Allgemeine Zeitung, Nr. 34, 22. August 1914.22. August 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
An das großherzogliche Ministerium Karlsruhe. Telegramm "Dankbar unserem Gotte, der mit uns war, danke ich Ihnen Wilhelm I. R." Weitergegeben mit dem Zusatz: Auf dieses Telegramm gibt es gez. von Heeringen." Auf dieses Telegramm ist vom badischen Staatsministerium an "Auch Ihnen dankt die badische Regierung für die gütige Mit- Das Gefecht bei Mühlhausen war ein Gelegenheitsgefecht. Unterdessen hat eine kleine Festungsabteilung aus Straßburg Die jüngsten Siege. Bayerische und badische Truppen schlugen die bis Weiler, Die französische 5. Kavalleriedivision wurde heute unter Auch die letzten Nachrichten aus Belgien lauten durchaus Unsere Truppen eroberten bei Tirlemont eine Feld- Und eben vor Schluß des Blattes wird telegraphiert: Heute (am 20. d. M.) rückten unsere Truppen in Brüssel ein. Das schon in unserer letzten Nummer geschilderte verbrecherische I. Der französischen Regierung: II. Der belgischen Regierung: Leider ist wenig Aussicht vorhanden, daß diese so berechtigten Lüttich. Korrekt und vornehm wie Deutschland von Anfang an vorge- "Die Festung Lüttich ist nach hartnäckiger Gegenwehr im Sturm Die darauf eingegangene Antwort Belgiens hat folgenden 22. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
An das großherzogliche Miniſterium Karlsruhe. Telegramm „Dankbar unſerem Gotte, der mit uns war, danke ich Ihnen Wilhelm I. R.“ Weitergegeben mit dem Zuſatz: Auf dieſes Telegramm gibt es gez. von Heeringen.“ Auf dieſes Telegramm iſt vom badiſchen Staatsminiſterium an „Auch Ihnen dankt die badiſche Regierung für die gütige Mit- Das Gefecht bei Mühlhauſen war ein Gelegenheitsgefecht. Unterdeſſen hat eine kleine Feſtungsabteilung aus Straßburg Die jüngſten Siege. Bayeriſche und badiſche Truppen ſchlugen die bis Weiler, Die franzöſiſche 5. Kavalleriediviſion wurde heute unter Auch die letzten Nachrichten aus Belgien lauten durchaus Unſere Truppen eroberten bei Tirlemont eine Feld- Und eben vor Schluß des Blattes wird telegraphiert: Heute (am 20. d. M.) rückten unſere Truppen in Brüſſel ein. Das ſchon in unſerer letzten Nummer geſchilderte verbrecheriſche I. Der franzöſiſchen Regierung: II. Der belgiſchen Regierung: Leider iſt wenig Ausſicht vorhanden, daß dieſe ſo berechtigten Lüttich. Korrekt und vornehm wie Deutſchland von Anfang an vorge- „Die Feſtung Lüttich iſt nach hartnäckiger Gegenwehr im Sturm Die darauf eingegangene Antwort Belgiens hat folgenden <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <pb facs="#f0003" n="517"/> <fw place="top" type="header">22. Auguſt 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <p>An das großherzogliche Miniſterium Karlsruhe. Telegramm<lb/> Seiner Majeſtät des Kaiſers an Generaloberſt von <hi rendition="#g">Heeringen:</hi></p><lb/> <cit> <quote>„Dankbar unſerem Gotte, der mit uns war, danke ich Ihnen<lb/> und den tapferen Truppen für den erſten Sieg. Sagen Sie allen<lb/> beteiligten Truppen meinen kaiſerlichen Dank, den ihr oberſter<lb/> Kriegsherr ihnen im Namen des Vaterlandes ausſpricht.</quote><lb/> <bibl><hi rendition="#g">Wilhelm</hi><hi rendition="#aq">I. 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Auguſt, in der die belgiſche Regierung mitteilt,<lb/> daß ſie dem Kriegsgebrauch gemäß den Krieg nur mit uniformier-<lb/> ten Mannſchaften führen werde, haben in den Kämpfen um Lüttich<lb/> zahlreiche Leute unter dem Schutz bürgerlicher Kleidung an dem<lb/> Kampf teilgenommen, ſie haben nicht nur auf die deutſchen<lb/> Truppen geſchoſſen, ſie haben in grauſamer Weiſe Verwundete<lb/> erſchlagen und Aerzte, die ihren Beruf erfüllten, niedergeſchoſſen.