lohn und Unterhalt sollen durchaus nicht im Ver-
hältniß stehen, und die Arbeiter von den Arbeitgebern geprellt und
ausgebeutet werden.

-- Jn England wird gegenwärtig, um dem Pauperismus zu
steuern, viel für Auswanderung agitirt, und die National Emigration
Society arbeitet mit vielem Erfolg. Jeder Auswanderer, der im
Besitz von 3 L. ist, wird mit 2 L. 5 sh. unterstützt.

* Militärdienst. Die bedingte Befreiung vom Militärdienste,
welche bisher den Studirenden der evangelischen und katholischen
Theologie, bez. den katholischen Priesteramts=Kandidaten, zugestanden
war, hat mit Beginn dieses Jahres ihr Ende erreicht.

* Vorlagen für den norddeutschen Reichstag. Die Bundes-
regierung hat dem norddeutschen Reichstag folgende Gesetzentwürfe
vorgelegt: ein neues Strafgesetzbuch; ein Gesetz über den Schutz der
Autorrechte; ein ferneres über das Jndigenat; eine Vorlage über
Erwerb und Verlust der Bundes= und Staatsangehörigkeit; Bestim-
mungen über Heimathsrecht und Unterstützungswohnsitz; über direkte
Besteuerung; über Festungsanlagen; Befugnisse der Bundeskonsuln
zu Eheschließungen; schließlich ein Gesetz über die Verhältnisse der
Bundesbeamten.

* Arbeiter=Angelegenheiten. Die Hüttenarbeiter des märkisch-
westphälischen
Bergwerkvereins haben die Arbeit eingestellt. Aeußere
Veranlassung ist dazu die Anordnung, daß diejenigen Lohntage, die
auf einen Sonnabend fallen, auf den nächsten Montag verlegt werden
sollen, weil in solchen Fällen häufig an dem, dem Lohntage folgenden
Sonntage die Arbeitskräfte an den Schmelzöfen fehlten. Wenn sich
die Arbeiter solchen Einrichtungen, die wesentlich in ihrem eigenen
Jnteresse sind, aus liederlichen Gründen nicht fügen wollen, so ver-
dienen sie keine Schonung. An vielen Orten hat man diese Einrich-
tung getroffen und alle ordentlichen Arbeiter sind damit einverstanden.

-- Eine kürzlich in Berlin abgehaltene Versammlung von
Maurergesellen beschloß desinitiv die Gründung einer sich über ganz
Deutschland erstreckenden Kranken=, Jnvaliden= und Sterbekasse für
Maurer und Zimmerleute, die sich von der jetzt bestehenden Unter-
stützungskasse hauptsächlich durch die Klassificirung der Beiträge und
Bezüge unterscheidet, so zwar, daß ein monatlicher Beitrag von
8 Sgr. ein Anrecht auf1 1 / 2 Thlr. wöchentliche Krankenunterstützung;
ein Beitrag von 12 Sgr. auf2 1 / 3 Thlr.; ein solcher von 16 Sgr.
auf 4 Thlr. per Woche gewährt.

-- Jn Wien hat ein großer Theil der Zeitungssetzer die Ar-
beit eingestellt.

