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Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848.

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[Spaltenumbruch] und Muth haben in dem Augenblicke drohender Brandung sich aus Ruder
zu stellen? Die Interessen Bayerns, Deutschlands gebieten es, und sie
werden diesen Interessen jede Privatrücksicht zum Opfer bringen. In
Stuttgart und Darmstadt haben Paul Pfizer und Heinrich v. Gagern
gewiß auch nur mit großer Selbstüberwindung sich der umfriedeten Ruhe
des Privatlebens entzogen um das ministerielle Portefeuille zu er-
greifen; in Baden wird der edle Bekk nur durch die dringende Pflicht,
im Moment der Gefahr den Poften nicht zu verlassen, auf demselben zu-
rückgehalten. Dasselbe dürfen, müssen wir von jenen Männern hoffen,
ja fordern, denn richten sich an die Fürsten die "Forderungen des Volks",
so dürfen die nicht zurückbleiben ohne deren Kopf und Hand die Fürsten
rathlos, die Völker hülflos blieben.

Wir werden um Aufnahme folgender Erklärung ersucht:

"Die
Münchener Ereignisse vom 2 bis 6 März konnten nicht ermangeln in
der Presse die verschiedenartigste Beleuchtung zu finden. Eine unna-
türliche und innerlich unwahre Verbindung dreier durchaus hetero-
genen, ja sogar diametral entgegengesetzten Elemente benützte sie zu
maßlosen Angriffen auf jenen Mann der als ältester Minister zu ver-
mittelnder Thätigkeit zwischen Thron und Land amtlich berufen war.
Bis heute beobachtete ich angesichts aller Angriffe ein unbedingtes
Stillschweigen, nicht nur weil die ungeheuern Anstrengungen der jüng-
sten Wochen mir zum Betreten des journalistischen Gebietes keine Zeit
ließen, sondern auch weil von dem Momente an da die nahe Eröff-
nung der Stände des Reiches feststand, das öffentliche Reden der Mi-
nister nothwendig dem parlamentären Gebiete anheimfiel. Mit Freude,
mit Begeisterung sah ich der Stunde entgegen wo mir vergönnt seyn
würde vom Ministertische aus über alle meine Amtshandlungen ohne
Ausnahme Rechenschaft vor den Vertretern der Nation abzulegen. Ihr
Urtheil sollte über das Vertrauen des Volkes zu dem Minister, sonach
auch darüber entscheiden ob ich den Monarchen um Zurücknahme des
Portefeuille bitten würde oder nicht. Der Wille des Königs hat anders
entschieden; mir ist durch plötzliche Enthebung das ministerielle Wort
in dem Augenblicke entzogen wo die Ständehallen sich öffnen. Diesen
Willen habe ich zu ehren; wohl aber bemerke ich hiemit öffentlich
daß nach meiner Ansicht der Austritt aus dem Amte nichts an dem
Rechte eines ehemaligen constitutionellen Ministers ändert die unter
seiner Verantwortlichkeit vollzogenen Acte vollständig gegenüber jener
Landesrepräsentation zu vertreten, welcher verfassungsgemäß das Wäch-
teramt über die Wirksamkeit der öffentlichen Beamten zukömmt, daß
sonach in der Kammer, deren Mitglied ich bin, von mir geäußert wer-
den wird was die Ehre und die constitutionelle Pflicht gebieten.

