Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 28. März 1900.Mittwoch, Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung. 28. März 1900.[Spaltenumbruch] Oesterreich-Ungarn. Aus dem tschechischen Lager. * Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer "Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des Dann folgte die unvermeidliche staatsrechtliche Fanfare Ungarischer Reichstag. * Budapest, 27. März. Tel. Das Abgeordneten- Gräfin Stephanie Lonyay. * Das Reichs-Kriegsministerium hat unter dem 24. d. M. Herzog Philipp von Orleans. * Wie aus Budapest berichtet wird, verlautet dort, Belgien. Aus der Kammer. -- Zu den Parlamentswahlen. # Brüssel, 26. März. Während alle Staaten um uns Rußland. Getäuschte Hoffnungen. * Die jüngsten Auslassungen des "Journal de Aegypten. Der Wasserstand des Nil. kl. Kairo, 22. März. Der Nil hat angefangen zu Bayerischer Landtag. Sitzung des Finanzausschusses. * München, 27. März. Tagesordnung: Etat des "Meteorologische Zentralstation", persönliche Bei Kap. 12 "Generalkonservatorium der wissen- Kultusminister Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel Kap. 13 "Hof- und Staatsbibliothek". Referent Der Kultusminister erkennt an, daß diese Wünsche Abg. v. Vollmar bespricht die mißlichen Verhältnisse Präsident Dr. Orterer ist auch für ein rascheres Be- Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag Bayerische Chronik. München, 27. März.* Hof- und Personalnachrichten. Bei Sr. kgl. Hoh. d. Landtagsferien. Wie in Abgeordnetenkreisen ver- ui. Großfeuer. Heute Mittag brach in der Werkzeug- g. Der Familienabend der Protestanten von Mittwoch, Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung. 28. März 1900.[Spaltenumbruch] Oeſterreich-Ungarn. Aus dem tſchechiſchen Lager. * Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer „Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des Dann folgte die unvermeidliche ſtaatsrechtliche Fanfare Ungariſcher Reichstag. * Budapeſt, 27. März. Tel. Das Abgeordneten- Gräfin Stephanie Lonyay. * Das Reichs-Kriegsminiſterium hat unter dem 24. d. M. Herzog Philipp von Orleans. * Wie aus Budapeſt berichtet wird, verlautet dort, Belgien. Aus der Kammer. — Zu den Parlamentswahlen. □ Brüſſel, 26. März. Während alle Staaten um uns Rußland. Getäuſchte Hoffnungen. * Die jüngſten Auslaſſungen des „Journal de Aegypten. Der Waſſerſtand des Nil. kl. Kairo, 22. März. Der Nil hat angefangen zu Bayeriſcher Landtag. Sitzung des Finanzausſchuſſes. * München, 27. März. Tagesordnung: Etat des „Meteorologiſche Zentralſtation“, perſönliche Bei Kap. 12 „Generalkonſervatorium der wiſſen- Kultusminiſter Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel Kap. 13 „Hof- und Staatsbibliothek“. Referent Der Kultusminiſter erkennt an, daß dieſe Wünſche Abg. v. Vollmar beſpricht die mißlichen Verhältniſſe Präſident Dr. Orterer iſt auch für ein raſcheres Be- Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag Bayeriſche Chronik. München, 27. März.* Hof- und Perſonalnachrichten. Bei Sr. kgl. Hoh. d. Landtagsferien. Wie in Abgeordnetenkreiſen ver- ui. Großfeuer. Heute Mittag brach in der Werkzeug- g. Der Familienabend der Proteſtanten von <TEI> <text> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <pb facs="#f0005"/> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docDate> <hi rendition="#b">Mittwoch,</hi> </docDate> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung.</hi> </titlePart> </docTitle> <docDate>28. März 1900.</docDate> </titlePage> </front> <body><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">Aus dem tſchechiſchen Lager.</hi> </head><lb/> <p>* Am Sonntag trat Abg. Eduard <hi rendition="#g">Gregr</hi> vor einer<lb/> radikalen Wählerverſammlung in Melnik auf, um eine Ver-<lb/> dammungsrede auf die <hi rendition="#g">jungtſchechiſche Parteipolitik</hi><lb/> zu halten. Gregr iſt entrüſtet über die Aufgabe der Ob-<lb/> ſtruktion gegen das Rekrutengeſetz und will keinen der dafür<lb/> angeführten Gründe: Rückſicht auf den Monarchen, wie auf<lb/> die parlamentariſche Majorität, Gefahr des Abſolutismus,<lb/> gelten laſſen. Die Furcht vor dem Abſolutismus erſcheine<lb/> unbegründet, weil derſelbe auf die Dauer nicht mehr mög-<lb/> lich ſei.</p> <cit> <quote>„Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des<lb/> Abſolutismus waten, bevor man in das gelobte Land ge-<lb/> langen wird. Wir werden nicht ertrinken, wohl aber die<lb/> Aegypter, welche uns nicht aus der Gefangenſchaft entlaſſen<lb/> wollen.“</quote> </cit> <p>Dann folgte die unvermeidliche ſtaatsrechtliche Fanfare<lb/> und die Aufforderung an die Wählerſchaften, ihrerſeits ein ent-<lb/> ſcheidendes Wort zu ſprechen. Gregr will jedoch den Jung-<lb/> tſchechenklub, an deſſen Wiege er geſtanden, nicht zerſchlagen,<lb/> ſondern ihn nur auf ſeinen urſprünglichen Weg zurückführen,<lb/> nachdem gewiſſe altſchechiſche Elemente und Vertreter der<lb/> Realiſtenpartei einen anti-jungtſchechiſchen Geiſt in den Klub<lb/> hineingebracht. Durch eine Reſolution ſollte Gregr zum<lb/> Austritt aus dem Jungtſchechenklub aufgefordert werden, ehe<lb/> es aber zur Abſtimmung darüber kam, endete die Verſamm-<lb/> lung unter ungeheurem Tumult und Rauferei zwiſchen<lb/> Radikalen und Jungtſchechen. Im übrigen wurde in der<lb/> Verſammlung hauptſächlich dagegen proteſtirt, daß die Wieder-<lb/> herſtellung der <hi rendition="#g">inneren tſchechiſchen Amtsſprache</hi> als<lb/> ausſchlaggebende Bedingung des nationalen Friedens gelten<lb/> ſolle; eine Konzeſſion in der Sprachenfrage könne nicht das<lb/> Ende des Kampfes bedeuten. Dieſer Proteſt wird den jung-<lb/> tſchechiſchen Abgeordneten beſonders fatal ſein, denn die<lb/> Errungenſchaft der inneren tſchechiſchen Amtsprache ſollte<lb/> ja der Trumpf ſein, mit dem man die Radikalen<lb/> ſchlagen wollte. Vermuthlich werden die Kundgebungen<lb/> der Melniker Verſammlung nicht die einzigen ihrer Art<lb/> bleiben und die Mitglieder des Jungtſchechenklubs werden<lb/> Noth haben, die Maſſen zu beſchwichtigen. Da ſie aber zu-<lb/> gleich eine ſchroffe Wendung gegenüber Regierung und Reichs-<lb/> rath werden vermeiden wollen, ſo dürfte ihre Haltung wieder<lb/> einmal für einige Zeit den Charakter des Unſteten, Schwan-<lb/> kenden und Unberechenbaren annehmen, den ſie aus ähnlichen<lb/> Gründen ſchon ſo oft trug. In einer am Montag zu Prag<lb/> abgehaltenen jungtſchechiſchen Parteiverſammlung, wo Engel,<lb/> Kaizl, Herold u. A. ſpeziell über das Thema der inneren<lb/> tſchechiſchen Amtsſprache ſich äußerten, ſcheint die allgemeine<lb/> Unſchlüſſigkeit und Rathloſigkeit ſich bereits bemerkbar ge-<lb/> macht zu haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c">Ungariſcher Reichstag.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 27. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Das <hi rendition="#g">Abgeordneten-<lb/> haus</hi> erledigte den <hi rendition="#g">geſammten Staatsvoranſchlag</hi><lb/> für das Jahr 1900 nach einer beifällig aufgenommenen Rede<lb/> des Finanzminiſters v. <hi rendition="#g">Lukaes.</hi> Letzterer legte ſodann dem<lb/> Hauſe das <hi rendition="#g">Budgetgeſetz</hi> vor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c">Gräfin Stephanie Lonyay.</hi> </head><lb/> <p>* Das Reichs-Kriegsminiſterium hat unter dem 24. d. M.<lb/> verlantbart: <cit><quote>„Ihre kaiſerliche und königliche Hoheit, die durch-<lb/> lauchtigſte Kronprinzeſſin-Wittwe Erzherzogin <hi rendition="#g">Stephanie,</hi><lb/> hat ſich am 22. d. M. zu Miramar mit dem k. u. k. Kämmerer<lb/> Grafen Elemer Lonyay vermählt. Nachdem dieſe Ehe eine<lb/><hi rendition="#g">nicht ebenbürtige</hi> iſt, ſo gebührt, nach den am Aller-<lb/> höchſten Hof beſtehenden Grundſätzen, der nunmehrigen Frau<lb/> Gräfin Stephanie <hi rendition="#g">Lonyay</hi> innerhalb der öſterreichiſch-<lb/> ungariſchen Monarchie <hi rendition="#g">weder der Titel „königliche<lb/> Hoheit“ noch der Rang einer Prinzeſſin von<lb/> Belgien,</hi> Herzogin zu Sachſen-Coburg. Hievon geſchieht<lb/> auf Grund einer Mittheilung Sr. k. und k. apoſtoliſchen<lb/> Majeſtät Oberſthofmeiſteramtes die Verlautbarung.“</quote></cit> In den<lb/> letzten Tagen hieß es, die der Neuvermählten von Wiener<lb/> Hofſtellen zugehenden Briefe ꝛc. ſeien addreſſirt: „Frau Gräfin<lb/> Lonyay, geb. Prinzeſſin von Belgien“; letzteres wird man<lb/> ihr wohl auch kaum nehmen können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c">Herzog Philipp von Orleans.</hi> </head><lb/> <p>* Wie aus <hi rendition="#g">Budapeſt</hi> berichtet wird, verlautet dort,<lb/> daß Herzog <hi rendition="#g">Philipp von Orleans</hi> in der Nähe von<lb/> Alcſuth eine Beſitzung käuflich erwerben und mit ſeiner Ge-<lb/> mahlin, der Erzherzogin <hi rendition="#g">Maria Dorothea,</hi> der das neb-<lb/> lige engliſche Klima nicht zuträglich ſei, in Ungarn ſtändigen<lb/> Wohnſitz nehmen werde. In Alcſuth befindet ſich die Be-<lb/> ſitzung des Erzherzogs Joſeph, des Schwiegervaters des<lb/> Prinzen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">Aus der Kammer. — Zu den Parlamentswahlen.</hi> </head><lb/> <dateline>□ <hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 26. März.</dateline> <p>Während alle Staaten um uns<lb/> herum ihre <hi rendition="#g">Wehrkraft</hi> vermehren, verfolgen die belgiſchen<lb/><hi rendition="#g">Klerikalen</hi> grundſätzlich die Tendenz, die Wehrkraft ihres<lb/> Landes zu <hi rendition="#g">ſchwächen.</hi> Die gegenwärtige Kammermehrheit<lb/> widerſetzt ſich ſeit Jahren der Beſeitigung des veralteten<lb/> Stellvertretungsſyſtems im Heeresdienſte und der Einführung<lb/> des perſönlichen Heeresdienſtes. Nunmehr hat der Armee-<lb/> Ausſchuß beſchloſſen, auch noch die aktive <hi rendition="#g">Dienſtzeit,</hi> welche<lb/> in Belgien derzeit 28 Monate beträgt, noch weiter <hi rendition="#g">herab-<lb/> zuſetzen.</hi> Für einzelne Waffengattungen würde nach dem<lb/> Beſchluſſe des Armee-Ausſchuſſes die aktive Dienſtzeit überhaupt<lb/> bloß 15 <hi rendition="#g">Monate</hi> betragen. Der Urheber dieſes Planes iſt ſelbſt-<lb/> verſtändlich der Abg. <hi rendition="#g">Woeſte,</hi> der Führer der extrem-klerikalen<lb/> Partei, der Feind jeglicher Heeresreform. Der Beſchluß des<lb/> Armee-Ausſchuſſes hat in allen patriotiſchen Kreiſen des Landes<lb/> eine derartige Erregung hervorgerufen, daß der Kriegsminiſter<lb/> General <hi rendition="#g">Couſebant d’Alemade</hi> ſich ſchließlich veranlaßt<lb/> fand, im Heeresausſchuß zu erſcheinen und im <hi rendition="#g">Namen der<lb/> Regierung</hi> gegen die Herabſetzung der aktiven Dienſtzeit<lb/> Stellung zu nehmen. Aber der Armeeausſchuß bleibt bei<lb/> ſeinem Beſchluß, deſſen Annahme in der <hi rendition="#g">Kammer</hi> durchaus<lb/> nicht ausgeſchloſſen iſt, weil die Sozialdemokraten für ihn<lb/> ſtimmen werden. Sind ſie doch hier wie allenthalben für<lb/> alle Geſetze zu haben, welche geeignet ſind, die Wehrkraft zu<lb/> ſchwächen. — Die Zahl der hervorragenden politiſchen Per-<lb/> ſönlichkeiten, welche auf ihre Wiederwahl verzichten und dem<lb/> politiſchen Leben entſagen, wird täglich größer. Nach dem<lb/> früheren Miniſterpräſidenten <hi rendition="#g">Vandenpeereboom</hi> hat jetzt<lb/> auch der frühere Juſtizminiſter und Kammerpräſident<lb/><hi rendition="#g">de Landtsheere,</hi> einer der beſten und anſtändigſten<lb/> Politiker der klerikalen Partei, ſeinem Wahlausſchuß einen<lb/> Abſagebrief geſchickt. Andrerſeits bewerben ſich in allen<lb/> Parteien bisher nur ausgeſprochene Mittelmäßigkeiten um die<lb/><cb/> freiwerdenden Mandate. Es ſteht deßhalb ſchon jetzt feſt,<lb/> daß das neue, auf Grund der Minderheitsvertretung zu<lb/> wählende belgiſche Parlament auf einem noch niedrigeren<lb/> geiſtigen Niveau ſtehen wird als das gegenwärtige, und das<lb/> will wahrlich etwas heißen!</p> </div> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">Getäuſchte Hoffnungen.</hi> </head><lb/> <p>* Die jüngſten Auslaſſungen des <hi rendition="#g">„Journal de<lb/> St. P<hi rendition="#aq">é</hi>tersbourg“</hi> zum Burenkrieg und zur Interventions-<lb/> frage (ſiehe Montagsblatt) haben, wie nicht anders zu er-<lb/> warten war, in der übrigen ruſſiſchen Preſſe ein recht un-<lb/> freundliches Echo gefunden. Sieht man ſich doch nach jener<lb/> Kundgebung, aus der, wofern ſie kompetenter Quelle ent-<lb/> ſtammt, nicht nur die Abneigung der ruſſiſchen Regierungs-<lb/> kreiſe gegen eine eigene Vermittlungsthätigkeit, ſondern auch<lb/> deren Einverſtändniß mit der reſervirten Haltung der übrigen<lb/> Mächte ſpricht, in den ſchönſten Hoffnungen getäuſcht, die<lb/> man von dem Eingreifen der europäiſchen Diplomatie zu-<lb/> gunſten der Buren hegte. Die „Roſſija“ ſpricht von einer<lb/> überflüſſigen, nunützen und verſpäteten Grauſamkeit an die<lb/> Adreſſe der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer<lb/> abſoluten Indifferenz früher reden müſſen, aber nicht jetzt,<lb/> wo die Bevölkerung der beiden Republiken in dem Kampf<lb/> mit der räuberiſchen Invaſion untergeht: man ſolle ein Volk<lb/> in dieſer Lage wenigſtens ruhig ſterben laſſen, wenn ihm zu<lb/> helfen als unbedingt unmöglich erkannt worden ſei. Als ob<lb/> nicht die ruſſiſche Publiziſtik, indem ſie allzu leidenſchaftlich<lb/> und ohne Rückſicht auf die augenſcheinlichen Intenſionen der<lb/> europäiſchen Kabinette nach Hülfe für die Buren rief, ſelbſt<lb/> ſehr weſentlich dazu beigetragen hätte, bei dieſen irrige Vor-<lb/> ſtellungen zu wecken! Aehnlich wie die „Roſſija“ ſprechen ſich<lb/> mehrere andere Blätter aus, dieſelben tröſten ſich jedoch mit<lb/> der Erwartung, daß die Buren ſchließlich auch ohne fremde<lb/> Unterſtützung auskommen und trotz aller vorübergehenden<lb/> Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein<lb/> Organ, der „Sſyn Otetſcheſtwa“, nimmt die Darlegungen des<lb/> „Journal“ mit einer gewiſſen Genugthuung auf und meint,<lb/> es ergebe ſich daraus, daß den Krieg in der Hoffnung auf<lb/> auswärtige Hülfe fortſetzen, nur bedeuten würde, das Blut-<lb/> vergießen und die Leiden des Kriegs ohne klares Ziel zu<lb/> verlängern.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aegypten.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">Der Waſſerſtand des Nil.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">kl.</hi><hi rendition="#b">Kairo,</hi> 22. März.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Nil</hi> hat angefangen zu<lb/><hi rendition="#g">ſteigen.</hi> Bei <hi rendition="#g">Faſchoda</hi> begann das Steigen am 8. März<lb/> und hat bis jetzt ſtändig zugenommen; das Niveau des Nils<lb/> ſteht dort jetzt ſchon 45 <hi rendition="#aq">cm</hi> höher als zuvor. Auch weiter<lb/> flußabwärts läßt ſich das Steigen des Waſſers bereits<lb/> bemerken, wenngleich der volle Effekt erſt in mehreren<lb/> Wochen zu erwarten iſt. Bei Duem, 350 Meilen ſtromab-<lb/> wärts, ſtieg das Waſſer vom 10. bis zum 22. d. M. um<lb/> 9 <hi rendition="#aq">cm</hi> und in Aſſnan wird die Wirkung gegen den 1. Mai<lb/> erwartet. Der Nil fängt diesmal an, ungewöhnlich früh zu<lb/> ſteigen und vielleicht fällt die im Vorjahre faſt ganz aus-<lb/> gebliebene Ueberſchwemmung jetzt ſo aus, daß die Baum-<lb/> wollernte, die infolge des ungewöhnlich niedrigen Standes<lb/> des Nils faſt vollſtändig mißrieth, möglicherweiſe zum Theil<lb/> noch zu retten iſt. Andrerſeits muß aber auch mit der<lb/> Möglichkeit gerechnet werden, daß das ungewöhnlich früh-<lb/> zeitige Steigen des Stroms ein ſogenanntes falſches Steigen<lb/> iſt, das die Sachen nur ſchlimmer machen würde, indem es<lb/> das richtige Steigen des Nils verzögert gerade zu der Zeit,<lb/> wo es für die Saaten am nöthigſten iſt. Ein Grund für das<lb/> plötzliche Steigen des Nils kann auch darin gefunden werden,<lb/> daß die Arbeiten zur Fortſchaffung des Sedd, die ſich jetzt<lb/> ihrer Vollendung nähern, bereits erheblich Luft auf dem Ober-<lb/> lauf des Fluſſes gemacht haben. So telegraphirt Major<lb/> Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-Dſchebel, daß er dem-<lb/> nächſt daran gehen wird, den neunten Block in Angriff zu<lb/> nehmen, und daß er hofft, Ende April mit allem fertig zu<lb/> ſein. Als der ſiebente Block gelöst werden ſollte, ging er<lb/> während der Nacht von ſelbſt los und trieb ſtromabwärts,<lb/> alle Dampfer und ſonſtigen Fahrzeuge, die ſich auf den:<lb/> Fluß befanden, mit ſich reißend. Von der Größe dieſer Blocks<lb/> „Sedd“, die bekanntlich aus einem unentwirrbaren Gemiſch<lb/> von Pflanzen, Baumſtämmen und allem, was ſich auf einem<lb/> Strom ſonſt noch anzuſammeln pflegt, beſtehen, erhält man<lb/> einen Begriff, wenn man erfährt, daß der Block, der ſich los-<lb/> riß, nicht weniger als dreißig Stunden brauchte, um an einer<lb/> beſtimmten Stelle des Fluſſes vorbeizutreiben. Zum Glück hat<lb/> er ſich nirgendwo feſtgeſetzt und paſſirte unbeſchädigt Sobat;<lb/> die Gefahr, daß er den Fluß blockirt, iſt alſo nun vorüber.<lb/> Die Dampfer und Boote konnten rechtzeitig gerettet werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Sitzung des Finanzausſchuſſes.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 27. März.</dateline> <p>Tagesordnung: <hi rendition="#g">Etat des<lb/> Miniſteriums des Innern für Kirchen- und Schul-<lb/> angelegenheiten.</hi> Die Berathung wird bei <hi rendition="#aq">B,</hi> <hi rendition="#g">„Kunſt-<lb/> und beſondere Bildungsanſtalten“,</hi> und zwar zu-<lb/> nächſt bei Kapitel 11, <hi rendition="#g">„Akademie der Wiſſenſchaften“,</hi><lb/> fortgeſetzt. Referent <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schädler</hi> weist darauf hin, daß<lb/> bislang die Ausgaben für die Meteorologiſche Zentralſtation<lb/> unter den Ausgaben für die Akademie der Wiſſenſchaften vor-<lb/> getragen waren, daß aber im heurigen Etat die beiderſeitigen<lb/> Forderungen ausgeſchieden und unter einem eigenen Para-<lb/> graphen beſonders eingetragen ſeien. Bei „Akademie der<lb/> Wiſſenſchaften“ ſind 51,650 M. (gegenüber der <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Finanz-<lb/> periode ein Mehr von 8437 M.) angefordert. Auf ver-<lb/> ſchiedene Aufragen ergab ſich u. a., daß in den nächſten zwei<lb/> Jahren vier Bände der <hi rendition="#aq">Monumenta boica</hi> erſcheinen ſollen.<lb/> Bei dieſer Poſition werden die Wahlen der ordentlichen Mit-<lb/> glieder der Akademie von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Daller</hi> bemängelt; von <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Caſſelmann</hi> und v. <hi rendition="#g">Vollmar</hi> wird hervorgehoben, daß<lb/> der Akademie die freie Wahl ihrer Mitglieder geſichert bleiben<lb/> muß; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Pichler</hi> hebt hervor, daß die Volksvertretung ihr Recht<lb/> wahren muß, auch dieſe Wahlen zu beurtheilen, und bemängelt<lb/> insbeſondere die Wahl eines „unbedeutenden altkatholiſchen<lb/> Theologen“. Abg. <hi rendition="#g">Wagner</hi> hebt hervor, daß dieſe Wahlen<lb/> frei von politiſchen Rückſichten bleiben müſſen und daß die<lb/> Wahl des Hrn. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Baumann nicht oktroyirt werden könne.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Caſſelmann</hi> wahrt energiſch die Freiheit der Akademie<lb/> und bedauert die gehäſſige Kritik des Finanzausſchuſſes.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Deinhard</hi> weist den Ausdruck „unbedeutender alt-<lb/> katholiſcher Theologe“ ſchroff ab und ſpricht dem Abg.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Pichler</hi> ein Urtheil darüber überhaupt ab, was ſich<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Pichler</hi> nicht ſagen laſſen will. Die Poſition wird<lb/> hierauf unverändert genehmigt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">„Meteorologiſche Zentralſtation“, perſönliche<lb/> Ausgaben</hi> 25,415 M. — mehr 3265 M. weſentlich für<lb/> einen weiteren Adjunkten. Abg. <hi rendition="#g">Wagner</hi> wünſcht, daß die<lb/> Wetterprognoſen früher an die Blätter hinauskämen. <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Deinhard</hi> bittet, die Prognoſen, die telegraphiſch direkt an<lb/> die Gemeinden und Gutsbezirke gehen müſſen, ſo rechtzeitig<lb/> am Tage hinauszugeben, daß auch am ſelben Tage noch die<lb/> Arbeiten danach vorgenommen werden können. v. <hi rendition="#g">Vollmar</hi><lb/> empfiehlt das amerikaniſche Syſtem, Wetterzeichen von Thürmen<lb/> aus überall ſichtbar zu geben. Kultusminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Landmann</hi><lb/> theilt mit, daß das internationale meteorologiſche Material<lb/> hier erſt um Mittag ankommt; die Verbreitung erſcheint ihm<lb/> durch Telegramme oder Wetterzeichen am vortheilhafteſten.<lb/> Die Poſten werden bewilligt. <hi rendition="#g">Sächliche Ausgaben</hi><lb/> 23,000 M., mehr 15,770 M. <hi rendition="#g">für das Obſervatorium<lb/> auf der Zugſpitze,</hi> werden bewilligt.</p><lb/> <p>Bei Kap. 12 <hi rendition="#g">„Generalkonſervatorium der wiſſen-<lb/> ſchaftlichen Sammlungen des Staates“</hi> iſt unter<lb/> den perſönlichen Ausgaben ein Mehr von 11,043 M. vor-<lb/> geſehen, darunter 1500 M. für einen Aſſiſtenten, 1500 M.<lb/> für einen Präparator, 1230 M. für einen Diener 2. Ordnung,<lb/> 960 M. für einen Diener 3. Ordnung. Die Poſition wird<lb/> im Betrage von 158,469 M. genehmigt. Ebenſo die <hi rendition="#g">Regie-<lb/> und Unterhaltungskoſten</hi> für 23 einzelne Inſtitute und<lb/> Sammlungen im Betrage von 124,741 M. Beim <hi rendition="#g">ethno-<lb/> graphiſchen Muſeum</hi> beſpricht Abg. v. <hi rendition="#g">Vollmar</hi> den<lb/> Platzmangel für dieſes und das <hi rendition="#g">Muſeum von Gyps-<lb/> abgüſſen</hi> unter dem Hinweis darauf, daß in dem keller-<lb/> artigen Raum die Gegenſtände des letzteren leiden müßten,<lb/> Abhülfe ſei hier dringend nothwendig.</p><lb/> <p>Kultusminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Landmann</hi> gibt den Platzmangel<lb/> zu, beſtreitet aber, daß die unteren Räumlichkeiten feucht ſeien.<lb/> Ein Muſeum müſſe noch weichen; die Bereinigung ſtoße aber<lb/> auch auf rechtliche Schwierigkeiten. Die Bereinigung der<lb/> Gypsabgüſſe aus der klaſſiſchen und chriſtlichen Zeit ſei von<lb/> den Vorſtänden der Sammlungen nicht gutgeheißen worden.<lb/> Man könnte die Gipsabgüſſe der antiken Zeit am beſten mit<lb/> der Alten Glyptothek vereinigen, allein dieſe gehöre dem<lb/> königlichen Hauſe. Für das Gipsmuſeum müſſe ein anderer<lb/> Ort beſchafft werden, das ethnographiſche Muſeum ſolle an<lb/> ſeinem Ort verbleiben.</p><lb/> <p>Kap. 13 <hi rendition="#g">„Hof- und Staatsbibliothek“.</hi> Referent<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schädler</hi> wünſcht, daß die Arbeitszeit in der Staats-<lb/> bibliothek verlängert werden möge und daß die Leſeräume<lb/> bis zu einer gewiſſen Zeit offen ſtünden. Weiter regt Referent<lb/> die Beſchaffung beſſerer Räume und eine Erleichterung hin-<lb/> ſichtlich der Beſtellung und Lieferung von Büchern an. End-<lb/> lich wünſcht Referent die Anſchaffung einer Handbibliothek.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Kultusminiſter</hi> erkennt an, daß dieſe Wünſche<lb/> zum großen Theil berechtigt ſeien und ihnen demnächſt durch<lb/> ein Nachtragspoſtulat abgeholfen werden würde, insbeſondere<lb/> werde der Leſeſaal auf die doppelte Größe gebracht und die<lb/> elektriſche Beleuchtung eingeführt werden, auch werde eine<lb/> Handbibliothek angeſchafft werden. Den Wünſchen bezüglich<lb/> der Beſtellung von Büchern werde er entgegenkommen.</p><lb/> <p>Abg. v. <hi rendition="#g">Vollmar</hi> beſpricht die mißlichen Verhältniſſe<lb/> des Journalzimmers und das Beſtellungsweſen von Büchern,<lb/> das in anderen Bibliotheken viel raſcher vor ſich gehe. Der<lb/> Katalog ſei an ſich gut, aber nach einem veralteten Schema<lb/> eingerichtet.</p><lb/> <p>Präſident <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Orterer</hi> iſt auch für ein raſcheres Be-<lb/> ſtellungsweſen, glaubt aber, daß dies nicht ohne Perſonal-<lb/> vermehrung gemacht werden könne. Im übrigen müſſe an-<lb/> erkannt werden, daß die Hof- und Staatsbibliothek einen<lb/> hervorragenden Rang unter den Bibliotheken einnehme und<lb/> daß an ihrer Spitze ein ſehr tüchtiger und erfahrener Mann<lb/> ſtehe. Kultusminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Landmann</hi> ſchließt ſich dieſem<lb/> Urtheil an. — Die Poſition von 178,124 M. wird bewilligt.<lb/> — Kap. 14, <hi rendition="#g">„Beiträge an Kreisbibliotheken“,</hi> enthält<lb/> die Summe von 28,093 M., welche gleichfalls genehmigt wird.</p><lb/> <p>Hierauf wird die Sitzung auf <hi rendition="#g">morgen</hi> Nachmittag<lb/> 4 Uhr vertagt. (Fortſetzung des <hi rendition="#g">Kultusetats.</hi>)</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 27. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#b">Hof- und Perſonalnachrichten.</hi></head> <p>Bei Sr. kgl. Hoh.<lb/> dem <hi rendition="#g">Prinz-Regenten</hi> waren heute zur <hi rendition="#g">Tafel</hi> geladen:<lb/> Bezirksamtmann <hi rendition="#g">Voelk</hi> von Garmiſch; Dekan Lorenz <hi rendition="#g">Wid-<lb/> mann,</hi> Pfarrer in Berchtesgaden; Profeſſor Peter <hi rendition="#g">Halm,</hi><lb/> Maler; Profeſſor Thomas <hi rendition="#g">Dennerlein,</hi> Bildhaner; Genre-<lb/> maler Auguſt <hi rendition="#g">Heyn</hi> und Kunſtmaler Emil <hi rendition="#g">Adam.</hi> —<lb/> Fürſtin <hi rendition="#g">Waldburg-Zeil-Zeil</hi> iſt nach mehrtägigem Auf-<lb/> enthalt wieder nach Schloß Zeil zurückgekehrt. — Graf und<lb/> Gräfin <hi rendition="#g">Brühl</hi> ſind aus Dresden, Graf und Gräfin <hi rendition="#g">Bern-<lb/> ſtorf</hi> aus Mecklenburg hier eingetroffen und im Hotel<lb/> Bayeriſcher Hof abgeſtiegen. — Geſtorben iſt in München<lb/> Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhauſen im 49. Lebensjahre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">d.</hi> <hi rendition="#b">Landtagsferien.</hi> </head> <p>Wie in Abgeordnetenkreiſen ver-<lb/> lautet, wird das Plenum der Abgeordnetenkammer am<lb/> 6. April bis über Oſtern hinaus ſiſtiren, jedoch der Finanz-<lb/> ausſchuß bis in die erſten Tage der Charwoche hinein täg-<lb/> lich Doppelſitzungen halten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">ui.</hi> <hi rendition="#b">Großfeuer.</hi> </head> <p>Heute Mittag brach in der Werkzeug-<lb/> werkſtätte der Metallwaarenfabrik von Oskar <hi rendition="#g">Schuller,</hi><lb/> Gewürzmühlſtraße 1 <hi rendition="#aq">b,</hi> Rückgebäude, Feuer aus, das um<lb/> 1 Uhr 30 Minuten als Großfeuer fignaliſirt wurde. Die<lb/> raſch erſchienene Feuerwehr konnte die Flammen, die ſich auf<lb/> den Dachraum fortgepflanzt hatten und dort das nur in ge-<lb/> ringer Entfernung befindliche bewohnte Vorderhaus bedrohten,<lb/> mit Hülfe einer Anzahl Hydranten und der neuen Kohlen-<lb/> ſäuredruckſpritze in etwa einer halben Stunde ſo weit dämpfen,<lb/> daß die Gefahr als beſeitigt erachtet werden konnte. Am Brand-<lb/> platz waren ſofort außer dem unermüdlichen Oberkomman-<lb/> danten kgl. Rath <hi rendition="#g">Niedermayer</hi> noch der Regierungspräſi-<lb/> dent v. <hi rendition="#g">Auer,</hi> Bürgermeiſter v. <hi rendition="#g">Borſcht</hi> und Regierungsrath<lb/><hi rendition="#g">Dillmann</hi> erſchienen. Ueber die Urſache des Brandes iſt<lb/> noch nichts bekannt. Man vermuthet, daß Funken aus einer<lb/> in der Werkſtätte ſtehenden Maſchine das Feuer veranlaßten.<lb/> Der Schaden dürfte ſehr beträchtlich ſein.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <p><hi rendition="#aq">g.</hi><hi rendition="#b">Der Familienabend der Proteſtanten von<lb/> München-Weſt,</hi> der am 25. März in dem waffengeſchmückten<lb/> Saal der Molkerei Bavaria, Landsbergerſtraße, ſtattfand,<lb/> nahm einen für die ſehr zahlreich erſchienenen Theilnehmer<lb/> vollauf befriedigenden Verlauf. Die Anſprachen der Herren<lb/> Pfarrer <hi rendition="#g">Oſtertag</hi> und Hülfsgeiſtlichen <hi rendition="#g">Krauß</hi> konnten von<lb/> erfreulichen Zuwendungen an die Kaſſe des zu erbauenden<lb/> Gemeindehauſes (enthaltend Betſaal für 600—800 Perſonen,<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
Mittwoch, Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung. 28. März 1900.
Oeſterreich-Ungarn.
Aus dem tſchechiſchen Lager.
* Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer
radikalen Wählerverſammlung in Melnik auf, um eine Ver-
dammungsrede auf die jungtſchechiſche Parteipolitik
zu halten. Gregr iſt entrüſtet über die Aufgabe der Ob-
ſtruktion gegen das Rekrutengeſetz und will keinen der dafür
angeführten Gründe: Rückſicht auf den Monarchen, wie auf
die parlamentariſche Majorität, Gefahr des Abſolutismus,
gelten laſſen. Die Furcht vor dem Abſolutismus erſcheine
unbegründet, weil derſelbe auf die Dauer nicht mehr mög-
lich ſei.
„Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des
Abſolutismus waten, bevor man in das gelobte Land ge-
langen wird. Wir werden nicht ertrinken, wohl aber die
Aegypter, welche uns nicht aus der Gefangenſchaft entlaſſen
wollen.“Dann folgte die unvermeidliche ſtaatsrechtliche Fanfare
und die Aufforderung an die Wählerſchaften, ihrerſeits ein ent-
ſcheidendes Wort zu ſprechen. Gregr will jedoch den Jung-
tſchechenklub, an deſſen Wiege er geſtanden, nicht zerſchlagen,
ſondern ihn nur auf ſeinen urſprünglichen Weg zurückführen,
nachdem gewiſſe altſchechiſche Elemente und Vertreter der
Realiſtenpartei einen anti-jungtſchechiſchen Geiſt in den Klub
hineingebracht. Durch eine Reſolution ſollte Gregr zum
Austritt aus dem Jungtſchechenklub aufgefordert werden, ehe
es aber zur Abſtimmung darüber kam, endete die Verſamm-
lung unter ungeheurem Tumult und Rauferei zwiſchen
Radikalen und Jungtſchechen. Im übrigen wurde in der
Verſammlung hauptſächlich dagegen proteſtirt, daß die Wieder-
herſtellung der inneren tſchechiſchen Amtsſprache als
ausſchlaggebende Bedingung des nationalen Friedens gelten
ſolle; eine Konzeſſion in der Sprachenfrage könne nicht das
Ende des Kampfes bedeuten. Dieſer Proteſt wird den jung-
tſchechiſchen Abgeordneten beſonders fatal ſein, denn die
Errungenſchaft der inneren tſchechiſchen Amtsprache ſollte
ja der Trumpf ſein, mit dem man die Radikalen
ſchlagen wollte. Vermuthlich werden die Kundgebungen
der Melniker Verſammlung nicht die einzigen ihrer Art
bleiben und die Mitglieder des Jungtſchechenklubs werden
Noth haben, die Maſſen zu beſchwichtigen. Da ſie aber zu-
gleich eine ſchroffe Wendung gegenüber Regierung und Reichs-
rath werden vermeiden wollen, ſo dürfte ihre Haltung wieder
einmal für einige Zeit den Charakter des Unſteten, Schwan-
kenden und Unberechenbaren annehmen, den ſie aus ähnlichen
Gründen ſchon ſo oft trug. In einer am Montag zu Prag
abgehaltenen jungtſchechiſchen Parteiverſammlung, wo Engel,
Kaizl, Herold u. A. ſpeziell über das Thema der inneren
tſchechiſchen Amtsſprache ſich äußerten, ſcheint die allgemeine
Unſchlüſſigkeit und Rathloſigkeit ſich bereits bemerkbar ge-
macht zu haben.
Ungariſcher Reichstag.
* Budapeſt, 27. März. Tel. Das Abgeordneten-
haus erledigte den geſammten Staatsvoranſchlag
für das Jahr 1900 nach einer beifällig aufgenommenen Rede
des Finanzminiſters v. Lukaes. Letzterer legte ſodann dem
Hauſe das Budgetgeſetz vor.
Gräfin Stephanie Lonyay.
* Das Reichs-Kriegsminiſterium hat unter dem 24. d. M.
verlantbart: „Ihre kaiſerliche und königliche Hoheit, die durch-
lauchtigſte Kronprinzeſſin-Wittwe Erzherzogin Stephanie,
hat ſich am 22. d. M. zu Miramar mit dem k. u. k. Kämmerer
Grafen Elemer Lonyay vermählt. Nachdem dieſe Ehe eine
nicht ebenbürtige iſt, ſo gebührt, nach den am Aller-
höchſten Hof beſtehenden Grundſätzen, der nunmehrigen Frau
Gräfin Stephanie Lonyay innerhalb der öſterreichiſch-
ungariſchen Monarchie weder der Titel „königliche
Hoheit“ noch der Rang einer Prinzeſſin von
Belgien, Herzogin zu Sachſen-Coburg. Hievon geſchieht
auf Grund einer Mittheilung Sr. k. und k. apoſtoliſchen
Majeſtät Oberſthofmeiſteramtes die Verlautbarung.“ In den
letzten Tagen hieß es, die der Neuvermählten von Wiener
Hofſtellen zugehenden Briefe ꝛc. ſeien addreſſirt: „Frau Gräfin
Lonyay, geb. Prinzeſſin von Belgien“; letzteres wird man
ihr wohl auch kaum nehmen können.
Herzog Philipp von Orleans.
* Wie aus Budapeſt berichtet wird, verlautet dort,
daß Herzog Philipp von Orleans in der Nähe von
Alcſuth eine Beſitzung käuflich erwerben und mit ſeiner Ge-
mahlin, der Erzherzogin Maria Dorothea, der das neb-
lige engliſche Klima nicht zuträglich ſei, in Ungarn ſtändigen
Wohnſitz nehmen werde. In Alcſuth befindet ſich die Be-
ſitzung des Erzherzogs Joſeph, des Schwiegervaters des
Prinzen.
Belgien.
Aus der Kammer. — Zu den Parlamentswahlen.
□ Brüſſel, 26. März. Während alle Staaten um uns
herum ihre Wehrkraft vermehren, verfolgen die belgiſchen
Klerikalen grundſätzlich die Tendenz, die Wehrkraft ihres
Landes zu ſchwächen. Die gegenwärtige Kammermehrheit
widerſetzt ſich ſeit Jahren der Beſeitigung des veralteten
Stellvertretungsſyſtems im Heeresdienſte und der Einführung
des perſönlichen Heeresdienſtes. Nunmehr hat der Armee-
Ausſchuß beſchloſſen, auch noch die aktive Dienſtzeit, welche
in Belgien derzeit 28 Monate beträgt, noch weiter herab-
zuſetzen. Für einzelne Waffengattungen würde nach dem
Beſchluſſe des Armee-Ausſchuſſes die aktive Dienſtzeit überhaupt
bloß 15 Monate betragen. Der Urheber dieſes Planes iſt ſelbſt-
verſtändlich der Abg. Woeſte, der Führer der extrem-klerikalen
Partei, der Feind jeglicher Heeresreform. Der Beſchluß des
Armee-Ausſchuſſes hat in allen patriotiſchen Kreiſen des Landes
eine derartige Erregung hervorgerufen, daß der Kriegsminiſter
General Couſebant d’Alemade ſich ſchließlich veranlaßt
fand, im Heeresausſchuß zu erſcheinen und im Namen der
Regierung gegen die Herabſetzung der aktiven Dienſtzeit
Stellung zu nehmen. Aber der Armeeausſchuß bleibt bei
ſeinem Beſchluß, deſſen Annahme in der Kammer durchaus
nicht ausgeſchloſſen iſt, weil die Sozialdemokraten für ihn
ſtimmen werden. Sind ſie doch hier wie allenthalben für
alle Geſetze zu haben, welche geeignet ſind, die Wehrkraft zu
ſchwächen. — Die Zahl der hervorragenden politiſchen Per-
ſönlichkeiten, welche auf ihre Wiederwahl verzichten und dem
politiſchen Leben entſagen, wird täglich größer. Nach dem
früheren Miniſterpräſidenten Vandenpeereboom hat jetzt
auch der frühere Juſtizminiſter und Kammerpräſident
de Landtsheere, einer der beſten und anſtändigſten
Politiker der klerikalen Partei, ſeinem Wahlausſchuß einen
Abſagebrief geſchickt. Andrerſeits bewerben ſich in allen
Parteien bisher nur ausgeſprochene Mittelmäßigkeiten um die
freiwerdenden Mandate. Es ſteht deßhalb ſchon jetzt feſt,
daß das neue, auf Grund der Minderheitsvertretung zu
wählende belgiſche Parlament auf einem noch niedrigeren
geiſtigen Niveau ſtehen wird als das gegenwärtige, und das
will wahrlich etwas heißen!
Rußland.
Getäuſchte Hoffnungen.
* Die jüngſten Auslaſſungen des „Journal de
St. Pétersbourg“ zum Burenkrieg und zur Interventions-
frage (ſiehe Montagsblatt) haben, wie nicht anders zu er-
warten war, in der übrigen ruſſiſchen Preſſe ein recht un-
freundliches Echo gefunden. Sieht man ſich doch nach jener
Kundgebung, aus der, wofern ſie kompetenter Quelle ent-
ſtammt, nicht nur die Abneigung der ruſſiſchen Regierungs-
kreiſe gegen eine eigene Vermittlungsthätigkeit, ſondern auch
deren Einverſtändniß mit der reſervirten Haltung der übrigen
Mächte ſpricht, in den ſchönſten Hoffnungen getäuſcht, die
man von dem Eingreifen der europäiſchen Diplomatie zu-
gunſten der Buren hegte. Die „Roſſija“ ſpricht von einer
überflüſſigen, nunützen und verſpäteten Grauſamkeit an die
Adreſſe der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer
abſoluten Indifferenz früher reden müſſen, aber nicht jetzt,
wo die Bevölkerung der beiden Republiken in dem Kampf
mit der räuberiſchen Invaſion untergeht: man ſolle ein Volk
in dieſer Lage wenigſtens ruhig ſterben laſſen, wenn ihm zu
helfen als unbedingt unmöglich erkannt worden ſei. Als ob
nicht die ruſſiſche Publiziſtik, indem ſie allzu leidenſchaftlich
und ohne Rückſicht auf die augenſcheinlichen Intenſionen der
europäiſchen Kabinette nach Hülfe für die Buren rief, ſelbſt
ſehr weſentlich dazu beigetragen hätte, bei dieſen irrige Vor-
ſtellungen zu wecken! Aehnlich wie die „Roſſija“ ſprechen ſich
mehrere andere Blätter aus, dieſelben tröſten ſich jedoch mit
der Erwartung, daß die Buren ſchließlich auch ohne fremde
Unterſtützung auskommen und trotz aller vorübergehenden
Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein
Organ, der „Sſyn Otetſcheſtwa“, nimmt die Darlegungen des
„Journal“ mit einer gewiſſen Genugthuung auf und meint,
es ergebe ſich daraus, daß den Krieg in der Hoffnung auf
auswärtige Hülfe fortſetzen, nur bedeuten würde, das Blut-
vergießen und die Leiden des Kriegs ohne klares Ziel zu
verlängern.
Aegypten.
Der Waſſerſtand des Nil.
kl. Kairo, 22. März. Der Nil hat angefangen zu
ſteigen. Bei Faſchoda begann das Steigen am 8. März
und hat bis jetzt ſtändig zugenommen; das Niveau des Nils
ſteht dort jetzt ſchon 45 cm höher als zuvor. Auch weiter
flußabwärts läßt ſich das Steigen des Waſſers bereits
bemerken, wenngleich der volle Effekt erſt in mehreren
Wochen zu erwarten iſt. Bei Duem, 350 Meilen ſtromab-
wärts, ſtieg das Waſſer vom 10. bis zum 22. d. M. um
9 cm und in Aſſnan wird die Wirkung gegen den 1. Mai
erwartet. Der Nil fängt diesmal an, ungewöhnlich früh zu
ſteigen und vielleicht fällt die im Vorjahre faſt ganz aus-
gebliebene Ueberſchwemmung jetzt ſo aus, daß die Baum-
wollernte, die infolge des ungewöhnlich niedrigen Standes
des Nils faſt vollſtändig mißrieth, möglicherweiſe zum Theil
noch zu retten iſt. Andrerſeits muß aber auch mit der
Möglichkeit gerechnet werden, daß das ungewöhnlich früh-
zeitige Steigen des Stroms ein ſogenanntes falſches Steigen
iſt, das die Sachen nur ſchlimmer machen würde, indem es
das richtige Steigen des Nils verzögert gerade zu der Zeit,
wo es für die Saaten am nöthigſten iſt. Ein Grund für das
plötzliche Steigen des Nils kann auch darin gefunden werden,
daß die Arbeiten zur Fortſchaffung des Sedd, die ſich jetzt
ihrer Vollendung nähern, bereits erheblich Luft auf dem Ober-
lauf des Fluſſes gemacht haben. So telegraphirt Major
Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-Dſchebel, daß er dem-
nächſt daran gehen wird, den neunten Block in Angriff zu
nehmen, und daß er hofft, Ende April mit allem fertig zu
ſein. Als der ſiebente Block gelöst werden ſollte, ging er
während der Nacht von ſelbſt los und trieb ſtromabwärts,
alle Dampfer und ſonſtigen Fahrzeuge, die ſich auf den:
Fluß befanden, mit ſich reißend. Von der Größe dieſer Blocks
„Sedd“, die bekanntlich aus einem unentwirrbaren Gemiſch
von Pflanzen, Baumſtämmen und allem, was ſich auf einem
Strom ſonſt noch anzuſammeln pflegt, beſtehen, erhält man
einen Begriff, wenn man erfährt, daß der Block, der ſich los-
riß, nicht weniger als dreißig Stunden brauchte, um an einer
beſtimmten Stelle des Fluſſes vorbeizutreiben. Zum Glück hat
er ſich nirgendwo feſtgeſetzt und paſſirte unbeſchädigt Sobat;
die Gefahr, daß er den Fluß blockirt, iſt alſo nun vorüber.
Die Dampfer und Boote konnten rechtzeitig gerettet werden.
Bayeriſcher Landtag.
Sitzung des Finanzausſchuſſes.
* München, 27. März. Tagesordnung: Etat des
Miniſteriums des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten. Die Berathung wird bei B, „Kunſt-
und beſondere Bildungsanſtalten“, und zwar zu-
nächſt bei Kapitel 11, „Akademie der Wiſſenſchaften“,
fortgeſetzt. Referent Dr. Schädler weist darauf hin, daß
bislang die Ausgaben für die Meteorologiſche Zentralſtation
unter den Ausgaben für die Akademie der Wiſſenſchaften vor-
getragen waren, daß aber im heurigen Etat die beiderſeitigen
Forderungen ausgeſchieden und unter einem eigenen Para-
graphen beſonders eingetragen ſeien. Bei „Akademie der
Wiſſenſchaften“ ſind 51,650 M. (gegenüber der XXIV. Finanz-
periode ein Mehr von 8437 M.) angefordert. Auf ver-
ſchiedene Aufragen ergab ſich u. a., daß in den nächſten zwei
Jahren vier Bände der Monumenta boica erſcheinen ſollen.
Bei dieſer Poſition werden die Wahlen der ordentlichen Mit-
glieder der Akademie von Dr. Daller bemängelt; von Dr.
Caſſelmann und v. Vollmar wird hervorgehoben, daß
der Akademie die freie Wahl ihrer Mitglieder geſichert bleiben
muß; Dr. Pichler hebt hervor, daß die Volksvertretung ihr Recht
wahren muß, auch dieſe Wahlen zu beurtheilen, und bemängelt
insbeſondere die Wahl eines „unbedeutenden altkatholiſchen
Theologen“. Abg. Wagner hebt hervor, daß dieſe Wahlen
frei von politiſchen Rückſichten bleiben müſſen und daß die
Wahl des Hrn. Dr. Baumann nicht oktroyirt werden könne.
Dr. Caſſelmann wahrt energiſch die Freiheit der Akademie
und bedauert die gehäſſige Kritik des Finanzausſchuſſes.
Dr. Deinhard weist den Ausdruck „unbedeutender alt-
katholiſcher Theologe“ ſchroff ab und ſpricht dem Abg.
Dr. Pichler ein Urtheil darüber überhaupt ab, was ſich
Dr. Pichler nicht ſagen laſſen will. Die Poſition wird
hierauf unverändert genehmigt.
„Meteorologiſche Zentralſtation“, perſönliche
Ausgaben 25,415 M. — mehr 3265 M. weſentlich für
einen weiteren Adjunkten. Abg. Wagner wünſcht, daß die
Wetterprognoſen früher an die Blätter hinauskämen. Dr.
Deinhard bittet, die Prognoſen, die telegraphiſch direkt an
die Gemeinden und Gutsbezirke gehen müſſen, ſo rechtzeitig
am Tage hinauszugeben, daß auch am ſelben Tage noch die
Arbeiten danach vorgenommen werden können. v. Vollmar
empfiehlt das amerikaniſche Syſtem, Wetterzeichen von Thürmen
aus überall ſichtbar zu geben. Kultusminiſter Dr. v. Landmann
theilt mit, daß das internationale meteorologiſche Material
hier erſt um Mittag ankommt; die Verbreitung erſcheint ihm
durch Telegramme oder Wetterzeichen am vortheilhafteſten.
Die Poſten werden bewilligt. Sächliche Ausgaben
23,000 M., mehr 15,770 M. für das Obſervatorium
auf der Zugſpitze, werden bewilligt.
Bei Kap. 12 „Generalkonſervatorium der wiſſen-
ſchaftlichen Sammlungen des Staates“ iſt unter
den perſönlichen Ausgaben ein Mehr von 11,043 M. vor-
geſehen, darunter 1500 M. für einen Aſſiſtenten, 1500 M.
für einen Präparator, 1230 M. für einen Diener 2. Ordnung,
960 M. für einen Diener 3. Ordnung. Die Poſition wird
im Betrage von 158,469 M. genehmigt. Ebenſo die Regie-
und Unterhaltungskoſten für 23 einzelne Inſtitute und
Sammlungen im Betrage von 124,741 M. Beim ethno-
graphiſchen Muſeum beſpricht Abg. v. Vollmar den
Platzmangel für dieſes und das Muſeum von Gyps-
abgüſſen unter dem Hinweis darauf, daß in dem keller-
artigen Raum die Gegenſtände des letzteren leiden müßten,
Abhülfe ſei hier dringend nothwendig.
Kultusminiſter Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel
zu, beſtreitet aber, daß die unteren Räumlichkeiten feucht ſeien.
Ein Muſeum müſſe noch weichen; die Bereinigung ſtoße aber
auch auf rechtliche Schwierigkeiten. Die Bereinigung der
Gypsabgüſſe aus der klaſſiſchen und chriſtlichen Zeit ſei von
den Vorſtänden der Sammlungen nicht gutgeheißen worden.
Man könnte die Gipsabgüſſe der antiken Zeit am beſten mit
der Alten Glyptothek vereinigen, allein dieſe gehöre dem
königlichen Hauſe. Für das Gipsmuſeum müſſe ein anderer
Ort beſchafft werden, das ethnographiſche Muſeum ſolle an
ſeinem Ort verbleiben.
Kap. 13 „Hof- und Staatsbibliothek“. Referent
Dr. Schädler wünſcht, daß die Arbeitszeit in der Staats-
bibliothek verlängert werden möge und daß die Leſeräume
bis zu einer gewiſſen Zeit offen ſtünden. Weiter regt Referent
die Beſchaffung beſſerer Räume und eine Erleichterung hin-
ſichtlich der Beſtellung und Lieferung von Büchern an. End-
lich wünſcht Referent die Anſchaffung einer Handbibliothek.
Der Kultusminiſter erkennt an, daß dieſe Wünſche
zum großen Theil berechtigt ſeien und ihnen demnächſt durch
ein Nachtragspoſtulat abgeholfen werden würde, insbeſondere
werde der Leſeſaal auf die doppelte Größe gebracht und die
elektriſche Beleuchtung eingeführt werden, auch werde eine
Handbibliothek angeſchafft werden. Den Wünſchen bezüglich
der Beſtellung von Büchern werde er entgegenkommen.
Abg. v. Vollmar beſpricht die mißlichen Verhältniſſe
des Journalzimmers und das Beſtellungsweſen von Büchern,
das in anderen Bibliotheken viel raſcher vor ſich gehe. Der
Katalog ſei an ſich gut, aber nach einem veralteten Schema
eingerichtet.
Präſident Dr. Orterer iſt auch für ein raſcheres Be-
ſtellungsweſen, glaubt aber, daß dies nicht ohne Perſonal-
vermehrung gemacht werden könne. Im übrigen müſſe an-
erkannt werden, daß die Hof- und Staatsbibliothek einen
hervorragenden Rang unter den Bibliotheken einnehme und
daß an ihrer Spitze ein ſehr tüchtiger und erfahrener Mann
ſtehe. Kultusminiſter Dr. v. Landmann ſchließt ſich dieſem
Urtheil an. — Die Poſition von 178,124 M. wird bewilligt.
— Kap. 14, „Beiträge an Kreisbibliotheken“, enthält
die Summe von 28,093 M., welche gleichfalls genehmigt wird.
Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag
4 Uhr vertagt. (Fortſetzung des Kultusetats.)
Bayeriſche Chronik.
München, 27. März.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Bezirksamtmann Voelk von Garmiſch; Dekan Lorenz Wid-
mann, Pfarrer in Berchtesgaden; Profeſſor Peter Halm,
Maler; Profeſſor Thomas Dennerlein, Bildhaner; Genre-
maler Auguſt Heyn und Kunſtmaler Emil Adam. —
Fürſtin Waldburg-Zeil-Zeil iſt nach mehrtägigem Auf-
enthalt wieder nach Schloß Zeil zurückgekehrt. — Graf und
Gräfin Brühl ſind aus Dresden, Graf und Gräfin Bern-
ſtorf aus Mecklenburg hier eingetroffen und im Hotel
Bayeriſcher Hof abgeſtiegen. — Geſtorben iſt in München
Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhauſen im 49. Lebensjahre.
d. Landtagsferien.Wie in Abgeordnetenkreiſen ver-
lautet, wird das Plenum der Abgeordnetenkammer am
6. April bis über Oſtern hinaus ſiſtiren, jedoch der Finanz-
ausſchuß bis in die erſten Tage der Charwoche hinein täg-
lich Doppelſitzungen halten.
ui. Großfeuer.Heute Mittag brach in der Werkzeug-
werkſtätte der Metallwaarenfabrik von Oskar Schuller,
Gewürzmühlſtraße 1 b, Rückgebäude, Feuer aus, das um
1 Uhr 30 Minuten als Großfeuer fignaliſirt wurde. Die
raſch erſchienene Feuerwehr konnte die Flammen, die ſich auf
den Dachraum fortgepflanzt hatten und dort das nur in ge-
ringer Entfernung befindliche bewohnte Vorderhaus bedrohten,
mit Hülfe einer Anzahl Hydranten und der neuen Kohlen-
ſäuredruckſpritze in etwa einer halben Stunde ſo weit dämpfen,
daß die Gefahr als beſeitigt erachtet werden konnte. Am Brand-
platz waren ſofort außer dem unermüdlichen Oberkomman-
danten kgl. Rath Niedermayer noch der Regierungspräſi-
dent v. Auer, Bürgermeiſter v. Borſcht und Regierungsrath
Dillmann erſchienen. Ueber die Urſache des Brandes iſt
noch nichts bekannt. Man vermuthet, daß Funken aus einer
in der Werkſtätte ſtehenden Maſchine das Feuer veranlaßten.
Der Schaden dürfte ſehr beträchtlich ſein.
g. Der Familienabend der Proteſtanten von
München-Weſt, der am 25. März in dem waffengeſchmückten
Saal der Molkerei Bavaria, Landsbergerſtraße, ſtattfand,
nahm einen für die ſehr zahlreich erſchienenen Theilnehmer
vollauf befriedigenden Verlauf. Die Anſprachen der Herren
Pfarrer Oſtertag und Hülfsgeiſtlichen Krauß konnten von
erfreulichen Zuwendungen an die Kaſſe des zu erbauenden
Gemeindehauſes (enthaltend Betſaal für 600—800 Perſonen,
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