Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850.[Spaltenumbruch]
desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte sie in meh- Die Nationalversammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten Der seiner Zeit vielgenannte Bruder Leotade von Toulouse ist am Italien. Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in sehr viele deut- Dänemark. Kopenhagen, 30 Jan. Der Reichstag ist heute eröffnet worden. Griechenland. Telegraphische Depesche. Athen, 29 Jan. Die englischen Blatt verkündigte Depesche gestern Nachmittag nur in einem Theil der Bei- lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, so wird sie heute wieder- holt. In kurzer Frist wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen stehen, worauf wir derlei Meldungen aus erster Quelle werden geben können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Post directe Berichte aus Athen. Handels- und Börsennachrichten. Madrid, 29 Jan. 3proc. 291/2 P. London, 2 Febr. Consols 961/4. Augsburg, 6 Febr. Bayer. 31/2proc. Obl. 813/4 P. 4proc. 91 P. 4proc. Hamburg, 1 Febr. Hamb.-Berged. E.-B.-A. 931/2 P. Berl.-Hamb. 80. Wien, 6 Febr. (Telegraphische Depesche. Exp. München Verantw. Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöser. Dr. E. A. Mebald. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. [Spaltenumbruch]
desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte ſie in meh- Die Nationalverſammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten Der ſeiner Zeit vielgenannte Bruder Léotade von Toulouſe iſt am Italien. Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in ſehr viele deut- Dänemark. Kopenhagen, 30 Jan. Der Reichstag iſt heute eröffnet worden. Griechenland. Telegraphiſche Depeſche. Athen, 29 Jan. Die engliſchen Blatt verkündigte Depeſche geſtern Nachmittag nur in einem Theil der Bei- lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, ſo wird ſie heute wieder- holt. In kurzer Friſt wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen ſtehen, worauf wir derlei Meldungen aus erſter Quelle werden geben können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Poſt directe Berichte aus Athen. Handels- und Börſennachrichten. Madrid, 29 Jan. 3proc. 29½ P. London, 2 Febr. Conſols 96¼. Augsburg, 6 Febr. Bayer. 3½proc. Obl. 81¾ P. 4proc. 91 P. 4proc. Hamburg, 1 Febr. Hamb.-Berged. E.-B.-A. 93½ P. Berl.-Hamb. 80. Wien, 6 Febr. (Telegraphiſche Depeſche. Exp. München Verantw. Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöſer. Dr. E. A. Mebald. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jComment" n="3"> <p><pb facs="#f0008" n="600"/><cb/> desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte ſie in meh-<lb/> reren Kantonen auf Widerſtand ſtoßen. Wir ſind jedoch überzeugt daß<lb/> dieſer Widerſtand leicht zu überwinden wäre. Die Schweiz würde 1850<lb/><hi rendition="#g">gegen</hi> den Radicalismus thun was ſie 1847 <hi rendition="#g">für</hi> den Radicalismus ge-<lb/> than, und wohl zu bemerken, ſie würde es mit denſelben Truppen, den-<lb/> ſelben Chefs, und wir glauben hinzufügen zu können, mit demſelben<lb/> General thun.