-- Für die Beurtheilung der Lage der Arbeiter in Chemnitz,
allerdings einer Stadt, in welcher der Lebensunterhalt verhältniß-
mäßig sehr kostspielig, ist folgende Berechnung des Haushaltes eines
Arbeiters von Jnteresse, welche kürzlich in einem Arbeiterkreise,
nämlich in dem sehr strebsamen Chemnitzer Arbeiterverein, aufgestellt
wurde. Es ist dabei davon ausgegangen, daß die Mehrzahl der
Arbeiter wöchentlich 4 Thlr. verdiene, viele weniger und nur wenige
mehr. Von den 52 Wochen des Jahres gehen dem Arbeiter durch
die Feiertage ca. 3 Wochen verloren, er bekomme daher nur 49 Wochen
Lohn oder 196 Thlr. Hat ein Arbeiter eine Frau und 2 Kinder,
so brauche er wöchentlich 3 Brode == 15 Ngr., 3 Stückchen Butter
=-16 1 / 2 Ngr., Milch == 5 Ngr., 1 Metze Kartoffeln == 3 Ngr.,
3 Pfd. Fleisch == 16 Ngr. 2 Pf., Gemüse =-7 1 / 2 Ngr., 1 / 4 Pfd.
Kaffee == 3 Ngr. 6 Pf., 1 / 4 Pfd. Zusatz zum Kaffee == 5 Pf.,
Kohlen und Holz == 15 Ngr., Oel == 4 Ngr., Seife und Soda
=-2 1 / 2 Ngr., Salz == 1 Ngr., Mehl == 1 Ngr. 8 Pf., Ge-
würze ec. == 5 Ngr. Das macht in Summa 3 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf.
pro Woche oder 167 Thlr. 13 Ngr. 2 Pf. im Jahr. Außerdem
hat der Arbeiter pro Jahr noch zu zahlen 35 Thlr. für Miethe,
2 1 / 2 Thlr. Kommunalsteuer, 1 Thlr. 5 Ngr. Personalsteuer, 3 Thlr.
26 Ngr. allgemeine Krankensteuer und 2 Thlr. Extra=Krankensteuer.
Rechne man hierzu noch den nöthigen Bedarf an Kleidern, das Schul-
geld und die in jeder Familie außerdem noch vorkommenden, nicht zu
umgehenden Ausgaben, so ergebe sich ein Defizit von wenigstens
50 Thlrn. Dieses Defizit wird indeß durch den Nebenverdienst von
Frau und Kindern gemindert. Jmmerhin läßt diese Rechnungs-
[Spaltenumbruch] Aufstellung das Loos eines Chemnitzer Arbeiters nicht beneidenswerth
erscheinen.

-- Die Landesversammlung der würtembergischen Arbeiter-
Bildungsvereine hat die Auflösung des Gauverbandes mit 705 gegen
679 Stimmen beschlossen. Zur Vermittlung des internen Verkehrs
und kräftiger Betreibung der Agitation wird ein Comit é vom Verein
Eßlingen, mit dem Sitz in Eßlingen, und bestehend aus 3 Mann
gewählt werden.

-- Jn den Eisensteingruben von Cleveland in der Grafschaft
York ( England ) haben circa 1000 Bergleute die Arbeit eingestellt,
wegen Nichtbewilligung einer geforderten Lohnerhöhung.

Handel und Verkehr.

* Deutscher Handelstag. Das „Bremer Hdlsbl.“ sagt: Der
bleibende Ausschuß des Deutschen Handelstags hat sich in der Person
des Herrn Delbrück, eines Vetters des Präsidenten des Bundeskanzler-
amts, einen neuen Vorsitzenden gegeben, von dem erwartet werden
muß, daß er besser als seine letzten beiden Vorgänger verstehen werde,
die eigentliche Arbeitsmaschine in stetem regem Gange zu erhalten.
Wie die Organisation einmal ist, hängt es wesentlich von dem
Präsidenten ab, ob Erfolge der Vereinigung zu Tage treten sollen
oder nicht.

* Handel= und Gewerbetag. Jn Oestreich wird beabsichtigt
einen Handel= und Gewerbetag zu gründen.

* Die Bremer Bank hat für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt.
Dividende gegeben. Auf ihrer Generalversammlung wurde beschlossen,
daß dieselbe berechtigt sein soll Noten auf Silber lautend ( bis jetzt
hat sie nur auf Gold lautende ) auszugeben.

* Diskonto. Die preußische Bank hat den Zinsfuß für
Wechsel auf 4 pCt. und für Lombard auf 5 pCt. herabgesetzt, die
Frankfurter auf3 1 / 2 pCt.

* Volksbanken in Würtemberg. Neuenbürg: Mitglieder
182, Umsatz 89,900 fl., monatliche Einlagen 5300 fl. Freuden-
stadt:
1. Jahr Mitgl. 156, Umsatz 285,000 fl. Besigheim:
1. Jahr Mitgl. 75, Umsatz 94,000 fl. Bietigheim: 2. Jahr
Mitgl. 116, Umsatz im J. 1869: 451,000 fl. Eine neue Gewerbe-
bank ist in Laufen a. N. vor Kurzem gegründet worden. Die Ge-
werbebank in Laupheim zählt 92 Mitglieder. Die Baareinnahmen
betrugen 107,058 fl. und die Ausgaben 99,412 fl., der Gesammt-
umsatz belief sich auf 425,550 fl. Die Handwerkerbank in Nür-
tingen
zählt 433 Mitgl. Der Umsatz im Anlehen= und Vorschuß-
verkehr betrug 165,863 fl. 39 kr., im Conto = Corrent = Verkehr
408,227 fl. 40 kr. Reingewinn10 1 / 2 pCt. Dividende 7 pCt. Der
Reservefond hat die Höhe von 4000 fl. erreicht.

