Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914.München. Allgemeine Zeitung. Erscheint einmal wöchentlich. Die Allgemeine Zeitung kostet für München durch Trägerin und [Abbildung]
Inseratenpreise: die viergespaltene Nonpareillezeile 50 Pfg., Redaktion und Expedition: München, Müllerstraße 27/29. Nummer 40. München, Samstag, 3. Oktober 1914. 117. Jahrgang. Inhalt: Seite Kriegs-Chronik. Der Feind im Westen -- Der Feind im Osten -- England -- Aus un- seren Kolonien -- 4.46 Milliar- den Kriegsanleihe 585 Seite Die deutsche Weltpolitik und der Krieg. Von Wolfgang Eisenhart 591 Deutscher Kampf gegen welsche Lüge. Von O. Crusius 592 Dem Feind. Gedicht von Joseph Rieß, München 593 Seite Von unseren Hochschulen. Dr. Robert v. Pöhlmann + 593 Handel und Industrie Wirtschaftliche Dokumente. Von Wilhelm Prager 593 Kriegs-Chronik.[Spaltenumbruch]
Der Feind im Westen. Das große Ringen in Frankreich hat noch immer nicht zu einer 25. September: Der Fortgang der Operationen hat auf unserem äußersten rech- 26. September.
29. September.
Vor Schluß des Blattes wird noch amtlich aus dem Großen Nördlich und südlich Albert vorgehende feindliche Kräfte sind Ein tollkühner Handstreich. Der Sohn des Amtsgerichtsrats v. d. Linde in Potsdam, Leut- "Ich mußte mit 500 Mann auf ungedecktem Gelände auf das München. Allgemeine Zeitung. Erſcheint einmal wöchentlich. Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und [Abbildung]
Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Nonpareillezeile 50 Pfg., Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29. Nummer 40. München, Samstag, 3. Oktober 1914. 117. Jahrgang. Inhalt: Seite Kriegs-Chronik. Der Feind im Weſten — Der Feind im Oſten — England — Aus un- ſeren Kolonien — 4.46 Milliar- den Kriegsanleihe 585 Seite Die deutſche Weltpolitik und der Krieg. Von Wolfgang Eiſenhart 591 Deutſcher Kampf gegen welſche Lüge. Von O. Cruſius 592 Dem Feind. Gedicht von Joſeph Rieß, München 593 Seite Von unſeren Hochſchulen. Dr. Robert v. Pöhlmann † 593 Handel und Induſtrie Wirtſchaftliche Dokumente. Von Wilhelm Prager 593 Kriegs-Chronik.[Spaltenumbruch]
Der Feind im Weſten. Das große Ringen in Frankreich hat noch immer nicht zu einer 25. September: Der Fortgang der Operationen hat auf unſerem äußerſten rech- 26. September.
29. September.
Vor Schluß des Blattes wird noch amtlich aus dem Großen Nördlich und ſüdlich Albert vorgehende feindliche Kräfte ſind Ein tollkühner Handſtreich. Der Sohn des Amtsgerichtsrats v. d. Linde in Potsdam, Leut- „Ich mußte mit 500 Mann auf ungedecktem Gelände auf das <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b">München.</hi> </pubPlace> </docImprint><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung.</hi> </titlePart> </docTitle> </titlePage><lb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p>Erſcheint einmal wöchentlich.</p><lb/> <p>Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und<lb/> Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk 1.—, durch alle deutſchen Poſt-<lb/> anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und<lb/> Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25.<lb/> Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27. alle Buchhandlungen, Zeitungs-<lb/> expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen.</p><lb/> <figure/> <p>Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Nonpareillezeile 50 Pfg.,<lb/> Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entfprechenden<lb/> Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.<lb/> Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Muller-<lb/> ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.