<lb/> Gleichzeitig hat in Antwerpen der Pöbel deutſches Eigentum bar-<lb/> bariſch verwüſtet, Frauen und Kinder in beſtialiſcher Weiſe nieder-<lb/> gemetzelt. Deutſchland fordert von der ganzen geſitteten Welt<lb/> Rechenſchaft für das Blut dieſer Unſchuldigen, für die jeder Zivili-<lb/> ſation hohnſprechende Art der Kriegführung Belgiens. Wenn der<lb/> Krieg von nun an einen grauſamen Charakter annimmt, trägt Bel-<lb/> gien die Schuld. Um die deutſchen Truppen vor der entfeſſelten<lb/> Volksleidenſchaft zu ſchützen, wird von nun an jeder Nichtunifor-<lb/> mierte, der nicht durch deutlich erkennbare Abzeichen als zur Teil-<lb/> nahme am Kampfe berechtigt bezeichnet iſt, als außerhalb des Völ-<lb/> kerrechts ſtehend behandelt werden, wenn er ſich am Kampf betei-<lb/> ligt, die deutſchen rückwärtigen Verbindungen ſtört, Telegraphen-<lb/> drähte durchſchneidet, Sprengungen vornimmt, kurz, in irgendeiner<lb/> Weiſe unberechtigt an der Kriegshandlung teilnimmt. Er wird als<lb/> Franktireur behandelt und ſofort ſtandrechtlich erſchoſſen.</quote> </cit><lb/> <p>Leider iſt wenig Ausſicht vorhanden, daß dieſe ſo berechtigten<lb/> Warnungen Gehör finden werden. Unſere Feinde werden ſich<lb/> dann aber ſelbſt zuzuſchreiben haben, wenn auch von unſerer Seite<lb/> der Krieg ſchärfere Formen annimmt, und kein Pardon mehr gege-<lb/> ben wird. Hierher gehört auch nachſtehendes Telegramm aus Müll-<lb/> heim: <cit><quote>„Der Kreisdirektor von Gebweiler bei Mülhauſen gibt be-<lb/> kannt: Hausbewohner ſchoſſen auf unſere Truppen. Ich mache be-<lb/> kannt, daß jeder Beſitzer eines Hauſes, aus welchem auf deutſches<lb/> Militär geſchoſſen wird, unweigerlich ſtandrechtlich erſchoſſen und<lb/> das Haus angezündet wird.“</quote></cit></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lüttich.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Korrekt und vornehm wie Deutſchland von Anfang an vorge-<lb/> gangen iſt, hat es ſich nun auch nach der Einnahme von Lüttich an<lb/> Belgien gewendet und durch die Vermittlung einer neutralen Macht<lb/> dort folgendes mitteilen laſſen:</p><lb/> <cit> <quote>„Die Feſtung Lüttich iſt nach hartnäckiger Gegenwehr im Sturm<lb/> genommen worden. Die deutſche Regierung bedauert es aufs tiefſte,<lb/> daß es infolge der Stellungnahme der belgiſchen Regierung gegen<lb/> Deutſchland zu blutigen Zuſammenſtößen gekommen iſt. Deutſch-<lb/> land kommt nicht als Feind nach Belgien, nur unter dem Zwang<lb/> der Verhältniſſe hat es, angeſichts der militäriſchen Maßnahmen<lb/> Frankreichs, den ſchweren Entſchluß faſſen müſſen, in Belgien ein-<lb/> zurücken und Lüttich als Stützpunkt für ſeine weiteren militäriſchen<lb/> Operationen zu beſetzen. Nachdem die belgiſche Armee durch ihren<lb/> heldenmütigen Widerſtand gegen eine große Ueberlegenheit ihre<lb/> Waffenehre auf das glänzendſte gewahrt hat, bittet die deutſche Re-<lb/> gierung S. M. den König und die belgiſche Regierung, Belgien<lb/> weitere Schrecken des Krieges zu erſparen. Die deutſche Regierung<lb/> iſt zu jedem Abkommen mit Belgien bereit, das ſich irgendwie mit<lb/> Rückſicht auf ihre Auseinanderſetzung mit Frankreich vereinigen<lb/> läßt. Deutſchland verſichert nochmals feierlich, daß es nicht von<lb/> der Abſicht geleitet geweſen iſt, ſich belgiſches Gebiet anzueignen,<lb/> und daß dieſe Abſicht durchaus ernſt iſt. Deutſchland iſt noch immer<lb/> bereit, das belgiſche Königreich unverzüglich zu räumen, ſobald die<lb/> Kriegslage dies geſtattet.“</quote> </cit><lb/> <p>Die darauf eingegangene Antwort Belgiens hat folgenden<lb/> Wortlaut: <cit><quote>„Der uns von der deutſchen Regierung unterbreitete<lb/> Vorſchlag wiederholt die im Ultimatum vom 2. Auguſt formulierte<lb/> Forderung. Getreu ſeinen internationalen Verpflichtungen kann<lb/> Belgien nur ſeine Antwort auf dieſes Ultimatum wiederholen, um<lb/></quote></cit></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [517/0003]
22. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung
An das großherzogliche Miniſterium Karlsruhe. Telegramm
Seiner Majeſtät des Kaiſers an Generaloberſt von Heeringen:
„Dankbar unſerem Gotte, der mit uns war, danke ich Ihnen
und den tapferen Truppen für den erſten Sieg. Sagen Sie allen
beteiligten Truppen meinen kaiſerlichen Dank, den ihr oberſter
Kriegsherr ihnen im Namen des Vaterlandes ausſpricht.
