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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.

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Allgemeine Zeitung 7. November 1914.
[Spaltenumbruch]

Die Agenzia Stefani meldet aus Petersburg: Nachdem
die Türkei die Feindseligkeiten gegen Rußland eröffnet hat, hat
die russische Regierung ihre Konsuln angewiesen, die Türkei zu
verlassen und den Schutz der Russen Italien übertragen. Der
russische Botschafter wurde angewiesen, Konstantinopel zu ver-
lassen. Rußland wird den türkischen Untertanen in Rußland gegen-
über dieselbe Haltung einnehmen, wie die Türkei gegenüber den
russischen Untertanen.

Ueber die weiteren Vorgänge vermittelt das Wolffsche Tele-
graphenbureau nachstehende Meldungen:

Die "Petersburger Telegraphen-Agentur" meldet: Zwischen
91/2 und 101/2 Uhr vormittags beschoß ein türkischer Kreuzer mit
drei Schornsteinen den Bahnhof und die Stadt Feodosia, be-
schädigte die Kathedrale, die griechische Kirche, die Speicher am
Hafen und die Mole; ein Soldat wurde verwundet. Die Filiale
der Russischen Bank für auswärtigen Handel geriet in Brand. Um
101/2 Uhr dampfte der Kreuzer nach Südwesten ab.

In Noworossijsk kam der türkische Kreuzer "Hamidije"
an, forderte die Stadt auf, sich zu ergeben sowie das Staatseigen-
tum auszuliefern und hat im Falle der Ablehnung Bombardierung
der Stadt angedroht. Der türkische Konsul und Beamte wurden
verhaftet. Der Kreuzer entfernte sich.

Die gefangen genommenen russischen Offiziere und Matrosen
wurden mit dem gekaperten russischen Kohlendampfer abends nach
Kawak am oberen Bosporus gebracht.

*


Der Khedive von Aegypten wohnte dem aus Anlaß
des Beiramfestes stattfindenden Empfang und der Handkuß-
zeremonie bei. Der Sultan zeichnete ihn besonders durch
Liebenswürdigkeit aus.

*


Der Seekampf, der gestern im Schwarzen Meer statt-
gefunden hat, wurde dem Publikum erst heute bekannt und rief
großes Aufsehen hervor.

Ein offizielles, durch die Agence Ottomane am 2. November
veröffentlichtes Communique besagt:

Nach amtlichen Nachrichten von der kaukasischen Grenze haben
die Russen an mehreren Punkten unsere Grenztruppen angegriffen.
Sie wurden aber gezwungen, sich zurückzuziehen, wobei sie zum
Teil dank dem energischen Widerstand, der von den türkischen
Truppen ihnen entgegengesetzt wurde, Verluste erlitten.

*

Im Mittelmeer haben englische Kreuzer das Feuer eröffnet
und ein griechisches Torpedoboot zum Sinken gebracht, das sich
ihnen näherte, da sie es für ein türkisches Torpedoboot hielten.

Diese beiden Ereignisse zeigen, daß unsere Feinde zu Lande
und zu Wasser die Feindseligkeiten gegen uns eröffnet haben, die
sie seit langer Zeit gegen uns vorhatten.

Die ganze otto manische Nation ist bereit, vertrauend
auf den Schutz Gottes, des einzigen Schützers von Recht und Billig-
keit, auf diese Angriffe zu antworten, die darauf abzielen, unsere
Existenz zu vernichten.

Ueber die Versenkung des russischen Minen-
schiffes "Pruth"
wird amtlich noch bekanntgegeben:

Die Offiziere und die Besatzung der "Pruth", die Jahre hin-
durch auf dem russischen Stationsschiff in Konstantinopel dienten,
waren mit dem Gewässer des Bosporus vollkommen vertraut. Als
die russische Flotte erfuhr, daß ein schwacher Teil der türkischen
Flotte sich zur Uebung ins Schwarze Meer begeben habe, ging
sie am 27. Oktober von Sebastopol südlich in See und ließ dort
nur ein Verteidigungsgeschwader. Auch "Pruth" fuhr südlich ab.
Die Absicht der russischen Flotte war, vor der Bosporusmündung
Minen zu legen, das kleine, im Schwarzen Meer sich aufhaltende
türkische Geschwader anzugreifen und die türkische Hauptflotte,
wenn sie diesem Geschwader zu Hilfe eilte, durch Minen zu ver-
nichten. Die türkische Flotte bemerkte das russische Minenschiff, das
von Torpedobooten begleitet war, rechtzeitig, und brachte es, wie
in den letzten amtlichen Darstellungen geschildert, zum Sinken.
Von den russischen Offizieren wurden 5 gerettet, darunter der
Fregattenkapitän. Alle Gefangenen wurden nach Ismid gebracht.