“ Allein es gibt noch eine Frage, welche das J. <hi rendition="#g">des D<hi rendition="#aq">é</hi>-<lb/> bats</hi> wohlweislich umgangen hat: Würden die Mächte ihr Werk voll-<lb/> bracht glauben, wenn der anarchiſche Feuerherd bloß in der Schweiz und<lb/> nicht auch die alte Revolutionswerkſtätte in Frankreich ſelbſt zerſtört<lb/> würde? Jetzt iſt die ganze altliberale Partei conſervativ, faſt reactionär,<lb/> die große Mehrheit der Nationalverſammlung trägt dieſen revolutions-<lb/> müden Charakter, der Augenblick könnte alſo nicht ungünſtig erſcheinen<lb/> den Ordnerberuf einigermaßen über die franzöſiſche Gränze hinüber zu<lb/> erſtrecken, und Hrn. L. Bonaparte die Herſtellung der Monarchie zu er-<lb/> leichtern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Nationalverſammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf<lb/> welche die Regierung großen Werth legte, gegen ſie entſchieden, ſie hat<lb/> das Geſetz über Verlegung des Präfecturſitzes des Loiredepartements mit<lb/> 335 gegen 269 Stimmen verworfen. Umſonſt ſtellte General v. Gram-<lb/> mont vor, St. Etienne, einſt die Wiege des Carbonarismus und jetzt ein<lb/> Feuerherd des Socialismus, müſſe den Präfecten in ſeinen Mauern ha-<lb/> ben, umſonſt berief man ſich auf die Autorität früherer Präfecten die<lb/> auch dieſer Meinung waren, und zuletzt gab Hr. L. <hi rendition="#g">Faucher</hi> zu beden-<lb/> ken daß wenn die Verſammlung ſich gegen die Maßregel entſchiede, die<lb/> Folgen ſehr <hi rendition="#g">ernſter Art</hi> ſeyn würden. Das Gerücht von dem nahen<lb/> Rücktritt des Hrn. F. Barrot vom Miniſterium des Innern hat ſich nun<lb/> erneut, und Hr. L. Faucher ſelbſt wird von einigen Blättern als wahr-<lb/> ſcheinlicher Nachfolger bezeichnet. Schließlich erhielt in der geſtrigen<lb/> Sitzung noch die parlamentariſche Genehmigung der Antrag des Hrn.<lb/> Desmouſſeaur de Givré auf Aufhebung des Decrets vom 8 April 1848,<lb/> durch welches mehrere Mitglieder des Rechnungshofs von ihren Stellen<lb/> entfernt, alſo die pragmatiſchen Dienſtrechte (der Grundſatz der Inamo-<lb/> vibilität) an ihnen verletzt wurden. An dieſem Abend bemerkte man die<lb/> Anweſenheit des Hrn. v. Lamartine — es war das erſtemal ſeit den letz-<lb/> ten Wahlen daß er in der geſetzgebenden Verſammlung ſeinen Platz ein-<lb/> nahm. Einige Blätter gedenken eines Lärmgerüchts das ſich während<lb/> der Sitzung verbreitet hatte, als ob die Verſammlung bedroht ſey. Ein<lb/> Bataillon Fußvolk war in Eile zu ihrem Schutz herbeigeholt worden.<lb/> Die Urſache ſcheint nur die geweſen zu ſeyn daß die Wegnahme der Frei-<lb/> heitsbäume einige Aufregung macht.</p> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten<lb/> Woche wieder um 7 Mill. — 5 in Paris, 2 in den Succurſalanſtalten —<lb/> zugenommen, und belaufen ſich jetzt in den Gewölben zu Paris auf 321<lb/> Mill., mit Hinzurechnung der Baarſummen in den Succurſalen auf 457<lb/> Mill. Die Notenausgabe beträgt bloß 472 Mill., alſo nur 15 Mill.<lb/> mehr als das Baargeld. Das Portefeuille zeigt eine Zunahme<lb/> von 5 Mill. in Paris, eine unbedeutende Abnahme auswärts, und beträgt<lb/> im ganzen nicht volle 119 Mill. Die laufende Rechnung des Schatzes hat<lb/> um 1 Mill. zugenommen, und beträgt 75,375,000 Fr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Der ſeiner Zeit vielgenannte Bruder Léotade von Toulouſe iſt am<lb/> 26 Jan. im Bagno zu Toulon geſtorben. Vor ſeinem Ende hatte er den<lb/> Procurator der Republik, den Bagnocommiſſär, den Hausgeiſtlichen,<lb/> den Director