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Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 27. März 1900.

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Nr. 84. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 27. März 1900.
[Spaltenumbruch]
Letzte Nachrichten.

Tel. Prinz Georg von
Sachsen
wurde, unter Belassung im Verhältniß als
Generalinspekteur der II. Armee-Inspektion, von
seiner Stellung als kommandirender General des
XII. Armeekorps enthoben. An seiner Stelle wurde
Generalleutnant Frhr. v. Hausen, bisher Kommandeur der
32. Division, zum kommandirenden General des XII. Armee-
korps ernannt. Der König bestimmte, daß das Schützen-
Regiment Nr
. 108 zur Erinnerung an die am 2. Dezember
1870 bewiesene tapfere Haltung den Namen seines Chefs, des
Prinzen Georg, immerwährend zu führen hat.

Tel. Der Nationalrath be-
willigte dem Bundesrath einen Kredit von 300,000 Fr.
zur Fortsetzung von Versuchen in der Neubewaffnung
der Artillerie. Es soll zur Anstellung von Vergleichen mit
der bestehenden Krupp'schen Versuchsbatterie eine zweite
Batterie des belgischen Systems Cockerill-Nordenfelt
angeschafft werden.

Tel. Aus Schanghai wird
gemeldet: Der englische Kreuzer "Hermione" hat Befehl
erhalten, nach Taku aufzubrechen. Gerüchtweise verlautet,
daß ein englischer Missionär in der Provinz Tientsin getödtet
worden sei, andrerseits wird versichert, daß die Entsendung
des Kriegsschiffes mit dem Vorhaben der europäischen Re-
gierungen in Zusammenhang stehe, gemeinsam mit der chinesi-
schen Regierung vorzugehen.

Tel. Die geringe Mehrheit,
womit das Kabinet gestern in der Kammer siegte, sowie
der theilweise Wahlerfolg am Sonntag verstärken die
Zuversicht aller Gegner der Regierung, diese noch vor
den Ferien durch eine Interpellation über die allgemeine
Politik stürzen zu können. Die Sozialisten sind jedoch
fest entschlossen, der Regierung treu zu bleiben. Die
Rechnung der Opposition ist daher noch sehr unsicher.

Tel. Der Generalstabschef der
Marine, Caillard, hat infolge von Meinungsverschieden-
heiten mit dem Marineminister de Lanessan die Absicht
ausgesprochen, seine Entlassung zu nehmen.

Tel. Admiral Victor Duperre
ist gestorben.

Tel. Die Kaiserin-
Wittwe von Rußland
ist gestern Abend von St. Peters-
burg hier eingetroffen.

Tel. General Joubert ist
aus Kroonstad hier eingetroffen. Er hofft in Kürze nach
Natal zurückzukehren.

Tel. Im ganzen sind bis jetzt
36 Pestfälle vorgekommen, von denen 13 tödlich verliefen.
Ueber 8000 Personen wurden geimpft.



Verschiedenes.

Tel. In der vergangenen
Nacht brach in der Gravestreet eine gewaltige Feuers-
brunst
aus, welche eine Anzahl Gebäude vernichtete. Die
Bureaux der Regierung entgingen mit knapper Noth der
Zerstörung. Die Akten wurden in das Parlamentshaus ge-
schafft, aber vom Feuer sehr beschädigt. Der Brand dauerte
drei Stunden.



Handel und Volkswirthschaft.
* Zuckerprämien.

In den neuen Verhandlungen
wegen Aufhebung der Zuckerprämien hat Deutschland
ebenso wie Oesterreich ein ausweichendes Verhalten be-
kundet. Die Stellungnahme der deutschen Zuckerindustrie
zur Aufhebung der Prämien bleibt bekanntlich einstweilen
sogar eine geradezu ablehnende. Denn das in der Bildung
begriffene Syndikat der deutschen Zuckerindustrie, dem nur
noch ein unbedeutender Rest von Fabriken ferngeblieben
ist, hat zur Voraussetzung, daß der Zuckerpreis in Deutsch-
land eine Normirung erfährt, die auf Grundlage des
durch die Prämien geschaffenen Exports berechnet ist.
Aber wenn sich auch die Regierung von dem seitens der
Zuckerindustriellen eingenommenen Standpunkt emanzi-
pirte, so würde sie doch in dem gegenwärtigen Augen-
blick kaum zu einer entscheidenden Aenderung der Zucker-
prämienfrage geneigt sein. Es liegt vielmehr nahe, anzu-
nehmen, daß es der Regierung erwünscht wäre, diese
Frage gleichzeitig mit der Regelung unsrer übrigen
handelspolitischen Beziehungen aus Anlaß der Erneuerung
der Handelsverträge zu ordnen. Die Zuckerfrage spielt in
den handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu einer
ganzen Reihe von Ländern und zwar sowohl zu den-
jenigen Ländern, die Zucker importiren, als auch den-
jenigen, die mit Deutschland im Zuckerexport konkurriren,
eine so hervorragende Rolle, daß es begreiflich wäre,
wenn die Regierung eine so gewichtige Materie nicht aus
den Verhandlungen über die übrigen zollpolitischen Ver-
hältnisse ausgeschaltet, sondern in Verbindung mit diesen
behandelt sehen möchte.

* Hotel - Aktiengesellschaft in München.

Dem
Jahresbericht pro 1899 zufolge betrug die Zahl der ange-
kommenen Gäste 9923, welche 33,296 Betten belegten, gegen
10,156 Gäste mit 34,184 belegten Betten im Vorjahr. Der
Bruttogewinn beträgt 155,624 M. (166,894 M. i. V.) und
findet wie folgt Verwendung: Abschreibungen auf Inventar
23,939 M., auf Maschinen 5959 M., auf Stallinventar 2812 M.,
auf die elektrische Beleuchtungsanlage 2816 M., zusammen
35,528 M. (36,755 M. i. V.); Dotirung der Reserve 4708 M.
(5731 M.), Tantieme des Aufsichtsraths 4708 M. (5731 M.),
der Direktion 2825 M. (3438 M.), 5 Proz. Dividende
(wie im Vorjahr) = 54,500 M. (54,500 M.). Außer-
ordentliche
Abschreibungen 40,000 M. (35,000 M.), so daß
13,353 M. (25,917 M. i. V.) zu einem Vortrage verbleiben.
Der Vericht führt das Mindererträgniß gegenüber dem Vor-
jahr mit über 21,000 M. auf den schwachen Besuch ameri-
kanischer Gäste aus Anlaß des spanisch-amerikanischen Krieges,
auf den frühzeitigen Eintritt unsrer nassen Herbstwitterung,
die Verkehrsstörungen infolge der Ueberschwemmungen und
dem 4000 M. betragenden Kursrückgang in Effekten der Ge-
sellschaft zurück. Der Beginn des Umbaues des Hotels ist
für den Herbst des Jahres 1900 bestimmt in Aussicht ge-
nommen. Auf der Tagesordnung der Generalversammlung
befindet sich auch ein Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals,
dessen Begründung der Aufsichtsrath sich vorbehalten hat.

* Spinnerei und Buntweberei Pfersee.

In der
Aufsichtsrathssitzung vom 21. d. M. wurde die Bilanz
[Spaltenumbruch] vorgelegt, die nach Abzug von 102,513 M. für statuten-
mäßige Amortisation einen Reingewinn von 75,004 M.
ausweist. Der Generalversammlung wird vorgeschlagen,
diesen Reingewinn als Extra-Abschreibung am Maschinen-
konto zu verwenden.

* Zahnräderfabrik Augsburg, vorm. Johann
Renk, Aktiengesellschaft.

Die außerordentliche General-
versammlung beschloß einstimmig die Verdoppelung
des Aktienkapitals
auf 1 Million und die Statuten-
änderung nach den Anträgen der Gesellschaftsorgane. Die
jungen Aktien (eine neue auf jede alte) sind zwischen dem
7. und 19. Mai zu 103 zu beziehen.

* Credit- und Depositenbank Zweibrücken vorm.
Henigst, Cullmann u. Co.

Die Umsätze im Geschäfts-
jahr 1899 haben sich auf allen Konten erheblich gesteigert
und betragen insgesammt 178,908,686 M. (152,765,758 M.
im Vorjahr). Der Bruttogewinn beziffert sich auf 494,153 M.
(361,668 M.), während der Reingewinn 305,220 M. (227,450
Mark) ergibt. Doch ist zu berücksichtigen, daß im letzten Ge-
schäftsjahr mit einem um 1/2 Mill. M. größeren Kapital ge-
arbeitet wurde. Von dem Reingewinn ist die statutenmäßige
4 proz. Dividende mit 100,000 M. und die Tantieme von
33,288 M. für Aufsichtsrath und Vorstand in Abzug zu
bringen. Von dem Rest wird eine Superdividende von
4 Proz. vertheilt. Es bleiben noch 71,932 M., wovon eine
außerordentliche Reserve mit 10,000 M. gebildet auf Del-
kredere-Konto 10,000 M. und auf Einrichtungen 932 M. ab-
geschrieben und für den Beamtenunterstützungsfonds 3000 M.
ausgesetzt werden. 48,000 M. werden auf neue Rechnung
vorgetragen. Mit Beginn des neuen Jahres wurde in Neun-
kirchen (Bezirk Trier) eine Filiale errichtet. Ferner weist der
Bericht darauf hin, daß die Verkehrsverhältnisse in dem für
die Thätigkeit der Bank in Betracht kommenden Grenzgebiete
noch äußerst mangelhaft seien.