<lb/> Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.</p><lb/> <p>Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29.</p> </div><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Nummer 40.</titlePart> </docTitle> <docDate>München, Samstag, 3. Oktober 1914.</docDate> <docTitle> <titlePart type="main">117. Jahrgang.</titlePart> </docTitle> </titlePage><lb/> </front> <body> <div type="contents" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Inhalt:</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <list> <item>Seite</item><lb/> <item> <hi rendition="#u">Kriegs-Chronik.</hi> </item><lb/> <item>Der Feind im Weſten — Der Feind<lb/> im Oſten — England — Aus un-<lb/> ſeren Kolonien — 4.46 Milliar-<lb/> den Kriegsanleihe<space dim="horizontal"/><ref>585</ref></item><lb/> <item>Seite</item><lb/> <item>Die deutſche Weltpolitik und der<lb/> Krieg. Von Wolfgang Eiſenhart<space dim="horizontal"/><ref>591</ref></item><lb/> <item>Deutſcher Kampf gegen welſche<lb/> Lüge. Von O. Cruſius<space dim="horizontal"/><ref>592</ref></item><lb/> <item>Dem Feind. Gedicht von Joſeph<lb/> Rieß, München<space dim="horizontal"/><ref>593</ref></item><lb/> <item>Seite</item><lb/> <item> <hi rendition="#u">Von unſeren Hochſchulen.</hi> </item><lb/> <item>Dr. Robert v. Pöhlmann †<space dim="horizontal"/><ref>593</ref></item><lb/> <item> <hi rendition="#u">Handel und Induſtrie</hi> </item><lb/> <item>Wirtſchaftliche Dokumente. Von<lb/> Wilhelm Prager<space dim="horizontal"/><ref>593</ref></item> </list> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kriegs-Chronik.</hi> </head> <cb/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Feind im Weſten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das große Ringen in Frankreich hat noch immer nicht zu einer<lb/> Entſcheidung geführt, wenn es auch durchaus nur für uns erfreuliche<lb/> Fortſchritte aufzuweiſen hat. Wir geben in nachſtehendem die offi-<lb/> ziellen Telegramme des Wolffſchen Telegraphenbureau aus dem<lb/> Großen Hauptquartier in ihrer Reihenfolge wieder:</p><lb/> <p>25. September:</p><lb/> <cit> <quote>Der Fortgang der Operationen hat auf unſerem äußerſten rech-<lb/> ten Flügel zu neuen Kämpfen geführt, in denen eine Entſcheidung<lb/> bisher nicht gefallen iſt. In der Mitte der Schlachtfront iſt heute,<lb/> abgeſehen von einzelnen Vorſtößen beider Parteien, nichts geſchehen.<lb/> Als erſtes der Sperrforts ſüdlich Verduns iſt heute <hi rendition="#g">Camp des<lb/> Romains</hi> bei St. Mihiel gefallen. Das <hi rendition="#g">bayertſche Regi-<lb/> ment von der Tann</hi> hat auf dem Fort die deutſche Fahne ge-<lb/> hißt und unſere Truppen haben dort die Maas überſchritten.</quote> </cit><lb/> <p>26. September.</p><lb/> <cit> <quote> <p>Der Feind hat unter Ausnutzung ſeiner Eiſenbahnen einen<lb/> weitausholenden Vorſtoß gegen die äußerſte rechte Flanke des deut-<lb/> ſchen Heeres eingeleitet. Eine hierbei auf <hi rendition="#g">Bapaume</hi> vorgehende<lb/> franzöſiſche Diviſion iſt von ſchwächeren deutſchen Kräften zurückge-<lb/> worfen worden. Auch ſonſt iſt der Vorſtoß zum Stehen gebracht.<lb/> In der Mitte der Schlachtfront kamen unſere Angriffe an einzelnen<lb/> Stellen vorwärts. Die angegriffenen Sperrforts ſüdlich Verduns<lb/> haben ihr Feuer eingeſtellt.</p><lb/> <p>Unſere Artillerie ſteht nunmehr im Kampfe mit Kräften, die der<lb/> Feind auf dem weſtlichen Maasufer in Stellung brachte.</p> </quote> </cit><lb/> <p>29. September.