Die auf heute anberaumte allge-
meine Feier der Errungenschaften des 6 März, für welche die ganze
Einwohnerschaft vom frühen Morgen an in regster Thätigkeit war, ist
leider durch den Eintritt von Schneegestöber gestört worden. Alle Stra-
ßen und Plätze prangen im schönsten Festschmuck; frohgestimmte Men-
schenmassen wogen überall auf und ab, allein der Himmel schaut trübe
und traurig darein, wie wenn er den allgemeinen Enthusiasmus etwas
abkühlen wollte. Die verschiedenen von mir gestern schon angedeuteten
Festlichkeiten müssen deßhalb unterbleiben und werden stattfinden sobald
schöneres Wetter eintritt. Ueber die nächsten Gründe der so rasch, wenn
auch nicht unerwartet, erfolgten Entlassung des Fürsten Wallerstein
hat man bis jetzt nur Vermuthungen. Meiner gestrigen Meldung füge
ich bei daß provisorisch die Leitung des Ministeriums des Aeußern unserm
Gesandten bei der Eidgenossenschaft, Frhrn. v. Verger, welcher sich gerade
hier befindet, übertragen worden ist. Das summarische Verfahren der Volks-
justiz gegen unbeliebte Beamte, wovon der Landrichter von Landsberg das
erste Opfer war, scheint sich weiter verbreiten zu wollen und ist ein bemer-
kenswerthes Zeichen der Zeit. Der erste Bürgermeister unserer Vorstadt
Au, Landarzt X. Keller, welcher durch eine zweimalige Wahl eigentlich
für Lebenszeit Bürgermeister war, hat diese Stelle gezwungen niederge-
legt. So erzählt man sich daß auch mehrere andere Bürgermeister und
Landrichter theils schon vertrieben worden sind, theils dieses Loos noch
zu erwarten haben. Ich möchte um keinen Preis diesem gesetzlosen Ver-
fahren, das geradezu zur Anarchie führen müßte, das Wort reden, aber es
ist doch nicht zu läugnen daß an vielen Orten die Beamtenwillkür seit
Jahren und Jahrzehnten schlimmen Samen der Unzufriedenheit im Volk
ausgesäet, der nun allwärts nach oben treibt. Videant Consules!

[Spaltenumbruch]

Das schlechte Wetter veranlaßte daß
die auf heute veranstalteten Fefilichkeiten auf morgen oder den nächsten
schönen Tag verlegt wurden. Die Häuserdecoration fand gleichwohl
statt und bot einen ebenso lieblichen als imposanten Anblick. Die hier
accreditirten fremden Gesandten hatten größtentheils ihre Wohnungen
mit den bayerischen und ihren eigenen Landesfarben geschmückt. Dar-
aus daß der französische Gesandte, Baron Bourgoing, nur mit den baye-
rischen Farben decorirte, darf man schließen daß die Anerkennung der
Republik von Seite Bayerns noch nicht erfolgte, und sich der französtsche
Gesandte nur als Privatmann zeigen konnte. -- Sie wissen bereits daß
der Landrichter von Landsberg seinen Posten zu verlassen gezwungen
wurde. Das Gerücht bezeichnet bereits noch einige andere Landgerichte
in Schwaben und Oberbayern, wo dieselbe Manipulation beabsichtigt
seyn soll. Die Stellung unserer Landrichter als Justiz- und Polizei-
beamte im Verein mit dem Mangel eines Polizeigesetzes hat die noth-
wendige Folge daß diese Beamten, namentlich wenn sie eine größere
Entfernung von den vorgesetzten Stellen noch unabhängiger macht, eben
sowohl die Wohlthäter als die Geißel ihrer Untergebenen werden kön-
nen. Eine baldige Durchführung der Trennung der Justiz von der Ad-
ministration und die Erlassung eines Polizeigesetzes sind allein im
Stande solche Verhältnisse unmöglich zu machen.

Zur Sicherung an der badisch-würtem-
bergischen Gränze, wo wie wir vernehmen Excesse der ärgerlichsten
Art stattgefunden, wird noch in diesem Vormittag eine Abtheilung des
Regiments "König Otto von Griechenland" abgehn. Weiter heißt es
daß nun auch sämtliche Beurlaubte dieses Regiments einberufen werden
und zur selben Bestimmung abgehen sollen. Glaubwürdige Personen
haben der Redaction gemeldet daß die Ruhe in diesen Gegenden die
Oberhand wieder gewinnt, was auch daraus hervorgeht daß der Fürst
von Hohenlohe-Niederstetten seine Kinder, welche hier warten, bereits
nach Niederstetten hat zurückkehren lassen. Nach der Gränze von Baden
sollen, wie man hört, 4 Schadronen Chevaulegers von Ansbach rücken.
(Würzb. Z.)