* Preußische Bodenkredit-Aktienbank zu Berlin.

Der für das Geschäftsjahr 1899 erstattete Bericht beschäftigt
sich zunächst mit dem Reichshypothekengesetze und spricht hiebei
sein Bedauern aus, daß die in Gemeinschaft mit anderen
Hypothekenbanken unternommenen Bestrebungen, für die Pfand-
briefe die Mündelsicherheit zu erhalten, zu keinem Resultat
geführt haben. Unter Hinweis auf die Verhältnisse in Bayern
und in anderen deutschen Staaten wird die Erwartung aus-
gesprochen, daß der vorhandene ungleiche Rechtszustand in
Deutschland auf die Dauer nicht bestehen werde. Der Netto-
absatz an Pfandbriefen betrug 16.9 Mill M und betrug
deren Gesammtumlauf beim Jahresschlusse 213.87 Mil-
lionen Mark. Die Neuausgabe von Pfandbriefen betraf
Titres mit 4 Proz. Zins; der bei Ausnahme von 31/2 proz.
Pfandbriefen erzielte Gewinn von 295,798 M. wurde dem
Disagiokonto gutgebracht. Der Hypothekenstand er-
reichte 244.27 Mill. M., von denen 229.2 Mill. M. als
statutenmäßige Unterlage für Pfandbriefe dienen. In-
zwischen sind weitere 7.7 Mill. M. unterlagsfähig geworden.
Amortisabel sind 184.44 Mill. M., kündbar 62.42 Mill. M.
(hievon sind 1.32 Mill. M. bereits weiter amortisirt, 1.27 Mill. M.
noch auszuzahlen). Der Zuwachs des Jahres 1899 bezifferte
sich auf 12.25 Mill. M. Von der Gesammtsumme der Dar-
lehen treffen 131.73 Mill. M. auf die Provinz Brandenburg,
41.25 Mill. M. auf Schlesien. Die Bank war an 22 Zwangs-
versteigerungen betheiligt. Der Reingewinn beträgt exklusive
des Gewinnvortrags aus 1898 von 95,669 M. 2,706,257 M.
(im Vorjahr 2,275,840 M.). Davon erhalten die Aktionäre
7 Prozent Dividende auf 30 Mill. M. Aktienkapital mit
2,100,000 M. (wie im Vorjahre), statutenmäßige beziehungs-
weise vertragsmäßige Tantieme für Aufsichtsrath und Direktion
erfordert 301,251 M. (im Vorjahr 170,789 M.). 300,000 M.
dienen zur Verstärkung des Extra-Reservefonds (im Vorjahr
100,000 M.). Der Rest inklusive 95,669 M. Vortrag aus
1898 wird vorgetragen.

* Straßburger Bank, Ch. Stähling, L. Valentin
u. Co., Straßburg.

Der Bruttogewinn auf das von
4.8 Mill. M. auf 6 Mill. M. erhöhte Kapital betrug 938,128
Mark (1898 791,023 M.), wovon die Generalunkosten
142,882 M. (123,499 M.), Tantlemen und Gratifikationen
79,600 M. (68,800 M.) und Passivzinsen 23,864 M. (24,212
Mark) erfordern. Einschließlich der aus dem Vorjahre über-
nommenen 3538 M. (5825 M.) ergibt sich ein Neingewinn
von 695,320 M. (580,337 M.), wovon die Geranten 195,000
Mark (168,000 M.) und die Aktionäre 495,000 M. (408,000 M.)
als Dividende von 81/4 Proz. (1898 81/2 Proz.) erhalten.

R. Deutsche Möbelstoffindustrie.

Für Möbel- und
Dekorationsstoffe soll, wie gemeldet wird, im künftigen deutschen
Zolltarif ein besonderer Eingangssatz geschaffen werden. Wie
es scheint, liegt dabei die Absicht vor, diese Industrie, die
speziell in Chemnitz und in den niederrheinischen Fabrikorten
eine große Bedeutung erlangt hat, mehr als bisher gegen die
ausländische, besonders französische Konkurrenz zu schützen.
Bislang hatte die deutsche Möbelstoffindustrie sehr unter der
in Deutschland leider üblichen Bevorzugung ausländischer
Erzeugnisse zu leiden. Wie weit diese Bevorzugung geht,
erhellt z. B. aus der Thatsache, daß sogar das Reichstags-
gebäude in Berlin fast zur Hälfte mit französischen Möbel-
stoffen und Teppichen ausgestattet ist. Wird der inländischen
Möbelstoffindustrie der einheimische Markt künftig durch einen
entsprechenden Schutzzoll, der leider zur Zeit fehlt, gesichert,
so dürfte bald das Vorurtheil gegen das deutsche Fabrikat
schwinden. Ein hervorragender Vertreter dieser Industrie
aus Chemnitz hatte kürzlich Gelegenheit, Sr. Maj. dem Kaiser
bei einer Privataudienz Vortrag über die betreffenden Ver-
hältnisse zu halten. Er legte dabei ausführlich die Gründe
für die Zurücksetzung heimischer Produkte dar, die haupt-
sächlich in der schon erwähnten Vorliebe für alles Ausländische
auch auf diesem Gebiete in Deutschland noch sehr stark sei.
Wenn das Vorurtheil überwunden werde, so werde es auch
möglich sein, einen etgenen deutschen Stil in der Möbelstoff-
industrie zu schaffen, wie es heute einen französischen und
englischen gebe. Der Kaiser nahm mit Interesse diese Aus-
führungen entgegen und sagte zu, was an ihm liege, zur
Hebung des deutschen Kunstgewerbes, namentlich der deutschen
Möbelstoffindustrie, zu thun.

* Credito Italiano.

Aus
dem Bericht des Credito Italiano für das Geschäftsjahr
1899 ist folgendes hervorzuheben: Die wirthschaftliche Ent-
wicklung hat in dem in Rede stehenden Zeitraum auch in
Italien weitere Fortschritte gemacht und die Leitung der
Bank von dem richtigen Standpunkt ausgehend, daß sie diese
Bewegung nach Kräften fördern müsse, hat sich an zahl-
reichen industriellen Unternehmungen betheiligt; sei es, daß
sie dieselben erst neu ins Leben gerufen, sei es, daß sie schon
bestehende einer Erweiterung zugeführt. Ein großer Theil
dieser Geschäfte wurde inzwischen mit Nutzen abgewickelt und
ist der vorliegenden Bilanz bereits zugute gekommen; gleich-
[Spaltenumbruch] zeitig aber hat die Bank an den beregten Gesellschaften eine
auch in Zukunft dauernden Gewinn versprechende Kundschaft
gewonnen. Namentlich der aufblühenden elektrischen und
ebenso der Metallindustrie war die Aufmerksamkeit der
Leitung zugewendet und die im Lande, mit Hülfe ihrer aus-
wärtigen Freunde, geschaffenen Gesellschaften in diesen
Zweigen befinden sich in erfreulichem Aufschwung und dürften
auch in der Folge eine Quelle guter Rentabilität für alle
Betheiligten bleiben. Die Umsätze des Instituts haben sich
unter diesen Umständen in bedeutendem Maße gesteigert. Der
Rohgewinn, einschließlich 84,513 Lire Vortrag aus 1898, be-
ziffert sich auf 4,020,414 Lire, wovon Steuern, Spesen,
Verluste u. s. w. mit 1,832,861 Lire abzusetzen sind,
so daß sich ein Reingewinn von 2,187,552 L. ergibt. Von
demselben erhält die ordentliche Rücklage 105,151 L., der
Aufsichtsrath 119,873 L., die Aktionäre 71/2 Proz. Dividende,
gleich 1,875,000 L., während restige 87,527 L. auf 1900 vor-
zutragen sind. Dabei ist zu bemerken, daß im Vorjahre das
werbende Kapital 25 Millionen, gegen nur 14 Millionen in
1898, betrug. Inzwischen hat der Aufsichtsrath von der ihm
seitens der Aktionäre im Januar v. J. ertheilten Erlaubniß
Gebrauch gemacht, das Kapital um weitere 5 Millionen zu
erhöhen, und stellt denselben nunmehr auf je fünf alte Aktien
eine neue zum Kurse von 590 L. zur Verfügung. Auf der
Tagesordnung der vorgestrigen Hauptversammlung befand
sich außerdem der Antrag, der Verwaltung behufs Herauf-
setzung des Aktienkapitals um weitere 5 Millionen, also von
30 auf 35 Millionen, nach seinem Ermessen freie Hand zu
lassen, was von den Anwesenden einstimmig zum Beschluß
erhoben wurde. Die hiedurch bedingten Statutenänderungen
wurden ebenfalls genehmigt. Das Gewinn- und Verluft-
konto ergibt folgende Hauptziffern: Debet: Handlungsunkosten
922,407 L., gezahlte Zinsen und Risconto der Wechselbestände
477,175 L., Steuern 241,355 L., verschiedene Verluste 165,696
Lire und Reingewinn 2,187,552 L. Dem stehen gegenüber
im Kredit: Wechselzinsen 786,119 L., Kontokorrent- und Report-
zinsen 1,307,171 L., Zinsen aus den Werthpapierbeständen
257,151 L., Provisionen 675,198 L., Effektengewinne 244,384
Lire und Konsortialgewinne 612,883 L.

-?- Maßregeln des russischen Finanzministers
zur Regelung der Naphthapreise und zur Be-
kämpfung der wüsten Spekulation.