*


Ueber eine neue englische Völkerrechtsverletzung
wird dem Wolffschen Bureau unterm 2. November aus Kon-
stantinopel gemeldet:

[Spaltenumbruch]

Nach amtlichen Meldungen handelt es sich bei dem Vorfall
von Tscheschme um das Handelschiff "Kinali Aga" und die
Jacht "Beyruth", die infolge der Sperrung des Hafens von
Smyrna auf der Reede von Vurla verankert waren. Zwei engli-
sche Torpedobootszerstörer forderten die beiden Schiffe auf, sich
innerhalb zehn Minuten zu ergeben. Die Kapitäne lehnten die
Uebergabe kategorisch ab, setzten die Mannschaften an Land und
brachten selbst beide Schiffe zum Sinken.

Bezüglich dieses Vorfalles wird hervorgehoben, daß sich Eng-
land einer Verletzung des Völkerrechts schuldig gemacht hat, indem
es einen Angriff auf Schiffe unternahm, die als neutral anerkannt
waren. Die "Beyruth" war in das Rote Meer gesandt worden,
um dort Bojen zu legen, und war lange Zeit mit dieser Arbeit
beschäftigt. Auf Ersuchen von England hat sich damals ein engli-
scher Fachmann an Bord befunden. Nachdem die "Beyruth" ihre
Mission erfüllt hatte, befand sie sich nunmehr auf der Heimfahrt
nach Konstantinopel.

Somit hat England ein Schiff angegriffen, das wissenschaftlichen
Zwecken dient und vom Völkerrecht als neutral anerkannt wird.

*

Nähere Mitteilungen über den türkischen See-Erfolg
erhält die Wiener "Neue Freie Presse" von maßgebender türkischer
Seite: Nach hier eingetroffenen Berichten des türkischen Ministe-
riums war der Seekampf im Schwarzen Meer viel
ernster, als die ersten Nachrichten annehmen ließen. Ein kleiner
Teil der türkischen Flotte, welcher Uebungen im Schwarzen Meer
machte, wurde zunächst von russischen Kriegsschiffen beobachtet und
dann verfolgt. Die russischen Kriegsschiffe gingen bald darauf
zum Angriff auf die türkische Flotte über. In den Kämpfen gegen
die russische Flotte tat sich besonders das Linienschiff "Torgut Reiß"
hervor. Die Erfolge der türkischen Flotte lassen sich folgender-
maßen zusammenfassen: Fünf russische Kriegsschiffe
wurden in den Grund gebohrt, 19 Transport-
schiffe versenkt
. Auf den Transportschiffen befanden sich,
wie die gefangenen russischen Marinesoldaten aussagten, nicht we-
niger als 1700 Minen, die im Schwarzen Meer versenkt werden
sollten. Schon diese Tatsache beweist die feindselige Absicht der
russischen Flotte. Bei der Beschießung der Häfen wurden 55 Spei-
cher, die Petroleum und Getreide enthielten, vernichtet, und zwar
50 in Sebastopol und Roworossijek und 5 in Odessa.

*


Die griechischen Blätter besprechen die durch den
türkischen Handstreich geschaffene Lage und erklären, Griechen-
land
wolle nach wie vor in Frieden leben. Nach Meldung
der Blätter hängt jedoch der Friede auf dem Balkan einzig und
allein von Bulgarien ab. Griechenland wache über seine
Interessen.

Der Ausbruch des Krieges zwischen der Türkei und Rußland
erregt in Bulgarien überall großes Aufsehen. Im allgemeinen
herrscht große Genugtuung. Nach einer Meldung aus Varna ist
das Kabel Varna-Sebastopol zerschnitten worden.

Die "Reichspost" meldet aus Sofia: Der Vizepräsident der
Sobranje, Monschilow, hatte eine Unterredung mit dem Minister-
präsidenten über die politische Lage. Er berichtete darüber an
versammelte Journalisten:

Soweit die Interessen Bulgariens in Frage kommen,
ist der Ministerpräsident mit der gegenwärtigen Lage vollkommen
zufrieden. Die bulgarische Regierung hat die abschlägige Antwort
Serbiens hinsichtlich der trostlosen Zustände in Mazedonien zur
Kenntnis genommen und wird sich in der nächsten Zeit über die
weiteren Maßnahmen klar werden. Jedenfalls ist es als erfunden
zu bezeichnen, daß Oesterreich-Ungarn auf den Einmarsch Bul-
gariens nach Neu-Serbien dränge. Oesterreich-Ungarn hat die
Hilfe Bulgariens in der serbischen Auseinandersetzung gar nicht
nötig. Bulgarien wird vorläufig gegen niemanden etwas unter-
nehmen. Es wird aber nicht verabsäumen, zur richtigen Stunde
seine Forderungen zu verwirklichen.

*


Die Meldung von der ersten siegreichen Waffentat der türki-
schen Marine hat in Berlin großen Enthusiasmus her-
vorgerufen. Es liegt darüber folgende Berliner Meldung vom
31. Oktober vor:

Gestern abend kam es auf dem Potsdamer Platz und vor
dem Palais des türkischen Botschafters Mahmud

Allgemeine Zeitung 7. November 1914.
[Spaltenumbruch]

Die Agenzia Stefani meldet aus Petersburg: Nachdem
die Türkei die Feindſeligkeiten gegen Rußland eröffnet hat, hat
die ruſſiſche Regierung ihre Konſuln angewieſen, die Türkei zu
verlaſſen und den Schutz der Ruſſen Italien übertragen. Der
ruſſiſche Botſchafter wurde angewieſen, Konſtantinopel zu ver-
laſſen. Rußland wird den türkiſchen Untertanen in Rußland gegen-
über dieſelbe Haltung einnehmen, wie die Türkei gegenüber den
ruſſiſchen Untertanen.

Ueber die weiteren Vorgänge vermittelt das Wolffſche Tele-
graphenbureau nachſtehende Meldungen:

Die „Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet: Zwiſchen
9½ und 10½ Uhr vormittags beſchoß ein türkiſcher Kreuzer mit
drei Schornſteinen den Bahnhof und die Stadt Feodoſia, be-
ſchädigte die Kathedrale, die griechiſche Kirche, die Speicher am
Hafen und die Mole; ein Soldat wurde verwundet. Die Filiale
der Ruſſiſchen Bank für auswärtigen Handel geriet in Brand. Um
10½ Uhr dampfte der Kreuzer nach Südweſten ab.

In Noworoſſijſk kam der türkiſche Kreuzer „Hamidije“
an, forderte die Stadt auf, ſich zu ergeben ſowie das Staatseigen-
tum auszuliefern und hat im Falle der Ablehnung Bombardierung
der Stadt angedroht. Der türkiſche Konſul und Beamte wurden
verhaftet. Der Kreuzer entfernte ſich.

Die gefangen genommenen ruſſiſchen Offiziere und Matroſen
wurden mit dem gekaperten ruſſiſchen Kohlendampfer abends nach
Kawak am oberen Bosporus gebracht.

*


Der Khedive von Aegypten wohnte dem aus Anlaß
des Beiramfeſtes ſtattfindenden Empfang und der Handkuß-
zeremonie bei. Der Sultan zeichnete ihn beſonders durch
Liebenswürdigkeit aus.

*


Der Seekampf, der geſtern im Schwarzen Meer ſtatt-
gefunden hat, wurde dem Publikum erſt heute bekannt und rief
großes Aufſehen hervor.

Ein offizielles, durch die Agence Ottomane am 2. November
veröffentlichtes Communiqué beſagt:

Nach amtlichen Nachrichten von der kaukaſiſchen Grenze haben
die Ruſſen an mehreren Punkten unſere Grenztruppen angegriffen.
Sie wurden aber gezwungen, ſich zurückzuziehen, wobei ſie zum
Teil dank dem energiſchen Widerſtand, der von den türkiſchen
Truppen ihnen entgegengeſetzt wurde, Verluſte erlitten.

