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Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848.

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[Spaltenumbruch] Verantwortlichkeit der Verfasser, Drucker und Verleger für alle Druck-
schriften bestimmt, festgesetzt daß alle Drucksachen den Namen des
Druckers und (wenn sie einen solchen haben) des Verlegers angeben
müssen; als Mißbrauch der Presse die Verletzung der dem deutschen
Bunde und dessen einzelnen Gliedern schuldigen Rücksicht bezeichnet,
und auf Uebertretung dieser Anordnungen außer den gesetzlichen Stra-
fen Entziehung der Concession gesetzt.

Magistrat und Bürgerrepräsen-
tanten haben gestern dem König eine Adresse überreicht, in wel-
cher sie als ihre dringendsten Wünsche die sofortige Einberufung der
Stände, Benützung des vom Bunde eingeräumten Rechts zur Einfüh-
rung der Preßfreiheit und Mitwirkung des Königs zu einer Ständever-
tretung am Bunde aussprechen. Der König, fast beständig kränkelnd,
nahm die erst gegen Abend sich meldende Deputation nicht persönlich an;
man hatte auch gar nicht darauf gerechnet und deßhalb nur die beiden
Präsidenten der Stadtbehörde mit der Adresse abgeschickt. Dieser erste
Schritt sollte wohl ein schneller seyn, man glaubte unter der täglich stei-
genden Fluth besorglicher Gerüchte ein Lebenszeichen geben zu müssen:
aus Sachsen droht eine zürnende Volksmiene, aus Hamburg kam der
Bericht von Angriffen auf "einzelne Häuser", wie die republicanische
Presse Hamburgs sich ausdrückt, um nicht sagen zu müssen auf die Häu-
ser des Bürgermeisters Kellinghusen, des Senators u. s. w.; aus
Braunschweig brachte der Sonntagszug die Nachricht von einer so eben
vollendeten großen Demonstration. Der Herzog hatte vor dem Portal
seiner Wohnung zu der Bürgerversammlung gesprochen, er hatte sich
mit allen Wünschen derselben einverstanden erklärt, sobald es auch die
Stände wären, die er sofort darum befragen wolle. Nur Einen Wunsch
soll er bestimmt und entschieden abgelehnt haben, den: ein Ehebündniß
zu schließen. Eine etwanige Descendenz sey einer so ungewissen Zukunft
ausgesetzt daß, wenn keine vollständigen Garantien einträten, er fest ent-
schlossen sey sich niemals zu verheirathen. Auf Hannover zurückzukom-
men: diese Bewegung rings um uns her und die ersten Spuren von
Reformwünschen in der Provinz des eigenen Landes haben den Magi-
strat getrieben einstweilen etwas zu erbitten, wovon die Einberufung der
Stände, wie ich höre, schon vorgestern auf den 14 d. M. beschlossen war.
Weitere sehr zahlreiche Wünsche und Klagen soll nun heute eine gemein-
schaftliche Commission von Mitgliedern des Magistrats und der Stadt-
verordneten niederschreiben, unter denen hoffentlich und wahrscheinlich
auch der auf Herstellung eines verfassungsmäßigen Rechtszustands nicht
fehlen wird. (Die ablehnende Antwort des Königs haben wir gestern
schon mitgetheilt.)