</p><lb/> <cit> <quote> <p>Auf dem rechten Heeresflügel in Frankreich fanden heute bisher<lb/> noch unentſchiedene Kämpfe ſtatt. In der Front zwiſchen Oiſe und<lb/> Maas herrſcht im allgemeinen Ruhe. Die im Angriff gegen die Maas-<lb/> forts ſtehende Armee ſchlug erneute franzöſiſche Vorſtöße aus Ver-<lb/> dun und Toul zurück.</p><lb/> <p>Geſtern hat die Belagerungsartillerie gegen einen Teil der Forts<lb/> von Antwerpen das Feuer eröffnet. Ein Vorſtoß belgiſcher Kräfte<lb/> gegen die Einſchließungslinie iſt abgewieſen.</p><lb/> <p>Bei dem Kampfe um <hi rendition="#g">Mecheln</hi> hatte die ſchwere Artillerie des<lb/> deutſchen Heeres den ausdrücklichen Befehl erhalten, nicht auf die<lb/> Stadt zu ſchießen, damit die Kathedrale geſchont werde. Die Belgier<lb/> ſelbſt aber warfen aus dem Fort Wälhem, nördlich von Mecheln,<lb/> ſchwere Granaten in die von den deutſchen Truppen beſetzte Stadt.</p><lb/> <cb/> <p>In den letzten Kämpfen wurde auch <hi rendition="#g">Prinz Franz von<lb/> Bayern,</hi> Generalmajor und Kommandeur des 2. Infanterie-Regi-<lb/> ments, am Oberſchenkel leicht verwundet. Er iſt nach München zu-<lb/> rücktransportiert worden.</p> </quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Vor Schluß des Blattes wird noch amtlich aus dem Großen<lb/> Hauptquartier, 30. September, gemeldet:</p><lb/> <cit> <quote>Nördlich und ſüdlich Albert vorgehende feindliche Kräfte ſind<lb/> unter ſchweren Verluſten für ſie zurückgeſchlagen. Aus der Front<lb/> der Schlachtlinie iſt nichts Neues zu melden. An den Argonnen geht<lb/> unſer Angriff ſtetig, wenn auch langſam, vorwärts. Vor den Sperr-<lb/> forts an der Maaslinie keine Veränderung. In Elſaß-Lothringen<lb/> ſtieß der Feind geſtern in den mittleren Vogeſen vor. Seine An-<lb/> griffe wurden kräftig zurückgeworfen. Vor <hi rendition="#g">Antwerpen</hi> ſind 2<lb/> ſchwer unter Feuer genommene Forts zerſtört.</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Ein tollkühner Handſtreich.</hi> </head><lb/> <p>Der Sohn des Amtsgerichtsrats v. d. Linde in Potsdam, Leut-<lb/> nant <hi rendition="#g">Otto v. d. Linde,</hi> iſt ſeit dem Jahre 1866 der erſte Leutnant,<lb/> der den höchſten preußiſchen Kriegsorden verdient hat. Er wurde am<lb/> 13. Januar 1892 zu Regenwalde geboren, beſuchte die Schule in<lb/> Nauen und das Realgymnaſium in Potsdam. 1912 trat er beim<lb/> Militär ein, abſolvierte die Kriegsſchule in Engers, und ſeit Auguſt<lb/> 1913 ſteht er als Leutnant bei der 8. Kompagnie des 5. Garderegi-<lb/> ments in Spandau. Seinen <hi rendition="#g">Handſtreich auf das Fort<lb/> Malonne,</hi> das zum Feſtungsgürtel von Namur gehörte und am<lb/> 24. Auguſt <hi rendition="#g">von ihm mit vier Mann genommen</hi> wurde,<lb/> ſchildert er in folgenden Zeilen an ſeine Eltern:</p><lb/> <cit> <quote>„Ich mußte mit 500 Mann auf ungedecktem Gelände auf das<lb/> Fort losgehen. Ueberall ſtarrten mir Schießſcharten entgegen, aus<lb/> denen jede Sekunde es losknallen konnte, und wenn das nicht, ſo<lb/> konnte ich auf eine der vielen Minen, die ringsherum lagen, treten.<lb/> Von allen Offizieren, die ſich freiwillig dazu gemeldet hatten, wurde<lb/> ich ausgeſucht. Ich nahm von meinem Zug nur vier Mann mit, und<lb/> im Gänſemarſch näherten wir uns dem Fort. Herein konnte ich<lb/> ſelbſt nicht, weil die große Brücke über den großen Waſſergraben<lb/> zurückgezogen war. Als der Kommandant uns bemerkte, rief ich ihn<lb/> an, redete ihm vor, daß ein ganzes Regiment und Artillerie draußen<lb/> im Walde ſtänden und das Feuer ſofort erfolgen würde, wenn noch<lb/> eine Minute mit der Uebergabe gewartet würde. Der Kommandant<lb/> ließ die Brücke herunter, und wir betraten das ſtark befeſtigte Fort.<lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
München.