der chriſtlichen Schulen und die Oberin der Weisheitsſchwe-<lb/> ſtern rufen laſſen und in ihrer Gegenwart die Betheuerung ſeiner Un-<lb/> ſchuld wiederholt. Der <hi rendition="#g">Courrier de Marſeille</hi> gibt ſeine Erklärung,<lb/> die alſo lautet: „Bereit vor Gott zu erſcheinen bin ich es meinem Gewiſ-<lb/> ſen, der Ehre des Inſtituts der chriſtlichen Schulbrüder und der Ehre<lb/> meiner Familie ſchuldig zu erklären daß ich unſchuldig bin an den Ver-<lb/> brechen wegen deren ich verurtheilt wurde. Ich verzeihe den Perſonen<lb/> die mich verurtheilt oder die zu meiner Verurtheilung beigetragen haben.“</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die officielle <hi rendition="#g">Gazzetta di Venezia</hi> erklärt das in ſehr viele deut-<lb/> ſche Blätter übergegangene Gerücht, als habe man in <hi rendition="#g">Padua</hi> ſeitens der<lb/> Behörden einige Profeſſoren der dortigen Univerſität mit der Prügelſtrafe<lb/> bedroht, ja ſogar in ihrer Gegenwart die nöthige Bank aufſtellen laſſen,<lb/> und daß in Folge dieſes Umſtandes ein Profeſſor aus Entſetzen vom<lb/> Schlage gerührt worden ſey, für eine böswillige Lüge. Der einfache<lb/> wirkliche Sachverhalt reducire ſich auf eine ernſte Mahnung, welche eini-<lb/> gen Profeſſoren zu Theil ward, von der Verläſterung einer Regierung<lb/> abzuſtehen deren Brod ſie eſſen. Der geſtorbene Profeſſor Giacomini ſey<lb/> nicht aus Schrecken, ſondern an den Folgen einer Selbſtcur geſtorben.</p><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Dänemark.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 30 Jan.</dateline> <p>Der Reichstag iſt heute eröffnet worden.<lb/> Um 12 Uhr Mittags erſchienen der König mit ſeinem Hofftaat, der Erb-<lb/> prinz und ſämmtliche Miniſter in dem früheren Saal der Reichsverſamm-<lb/> lung, der nunmehr dem Volksthing eingeräumt iſt, auf dem Schloß<lb/> Chriſtiansborg. Der König verlas darauf vom Thron folgende Rede:<lb/><cit><quote>„Sowie ich früher an dieſer Stelle meinem treuen däniſchen Volk den<lb/> von mir gefaßten Beſchluß verkündete und ſpäter an gleicher Stätte das<lb/> Grundgeſetz des däniſchen Reichs demſelben übergab, nehme ich nun<lb/> wiederum das Wort, um dieſen erſten Reichstag zu eröffnen. <hi rendition="#g">Noch iſt<lb/> der Krieg nicht zu Ende, ſondern nur unterbrochen. Doch<lb/> hoffe ich daß die begonnenen Unterhandlungen zum ge-<lb/> wünſchten Ziel führen werden, wenn nur nicht die irregelei-<lb/> teten Unterthanen bei einer großen Macht Unterſtützung<lb/> finden.</hi> Es iſt für mich eine Beruhigung daß das Land unter Gottes<lb/> Beiſtand auch im laufenden Jahr <hi rendition="#g">die Laſten wird tragen können<lb/> welche die Verhältniſſe erfordern dürften.</hi> Dieß wird man aus<lb/> dem Entwurf des Finanzgeſetzes und dem was ſonſt dem Reichstag über<lb/> die Hülfsquellen des Staats mitgetheilt werden wird, erſehen. Durch<lb/> die Geſetzentwürfe die dem Reichstag werden vorgelegt werden, wird man<lb/> finden daß ein wichtiger Anfang damit gemacht worden die verſchiedenen<lb/> bürgerlichen Verhältniſſe mit dem Grundgeſetz in Einklang zu bringen.<lb/> Ich traue nun ſicher auf Euch, treue däniſche Männer, daß Ihr Eure<lb/> Thätigkeit zu des Landes wahrem Wohl üben werdet. Gott ſtärke Euch<lb/> alle.“</quote></cit><lb/> Hierauf conſtituirten ſich beide Kammern abgeſondert. Die Mit-<lb/> glieder des Landesthing, von denen 42 gegenwärtig waren, ſchritten zur<lb/> Prüfung der Vollmachten; 37 wurden ſofort für legitimirt erklärt und<lb/> leiſteten den vorgeſchriebenen Eid. Darauf wurde Etatsrath Schouw<lb/> zum Präſidenten des Landesthings mit 27 Stimmen gewählt; derſelbe<lb/> lehnte aber, ſeines Geſundheitszuſtandes wegen, die Wahl ab, die dann<lb/> mit einer gleichen Anzahl von Stimmen auf den Höchſtengerichtsaſſeſſor<lb/> Brun fiel. Zum Vicepräſidenten des Landesthings wurde Juſtizrath<lb/> Stampe mit 20 Stimmen erwählt. (B. H.)</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Griechenland.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Telegraphiſche Depeſche.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Athen,</hi> 29 Jan.</dateline> <p>Die engliſchen<lb/> Zwangsmaßregeln ſind verſchärft. Den griechiſchen Handelsſchiffen iſt<lb/> das Auslaufen aus griechiſchen Häfen unterſagt. Die Geſandten von<lb/> Rußland und Frankreich haben dagegen Vorſtellungen gemacht. Die<lb/> Handelsſchiffe im Piräeus find heute von engliſchen Matroſen nach<lb/> Salamis geſchleppt worden. In Athen und im ganzen Lande iſt Ruhe<lb/> und Begeiſterung für König und Regierung. Hr. Trikupis geht als Ge-<lb/> ſandter heute nach Paris, Zographos über Wien nach Petersburg. (N.<lb/><hi rendition="#g">Münchner Ztg.</hi>)</p><lb/> <note>Da die obige, von der bayeriſchen Regierung in dem halbofficiellen<lb/> Blatt verkündigte Depeſche geſtern Nachmittag nur in einem Theil der Bei-<lb/> lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, ſo wird ſie heute wieder-<lb/> holt. In kurzer Friſt wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen<lb/> ſtehen, worauf wir derlei Meldungen aus erſter Quelle werden geben<lb/> können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Poſt<lb/> directe Berichte aus Athen.</note> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 29 Jan.</dateline> <p>3proc. 29½ P.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 2 Febr.</dateline> <p>Conſols 96¼.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 6 Febr.</dateline> <p>Bayer. 3½proc. Obl. 81¾ P. 4proc. 91 P. 4proc.<lb/> Grundrenten-Ablöſungsoblig. 88 P. Bankactien <hi rendition="#aq">I.</hi> Sem. 635 G. Promeſſen<lb/> 58 G. Oeſterr. 5pro.: Metall. 86 P. Bankactien <hi rendition="#aq">I.</hi> Sem. 1020 P. Württemb.<lb/> 3½proc. 81 G. 4½proc. 95 G.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 1 Febr.</dateline> <p>Hamb.-Berged. E.-B.-A. 93½ P. Berl.-Hamb. 80.<lb/> Altona-Kiel 92½ P. Mecklenb. 33½ P. Rendsb.-Neum. —. Glück.-Elmsh. 25<lb/> P. Kopenh.-Rothſch. 40 P. Neue 3½proc. Hamb. Anleh. 86¾. Hannov. 5proc.<lb/> 105½. Ruff. engl. Anl. 105¾. Dän. 3proc. Anl. 70½ P. Schwed. 4proc.<lb/> 98 P. Norw. 4proc. 99¾. Amerik. 6proc. 105⅛.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 6 Febr.</dateline> <p>(<hi rendition="#g">Telegraphiſche Depeſche. Exp. München<lb/> 3 Uhr 26 Minuten Nachmittags.</hi>) 5proc. Met. 94<formula notation="TeX">\frac{13}{16}</formula>; 4½proc. 84;<lb/> 2½proc. 50¼; Bankactien 1135. <hi rendition="#g">Wechſelcurſe:</hi> Amſterdam 2 M. 158 G.;<lb/> Augsburg <hi rendition="#aq">uso</hi> 113¾; Frankfurt a. M. 3 M. 113¼ G.; Genua 2 M. 133<lb/> G.; Hamburg 2 M. 166¼; Livorno 2 M. 112½ P.; London 3 M. 11-26;<lb/> Mailand 2 M. 101½; Marſeille 2 M. 134¾ G.; Paris 2 M. 135; k. k.<lb/> Münzducaten 20⅜ Proc. Agio.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="imprint" n="1"> <p>Verantw. Redaction: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Guſtav Kolb.</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> A. J. <hi rendition="#g">Altenhöſer.</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> E. A. <hi rendition="#g">Mebald.</hi></p><lb/> <p>Verlag der J. G. <hi rendition="#g">Cotta</hi>’ſchen Buchhandlung.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [600/0008]
desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte ſie in meh-
reren Kantonen auf Widerſtand ſtoßen. Wir ſind jedoch überzeugt daß
dieſer Widerſtand leicht zu überwinden wäre. Die Schweiz würde 1850
gegen den Radicalismus thun was ſie 1847 für den Radicalismus ge-
than, und wohl zu bemerken, ſie würde es mit denſelben Truppen, den-
ſelben Chefs, und wir glauben hinzufügen zu können, mit demſelben
General thun.“ Allein es gibt noch eine Frage, welche das J. des Dé-
bats wohlweislich umgangen hat: Würden die Mächte ihr Werk voll-
bracht glauben, wenn der anarchiſche Feuerherd bloß in der Schweiz und
nicht auch die alte Revolutionswerkſtätte in Frankreich ſelbſt zerſtört
würde? Jetzt iſt die ganze altliberale Partei conſervativ, faſt reactionär,
die große Mehrheit der Nationalverſammlung trägt dieſen revolutions-
müden Charakter, der Augenblick könnte alſo nicht ungünſtig erſcheinen
den Ordnerberuf einigermaßen über die franzöſiſche Gränze hinüber zu
erſtrecken, und Hrn. L. Bonaparte die Herſtellung der Monarchie zu er-
leichtern.
Die Nationalverſammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf
welche die Regierung großen Werth legte, gegen ſie entſchieden, ſie hat
das Geſetz über Verlegung des Präfecturſitzes des Loiredepartements mit
335 gegen 269 Stimmen verworfen. Umſonſt ſtellte General v. Gram-
mont vor, St. Etienne, einſt die Wiege des Carbonarismus und jetzt ein
Feuerherd des Socialismus, müſſe den Präfecten in ſeinen Mauern ha-
ben, umſonſt berief man ſich auf die Autorität früherer Präfecten die
auch dieſer Meinung waren, und zuletzt gab Hr. L. Faucher zu beden-
ken daß wenn die Verſammlung ſich gegen die Maßregel entſchiede, die
Folgen ſehr ernſter Art ſeyn würden. Das Gerücht von dem nahen
Rücktritt des Hrn. F. Barrot vom Miniſterium des Innern hat ſich nun
erneut, und Hr. L. Faucher ſelbſt wird von einigen Blättern als wahr-
ſcheinlicher Nachfolger bezeichnet. Schließlich erhielt in der geſtrigen
Sitzung noch die parlamentariſche Genehmigung der Antrag des Hrn.
Desmouſſeaur de Givré auf Aufhebung des Decrets vom 8 April 1848,
durch welches mehrere Mitglieder des Rechnungshofs von ihren Stellen
entfernt, alſo die pragmatiſchen Dienſtrechte (der Grundſatz der Inamo-
vibilität) an ihnen verletzt wurden. An dieſem Abend bemerkte man die
Anweſenheit des Hrn. v. Lamartine — es war das erſtemal ſeit den letz-
ten Wahlen daß er in der geſetzgebenden Verſammlung ſeinen Platz ein-
nahm. Einige Blätter gedenken eines Lärmgerüchts das ſich während
der Sitzung verbreitet hatte, als ob die Verſammlung bedroht ſey. Ein
Bataillon Fußvolk war in Eile zu ihrem Schutz herbeigeholt worden.
Die Urſache ſcheint nur die geweſen zu ſeyn daß die Wegnahme der Frei-
heitsbäume einige Aufregung macht.
Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten
Woche wieder um 7 Mill. — 5 in Paris, 2 in den Succurſalanſtalten —
zugenommen, und belaufen ſich jetzt in den Gewölben zu Paris auf 321
Mill., mit Hinzurechnung der Baarſummen in den Succurſalen auf 457
Mill. Die Notenausgabe beträgt bloß 472 Mill., alſo nur 15 Mill.
mehr als das Baargeld. Das Portefeuille zeigt eine Zunahme
von 5 Mill. in Paris, eine unbedeutende Abnahme auswärts, und beträgt
im ganzen nicht volle 119 Mill. Die laufende Rechnung des Schatzes hat
um 1 Mill. zugenommen, und beträgt 75,375,000 Fr.
Der ſeiner Zeit vielgenannte Bruder Léotade von Toulouſe iſt am
26 Jan. im Bagno zu Toulon geſtorben. Vor ſeinem Ende hatte er den
Procurator der Republik, den Bagnocommiſſär, den Hausgeiſtlichen,
den Director der chriſtlichen Schulen und die Oberin der Weisheitsſchwe-
ſtern rufen laſſen und in ihrer Gegenwart die Betheuerung ſeiner Un-
ſchuld wiederholt. Der Courrier de Marſeille gibt ſeine Erklärung,
die alſo lautet: „Bereit vor Gott zu erſcheinen bin ich es meinem Gewiſ-
ſen, der Ehre des Inſtituts der chriſtlichen Schulbrüder und der Ehre
meiner Familie ſchuldig zu erklären daß ich unſchuldig bin an den Ver-
brechen wegen deren ich verurtheilt wurde. Ich verzeihe den Perſonen
die mich verurtheilt oder die zu meiner Verurtheilung beigetragen haben.“
Italien.
Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in ſehr viele deut-
ſche Blätter übergegangene Gerücht, als habe man in Padua ſeitens der
Behörden einige Profeſſoren der dortigen Univerſität mit der Prügelſtrafe
bedroht, ja ſogar in ihrer Gegenwart die nöthige Bank aufſtellen laſſen,
und daß in Folge dieſes Umſtandes ein Profeſſor aus Entſetzen vom
Schlage gerührt worden ſey, für eine böswillige Lüge. Der einfache
wirkliche Sachverhalt reducire ſich auf eine ernſte Mahnung, welche eini-
gen Profeſſoren zu Theil ward, von der Verläſterung einer Regierung
abzuſtehen deren Brod ſie eſſen. Der geſtorbene Profeſſor Giacomini ſey
nicht aus Schrecken, ſondern an den Folgen einer Selbſtcur geſtorben.
Dänemark.
Kopenhagen, 30 Jan. Der Reichstag iſt heute eröffnet worden.
Um 12 Uhr Mittags erſchienen der König mit ſeinem Hofftaat, der Erb-
prinz und ſämmtliche Miniſter in dem früheren Saal der Reichsverſamm-
lung, der nunmehr dem Volksthing eingeräumt iſt, auf dem Schloß
Chriſtiansborg. Der König verlas darauf vom Thron folgende Rede:
„Sowie ich früher an dieſer Stelle meinem treuen däniſchen Volk den
von mir gefaßten Beſchluß verkündete und ſpäter an gleicher Stätte das
Grundgeſetz des däniſchen Reichs demſelben übergab, nehme ich nun
wiederum das Wort, um dieſen erſten Reichstag zu eröffnen. Noch iſt
der Krieg nicht zu Ende, ſondern nur unterbrochen. Doch
hoffe ich daß die begonnenen Unterhandlungen zum ge-
wünſchten Ziel führen werden, wenn nur nicht die irregelei-
teten Unterthanen bei einer großen Macht Unterſtützung
finden. Es iſt für mich eine Beruhigung daß das Land unter Gottes
Beiſtand auch im laufenden Jahr die Laſten wird tragen können
welche die Verhältniſſe erfordern dürften. Dieß wird man aus
dem Entwurf des Finanzgeſetzes und dem was ſonſt dem Reichstag über
die Hülfsquellen des Staats mitgetheilt werden wird, erſehen. Durch
die Geſetzentwürfe die dem Reichstag werden vorgelegt werden, wird man
finden daß ein wichtiger Anfang damit gemacht worden die verſchiedenen
bürgerlichen Verhältniſſe mit dem Grundgeſetz in Einklang zu bringen.
Ich traue nun ſicher auf Euch, treue däniſche Männer, daß Ihr Eure
Thätigkeit zu des Landes wahrem Wohl üben werdet. Gott ſtärke Euch
alle.“
Hierauf conſtituirten ſich beide Kammern abgeſondert. Die Mit-
glieder des Landesthing, von denen 42 gegenwärtig waren, ſchritten zur
Prüfung der Vollmachten; 37 wurden ſofort für legitimirt erklärt und
leiſteten den vorgeſchriebenen Eid. Darauf wurde Etatsrath Schouw
zum Präſidenten des Landesthings mit 27 Stimmen gewählt; derſelbe
lehnte aber, ſeines Geſundheitszuſtandes wegen, die Wahl ab, die dann
mit einer gleichen Anzahl von Stimmen auf den Höchſtengerichtsaſſeſſor
Brun fiel. Zum Vicepräſidenten des Landesthings wurde Juſtizrath
Stampe mit 20 Stimmen erwählt. (B. H.)
Griechenland.
Telegraphiſche Depeſche. Athen, 29 Jan. Die engliſchen
Zwangsmaßregeln ſind verſchärft. Den griechiſchen Handelsſchiffen iſt
das Auslaufen aus griechiſchen Häfen unterſagt. Die Geſandten von
Rußland und Frankreich haben dagegen Vorſtellungen gemacht. Die
Handelsſchiffe im Piräeus find heute von engliſchen Matroſen nach
Salamis geſchleppt worden. In Athen und im ganzen Lande iſt Ruhe
und Begeiſterung für König und Regierung. Hr. Trikupis geht als Ge-
ſandter heute nach Paris, Zographos über Wien nach Petersburg. (N.
Münchner Ztg.)
Da die obige, von der bayeriſchen Regierung in dem halbofficiellen
Blatt verkündigte Depeſche geſtern Nachmittag nur in einem Theil der Bei-
lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, ſo wird ſie heute wieder-
holt. In kurzer Friſt wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen
ſtehen, worauf wir derlei Meldungen aus erſter Quelle werden geben
können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Poſt
directe Berichte aus Athen.
Handels- und Börſennachrichten.
Madrid, 29 Jan. 3proc. 29½ P.
London, 2 Febr. Conſols 96¼.
Augsburg, 6 Febr. Bayer. 3½proc. Obl. 81¾ P. 4proc. 91 P. 4proc.
Grundrenten-Ablöſungsoblig. 88 P. Bankactien I. Sem. 635 G. Promeſſen
58 G. Oeſterr. 5pro.: Metall. 86 P. Bankactien I. Sem. 1020 P. Württemb.
3½proc. 81 G. 4½proc. 95 G.
Hamburg, 1 Febr. Hamb.-Berged. E.-B.-A. 93½ P. Berl.-Hamb. 80.
Altona-Kiel 92½ P. Mecklenb. 33½ P. Rendsb.-Neum. —. Glück.-Elmsh. 25
P. Kopenh.-Rothſch. 40 P. Neue 3½proc. Hamb. Anleh. 86¾. Hannov. 5proc.
105½. Ruff. engl. Anl. 105¾. Dän. 3proc. Anl. 70½ P. Schwed. 4proc.
98 P. Norw. 4proc. 99¾. Amerik. 6proc. 105⅛.
Wien, 6 Febr. (Telegraphiſche Depeſche. Exp. München
3 Uhr 26 Minuten Nachmittags.) 5proc. Met. 94[FORMEL]; 4½proc. 84;
2½proc. 50¼; Bankactien 1135. Wechſelcurſe: Amſterdam 2 M. 158 G.;
Augsburg uso 113¾; Frankfurt a. M. 3 M. 113¼ G.; Genua 2 M. 133
G.; Hamburg 2 M. 166¼; Livorno 2 M. 112½ P.; London 3 M. 11-26;
Mailand 2 M. 101½; Marſeille 2 M. 134¾ G.; Paris 2 M. 135; k. k.
Münzducaten 20⅜ Proc. Agio.
Verantw. Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöſer. Dr. E. A. Mebald.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |