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Allgemeine Zeitung, Nr. 95, 5. April 1849.

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[Spaltenumbruch] glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie sind
noch nicht am Ende Ihrer Heldenbahn, denn auf aller Lippen und in
aller Herzen lebt noch das großherzige Wort das uns nach den ersten Un-
fällen wieder aufgerichtet: "Die Unabhängigkeit Italiens ist noch nicht
verloren!" (Große Bewegung und langanhaltender Beifall.) Sire! Als
Vasall dieser großen Sache haben Sie ihre Wechselfälle ertragen; und
treten Sie auch von der Bühne, wo ihr Schicksal sich erfüllen wird, so
werden Sie in den Herzen, Gedanken und Wünschen ihrer Vorkämpfer
fortleben. Nein, Sire! Mögen Sie sich immer den Blicken Ihres Volkes
entziehen, Sie werden seine Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe dadurch
nicht mindern. Sie leben ja unter uns durch die Verfassung, worin Sie
Ihre und unsere Rechte verbrüdert haben, in jenen freisinnigen Institutio-
nen deren Keime Sie gepflegt, in jenen militärischen Schöpfungen die
Sie weise zu vervollkommnen suchten, Sie leben auf immer in dem Ge-
dächtniß der Gegenwart und der Zukunft als einiges Muster eines Königs,
Bürgers und Soldaten, erzogen in der Schule der Neuzeit, die Brust ge-
hoben von ihrem Hauche. Ganz besonders werden Sie fortleben in Ihrem
Sohne, Sire, dem Ihr Beispiel vorleuchten wird, dem Sie durch Ueber-
tragung der Krone vorgezeichnet haben mit welchen Gesinnungen sie allein
in Ehren jetzt getragen werden kann. (Trefflich! Vortrefflich!) Sire! Sie
haben dem Urtheil der Geschichte und Nachwelt zuvorkommen wollen,
und Sie dursten es. Gott verstattet Ihnen die tröstliche Ruhe der Ein-
samkeit, der gedankenvollen Stille, wohin Sie flüchten wollten. Wir fol-
gen Ihnen nach in Ihre Abgeschiedenheit voll peinigender, voll rühmlicher
Erinnerungen. Mögen die einen mit leichter Sohle über Ihre Brust
schreiten, mögen die andern schmeichelnd in ihren Armen Sie aufrichten.
(Tiefe Bewegung.) Daran glauben Sie aber unerschüttert daß Sie immer
begleiten wird die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe des subalpinischen
Volkes, der andern unglücklichen Völker die Sie tiefathmend in Anstren-
gung wieder zu Italienern machen wollten, des ganzen Italiens dem der
Name Karl Albert das begeisternde Symbol seiner nicht verlöschten Hoff-
nungen seyn wird!"

(Lebhafter, endloser Beifall und hoch Karl Albert!)
Die Kammer genehmigt einstimmig die Adresse.


Gottlob, rief ich aus, als gestern zum er-
stenmal wieder Ihre Zeitung anlangte, die uns seit dem 18 d. gefehlt
hatte, allein die Freude dauerte nicht lange, da sie bereits heut von neuem
ausgeblieben ist. In den nachgekommenen Nummern bemerkte ich Ihren
wiederholt ausgesprochenen Wunsch meine Briefe Ihnen auf einem andern
kürzern Weg zukommen zu lassen, doch kann ich natürlich erst jetzt dieser
Weisung nachkommen und bin sehr ärgerlich daß meine Briefe Ihnen erst
dann zugekommen find wenn sie alt und ihr Inhalt interesselos geworden
ist. Als Neuigkeit kann ich Ihnen heut melden daß die Cabinetsordre
welche die Auflösung der Kammern verfügt, bereits von dem Ministerium
ausgefertigt ist und dem König zur Unterschrift vorliegt. Diese Maßregel
wird nicht überraschen, denn sie ist allgemein erwartet, und sie ist noth-
wendig, soll nicht die Ruhe und das Glück des Landes aufs neue aufs
Spiel gestellt werden, weil es einer Handvoll exaltirter Deputirten beliebt
mit hochklingenden patriotischen Phrasen zum drittenmal einen Kampf zu
erneuern, wo das Schwert schon zum zweitenmal von dem überlegenen
Feind aus der Hand gerungen wurde. Man schreit über die schmachvollen
Bedingungen die der Waffenstillstand von Novara und der nach ihm zu
schließende Frieden Piemont aufzwinge; aber man vergißt daß der Sieger
das Recht hatte noch härteres zu fordern, ja daß man nicht einmal auf so
glimpfliche Bedingungen gehofft hatte. Sie wissen daß die beiden Ge-
sandten von Frankreich und England auf den Wunsch des Königs noch ein-
mal zu Radetzky sich verfügt haben um diesen wenigstens zum Abstehen
von der Besetzung Alessandria's zu bewegen, doch hier natürlich horte die
Willfährigkeit des alten Marschalls auf, die seinen Generalen Aspre und
Heß ohnehin schon zu weit ausgedehnt erschienen seyn soll. Radetzky be-
steht auf der Besetzung jener Festung, und sie ist vielleicht jetzt schon erfolgt.
Was Gioberti's Sendung nach Paris betrifft um aufs neue das französi-
sche Cabinet zur Vermittlung eines ehrenvollen Friedens mit Oesterreich
zu bewegen, so müssen wir abwarten welches Resultat seine Schritte haben
werden. Er soll einen Friedensentwurf, wie ihn Piemont einzugehen
willens sey, mitgenommen haben. Wie dieser Entwurf beschaffen sey,
darüber könnte ich Ihnen nur Conjecturen geben, ich unterlasse es daher
lieber. Unsere Truppen sind fast alle von dem Kriegsschauplatz zurück-
gekehrt, im ganzen haben sie nicht bedeutend gelitten, außer einigen Re-
gimentern. Man erzählt sich furchtbare Dinge über die Demoralisation
[Spaltenumbruch] und die Schandthaten die sie nach der Schlacht bei Novara gegen ihre
Landsleute verübt haben. In und um Turin liegen mindestens 20,000
Mann, so daß die Demonstrationsgelüste der exaltirten Partei nicht auf-
kommen können. Ueber Genua cursiren viel Gerüchte: Proclamation der
Republik, provisorische Regierung u. s. w., doch soll die Ruhe wiederher-
gestellt seyn. Auch in Chambery fand am 27 d. ein Versuch statt die Re-
publik auszurufen, doch wurde der Fahnenträger und seine schreienden Be-
gleiter bald festgenommen. Der General Ramorino befindet sich als Ge-
fangener auf der Citadelle. Er droht, wenn man ihn zum Sprechen
zwinge, Wunderdinge zu enthüllen. Die demokratischen Blätter sind be-
troffen und spielen die Unparteiischen, die erst nach genauer Kenntniß der
Sache ihr Urtheil abgeben wollen; aber der eigentliche Grund ist der daß
sie früher den General, dessen Ruf schon längst nicht fleckenlos ist und der
sich als begeisterier Demokrat gezeigt hatte, mit Lobpreisungen überschüttet
hatten. Sein Proceß dürfte interessante Data zur Schilderung unserer
Zustände liefern.

Dänemark.

Der Kriegsminister hat heute eine Pro-
clamation erlassen, in der wohl nicht ohne Absicht die schleswigischen "In-
surgenten" von den holsteinischen ganz geschieden sind.

"Schleswigische
Krieger!"

beginnt sie,

"in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird
zur Entscheidung ob es einer aufrührerischen Partei mit Hülfe fremder
Unterdrücker gelingen soll Recht und Pflicht zu verhöhnen, und das uralte
Band welches Schleswig an Dänemark knüpft, zu zerreißen, wendet Ew.
König sich nochmals an euch. In seiner Nachsicht und Milde verspricht
der König jedem Soldaten der, eingedenk seiner Pflicht, die Reihen der
Ausrührer verläßt und unter seinen rechtmäßigen Fürsten zum Gehorsam
zurückkehrt, völlige Amnestie; er soll, insofern er solches wünscht, sogleich
in seine Heimath entlassen und nicht wieder zum Kriegsdienst einberufen
werden. Ebenso soll jeder Unterofficier, der bereits vor dem Ausbruche
des Aufruhrs in königlichen Diensten gestanden, auf Verlangen den Ab-
schied erhalten, und zwar mit der Pension auf welche er zur Zeit dieses
Ausbruchs, mit Rücksicht auf Grad und Dienstalter, Anspruch hatte. Un-
terofficieren welche später in das Heer der Aufrührer eingetreten, wird
völlige Amnestie und Befreiung vom ferneren Kriegsdienst zugesichert.
Soldaten! legt die Waffen nieder! laßt ab von dem verbrecherischen
Kampfe gegen Ehre und Recht, und zaudert nicht zum Gehorsam, zur
Pflicht zurück zukehren."

Ostindien.

* Wir haben noch keine ostindischen Zeitungen erhalten; aber unse
Correspondent in Alexandria übersendet uns, mit Brief vom 22 März,
folgenden Auszug aus der Extra-Beilage der Bombay Times vom
4 März: "Glorreiche Neuigkeit aus dem Pendschäb! Ein Erpresser, der
das Lager des Generalstatthalters am 25 Febr. verlassen, überbrachte ge-
stern Nachts 11 Uhr an das hiesige Gouvernement die hochwichtige und
erfreuliche Nachricht daß am 21 Febr. die Sikh-Armee unter Schir Singh
in ihrer Stellung bei Gugrat (Goograt nach englischer Schreibung) von
Lord Gough angegriffen und aufs Haupt geschlagen worden ist (put to
the rout
). Der Feind zog sich in größter Unordnung zurück, wobei er
einen großen Theil seiner Artillerie und sein ganzes stehendes Lager in un-
sern Händen ließ. Heute Mittags 1 Uhr ward in Bombay eine königliche
Salve zu Ehren dieses glücklichen Ereignisses gefeuert."
Hiernach dürfte
Sir Charles Napier bei seiner Ankunft in Indien die Hauptsache schon ge-
than finden.

* Handels- und Börsennachrichten.

Bayer. 31/2 proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G.
Bankactien I. Sem. 612 G. Promessen 43 P. Oesterr. Met. 5proc. 74 P.
Bankactien I. Sem. 1000 P. Württemb 31/2proc. 781/2 G. 41/2proc. 94 G.


Oesterr. 5proc. Met. 75 7/8 ; Bankactien
1190; preuß. 31/2proc. Staatsschuldsch. 801/4; bayer. Oblig. 31/2proc. 78 7/8 ;
Ludwigsh.-Berbach 73 1/8 ; württ. 41/2proc. 941/4; 31/2proc. 78 5/8 ; bad. 5proc.
95 7/8 ; 31/2proc. 77; darmst. 31/2proc. 781/2; 4proc. 861/4; nass. 5proc. 993/4;
31/2proc. 803/4; Frankf. 3proc. 77; 31/2proc. 91 7/8 ; 88 3/8 ; Disc. 1.


5proc. Met. 86 1/8 ; Bankactien 1124; Nordbahn 961/2;
Mailänder 70; Gloggnitzer 94.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart.


Das Register der Allgemeinen Zeitung 1848
ist durch alle Postämter und den Buchhandel a 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.


[Spaltenumbruch] glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie ſind
noch nicht am Ende Ihrer Heldenbahn, denn auf aller Lippen und in
aller Herzen lebt noch das großherzige Wort das uns nach den erſten Un-
fällen wieder aufgerichtet: „Die Unabhängigkeit Italiens iſt noch nicht
verloren!“ (Große Bewegung und langanhaltender Beifall.) Sire! Als
Vaſall dieſer großen Sache haben Sie ihre Wechſelfälle ertragen; und
treten Sie auch von der Bühne, wo ihr Schickſal ſich erfüllen wird, ſo
werden Sie in den Herzen, Gedanken und Wünſchen ihrer Vorkämpfer
fortleben. Nein, Sire! Mögen Sie ſich immer den Blicken Ihres Volkes
entziehen, Sie werden ſeine Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe dadurch
nicht mindern. Sie leben ja unter uns durch die Verfaſſung, worin Sie
Ihre und unſere Rechte verbrüdert haben, in jenen freiſinnigen Inſtitutio-
nen deren Keime Sie gepflegt, in jenen militäriſchen Schöpfungen die
Sie weiſe zu vervollkommnen ſuchten, Sie leben auf immer in dem Ge-
dächtniß der Gegenwart und der Zukunft als einiges Muſter eines Königs,
Bürgers und Soldaten, erzogen in der Schule der Neuzeit, die Bruſt ge-
hoben von ihrem Hauche. Ganz beſonders werden Sie fortleben in Ihrem
Sohne, Sire, dem Ihr Beiſpiel vorleuchten wird, dem Sie durch Ueber-
tragung der Krone vorgezeichnet haben mit welchen Geſinnungen ſie allein
in Ehren jetzt getragen werden kann. (Trefflich! Vortrefflich!) Sire! Sie
haben dem Urtheil der Geſchichte und Nachwelt zuvorkommen wollen,
und Sie durſten es. Gott verſtattet Ihnen die tröſtliche Ruhe der Ein-
ſamkeit, der gedankenvollen Stille, wohin Sie flüchten wollten. Wir fol-
gen Ihnen nach in Ihre Abgeſchiedenheit voll peinigender, voll rühmlicher
Erinnerungen. Mögen die einen mit leichter Sohle über Ihre Bruſt
ſchreiten, mögen die andern ſchmeichelnd in ihren Armen Sie aufrichten.
(Tiefe Bewegung.) Daran glauben Sie aber unerſchüttert daß Sie immer
begleiten wird die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe des ſubalpiniſchen
Volkes, der andern unglücklichen Völker die Sie tiefathmend in Anſtren-
gung wieder zu Italienern machen wollten, des ganzen Italiens dem der
Name Karl Albert das begeiſternde Symbol ſeiner nicht verlöſchten Hoff-
nungen ſeyn wird!“

(Lebhafter, endloſer Beifall und hoch Karl Albert!)
Die Kammer genehmigt einſtimmig die Adreſſe.


Gottlob, rief ich aus, als geſtern zum er-
ſtenmal wieder Ihre Zeitung anlangte, die uns ſeit dem 18 d. gefehlt
hatte, allein die Freude dauerte nicht lange, da ſie bereits heut von neuem
ausgeblieben iſt. In den nachgekommenen Nummern bemerkte ich Ihren
wiederholt ausgeſprochenen Wunſch meine Briefe Ihnen auf einem andern
kürzern Weg zukommen zu laſſen, doch kann ich natürlich erſt jetzt dieſer
Weiſung nachkommen und bin ſehr ärgerlich daß meine Briefe Ihnen erſt
dann zugekommen find wenn ſie alt und ihr Inhalt intereſſelos geworden
iſt. Als Neuigkeit kann ich Ihnen heut melden daß die Cabinetsordre
welche die Auflöſung der Kammern verfügt, bereits von dem Miniſterium
ausgefertigt iſt und dem König zur Unterſchrift vorliegt. Dieſe Maßregel
wird nicht überraſchen, denn ſie iſt allgemein erwartet, und ſie iſt noth-
wendig, ſoll nicht die Ruhe und das Glück des Landes aufs neue aufs
Spiel geſtellt werden, weil es einer Handvoll exaltirter Deputirten beliebt
mit hochklingenden patriotiſchen Phraſen zum drittenmal einen Kampf zu
erneuern, wo das Schwert ſchon zum zweitenmal von dem überlegenen
Feind aus der Hand gerungen wurde. Man ſchreit über die ſchmachvollen
Bedingungen die der Waffenſtillſtand von Novara und der nach ihm zu
ſchließende Frieden Piemont aufzwinge; aber man vergißt daß der Sieger
das Recht hatte noch härteres zu fordern, ja daß man nicht einmal auf ſo
glimpfliche Bedingungen gehofft hatte. Sie wiſſen daß die beiden Ge-
ſandten von Frankreich und England auf den Wunſch des Königs noch ein-
mal zu Radetzky ſich verfügt haben um dieſen wenigſtens zum Abſtehen
von der Beſetzung Aleſſandria’s zu bewegen, doch hier natürlich horte die
Willfährigkeit des alten Marſchalls auf, die ſeinen Generalen Aſpre und
Heß ohnehin ſchon zu weit ausgedehnt erſchienen ſeyn ſoll. Radetzky be-
ſteht auf der Beſetzung jener Feſtung, und ſie iſt vielleicht jetzt ſchon erfolgt.
Was Gioberti’s Sendung nach Paris betrifft um aufs neue das franzöſi-
ſche Cabinet zur Vermittlung eines ehrenvollen Friedens mit Oeſterreich
zu bewegen, ſo müſſen wir abwarten welches Reſultat ſeine Schritte haben
werden. Er ſoll einen Friedensentwurf, wie ihn Piemont einzugehen
willens ſey, mitgenommen haben. Wie dieſer Entwurf beſchaffen ſey,
darüber könnte ich Ihnen nur Conjecturen geben, ich unterlaſſe es daher
lieber. Unſere Truppen ſind faſt alle von dem Kriegsſchauplatz zurück-
gekehrt, im ganzen haben ſie nicht bedeutend gelitten, außer einigen Re-
gimentern. Man erzählt ſich furchtbare Dinge über die Demoraliſation
[Spaltenumbruch] und die Schandthaten die ſie nach der Schlacht bei Novara gegen ihre
Landsleute verübt haben. In und um Turin liegen mindeſtens 20,000
Mann, ſo daß die Demonſtrationsgelüſte der exaltirten Partei nicht auf-
kommen können. Ueber Genua curſiren viel Gerüchte: Proclamation der
Republik, proviſoriſche Regierung u. ſ. w., doch ſoll die Ruhe wiederher-
geſtellt ſeyn. Auch in Chambery fand am 27 d. ein Verſuch ſtatt die Re-
publik auszurufen, doch wurde der Fahnenträger und ſeine ſchreienden Be-
gleiter bald feſtgenommen. Der General Ramorino befindet ſich als Ge-
fangener auf der Citadelle. Er droht, wenn man ihn zum Sprechen
zwinge, Wunderdinge zu enthüllen. Die demokratiſchen Blätter ſind be-
troffen und ſpielen die Unparteiiſchen, die erſt nach genauer Kenntniß der
Sache ihr Urtheil abgeben wollen; aber der eigentliche Grund iſt der daß
ſie früher den General, deſſen Ruf ſchon längſt nicht fleckenlos iſt und der
ſich als begeiſterier Demokrat gezeigt hatte, mit Lobpreiſungen überſchüttet
hatten. Sein Proceß dürfte intereſſante Data zur Schilderung unſerer
Zuſtände liefern.

Dänemark.

Der Kriegsminiſter hat heute eine Pro-
clamation erlaſſen, in der wohl nicht ohne Abſicht die ſchleswigiſchen „In-
ſurgenten“ von den holſteiniſchen ganz geſchieden ſind.

„Schleswigiſche
Krieger!“

beginnt ſie,

„in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird
zur Entſcheidung ob es einer aufrühreriſchen Partei mit Hülfe fremder
Unterdrücker gelingen ſoll Recht und Pflicht zu verhöhnen, und das uralte
Band welches Schleswig an Dänemark knüpft, zu zerreißen, wendet Ew.
König ſich nochmals an euch. In ſeiner Nachſicht und Milde verſpricht
der König jedem Soldaten der, eingedenk ſeiner Pflicht, die Reihen der
Auſrührer verläßt und unter ſeinen rechtmäßigen Fürſten zum Gehorſam
zurückkehrt, völlige Amneſtie; er ſoll, inſofern er ſolches wünſcht, ſogleich
in ſeine Heimath entlaſſen und nicht wieder zum Kriegsdienſt einberufen
werden. Ebenſo ſoll jeder Unterofficier, der bereits vor dem Ausbruche
des Aufruhrs in königlichen Dienſten geſtanden, auf Verlangen den Ab-
ſchied erhalten, und zwar mit der Penſion auf welche er zur Zeit dieſes
Ausbruchs, mit Rückſicht auf Grad und Dienſtalter, Anſpruch hatte. Un-
terofficieren welche ſpäter in das Heer der Aufrührer eingetreten, wird
völlige Amneſtie und Befreiung vom ferneren Kriegsdienſt zugeſichert.
Soldaten! legt die Waffen nieder! laßt ab von dem verbrecheriſchen
Kampfe gegen Ehre und Recht, und zaudert nicht zum Gehorſam, zur
Pflicht zurück zukehren.“

Oſtindien.

* Wir haben noch keine oſtindiſchen Zeitungen erhalten; aber unſe
Correſpondent in Alexandria überſendet uns, mit Brief vom 22 März,
folgenden Auszug aus der Extra-Beilage der Bombay Times vom
4 März: „Glorreiche Neuigkeit aus dem Pendſchäb! Ein Erpreſſer, der
das Lager des Generalſtatthalters am 25 Febr. verlaſſen, überbrachte ge-
ſtern Nachts 11 Uhr an das hieſige Gouvernement die hochwichtige und
erfreuliche Nachricht daß am 21 Febr. die Sikh-Armee unter Schir Singh
in ihrer Stellung bei Gugrat (Goograt nach engliſcher Schreibung) von
Lord Gough angegriffen und aufs Haupt geſchlagen worden iſt (put to
the rout
). Der Feind zog ſich in größter Unordnung zurück, wobei er
einen großen Theil ſeiner Artillerie und ſein ganzes ſtehendes Lager in un-
ſern Händen ließ. Heute Mittags 1 Uhr ward in Bombay eine königliche
Salve zu Ehren dieſes glücklichen Ereigniſſes gefeuert.“
Hiernach dürfte
Sir Charles Napier bei ſeiner Ankunft in Indien die Hauptſache ſchon ge-
than finden.

* Handels- und Börſennachrichten.

Bayer. 3½ proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G.
Bankactien I. Sem. 612 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. Met. 5proc. 74 P.
Bankactien I. Sem. 1000 P. Württemb 3½proc. 78½ G. 4½proc. 94 G.


Oeſterr. 5proc. Met. 75⅞; Bankactien
1190; preuß. 3½proc. Staatsſchuldſch. 80¼; bayer. Oblig. 3½proc. 78⅞;
Ludwigsh.-Berbach 73⅛; württ. 4½proc. 94¼; 3½proc. 78⅝; bad. 5proc.
95⅞; 3½proc. 77; darmſt. 3½proc. 78½; 4proc. 86¼; naſſ. 5proc. 99¾;
3½proc. 80¾; Frankf. 3proc. 77; 3½proc. 91⅞; 88⅜; Disc. 1.


5proc. Met. 86⅛; Bankactien 1124; Nordbahn 96½;
Mailänder 70; Gloggnitzer 94.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.


Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848
iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.


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[1456/0008] glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie ſind noch nicht am Ende Ihrer Heldenbahn, denn auf aller Lippen und in aller Herzen lebt noch das großherzige Wort das uns nach den erſten Un- fällen wieder aufgerichtet: „Die Unabhängigkeit Italiens iſt noch nicht verloren!“ (Große Bewegung und langanhaltender Beifall.) Sire! Als Vaſall dieſer großen Sache haben Sie ihre Wechſelfälle ertragen; und treten Sie auch von der Bühne, wo ihr Schickſal ſich erfüllen wird, ſo werden Sie in den Herzen, Gedanken und Wünſchen ihrer Vorkämpfer fortleben. Nein, Sire! Mögen Sie ſich immer den Blicken Ihres Volkes entziehen, Sie werden ſeine Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe dadurch nicht mindern. Sie leben ja unter uns durch die Verfaſſung, worin Sie Ihre und unſere Rechte verbrüdert haben, in jenen freiſinnigen Inſtitutio- nen deren Keime Sie gepflegt, in jenen militäriſchen Schöpfungen die Sie weiſe zu vervollkommnen ſuchten, Sie leben auf immer in dem Ge- dächtniß der Gegenwart und der Zukunft als einiges Muſter eines Königs, Bürgers und Soldaten, erzogen in der Schule der Neuzeit, die Bruſt ge- hoben von ihrem Hauche. Ganz beſonders werden Sie fortleben in Ihrem Sohne, Sire, dem Ihr Beiſpiel vorleuchten wird, dem Sie durch Ueber- tragung der Krone vorgezeichnet haben mit welchen Geſinnungen ſie allein in Ehren jetzt getragen werden kann. (Trefflich! Vortrefflich!) Sire! Sie haben dem Urtheil der Geſchichte und Nachwelt zuvorkommen wollen, und Sie durſten es. Gott verſtattet Ihnen die tröſtliche Ruhe der Ein- ſamkeit, der gedankenvollen Stille, wohin Sie flüchten wollten. Wir fol- gen Ihnen nach in Ihre Abgeſchiedenheit voll peinigender, voll rühmlicher Erinnerungen. Mögen die einen mit leichter Sohle über Ihre Bruſt ſchreiten, mögen die andern ſchmeichelnd in ihren Armen Sie aufrichten. (Tiefe Bewegung.) Daran glauben Sie aber unerſchüttert daß Sie immer begleiten wird die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe des ſubalpiniſchen Volkes, der andern unglücklichen Völker die Sie tiefathmend in Anſtren- gung wieder zu Italienern machen wollten, des ganzen Italiens dem der Name Karl Albert das begeiſternde Symbol ſeiner nicht verlöſchten Hoff- nungen ſeyn wird!“ (Lebhafter, endloſer Beifall und hoch Karl Albert!) Die Kammer genehmigt einſtimmig die Adreſſe. — Turin, 31 März. Gottlob, rief ich aus, als geſtern zum er- ſtenmal wieder Ihre Zeitung anlangte, die uns ſeit dem 18 d. gefehlt hatte, allein die Freude dauerte nicht lange, da ſie bereits heut von neuem ausgeblieben iſt. In den nachgekommenen Nummern bemerkte ich Ihren wiederholt ausgeſprochenen Wunſch meine Briefe Ihnen auf einem andern kürzern Weg zukommen zu laſſen, doch kann ich natürlich erſt jetzt dieſer Weiſung nachkommen und bin ſehr ärgerlich daß meine Briefe Ihnen erſt dann zugekommen find wenn ſie alt und ihr Inhalt intereſſelos geworden iſt. Als Neuigkeit kann ich Ihnen heut melden daß die Cabinetsordre welche die Auflöſung der Kammern verfügt, bereits von dem Miniſterium ausgefertigt iſt und dem König zur Unterſchrift vorliegt. Dieſe Maßregel wird nicht überraſchen, denn ſie iſt allgemein erwartet, und ſie iſt noth- wendig, ſoll nicht die Ruhe und das Glück des Landes aufs neue aufs Spiel geſtellt werden, weil es einer Handvoll exaltirter Deputirten beliebt mit hochklingenden patriotiſchen Phraſen zum drittenmal einen Kampf zu erneuern, wo das Schwert ſchon zum zweitenmal von dem überlegenen Feind aus der Hand gerungen wurde. Man ſchreit über die ſchmachvollen Bedingungen die der Waffenſtillſtand von Novara und der nach ihm zu ſchließende Frieden Piemont aufzwinge; aber man vergißt daß der Sieger das Recht hatte noch härteres zu fordern, ja daß man nicht einmal auf ſo glimpfliche Bedingungen gehofft hatte. Sie wiſſen daß die beiden Ge- ſandten von Frankreich und England auf den Wunſch des Königs noch ein- mal zu Radetzky ſich verfügt haben um dieſen wenigſtens zum Abſtehen von der Beſetzung Aleſſandria’s zu bewegen, doch hier natürlich horte die Willfährigkeit des alten Marſchalls auf, die ſeinen Generalen Aſpre und Heß ohnehin ſchon zu weit ausgedehnt erſchienen ſeyn ſoll. Radetzky be- ſteht auf der Beſetzung jener Feſtung, und ſie iſt vielleicht jetzt ſchon erfolgt. Was Gioberti’s Sendung nach Paris betrifft um aufs neue das franzöſi- ſche Cabinet zur Vermittlung eines ehrenvollen Friedens mit Oeſterreich zu bewegen, ſo müſſen wir abwarten welches Reſultat ſeine Schritte haben werden. Er ſoll einen Friedensentwurf, wie ihn Piemont einzugehen willens ſey, mitgenommen haben. Wie dieſer Entwurf beſchaffen ſey, darüber könnte ich Ihnen nur Conjecturen geben, ich unterlaſſe es daher lieber. Unſere Truppen ſind faſt alle von dem Kriegsſchauplatz zurück- gekehrt, im ganzen haben ſie nicht bedeutend gelitten, außer einigen Re- gimentern. Man erzählt ſich furchtbare Dinge über die Demoraliſation und die Schandthaten die ſie nach der Schlacht bei Novara gegen ihre Landsleute verübt haben. In und um Turin liegen mindeſtens 20,000 Mann, ſo daß die Demonſtrationsgelüſte der exaltirten Partei nicht auf- kommen können. Ueber Genua curſiren viel Gerüchte: Proclamation der Republik, proviſoriſche Regierung u. ſ. w., doch ſoll die Ruhe wiederher- geſtellt ſeyn. Auch in Chambery fand am 27 d. ein Verſuch ſtatt die Re- publik auszurufen, doch wurde der Fahnenträger und ſeine ſchreienden Be- gleiter bald feſtgenommen. Der General Ramorino befindet ſich als Ge- fangener auf der Citadelle. Er droht, wenn man ihn zum Sprechen zwinge, Wunderdinge zu enthüllen. Die demokratiſchen Blätter ſind be- troffen und ſpielen die Unparteiiſchen, die erſt nach genauer Kenntniß der Sache ihr Urtheil abgeben wollen; aber der eigentliche Grund iſt der daß ſie früher den General, deſſen Ruf ſchon längſt nicht fleckenlos iſt und der ſich als begeiſterier Demokrat gezeigt hatte, mit Lobpreiſungen überſchüttet hatten. Sein Proceß dürfte intereſſante Data zur Schilderung unſerer Zuſtände liefern. Dänemark. Kopenhagen, 27 März. Der Kriegsminiſter hat heute eine Pro- clamation erlaſſen, in der wohl nicht ohne Abſicht die ſchleswigiſchen „In- ſurgenten“ von den holſteiniſchen ganz geſchieden ſind. „Schleswigiſche Krieger!“ beginnt ſie, „in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird zur Entſcheidung ob es einer aufrühreriſchen Partei mit Hülfe fremder Unterdrücker gelingen ſoll Recht und Pflicht zu verhöhnen, und das uralte Band welches Schleswig an Dänemark knüpft, zu zerreißen, wendet Ew. König ſich nochmals an euch. In ſeiner Nachſicht und Milde verſpricht der König jedem Soldaten der, eingedenk ſeiner Pflicht, die Reihen der Auſrührer verläßt und unter ſeinen rechtmäßigen Fürſten zum Gehorſam zurückkehrt, völlige Amneſtie; er ſoll, inſofern er ſolches wünſcht, ſogleich in ſeine Heimath entlaſſen und nicht wieder zum Kriegsdienſt einberufen werden. 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Ein Erpreſſer, der das Lager des Generalſtatthalters am 25 Febr. verlaſſen, überbrachte ge- ſtern Nachts 11 Uhr an das hieſige Gouvernement die hochwichtige und erfreuliche Nachricht daß am 21 Febr. die Sikh-Armee unter Schir Singh in ihrer Stellung bei Gugrat (Goograt nach engliſcher Schreibung) von Lord Gough angegriffen und aufs Haupt geſchlagen worden iſt (put to the rout). Der Feind zog ſich in größter Unordnung zurück, wobei er einen großen Theil ſeiner Artillerie und ſein ganzes ſtehendes Lager in un- ſern Händen ließ. Heute Mittags 1 Uhr ward in Bombay eine königliche Salve zu Ehren dieſes glücklichen Ereigniſſes gefeuert.“ Hiernach dürfte Sir Charles Napier bei ſeiner Ankunft in Indien die Hauptſache ſchon ge- than finden. * Handels- und Börſennachrichten. Augsburg, 4 April. Bayer. 3½ proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G. Bankactien I. Sem. 612 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. Met. 5proc. 74 P. Bankactien I. Sem. 1000 P. Württemb 3½proc. 78½ G. 4½proc. 94 G. Frankfurt a. M., 3 April. Oeſterr. 5proc. Met. 75⅞; Bankactien 1190; preuß. 3½proc. Staatsſchuldſch. 80¼; bayer. Oblig. 3½proc. 78⅞; Ludwigsh.-Berbach 73⅛; württ. 4½proc. 94¼; 3½proc. 78⅝; bad. 5proc. 95⅞; 3½proc. 77; darmſt. 3½proc. 78½; 4proc. 86¼; naſſ. 5proc. 99¾; 3½proc. 80¾; Frankf. 3proc. 77; 3½proc. 91⅞; 88⅜; Disc. 1. Wien, 2 April. 5proc. Met. 86⅛; Bankactien 1124; Nordbahn 96½; Mailänder 70; Gloggnitzer 94. Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848 iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 95, 5. April 1849, S. 1456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine95_1849/8>, abgerufen am 21.11.2024.