[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.daß es unsere Pflicht sei, ihn in Ehrfurcht und Gehorsam Jedes dieser Bekenntnisse, wie abweichend von einander daß es unſere Pflicht ſei, ihn in Ehrfurcht und Gehorſam Jedes dieſer Bekenntniſſe, wie abweichend von einander <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="73"/> daß es unſere Pflicht ſei, ihn in Ehrfurcht und Gehorſam<lb/> zu erfüllen, ſo gut wir es vermögen.</p><lb/> <p>Jedes dieſer Bekenntniſſe, wie abweichend von einander<lb/> und wie unvollkommen ſie auch ſein mochten, trug in ſich<lb/> die Grundbedingung der Religion und war fähig, die Men-<lb/> ſchen zu Gott zu führen. Hätten ſich die Anhänger dieſer<lb/> verſchiedenen Bekenntniſſe, ohne das Geringſte von ihrer<lb/> eigenen Ueberzeugung zu opfern, brüderlich in der gemein-<lb/> ſamen Aufgabe, die Menſchen zu Gott zu führen, unterſtützt,<lb/> hätten ſie das, was die Hauptſache iſt und worin ſie<lb/> übereinſtimmten, zu ihrer Hauptaufgabe gemacht, und hätten<lb/> ſie das, worin ſie nicht übereinſtimmten, Gott anheimgeſtellt,<lb/> durch die That zu beweiſen ſuchend, welches Bekenntniß rich-<lb/> tiger und geeigneter ſei, die Menſchen zu Gott zu führen, ſo<lb/> würde es jetzt beſſer um den Glauben bei uns ſtehen, und<lb/> dann würde auch für den Staat ein Hauptgrund, die Macht<lb/> der Kirche oder der Kirchen zu ſchmälern und ſich auf einen<lb/> neutralen Boden zu ſtellen, hinweggefallen ſein. Statt deſ-<lb/> ſen verketzerten und bekämpften ſich die Anhänger der ver-<lb/> ſchiedenen Bekenntniſſe in jeder Weiſe und verfälſchten da-<lb/> durch geradezu die Natur der Religion. Denn durch dieſe<lb/> theologiſchen Händel wurden Fragen, welche im Verhältniß<lb/> zur Hauptfrage doch nur von untergeordneter Art ſind, zur<lb/> Hauptſache gemacht und die eigentliche Hauptſache darüber<lb/><hi rendition="#g">vergeſſen.</hi> Und indem Fragen, welche doch nur mit den<lb/> Waffen des Verſtandes und der Gelehrſamkeit entſchieden<lb/> werden können, zur Hauptſache gemacht wurden, wurde von<lb/> der Kirche ſelbſt der Kampf auf ein Gebiet hinüber geſpielt,<lb/> auf welchem der Glaube nothwendig dem Unglauben unter-<lb/> liegen mußte, weil die Wurzel des religiöſen Glaubens gar<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0079]
daß es unſere Pflicht ſei, ihn in Ehrfurcht und Gehorſam
zu erfüllen, ſo gut wir es vermögen.
Jedes dieſer Bekenntniſſe, wie abweichend von einander
und wie unvollkommen ſie auch ſein mochten, trug in ſich
die Grundbedingung der Religion und war fähig, die Men-
ſchen zu Gott zu führen. Hätten ſich die Anhänger dieſer
verſchiedenen Bekenntniſſe, ohne das Geringſte von ihrer
eigenen Ueberzeugung zu opfern, brüderlich in der gemein-
ſamen Aufgabe, die Menſchen zu Gott zu führen, unterſtützt,
hätten ſie das, was die Hauptſache iſt und worin ſie
übereinſtimmten, zu ihrer Hauptaufgabe gemacht, und hätten
ſie das, worin ſie nicht übereinſtimmten, Gott anheimgeſtellt,
durch die That zu beweiſen ſuchend, welches Bekenntniß rich-
tiger und geeigneter ſei, die Menſchen zu Gott zu führen, ſo
würde es jetzt beſſer um den Glauben bei uns ſtehen, und
dann würde auch für den Staat ein Hauptgrund, die Macht
der Kirche oder der Kirchen zu ſchmälern und ſich auf einen
neutralen Boden zu ſtellen, hinweggefallen ſein. Statt deſ-
ſen verketzerten und bekämpften ſich die Anhänger der ver-
ſchiedenen Bekenntniſſe in jeder Weiſe und verfälſchten da-
durch geradezu die Natur der Religion. Denn durch dieſe
theologiſchen Händel wurden Fragen, welche im Verhältniß
zur Hauptfrage doch nur von untergeordneter Art ſind, zur
Hauptſache gemacht und die eigentliche Hauptſache darüber
vergeſſen. Und indem Fragen, welche doch nur mit den
Waffen des Verſtandes und der Gelehrſamkeit entſchieden
werden können, zur Hauptſache gemacht wurden, wurde von
der Kirche ſelbſt der Kampf auf ein Gebiet hinüber geſpielt,
auf welchem der Glaube nothwendig dem Unglauben unter-
liegen mußte, weil die Wurzel des religiöſen Glaubens gar
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