H. Braunschweig.

Die großen
Ereignisse in Frankreich welche elektrisch die Welt durchzucken, haben
auch uns nicht ganz unberührt gelassen. Mit der größten Spannung
harrte man auf die Blätter die uns die neuesten Nachrichten aus
Frankreich bringen, und selbst solche Leute die sonst den Blick nicht
über das Alltagsleben hinausrichten, waren von der allgemeinen
Stimmung ergriffen. Eingedenk des Jahrs 1830, wo die Volks-
wuth sich nicht bloß gegen einen Fürsten gerichtet hatte dem weder Ver-
fassung, noch Gesetz, noch Sitte heilig schien, sondern, weit darüber hin-
ausgehend, sich die unteren Schichten der Bevölkerung drohend gegen
Leben, Eigenthum uns alle gesetzliche Ordnung erheben zu wollen
schienen, und damals eine Bürgergarde hier wie in allen Städten
des Landes errichtet, später aber wieder entwaffnet wurde, sprach sich
schon in der verflossenen Woche allgemein der Wunsch aus daß diese
Bürgergarde ihre Waffen wieder erhalten und sofort wieder ins Leben ge-
rufen werden möchte. In der am verflossenen Freitag (3) stattgehabten
Sitzung des hiesigen Bürgervereins hatte sich außer den Mitgliedern
eine große Menge von Bürgern und Einwohnern eingefunden. Von
einem Mitglied wurde der Antrag gestellt dem Herzog eine deßfallsige
Bittschrift zu überreichen, und diese wurde, nachdem der Bürgerverein als
solcher seine Sitzung aufgehoben hatte, von der Versammlung einstim-
mig angenommen, und beschlossen daß die Bittschrift am anderen Tag
in demselben Local zur Unterschrift ausgelegt und dann durch eine zu
diesem Zweck erwählte Deputation dem Ministerium überreicht werden
solle. Als diese aber nach vollendeter Versammlung die Adresse ent-
werfen wollte, fanden zwischen ihr und vielen welche der Versamm-
lung beigewohnt hatten, noch weitere Besprechungen statt, in Folge
deren man der Ansicht war daß man weiter gehen müsse. Es wurde
daher auf der Stelle eine Eingabe an dem Herzog entworfen, worin
derselbe gebeten wurde: 1) um allgemeine Bürgerbewaffnung; 2) um
[Spaltenumbruch] Oeffentlichkeit der Verhandlungen der Staats- und Gemeindeverwal-
tung, sowie des Gerichtsverfahrens mit Schwurgerichten; 3) um Preß-
freiheit und einstweilige Aufhebung der Censur; 4) um Mitwirkung
dazu daß die Völker beim deutschen Bund mit vertreten würden; 5) um
Mitwirkung bei der nächsten Zollconferenz behufs einer mercantilischen
Vereinigung von ganz Deutschland; 6) möglichstbaldige Zusammen-
berufung eines außerordentlichem Landtags. Am 4 d. M. Vormittags
11 Uhr war der große Saal im medicinischen Garten gedrängtvoll von
Männern aus den verschiedensten Ständen, und die Bittschrift wurde
einstimmig genehmigt. Ueber die Frage jedoch, ob dieselbe durch die
gestern erwählte Deputation übergeben werden solle, erhoben sich Debatten,
indem einige Anwesende es für besser hielten daß man den Magistrat
auffordere sich zum Organ der allgemeinen Wünsche bei dem Herzog
zu machen. Bei der allgemein herrschenden lebhaften Aufregung war
man allerdings mehr zu raschen Schritten geneigt, allein die dem Braun-
schweiger eigenthümliche Besonnenheit machte sich doch geltend, und man
verschob den Beschluß bis zu einer auf den Abend anberaumten Ver-
sammlung, bis wohin die Deputation sich mit dem Magistrat und den
Stadtverordneten besprechen wollte. In dieser Versammlung berichtete
die Deputation daß auch inmitten dieser Behörden die Wünsche der
Bürgerschaft zur Besprechung gekömmen seyen und dieselben Sonntag
den 5 sich über eine deßfallsige Eingabe an den Landesfürsten verein-
baren würden, die wahrscheinlich von der hier beschlossenen nicht wesent-
lich abweichen dürfte, und daß dann beide Eingaben durch vereinigte
Deputationen übergeben werden könnten. Am Sonntag fand sich wieder
eine große Versammlung in dem bisherigen Locale zusammen und die
Petition wurde von Tausenden unterschrieben. Mittags wurde ange-
kündigt daß der Magistrat und die Stadtverordneten in allen Punkten
mit dem Inhalt der obigen Eingabe übereinstimmten und es wurde eine
dieselbe zu begleiten bestimmte Vorstellung derselben an den Herzog vor-
gelesen welche, in kräftigen einfachen Worten alle jene Wünsche und
Anträge befürwortend, mit dem größten Beifall aufgenommen wurde.