Allgemeine Zeitung.
Erſcheint einmal wöchentlich.
Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk 1.—, durch alle deutſchen Poſt-
anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und
Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27. alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen.
[Abbildung]
Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Nonpareillezeile 50 Pfg.,
Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entfprechenden
Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.
Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Muller-
ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.
Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29.
Nummer 40. München, Samstag, 3. Oktober 1914. 117. Jahrgang.
Inhalt:
Seite
Kriegs-Chronik.
Der Feind im Weſten — Der Feind
im Oſten — England — Aus un-
ſeren Kolonien — 4.46 Milliar-
den Kriegsanleihe 585
Seite
Die deutſche Weltpolitik und der
Krieg. Von Wolfgang Eiſenhart 591
Deutſcher Kampf gegen welſche
Lüge. Von O. Cruſius 592
Dem Feind. Gedicht von Joſeph
Rieß, München 593
Seite
Von unſeren Hochſchulen.
Dr. Robert v. Pöhlmann † 593
Handel und Induſtrie
Wirtſchaftliche Dokumente. Von
Wilhelm Prager 593
Kriegs-Chronik.
Der Feind im Weſten.
Das große Ringen in Frankreich hat noch immer nicht zu einer
Entſcheidung geführt, wenn es auch durchaus nur für uns erfreuliche
Fortſchritte aufzuweiſen hat. Wir geben in nachſtehendem die offi-
ziellen Telegramme des Wolffſchen Telegraphenbureau aus dem
Großen Hauptquartier in ihrer Reihenfolge wieder:
25. September:
Der Fortgang der Operationen hat auf unſerem äußerſten rech-
ten Flügel zu neuen Kämpfen geführt, in denen eine Entſcheidung
bisher nicht gefallen iſt. In der Mitte der Schlachtfront iſt heute,
abgeſehen von einzelnen Vorſtößen beider Parteien, nichts geſchehen.
Als erſtes der Sperrforts ſüdlich Verduns iſt heute Camp des
Romains bei St. Mihiel gefallen. Das bayertſche Regi-
ment von der Tann hat auf dem Fort die deutſche Fahne ge-
hißt und unſere Truppen haben dort die Maas überſchritten.
26. September.
Der Feind hat unter Ausnutzung ſeiner Eiſenbahnen einen
weitausholenden Vorſtoß gegen die äußerſte rechte Flanke des deut-
ſchen Heeres eingeleitet. Eine hierbei auf Bapaume vorgehende
franzöſiſche Diviſion iſt von ſchwächeren deutſchen Kräften zurückge-
worfen worden. Auch ſonſt iſt der Vorſtoß zum Stehen gebracht.
In der Mitte der Schlachtfront kamen unſere Angriffe an einzelnen
Stellen vorwärts. Die angegriffenen Sperrforts ſüdlich Verduns
haben ihr Feuer eingeſtellt.
Unſere Artillerie ſteht nunmehr im Kampfe mit Kräften, die der
Feind auf dem weſtlichen Maasufer in Stellung brachte.
29. September.
Auf dem rechten Heeresflügel in Frankreich fanden heute bisher
noch unentſchiedene Kämpfe ſtatt. In der Front zwiſchen Oiſe und
Maas herrſcht im allgemeinen Ruhe. Die im Angriff gegen die Maas-
forts ſtehende Armee ſchlug erneute franzöſiſche Vorſtöße aus Ver-
dun und Toul zurück.
Geſtern hat die Belagerungsartillerie gegen einen Teil der Forts
von Antwerpen das Feuer eröffnet. Ein Vorſtoß belgiſcher Kräfte
gegen die Einſchließungslinie iſt abgewieſen.
Bei dem Kampfe um Mecheln hatte die ſchwere Artillerie des
deutſchen Heeres den ausdrücklichen Befehl erhalten, nicht auf die
Stadt zu ſchießen, damit die Kathedrale geſchont werde. Die Belgier
ſelbſt aber warfen aus dem Fort Wälhem, nördlich von Mecheln,
ſchwere Granaten in die von den deutſchen Truppen beſetzte Stadt.
In den letzten Kämpfen wurde auch Prinz Franz von
Bayern, Generalmajor und Kommandeur des 2. Infanterie-Regi-
ments, am Oberſchenkel leicht verwundet. Er iſt nach München zu-
rücktransportiert worden.
Vor Schluß des Blattes wird noch amtlich aus dem Großen
Hauptquartier, 30. September, gemeldet:
Nördlich und ſüdlich Albert vorgehende feindliche Kräfte ſind
unter ſchweren Verluſten für ſie zurückgeſchlagen. Aus der Front
der Schlachtlinie iſt nichts Neues zu melden. An den Argonnen geht
unſer Angriff ſtetig, wenn auch langſam, vorwärts. Vor den Sperr-
forts an der Maaslinie keine Veränderung. In Elſaß-Lothringen
ſtieß der Feind geſtern in den mittleren Vogeſen vor. Seine An-
griffe wurden kräftig zurückgeworfen. Vor Antwerpen ſind 2
ſchwer unter Feuer genommene Forts zerſtört.
Ein tollkühner Handſtreich.
Der Sohn des Amtsgerichtsrats v. d. Linde in Potsdam, Leut-
nant Otto v. d. Linde, iſt ſeit dem Jahre 1866 der erſte Leutnant,
der den höchſten preußiſchen Kriegsorden verdient hat. Er wurde am
13. Januar 1892 zu Regenwalde geboren, beſuchte die Schule in
Nauen und das Realgymnaſium in Potsdam. 1912 trat er beim
Militär ein, abſolvierte die Kriegsſchule in Engers, und ſeit Auguſt
1913 ſteht er als Leutnant bei der 8. Kompagnie des 5. Garderegi-
ments in Spandau. Seinen Handſtreich auf das Fort
Malonne, das zum Feſtungsgürtel von Namur gehörte und am
24. Auguſt von ihm mit vier Mann genommen wurde,
ſchildert er in folgenden Zeilen an ſeine Eltern:
„Ich mußte mit 500 Mann auf ungedecktem Gelände auf das
Fort losgehen. Ueberall ſtarrten mir Schießſcharten entgegen, aus
denen jede Sekunde es losknallen konnte, und wenn das nicht, ſo
konnte ich auf eine der vielen Minen, die ringsherum lagen, treten.
Von allen Offizieren, die ſich freiwillig dazu gemeldet hatten, wurde
ich ausgeſucht. Ich nahm von meinem Zug nur vier Mann mit, und
im Gänſemarſch näherten wir uns dem Fort. Herein konnte ich
ſelbſt nicht, weil die große Brücke über den großen Waſſergraben
zurückgezogen war. Als der Kommandant uns bemerkte, rief ich ihn
an, redete ihm vor, daß ein ganzes Regiment und Artillerie draußen
im Walde ſtänden und das Feuer ſofort erfolgen würde, wenn noch
eine Minute mit der Uebergabe gewartet würde. Der Kommandant
ließ die Brücke herunter, und wir betraten das ſtark befeſtigte Fort.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |