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Allgemeine Zeitung, Nr. 89, 1. April 1900.

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München, Sonntag Allgemeine Zeitung 1. April 1900. Nr. 89.
[Spaltenumbruch]

läßliches Urtheil abgeben und die folgenden Monate können
noch immer eine derartige Besserung bringen, daß die Auf-
rechterhaltung der Dividende von 18 Gulden auch für das
erhöhte Kapital möglich werden würde. Andrerseits könnte
die Creditanstalt darauf hinweisen, daß eben das verflossene
Jahr ein Ausnahmsjahr war und daß ein zehnprozentiges
Erträgniß als normaler Standard gewiß ein höchst respek-
tables Resultat wäre. Im ganzen zeigt aber die Bilanz der
Creditanstalt die Wirkung des hohen Zinsfußes, jedoch
keinen Aufschwung und keine geschäftliche Entfaltung im
großen Stil und ist als solche gewiß ein Spiegelbild der
wirthschaftlichen Zustände in Oesterreich, welche leider keine
Symptome einer geschäftlichen oder industriellen Kon-
junkturepoche bieten.

Einen überraschend günstigen Eindruck macht die
Bilanz der Bodenkreditanstalt, soweit sich aus
den sehr sporadischen Mittheilungen, welche die Verwaltung
ihren Aktionären zu machen beliebt, entnehmen läßt. Die
Bodenkreditanstalt war früher ausschließlich ein Hypo-
thekeninstitut gewesen und das Bankgeschäft spielte bei ihr
eine ganz untergeordnete Rolle. Deßhalb ist von altersher
lediglich über die Entwicklung des Hypothekargeschäfts eine
detaillirte Mittheilung erfolgt, dagegen wurde der Ertrag
des Bankgeschäfts stets nur summarisch angegeben. Und
doch wäre gerade die Angabe der einzelnen Einnahms-
zweige, aus denen sich das geschäftliche Ergebniß des Bank-
geschäfts zusammensetzt, von besonderem Interesse. Denn
das Hypothekargeschäft ist ziemlich stationär geblieben und
liefert kaum mehr als ein Drittel des Reinertrags während
sich das Bankgeschäft mächtig entwickelt hat und successive
in die vorderste Reihe gerückt ist, so daß die Bodenkredit-
anstalt trotz ihres kleinen Kapitals eine der einflußreichsten
Wiener Banken geworden ist. Wir erfahren nicht, was die
Zinsen und die Provisionen getragen haben, ob in Kon-
sortialgeschäften mit größeren oder kleineren Gewinnsten
gearbeitet wurde, ob das laufende Geschäft Verluste ge-
bracht habe, ob der Devisenhandel, das kaufmännische Ge-
schäft, der Handel mit Effekten, der Kontokorrentverkehr
besonders gepflegt wurde. Die Aktionäre lassen sich das
mit Behagen gefallen, da sie von Jahr zu Jahr steigende
Gewinnste und erhöhte Dividenden einheimsen, welche bei
dem gegenwärtigen hohen Kurs allerdings nur eine be-
scheidene Verzinsung darstellen. Allein die Bodenkredit-
aktie ist ein Papier für die Enkel. Große Gewinnste werden
aufgestappelt, nur ein Theil des Gewinnstes wird als Di-
vidende vertheilt. Im Jahre 1873, im Kaiserjah[r,] wo
Oesterreich nach einem berühmt gewordenen Ausspruch sein
Eintrittsgeld in die Reihe der modernen Staaten mit einer
beispiellosen Erschütterung seiner Wirthschaft bezahlte, hatte
die Bodenkreditanstalt ihre Reserven gänzlich verloren.
Jetzt repräsentiren ihre Reserven 27.5 Mill Kronen, das ist
286 Proz. des eingezahlten Aktienkapitals. Die Ansamm-
lung so großer Reserven mußte erfolgen, denn die Boden-
kreditanstalt hätte ohne dieselben bei ihrem kleinen Kapital
niemals eine erste Bank werden und eine dominirende
Rolle in der Schaar der Wiener Finanzinstitute spielen
können. Einmal muß aber die Gewinnaufstappelung ein
Ende haben, und dann werden die Aktionäre -- ganz abge-
sehen davon, daß die angesammelten großen Ersparnisse
selbst wieder bedeutende Zinsen abwerfen -- das volle Er-
trägniß genießen. Die Bodeneredit-Anstalt plant eine Ver-
einigung der Reserven mit dem Aktienkapital, derart, daß
die Aktien, welche nur mit 40 Proz eingezahlt sind, aus
den Reserven auf die volle Einzahlung aufgestempelt wer-
den. Das soll hauptsächlich deßhalb geschehen, weil die
Aktien der Bodencredit-Anstalt bei dem geringen Aktien-
nominale eine prozentual sehr hohe Verzinsung (20 Proz.)
abwerfen und die Steuer der Aktiengesellschaften sich zum
Theile nach dem prozentuellen Erträgnissen, wie es sich in
der Dividende ausdrückt, berechnet. Selbstverständlich will
die Regierung eine solche Aufstempelung, deren ausge-
sprochener Zweck die Steuerersparniß bildet, nicht be-
willigen. Im heurigen Jahr soll die Aufstempelung von
80 auf 100 Gulden aus dem angesammelten Erträgnisse
der letzten zwei Jahre versucht werden Auch dazu ist die
Bewilligung der Regierung nothwendig.

Zu den besten Bilanzen des abgelaufenen Jahres darf
jene des Bankvereins gerechnet werden. Der Wiener
Bankverein war bis zum Jahre 1881 eine kleinere Bank
mit einem Kapital von 8 Millionen Gulden. Im Jahre
1881 erfolgte die Erhöhung des Aktienkapitals von 8 auf
25 Millionen Gulden; im Jahre 1896 wurde das Kapital
auf 321/2 Millionen Gulden im Jahre 1899 von 321/2 auf
40 Millionen Gulden gesteigert. Zuzüglich der Reserven
beträgt das Kapital des Wiener Bankvereins nahezu
51 Millionen Gulden. Von den Banken, welche nicht der
Rothschild-Gruppe angehören, steht der Bankverein, sowohl
was die Höhe der Mittel, als auch die Ausdehnung seines
Geschäftsumfanges und seiner Aktionskraft betrifft, an
erster Stelle. In den 70er Jahren und theilweise auch in
den 80er Jahren spielte der Bankverein nur eine zweite
Rolle und war lediglich im Effektenhandel maßgebend.
Jetzt hat sich die Situation außerordentlich geändert. Er
hat ein kolossal aufsteigendes kaufmännisches Geschäft, bei
ihm ressortirt ein großer Theil der österreichischen Indu-
strie, er ist die Kreditquelle für zahlreiche Schichten des
Handels, denen er durch Gewährung günstiger Kreditbe-
dingungen außerordentlich entgegenkommt. Dabei hat sein
Effektengeschäft nach wie vor eine sehr große Bedeutung.
Namentlich hat er in Konsortialgeschäften in den letzten
Jahren eine hervorragende Rolle gespielt und große Indu-
strieunternehmungen, welche in Aktiengesellschaften umge-
wandelt wurden, finanzirt. Seine letzte große Operation,
welche allerdings noch nicht zu Ende geführt wurde, ist die
Kapitalsvermehrung der Rima-Muranyer-Gewerkschaft
zur Erwerbung der außerhalb des Kartells stehenden unga-
rischen Eisenwerke. Der Bankverein besitzt eine sehr starke
Stütze und einen mächtigen Rückenhalter an der Deutschen
Bank, welche mit ihm in den engsten geschäftlichen Bezieh-
ungen steht und an allen großen Geschäften findet gegen-
seitige Partizipation statt. Auch die letzte Kapitalsvermeh-
rung wurde mit Hülfe der Deutschen Bank ins Werk gesetzt,
welche die Aktien zur successiven Plazirung an das Publi-
kum übernahm. Das verflossene Jahr hat dem Bankverein
die höchsten, je erreichten Erträgnißziffern gebracht. Seine
Zinsen-, Provisionen- und Darlehensgewinne sind höher,
als die gleichen Ziffern bei der Zentrale der Creditanstalt.
Allerdings stehen die Filialen des Bankvereins hinten
jenen der Creditanstalt, welche selbst mächtige Provinz-
[Spaltenumbruch] banken sind, zurück. Der Bankverein ist außerordentlich
rührig und sehr geschickt geleitet. Seine Engagements
sind, wie dies bei einem derart ausgedehnten Geschäfte
kaum anders möglich ist, sehr ausgedehnt, allein speziell
das laufende Geschäft bekundet doch eine große Umsicht und
Vorsicht und gerade die Mobilität hat infolge der letzten
Kapitalsvermehrung sehr zugenommen. Er wächst von
Jahr zu Jahr und seine geschäftliche Prognose gilt als sehr
günstig.