* Dividenden. Das Gaswerk Kaiserslautern zahlt bei
einem Gaspreis von 3 fl. per 1000 Kubikfuß eine Dividende von
20 pCt.

* Kaffee=, Thee= und Zuckerzölle. Bright sagte neulich in
einer großen Rede, das Volk habe jetzt freien Handel, es möge darauf
hinarbeiten, daß es auch „freien Frühstückstisch“ bekäme, d. h. daß
die Zölle auf Kaffee, Zucker und Thee aufgehoben würden. Jn
gleichem Sinn hat sich die Handelskammer von Edinburg ausge-
sprochen, und zwar in einem an das Unterhaus gerichteten Gesuch.
Darin heißt es, alle Zölle auf Lebensmittel seien unpolitisch und
sollten daher abgeschafft werden; Thee, Zucker und Kaffee gehörten
aber jetzt in die Kategorie der Lebensbedürfnisse; vermehrter Verbrauch
dieser Artikel fördere die Mäßigkeit der Volksmassen, eine gänzliche
Abschaffung der darauf ruhenden Zölle würde daher dem allgemeinen
Handelsverkehr und somit auch den Staats=Einnahmen zu gut kommen.

* Revision des italienischen Zolltarifes. Wie ein Florentiner
Geschäftsblatt meldet, wird gegenwärtig im italienischen Ministerium
eifrig an der Revision der officiellen Bewerthungen des italienischen
Zolltarifes gearbeitet. Da im Jahre 1872 die abgeschlossenen Handels-
verträge ablaufen, so soll eine Enquete über den Zustand der ein-
zelnen italienischen Jndustriezweige veranstaltet werden, um die Er-
gebnisse derselben den demnächst zu eröffnenden Verhandlungen zu
Grunde legen zu können.

* Aufhebung des Freihafens von Venedig. Der „Economiste“
meldet, daß in Florenz nun definitiv der Beschluß gefaßt worden sei,
den Freihafen von Venedig aufzuheben, wie dieß in ähnlicher Weise

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[0004] gesetzes für den norddeutschen Bund, über dieses Gesetz den Verein deutscher Lebensversicherungs=Gesellschaften zu hören. Die nächste Ver- sammlung findet in Frankfurt a. M. statt. * Auswanderung nach Ungarn. Es wird vor der Auswan- derung nach Ungarn gewarnt, da in letzterer Zeit bitte Klagen von den voriges Jahr dahingegangenen Arbeitern aus Rheinland, Schle- sien ec. kommen. Lohn und Unterhalt sollen durchaus nicht im Ver- hältniß stehen, und die Arbeiter von den Arbeitgebern geprellt und ausgebeutet werden. -- Jn England wird gegenwärtig, um dem Pauperismus zu steuern, viel für Auswanderung agitirt, und die National Emigration Society arbeitet mit vielem Erfolg. Jeder Auswanderer, der im Besitz von 3 L. ist, wird mit 2 L. 5 sh. unterstützt. * Militärdienst. Die bedingte Befreiung vom Militärdienste, welche bisher den Studirenden der evangelischen und katholischen Theologie, bez. den katholischen Priesteramts=Kandidaten, zugestanden war, hat mit Beginn dieses Jahres ihr Ende erreicht. * Vorlagen für den norddeutschen Reichstag. Die Bundes- regierung hat dem norddeutschen Reichstag folgende Gesetzentwürfe vorgelegt: ein neues Strafgesetzbuch; ein Gesetz über den Schutz der Autorrechte; ein ferneres über das Jndigenat; eine Vorlage über Erwerb und Verlust der Bundes= und Staatsangehörigkeit; Bestim- mungen über Heimathsrecht und Unterstützungswohnsitz; über direkte Besteuerung; über Festungsanlagen; Befugnisse der Bundeskonsuln zu Eheschließungen; schließlich ein Gesetz über die Verhältnisse der Bundesbeamten. * Arbeiter=Angelegenheiten. Die Hüttenarbeiter des märkisch- westphälischen Bergwerkvereins haben die Arbeit eingestellt. Aeußere Veranlassung ist dazu die Anordnung, daß diejenigen Lohntage, die auf einen Sonnabend fallen, auf den nächsten Montag verlegt werden sollen, weil in solchen Fällen häufig an dem, dem Lohntage folgenden Sonntage die Arbeitskräfte an den Schmelzöfen fehlten. Wenn sich die Arbeiter solchen Einrichtungen, die wesentlich in ihrem eigenen Jnteresse sind, aus liederlichen Gründen nicht fügen wollen, so ver- dienen sie keine Schonung. An vielen Orten hat man diese Einrich- tung getroffen und alle ordentlichen Arbeiter sind damit einverstanden. -- Eine kürzlich in Berlin abgehaltene Versammlung von Maurergesellen beschloß desinitiv die Gründung einer sich über ganz Deutschland erstreckenden Kranken=, Jnvaliden= und Sterbekasse für Maurer und Zimmerleute, die sich von der jetzt bestehenden Unter- stützungskasse hauptsächlich durch die Klassificirung der Beiträge und Bezüge unterscheidet, so zwar, daß ein monatlicher Beitrag von 8 Sgr. ein Anrecht auf1 1 / 2 Thlr. wöchentliche Krankenunterstützung; ein Beitrag von 12 Sgr. auf2 1 / 3 Thlr.; ein solcher von 16 Sgr. auf 4 Thlr. per Woche gewährt. -- Jn Wien hat ein großer Theil der Zeitungssetzer die Ar- beit eingestellt. -- Für die Beurtheilung der Lage der Arbeiter in Chemnitz, allerdings einer Stadt, in welcher der Lebensunterhalt verhältniß- mäßig sehr kostspielig, ist folgende Berechnung des Haushaltes eines Arbeiters von Jnteresse, welche kürzlich in einem Arbeiterkreise, nämlich in dem sehr strebsamen Chemnitzer Arbeiterverein, aufgestellt wurde. Es ist dabei davon ausgegangen, daß die Mehrzahl der Arbeiter wöchentlich 4 Thlr. verdiene, viele weniger und nur wenige mehr. Von den 52 Wochen des Jahres gehen dem Arbeiter durch die Feiertage ca. 3 Wochen verloren, er bekomme daher nur 49 Wochen Lohn oder 196 Thlr. Hat ein Arbeiter eine Frau und 2 Kinder, so brauche er wöchentlich 3 Brode == 15 Ngr., 3 Stückchen Butter =-16 1 / 2 Ngr., Milch == 5 Ngr., 1 Metze Kartoffeln == 3 Ngr., 3 Pfd. Fleisch == 16 Ngr. 2 Pf., Gemüse =-7 1 / 2 Ngr., 1 / 4 Pfd. Kaffee == 3 Ngr. 6 Pf., 1 / 4 Pfd. Zusatz zum Kaffee == 5 Pf., Kohlen und Holz == 15 Ngr., Oel == 4 Ngr., Seife und Soda =-2 1 / 2 Ngr., Salz == 1 Ngr., Mehl == 1 Ngr. 8 Pf., Ge- würze ec. == 5 Ngr. Das macht in Summa 3 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf. pro Woche oder 167 Thlr. 13 Ngr. 2 Pf. im Jahr. Außerdem hat der Arbeiter pro Jahr noch zu zahlen 35 Thlr. für Miethe, 2 1 / 2 Thlr. Kommunalsteuer, 1 Thlr. 5 Ngr. Personalsteuer, 3 Thlr. 26 Ngr. allgemeine Krankensteuer und 2 Thlr. Extra=Krankensteuer. Rechne man hierzu noch den nöthigen Bedarf an Kleidern, das