In unserer Stadt herrscht fort-
während die größte Ruhe und Ordnung. Dagegen haben in unserer
Umgegend mehrere sehr beklagenswerthe Unruhen stattgefunden. In
Rothenbuch drang am Mittwoch Abends eine tobende und schrei-
ende Menge, großentheils aus Wildfrevlern bestehend, ein, wußte sich
durch Erpressungen Pulver zu verschaffen und durchtobte dann die
Nacht bis 4 Uhr mit Schießen und Geschrei, worauf sie sich entfernte
ohne jedoch an Personen oder Eigenthum einen Schaden anzurichten.
Gegenwärtig ist die Ruhe wieder hergestellt. Von Amorbach kam ge-
stern eine Estaffette des Fürsten v. Leiningen an, welcher zum Schutze
seines Eigenthums Militär verlangte. Näheres ist noch nicht bekannt.
In Großwallstadt haben fortgesetzte Widersetzlichkeiten gegen die Be-
hörden stattgefunden. Heute ist dahin ein Detaschement von 100
Mann entsendet worden um die Behörde in Ausübung ihrer Unter-
suchung zu schützen. Solches energische Einschreiten dürfte am be-
sten geeignet seyn aller unerlaubten Selbhülfe vorzubeugen. Nicht
minder vertrauen wir zu dem gesunden Sinne der besseren Bürger
in den aufgeregten Orten daß sie alles aufbieten werden damit solche be-
dauernswerthe Auftritte sich nicht wiederholen. Auch in Miltenberg
sollen unruhige Auftritte stattgefunden haben. (Aschaff. Z.)

Württemberg.

Gestern Abend sind
hier angekommen der großh. hessische General Graf Lehrbach und der herz.
nassauische Geh. Legationsrath v. Gagern, zunächst von Karlsruhe kommend
und, wie man vernimmt, in der Absicht die Entschlüsse und Vorschläge
unseres Königs über die wichtige Frage des deutschen Parlaments und
der damit zusammenhängenden Maßregeln zu vernehmen und weiter ge-
meinschaftlich mit einem großh. badischen und diesseitigen Bevollmächtig-
ten sich nach München und unter Umständen an andere deutsche Höfe zu
begeben. Die hohen Regenten welche diesen entschlossenen und raschen
Weg betraten, gaben der deutschen Nation dadurch ein Unterpfand ihres
hochherzigen Willens dem gemeinsamen Vaterlande jedes Opfer zu brin-
gen, welches äußere oder innere Gefahren von ihnen verlangen dürften.
Mit Freude und mit Stolz können wir berichten daß durch ein groß-
müthiges Entgegenkommen unseres Königs ein vollkommenes Einver-
ständniß unter den bis jetzt vereinigten Höfen herbeigeführt ist. Bayerns
König, der bereits durch eine wahrhaft patriotische Proclamation seinem
Volke die herrlichsten Freiheiten verkündet hat, scheint es in der gegen-

[Spaltenumbruch] und Muth haben in dem Augenblicke drohender Brandung ſich aus Ruder
zu ſtellen? Die Intereſſen Bayerns, Deutſchlands gebieten es, und ſie
werden dieſen Intereſſen jede Privatrückſicht zum Opfer bringen. In
Stuttgart und Darmſtadt haben Paul Pfizer und Heinrich v. Gagern
gewiß auch nur mit großer Selbſtüberwindung ſich der umfriedeten Ruhe
des Privatlebens entzogen um das miniſterielle Portefeuille zu er-
greifen; in Baden wird der edle Bekk nur durch die dringende Pflicht,
im Moment der Gefahr den Poften nicht zu verlaſſen, auf demſelben zu-
rückgehalten. Dasſelbe dürfen, müſſen wir von jenen Männern hoffen,
ja fordern, denn richten ſich an die Fürſten die „Forderungen des Volks“,
ſo dürfen die nicht zurückbleiben ohne deren Kopf und Hand die Fürſten
rathlos, die Völker hülflos blieben.

Wir werden um Aufnahme folgender Erklärung erſucht:

„Die
Münchener Ereigniſſe vom 2 bis 6 März konnten nicht ermangeln in
der Preſſe die verſchiedenartigſte Beleuchtung zu finden. Eine unna-
türliche und innerlich unwahre Verbindung dreier durchaus hetero-
genen, ja ſogar diametral entgegengeſetzten Elemente benützte ſie zu
maßloſen Angriffen auf jenen Mann der als älteſter Miniſter zu ver-
mittelnder Thätigkeit zwiſchen Thron und Land amtlich berufen war.
Bis heute beobachtete ich angeſichts aller Angriffe ein unbedingtes
Stillſchweigen, nicht nur weil die ungeheuern Anſtrengungen der jüng-
ſten Wochen mir zum Betreten des journaliſtiſchen Gebietes keine Zeit
ließen, ſondern auch weil von dem Momente an da die nahe Eröff-
nung der Stände des Reiches feſtſtand, das öffentliche Reden der Mi-
niſter nothwendig dem parlamentären Gebiete anheimfiel. Mit Freude,
mit Begeiſterung ſah ich der Stunde entgegen wo mir vergönnt ſeyn
würde vom Miniſtertiſche aus über alle meine Amtshandlungen ohne
Ausnahme Rechenſchaft vor den Vertretern der Nation abzulegen. Ihr
Urtheil ſollte über das Vertrauen des Volkes zu dem Miniſter, ſonach
auch darüber entſcheiden ob ich den Monarchen um Zurücknahme des
Portefeuille bitten würde oder nicht. Der Wille des Königs hat anders
entſchieden; mir iſt durch plötzliche Enthebung das miniſterielle Wort
in dem Augenblicke entzogen wo die Ständehallen ſich öffnen. Dieſen
Willen habe ich zu ehren; wohl aber bemerke ich hiemit öffentlich
daß nach meiner Anſicht der Austritt aus dem Amte nichts an dem
Rechte eines ehemaligen conſtitutionellen Miniſters ändert die unter
ſeiner Verantwortlichkeit vollzogenen Acte vollſtändig gegenüber jener
Landesrepräſentation zu vertreten, welcher verfaſſungsgemäß das Wäch-
teramt über die Wirkſamkeit der öffentlichen Beamten zukömmt, daß
ſonach in der Kammer, deren Mitglied ich bin, von mir geäußert wer-
den wird was die Ehre und die conſtitutionelle Pflicht gebieten.

Die auf heute anberaumte allge-
meine Feier der Errungenſchaften des 6 März, für welche die ganze
Einwohnerſchaft vom frühen Morgen an in regſter Thätigkeit war, iſt
leider durch den Eintritt von Schneegeſtöber geſtört worden. Alle Stra-
ßen und Plätze prangen im ſchönſten Feſtſchmuck; frohgeſtimmte Men-
ſchenmaſſen wogen überall auf und ab, allein der Himmel ſchaut trübe
und traurig darein, wie wenn er den allgemeinen Enthuſiasmus etwas
abkühlen wollte. Die verſchiedenen von mir geſtern ſchon angedeuteten
Feſtlichkeiten müſſen deßhalb unterbleiben und werden ſtattfinden ſobald
ſchöneres Wetter eintritt. Ueber die nächſten Gründe der ſo raſch, wenn
auch nicht unerwartet, erfolgten Entlaſſung des Fürſten Wallerſtein
hat man bis jetzt nur Vermuthungen. Meiner geſtrigen Meldung füge
ich bei daß proviſoriſch die Leitung des Miniſteriums des Aeußern unſerm
Geſandten bei der Eidgenoſſenſchaft, Frhrn. v. Verger, welcher ſich gerade
hier befindet, übertragen worden iſt. Das ſummariſche Verfahren der Volks-
juſtiz gegen unbeliebte Beamte, wovon der Landrichter von Landsberg das
erſte Opfer war, ſcheint ſich weiter verbreiten zu wollen und iſt ein bemer-
kenswerthes Zeichen der Zeit. Der erſte Bürgermeiſter unſerer Vorſtadt
Au, Landarzt X. Keller, welcher durch eine zweimalige Wahl eigentlich
für Lebenszeit Bürgermeiſter war, hat dieſe Stelle gezwungen niederge-
legt. So erzählt man ſich daß auch mehrere andere Bürgermeiſter und
Landrichter theils ſchon vertrieben worden ſind, theils dieſes Loos noch
zu erwarten haben. Ich möchte um keinen Preis dieſem geſetzloſen Ver-
fahren, das geradezu zur Anarchie führen müßte, das Wort reden, aber es
iſt doch nicht zu läugnen daß an vielen Orten die Beamtenwillkür ſeit
Jahren und Jahrzehnten ſchlimmen Samen der Unzufriedenheit im Volk
ausgeſäet, der nun allwärts nach oben treibt. Videant Consules!

[Spaltenumbruch]

Das ſchlechte Wetter veranlaßte daß
die auf heute veranſtalteten Fefilichkeiten auf morgen oder den nächſten
ſchönen Tag verlegt wurden. Die Häuſerdecoration fand gleichwohl
ſtatt und bot einen ebenſo lieblichen als impoſanten Anblick. Die hier
accreditirten fremden Geſandten hatten größtentheils ihre Wohnungen
mit den bayeriſchen und ihren eigenen Landesfarben geſchmückt. Dar-
aus daß der franzöſiſche Geſandte, Baron Bourgoing, nur mit den baye-
riſchen Farben decorirte, darf man ſchließen daß die Anerkennung der
Republik von Seite Bayerns noch nicht erfolgte, und ſich der franzöſtſche
Geſandte nur als Privatmann zeigen konnte. — Sie wiſſen bereits daß
der Landrichter von Landsberg ſeinen Poſten zu verlaſſen gezwungen
wurde. Das Gerücht bezeichnet bereits noch einige andere Landgerichte
in Schwaben und Oberbayern, wo dieſelbe Manipulation beabſichtigt
ſeyn ſoll. Die Stellung unſerer Landrichter als Juſtiz- und Polizei-
beamte im Verein mit dem Mangel eines Polizeigeſetzes hat die noth-
wendige Folge daß dieſe Beamten, namentlich wenn ſie eine größere
Entfernung von den vorgeſetzten Stellen noch unabhängiger macht, eben
ſowohl die Wohlthäter als die Geißel ihrer Untergebenen werden kön-
nen. Eine baldige Durchführung der Trennung der Juſtiz von der Ad-
miniſtration und die Erlaſſung eines Polizeigeſetzes ſind allein im
Stande ſolche Verhältniſſe unmöglich zu machen.

Zur Sicherung an der badiſch-würtem-
bergiſchen Gränze, wo wie wir vernehmen Exceſſe der ärgerlichſten
Art ſtattgefunden, wird noch in dieſem Vormittag eine Abtheilung des
Regiments „König Otto von Griechenland“ abgehn. Weiter heißt es
daß nun auch ſämtliche Beurlaubte dieſes Regiments einberufen werden
und zur ſelben Beſtimmung abgehen ſollen. Glaubwürdige Perſonen
haben der Redaction gemeldet daß die Ruhe in dieſen Gegenden die
Oberhand wieder gewinnt, was auch daraus hervorgeht daß der Fürſt
von Hohenlohe-Niederſtetten ſeine Kinder, welche hier warten, bereits
nach Niederſtetten hat zurückkehren laſſen. Nach der Gränze von Baden
ſollen, wie man hört, 4 Schadronen Chevaulegers von Ansbach rücken.
(Würzb. Z.)

In unſerer Stadt herrſcht fort-
während die größte Ruhe und Ordnung. Dagegen haben in unſerer
Umgegend mehrere ſehr beklagenswerthe Unruhen ſtattgefunden. In
Rothenbuch drang am Mittwoch Abends eine tobende und ſchrei-
ende Menge, großentheils aus Wildfrevlern beſtehend, ein, wußte ſich
durch Erpreſſungen Pulver zu verſchaffen und durchtobte dann die
Nacht bis 4 Uhr mit Schießen und Geſchrei, worauf ſie ſich entfernte
ohne jedoch an Perſonen oder Eigenthum einen Schaden anzurichten.
Gegenwärtig iſt die Ruhe wieder hergeſtellt. Von Amorbach kam ge-
ſtern eine Eſtaffette des Fürſten v. Leiningen an, welcher zum Schutze
ſeines Eigenthums Militär verlangte. Näheres iſt noch nicht bekannt.
In Großwallſtadt haben fortgeſetzte Widerſetzlichkeiten gegen die Be-
hörden ſtattgefunden. Heute iſt dahin ein Detaſchement von 100
Mann entſendet worden um die Behörde in Ausübung ihrer Unter-
ſuchung zu ſchützen. Solches energiſche Einſchreiten dürfte am be-
ſten geeignet ſeyn aller unerlaubten Selbhülfe vorzubeugen. Nicht
minder vertrauen wir zu dem geſunden Sinne der beſſeren Bürger
in den aufgeregten Orten daß ſie alles aufbieten werden damit ſolche be-
dauernswerthe Auftritte ſich nicht wiederholen. Auch in Miltenberg
ſollen unruhige Auftritte ſtattgefunden haben. (Aſchaff. Z.)

Württemberg.

Geſtern Abend ſind
hier angekommen der großh. heſſiſche General Graf Lehrbach und der herz.
naſſauiſche Geh. Legationsrath v. Gagern, zunächſt von Karlsruhe kommend
und, wie man vernimmt, in der Abſicht die Entſchlüſſe und Vorſchläge
unſeres Königs über die wichtige Frage des deutſchen Parlaments und
der damit zuſammenhängenden Maßregeln zu vernehmen und weiter ge-
meinſchaftlich mit einem großh. badiſchen und dieſſeitigen Bevollmächtig-
ten ſich nach München und unter Umſtänden an andere deutſche Höfe zu
begeben. Die hohen Regenten welche dieſen entſchloſſenen und raſchen
Weg betraten, gaben der deutſchen Nation dadurch ein Unterpfand ihres
hochherzigen Willens dem gemeinſamen Vaterlande jedes Opfer zu brin-
gen, welches äußere oder innere Gefahren von ihnen verlangen dürften.
Mit Freude und mit Stolz können wir berichten daß durch ein groß-
müthiges Entgegenkommen unſeres Königs ein vollkommenes Einver-
ſtändniß unter den bis jetzt vereinigten Höfen herbeigeführt iſt. Bayerns
König, der bereits durch eine wahrhaft patriotiſche Proclamation ſeinem
Volke die herrlichſten Freiheiten verkündet hat, ſcheint es in der gegen-

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[1154/0002] und Muth haben in dem Augenblicke drohender Brandung ſich aus Ruder zu ſtellen? Die Intereſſen Bayerns, Deutſchlands gebieten es, und ſie werden dieſen Intereſſen jede Privatrückſicht zum Opfer bringen. In Stuttgart und Darmſtadt haben Paul Pfizer und Heinrich v. Gagern gewiß auch nur mit großer Selbſtüberwindung ſich der umfriedeten Ruhe des Privatlebens entzogen um das miniſterielle Portefeuille zu er- greifen; in Baden wird der edle Bekk nur durch die dringende Pflicht, im Moment der Gefahr den Poften nicht zu verlaſſen, auf demſelben zu- rückgehalten. Dasſelbe dürfen, müſſen wir von jenen Männern hoffen, ja fordern, denn richten ſich an die Fürſten die „Forderungen des Volks“, ſo dürfen die nicht zurückbleiben ohne deren Kopf und Hand die Fürſten rathlos, die Völker hülflos blieben. Wir werden um Aufnahme folgender Erklärung erſucht: „Die Münchener Ereigniſſe vom 2 bis 6 März konnten nicht ermangeln in der Preſſe die verſchiedenartigſte Beleuchtung zu finden. Eine unna- türliche und innerlich unwahre Verbindung dreier durchaus hetero- genen, ja ſogar diametral entgegengeſetzten Elemente benützte ſie zu maßloſen Angriffen auf jenen Mann der als älteſter Miniſter zu ver- mittelnder Thätigkeit zwiſchen Thron und Land amtlich berufen war. Bis heute beobachtete ich angeſichts aller Angriffe ein unbedingtes Stillſchweigen, nicht nur weil die ungeheuern Anſtrengungen der jüng- ſten Wochen mir zum Betreten des journaliſtiſchen Gebietes keine Zeit ließen, ſondern auch weil von dem Momente an da die nahe Eröff- nung der Stände des Reiches feſtſtand, das öffentliche Reden der Mi- niſter nothwendig dem parlamentären Gebiete anheimfiel. Mit Freude, mit Begeiſterung ſah ich der Stunde entgegen wo mir vergönnt ſeyn würde vom Miniſtertiſche aus über alle meine Amtshandlungen ohne Ausnahme Rechenſchaft vor den Vertretern der Nation abzulegen. Ihr Urtheil ſollte über das Vertrauen des Volkes zu dem Miniſter, ſonach auch darüber entſcheiden ob ich den Monarchen um Zurücknahme des Portefeuille bitten würde oder nicht. Der Wille des Königs hat anders entſchieden; mir iſt durch plötzliche Enthebung das miniſterielle Wort in dem Augenblicke entzogen wo die Ständehallen ſich öffnen. Dieſen Willen habe ich zu ehren; wohl aber bemerke ich hiemit öffentlich daß nach meiner Anſicht der Austritt aus dem Amte nichts an dem Rechte eines ehemaligen conſtitutionellen Miniſters ändert die unter ſeiner Verantwortlichkeit vollzogenen Acte vollſtändig gegenüber jener Landesrepräſentation zu vertreten, welcher verfaſſungsgemäß das Wäch- teramt über die Wirkſamkeit der öffentlichen Beamten zukömmt, daß ſonach in der Kammer, deren Mitglied ich bin, von mir geäußert wer- den wird was die Ehre und die conſtitutionelle Pflicht gebieten. München 11 März 1848.Reichsrath Fürſt von Oettingen-Wal- lerſtein.“ # # München, 12 März.Die auf heute anberaumte allge- meine Feier der Errungenſchaften des 6 März, für welche die ganze Einwohnerſchaft vom frühen Morgen an in regſter Thätigkeit war, iſt leider durch den Eintritt von Schneegeſtöber geſtört worden. Alle Stra- ßen und Plätze prangen im ſchönſten Feſtſchmuck; frohgeſtimmte Men- ſchenmaſſen wogen überall auf und ab, allein der Himmel ſchaut trübe und traurig darein, wie wenn er den allgemeinen Enthuſiasmus etwas abkühlen wollte. Die verſchiedenen von mir geſtern ſchon angedeuteten Feſtlichkeiten müſſen deßhalb unterbleiben und werden ſtattfinden ſobald ſchöneres Wetter eintritt. Ueber die nächſten Gründe der ſo raſch, wenn auch nicht unerwartet, erfolgten Entlaſſung des Fürſten Wallerſtein hat man bis jetzt nur Vermuthungen. Meiner geſtrigen Meldung füge ich bei daß proviſoriſch die Leitung des Miniſteriums des Aeußern unſerm Geſandten bei der Eidgenoſſenſchaft, Frhrn. v. Verger, welcher ſich gerade hier befindet, übertragen worden iſt. Das ſummariſche Verfahren der Volks- juſtiz gegen unbeliebte Beamte, wovon der Landrichter von Landsberg das erſte Opfer war, ſcheint ſich weiter verbreiten zu wollen und iſt ein bemer- kenswerthes Zeichen der Zeit. Der erſte Bürgermeiſter unſerer Vorſtadt Au, Landarzt X. Keller, welcher durch eine zweimalige Wahl eigentlich für Lebenszeit Bürgermeiſter war, hat dieſe Stelle gezwungen niederge- legt. So erzählt man ſich daß auch mehrere andere Bürgermeiſter und Landrichter theils ſchon vertrieben worden ſind, theils dieſes Loos noch zu erwarten haben. Ich möchte um keinen Preis dieſem geſetzloſen Ver- fahren, das geradezu zur Anarchie führen müßte, das Wort reden, aber es iſt doch nicht zu läugnen daß an vielen Orten die Beamtenwillkür ſeit Jahren und Jahrzehnten ſchlimmen Samen der Unzufriedenheit im Volk ausgeſäet, der nun allwärts nach oben treibt. Videant Consules! || München, 12 März.Das ſchlechte Wetter veranlaßte daß die auf heute veranſtalteten Fefilichkeiten auf morgen oder den nächſten ſchönen Tag verlegt wurden. Die Häuſerdecoration fand gleichwohl ſtatt und bot einen ebenſo lieblichen als impoſanten Anblick. Die hier accreditirten fremden Geſandten hatten größtentheils ihre Wohnungen mit den bayeriſchen und ihren eigenen Landesfarben geſchmückt. Dar- aus daß der franzöſiſche Geſandte, Baron Bourgoing, nur mit den baye- riſchen Farben decorirte, darf man ſchließen daß die Anerkennung der Republik von Seite Bayerns noch nicht erfolgte, und ſich der franzöſtſche Geſandte nur als Privatmann zeigen konnte. — Sie wiſſen bereits daß der Landrichter von Landsberg ſeinen Poſten zu verlaſſen gezwungen wurde. Das Gerücht bezeichnet bereits noch einige andere Landgerichte in Schwaben und Oberbayern, wo dieſelbe Manipulation beabſichtigt ſeyn ſoll. Die Stellung unſerer Landrichter als Juſtiz- und Polizei- beamte im Verein mit dem Mangel eines Polizeigeſetzes hat die noth- wendige Folge daß dieſe Beamten, namentlich wenn ſie eine größere Entfernung von den vorgeſetzten Stellen noch unabhängiger macht, eben ſowohl die Wohlthäter als die Geißel ihrer Untergebenen werden kön- nen. Eine baldige Durchführung der Trennung der Juſtiz von der Ad- miniſtration und die Erlaſſung eines Polizeigeſetzes ſind allein im Stande ſolche Verhältniſſe unmöglich zu machen. Würzburg, 10 März.Zur Sicherung an der badiſch-würtem- bergiſchen Gränze, wo wie wir vernehmen Exceſſe der ärgerlichſten Art ſtattgefunden, wird noch in dieſem Vormittag eine Abtheilung des Regiments „König Otto von Griechenland“ abgehn. Weiter heißt es daß nun auch ſämtliche Beurlaubte dieſes Regiments einberufen werden und zur ſelben Beſtimmung abgehen ſollen. Glaubwürdige Perſonen haben der Redaction gemeldet daß die Ruhe in dieſen Gegenden die Oberhand wieder gewinnt, was auch daraus hervorgeht daß der Fürſt von Hohenlohe-Niederſtetten ſeine Kinder, welche hier warten, bereits nach Niederſtetten hat zurückkehren laſſen. Nach der Gränze von Baden ſollen, wie man hört, 4 Schadronen Chevaulegers von Ansbach rücken. (Würzb. Z.) Aſchaffenburg, 10 März.In unſerer Stadt herrſcht fort- während die größte Ruhe und Ordnung. Dagegen haben in unſerer Umgegend mehrere ſehr beklagenswerthe Unruhen ſtattgefunden. In Rothenbuch drang am Mittwoch Abends eine tobende und ſchrei- ende Menge, großentheils aus Wildfrevlern beſtehend, ein, wußte ſich durch Erpreſſungen Pulver zu verſchaffen und durchtobte dann die Nacht bis 4 Uhr mit Schießen und Geſchrei, worauf ſie ſich entfernte ohne jedoch an Perſonen oder Eigenthum einen Schaden anzurichten. Gegenwärtig iſt die Ruhe wieder hergeſtellt. Von Amorbach kam ge- ſtern eine Eſtaffette des Fürſten v. Leiningen an, welcher zum Schutze ſeines Eigenthums Militär verlangte. Näheres iſt noch nicht bekannt. In Großwallſtadt haben fortgeſetzte Widerſetzlichkeiten gegen die Be- hörden ſtattgefunden. Heute iſt dahin ein Detaſchement von 100 Mann entſendet worden um die Behörde in Ausübung ihrer Unter- ſuchung zu ſchützen. Solches energiſche Einſchreiten dürfte am be- ſten geeignet ſeyn aller unerlaubten Selbhülfe vorzubeugen. Nicht minder vertrauen wir zu dem geſunden Sinne der beſſeren Bürger in den aufgeregten Orten daß ſie alles aufbieten werden damit ſolche be- dauernswerthe Auftritte ſich nicht wiederholen. Auch in Miltenberg ſollen unruhige Auftritte ſtattgefunden haben. (Aſchaff. Z.) Württemberg. * Stuttgart, 11 März.Geſtern Abend ſind hier angekommen der großh. heſſiſche General Graf Lehrbach und der herz. naſſauiſche Geh. Legationsrath v. Gagern, zunächſt von Karlsruhe kommend und, wie man vernimmt, in der Abſicht die Entſchlüſſe und Vorſchläge unſeres Königs über die wichtige Frage des deutſchen Parlaments und der damit zuſammenhängenden Maßregeln zu vernehmen und weiter ge- meinſchaftlich mit einem großh. badiſchen und dieſſeitigen Bevollmächtig- ten ſich nach München und unter Umſtänden an andere deutſche Höfe zu begeben. Die hohen Regenten welche dieſen entſchloſſenen und raſchen Weg betraten, gaben der deutſchen Nation dadurch ein Unterpfand ihres hochherzigen Willens dem gemeinſamen Vaterlande jedes Opfer zu brin- gen, welches äußere oder innere Gefahren von ihnen verlangen dürften. Mit Freude und mit Stolz können wir berichten daß durch ein groß- müthiges Entgegenkommen unſeres Königs ein vollkommenes Einver- ſtändniß unter den bis jetzt vereinigten Höfen herbeigeführt iſt. Bayerns König, der bereits durch eine wahrhaft patriotiſche Proclamation ſeinem Volke die herrlichſten Freiheiten verkündet hat, ſcheint es in der gegen-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-08-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848, S. 1154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine73_1848/2>, abgerufen am 06.06.2024.