Nun begab sich die erwählte Deputation mit der von den Stadtbehörden
erwählten, bestehend aus aus dem Stadtdirector und zwei Stadtverord-
neten auf das Schloß wo sie, von dem Herzog freundlich empfangen, die
Bittschriften übergaben. Der Herzog ging sogleich die darin ent-
haltenen Punkte mit ihnen durch und erklärte zu 1) daß die Bürger-
garden noch gesetzlich beständen, sofort das Erforderliche, namentlich
wegen Verbesserung ihres ungenügenden Reglements, an Magistrat
und Stadtverordnete erlassen werden solle; 2) daß Se. Hoh. der Oeffent-
lichkeit geneigt wäre und den Landständen das Erforderliche vorgelegt
werden solle. 3) In dieser Beziehung sey der Beschluß des Bundes und
was die größeren Bundesstaaten thun würden, abzuwarten.*) 4)
Hierüber werde, da der Herzog zu einer sofortigen Erklärung nicht ge-
nug vorbereitet sey, weiterer Bescheid vorbehalten. 5) Hiezu scheine die
jetzige unruhige Zeit nicht geeignet. 6) Hierüber werde der Herzog sich
von den Ministern Vortrag machen lassen. Am Schluß äußerte der-
selbe daß nunmehr weitere Volksversammlungen -- die man regel-
mäßig abzuhalten beschlossen hatte -- nicht erforderlich schienen, daß aber
nichts dagegen zu erinnern sey wenn der Bürgerverrin, der stets das
Vertrauen Sr. Hoh. besessen, sich künftig auch mit politischen Gegen-
ständen beschäftigte. Dieses von der Deputation der Versammlung,
welche ihre Rückkehr erwartete, mitgetheilte Ergebniß erregte allgemeine
Befriedigung, und wenn nur erst die Bürgerbewaffnung und die Ein-
berufung der Ständeversammlung erfolgt seyn wird, so leidet es keinen
Zweifel daß wir auf friedlichem und gesetzlichen Wege alles erlangen
werden, was wir billigerweise wünschen können die bei den letzten Stände-
versammlung zwischen dieser und der Regierung ausgebrochenen Zer-
würfnisse werden namentlich sehr leicht zu beseitigen seyn. Dem Buch-
händler Vieweg ist die Concession zu einer Zeitung ertheilt, wovon in
diesen Tagen die Probeblätler erscheinen werden.

Der gestrige Tag war ein Tag der Un-
ruhe und des Schreckens. Gestern Abend um 7 Uhr sollte in dem Win-
tergarten eine große Versammlung von 2 bis 3000 Personen stattfin-
den, in welcher die Punkte festgestellt werden sollten um deren Gewäh-
rung man Se. Maj. zu bitten sich anschickte. Wie es heißt, wollte man
vorzüglich auf unbedingte Preßfreiheit, sofortige Einberufung der Reichs-
stände, auf Reducirung des Militäretats, auf Bewaffnung aller Bür-
ger etc. antragen. Nachmittags um 4 Uhr wurde eine Bekanntmachung

*) Seitdem ist der Bundesbeschluß vom 3 März erschienen.

[Spaltenumbruch] Verantwortlichkeit der Verfaſſer, Drucker und Verleger für alle Druck-
ſchriften beſtimmt, feſtgeſetzt daß alle Druckſachen den Namen des
Druckers und (wenn ſie einen ſolchen haben) des Verlegers angeben
müſſen; als Mißbrauch der Preſſe die Verletzung der dem deutſchen
Bunde und deſſen einzelnen Gliedern ſchuldigen Rückſicht bezeichnet,
und auf Uebertretung dieſer Anordnungen außer den geſetzlichen Stra-
fen Entziehung der Conceſſion geſetzt.

Magiſtrat und Bürgerrepräſen-
tanten haben geſtern dem König eine Adreſſe überreicht, in wel-
cher ſie als ihre dringendſten Wünſche die ſofortige Einberufung der
Stände, Benützung des vom Bunde eingeräumten Rechts zur Einfüh-
rung der Preßfreiheit und Mitwirkung des Königs zu einer Ständever-
tretung am Bunde ausſprechen. Der König, faſt beſtändig kränkelnd,
nahm die erſt gegen Abend ſich meldende Deputation nicht perſönlich an;
man hatte auch gar nicht darauf gerechnet und deßhalb nur die beiden
Präſidenten der Stadtbehörde mit der Adreſſe abgeſchickt. Dieſer erſte
Schritt ſollte wohl ein ſchneller ſeyn, man glaubte unter der täglich ſtei-
genden Fluth beſorglicher Gerüchte ein Lebenszeichen geben zu müſſen:
aus Sachſen droht eine zürnende Volksmiene, aus Hamburg kam der
Bericht von Angriffen auf „einzelne Häuſer“, wie die republicaniſche
Preſſe Hamburgs ſich ausdrückt, um nicht ſagen zu müſſen auf die Häu-
ſer des Bürgermeiſters Kellinghuſen, des Senators u. ſ. w.; aus
Braunſchweig brachte der Sonntagszug die Nachricht von einer ſo eben
vollendeten großen Demonſtration. Der Herzog hatte vor dem Portal
ſeiner Wohnung zu der Bürgerverſammlung geſprochen, er hatte ſich
mit allen Wünſchen derſelben einverſtanden erklärt, ſobald es auch die
Stände wären, die er ſofort darum befragen wolle. Nur Einen Wunſch
ſoll er beſtimmt und entſchieden abgelehnt haben, den: ein Ehebündniß
zu ſchließen. Eine etwanige Descendenz ſey einer ſo ungewiſſen Zukunft
ausgeſetzt daß, wenn keine vollſtändigen Garantien einträten, er feſt ent-
ſchloſſen ſey ſich niemals zu verheirathen. Auf Hannover zurückzukom-
men: dieſe Bewegung rings um uns her und die erſten Spuren von
Reformwünſchen in der Provinz des eigenen Landes haben den Magi-
ſtrat getrieben einſtweilen etwas zu erbitten, wovon die Einberufung der
Stände, wie ich höre, ſchon vorgeſtern auf den 14 d. M. beſchloſſen war.
Weitere ſehr zahlreiche Wünſche und Klagen ſoll nun heute eine gemein-
ſchaftliche Commiſſion von Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadt-
verordneten niederſchreiben, unter denen hoffentlich und wahrſcheinlich
auch der auf Herſtellung eines verfaſſungsmäßigen Rechtszuſtands nicht
fehlen wird. (Die ablehnende Antwort des Königs haben wir geſtern
ſchon mitgetheilt.)

H. Braunſchweig.

Die großen
Ereigniſſe in Frankreich welche elektriſch die Welt durchzucken, haben
auch uns nicht ganz unberührt gelaſſen. Mit der größten Spannung
harrte man auf die Blätter die uns die neueſten Nachrichten aus
Frankreich bringen, und ſelbſt ſolche Leute die ſonſt den Blick nicht
über das Alltagsleben hinausrichten, waren von der allgemeinen
Stimmung ergriffen. Eingedenk des Jahrs 1830, wo die Volks-
wuth ſich nicht bloß gegen einen Fürſten gerichtet hatte dem weder Ver-
faſſung, noch Geſetz, noch Sitte heilig ſchien, ſondern, weit darüber hin-
ausgehend, ſich die unteren Schichten der Bevölkerung drohend gegen
Leben, Eigenthum uns alle geſetzliche Ordnung erheben zu wollen
ſchienen, und damals eine Bürgergarde hier wie in allen Städten
des Landes errichtet, ſpäter aber wieder entwaffnet wurde, ſprach ſich
ſchon in der verfloſſenen Woche allgemein der Wunſch aus daß dieſe
Bürgergarde ihre Waffen wieder erhalten und ſofort wieder ins Leben ge-
rufen werden möchte. In der am verfloſſenen Freitag (3) ſtattgehabten
Sitzung des hieſigen Bürgervereins hatte ſich außer den Mitgliedern
eine große Menge von Bürgern und Einwohnern eingefunden. Von
einem Mitglied wurde der Antrag geſtellt dem Herzog eine deßfallſige
Bittſchrift zu überreichen, und dieſe wurde, nachdem der Bürgerverein als
ſolcher ſeine Sitzung aufgehoben hatte, von der Verſammlung einſtim-
mig angenommen, und beſchloſſen daß die Bittſchrift am anderen Tag
in demſelben Local zur Unterſchrift ausgelegt und dann durch eine zu
dieſem Zweck erwählte Deputation dem Miniſterium überreicht werden
ſolle. Als dieſe aber nach vollendeter Verſammlung die Adreſſe ent-
werfen wollte, fanden zwiſchen ihr und vielen welche der Verſamm-
lung beigewohnt hatten, noch weitere Beſprechungen ſtatt, in Folge
deren man der Anſicht war daß man weiter gehen müſſe. Es wurde
daher auf der Stelle eine Eingabe an dem Herzog entworfen, worin
derſelbe gebeten wurde: 1) um allgemeine Bürgerbewaffnung; 2) um
[Spaltenumbruch] Oeffentlichkeit der Verhandlungen der Staats- und Gemeindeverwal-
tung, ſowie des Gerichtsverfahrens mit Schwurgerichten; 3) um Preß-
freiheit und einſtweilige Aufhebung der Cenſur; 4) um Mitwirkung
dazu daß die Völker beim deutſchen Bund mit vertreten würden; 5) um
Mitwirkung bei der nächſten Zollconferenz behufs einer mercantiliſchen
Vereinigung von ganz Deutſchland; 6) möglichſtbaldige Zuſammen-
berufung eines außerordentlichem Landtags. Am 4 d. M. Vormittags
11 Uhr war der große Saal im mediciniſchen Garten gedrängtvoll von
Männern aus den verſchiedenſten Ständen, und die Bittſchrift wurde
einſtimmig genehmigt. Ueber die Frage jedoch, ob dieſelbe durch die
geſtern erwählte Deputation übergeben werden ſolle, erhoben ſich Debatten,
indem einige Anweſende es für beſſer hielten daß man den Magiſtrat
auffordere ſich zum Organ der allgemeinen Wünſche bei dem Herzog
zu machen. Bei der allgemein herrſchenden lebhaften Aufregung war
man allerdings mehr zu raſchen Schritten geneigt, allein die dem Braun-
ſchweiger eigenthümliche Beſonnenheit machte ſich doch geltend, und man
verſchob den Beſchluß bis zu einer auf den Abend anberaumten Ver-
ſammlung, bis wohin die Deputation ſich mit dem Magiſtrat und den
Stadtverordneten beſprechen wollte. In dieſer Verſammlung berichtete
die Deputation daß auch inmitten dieſer Behörden die Wünſche der
Bürgerſchaft zur Beſprechung gekömmen ſeyen und dieſelben Sonntag
den 5 ſich über eine deßfallſige Eingabe an den Landesfürſten verein-
baren würden, die wahrſcheinlich von der hier beſchloſſenen nicht weſent-
lich abweichen dürfte, und daß dann beide Eingaben durch vereinigte
Deputationen übergeben werden könnten. Am Sonntag fand ſich wieder
eine große Verſammlung in dem bisherigen Locale zuſammen und die
Petition wurde von Tauſenden unterſchrieben. Mittags wurde ange-
kündigt daß der Magiſtrat und die Stadtverordneten in allen Punkten
mit dem Inhalt der obigen Eingabe übereinſtimmten und es wurde eine
dieſelbe zu begleiten beſtimmte Vorſtellung derſelben an den Herzog vor-
geleſen welche, in kräftigen einfachen Worten alle jene Wünſche und
Anträge befürwortend, mit dem größten Beifall aufgenommen wurde.
Nun begab ſich die erwählte Deputation mit der von den Stadtbehörden
erwählten, beſtehend aus aus dem Stadtdirector und zwei Stadtverord-
neten auf das Schloß wo ſie, von dem Herzog freundlich empfangen, die
Bittſchriften übergaben. Der Herzog ging ſogleich die darin ent-
haltenen Punkte mit ihnen durch und erklärte zu 1) daß die Bürger-
garden noch geſetzlich beſtänden, ſofort das Erforderliche, namentlich
wegen Verbeſſerung ihres ungenügenden Reglements, an Magiſtrat
und Stadtverordnete erlaſſen werden ſolle; 2) daß Se. Hoh. der Oeffent-
lichkeit geneigt wäre und den Landſtänden das Erforderliche vorgelegt
werden ſolle. 3) In dieſer Beziehung ſey der Beſchluß des Bundes und
was die größeren Bundesſtaaten thun würden, abzuwarten.*) 4)
Hierüber werde, da der Herzog zu einer ſofortigen Erklärung nicht ge-
nug vorbereitet ſey, weiterer Beſcheid vorbehalten. 5) Hiezu ſcheine die
jetzige unruhige Zeit nicht geeignet. 6) Hierüber werde der Herzog ſich
von den Miniſtern Vortrag machen laſſen. Am Schluß äußerte der-
ſelbe daß nunmehr weitere Volksverſammlungen — die man regel-
mäßig abzuhalten beſchloſſen hatte — nicht erforderlich ſchienen, daß aber
nichts dagegen zu erinnern ſey wenn der Bürgerverrin, der ſtets das
Vertrauen Sr. Hoh. beſeſſen, ſich künftig auch mit politiſchen Gegen-
ſtänden beſchäftigte. Dieſes von der Deputation der Verſammlung,
welche ihre Rückkehr erwartete, mitgetheilte Ergebniß erregte allgemeine
Befriedigung, und wenn nur erſt die Bürgerbewaffnung und die Ein-
berufung der Ständeverſammlung erfolgt ſeyn wird, ſo leidet es keinen
Zweifel daß wir auf friedlichem und geſetzlichen Wege alles erlangen
werden, was wir billigerweiſe wünſchen können die bei den letzten Stände-
verſammlung zwiſchen dieſer und der Regierung ausgebrochenen Zer-
würfniſſe werden namentlich ſehr leicht zu beſeitigen ſeyn. Dem Buch-
händler Vieweg iſt die Conceſſion zu einer Zeitung ertheilt, wovon in
dieſen Tagen die Probeblätler erſcheinen werden.

Der geſtrige Tag war ein Tag der Un-
ruhe und des Schreckens. Geſtern Abend um 7 Uhr ſollte in dem Win-
tergarten eine große Verſammlung von 2 bis 3000 Perſonen ſtattfin-
den, in welcher die Punkte feſtgeſtellt werden ſollten um deren Gewäh-
rung man Se. Maj. zu bitten ſich anſchickte. Wie es heißt, wollte man
vorzüglich auf unbedingte Preßfreiheit, ſofortige Einberufung der Reichs-
ſtände, auf Reducirung des Militäretats, auf Bewaffnung aller Bür-
ger ꝛc. antragen. Nachmittags um 4 Uhr wurde eine Bekanntmachung

*) Seitdem iſt der Bundesbeſchluß vom 3 März erſchienen.
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[0019] Verantwortlichkeit der Verfaſſer, Drucker und Verleger für alle Druck- ſchriften beſtimmt, feſtgeſetzt daß alle Druckſachen den Namen des Druckers und (wenn ſie einen ſolchen haben) des Verlegers angeben müſſen; als Mißbrauch der Preſſe die Verletzung der dem deutſchen Bunde und deſſen einzelnen Gliedern ſchuldigen Rückſicht bezeichnet, und auf Uebertretung dieſer Anordnungen außer den geſetzlichen Stra- fen Entziehung der Conceſſion geſetzt. *** Hannover, 7 März.Magiſtrat und Bürgerrepräſen- tanten haben geſtern dem König eine Adreſſe überreicht, in wel- cher ſie als ihre dringendſten Wünſche die ſofortige Einberufung der Stände, Benützung des vom Bunde eingeräumten Rechts zur Einfüh- rung der Preßfreiheit und Mitwirkung des Königs zu einer Ständever- tretung am Bunde ausſprechen. Der König, faſt beſtändig kränkelnd, nahm die erſt gegen Abend ſich meldende Deputation nicht perſönlich an; man hatte auch gar nicht darauf gerechnet und deßhalb nur die beiden Präſidenten der Stadtbehörde mit der Adreſſe abgeſchickt. Dieſer erſte Schritt ſollte wohl ein ſchneller ſeyn, man glaubte unter der täglich ſtei- genden Fluth beſorglicher Gerüchte ein Lebenszeichen geben zu müſſen: aus Sachſen droht eine zürnende Volksmiene, aus Hamburg kam der Bericht von Angriffen auf „einzelne Häuſer“, wie die republicaniſche Preſſe Hamburgs ſich ausdrückt, um nicht ſagen zu müſſen auf die Häu- ſer des Bürgermeiſters Kellinghuſen, des Senators u. ſ. w.; aus Braunſchweig brachte der Sonntagszug die Nachricht von einer ſo eben vollendeten großen Demonſtration. Der Herzog hatte vor dem Portal ſeiner Wohnung zu der Bürgerverſammlung geſprochen, er hatte ſich mit allen Wünſchen derſelben einverſtanden erklärt, ſobald es auch die Stände wären, die er ſofort darum befragen wolle. Nur Einen Wunſch ſoll er beſtimmt und entſchieden abgelehnt haben, den: ein Ehebündniß zu ſchließen. Eine etwanige Descendenz ſey einer ſo ungewiſſen Zukunft ausgeſetzt daß, wenn keine vollſtändigen Garantien einträten, er feſt ent- ſchloſſen ſey ſich niemals zu verheirathen. Auf Hannover zurückzukom- men: dieſe Bewegung rings um uns her und die erſten Spuren von Reformwünſchen in der Provinz des eigenen Landes haben den Magi- ſtrat getrieben einſtweilen etwas zu erbitten, wovon die Einberufung der Stände, wie ich höre, ſchon vorgeſtern auf den 14 d. M. beſchloſſen war. Weitere ſehr zahlreiche Wünſche und Klagen ſoll nun heute eine gemein- ſchaftliche Commiſſion von Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadt- verordneten niederſchreiben, unter denen hoffentlich und wahrſcheinlich auch der auf Herſtellung eines verfaſſungsmäßigen Rechtszuſtands nicht fehlen wird. (Die ablehnende Antwort des Königs haben wir geſtern ſchon mitgetheilt.) H. Braunſchweig. &#xfffc; Braunſchweig, 6 März.Die großen Ereigniſſe in Frankreich welche elektriſch die Welt durchzucken, haben auch uns nicht ganz unberührt gelaſſen. Mit der größten Spannung harrte man auf die Blätter die uns die neueſten Nachrichten aus Frankreich bringen, und ſelbſt ſolche Leute die ſonſt den Blick nicht über das Alltagsleben hinausrichten, waren von der allgemeinen Stimmung ergriffen. Eingedenk des Jahrs 1830, wo die Volks- wuth ſich nicht bloß gegen einen Fürſten gerichtet hatte dem weder Ver- faſſung, noch Geſetz, noch Sitte heilig ſchien, ſondern, weit darüber hin- ausgehend, ſich die unteren Schichten der Bevölkerung drohend gegen Leben, Eigenthum uns alle geſetzliche Ordnung erheben zu wollen ſchienen, und damals eine Bürgergarde hier wie in allen Städten des Landes errichtet, ſpäter aber wieder entwaffnet wurde, ſprach ſich ſchon in der verfloſſenen Woche allgemein der Wunſch aus daß dieſe Bürgergarde ihre Waffen wieder erhalten und ſofort wieder ins Leben ge- rufen werden möchte. In der am verfloſſenen Freitag (3) ſtattgehabten Sitzung des hieſigen Bürgervereins hatte ſich außer den Mitgliedern eine große Menge von Bürgern und Einwohnern eingefunden. Von einem Mitglied wurde der Antrag geſtellt dem Herzog eine deßfallſige Bittſchrift zu überreichen, und dieſe wurde, nachdem der Bürgerverein als ſolcher ſeine Sitzung aufgehoben hatte, von der Verſammlung einſtim- mig angenommen, und beſchloſſen daß die Bittſchrift am anderen Tag in demſelben Local zur Unterſchrift ausgelegt und dann durch eine zu dieſem Zweck erwählte Deputation dem Miniſterium überreicht werden ſolle. Als dieſe aber nach vollendeter Verſammlung die Adreſſe ent- werfen wollte, fanden zwiſchen ihr und vielen welche der Verſamm- lung beigewohnt hatten, noch weitere Beſprechungen ſtatt, in Folge deren man der Anſicht war daß man weiter gehen müſſe. Es wurde daher auf der Stelle eine Eingabe an dem Herzog entworfen, worin derſelbe gebeten wurde: 1) um allgemeine Bürgerbewaffnung; 2) um Oeffentlichkeit der Verhandlungen der Staats- und Gemeindeverwal- tung, ſowie des Gerichtsverfahrens mit Schwurgerichten; 3) um Preß- freiheit und einſtweilige Aufhebung der Cenſur; 4) um Mitwirkung dazu daß die Völker beim deutſchen Bund mit vertreten würden; 5) um Mitwirkung bei der nächſten Zollconferenz behufs einer mercantiliſchen Vereinigung von ganz Deutſchland; 6) möglichſtbaldige Zuſammen- berufung eines außerordentlichem Landtags. Am 4 d. M. Vormittags 11 Uhr war der große Saal im mediciniſchen Garten gedrängtvoll von Männern aus den verſchiedenſten Ständen, und die Bittſchrift wurde einſtimmig genehmigt. Ueber die Frage jedoch, ob dieſelbe durch die geſtern erwählte Deputation übergeben werden ſolle, erhoben ſich Debatten, indem einige Anweſende es für beſſer hielten daß man den Magiſtrat auffordere ſich zum Organ der allgemeinen Wünſche bei dem Herzog zu machen. Bei der allgemein herrſchenden lebhaften Aufregung war man allerdings mehr zu raſchen Schritten geneigt, allein die dem Braun- ſchweiger eigenthümliche Beſonnenheit machte ſich doch geltend, und man verſchob den Beſchluß bis zu einer auf den Abend anberaumten Ver- ſammlung, bis wohin die Deputation ſich mit dem Magiſtrat und den Stadtverordneten beſprechen wollte. In dieſer Verſammlung berichtete die Deputation daß auch inmitten dieſer Behörden die Wünſche der Bürgerſchaft zur Beſprechung gekömmen ſeyen und dieſelben Sonntag den 5 ſich über eine deßfallſige Eingabe an den Landesfürſten verein- baren würden, die wahrſcheinlich von der hier beſchloſſenen nicht weſent- lich abweichen dürfte, und daß dann beide Eingaben durch vereinigte Deputationen übergeben werden könnten. Am Sonntag fand ſich wieder eine große Verſammlung in dem bisherigen Locale zuſammen und die Petition wurde von Tauſenden unterſchrieben. Mittags wurde ange- kündigt daß der Magiſtrat und die Stadtverordneten in allen Punkten mit dem Inhalt der obigen Eingabe übereinſtimmten und es wurde eine dieſelbe zu begleiten beſtimmte Vorſtellung derſelben an den Herzog vor- geleſen welche, in kräftigen einfachen Worten alle jene Wünſche und Anträge befürwortend, mit dem größten Beifall aufgenommen wurde. Nun begab ſich die erwählte Deputation mit der von den Stadtbehörden erwählten, beſtehend aus aus dem Stadtdirector und zwei Stadtverord- neten auf das Schloß wo ſie, von dem Herzog freundlich empfangen, die Bittſchriften übergaben. Der Herzog ging ſogleich die darin ent- haltenen Punkte mit ihnen durch und erklärte zu 1) daß die Bürger- garden noch geſetzlich beſtänden, ſofort das Erforderliche, namentlich wegen Verbeſſerung ihres ungenügenden Reglements, an Magiſtrat und Stadtverordnete erlaſſen werden ſolle; 2) daß Se. Hoh. der Oeffent- lichkeit geneigt wäre und den Landſtänden das Erforderliche vorgelegt werden ſolle. 3) In dieſer Beziehung ſey der Beſchluß des Bundes und was die größeren Bundesſtaaten thun würden, abzuwarten. *) 4) Hierüber werde, da der Herzog zu einer ſofortigen Erklärung nicht ge- nug vorbereitet ſey, weiterer Beſcheid vorbehalten. 5) Hiezu ſcheine die jetzige unruhige Zeit nicht geeignet. 6) Hierüber werde der Herzog ſich von den Miniſtern Vortrag machen laſſen. Am Schluß äußerte der- ſelbe daß nunmehr weitere Volksverſammlungen — die man regel- mäßig abzuhalten beſchloſſen hatte — nicht erforderlich ſchienen, daß aber nichts dagegen zu erinnern ſey wenn der Bürgerverrin, der ſtets das Vertrauen Sr. Hoh. beſeſſen, ſich künftig auch mit politiſchen Gegen- ſtänden beſchäftigte. Dieſes von der Deputation der Verſammlung, welche ihre Rückkehr erwartete, mitgetheilte Ergebniß erregte allgemeine Befriedigung, und wenn nur erſt die Bürgerbewaffnung und die Ein- berufung der Ständeverſammlung erfolgt ſeyn wird, ſo leidet es keinen Zweifel daß wir auf friedlichem und geſetzlichen Wege alles erlangen werden, was wir billigerweiſe wünſchen können die bei den letzten Stände- verſammlung zwiſchen dieſer und der Regierung ausgebrochenen Zer- würfniſſe werden namentlich ſehr leicht zu beſeitigen ſeyn. Dem Buch- händler Vieweg iſt die Conceſſion zu einer Zeitung ertheilt, wovon in dieſen Tagen die Probeblätler erſcheinen werden. *** Breslau, 7 März.Der geſtrige Tag war ein Tag der Un- ruhe und des Schreckens. Geſtern Abend um 7 Uhr ſollte in dem Win- tergarten eine große Verſammlung von 2 bis 3000 Perſonen ſtattfin- den, in welcher die Punkte feſtgeſtellt werden ſollten um deren Gewäh- rung man Se. Maj. zu bitten ſich anſchickte. Wie es heißt, wollte man vorzüglich auf unbedingte Preßfreiheit, ſofortige Einberufung der Reichs- ſtände, auf Reducirung des Militäretats, auf Bewaffnung aller Bür- ger ꝛc. antragen. Nachmittags um 4 Uhr wurde eine Bekanntmachung *) Seitdem iſt der Bundesbeſchluß vom 3 März erſchienen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-08-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 73, 13. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine73_1848/19>, abgerufen am 10.10.2024.