Das Organ des Departements für Handel
und Manufakturen brachte, wie telegraphisch bereits gemeldet
wurde, soeben ein Dementi der von einem Londoner und
einem Wiener Blatt verbreiteten Nachricht, daß das Finanz-
ministerium die Naphthagewinnung im Kaukasus zu mono-
polisiren beabsichtige. Diese ministerielle Maßregel sollte, wie
jene Blätter behaupteten, durch die allmählich von der Spe-
kulation sehr in die Höhe getriebenen Naphthapreise veran-
laßt worden sein. Das Finanzministerium habe schon häufig
versucht, die Naphtha-Industriellen darauf hinzuweisen, daß
die von ihnen festgesetzten Preise exorbitant seien, alle Ver-
suche des Ministeriums, eine Herabsetzung der Naphthapreise
zu bewirken, seien aber fehlgeschlagen. Die Thatsache, daß die
Naphthapreise in den letzten Jahren eine schwindelnde Höhe
erreicht haben, bildet, wie allgemein zugegeben wird, einen
wunden Punkt im wirthschaftlichen Leben Rußlands und es
ist verständlich, daß dieses Faktum das Gerücht hervorrief,
die Regierung beabsichtige die Naphthagewinnung zu monopoli-
siren. In einem Lande, das seiner geographischen Lage wegen
viel Petroleum zu Beleuchtungszwecken verbraucht, wo die
aufblühende Fabrikindustrie und die Eisenbahnen ungeheure
Mengen Naphtha als Heizmaterial verwenden und wo die
heimische Steinkohlengewinnung zu klein ist, um der Nachfrage
nach Steinkohlen zu genügen, in einem solchen Lande muß die
willkürliche und unverantwortliche Wirthschaft einer kleinen
Gruppe von Naphtha-Industriellen, welche die Preise stetig
steigern, zu einem großen wirthschaftlichen Uebelstand werden. Ob
jedoch dieser Uebelstand nicht auch auf anderem Weg als
durch die Monopolisirung der Naphthagewinnung beseitigt
werden kann, muß entschieden bezweifelt werden. Die ruffische
Regierung verfügt auch über andere Mittel, um der willkür-
lichen Preisstelgerung der Industriellen ein Ende zu machen.
Da der Staat der Haupteigenthümer des naphthaführenden
Bodens ist, kann er sehr wohl den Umfang der Naphtha-
gewinnung regeln und so die Markipreise beeinflussen. Ferner
aber liegt es in seiner Macht, den Ausfuhrzoll zu erhöhen
und den Naphtha-Export auf ein Minimum einzuschränken,
was natürlich ein Fallen der Preise auf dem russischen Markt
zur Folge haben würde. Man erwartet allgemein, daß das
Finanzministerium bald über die wirksamsten Maßregeln zur
Regelung der Naphthapreise schlüssig werden und energisch
gegen die die wirthschaftlichen Interessen ganz Rußlands schwer
schädigenden Naphtha-Industriellen vorgehen wird.

* Zur Geschäftslage in den Vereinigten Staaten.

"Bradstreets Journal" führt in seinem Wochenbericht aus,
daß die Aussichten für die weitere Entwicklung der Industrie
und des Handels günstige bleiben. Die Exporte der ab-
gelaufenen Woche aus New-York übersteigen alle früheren.
Die Ausfuhr von Eisen daure an und es sei anzunehmen,
daß die Nachfrage des Auslands in der Eisenindustrie des
Landes künftig eine wichtige Rolle spielen werde.

* Vom amerikanischen Eisenmarkt.

Nach dem
Bericht des "Ironmonger" ist am amerikanischen Eisenmarkt
ohne Zweifel großer Verbrauch vorhanden, auch scheinen die
Aussichten auf dessen Fortdauer gut, wenigstens für einige
Monate; es herrscht jedoch Mangel an Vertrauen bezüglich
der Preisgestaltung, was die Händler wegen der von ihnen
einzunehmenden Haltung in Verlegenheit setzt. Die Schwäche
der Roheisenpreise der letzten Woche hat sich noch verschärft;
in der abgelaufenen Woche war ein weiterer Durch-
schnittsrückgang von einem Dollar zu verzeichnen. Auch die
Aussichten hinsichtlich der fabrizirten Waaren erscheinen
trüber, sowohl Barren als Stahlplatten notirten niedriger.
Die Aufträge werden gegenwärtig in möglichst kleinem Um-
fange gegeben, ausgenommen für Deckungsordres. Die Liefe-
rungen auf alte Kontrakte und die täglichen Käufe halten
jedoch die Fabriken und Oefen in vollem Betriebe, ohne
große Vorräthe anzuhäufen. Man ist der Meinung, daß das
Maximum der Produktion Amerika's unter den gegenwärtigen
Verhältnissen erreicht ist. Die gegenwärtigen Preise seien
nicht derart, daß sie eine Einschränkung der Produktion be-
dingen, es besteht aber auch keine unmittelbare Aussicht, daß
das Angebot den Bedarf wesentlich überschreiten wird. In
der Gestaltung der Lage des Roheisenmarktes liegt aller
Wahrscheinlichkeit nach der Schlüssel der Situation, und falls
die diesmonatlichen Ausweise irgendwelche beträchtliche Ab-
nahme der Produktion ergeben, ist eine Wiederaufwärts-
bewegung der Preise nicht ausgeschlossen.



Nr. 84. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 27. März 1900.
[Spaltenumbruch]
Letzte Nachrichten.

Tel. Prinz Georg von
Sachſen
wurde, unter Belaſſung im Verhältniß als
Generalinſpekteur der II. Armee-Inſpektion, von
ſeiner Stellung als kommandirender General des
XII. Armeekorps enthoben. An ſeiner Stelle wurde
Generalleutnant Frhr. v. Hauſen, bisher Kommandeur der
32. Diviſion, zum kommandirenden General des XII. Armee-
korps ernannt. Der König beſtimmte, daß das Schützen-
Regiment Nr
. 108 zur Erinnerung an die am 2. Dezember
1870 bewieſene tapfere Haltung den Namen ſeines Chefs, des
Prinzen Georg, immerwährend zu führen hat.

Tel. Der Nationalrath be-
willigte dem Bundesrath einen Kredit von 300,000 Fr.
zur Fortſetzung von Verſuchen in der Neubewaffnung
der Artillerie. Es ſoll zur Anſtellung von Vergleichen mit
der beſtehenden Krupp’ſchen Verſuchsbatterie eine zweite
Batterie des belgiſchen Syſtems Cockerill-Nordenfelt
angeſchafft werden.

Tel. Aus Schanghai wird
gemeldet: Der engliſche Kreuzer „Hermione“ hat Befehl
erhalten, nach Taku aufzubrechen. Gerüchtweiſe verlautet,
daß ein engliſcher Miſſionär in der Provinz Tientſin getödtet
worden ſei, andrerſeits wird verſichert, daß die Entſendung
des Kriegsſchiffes mit dem Vorhaben der europäiſchen Re-
gierungen in Zuſammenhang ſtehe, gemeinſam mit der chineſi-
ſchen Regierung vorzugehen.

Tel. Die geringe Mehrheit,
womit das Kabinet geſtern in der Kammer ſiegte, ſowie
der theilweiſe Wahlerfolg am Sonntag verſtärken die
Zuverſicht aller Gegner der Regierung, dieſe noch vor
den Ferien durch eine Interpellation über die allgemeine
Politik ſtürzen zu können. Die Sozialiſten ſind jedoch
feſt entſchloſſen, der Regierung treu zu bleiben. Die
Rechnung der Oppoſition iſt daher noch ſehr unſicher.

Tel. Der Generalſtabschef der
Marine, Caillard, hat infolge von Meinungsverſchieden-
heiten mit dem Marineminiſter de Laneſſan die Abſicht
ausgeſprochen, ſeine Entlaſſung zu nehmen.

Tel. Admiral Victor Duperre
iſt geſtorben.

Tel. Die Kaiſerin-
Wittwe von Rußland
iſt geſtern Abend von St. Peters-
burg hier eingetroffen.

Tel. General Joubert iſt
aus Kroonſtad hier eingetroffen. Er hofft in Kürze nach
Natal zurückzukehren.

Tel. Im ganzen ſind bis jetzt
36 Peſtfälle vorgekommen, von denen 13 tödlich verliefen.
Ueber 8000 Perſonen wurden geimpft.



Verſchiedenes.

Tel. In der vergangenen
Nacht brach in der Graveſtreet eine gewaltige Feuers-
brunſt
aus, welche eine Anzahl Gebäude vernichtete. Die
Bureaux der Regierung entgingen mit knapper Noth der
Zerſtörung. Die Akten wurden in das Parlamentshaus ge-
ſchafft, aber vom Feuer ſehr beſchädigt. Der Brand dauerte
drei Stunden.



Handel und Volkswirthſchaft.
* Zuckerprämien.

In den neuen Verhandlungen
wegen Aufhebung der Zuckerprämien hat Deutſchland
ebenſo wie Oeſterreich ein ausweichendes Verhalten be-
kundet. Die Stellungnahme der deutſchen Zuckerinduſtrie
zur Aufhebung der Prämien bleibt bekanntlich einſtweilen
ſogar eine geradezu ablehnende. Denn das in der Bildung
begriffene Syndikat der deutſchen Zuckerinduſtrie, dem nur
noch ein unbedeutender Reſt von Fabriken ferngeblieben
iſt, hat zur Vorausſetzung, daß der Zuckerpreis in Deutſch-
land eine Normirung erfährt, die auf Grundlage des
durch die Prämien geſchaffenen Exports berechnet iſt.
Aber wenn ſich auch die Regierung von dem ſeitens der
Zuckerinduſtriellen eingenommenen Standpunkt emanzi-
pirte, ſo würde ſie doch in dem gegenwärtigen Augen-
blick kaum zu einer entſcheidenden Aenderung der Zucker-
prämienfrage geneigt ſein. Es liegt vielmehr nahe, anzu-
nehmen, daß es der Regierung erwünſcht wäre, dieſe
Frage gleichzeitig mit der Regelung unſrer übrigen
handelspolitiſchen Beziehungen aus Anlaß der Erneuerung
der Handelsverträge zu ordnen. Die Zuckerfrage ſpielt in
den handelspolitiſchen Beziehungen Deutſchlands zu einer
ganzen Reihe von Ländern und zwar ſowohl zu den-
jenigen Ländern, die Zucker importiren, als auch den-
jenigen, die mit Deutſchland im Zuckerexport konkurriren,
eine ſo hervorragende Rolle, daß es begreiflich wäre,
wenn die Regierung eine ſo gewichtige Materie nicht aus
den Verhandlungen über die übrigen zollpolitiſchen Ver-
hältniſſe ausgeſchaltet, ſondern in Verbindung mit dieſen
behandelt ſehen möchte.

* Hotel - Aktiengeſellſchaft in München.

Dem
Jahresbericht pro 1899 zufolge betrug die Zahl der ange-
kommenen Gäſte 9923, welche 33,296 Betten belegten, gegen
10,156 Gäſte mit 34,184 belegten Betten im Vorjahr. Der
Bruttogewinn beträgt 155,624 M. (166,894 M. i. V.) und
findet wie folgt Verwendung: Abſchreibungen auf Inventar
23,939 M., auf Maſchinen 5959 M., auf Stallinventar 2812 M.,
auf die elektriſche Beleuchtungsanlage 2816 M., zuſammen
35,528 M. (36,755 M. i. V.); Dotirung der Reſerve 4708 M.
(5731 M.), Tantieme des Aufſichtsraths 4708 M. (5731 M.),
der Direktion 2825 M. (3438 M.), 5 Proz. Dividende
(wie im Vorjahr) = 54,500 M. (54,500 M.). Außer-
ordentliche
Abſchreibungen 40,000 M. (35,000 M.), ſo daß
13,353 M. (25,917 M. i. V.) zu einem Vortrage verbleiben.
Der Vericht führt das Mindererträgniß gegenüber dem Vor-
jahr mit über 21,000 M. auf den ſchwachen Beſuch ameri-
kaniſcher Gäſte aus Anlaß des ſpaniſch-amerikaniſchen Krieges,
auf den frühzeitigen Eintritt unſrer naſſen Herbſtwitterung,
die Verkehrsſtörungen infolge der Ueberſchwemmungen und
dem 4000 M. betragenden Kursrückgang in Effekten der Ge-
ſellſchaft zurück. Der Beginn des Umbaues des Hotels iſt
für den Herbſt des Jahres 1900 beſtimmt in Ausſicht ge-
nommen. Auf der Tagesordnung der Generalverſammlung
befindet ſich auch ein Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals,
deſſen Begründung der Aufſichtsrath ſich vorbehalten hat.

* Spinnerei und Buntweberei Pferſee.

In der
Aufſichtsrathsſitzung vom 21. d. M. wurde die Bilanz
[Spaltenumbruch] vorgelegt, die nach Abzug von 102,513 M. für ſtatuten-
mäßige Amortiſation einen Reingewinn von 75,004 M.
ausweist. Der Generalverſammlung wird vorgeſchlagen,
dieſen Reingewinn als Extra-Abſchreibung am Maſchinen-
konto zu verwenden.

* Zahnräderfabrik Augsburg, vorm. Johann
Renk, Aktiengeſellſchaft.

Die außerordentliche General-
verſammlung beſchloß einſtimmig die Verdoppelung
des Aktienkapitals
auf 1 Million und die Statuten-
änderung nach den Anträgen der Geſellſchaftsorgane. Die
jungen Aktien (eine neue auf jede alte) ſind zwiſchen dem
7. und 19. Mai zu 103 zu beziehen.

* Credit- und Depoſitenbank Zweibrücken vorm.
Henigſt, Cullmann u. Co.

Die Umſätze im Geſchäfts-
jahr 1899 haben ſich auf allen Konten erheblich geſteigert
und betragen insgeſammt 178,908,686 M. (152,765,758 M.
im Vorjahr). Der Bruttogewinn beziffert ſich auf 494,153 M.
(361,668 M.), während der Reingewinn 305,220 M. (227,450
Mark) ergibt. Doch iſt zu berückſichtigen, daß im letzten Ge-
ſchäftsjahr mit einem um ½ Mill. M. größeren Kapital ge-
arbeitet wurde. Von dem Reingewinn iſt die ſtatutenmäßige
4 proz. Dividende mit 100,000 M. und die Tantieme von
33,288 M. für Aufſichtsrath und Vorſtand in Abzug zu
bringen. Von dem Reſt wird eine Superdividende von
4 Proz. vertheilt. Es bleiben noch 71,932 M., wovon eine
außerordentliche Reſerve mit 10,000 M. gebildet auf Del-
kredere-Konto 10,000 M. und auf Einrichtungen 932 M. ab-
geſchrieben und für den Beamtenunterſtützungsfonds 3000 M.
ausgeſetzt werden. 48,000 M. werden auf neue Rechnung
vorgetragen. Mit Beginn des neuen Jahres wurde in Neun-
kirchen (Bezirk Trier) eine Filiale errichtet. Ferner weist der
Bericht darauf hin, daß die Verkehrsverhältniſſe in dem für
die Thätigkeit der Bank in Betracht kommenden Grenzgebiete
noch äußerſt mangelhaft ſeien.

* Preußiſche Bodenkredit-Aktienbank zu Berlin.

Der für das Geſchäftsjahr 1899 erſtattete Bericht beſchäftigt
ſich zunächſt mit dem Reichshypothekengeſetze und ſpricht hiebei
ſein Bedauern aus, daß die in Gemeinſchaft mit anderen
Hypothekenbanken unternommenen Beſtrebungen, für die Pfand-
briefe die Mündelſicherheit zu erhalten, zu keinem Reſultat
geführt haben. Unter Hinweis auf die Verhältniſſe in Bayern
und in anderen deutſchen Staaten wird die Erwartung aus-
geſprochen, daß der vorhandene ungleiche Rechtszuſtand in
Deutſchland auf die Dauer nicht beſtehen werde. Der Netto-
abſatz an Pfandbriefen betrug 16.9 Mill M und betrug
deren Geſammtumlauf beim Jahresſchluſſe 213.87 Mil-
lionen Mark. Die Neuausgabe von Pfandbriefen betraf
Titres mit 4 Proz. Zins; der bei Auſnahme von 3½ proz.
Pfandbriefen erzielte Gewinn von 295,798 M. wurde dem
Disagiokonto gutgebracht. Der Hypothekenſtand er-
reichte 244.27 Mill. M., von denen 229.2 Mill. M. als
ſtatutenmäßige Unterlage für Pfandbriefe dienen. In-
zwiſchen ſind weitere 7.7 Mill. M. unterlagsfähig geworden.
Amortiſabel ſind 184.44 Mill. M., kündbar 62.42 Mill. M.
(hievon ſind 1.32 Mill. M. bereits weiter amortiſirt, 1.27 Mill. M.
noch auszuzahlen). Der Zuwachs des Jahres 1899 bezifferte
ſich auf 12.25 Mill. M. Von der Geſammtſumme der Dar-
lehen treffen 131.73 Mill. M. auf die Provinz Brandenburg,
41.25 Mill. M. auf Schleſien. Die Bank war an 22 Zwangs-
verſteigerungen betheiligt. Der Reingewinn beträgt exkluſive
des Gewinnvortrags aus 1898 von 95,669 M. 2,706,257 M.
(im Vorjahr 2,275,840 M.). Davon erhalten die Aktionäre
7 Prozent Dividende auf 30 Mill. M. Aktienkapital mit
2,100,000 M. (wie im Vorjahre), ſtatutenmäßige beziehungs-
weiſe vertragsmäßige Tantieme für Aufſichtsrath und Direktion
erfordert 301,251 M. (im Vorjahr 170,789 M.). 300,000 M.
dienen zur Verſtärkung des Extra-Reſervefonds (im Vorjahr
100,000 M.). Der Reſt inkluſive 95,669 M. Vortrag aus
1898 wird vorgetragen.

* Straßburger Bank, Ch. Stähling, L. Valentin
u. Co., Straßburg.

Der Bruttogewinn auf das von
4.8 Mill. M. auf 6 Mill. M. erhöhte Kapital betrug 938,128
Mark (1898 791,023 M.), wovon die Generalunkoſten
142,882 M. (123,499 M.), Tantlemen und Gratifikationen
79,600 M. (68,800 M.) und Paſſivzinſen 23,864 M. (24,212
Mark) erfordern. Einſchließlich der aus dem Vorjahre über-
nommenen 3538 M. (5825 M.) ergibt ſich ein Neingewinn
von 695,320 M. (580,337 M.), wovon die Geranten 195,000
Mark (168,000 M.) und die Aktionäre 495,000 M. (408,000 M.)
als Dividende von 8¼ Proz. (1898 8½ Proz.) erhalten.

R. Deutſche Möbelſtoffinduſtrie.

Für Möbel- und
Dekorationsſtoffe ſoll, wie gemeldet wird, im künftigen deutſchen
Zolltarif ein beſonderer Eingangsſatz geſchaffen werden. Wie
es ſcheint, liegt dabei die Abſicht vor, dieſe Induſtrie, die
ſpeziell in Chemnitz und in den niederrheiniſchen Fabrikorten
eine große Bedeutung erlangt hat, mehr als bisher gegen die
ausländiſche, beſonders franzöſiſche Konkurrenz zu ſchützen.
Bislang hatte die deutſche Möbelſtoffinduſtrie ſehr unter der
in Deutſchland leider üblichen Bevorzugung ausländiſcher
Erzeugniſſe zu leiden. Wie weit dieſe Bevorzugung geht,
erhellt z. B. aus der Thatſache, daß ſogar das Reichstags-
gebäude in Berlin faſt zur Hälfte mit franzöſiſchen Möbel-
ſtoffen und Teppichen ausgeſtattet iſt. Wird der inländiſchen
Möbelſtoffinduſtrie der einheimiſche Markt künftig durch einen
entſprechenden Schutzzoll, der leider zur Zeit fehlt, geſichert,
ſo dürfte bald das Vorurtheil gegen das deutſche Fabrikat
ſchwinden. Ein hervorragender Vertreter dieſer Induſtrie
aus Chemnitz hatte kürzlich Gelegenheit, Sr. Maj. dem Kaiſer
bei einer Privataudienz Vortrag über die betreffenden Ver-
hältniſſe zu halten. Er legte dabei ausführlich die Gründe
für die Zurückſetzung heimiſcher Produkte dar, die haupt-
ſächlich in der ſchon erwähnten Vorliebe für alles Ausländiſche
auch auf dieſem Gebiete in Deutſchland noch ſehr ſtark ſei.
Wenn das Vorurtheil überwunden werde, ſo werde es auch
möglich ſein, einen etgenen deutſchen Stil in der Möbelſtoff-
induſtrie zu ſchaffen, wie es heute einen franzöſiſchen und
engliſchen gebe. Der Kaiſer nahm mit Intereſſe dieſe Aus-
führungen entgegen und ſagte zu, was an ihm liege, zur
Hebung des deutſchen Kunſtgewerbes, namentlich der deutſchen
Möbelſtoffinduſtrie, zu thun.

* Credito Italiano.

Aus
dem Bericht des Credito Italiano für das Geſchäftsjahr
1899 iſt folgendes hervorzuheben: Die wirthſchaftliche Ent-
wicklung hat in dem in Rede ſtehenden Zeitraum auch in
Italien weitere Fortſchritte gemacht und die Leitung der
Bank von dem richtigen Standpunkt ausgehend, daß ſie dieſe
Bewegung nach Kräften fördern müſſe, hat ſich an zahl-
reichen induſtriellen Unternehmungen betheiligt; ſei es, daß
ſie dieſelben erſt neu ins Leben gerufen, ſei es, daß ſie ſchon
beſtehende einer Erweiterung zugeführt. Ein großer Theil
dieſer Geſchäfte wurde inzwiſchen mit Nutzen abgewickelt und
iſt der vorliegenden Bilanz bereits zugute gekommen; gleich-
[Spaltenumbruch] zeitig aber hat die Bank an den beregten Geſellſchaften eine
auch in Zukunft dauernden Gewinn verſprechende Kundſchaft
gewonnen. Namentlich der aufblühenden elektriſchen und
ebenſo der Metallinduſtrie war die Aufmerkſamkeit der
Leitung zugewendet und die im Lande, mit Hülfe ihrer aus-
wärtigen Freunde, geſchaffenen Geſellſchaften in dieſen
Zweigen befinden ſich in erfreulichem Aufſchwung und dürften
auch in der Folge eine Quelle guter Rentabilität für alle
Betheiligten bleiben. Die Umſätze des Inſtituts haben ſich
unter dieſen Umſtänden in bedeutendem Maße geſteigert. Der
Rohgewinn, einſchließlich 84,513 Lire Vortrag aus 1898, be-
ziffert ſich auf 4,020,414 Lire, wovon Steuern, Speſen,
Verluſte u. ſ. w. mit 1,832,861 Lire abzuſetzen ſind,
ſo daß ſich ein Reingewinn von 2,187,552 L. ergibt. Von
demſelben erhält die ordentliche Rücklage 105,151 L., der
Aufſichtsrath 119,873 L., die Aktionäre 7½ Proz. Dividende,
gleich 1,875,000 L., während reſtige 87,527 L. auf 1900 vor-
zutragen ſind. Dabei iſt zu bemerken, daß im Vorjahre das
werbende Kapital 25 Millionen, gegen nur 14 Millionen in
1898, betrug. Inzwiſchen hat der Aufſichtsrath von der ihm
ſeitens der Aktionäre im Januar v. J. ertheilten Erlaubniß
Gebrauch gemacht, das Kapital um weitere 5 Millionen zu
erhöhen, und ſtellt denſelben nunmehr auf je fünf alte Aktien
eine neue zum Kurſe von 590 L. zur Verfügung. Auf der
Tagesordnung der vorgeſtrigen Hauptverſammlung befand
ſich außerdem der Antrag, der Verwaltung behufs Herauf-
ſetzung des Aktienkapitals um weitere 5 Millionen, alſo von
30 auf 35 Millionen, nach ſeinem Ermeſſen freie Hand zu
laſſen, was von den Anweſenden einſtimmig zum Beſchluß
erhoben wurde. Die hiedurch bedingten Statutenänderungen
wurden ebenfalls genehmigt. Das Gewinn- und Verluft-
konto ergibt folgende Hauptziffern: Debet: Handlungsunkoſten
922,407 L., gezahlte Zinſen und Risconto der Wechſelbeſtände
477,175 L., Steuern 241,355 L., verſchiedene Verluſte 165,696
Lire und Reingewinn 2,187,552 L. Dem ſtehen gegenüber
im Kredit: Wechſelzinſen 786,119 L., Kontokorrent- und Report-
zinſen 1,307,171 L., Zinſen aus den Werthpapierbeſtänden
257,151 L., Proviſionen 675,198 L., Effektengewinne 244,384
Lire und Konſortialgewinne 612,883 L.

-?- Maßregeln des ruſſiſchen Finanzminiſters
zur Regelung der Naphthapreiſe und zur Be-
kämpfung der wüſten Spekulation.

Das Organ des Departements für Handel
und Manufakturen brachte, wie telegraphiſch bereits gemeldet
wurde, ſoeben ein Dementi der von einem Londoner und
einem Wiener Blatt verbreiteten Nachricht, daß das Finanz-
miniſterium die Naphthagewinnung im Kaukaſus zu mono-
poliſiren beabſichtige. Dieſe miniſterielle Maßregel ſollte, wie
jene Blätter behaupteten, durch die allmählich von der Spe-
kulation ſehr in die Höhe getriebenen Naphthapreiſe veran-
laßt worden ſein. Das Finanzminiſterium habe ſchon häufig
verſucht, die Naphtha-Induſtriellen darauf hinzuweiſen, daß
die von ihnen feſtgeſetzten Preiſe exorbitant ſeien, alle Ver-
ſuche des Miniſteriums, eine Herabſetzung der Naphthapreiſe
zu bewirken, ſeien aber fehlgeſchlagen. Die Thatſache, daß die
Naphthapreiſe in den letzten Jahren eine ſchwindelnde Höhe
erreicht haben, bildet, wie allgemein zugegeben wird, einen
wunden Punkt im wirthſchaftlichen Leben Rußlands und es
iſt verſtändlich, daß dieſes Faktum das Gerücht hervorrief,
die Regierung beabſichtige die Naphthagewinnung zu monopoli-
ſiren. In einem Lande, das ſeiner geographiſchen Lage wegen
viel Petroleum zu Beleuchtungszwecken verbraucht, wo die
aufblühende Fabrikinduſtrie und die Eiſenbahnen ungeheure
Mengen Naphtha als Heizmaterial verwenden und wo die
heimiſche Steinkohlengewinnung zu klein iſt, um der Nachfrage
nach Steinkohlen zu genügen, in einem ſolchen Lande muß die
willkürliche und unverantwortliche Wirthſchaft einer kleinen
Gruppe von Naphtha-Induſtriellen, welche die Preiſe ſtetig
ſteigern, zu einem großen wirthſchaftlichen Uebelſtand werden. Ob
jedoch dieſer Uebelſtand nicht auch auf anderem Weg als
durch die Monopoliſirung der Naphthagewinnung beſeitigt
werden kann, muß entſchieden bezweifelt werden. Die ruffiſche
Regierung verfügt auch über andere Mittel, um der willkür-
lichen Preisſtelgerung der Induſtriellen ein Ende zu machen.
Da der Staat der Haupteigenthümer des naphthaführenden
Bodens iſt, kann er ſehr wohl den Umfang der Naphtha-
gewinnung regeln und ſo die Markipreiſe beeinfluſſen. Ferner
aber liegt es in ſeiner Macht, den Ausfuhrzoll zu erhöhen
und den Naphtha-Export auf ein Minimum einzuſchränken,
was natürlich ein Fallen der Preiſe auf dem ruſſiſchen Markt
zur Folge haben würde. Man erwartet allgemein, daß das
Finanzminiſterium bald über die wirkſamſten Maßregeln zur
Regelung der Naphthapreiſe ſchlüſſig werden und energiſch
gegen die die wirthſchaftlichen Intereſſen ganz Rußlands ſchwer
ſchädigenden Naphtha-Induſtriellen vorgehen wird.

* Zur Geſchäftslage in den Vereinigten Staaten.

„Bradſtreets Journal“ führt in ſeinem Wochenbericht aus,
daß die Ausſichten für die weitere Entwicklung der Induſtrie
und des Handels günſtige bleiben. Die Exporte der ab-
gelaufenen Woche aus New-York überſteigen alle früheren.
Die Ausfuhr von Eiſen daure an und es ſei anzunehmen,
daß die Nachfrage des Auslands in der Eiſeninduſtrie des
Landes künftig eine wichtige Rolle ſpielen werde.

* Vom amerikaniſchen Eiſenmarkt.

Nach dem
Bericht des „Ironmonger“ iſt am amerikaniſchen Eiſenmarkt
ohne Zweifel großer Verbrauch vorhanden, auch ſcheinen die
Ausſichten auf deſſen Fortdauer gut, wenigſtens für einige
Monate; es herrſcht jedoch Mangel an Vertrauen bezüglich
der Preisgeſtaltung, was die Händler wegen der von ihnen
einzunehmenden Haltung in Verlegenheit ſetzt. Die Schwäche
der Roheiſenpreiſe der letzten Woche hat ſich noch verſchärft;
in der abgelaufenen Woche war ein weiterer Durch-
ſchnittsrückgang von einem Dollar zu verzeichnen. Auch die
Ausſichten hinſichtlich der fabrizirten Waaren erſcheinen
trüber, ſowohl Barren als Stahlplatten notirten niedriger.
Die Aufträge werden gegenwärtig in möglichſt kleinem Um-
fange gegeben, ausgenommen für Deckungsordres. Die Liefe-
rungen auf alte Kontrakte und die täglichen Käufe halten
jedoch die Fabriken und Oefen in vollem Betriebe, ohne
große Vorräthe anzuhäufen. Man iſt der Meinung, daß das
Maximum der Produktion Amerika’s unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen erreicht iſt. Die gegenwärtigen Preiſe ſeien
nicht derart, daß ſie eine Einſchränkung der Produktion be-
dingen, es beſteht aber auch keine unmittelbare Ausſicht, daß
das Angebot den Bedarf weſentlich überſchreiten wird. In
der Geſtaltung der Lage des Roheiſenmarktes liegt aller
Wahrſcheinlichkeit nach der Schlüſſel der Situation, und falls
die diesmonatlichen Ausweiſe irgendwelche beträchtliche Ab-
nahme der Produktion ergeben, iſt eine Wiederaufwärts-
bewegung der Preiſe nicht ausgeſchloſſen.



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[7/0007] Nr. 84. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 27. März 1900. Letzte Nachrichten. * Dresden, 27. März. Tel. Prinz Georg von Sachſen wurde, unter Belaſſung im Verhältniß als Generalinſpekteur der II. Armee-Inſpektion, von ſeiner Stellung als kommandirender General des XII. Armeekorps enthoben. An ſeiner Stelle wurde Generalleutnant Frhr. v. Hauſen, bisher Kommandeur der 32. Diviſion, zum kommandirenden General des XII. Armee- korps ernannt. Der König beſtimmte, daß das Schützen- Regiment Nr. 108 zur Erinnerung an die am 2. Dezember 1870 bewieſene tapfere Haltung den Namen ſeines Chefs, des Prinzen Georg, immerwährend zu führen hat. * Bern, 27. März. Tel. Der Nationalrath be- willigte dem Bundesrath einen Kredit von 300,000 Fr. zur Fortſetzung von Verſuchen in der Neubewaffnung der Artillerie. Es ſoll zur Anſtellung von Vergleichen mit der beſtehenden Krupp’ſchen Verſuchsbatterie eine zweite Batterie des belgiſchen Syſtems Cockerill-Nordenfelt angeſchafft werden. d. London, 27. März. Tel. Aus Schanghai wird gemeldet: Der engliſche Kreuzer „Hermione“ hat Befehl erhalten, nach Taku aufzubrechen. Gerüchtweiſe verlautet, daß ein engliſcher Miſſionär in der Provinz Tientſin getödtet worden ſei, andrerſeits wird verſichert, daß die Entſendung des Kriegsſchiffes mit dem Vorhaben der europäiſchen Re- gierungen in Zuſammenhang ſtehe, gemeinſam mit der chineſi- ſchen Regierung vorzugehen. V. Paris, 27. März. Tel. Die geringe Mehrheit, womit das Kabinet geſtern in der Kammer ſiegte, ſowie der theilweiſe Wahlerfolg am Sonntag verſtärken die Zuverſicht aller Gegner der Regierung, dieſe noch vor den Ferien durch eine Interpellation über die allgemeine Politik ſtürzen zu können. Die Sozialiſten ſind jedoch feſt entſchloſſen, der Regierung treu zu bleiben. Die Rechnung der Oppoſition iſt daher noch ſehr unſicher. * Paris, 27. März. Tel. Der Generalſtabschef der Marine, Caillard, hat infolge von Meinungsverſchieden- heiten mit dem Marineminiſter de Laneſſan die Abſicht ausgeſprochen, ſeine Entlaſſung zu nehmen. * Paris, 27. März. Tel. Admiral Victor Duperre iſt geſtorben. * Kopenhagen, 27. März. Tel. Die Kaiſerin- Wittwe von Rußland iſt geſtern Abend von St. Peters- burg hier eingetroffen. * Pretoria, 27. März. Tel. General Joubert iſt aus Kroonſtad hier eingetroffen. Er hofft in Kürze nach Natal zurückzukehren. * Sydney, 27. März. Tel. Im ganzen ſind bis jetzt 36 Peſtfälle vorgekommen, von denen 13 tödlich verliefen. Ueber 8000 Perſonen wurden geimpft. Verſchiedenes. * Kapſtadt, 26. März. Tel. In der vergangenen Nacht brach in der Graveſtreet eine gewaltige Feuers- brunſt aus, welche eine Anzahl Gebäude vernichtete. Die Bureaux der Regierung entgingen mit knapper Noth der Zerſtörung. Die Akten wurden in das Parlamentshaus ge- ſchafft, aber vom Feuer ſehr beſchädigt. Der Brand dauerte drei Stunden. Handel und Volkswirthſchaft. * Zuckerprämien. In den neuen Verhandlungen wegen Aufhebung der Zuckerprämien hat Deutſchland ebenſo wie Oeſterreich ein ausweichendes Verhalten be- kundet. Die Stellungnahme der deutſchen Zuckerinduſtrie zur Aufhebung der Prämien bleibt bekanntlich einſtweilen ſogar eine geradezu ablehnende. Denn das in der Bildung begriffene Syndikat der deutſchen Zuckerinduſtrie, dem nur noch ein unbedeutender Reſt von Fabriken ferngeblieben iſt, hat zur Vorausſetzung, daß der Zuckerpreis in Deutſch- land eine Normirung erfährt, die auf Grundlage des durch die Prämien geſchaffenen Exports berechnet iſt. Aber wenn ſich auch die Regierung von dem ſeitens der Zuckerinduſtriellen eingenommenen Standpunkt emanzi- pirte, ſo würde ſie doch in dem gegenwärtigen Augen- blick kaum zu einer entſcheidenden Aenderung der Zucker- prämienfrage geneigt ſein. Es liegt vielmehr nahe, anzu- nehmen, daß es der Regierung erwünſcht wäre, dieſe Frage gleichzeitig mit der Regelung unſrer übrigen handelspolitiſchen Beziehungen aus Anlaß der Erneuerung der Handelsverträge zu ordnen. Die Zuckerfrage ſpielt in den handelspolitiſchen Beziehungen Deutſchlands zu einer ganzen Reihe von Ländern und zwar ſowohl zu den- jenigen Ländern, die Zucker importiren, als auch den- jenigen, die mit Deutſchland im Zuckerexport konkurriren, eine ſo hervorragende Rolle, daß es begreiflich wäre, wenn die Regierung eine ſo gewichtige Materie nicht aus den Verhandlungen über die übrigen zollpolitiſchen Ver- hältniſſe ausgeſchaltet, ſondern in Verbindung mit dieſen behandelt ſehen möchte. * Hotel - Aktiengeſellſchaft in München. Dem Jahresbericht pro 1899 zufolge betrug die Zahl der ange- kommenen Gäſte 9923, welche 33,296 Betten belegten, gegen 10,156 Gäſte mit 34,184 belegten Betten im Vorjahr. Der Bruttogewinn beträgt 155,624 M. (166,894 M. i. V.) und findet wie folgt Verwendung: Abſchreibungen auf Inventar 23,939 M., auf Maſchinen 5959 M., auf Stallinventar 2812 M., auf die elektriſche Beleuchtungsanlage 2816 M., zuſammen 35,528 M. (36,755 M. i. V.); Dotirung der Reſerve 4708 M. (5731 M.), Tantieme des Aufſichtsraths 4708 M. (5731 M.), der Direktion 2825 M. (3438 M.), 5 Proz. Dividende (wie im Vorjahr) = 54,500 M. (54,500 M.). Außer- ordentliche Abſchreibungen 40,000 M. (35,000 M.), ſo daß 13,353 M. (25,917 M. i. V.) zu einem Vortrage verbleiben. Der Vericht führt das Mindererträgniß gegenüber dem Vor- jahr mit über 21,000 M. auf den ſchwachen Beſuch ameri- kaniſcher Gäſte aus Anlaß des ſpaniſch-amerikaniſchen Krieges, auf den frühzeitigen Eintritt unſrer naſſen Herbſtwitterung, die Verkehrsſtörungen infolge der Ueberſchwemmungen und dem 4000 M. betragenden Kursrückgang in Effekten der Ge- ſellſchaft zurück. Der Beginn des Umbaues des Hotels iſt für den Herbſt des Jahres 1900 beſtimmt in Ausſicht ge- nommen. Auf der Tagesordnung der Generalverſammlung befindet ſich auch ein Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals, deſſen Begründung der Aufſichtsrath ſich vorbehalten hat. * Spinnerei und Buntweberei Pferſee. In der Aufſichtsrathsſitzung vom 21. d. M. wurde die Bilanz vorgelegt, die nach Abzug von 102,513 M. für ſtatuten- mäßige Amortiſation einen Reingewinn von 75,004 M. ausweist. Der Generalverſammlung wird vorgeſchlagen, dieſen Reingewinn als Extra-Abſchreibung am Maſchinen- konto zu verwenden. * Zahnräderfabrik Augsburg, vorm. Johann Renk, Aktiengeſellſchaft. Die außerordentliche General- verſammlung beſchloß einſtimmig die Verdoppelung des Aktienkapitals auf 1 Million und die Statuten- änderung nach den Anträgen der Geſellſchaftsorgane. Die jungen Aktien (eine neue auf jede alte) ſind zwiſchen dem 7. und 19. Mai zu 103 zu beziehen. * Credit- und Depoſitenbank Zweibrücken vorm. Henigſt, Cullmann u. Co. Die Umſätze im Geſchäfts- jahr 1899 haben ſich auf allen Konten erheblich geſteigert und betragen insgeſammt 178,908,686 M. (152,765,758 M. im Vorjahr). Der Bruttogewinn beziffert ſich auf 494,153 M. (361,668 M.), während der Reingewinn 305,220 M. (227,450 Mark) ergibt. Doch iſt zu berückſichtigen, daß im letzten Ge- ſchäftsjahr mit einem um ½ Mill. M. größeren Kapital ge- arbeitet wurde. Von dem Reingewinn iſt die ſtatutenmäßige 4 proz. Dividende mit 100,000 M. und die Tantieme von 33,288 M. für Aufſichtsrath und Vorſtand in Abzug zu bringen. Von dem Reſt wird eine Superdividende von 4 Proz. vertheilt. Es bleiben noch 71,932 M., wovon eine außerordentliche Reſerve mit 10,000 M. gebildet auf Del- kredere-Konto 10,000 M. und auf Einrichtungen 932 M. ab- geſchrieben und für den Beamtenunterſtützungsfonds 3000 M. ausgeſetzt werden. 48,000 M. werden auf neue Rechnung vorgetragen. Mit Beginn des neuen Jahres wurde in Neun- kirchen (Bezirk Trier) eine Filiale errichtet. Ferner weist der Bericht darauf hin, daß die Verkehrsverhältniſſe in dem für die Thätigkeit der Bank in Betracht kommenden Grenzgebiete noch äußerſt mangelhaft ſeien. * Preußiſche Bodenkredit-Aktienbank zu Berlin. Der für das Geſchäftsjahr 1899 erſtattete Bericht beſchäftigt ſich zunächſt mit dem Reichshypothekengeſetze und ſpricht hiebei ſein Bedauern aus, daß die in Gemeinſchaft mit anderen Hypothekenbanken unternommenen Beſtrebungen, für die Pfand- briefe die Mündelſicherheit zu erhalten, zu keinem Reſultat geführt haben. Unter Hinweis auf die Verhältniſſe in Bayern und in anderen deutſchen Staaten wird die Erwartung aus- geſprochen, daß der vorhandene ungleiche Rechtszuſtand in Deutſchland auf die Dauer nicht beſtehen werde. Der Netto- abſatz an Pfandbriefen betrug 16.9 Mill M und betrug deren Geſammtumlauf beim Jahresſchluſſe 213.87 Mil- lionen Mark. Die Neuausgabe von Pfandbriefen betraf Titres mit 4 Proz. Zins; der bei Auſnahme von 3½ proz. Pfandbriefen erzielte Gewinn von 295,798 M. wurde dem Disagiokonto gutgebracht. Der Hypothekenſtand er- reichte 244.27 Mill. M., von denen 229.2 Mill. M. als ſtatutenmäßige Unterlage für Pfandbriefe dienen. In- zwiſchen ſind weitere 7.7 Mill. M. unterlagsfähig geworden. Amortiſabel ſind 184.44 Mill. M., kündbar 62.42 Mill. M. (hievon ſind 1.32 Mill. M. bereits weiter amortiſirt, 1.27 Mill. M. noch auszuzahlen). Der Zuwachs des Jahres 1899 bezifferte ſich auf 12.25 Mill. M. Von der Geſammtſumme der Dar- lehen treffen 131.73 Mill. M. auf die Provinz Brandenburg, 41.25 Mill. M. auf Schleſien. Die Bank war an 22 Zwangs- verſteigerungen betheiligt. Der Reingewinn beträgt exkluſive des Gewinnvortrags aus 1898 von 95,669 M. 2,706,257 M. (im Vorjahr 2,275,840 M.). Davon erhalten die Aktionäre 7 Prozent Dividende auf 30 Mill. M. Aktienkapital mit 2,100,000 M. (wie im Vorjahre), ſtatutenmäßige beziehungs- weiſe vertragsmäßige Tantieme für Aufſichtsrath und Direktion erfordert 301,251 M. (im Vorjahr 170,789 M.). 300,000 M. dienen zur Verſtärkung des Extra-Reſervefonds (im Vorjahr 100,000 M.). Der Reſt inkluſive 95,669 M. Vortrag aus 1898 wird vorgetragen. * Straßburger Bank, Ch. Stähling, L. Valentin u. Co., Straßburg. Der Bruttogewinn auf das von 4.8 Mill. M. auf 6 Mill. M. erhöhte Kapital betrug 938,128 Mark (1898 791,023 M.), wovon die Generalunkoſten 142,882 M. (123,499 M.), Tantlemen und Gratifikationen 79,600 M. (68,800 M.) und Paſſivzinſen 23,864 M. (24,212 Mark) erfordern. Einſchließlich der aus dem Vorjahre über- nommenen 3538 M. (5825 M.) ergibt ſich ein Neingewinn von 695,320 M. (580,337 M.), wovon die Geranten 195,000 Mark (168,000 M.) und die Aktionäre 495,000 M. (408,000 M.) als Dividende von 8¼ Proz. (1898 8½ Proz.) erhalten. R. Deutſche Möbelſtoffinduſtrie. Für Möbel- und Dekorationsſtoffe ſoll, wie gemeldet wird, im künftigen deutſchen Zolltarif ein beſonderer Eingangsſatz geſchaffen werden. Wie es ſcheint, liegt dabei die Abſicht vor, dieſe Induſtrie, die ſpeziell in Chemnitz und in den niederrheiniſchen Fabrikorten eine große Bedeutung erlangt hat, mehr als bisher gegen die ausländiſche, beſonders franzöſiſche Konkurrenz zu ſchützen. Bislang hatte die deutſche Möbelſtoffinduſtrie ſehr unter der in Deutſchland leider üblichen Bevorzugung ausländiſcher Erzeugniſſe zu leiden. Wie weit dieſe Bevorzugung geht, erhellt z. B. aus der Thatſache, daß ſogar das Reichstags- gebäude in Berlin faſt zur Hälfte mit franzöſiſchen Möbel- ſtoffen und Teppichen ausgeſtattet iſt. Wird der inländiſchen Möbelſtoffinduſtrie der einheimiſche Markt künftig durch einen entſprechenden Schutzzoll, der leider zur Zeit fehlt, geſichert, ſo dürfte bald das Vorurtheil gegen das deutſche Fabrikat ſchwinden. Ein hervorragender Vertreter dieſer Induſtrie aus Chemnitz hatte kürzlich Gelegenheit, Sr. Maj. dem Kaiſer bei einer Privataudienz Vortrag über die betreffenden Ver- hältniſſe zu halten. Er legte dabei ausführlich die Gründe für die Zurückſetzung heimiſcher Produkte dar, die haupt- ſächlich in der ſchon erwähnten Vorliebe für alles Ausländiſche auch auf dieſem Gebiete in Deutſchland noch ſehr ſtark ſei. Wenn das Vorurtheil überwunden werde, ſo werde es auch möglich ſein, einen etgenen deutſchen Stil in der Möbelſtoff- induſtrie zu ſchaffen, wie es heute einen franzöſiſchen und engliſchen gebe. Der Kaiſer nahm mit Intereſſe dieſe Aus- führungen entgegen und ſagte zu, was an ihm liege, zur Hebung des deutſchen Kunſtgewerbes, namentlich der deutſchen Möbelſtoffinduſtrie, zu thun. * Credito Italiano. Mailand, 25. März. Aus dem Bericht des Credito Italiano für das Geſchäftsjahr 1899 iſt folgendes hervorzuheben: Die wirthſchaftliche Ent- wicklung hat in dem in Rede ſtehenden Zeitraum auch in Italien weitere Fortſchritte gemacht und die Leitung der Bank von dem richtigen Standpunkt ausgehend, daß ſie dieſe Bewegung nach Kräften fördern müſſe, hat ſich an zahl- reichen induſtriellen Unternehmungen betheiligt; ſei es, daß ſie dieſelben erſt neu ins Leben gerufen, ſei es, daß ſie ſchon beſtehende einer Erweiterung zugeführt. Ein großer Theil dieſer Geſchäfte wurde inzwiſchen mit Nutzen abgewickelt und iſt der vorliegenden Bilanz bereits zugute gekommen; gleich- zeitig aber hat die Bank an den beregten Geſellſchaften eine auch in Zukunft dauernden Gewinn verſprechende Kundſchaft gewonnen. Namentlich der aufblühenden elektriſchen und ebenſo der Metallinduſtrie war die Aufmerkſamkeit der Leitung zugewendet und die im Lande, mit Hülfe ihrer aus- wärtigen Freunde, geſchaffenen Geſellſchaften in dieſen Zweigen befinden ſich in erfreulichem Aufſchwung und dürften auch in der Folge eine Quelle guter Rentabilität für alle Betheiligten bleiben. Die Umſätze des Inſtituts haben ſich unter dieſen Umſtänden in bedeutendem Maße geſteigert. Der Rohgewinn, einſchließlich 84,513 Lire Vortrag aus 1898, be- ziffert ſich auf 4,020,414 Lire, wovon Steuern, Speſen, Verluſte u. ſ. w. mit 1,832,861 Lire abzuſetzen ſind, ſo daß ſich ein Reingewinn von 2,187,552 L. ergibt. Von demſelben erhält die ordentliche Rücklage 105,151 L., der Aufſichtsrath 119,873 L., die Aktionäre 7½ Proz. Dividende, gleich 1,875,000 L., während reſtige 87,527 L. auf 1900 vor- zutragen ſind. Dabei iſt zu bemerken, daß im Vorjahre das werbende Kapital 25 Millionen, gegen nur 14 Millionen in 1898, betrug. Inzwiſchen hat der Aufſichtsrath von der ihm ſeitens der Aktionäre im Januar v. J. ertheilten Erlaubniß Gebrauch gemacht, das Kapital um weitere 5 Millionen zu erhöhen, und ſtellt denſelben nunmehr auf je fünf alte Aktien eine neue zum Kurſe von 590 L. zur Verfügung. Auf der Tagesordnung der vorgeſtrigen Hauptverſammlung befand ſich außerdem der Antrag, der Verwaltung behufs Herauf- ſetzung des Aktienkapitals um weitere 5 Millionen, alſo von 30 auf 35 Millionen, nach ſeinem Ermeſſen freie Hand zu laſſen, was von den Anweſenden einſtimmig zum Beſchluß erhoben wurde. Die hiedurch bedingten Statutenänderungen wurden ebenfalls genehmigt. Das Gewinn- und Verluft- konto ergibt folgende Hauptziffern: Debet: Handlungsunkoſten 922,407 L., gezahlte Zinſen und Risconto der Wechſelbeſtände 477,175 L., Steuern 241,355 L., verſchiedene Verluſte 165,696 Lire und Reingewinn 2,187,552 L. Dem ſtehen gegenüber im Kredit: Wechſelzinſen 786,119 L., Kontokorrent- und Report- zinſen 1,307,171 L., Zinſen aus den Werthpapierbeſtänden 257,151 L., Proviſionen 675,198 L., Effektengewinne 244,384 Lire und Konſortialgewinne 612,883 L. -?- Maßregeln des ruſſiſchen Finanzminiſters zur Regelung der Naphthapreiſe und zur Be- kämpfung der wüſten Spekulation. St. Peters- burg, 21. März. Das Organ des Departements für Handel und Manufakturen brachte, wie telegraphiſch bereits gemeldet wurde, ſoeben ein Dementi der von einem Londoner und einem Wiener Blatt verbreiteten Nachricht, daß das Finanz- miniſterium die Naphthagewinnung im Kaukaſus zu mono- poliſiren beabſichtige. Dieſe miniſterielle Maßregel ſollte, wie jene Blätter behaupteten, durch die allmählich von der Spe- kulation ſehr in die Höhe getriebenen Naphthapreiſe veran- laßt worden ſein. Das Finanzminiſterium habe ſchon häufig verſucht, die Naphtha-Induſtriellen darauf hinzuweiſen, daß die von ihnen feſtgeſetzten Preiſe exorbitant ſeien, alle Ver- ſuche des Miniſteriums, eine Herabſetzung der Naphthapreiſe zu bewirken, ſeien aber fehlgeſchlagen. Die Thatſache, daß die Naphthapreiſe in den letzten Jahren eine ſchwindelnde Höhe erreicht haben, bildet, wie allgemein zugegeben wird, einen wunden Punkt im wirthſchaftlichen Leben Rußlands und es iſt verſtändlich, daß dieſes Faktum das Gerücht hervorrief, die Regierung beabſichtige die Naphthagewinnung zu monopoli- ſiren. In einem Lande, das ſeiner geographiſchen Lage wegen viel Petroleum zu Beleuchtungszwecken verbraucht, wo die aufblühende Fabrikinduſtrie und die Eiſenbahnen ungeheure Mengen Naphtha als Heizmaterial verwenden und wo die heimiſche Steinkohlengewinnung zu klein iſt, um der Nachfrage nach Steinkohlen zu genügen, in einem ſolchen Lande muß die willkürliche und unverantwortliche Wirthſchaft einer kleinen Gruppe von Naphtha-Induſtriellen, welche die Preiſe ſtetig ſteigern, zu einem großen wirthſchaftlichen Uebelſtand werden. Ob jedoch dieſer Uebelſtand nicht auch auf anderem Weg als durch die Monopoliſirung der Naphthagewinnung beſeitigt werden kann, muß entſchieden bezweifelt werden. Die ruffiſche Regierung verfügt auch über andere Mittel, um der willkür- lichen Preisſtelgerung der Induſtriellen ein Ende zu machen. Da der Staat der Haupteigenthümer des naphthaführenden Bodens iſt, kann er ſehr wohl den Umfang der Naphtha- gewinnung regeln und ſo die Markipreiſe beeinfluſſen. Ferner aber liegt es in ſeiner Macht, den Ausfuhrzoll zu erhöhen und den Naphtha-Export auf ein Minimum einzuſchränken, was natürlich ein Fallen der Preiſe auf dem ruſſiſchen Markt zur Folge haben würde. Man erwartet allgemein, daß das Finanzminiſterium bald über die wirkſamſten Maßregeln zur Regelung der Naphthapreiſe ſchlüſſig werden und energiſch gegen die die wirthſchaftlichen Intereſſen ganz Rußlands ſchwer ſchädigenden Naphtha-Induſtriellen vorgehen wird. * Zur Geſchäftslage in den Vereinigten Staaten. „Bradſtreets Journal“ führt in ſeinem Wochenbericht aus, daß die Ausſichten für die weitere Entwicklung der Induſtrie und des Handels günſtige bleiben. Die Exporte der ab- gelaufenen Woche aus New-York überſteigen alle früheren. Die Ausfuhr von Eiſen daure an und es ſei anzunehmen, daß die Nachfrage des Auslands in der Eiſeninduſtrie des Landes künftig eine wichtige Rolle ſpielen werde. * Vom amerikaniſchen Eiſenmarkt. Nach dem Bericht des „Ironmonger“ iſt am amerikaniſchen Eiſenmarkt ohne Zweifel großer Verbrauch vorhanden, auch ſcheinen die Ausſichten auf deſſen Fortdauer gut, wenigſtens für einige Monate; es herrſcht jedoch Mangel an Vertrauen bezüglich der Preisgeſtaltung, was die Händler wegen der von ihnen einzunehmenden Haltung in Verlegenheit ſetzt. Die Schwäche der Roheiſenpreiſe der letzten Woche hat ſich noch verſchärft; in der abgelaufenen Woche war ein weiterer Durch- ſchnittsrückgang von einem Dollar zu verzeichnen. Auch die Ausſichten hinſichtlich der fabrizirten Waaren erſcheinen trüber, ſowohl Barren als Stahlplatten notirten niedriger. Die Aufträge werden gegenwärtig in möglichſt kleinem Um- fange gegeben, ausgenommen für Deckungsordres. Die Liefe- rungen auf alte Kontrakte und die täglichen Käufe halten jedoch die Fabriken und Oefen in vollem Betriebe, ohne große Vorräthe anzuhäufen. Man iſt der Meinung, daß das Maximum der Produktion Amerika’s unter den gegenwärtigen Verhältniſſen erreicht iſt. Die gegenwärtigen Preiſe ſeien nicht derart, daß ſie eine Einſchränkung der Produktion be- dingen, es beſteht aber auch keine unmittelbare Ausſicht, daß das Angebot den Bedarf weſentlich überſchreiten wird. In der Geſtaltung der Lage des Roheiſenmarktes liegt aller Wahrſcheinlichkeit nach der Schlüſſel der Situation, und falls die diesmonatlichen Ausweiſe irgendwelche beträchtliche Ab- nahme der Produktion ergeben, iſt eine Wiederaufwärts- bewegung der Preiſe nicht ausgeſchloſſen.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 27. März 1900, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine84_1900/7>, abgerufen am 02.06.2024.