*

Im Mittelmeer haben engliſche Kreuzer das Feuer eröffnet
und ein griechiſches Torpedoboot zum Sinken gebracht, das ſich
ihnen näherte, da ſie es für ein türkiſches Torpedoboot hielten.

Dieſe beiden Ereigniſſe zeigen, daß unſere Feinde zu Lande
und zu Waſſer die Feindſeligkeiten gegen uns eröffnet haben, die
ſie ſeit langer Zeit gegen uns vorhatten.

Die ganze otto maniſche Nation iſt bereit, vertrauend
auf den Schutz Gottes, des einzigen Schützers von Recht und Billig-
keit, auf dieſe Angriffe zu antworten, die darauf abzielen, unſere
Exiſtenz zu vernichten.

Ueber die Verſenkung des ruſſiſchen Minen-
ſchiffes „Pruth“
wird amtlich noch bekanntgegeben:

Die Offiziere und die Beſatzung der „Pruth“, die Jahre hin-
durch auf dem ruſſiſchen Stationsſchiff in Konſtantinopel dienten,
waren mit dem Gewäſſer des Bosporus vollkommen vertraut. Als
die ruſſiſche Flotte erfuhr, daß ein ſchwacher Teil der türkiſchen
Flotte ſich zur Uebung ins Schwarze Meer begeben habe, ging
ſie am 27. Oktober von Sebaſtopol ſüdlich in See und ließ dort
nur ein Verteidigungsgeſchwader. Auch „Pruth“ fuhr ſüdlich ab.
Die Abſicht der ruſſiſchen Flotte war, vor der Bosporusmündung
Minen zu legen, das kleine, im Schwarzen Meer ſich aufhaltende
türkiſche Geſchwader anzugreifen und die türkiſche Hauptflotte,
wenn ſie dieſem Geſchwader zu Hilfe eilte, durch Minen zu ver-
nichten. Die türkiſche Flotte bemerkte das ruſſiſche Minenſchiff, das
von Torpedobooten begleitet war, rechtzeitig, und brachte es, wie
in den letzten amtlichen Darſtellungen geſchildert, zum Sinken.
Von den ruſſiſchen Offizieren wurden 5 gerettet, darunter der
Fregattenkapitän. Alle Gefangenen wurden nach Ismid gebracht.

*


Ueber eine neue engliſche Völkerrechtsverletzung
wird dem Wolffſchen Bureau unterm 2. November aus Kon-
ſtantinopel gemeldet:

[Spaltenumbruch]

Nach amtlichen Meldungen handelt es ſich bei dem Vorfall
von Tſcheſchme um das Handelschiff „Kinali Aga“ und die
Jacht „Beyruth“, die infolge der Sperrung des Hafens von
Smyrna auf der Reede von Vurla verankert waren. Zwei engli-
ſche Torpedobootszerſtörer forderten die beiden Schiffe auf, ſich
innerhalb zehn Minuten zu ergeben. Die Kapitäne lehnten die
Uebergabe kategoriſch ab, ſetzten die Mannſchaften an Land und
brachten ſelbſt beide Schiffe zum Sinken.

Bezüglich dieſes Vorfalles wird hervorgehoben, daß ſich Eng-
land einer Verletzung des Völkerrechts ſchuldig gemacht hat, indem
es einen Angriff auf Schiffe unternahm, die als neutral anerkannt
waren. Die „Beyruth“ war in das Rote Meer geſandt worden,
um dort Bojen zu legen, und war lange Zeit mit dieſer Arbeit
beſchäftigt. Auf Erſuchen von England hat ſich damals ein engli-
ſcher Fachmann an Bord befunden. Nachdem die „Beyruth“ ihre
Miſſion erfüllt hatte, befand ſie ſich nunmehr auf der Heimfahrt
nach Konſtantinopel.

Somit hat England ein Schiff angegriffen, das wiſſenſchaftlichen
Zwecken dient und vom Völkerrecht als neutral anerkannt wird.

*

Nähere Mitteilungen über den türkiſchen See-Erfolg
erhält die Wiener „Neue Freie Preſſe“ von maßgebender türkiſcher
Seite: Nach hier eingetroffenen Berichten des türkiſchen Miniſte-
riums war der Seekampf im Schwarzen Meer viel
ernſter, als die erſten Nachrichten annehmen ließen. Ein kleiner
Teil der türkiſchen Flotte, welcher Uebungen im Schwarzen Meer
machte, wurde zunächſt von ruſſiſchen Kriegsſchiffen beobachtet und
dann verfolgt. Die ruſſiſchen Kriegsſchiffe gingen bald darauf
zum Angriff auf die türkiſche Flotte über. In den Kämpfen gegen
die ruſſiſche Flotte tat ſich beſonders das Linienſchiff „Torgut Reiß“
hervor. Die Erfolge der türkiſchen Flotte laſſen ſich folgender-
maßen zuſammenfaſſen: Fünf ruſſiſche Kriegsſchiffe
wurden in den Grund gebohrt, 19 Transport-
ſchiffe verſenkt
. Auf den Transportſchiffen befanden ſich,
wie die gefangenen ruſſiſchen Marineſoldaten ausſagten, nicht we-
niger als 1700 Minen, die im Schwarzen Meer verſenkt werden
ſollten. Schon dieſe Tatſache beweiſt die feindſelige Abſicht der
ruſſiſchen Flotte. Bei der Beſchießung der Häfen wurden 55 Spei-
cher, die Petroleum und Getreide enthielten, vernichtet, und zwar
50 in Sebaſtopol und Roworoſſijek und 5 in Odeſſa.

*


Die griechiſchen Blätter beſprechen die durch den
türkiſchen Handſtreich geſchaffene Lage und erklären, Griechen-
land
wolle nach wie vor in Frieden leben. Nach Meldung
der Blätter hängt jedoch der Friede auf dem Balkan einzig und
allein von Bulgarien ab. Griechenland wache über ſeine
Intereſſen.

Der Ausbruch des Krieges zwiſchen der Türkei und Rußland
erregt in Bulgarien überall großes Aufſehen. Im allgemeinen
herrſcht große Genugtuung. Nach einer Meldung aus Varna iſt
das Kabel Varna-Sebaſtopol zerſchnitten worden.

Die „Reichspoſt“ meldet aus Sofia: Der Vizepräſident der
Sobranje, Monſchilow, hatte eine Unterredung mit dem Miniſter-
präſidenten über die politiſche Lage. Er berichtete darüber an
verſammelte Journaliſten:

Soweit die Intereſſen Bulgariens in Frage kommen,
iſt der Miniſterpräſident mit der gegenwärtigen Lage vollkommen
zufrieden. Die bulgariſche Regierung hat die abſchlägige Antwort
Serbiens hinſichtlich der troſtloſen Zuſtände in Mazedonien zur
Kenntnis genommen und wird ſich in der nächſten Zeit über die
weiteren Maßnahmen klar werden. Jedenfalls iſt es als erfunden
zu bezeichnen, daß Oeſterreich-Ungarn auf den Einmarſch Bul-
gariens nach Neu-Serbien dränge. Oeſterreich-Ungarn hat die
Hilfe Bulgariens in der ſerbiſchen Auseinanderſetzung gar nicht
nötig. Bulgarien wird vorläufig gegen niemanden etwas unter-
nehmen. Es wird aber nicht verabſäumen, zur richtigen Stunde
ſeine Forderungen zu verwirklichen.

*


Die Meldung von der erſten ſiegreichen Waffentat der türki-
ſchen Marine hat in Berlin großen Enthuſiasmus her-
vorgerufen. Es liegt darüber folgende Berliner Meldung vom
31. Oktober vor:

Geſtern abend kam es auf dem Potsdamer Platz und vor
dem Palais des türkiſchen Botſchafters Mahmud

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[648/0004] Allgemeine Zeitung 7. November 1914. Die Agenzia Stefani meldet aus Petersburg: Nachdem die Türkei die Feindſeligkeiten gegen Rußland eröffnet hat, hat die ruſſiſche Regierung ihre Konſuln angewieſen, die Türkei zu verlaſſen und den Schutz der Ruſſen Italien übertragen. Der ruſſiſche Botſchafter wurde angewieſen, Konſtantinopel zu ver- laſſen. Rußland wird den türkiſchen Untertanen in Rußland gegen- über dieſelbe Haltung einnehmen, wie die Türkei gegenüber den ruſſiſchen Untertanen. Ueber die weiteren Vorgänge vermittelt das Wolffſche Tele- graphenbureau nachſtehende Meldungen: Die „Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet: Zwiſchen 9½ und 10½ Uhr vormittags beſchoß ein türkiſcher Kreuzer mit drei Schornſteinen den Bahnhof und die Stadt Feodoſia, be- ſchädigte die Kathedrale, die griechiſche Kirche, die Speicher am Hafen und die Mole; ein Soldat wurde verwundet. Die Filiale der Ruſſiſchen Bank für auswärtigen Handel geriet in Brand. Um 10½ Uhr dampfte der Kreuzer nach Südweſten ab. In Noworoſſijſk kam der türkiſche Kreuzer „Hamidije“ an, forderte die Stadt auf, ſich zu ergeben ſowie das Staatseigen- tum auszuliefern und hat im Falle der Ablehnung Bombardierung der Stadt angedroht. Der türkiſche Konſul und Beamte wurden verhaftet. Der Kreuzer entfernte ſich. Die gefangen genommenen ruſſiſchen Offiziere und Matroſen wurden mit dem gekaperten ruſſiſchen Kohlendampfer abends nach Kawak am oberen Bosporus gebracht. * Der Khedive von Aegypten wohnte dem aus Anlaß des Beiramfeſtes ſtattfindenden Empfang und der Handkuß- zeremonie bei. Der Sultan zeichnete ihn beſonders durch Liebenswürdigkeit aus. * Der Seekampf, der geſtern im Schwarzen Meer ſtatt- gefunden hat, wurde dem Publikum erſt heute bekannt und rief großes Aufſehen hervor. Ein offizielles, durch die Agence Ottomane am 2. November veröffentlichtes Communiqué beſagt: Nach amtlichen Nachrichten von der kaukaſiſchen Grenze haben die Ruſſen an mehreren Punkten unſere Grenztruppen angegriffen. Sie wurden aber gezwungen, ſich zurückzuziehen, wobei ſie zum Teil dank dem energiſchen Widerſtand, der von den türkiſchen Truppen ihnen entgegengeſetzt wurde, Verluſte erlitten. * Im Mittelmeer haben engliſche Kreuzer das Feuer eröffnet und ein griechiſches Torpedoboot zum Sinken gebracht, das ſich ihnen näherte, da ſie es für ein türkiſches Torpedoboot hielten. Dieſe beiden Ereigniſſe zeigen, daß unſere Feinde zu Lande und zu Waſſer die Feindſeligkeiten gegen uns eröffnet haben, die ſie ſeit langer Zeit gegen uns vorhatten. Die ganze otto maniſche Nation iſt bereit, vertrauend auf den Schutz Gottes, des einzigen Schützers von Recht und Billig- keit, auf dieſe Angriffe zu antworten, die darauf abzielen, unſere Exiſtenz zu vernichten. Ueber die Verſenkung des ruſſiſchen Minen- ſchiffes „Pruth“ wird amtlich noch bekanntgegeben: Die Offiziere und die Beſatzung der „Pruth“, die Jahre hin- durch auf dem ruſſiſchen Stationsſchiff in Konſtantinopel dienten, waren mit dem Gewäſſer des Bosporus vollkommen vertraut. Als die ruſſiſche Flotte erfuhr, daß ein ſchwacher Teil der türkiſchen Flotte ſich zur Uebung ins Schwarze Meer begeben habe, ging ſie am 27. Oktober von Sebaſtopol ſüdlich in See und ließ dort nur ein Verteidigungsgeſchwader. Auch „Pruth“ fuhr ſüdlich ab. Die Abſicht der ruſſiſchen Flotte war, vor der Bosporusmündung Minen zu legen, das kleine, im Schwarzen Meer ſich aufhaltende türkiſche Geſchwader anzugreifen und die türkiſche Hauptflotte, wenn ſie dieſem Geſchwader zu Hilfe eilte, durch Minen zu ver- nichten. Die türkiſche Flotte bemerkte das ruſſiſche Minenſchiff, das von Torpedobooten begleitet war, rechtzeitig, und brachte es, wie in den letzten amtlichen Darſtellungen geſchildert, zum Sinken. 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Die „Beyruth“ war in das Rote Meer geſandt worden, um dort Bojen zu legen, und war lange Zeit mit dieſer Arbeit beſchäftigt. Auf Erſuchen von England hat ſich damals ein engli- ſcher Fachmann an Bord befunden. Nachdem die „Beyruth“ ihre Miſſion erfüllt hatte, befand ſie ſich nunmehr auf der Heimfahrt nach Konſtantinopel. Somit hat England ein Schiff angegriffen, das wiſſenſchaftlichen Zwecken dient und vom Völkerrecht als neutral anerkannt wird. * Nähere Mitteilungen über den türkiſchen See-Erfolg erhält die Wiener „Neue Freie Preſſe“ von maßgebender türkiſcher Seite: Nach hier eingetroffenen Berichten des türkiſchen Miniſte- riums war der Seekampf im Schwarzen Meer viel ernſter, als die erſten Nachrichten annehmen ließen. Ein kleiner Teil der türkiſchen Flotte, welcher Uebungen im Schwarzen Meer machte, wurde zunächſt von ruſſiſchen Kriegsſchiffen beobachtet und dann verfolgt. Die ruſſiſchen Kriegsſchiffe gingen bald darauf zum Angriff auf die türkiſche Flotte über. In den Kämpfen gegen die ruſſiſche Flotte tat ſich beſonders das Linienſchiff „Torgut Reiß“ hervor. Die Erfolge der türkiſchen Flotte laſſen ſich folgender- maßen zuſammenfaſſen: Fünf ruſſiſche Kriegsſchiffe wurden in den Grund gebohrt, 19 Transport- ſchiffe verſenkt. Auf den Transportſchiffen befanden ſich, wie die gefangenen ruſſiſchen Marineſoldaten ausſagten, nicht we- niger als 1700 Minen, die im Schwarzen Meer verſenkt werden ſollten. Schon dieſe Tatſache beweiſt die feindſelige Abſicht der ruſſiſchen Flotte. Bei der Beſchießung der Häfen wurden 55 Spei- cher, die Petroleum und Getreide enthielten, vernichtet, und zwar 50 in Sebaſtopol und Roworoſſijek und 5 in Odeſſa. * Die griechiſchen Blätter beſprechen die durch den türkiſchen Handſtreich geſchaffene Lage und erklären, Griechen- land wolle nach wie vor in Frieden leben. Nach Meldung der Blätter hängt jedoch der Friede auf dem Balkan einzig und allein von Bulgarien ab. Griechenland wache über ſeine Intereſſen. Der Ausbruch des Krieges zwiſchen der Türkei und Rußland erregt in Bulgarien überall großes Aufſehen. Im allgemeinen herrſcht große Genugtuung. Nach einer Meldung aus Varna iſt das Kabel Varna-Sebaſtopol zerſchnitten worden. Die „Reichspoſt“ meldet aus Sofia: Der Vizepräſident der Sobranje, Monſchilow, hatte eine Unterredung mit dem Miniſter- präſidenten über die politiſche Lage. Er berichtete darüber an verſammelte Journaliſten: Soweit die Intereſſen Bulgariens in Frage kommen, iſt der Miniſterpräſident mit der gegenwärtigen Lage vollkommen zufrieden. Die bulgariſche Regierung hat die abſchlägige Antwort Serbiens hinſichtlich der troſtloſen Zuſtände in Mazedonien zur Kenntnis genommen und wird ſich in der nächſten Zeit über die weiteren Maßnahmen klar werden. Jedenfalls iſt es als erfunden zu bezeichnen, daß Oeſterreich-Ungarn auf den Einmarſch Bul- gariens nach Neu-Serbien dränge. Oeſterreich-Ungarn hat die Hilfe Bulgariens in der ſerbiſchen Auseinanderſetzung gar nicht nötig. 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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1914/4>, abgerufen am 21.11.2024.