Die Länderbank ist in einer Umwandlung be-
griffen, über welche an dieser Stelle bereits wiederholt be-
richtet wurde. Zwei Dinge sind bei ihr zu unterscheiden:
Die gegenwärtige Geschäftsführung und die Abwicklung der
Sünden der Vergangenheit. Die gegenwärtige Geschäfts-
führung bekundet die größte Umsicht, gepaart mit der
strengsten kaufmännischen Rechtlichkeit. Im laufenden Ge-
schäfte, welches durch das Verdienst des früheren Direktors
Rosenfeld begründet wurde, hatte die Länderbank eigent-
lich selbst in den Zeiten der letzten Krisis keinen Rückgang
aufzuweisen und entwickelt sich stetig und gleichmäßig fort-
schreitend. Die Länderbank ist besonders in den Kreisen
der Kaufmannschaft sehr beliebt, denn sie hat schon in
früheren Zeiten, wo die Handelswelt nur auf die großen
Banken angewiesen war, gegenüber dem soliden Kredit-
bedarf der Kaufmannschaft großes Entgegenkommen be-
wiesen. Diese Haltung hat sie stets bewahrt und ihr kauf-
männisches Geschäft zeigt deßhalb eine kräftige, solide
Struktur. Die Abwicklung der aus früherer Zeit stammen-
den Engagements, namentlich industrieller Natur, gestaltet
sich aber sehr schwierig und langsam Eine Veräußerung
der Domäne Benntek, welche die schwerste Immobilisirung
darstellt, liegt in weiter Ferne und die Domäne figurirt mit
4.4 Millionen Gulden zu Buch, einem Betrage, welchem
allerdings eine bedeutende interne Reserve gegenübersteht.
Sonst besitzt die Länderbank eine Musterkarte verunglück-
ter, schlecht konzipirter Geschäfte, welche noch auf Jahre
hinaus die Bilanz belasten werden und als schwerer Ballast
fortgeschleppt werden müssen. Einzelne davon, wie die
Boryslawer Erdgruben, die Emailfabrik "Austria" etc., sind
besser geworden; andere erweisen sich als schwer realsirbare
Engagements von geringem Werthe. Neue Geschäfte sind
entrirt worden und zeigen sich als viel versprechende Unter-
nehmungen: namentlich die österreichischen Schuckertwerke,
welche einen so glänzenden Vertrag mit der Kommune
Wien über den Bau des städtischen Elektrizitätswerkes ab-
geschlossen haben, die Maschinenfabrik Waagner, welche von
dre Alpinen Montangesellschaft die Brückenbauanstalt in
Graz erworben hat, die neuen Tramwayaktien, welche der
der Länderbank eine wichtige Stelle im Wiener Straßen-
verkehr sichern, u. a. m. Der Ertrag des abgelaufenen
Jahres wurde zum Theile dadurch ungünstig beeinflußt,
daß die Commandite in Bukarest und Braila durch die
rumänische Mißernte und Handelsstockung kein aktives Er-
gebniß geliefert hat. Im ganzen war aber der geschäftliche
Ertrag ein günstiger, die Dividende 6 Proz., wobei fast noch
eine Million auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die
Ertragsfähigkeit der Länderbank ist unvermindert eine
starke und die Zukunftsauspizien sind unter der gegen-
wärtigen und tüchtigen Leitung günstig. Die Abwicklung
der aus der früheren Zeit stammenden ungünstigen und
verfehlten Geschäfte wird allerdings noch manche Jahre
dauern

Die Bilanz der Anglo-österreichischen Bank
ist heuer insoferne eine exzeptionelle, als die ziemlich an-
sehnlichen Mehrerträgnisse, welche das verflossene Jahr
wegen des hohen Zinsfußes geboten hat, durch die großen
Verluste aus der Betheiligung an der Hernadthaler Eisen-
indudstrie-Gesellschaft verschlungen wurden. Die Geschichte
dieser verunglückten ungarischen Montangründung wurde
in diesen Spalten wiederholt erzählt. Die Anglobank war
an der Gesellschaft mit 4000 Aktien zu 100 Gulden be-
theiligt. Der Kapitalsverlust beträgt also rund 400,000
Gulden und erhöht sich, wenn man bedenkt, daß das Kapi-
tal durch vier Jahre keine Zinsen getragen hat, auf eine
halbe Million Gulden. Es ist immerhin ein erfreuliches
Moment, daß es gelungen ist, diesen großen Verlust durch
die Ergebnisse eines einzigen Jahres hereinzubringen,
allerdings unter Heranziehung einiger Reserven aus
früherer Zeit. Das verunglückte Unternehmen belastet also
die Anglobank nicht mehr und die Aktionäre büßen dieses
Schmerzenskind des Instituts nicht mit einer Schmälerung
der Dividende, sondern nur mit dem Verzicht auf den
höheren Gewinn eines Jahres. Allerdings erzeugt ein
solcher Echec eine gewisse Aengstlichkeit und Zurückhaltung
und die Anglobank wird schwerlich so bald wieder sich in
ein so groß angelegtes Konsortialprojekt einlassen wollen.
Das laufende kaufmännische Geschäft der Anglobank ist
aber nach wie vor sehr kräftig und entwicklungsfähig. Die
Anglobank betreibt ein ausgedehntes Waarengeschäft und
ihre Klientel ist, namentlich in den Reihen der Provinz-
kaufmannschaft groß. Ihre Filialen sind, wenigstens was
das Inland betrifft, gut beschäftigt und leistungsfähig.
Triest, Budapest, Prag repräsentiren für die Anglobank
ein kräftiges Hinterland. Die Londoner Filiale gehört
allerdings nicht zu den größten und einflußreichsten Banken
des Londoner Platzes, sichert aber doch dem Mutterinstitute
die Verbindung mit dem Weltverkehr. Eine starke auf-
strebende Geschäftsführung, neue große schöpferische
Ideen wird man vielleicht in der Leitung der Anglobank
vermissen; sie, die früher in allererster Reihe der Wiener
Institute stand, hält sich jetzt mehr im Hintergrund. Ihr
kaufmännisches Geschäft ist aber sehr tüchtig und gut ge-
leitet und sie leistet der Kaufmannschaft gute Dienste.
Aus diesem Grunde möchte man sie im Kreise der Wiener
Banken nicht gerne vermissen.

Die kleinste der Wiener Mittelbanken, aber eine der
bestgeleiteten, rührigsten und angesehensten, ist die Union-
bank,
welche im verflossenen Jahre ihr Aktienkapital von
12 auf 16 Millionen Gulden erhöht hat. Im Gegensatze
zu den beiden angeführten Banken betreibt die Unionbank
nur ein relativ geringes kaufmännisches Geschäft, dagegen
ein ausgebreitetes Emissionsgeschäft, welches stets reiche
Erfolge geliefert hat. Die große, im Ausland wohlbekannte
Anleihe für das Eiserne Thor, die vierprozentige Anleihe
für die Wiener Verkehrsanleihe im Betrage von mehr als
100 Millionen Gulden, die zu schwierigen Bedingungen
übernommene Anleihe für die Vollendung der Donau-
Regulirung, alles das ist durch die Unionbank vermittelt
und zumeist unter großem Erfolge zu Ende geführt worden.
[Spaltenumbruch] In Ungarn hat die Unionbank festen Fuß gefaßt und wenn
gleich die von ihr gegründete Agrarbank bisher noch nicht
sonderlich florirt und die Kinderkrankheiten nicht zu über-
winden vermochte, so sind doch die beiden anderen mit ihr
affilirten Pester Institute tüchtig geleitete Banken und
speziell die Ungarische Hypothekenbank ist ein Hypotheken-
institut ersten Ranges mit allerfeinstem Kredit und glänzen-
dem Renomee im Auslande. Die Unionbank hat im Jahre
1899 einen Verlust schwerer Art erlitten, indem das Haus
Mendelssohn seine alte Verbindung mit der Unionbank
gelöst und in die Rothschild-Gruppe aufgenommen wurde.
Die Unionbank hat dafür vollwichtgen Ersatz in der Verbin-
dung mit anderen deutschen Banken und Firmen gefunden,
den Entgang der fremden Gelder durch die Vermehrung
ihres eigenen Kapitals ausgeglichen und ihre alte ange-
sehene Stellung mit Glück und Energie behauptet. Die
Bilanz des abgelaufenen Jahres ist besonders günstig.
Die Dividende ist die höchste, welche die Unionbank seit
langer Zeit gezahlt hat, die Gewinne des laufenden Ge-
schäftes zeigen eine kräftige Entfaltung. Kaufmännisches
Geschäft im rein technischen Sinne ist bei der Unionbank
allerdings noch eine rare Sache. Allein sie verwaltet die ihr
aus der Emission zufließenden fremden Gelder sehr glück-
lich, sie hat einen recht ansehnlichen Escompte und ein be-
deutendes Reportgeschäft, ihre rein bankmäßige Klientel
ist in den letzten Jahren bedeutend gestiegen, die neuen
Emissionen haben ihr auch [neue Kunden] zugeführt. Ihre
lebenden unvertheilten Reserven sind recht ansehnlich [unleserliches Material] ihre
Gesammtreserven betragen 6.7 Millionen Gulden [o]der
rund 85 Gulden für jede Aktie. Sie hat soeben das Ve[tt-]
scher Magnesitgeschäft mit Erfolg zu Ende geführt und den
Rest der Wiener Verkehrsanleihe übernommen. Ihre Ent-
wicklung kann als eine fortschreitende und günstige bezeich-
net werden. Allerdings wird die Bank bei einem Kapital
von 16 Millionen Gulden nicht stehen bleiben können und
wir werden, wenn nicht alles trügt, in wenigen Jahren wie-
der von einer Kapitalsvermehrung der Unionbank hören.

Die Niederösterreichische Escompte-Ge-
sellschaft
gehört auf ein anderes Blatt, als die ange-
führten Finanzinstitute. Sie ist kein eigentlicher Kredit-
Mobilier, wohl aber ein Escompteinstitut, welches in der
letzten Zeit auch Finanzgeschäfte, namentlich die Gründung
der Vaterländischen Bank, die Finanzirung der Vereinig-
ten Elektrizitäts-Gesellschaft, der Asbest- und der Asphalt-
fabriken durchgeführt hat. Ihr Emissionsgeschäft ist in-
dessen noch jüngeren Datums. Dagegen ist sie die älteste
Escomptebank Wiens älter als die Creditanstalt, ihr Es-
comptegeschäft ist außerordentlich ausgedehnt, ihr Kredit
ein feiner, ihre Geschäftsführung von einer gewissen noblen
Reserve. Das verflossene Jahr war für die Escompte-
gesellschaft ein günstiges, da eine 7proz. Dividende vertheilt
wird. Im laufenden Jahre hat sie mit der Emission der
Elektrizitätsaktien, welche unter derart ungünstigen Markt-
verhältnissen erfolgte, einen vollen Erfolg erzielt.

Die Auspizien des heurigen Jahres sind für die Wiener
Banken keineswegs glänzend. Der Zinsfuß ist -- bisher
wenigstens -- erheblich niedriger als im Vorjahr, da der
Bankdiscont im vorigen Jahre erst im Mai, heuer bereits
im Januar ermäßigt wurde. Die lähmende Geschäfts-
stockung des Effektenmarktes, welche nun seit Monaten an-
hält, wird gewiß auch in den Bilanzen der Banken ihre
Spuren zurücklassen. Emissionen sind schwer zu plaziren
und die reichen Vermittlungsgewinne für die Börsentrans-
aktionen der Klientel, welche gerade m vorigen Jahre an-
läßlich der großen Hausse der Montanpapiere sehr reichlich
waren, werden heuer den Banken sicherlich fehlen. Aller-
dings haben die meisten Banken große lebende Reserven
angesammelt, welche sie jederzeit heranziehen können, so
daß die Schmälerung der Dividenden, wenn sie überhaupt
eintritt, keine allzu empfindliche sein muß.



Verschiedenes.

Gestern früh 4 Uhr brach
in der Rießner'schen Ofenfabrik in Glaishammer ein
Brand aus. Die Feuerwehr hatte zwei Stunden angestrengt
zu arbeiten, um des Feuers Herr zu werden; der Dachstuhl
ist vollständig ausgebrannt.

Tel. Im Tollkemiter Auf-
ruhrprozesse wurden 14 Angeklagte zu Gefängniß-
strafen
von 1 bis 18 Monaten verurtheilt und 11 frei-
gesprochen.

Tel. Nach Blättermeldung ist das
frühere Trockenhaus der ehemaligen Pulvermühle
Paulinenthal
unweit Ruppichteroth in die Luft geslogen,
wobei zwei Kinder getödtet und eins schwer verletzt sind.



Außer Verantwortung der Redaktion:

* Der Hauptkatalog des Geschäftshauses Rudolph
Hertzog
in Berlin ist soeben erschienen. Was die Mode in
ihrem beständigen Wandel wiederum neues geschaffen, erblickt
man in dem geschmackvoll ausgestatteten und reich illustrirten
Werke Die Abtheilungen der Seidenwaaren und Kleiderstoffe
zeigen einen unendlichen Reichthum neuer Gewebe, in deren
Musterung der Sezessionsgeschmack sich vielfach geltend macht.
Für die beliebten Schneiderkleider werden neben Coverts-Coats
und Zwtrnstoffen, sowie gediegenen Kammgarnqualitäten als neu
Homespuns, starkfädige Stoffe aus englischem Gespinnst, empfohlen.
Aus den in den Text gestreuten Modebildern sind übrigens die
Stoffarten und deren Verarbeitung ersichtlich. Sehr zahlreich sind
die Abbildungen der Abtheilung für Damenkonfektion. Neben
Jackets mit kurzen Schößen erfreuen sich lange Paletots großer
Beliebtheit. Farbige Kragen und Umhänge haben lange Form.
Jacken und Blusenkostüme zeigen äußerst kleidsame Facons, deß gleichen
die vielen Abbildungen der Kleiderröcke, Morgenröcke, Blusen, Blusen-
hemden etc. Die Abtheilung für Kinderkonfektion bringt zierliche
Trachten für Knaben und Mädchen jeden Alters, Backfischkostüme,
in Jackensorm, englische Reefers und Paletots u. s. w. zur Dar-
stellung. Tücher, Plaids, Federboas, Reise- und Wagendecken,
Schlaf- und Pferdedecken schließen sich dieser Abtheilung an. In
der Abtheilung für weiße Baumwollwaaren des Elsaß zeigen
die abgebildeten Bettdecken vielfach Muster neuen Stils. Auch
in den Mustern der Tischzeuge kommt die neue Kunstrichtung
zum Ausdruck. Leib- und Bettwäsche zeugen von hoher Voll-
endung und Sorgfalt der Herstellung in Form und Verzierung.
Glace- und Stoffhandschuhe, Trikotagen, Reformunterkleidung,
Artikel der Sportbekleidung etc. werden als nützliche Bekleidungs-
gegenstände ebenso interessiren, wie die zierlichen Formen der
dargestellten Schürzen und die Abbildungen hocheleganter Sonnen-
schirme das Auge erfreuen. Als Artikel der Herrenbekleidung
sind Oberhemden, Kragen und Manschetten, Kravatten, Hosenträger,
Herrenkonfektion, Hüte, Mützen zu nennen. Interessenten wird
dieser Katalog auf Verlangen kostenfrei zugeschickt.

München, Sonntag Allgemeine Zeitung 1. April 1900. Nr. 89.
[Spaltenumbruch]

läßliches Urtheil abgeben und die folgenden Monate können
noch immer eine derartige Beſſerung bringen, daß die Auf-
rechterhaltung der Dividende von 18 Gulden auch für das
erhöhte Kapital möglich werden würde. Andrerſeits könnte
die Creditanſtalt darauf hinweiſen, daß eben das verfloſſene
Jahr ein Ausnahmsjahr war und daß ein zehnprozentiges
Erträgniß als normaler Standard gewiß ein höchſt reſpek-
tables Reſultat wäre. Im ganzen zeigt aber die Bilanz der
Creditanſtalt die Wirkung des hohen Zinsfußes, jedoch
keinen Aufſchwung und keine geſchäftliche Entfaltung im
großen Stil und iſt als ſolche gewiß ein Spiegelbild der
wirthſchaftlichen Zuſtände in Oeſterreich, welche leider keine
Symptome einer geſchäftlichen oder induſtriellen Kon-
junkturepoche bieten.

Einen überraſchend günſtigen Eindruck macht die
Bilanz der Bodenkreditanſtalt, ſoweit ſich aus
den ſehr ſporadiſchen Mittheilungen, welche die Verwaltung
ihren Aktionären zu machen beliebt, entnehmen läßt. Die
Bodenkreditanſtalt war früher ausſchließlich ein Hypo-
thekeninſtitut geweſen und das Bankgeſchäft ſpielte bei ihr
eine ganz untergeordnete Rolle. Deßhalb iſt von altersher
lediglich über die Entwicklung des Hypothekargeſchäfts eine
detaillirte Mittheilung erfolgt, dagegen wurde der Ertrag
des Bankgeſchäfts ſtets nur ſummariſch angegeben. Und
doch wäre gerade die Angabe der einzelnen Einnahms-
zweige, aus denen ſich das geſchäftliche Ergebniß des Bank-
geſchäfts zuſammenſetzt, von beſonderem Intereſſe. Denn
das Hypothekargeſchäft iſt ziemlich ſtationär geblieben und
liefert kaum mehr als ein Drittel des Reinertrags während
ſich das Bankgeſchäft mächtig entwickelt hat und ſucceſſive
in die vorderſte Reihe gerückt iſt, ſo daß die Bodenkredit-
anſtalt trotz ihres kleinen Kapitals eine der einflußreichſten
Wiener Banken geworden iſt. Wir erfahren nicht, was die
Zinſen und die Proviſionen getragen haben, ob in Kon-
ſortialgeſchäften mit größeren oder kleineren Gewinnſten
gearbeitet wurde, ob das laufende Geſchäft Verluſte ge-
bracht habe, ob der Deviſenhandel, das kaufmänniſche Ge-
ſchäft, der Handel mit Effekten, der Kontokorrentverkehr
beſonders gepflegt wurde. Die Aktionäre laſſen ſich das
mit Behagen gefallen, da ſie von Jahr zu Jahr ſteigende
Gewinnſte und erhöhte Dividenden einheimſen, welche bei
dem gegenwärtigen hohen Kurs allerdings nur eine be-
ſcheidene Verzinſung darſtellen. Allein die Bodenkredit-
aktie iſt ein Papier für die Enkel. Große Gewinnſte werden
aufgeſtappelt, nur ein Theil des Gewinnſtes wird als Di-
vidende vertheilt. Im Jahre 1873, im Kaiſerjah[r,] wo
Oeſterreich nach einem berühmt gewordenen Ausſpruch ſein
Eintrittsgeld in die Reihe der modernen Staaten mit einer
beiſpielloſen Erſchütterung ſeiner Wirthſchaft bezahlte, hatte
die Bodenkreditanſtalt ihre Reſerven gänzlich verloren.
Jetzt repräſentiren ihre Reſerven 27.5 Mill Kronen, das iſt
286 Proz. des eingezahlten Aktienkapitals. Die Anſamm-
lung ſo großer Reſerven mußte erfolgen, denn die Boden-
kreditanſtalt hätte ohne dieſelben bei ihrem kleinen Kapital
niemals eine erſte Bank werden und eine dominirende
Rolle in der Schaar der Wiener Finanzinſtitute ſpielen
können. Einmal muß aber die Gewinnaufſtappelung ein
Ende haben, und dann werden die Aktionäre — ganz abge-
ſehen davon, daß die angeſammelten großen Erſparniſſe
ſelbſt wieder bedeutende Zinſen abwerfen — das volle Er-
trägniß genießen. Die Bodeneredit-Anſtalt plant eine Ver-
einigung der Reſerven mit dem Aktienkapital, derart, daß
die Aktien, welche nur mit 40 Proz eingezahlt ſind, aus
den Reſerven auf die volle Einzahlung aufgeſtempelt wer-
den. Das ſoll hauptſächlich deßhalb geſchehen, weil die
Aktien der Bodencredit-Anſtalt bei dem geringen Aktien-
nominale eine prozentual ſehr hohe Verzinſung (20 Proz.)
abwerfen und die Steuer der Aktiengeſellſchaften ſich zum
Theile nach dem prozentuellen Erträgniſſen, wie es ſich in
der Dividende ausdrückt, berechnet. Selbſtverſtändlich will
die Regierung eine ſolche Aufſtempelung, deren ausge-
ſprochener Zweck die Steuererſparniß bildet, nicht be-
willigen. Im heurigen Jahr ſoll die Aufſtempelung von
80 auf 100 Gulden aus dem angeſammelten Erträgniſſe
der letzten zwei Jahre verſucht werden Auch dazu iſt die
Bewilligung der Regierung nothwendig.

Zu den beſten Bilanzen des abgelaufenen Jahres darf
jene des Bankvereins gerechnet werden. Der Wiener
Bankverein war bis zum Jahre 1881 eine kleinere Bank
mit einem Kapital von 8 Millionen Gulden. Im Jahre
1881 erfolgte die Erhöhung des Aktienkapitals von 8 auf
25 Millionen Gulden; im Jahre 1896 wurde das Kapital
auf 32½ Millionen Gulden im Jahre 1899 von 32½ auf
40 Millionen Gulden geſteigert. Zuzüglich der Reſerven
beträgt das Kapital des Wiener Bankvereins nahezu
51 Millionen Gulden. Von den Banken, welche nicht der
Rothſchild-Gruppe angehören, ſteht der Bankverein, ſowohl
was die Höhe der Mittel, als auch die Ausdehnung ſeines
Geſchäftsumfanges und ſeiner Aktionskraft betrifft, an
erſter Stelle. In den 70er Jahren und theilweiſe auch in
den 80er Jahren ſpielte der Bankverein nur eine zweite
Rolle und war lediglich im Effektenhandel maßgebend.
Jetzt hat ſich die Situation außerordentlich geändert. Er
hat ein koloſſal aufſteigendes kaufmänniſches Geſchäft, bei
ihm reſſortirt ein großer Theil der öſterreichiſchen Indu-
ſtrie, er iſt die Kreditquelle für zahlreiche Schichten des
Handels, denen er durch Gewährung günſtiger Kreditbe-
dingungen außerordentlich entgegenkommt. Dabei hat ſein
Effektengeſchäft nach wie vor eine ſehr große Bedeutung.
Namentlich hat er in Konſortialgeſchäften in den letzten
Jahren eine hervorragende Rolle geſpielt und große Indu-
ſtrieunternehmungen, welche in Aktiengeſellſchaften umge-
wandelt wurden, finanzirt. Seine letzte große Operation,
welche allerdings noch nicht zu Ende geführt wurde, iſt die
Kapitalsvermehrung der Rima-Muranyer-Gewerkſchaft
zur Erwerbung der außerhalb des Kartells ſtehenden unga-
riſchen Eiſenwerke. Der Bankverein beſitzt eine ſehr ſtarke
Stütze und einen mächtigen Rückenhalter an der Deutſchen
Bank, welche mit ihm in den engſten geſchäftlichen Bezieh-
ungen ſteht und an allen großen Geſchäften findet gegen-
ſeitige Partizipation ſtatt. Auch die letzte Kapitalsvermeh-
rung wurde mit Hülfe der Deutſchen Bank ins Werk geſetzt,
welche die Aktien zur ſucceſſiven Plazirung an das Publi-
kum übernahm. Das verfloſſene Jahr hat dem Bankverein
die höchſten, je erreichten Erträgnißziffern gebracht. Seine
Zinſen-, Proviſionen- und Darlehensgewinne ſind höher,
als die gleichen Ziffern bei der Zentrale der Creditanſtalt.
Allerdings ſtehen die Filialen des Bankvereins hinten
jenen der Creditanſtalt, welche ſelbſt mächtige Provinz-
[Spaltenumbruch] banken ſind, zurück. Der Bankverein iſt außerordentlich
rührig und ſehr geſchickt geleitet. Seine Engagements
ſind, wie dies bei einem derart ausgedehnten Geſchäfte
kaum anders möglich iſt, ſehr ausgedehnt, allein ſpeziell
das laufende Geſchäft bekundet doch eine große Umſicht und
Vorſicht und gerade die Mobilität hat infolge der letzten
Kapitalsvermehrung ſehr zugenommen. Er wächſt von
Jahr zu Jahr und ſeine geſchäftliche Prognoſe gilt als ſehr
günſtig.

Die Länderbank iſt in einer Umwandlung be-
griffen, über welche an dieſer Stelle bereits wiederholt be-
richtet wurde. Zwei Dinge ſind bei ihr zu unterſcheiden:
Die gegenwärtige Geſchäftsführung und die Abwicklung der
Sünden der Vergangenheit. Die gegenwärtige Geſchäfts-
führung bekundet die größte Umſicht, gepaart mit der
ſtrengſten kaufmänniſchen Rechtlichkeit. Im laufenden Ge-
ſchäfte, welches durch das Verdienſt des früheren Direktors
Roſenfeld begründet wurde, hatte die Länderbank eigent-
lich ſelbſt in den Zeiten der letzten Kriſis keinen Rückgang
aufzuweiſen und entwickelt ſich ſtetig und gleichmäßig fort-
ſchreitend. Die Länderbank iſt beſonders in den Kreiſen
der Kaufmannſchaft ſehr beliebt, denn ſie hat ſchon in
früheren Zeiten, wo die Handelswelt nur auf die großen
Banken angewieſen war, gegenüber dem ſoliden Kredit-
bedarf der Kaufmannſchaft großes Entgegenkommen be-
wieſen. Dieſe Haltung hat ſie ſtets bewahrt und ihr kauf-
männiſches Geſchäft zeigt deßhalb eine kräftige, ſolide
Struktur. Die Abwicklung der aus früherer Zeit ſtammen-
den Engagements, namentlich induſtrieller Natur, geſtaltet
ſich aber ſehr ſchwierig und langſam Eine Veräußerung
der Domäne Benntek, welche die ſchwerſte Immobiliſirung
darſtellt, liegt in weiter Ferne und die Domäne figurirt mit
4.4 Millionen Gulden zu Buch, einem Betrage, welchem
allerdings eine bedeutende interne Reſerve gegenüberſteht.
Sonſt beſitzt die Länderbank eine Muſterkarte verunglück-
ter, ſchlecht konzipirter Geſchäfte, welche noch auf Jahre
hinaus die Bilanz belaſten werden und als ſchwerer Ballaſt
fortgeſchleppt werden müſſen. Einzelne davon, wie die
Boryslawer Erdgruben, die Emailfabrik „Auſtria“ ꝛc., ſind
beſſer geworden; andere erweiſen ſich als ſchwer realſirbare
Engagements von geringem Werthe. Neue Geſchäfte ſind
entrirt worden und zeigen ſich als viel verſprechende Unter-
nehmungen: namentlich die öſterreichiſchen Schuckertwerke,
welche einen ſo glänzenden Vertrag mit der Kommune
Wien über den Bau des ſtädtiſchen Elektrizitätswerkes ab-
geſchloſſen haben, die Maſchinenfabrik Waagner, welche von
dre Alpinen Montangeſellſchaft die Brückenbauanſtalt in
Graz erworben hat, die neuen Tramwayaktien, welche der
der Länderbank eine wichtige Stelle im Wiener Straßen-
verkehr ſichern, u. a. m. Der Ertrag des abgelaufenen
Jahres wurde zum Theile dadurch ungünſtig beeinflußt,
daß die Commandite in Bukareſt und Braila durch die
rumäniſche Mißernte und Handelsſtockung kein aktives Er-
gebniß geliefert hat. Im ganzen war aber der geſchäftliche
Ertrag ein günſtiger, die Dividende 6 Proz., wobei faſt noch
eine Million auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die
Ertragsfähigkeit der Länderbank iſt unvermindert eine
ſtarke und die Zukunftsauſpizien ſind unter der gegen-
wärtigen und tüchtigen Leitung günſtig. Die Abwicklung
der aus der früheren Zeit ſtammenden ungünſtigen und
verfehlten Geſchäfte wird allerdings noch manche Jahre
dauern

Die Bilanz der Anglo-öſterreichiſchen Bank
iſt heuer inſoferne eine exzeptionelle, als die ziemlich an-
ſehnlichen Mehrerträgniſſe, welche das verfloſſene Jahr
wegen des hohen Zinsfußes geboten hat, durch die großen
Verluſte aus der Betheiligung an der Hernadthaler Eiſen-
indudſtrie-Geſellſchaft verſchlungen wurden. Die Geſchichte
dieſer verunglückten ungariſchen Montangründung wurde
in dieſen Spalten wiederholt erzählt. Die Anglobank war
an der Geſellſchaft mit 4000 Aktien zu 100 Gulden be-
theiligt. Der Kapitalsverluſt beträgt alſo rund 400,000
Gulden und erhöht ſich, wenn man bedenkt, daß das Kapi-
tal durch vier Jahre keine Zinſen getragen hat, auf eine
halbe Million Gulden. Es iſt immerhin ein erfreuliches
Moment, daß es gelungen iſt, dieſen großen Verluſt durch
die Ergebniſſe eines einzigen Jahres hereinzubringen,
allerdings unter Heranziehung einiger Reſerven aus
früherer Zeit. Das verunglückte Unternehmen belaſtet alſo
die Anglobank nicht mehr und die Aktionäre büßen dieſes
Schmerzenskind des Inſtituts nicht mit einer Schmälerung
der Dividende, ſondern nur mit dem Verzicht auf den
höheren Gewinn eines Jahres. Allerdings erzeugt ein
ſolcher Echec eine gewiſſe Aengſtlichkeit und Zurückhaltung
und die Anglobank wird ſchwerlich ſo bald wieder ſich in
ein ſo groß angelegtes Konſortialprojekt einlaſſen wollen.
Das laufende kaufmänniſche Geſchäft der Anglobank iſt
aber nach wie vor ſehr kräftig und entwicklungsfähig. Die
Anglobank betreibt ein ausgedehntes Waarengeſchäft und
ihre Klientel iſt, namentlich in den Reihen der Provinz-
kaufmannſchaft groß. Ihre Filialen ſind, wenigſtens was
das Inland betrifft, gut beſchäftigt und leiſtungsfähig.
Trieſt, Budapeſt, Prag repräſentiren für die Anglobank
ein kräftiges Hinterland. Die Londoner Filiale gehört
allerdings nicht zu den größten und einflußreichſten Banken
des Londoner Platzes, ſichert aber doch dem Mutterinſtitute
die Verbindung mit dem Weltverkehr. Eine ſtarke auf-
ſtrebende Geſchäftsführung, neue große ſchöpferiſche
Ideen wird man vielleicht in der Leitung der Anglobank
vermiſſen; ſie, die früher in allererſter Reihe der Wiener
Inſtitute ſtand, hält ſich jetzt mehr im Hintergrund. Ihr
kaufmänniſches Geſchäft iſt aber ſehr tüchtig und gut ge-
leitet und ſie leiſtet der Kaufmannſchaft gute Dienſte.
Aus dieſem Grunde möchte man ſie im Kreiſe der Wiener
Banken nicht gerne vermiſſen.

Die kleinſte der Wiener Mittelbanken, aber eine der
beſtgeleiteten, rührigſten und angeſehenſten, iſt die Union-
bank,
welche im verfloſſenen Jahre ihr Aktienkapital von
12 auf 16 Millionen Gulden erhöht hat. Im Gegenſatze
zu den beiden angeführten Banken betreibt die Unionbank
nur ein relativ geringes kaufmänniſches Geſchäft, dagegen
ein ausgebreitetes Emiſſionsgeſchäft, welches ſtets reiche
Erfolge geliefert hat. Die große, im Ausland wohlbekannte
Anleihe für das Eiſerne Thor, die vierprozentige Anleihe
für die Wiener Verkehrsanleihe im Betrage von mehr als
100 Millionen Gulden, die zu ſchwierigen Bedingungen
übernommene Anleihe für die Vollendung der Donau-
Regulirung, alles das iſt durch die Unionbank vermittelt
und zumeiſt unter großem Erfolge zu Ende geführt worden.
[Spaltenumbruch] In Ungarn hat die Unionbank feſten Fuß gefaßt und wenn
gleich die von ihr gegründete Agrarbank bisher noch nicht
ſonderlich florirt und die Kinderkrankheiten nicht zu über-
winden vermochte, ſo ſind doch die beiden anderen mit ihr
affilirten Peſter Inſtitute tüchtig geleitete Banken und
ſpeziell die Ungariſche Hypothekenbank iſt ein Hypotheken-
inſtitut erſten Ranges mit allerfeinſtem Kredit und glänzen-
dem Renomee im Auslande. Die Unionbank hat im Jahre
1899 einen Verluſt ſchwerer Art erlitten, indem das Haus
Mendelsſohn ſeine alte Verbindung mit der Unionbank
gelöst und in die Rothſchild-Gruppe aufgenommen wurde.
Die Unionbank hat dafür vollwichtgen Erſatz in der Verbin-
dung mit anderen deutſchen Banken und Firmen gefunden,
den Entgang der fremden Gelder durch die Vermehrung
ihres eigenen Kapitals ausgeglichen und ihre alte ange-
ſehene Stellung mit Glück und Energie behauptet. Die
Bilanz des abgelaufenen Jahres iſt beſonders günſtig.
Die Dividende iſt die höchſte, welche die Unionbank ſeit
langer Zeit gezahlt hat, die Gewinne des laufenden Ge-
ſchäftes zeigen eine kräftige Entfaltung. Kaufmänniſches
Geſchäft im rein techniſchen Sinne iſt bei der Unionbank
allerdings noch eine rare Sache. Allein ſie verwaltet die ihr
aus der Emiſſion zufließenden fremden Gelder ſehr glück-
lich, ſie hat einen recht anſehnlichen Escompte und ein be-
deutendes Reportgeſchäft, ihre rein bankmäßige Klientel
iſt in den letzten Jahren bedeutend geſtiegen, die neuen
Emiſſionen haben ihr auch [neue Kunden] zugeführt. Ihre
lebenden unvertheilten Reſerven ſind recht anſehnlich [unleserliches Material] ihre
Geſammtreſerven betragen 6.7 Millionen Gulden [o]der
rund 85 Gulden für jede Aktie. Sie hat ſoeben das Ve[tt-]
ſcher Magneſitgeſchäft mit Erfolg zu Ende geführt und den
Reſt der Wiener Verkehrsanleihe übernommen. Ihre Ent-
wicklung kann als eine fortſchreitende und günſtige bezeich-
net werden. Allerdings wird die Bank bei einem Kapital
von 16 Millionen Gulden nicht ſtehen bleiben können und
wir werden, wenn nicht alles trügt, in wenigen Jahren wie-
der von einer Kapitalsvermehrung der Unionbank hören.

Die Niederöſterreichiſche Escompte-Ge-
ſellſchaft
gehört auf ein anderes Blatt, als die ange-
führten Finanzinſtitute. Sie iſt kein eigentlicher Kredit-
Mobilier, wohl aber ein Escompteinſtitut, welches in der
letzten Zeit auch Finanzgeſchäfte, namentlich die Gründung
der Vaterländiſchen Bank, die Finanzirung der Vereinig-
ten Elektrizitäts-Geſellſchaft, der Asbeſt- und der Asphalt-
fabriken durchgeführt hat. Ihr Emiſſionsgeſchäft iſt in-
deſſen noch jüngeren Datums. Dagegen iſt ſie die älteſte
Escomptebank Wiens älter als die Creditanſtalt, ihr Es-
comptegeſchäft iſt außerordentlich ausgedehnt, ihr Kredit
ein feiner, ihre Geſchäftsführung von einer gewiſſen noblen
Reſerve. Das verfloſſene Jahr war für die Escompte-
geſellſchaft ein günſtiges, da eine 7proz. Dividende vertheilt
wird. Im laufenden Jahre hat ſie mit der Emiſſion der
Elektrizitätsaktien, welche unter derart ungünſtigen Markt-
verhältniſſen erfolgte, einen vollen Erfolg erzielt.

Die Auſpizien des heurigen Jahres ſind für die Wiener
Banken keineswegs glänzend. Der Zinsfuß iſt — bisher
wenigſtens — erheblich niedriger als im Vorjahr, da der
Bankdiscont im vorigen Jahre erſt im Mai, heuer bereits
im Januar ermäßigt wurde. Die lähmende Geſchäfts-
ſtockung des Effektenmarktes, welche nun ſeit Monaten an-
hält, wird gewiß auch in den Bilanzen der Banken ihre
Spuren zurücklaſſen. Emiſſionen ſind ſchwer zu plaziren
und die reichen Vermittlungsgewinne für die Börſentrans-
aktionen der Klientel, welche gerade m vorigen Jahre an-
läßlich der großen Hauſſe der Montanpapiere ſehr reichlich
waren, werden heuer den Banken ſicherlich fehlen. Aller-
dings haben die meiſten Banken große lebende Reſerven
angeſammelt, welche ſie jederzeit heranziehen können, ſo
daß die Schmälerung der Dividenden, wenn ſie überhaupt
eintritt, keine allzu empfindliche ſein muß.



Verſchiedenes.

Geſtern früh 4 Uhr brach
in der Rießner’ſchen Ofenfabrik in Glaishammer ein
Brand aus. Die Feuerwehr hatte zwei Stunden angeſtrengt
zu arbeiten, um des Feuers Herr zu werden; der Dachſtuhl
iſt vollſtändig ausgebrannt.

Tel. Im Tollkemiter Auf-
ruhrprozeſſe wurden 14 Angeklagte zu Gefängniß-
ſtrafen
von 1 bis 18 Monaten verurtheilt und 11 frei-
geſprochen.

Tel. Nach Blättermeldung iſt das
frühere Trockenhaus der ehemaligen Pulvermühle
Paulinenthal
unweit Ruppichteroth in die Luft geſlogen,
wobei zwei Kinder getödtet und eins ſchwer verletzt ſind.



Außer Verantwortung der Redaktion:

* Der Hauptkatalog des Geſchäftshauſes Rudolph
Hertzog
in Berlin iſt ſoeben erſchienen. Was die Mode in
ihrem beſtändigen Wandel wiederum neues geſchaffen, erblickt
man in dem geſchmackvoll ausgeſtatteten und reich illuſtrirten
Werke Die Abtheilungen der Seidenwaaren und Kleiderſtoffe
zeigen einen unendlichen Reichthum neuer Gewebe, in deren
Muſterung der Sezeſſionsgeſchmack ſich vielfach geltend macht.
Für die beliebten Schneiderkleider werden neben Coverts-Coats
und Zwtrnſtoffen, ſowie gediegenen Kammgarnqualitäten als neu
Homeſpuns, ſtarkfädige Stoffe aus engliſchem Geſpinnſt, empfohlen.
Aus den in den Text geſtreuten Modebildern ſind übrigens die
Stoffarten und deren Verarbeitung erſichtlich. Sehr zahlreich ſind
die Abbildungen der Abtheilung für Damenkonfektion. Neben
Jackets mit kurzen Schößen erfreuen ſich lange Paletots großer
Beliebtheit. Farbige Kragen und Umhänge haben lange Form.
Jacken und Bluſenkoſtüme zeigen äußerſt kleidſame Façons, deß gleichen
die vielen Abbildungen der Kleiderröcke, Morgenröcke, Bluſen, Bluſen-
hemden ꝛc. Die Abtheilung für Kinderkonfektion bringt zierliche
Trachten für Knaben und Mädchen jeden Alters, Backfiſchkoſtüme,
in Jackenſorm, engliſche Reefers und Paletots u. ſ. w. zur Dar-
ſtellung. Tücher, Plaids, Federboas, Reiſe- und Wagendecken,
Schlaf- und Pferdedecken ſchließen ſich dieſer Abtheilung an. In
der Abtheilung für weiße Baumwollwaaren des Elſaß zeigen
die abgebildeten Bettdecken vielfach Muſter neuen Stils. Auch
in den Muſtern der Tiſchzeuge kommt die neue Kunſtrichtung
zum Ausdruck. Leib- und Bettwäſche zeugen von hoher Voll-
endung und Sorgfalt der Herſtellung in Form und Verzierung.
Glacé- und Stoffhandſchuhe, Trikotagen, Reformunterkleidung,
Artikel der Sportbekleidung ꝛc. werden als nützliche Bekleidungs-
gegenſtände ebenſo intereſſiren, wie die zierlichen Formen der
dargeſtellten Schürzen und die Abbildungen hocheleganter Sonnen-
ſchirme das Auge erfreuen. Als Artikel der Herrenbekleidung
ſind Oberhemden, Kragen und Manſchetten, Kravatten, Hoſenträger,
Herrenkonfektion, Hüte, Mützen zu nennen. Intereſſenten wird
dieſer Katalog auf Verlangen koſtenfrei zugeſchickt.

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[Seite 14.[14]/0014] München, Sonntag Allgemeine Zeitung 1. April 1900. Nr. 89. läßliches Urtheil abgeben und die folgenden Monate können noch immer eine derartige Beſſerung bringen, daß die Auf- rechterhaltung der Dividende von 18 Gulden auch für das erhöhte Kapital möglich werden würde. Andrerſeits könnte die Creditanſtalt darauf hinweiſen, daß eben das verfloſſene Jahr ein Ausnahmsjahr war und daß ein zehnprozentiges Erträgniß als normaler Standard gewiß ein höchſt reſpek- tables Reſultat wäre. Im ganzen zeigt aber die Bilanz der Creditanſtalt die Wirkung des hohen Zinsfußes, jedoch keinen Aufſchwung und keine geſchäftliche Entfaltung im großen Stil und iſt als ſolche gewiß ein Spiegelbild der wirthſchaftlichen Zuſtände in Oeſterreich, welche leider keine Symptome einer geſchäftlichen oder induſtriellen Kon- junkturepoche bieten. Einen überraſchend günſtigen Eindruck macht die Bilanz der Bodenkreditanſtalt, ſoweit ſich aus den ſehr ſporadiſchen Mittheilungen, welche die Verwaltung ihren Aktionären zu machen beliebt, entnehmen läßt. Die Bodenkreditanſtalt war früher ausſchließlich ein Hypo- thekeninſtitut geweſen und das Bankgeſchäft ſpielte bei ihr eine ganz untergeordnete Rolle. Deßhalb iſt von altersher lediglich über die Entwicklung des Hypothekargeſchäfts eine detaillirte Mittheilung erfolgt, dagegen wurde der Ertrag des Bankgeſchäfts ſtets nur ſummariſch angegeben. Und doch wäre gerade die Angabe der einzelnen Einnahms- zweige, aus denen ſich das geſchäftliche Ergebniß des Bank- geſchäfts zuſammenſetzt, von beſonderem Intereſſe. Denn das Hypothekargeſchäft iſt ziemlich ſtationär geblieben und liefert kaum mehr als ein Drittel des Reinertrags während ſich das Bankgeſchäft mächtig entwickelt hat und ſucceſſive in die vorderſte Reihe gerückt iſt, ſo daß die Bodenkredit- anſtalt trotz ihres kleinen Kapitals eine der einflußreichſten Wiener Banken geworden iſt. Wir erfahren nicht, was die Zinſen und die Proviſionen getragen haben, ob in Kon- ſortialgeſchäften mit größeren oder kleineren Gewinnſten gearbeitet wurde, ob das laufende Geſchäft Verluſte ge- bracht habe, ob der Deviſenhandel, das kaufmänniſche Ge- ſchäft, der Handel mit Effekten, der Kontokorrentverkehr beſonders gepflegt wurde. Die Aktionäre laſſen ſich das mit Behagen gefallen, da ſie von Jahr zu Jahr ſteigende Gewinnſte und erhöhte Dividenden einheimſen, welche bei dem gegenwärtigen hohen Kurs allerdings nur eine be- ſcheidene Verzinſung darſtellen. Allein die Bodenkredit- aktie iſt ein Papier für die Enkel. Große Gewinnſte werden aufgeſtappelt, nur ein Theil des Gewinnſtes wird als Di- vidende vertheilt. Im Jahre 1873, im Kaiſerjahr, wo Oeſterreich nach einem berühmt gewordenen Ausſpruch ſein Eintrittsgeld in die Reihe der modernen Staaten mit einer beiſpielloſen Erſchütterung ſeiner Wirthſchaft bezahlte, hatte die Bodenkreditanſtalt ihre Reſerven gänzlich verloren. Jetzt repräſentiren ihre Reſerven 27.5 Mill Kronen, das iſt 286 Proz. des eingezahlten Aktienkapitals. Die Anſamm- lung ſo großer Reſerven mußte erfolgen, denn die Boden- kreditanſtalt hätte ohne dieſelben bei ihrem kleinen Kapital niemals eine erſte Bank werden und eine dominirende Rolle in der Schaar der Wiener Finanzinſtitute ſpielen können. Einmal muß aber die Gewinnaufſtappelung ein Ende haben, und dann werden die Aktionäre — ganz abge- ſehen davon, daß die angeſammelten großen Erſparniſſe ſelbſt wieder bedeutende Zinſen abwerfen — das volle Er- trägniß genießen. Die Bodeneredit-Anſtalt plant eine Ver- einigung der Reſerven mit dem Aktienkapital, derart, daß die Aktien, welche nur mit 40 Proz eingezahlt ſind, aus den Reſerven auf die volle Einzahlung aufgeſtempelt wer- den. Das ſoll hauptſächlich deßhalb geſchehen, weil die Aktien der Bodencredit-Anſtalt bei dem geringen Aktien- nominale eine prozentual ſehr hohe Verzinſung (20 Proz.) abwerfen und die Steuer der Aktiengeſellſchaften ſich zum Theile nach dem prozentuellen Erträgniſſen, wie es ſich in der Dividende ausdrückt, berechnet. Selbſtverſtändlich will die Regierung eine ſolche Aufſtempelung, deren ausge- ſprochener Zweck die Steuererſparniß bildet, nicht be- willigen. Im heurigen Jahr ſoll die Aufſtempelung von 80 auf 100 Gulden aus dem angeſammelten Erträgniſſe der letzten zwei Jahre verſucht werden Auch dazu iſt die Bewilligung der Regierung nothwendig. Zu den beſten Bilanzen des abgelaufenen Jahres darf jene des Bankvereins gerechnet werden. Der Wiener Bankverein war bis zum Jahre 1881 eine kleinere Bank mit einem Kapital von 8 Millionen Gulden. Im Jahre 1881 erfolgte die Erhöhung des Aktienkapitals von 8 auf 25 Millionen Gulden; im Jahre 1896 wurde das Kapital auf 32½ Millionen Gulden im Jahre 1899 von 32½ auf 40 Millionen Gulden geſteigert. Zuzüglich der Reſerven beträgt das Kapital des Wiener Bankvereins nahezu 51 Millionen Gulden. Von den Banken, welche nicht der Rothſchild-Gruppe angehören, ſteht der Bankverein, ſowohl was die Höhe der Mittel, als auch die Ausdehnung ſeines Geſchäftsumfanges und ſeiner Aktionskraft betrifft, an erſter Stelle. In den 70er Jahren und theilweiſe auch in den 80er Jahren ſpielte der Bankverein nur eine zweite Rolle und war lediglich im Effektenhandel maßgebend. Jetzt hat ſich die Situation außerordentlich geändert. Er hat ein koloſſal aufſteigendes kaufmänniſches Geſchäft, bei ihm reſſortirt ein großer Theil der öſterreichiſchen Indu- ſtrie, er iſt die Kreditquelle für zahlreiche Schichten des Handels, denen er durch Gewährung günſtiger Kreditbe- dingungen außerordentlich entgegenkommt. Dabei hat ſein Effektengeſchäft nach wie vor eine ſehr große Bedeutung. Namentlich hat er in Konſortialgeſchäften in den letzten Jahren eine hervorragende Rolle geſpielt und große Indu- ſtrieunternehmungen, welche in Aktiengeſellſchaften umge- wandelt wurden, finanzirt. Seine letzte große Operation, welche allerdings noch nicht zu Ende geführt wurde, iſt die Kapitalsvermehrung der Rima-Muranyer-Gewerkſchaft zur Erwerbung der außerhalb des Kartells ſtehenden unga- riſchen Eiſenwerke. Der Bankverein beſitzt eine ſehr ſtarke Stütze und einen mächtigen Rückenhalter an der Deutſchen Bank, welche mit ihm in den engſten geſchäftlichen Bezieh- ungen ſteht und an allen großen Geſchäften findet gegen- ſeitige Partizipation ſtatt. Auch die letzte Kapitalsvermeh- rung wurde mit Hülfe der Deutſchen Bank ins Werk geſetzt, welche die Aktien zur ſucceſſiven Plazirung an das Publi- kum übernahm. Das verfloſſene Jahr hat dem Bankverein die höchſten, je erreichten Erträgnißziffern gebracht. Seine Zinſen-, Proviſionen- und Darlehensgewinne ſind höher, als die gleichen Ziffern bei der Zentrale der Creditanſtalt. Allerdings ſtehen die Filialen des Bankvereins hinten jenen der Creditanſtalt, welche ſelbſt mächtige Provinz- banken ſind, zurück. Der Bankverein iſt außerordentlich rührig und ſehr geſchickt geleitet. Seine Engagements ſind, wie dies bei einem derart ausgedehnten Geſchäfte kaum anders möglich iſt, ſehr ausgedehnt, allein ſpeziell das laufende Geſchäft bekundet doch eine große Umſicht und Vorſicht und gerade die Mobilität hat infolge der letzten Kapitalsvermehrung ſehr zugenommen. Er wächſt von Jahr zu Jahr und ſeine geſchäftliche Prognoſe gilt als ſehr günſtig. Die Länderbank iſt in einer Umwandlung be- griffen, über welche an dieſer Stelle bereits wiederholt be- richtet wurde. Zwei Dinge ſind bei ihr zu unterſcheiden: Die gegenwärtige Geſchäftsführung und die Abwicklung der Sünden der Vergangenheit. Die gegenwärtige Geſchäfts- führung bekundet die größte Umſicht, gepaart mit der ſtrengſten kaufmänniſchen Rechtlichkeit. Im laufenden Ge- ſchäfte, welches durch das Verdienſt des früheren Direktors Roſenfeld begründet wurde, hatte die Länderbank eigent- lich ſelbſt in den Zeiten der letzten Kriſis keinen Rückgang aufzuweiſen und entwickelt ſich ſtetig und gleichmäßig fort- ſchreitend. Die Länderbank iſt beſonders in den Kreiſen der Kaufmannſchaft ſehr beliebt, denn ſie hat ſchon in früheren Zeiten, wo die Handelswelt nur auf die großen Banken angewieſen war, gegenüber dem ſoliden Kredit- bedarf der Kaufmannſchaft großes Entgegenkommen be- wieſen. Dieſe Haltung hat ſie ſtets bewahrt und ihr kauf- männiſches Geſchäft zeigt deßhalb eine kräftige, ſolide Struktur. Die Abwicklung der aus früherer Zeit ſtammen- den Engagements, namentlich induſtrieller Natur, geſtaltet ſich aber ſehr ſchwierig und langſam Eine Veräußerung der Domäne Benntek, welche die ſchwerſte Immobiliſirung darſtellt, liegt in weiter Ferne und die Domäne figurirt mit 4.4 Millionen Gulden zu Buch, einem Betrage, welchem allerdings eine bedeutende interne Reſerve gegenüberſteht. Sonſt beſitzt die Länderbank eine Muſterkarte verunglück- ter, ſchlecht konzipirter Geſchäfte, welche noch auf Jahre hinaus die Bilanz belaſten werden und als ſchwerer Ballaſt fortgeſchleppt werden müſſen. Einzelne davon, wie die Boryslawer Erdgruben, die Emailfabrik „Auſtria“ ꝛc., ſind beſſer geworden; andere erweiſen ſich als ſchwer realſirbare Engagements von geringem Werthe. Neue Geſchäfte ſind entrirt worden und zeigen ſich als viel verſprechende Unter- nehmungen: namentlich die öſterreichiſchen Schuckertwerke, welche einen ſo glänzenden Vertrag mit der Kommune Wien über den Bau des ſtädtiſchen Elektrizitätswerkes ab- geſchloſſen haben, die Maſchinenfabrik Waagner, welche von dre Alpinen Montangeſellſchaft die Brückenbauanſtalt in Graz erworben hat, die neuen Tramwayaktien, welche der der Länderbank eine wichtige Stelle im Wiener Straßen- verkehr ſichern, u. a. m. Der Ertrag des abgelaufenen Jahres wurde zum Theile dadurch ungünſtig beeinflußt, daß die Commandite in Bukareſt und Braila durch die rumäniſche Mißernte und Handelsſtockung kein aktives Er- gebniß geliefert hat. Im ganzen war aber der geſchäftliche Ertrag ein günſtiger, die Dividende 6 Proz., wobei faſt noch eine Million auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Ertragsfähigkeit der Länderbank iſt unvermindert eine ſtarke und die Zukunftsauſpizien ſind unter der gegen- wärtigen und tüchtigen Leitung günſtig. Die Abwicklung der aus der früheren Zeit ſtammenden ungünſtigen und verfehlten Geſchäfte wird allerdings noch manche Jahre dauern Die Bilanz der Anglo-öſterreichiſchen Bank iſt heuer inſoferne eine exzeptionelle, als die ziemlich an- ſehnlichen Mehrerträgniſſe, welche das verfloſſene Jahr wegen des hohen Zinsfußes geboten hat, durch die großen Verluſte aus der Betheiligung an der Hernadthaler Eiſen- indudſtrie-Geſellſchaft verſchlungen wurden. Die Geſchichte dieſer verunglückten ungariſchen Montangründung wurde in dieſen Spalten wiederholt erzählt. Die Anglobank war an der Geſellſchaft mit 4000 Aktien zu 100 Gulden be- theiligt. Der Kapitalsverluſt beträgt alſo rund 400,000 Gulden und erhöht ſich, wenn man bedenkt, daß das Kapi- tal durch vier Jahre keine Zinſen getragen hat, auf eine halbe Million Gulden. Es iſt immerhin ein erfreuliches Moment, daß es gelungen iſt, dieſen großen Verluſt durch die Ergebniſſe eines einzigen Jahres hereinzubringen, allerdings unter Heranziehung einiger Reſerven aus früherer Zeit. Das verunglückte Unternehmen belaſtet alſo die Anglobank nicht mehr und die Aktionäre büßen dieſes Schmerzenskind des Inſtituts nicht mit einer Schmälerung der Dividende, ſondern nur mit dem Verzicht auf den höheren Gewinn eines Jahres. Allerdings erzeugt ein ſolcher Echec eine gewiſſe Aengſtlichkeit und Zurückhaltung und die Anglobank wird ſchwerlich ſo bald wieder ſich in ein ſo groß angelegtes Konſortialprojekt einlaſſen wollen. Das laufende kaufmänniſche Geſchäft der Anglobank iſt aber nach wie vor ſehr kräftig und entwicklungsfähig. Die Anglobank betreibt ein ausgedehntes Waarengeſchäft und ihre Klientel iſt, namentlich in den Reihen der Provinz- kaufmannſchaft groß. Ihre Filialen ſind, wenigſtens was das Inland betrifft, gut beſchäftigt und leiſtungsfähig. Trieſt, Budapeſt, Prag repräſentiren für die Anglobank ein kräftiges Hinterland. Die Londoner Filiale gehört allerdings nicht zu den größten und einflußreichſten Banken des Londoner Platzes, ſichert aber doch dem Mutterinſtitute die Verbindung mit dem Weltverkehr. Eine ſtarke auf- ſtrebende Geſchäftsführung, neue große ſchöpferiſche Ideen wird man vielleicht in der Leitung der Anglobank vermiſſen; ſie, die früher in allererſter Reihe der Wiener Inſtitute ſtand, hält ſich jetzt mehr im Hintergrund. Ihr kaufmänniſches Geſchäft iſt aber ſehr tüchtig und gut ge- leitet und ſie leiſtet der Kaufmannſchaft gute Dienſte. Aus dieſem Grunde möchte man ſie im Kreiſe der Wiener Banken nicht gerne vermiſſen. Die kleinſte der Wiener Mittelbanken, aber eine der beſtgeleiteten, rührigſten und angeſehenſten, iſt die Union- bank, welche im verfloſſenen Jahre ihr Aktienkapital von 12 auf 16 Millionen Gulden erhöht hat. Im Gegenſatze zu den beiden angeführten Banken betreibt die Unionbank nur ein relativ geringes kaufmänniſches Geſchäft, dagegen ein ausgebreitetes Emiſſionsgeſchäft, welches ſtets reiche Erfolge geliefert hat. Die große, im Ausland wohlbekannte Anleihe für das Eiſerne Thor, die vierprozentige Anleihe für die Wiener Verkehrsanleihe im Betrage von mehr als 100 Millionen Gulden, die zu ſchwierigen Bedingungen übernommene Anleihe für die Vollendung der Donau- Regulirung, alles das iſt durch die Unionbank vermittelt und zumeiſt unter großem Erfolge zu Ende geführt worden. In Ungarn hat die Unionbank feſten Fuß gefaßt und wenn gleich die von ihr gegründete Agrarbank bisher noch nicht ſonderlich florirt und die Kinderkrankheiten nicht zu über- winden vermochte, ſo ſind doch die beiden anderen mit ihr affilirten Peſter Inſtitute tüchtig geleitete Banken und ſpeziell die Ungariſche Hypothekenbank iſt ein Hypotheken- inſtitut erſten Ranges mit allerfeinſtem Kredit und glänzen- dem Renomee im Auslande. Die Unionbank hat im Jahre 1899 einen Verluſt ſchwerer Art erlitten, indem das Haus Mendelsſohn ſeine alte Verbindung mit der Unionbank gelöst und in die Rothſchild-Gruppe aufgenommen wurde. Die Unionbank hat dafür vollwichtgen Erſatz in der Verbin- dung mit anderen deutſchen Banken und Firmen gefunden, den Entgang der fremden Gelder durch die Vermehrung ihres eigenen Kapitals ausgeglichen und ihre alte ange- ſehene Stellung mit Glück und Energie behauptet. Die Bilanz des abgelaufenen Jahres iſt beſonders günſtig. Die Dividende iſt die höchſte, welche die Unionbank ſeit langer Zeit gezahlt hat, die Gewinne des laufenden Ge- ſchäftes zeigen eine kräftige Entfaltung. Kaufmänniſches Geſchäft im rein techniſchen Sinne iſt bei der Unionbank allerdings noch eine rare Sache. Allein ſie verwaltet die ihr aus der Emiſſion zufließenden fremden Gelder ſehr glück- lich, ſie hat einen recht anſehnlichen Escompte und ein be- deutendes Reportgeſchäft, ihre rein bankmäßige Klientel iſt in den letzten Jahren bedeutend geſtiegen, die neuen Emiſſionen haben ihr auch neue Kunden zugeführt. Ihre lebenden unvertheilten Reſerven ſind recht anſehnlich _ ihre Geſammtreſerven betragen 6.7 Millionen Gulden oder rund 85 Gulden für jede Aktie. Sie hat ſoeben das Vett- ſcher Magneſitgeſchäft mit Erfolg zu Ende geführt und den Reſt der Wiener Verkehrsanleihe übernommen. Ihre Ent- wicklung kann als eine fortſchreitende und günſtige bezeich- net werden. Allerdings wird die Bank bei einem Kapital von 16 Millionen Gulden nicht ſtehen bleiben können und wir werden, wenn nicht alles trügt, in wenigen Jahren wie- der von einer Kapitalsvermehrung der Unionbank hören. Die Niederöſterreichiſche Escompte-Ge- ſellſchaft gehört auf ein anderes Blatt, als die ange- führten Finanzinſtitute. Sie iſt kein eigentlicher Kredit- Mobilier, wohl aber ein Escompteinſtitut, welches in der letzten Zeit auch Finanzgeſchäfte, namentlich die Gründung der Vaterländiſchen Bank, die Finanzirung der Vereinig- ten Elektrizitäts-Geſellſchaft, der Asbeſt- und der Asphalt- fabriken durchgeführt hat. Ihr Emiſſionsgeſchäft iſt in- deſſen noch jüngeren Datums. Dagegen iſt ſie die älteſte Escomptebank Wiens älter als die Creditanſtalt, ihr Es- comptegeſchäft iſt außerordentlich ausgedehnt, ihr Kredit ein feiner, ihre Geſchäftsführung von einer gewiſſen noblen Reſerve. Das verfloſſene Jahr war für die Escompte- geſellſchaft ein günſtiges, da eine 7proz. Dividende vertheilt wird. Im laufenden Jahre hat ſie mit der Emiſſion der Elektrizitätsaktien, welche unter derart ungünſtigen Markt- verhältniſſen erfolgte, einen vollen Erfolg erzielt. Die Auſpizien des heurigen Jahres ſind für die Wiener Banken keineswegs glänzend. Der Zinsfuß iſt — bisher wenigſtens — erheblich niedriger als im Vorjahr, da der Bankdiscont im vorigen Jahre erſt im Mai, heuer bereits im Januar ermäßigt wurde. Die lähmende Geſchäfts- ſtockung des Effektenmarktes, welche nun ſeit Monaten an- hält, wird gewiß auch in den Bilanzen der Banken ihre Spuren zurücklaſſen. Emiſſionen ſind ſchwer zu plaziren und die reichen Vermittlungsgewinne für die Börſentrans- aktionen der Klientel, welche gerade m vorigen Jahre an- läßlich der großen Hauſſe der Montanpapiere ſehr reichlich waren, werden heuer den Banken ſicherlich fehlen. Aller- dings haben die meiſten Banken große lebende Reſerven angeſammelt, welche ſie jederzeit heranziehen können, ſo daß die Schmälerung der Dividenden, wenn ſie überhaupt eintritt, keine allzu empfindliche ſein muß. Verſchiedenes. d. Nürnberg, 30. März.Geſtern früh 4 Uhr brach in der Rießner’ſchen Ofenfabrik in Glaishammer ein Brand aus. Die Feuerwehr hatte zwei Stunden angeſtrengt zu arbeiten, um des Feuers Herr zu werden; der Dachſtuhl iſt vollſtändig ausgebrannt. * Elbing, 31. März.Tel. Im Tollkemiter Auf- ruhrprozeſſe wurden 14 Angeklagte zu Gefängniß- ſtrafen von 1 bis 18 Monaten verurtheilt und 11 frei- geſprochen. * Köln, 31. März.Tel. Nach Blättermeldung iſt das frühere Trockenhaus der ehemaligen Pulvermühle Paulinenthal unweit Ruppichteroth in die Luft geſlogen, wobei zwei Kinder getödtet und eins ſchwer verletzt ſind. Außer Verantwortung der Redaktion: * Der Hauptkatalog des Geſchäftshauſes Rudolph Hertzog in Berlin iſt ſoeben erſchienen. Was die Mode in ihrem beſtändigen Wandel wiederum neues geſchaffen, erblickt man in dem geſchmackvoll ausgeſtatteten und reich illuſtrirten Werke Die Abtheilungen der Seidenwaaren und Kleiderſtoffe zeigen einen unendlichen Reichthum neuer Gewebe, in deren Muſterung der Sezeſſionsgeſchmack ſich vielfach geltend macht. Für die beliebten Schneiderkleider werden neben Coverts-Coats und Zwtrnſtoffen, ſowie gediegenen Kammgarnqualitäten als neu Homeſpuns, ſtarkfädige Stoffe aus engliſchem Geſpinnſt, empfohlen. Aus den in den Text geſtreuten Modebildern ſind übrigens die Stoffarten und deren Verarbeitung erſichtlich. Sehr zahlreich ſind die Abbildungen der Abtheilung für Damenkonfektion. Neben Jackets mit kurzen Schößen erfreuen ſich lange Paletots großer Beliebtheit. Farbige Kragen und Umhänge haben lange Form. Jacken und Bluſenkoſtüme zeigen äußerſt kleidſame Façons, deß gleichen die vielen Abbildungen der Kleiderröcke, Morgenröcke, Bluſen, Bluſen- hemden ꝛc. Die Abtheilung für Kinderkonfektion bringt zierliche Trachten für Knaben und Mädchen jeden Alters, Backfiſchkoſtüme, in Jackenſorm, engliſche Reefers und Paletots u. ſ. w. zur Dar- ſtellung. Tücher, Plaids, Federboas, Reiſe- und Wagendecken, Schlaf- und Pferdedecken ſchließen ſich dieſer Abtheilung an. In der Abtheilung für weiße Baumwollwaaren des Elſaß zeigen die abgebildeten Bettdecken vielfach Muſter neuen Stils. Auch in den Muſtern der Tiſchzeuge kommt die neue Kunſtrichtung zum Ausdruck. Leib- und Bettwäſche zeugen von hoher Voll- endung und Sorgfalt der Herſtellung in Form und Verzierung. Glacé- und Stoffhandſchuhe, Trikotagen, Reformunterkleidung, Artikel der Sportbekleidung ꝛc. werden als nützliche Bekleidungs- gegenſtände ebenſo intereſſiren, wie die zierlichen Formen der dargeſtellten Schürzen und die Abbildungen hocheleganter Sonnen- ſchirme das Auge erfreuen. Als Artikel der Herrenbekleidung ſind Oberhemden, Kragen und Manſchetten, Kravatten, Hoſenträger, Herrenkonfektion, Hüte, Mützen zu nennen. Intereſſenten wird dieſer Katalog auf Verlangen koſtenfrei zugeſchickt.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 89, 1. April 1900, S. Seite 14.[14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine89_1900/14>, abgerufen am 06.06.2024.