Schul- geld und die in jeder Familie außerdem noch vorkommenden, nicht zu umgehenden Ausgaben, so ergebe sich ein Defizit von wenigstens 50 Thlrn. Dieses Defizit wird indeß durch den Nebenverdienst von Frau und Kindern gemindert. Jmmerhin läßt diese Rechnungs- Aufstellung das Loos eines Chemnitzer Arbeiters nicht beneidenswerth erscheinen. -- Die Landesversammlung der würtembergischen Arbeiter- Bildungsvereine hat die Auflösung des Gauverbandes mit 705 gegen 679 Stimmen beschlossen. Zur Vermittlung des internen Verkehrs und kräftiger Betreibung der Agitation wird ein Comit é vom Verein Eßlingen, mit dem Sitz in Eßlingen, und bestehend aus 3 Mann gewählt werden. -- Jn den Eisensteingruben von Cleveland in der Grafschaft York ( England ) haben circa 1000 Bergleute die Arbeit eingestellt, wegen Nichtbewilligung einer geforderten Lohnerhöhung. Handel und Verkehr. * Deutscher Handelstag. Das „Bremer Hdlsbl.“ sagt: Der bleibende Ausschuß des Deutschen Handelstags hat sich in der Person des Herrn Delbrück, eines Vetters des Präsidenten des Bundeskanzler- amts, einen neuen Vorsitzenden gegeben, von dem erwartet werden muß, daß er besser als seine letzten beiden Vorgänger verstehen werde, die eigentliche Arbeitsmaschine in stetem regem Gange zu erhalten. Wie die Organisation einmal ist, hängt es wesentlich von dem Präsidenten ab, ob Erfolge der Vereinigung zu Tage treten sollen oder nicht. * Handel= und Gewerbetag. Jn Oestreich wird beabsichtigt einen Handel= und Gewerbetag zu gründen. * Die Bremer Bank hat für das letzte Geschäftsjahr 6 pCt. Dividende gegeben. Auf ihrer Generalversammlung wurde beschlossen, daß dieselbe berechtigt sein soll Noten auf Silber lautend ( bis jetzt hat sie nur auf Gold lautende ) auszugeben. * Diskonto. Die preußische Bank hat den Zinsfuß für Wechsel auf 4 pCt. und für Lombard auf 5 pCt. herabgesetzt, die Frankfurter auf3 1 / 2 pCt. * Volksbanken in Würtemberg. Neuenbürg: Mitglieder 182, Umsatz 89,900 fl., monatliche Einlagen 5300 fl. Freuden- stadt: 1. Jahr Mitgl. 156, Umsatz 285,000 fl. Besigheim: 1. Jahr Mitgl. 75, Umsatz 94,000 fl. Bietigheim: 2. Jahr Mitgl. 116, Umsatz im J. 1869: 451,000 fl. Eine neue Gewerbe- bank ist in Laufen a. N. vor Kurzem gegründet worden. Die Ge- werbebank in Laupheim zählt 92 Mitglieder. Die Baareinnahmen betrugen 107,058 fl. und die Ausgaben 99,412 fl., der Gesammt- umsatz belief sich auf 425,550 fl. Die Handwerkerbank in Nür- tingen zählt 433 Mitgl. Der Umsatz im Anlehen= und Vorschuß- verkehr betrug 165,863 fl. 39 kr., im Conto = Corrent = Verkehr 408,227 fl. 40 kr. Reingewinn10 1 / 2 pCt. Dividende 7 pCt. Der Reservefond hat die Höhe von 4000 fl. erreicht. * Dividenden. Das Gaswerk Kaiserslautern zahlt bei einem Gaspreis von 3 fl. per 1000 Kubikfuß eine Dividende von 20 pCt. * Kaffee=, Thee= und Zuckerzölle. Bright sagte neulich in einer großen Rede, das Volk habe jetzt freien Handel, es möge darauf hinarbeiten, daß es auch „freien Frühstückstisch“ bekäme, d. h. daß die Zölle auf Kaffee, Zucker und Thee aufgehoben würden. Jn gleichem Sinn hat sich die Handelskammer von Edinburg ausge- sprochen, und zwar in einem an das Unterhaus gerichteten Gesuch. Darin heißt es, alle Zölle auf Lebensmittel seien unpolitisch und sollten daher abgeschafft werden; Thee, Zucker und Kaffee gehörten aber jetzt in die Kategorie der Lebensbedürfnisse; vermehrter Verbrauch dieser Artikel fördere die Mäßigkeit der Volksmassen, eine gänzliche Abschaffung der darauf ruhenden Zölle würde daher dem allgemeinen Handelsverkehr und somit auch den Staats=Einnahmen zu gut kommen. * Revision des italienischen Zolltarifes. Wie ein Florentiner Geschäftsblatt meldet, wird gegenwärtig im italienischen Ministerium eifrig an der Revision der officiellen Bewerthungen des italienischen Zolltarifes gearbeitet. Da im Jahre 1872 die abgeschlossenen Handels- verträge ablaufen, so soll eine Enquete über den Zustand der ein- zelnen italienischen Jndustriezweige veranstaltet werden, um die Er- gebnisse derselben den demnächst zu eröffnenden Verhandlungen zu Grunde legen zu können. * Aufhebung des Freihafens von Venedig. Der „Economiste“ meldet, daß in Florenz nun definitiv der Beschluß gefaßt worden sei, den Freihafen von Venedig aufzuheben, wie dieß in ähnlicher Weise

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0669_1870/4>, abgerufen am 23.11.2024.