Wilhelm I. R.“
Weitergegeben mit dem Zuſatz: Auf dieſes Telegramm gibt es
nur eine Antwort „Seine Majeſtät der Kaiſer Hurra!
gez. von Heeringen.“
Auf dieſes Telegramm iſt vom badiſchen Staatsminiſterium an
Generaloberſt v. Heeringen folgende Antwort abgegangen:
„Auch Ihnen dankt die badiſche Regierung für die gütige Mit-
teilung über den Dank des Kaiſers. Ihr Sieg wird vom ganzen
badiſchen Land, das vor feindlichem Einfall behütet wurde, mit
hellem Jubel begrüßt. Freudig ſtimmen wir ein in den Ruf: Seine
Majeſtät der Kaiſer Hurra!“
Das Gefecht bei Mühlhauſen war ein Gelegenheitsgefecht.
Eineinhalb feindliche Armeekorps waren in das Oberelſaß ein-
gedrungen, während unſere dort befindlichen Truppen noch in
der Verſammlung begriffen waren. Sie griffen trotzdem den
Feind ohne Zögern an und warfen ihn auf Belfort zurück. Dar-
nach folgten ſie ihrer Aufmarſchbeſtimmung.
Unterdeſſen hat eine kleine Feſtungsabteilung aus Straßburg
am 14. Auguſt eine Schlappe erlitten. Zwei Feſtungsbataillone
mit Geſchützen und Maſchinengewehren aus Feſtungsbeſtänden
waren an dieſem Tage im Vogeſenpaß bei Schirmeck vor-
gegangen. Sie wurden durch feindliches Artilleriefeuer vom
Donon her überfallen. In der engen Paßſtraße ſind die Geſchütze
und Maſchinengewehre verſchoſſen und unbrauchbar gemacht liegen
geblieben. Jedenfalls ſind ſie vom Feinde erbeutet worden, der
ſpäter auf Schirmeck vorging, ein unbedeutendes Kriegsereignis,
das keinerlei Einfluß auf die Operationen hat, aber den Truppen
wegen ihrer Tollkühnheit und Unvorſichtigkeit ein warnendes Bei-
ſpiel ſein ſoll. Die wieder geſammelten Truppen haben den
Feſtungsbereich unverfolgt erreicht. Sie haben zwar ihre Ge-
ſchütze, aber nicht den Mut verloren. Ob bei dieſem Vorgang Ver-
rat durch Landesbewohner mitgewirkt hat, wird nicht feſtgeſtellt
werden können.
Die jüngſten Siege.
Bayeriſche und badiſche Truppen ſchlugen die bis Weiler,
15 Kilometer nordweſtlich von Schlettſtadt, vorgedrungene franzöſi-
ſche 55. Infanteriebrigade, brachten ihr große Verluſte bei und
warfen ſie über die Vogeſen zurück.
Die franzöſiſche 5. Kavalleriediviſion wurde heute unter
ſchweren Verluſten bei Perwez, nördlich von Namur, von unſerer
Kavallerie zurückgeworfen.
Auch die letzten Nachrichten aus Belgien lauten durchaus
hoch erfreulich:
Unſere Truppen eroberten bei Tirlemont eine Feld-
batterie, eine ſchwere Batterie, eine Fahne und machten 500 Ge-
fangene. Unſere Kavallerie nahm dem Feind bei Perwez zwei
Gſchütze und zwei Maſchinengewehre weg.
Und eben vor Schluß des Blattes wird telegraphiert:
Heute (am 20. d. M.) rückten unſere Truppen in Brüſſel ein.
Das ſchon in unſerer letzten Nummer geſchilderte verbrecheriſche
Verhalten der belgiſchen und franzöſiſchen Einwohner gegen unſere
Truppen hat unſere Regierung veranlaßt, nach Frankreich und
Belgien Warnungen zu richten, die, wie die Norddeutſche Allge-
meine Zeitung berichtet, durch eine neutrale Macht vermittelt wor-
den ſind. Sie lauten:
I. Der franzöſiſchen Regierung:
Die Meldungen der deuſchen Truppen laſſen erkennen, daß,
dem Völkerrecht zuwider, in Frankreich der Volkskrieg organiſiert
wird. In zahlreichen Fällen haben Landeseinwohner unter dem
Schutz bürgerlicher Kleidung heimtückiſch auf deutſche Soldaten ge-
ſchoſſen. Deutſchland erhebt Einſpruch gegen eine derartige Krieg-
führung, die dem Völkerrecht widerſpricht. Die deutſchen Truppen
haben Anweiſung erhalten, jede feindſelige Haltung der Landes-
einwohner mit den ſchärfſten Maßregeln zu unterdrücken. Jeder
Nichtſoldat, der Waffen führt, jeder, der die deutſchen rückwärtigen
Verbindungen ſtört, Telegraphendrähte durchſchneidet, Sprengun-
gen vornimmt, kurz in irgend einer Weiſe unberechtigt an der
Kriegshandlung teilnimmt, wird ſofort ſtandrechtlich erſchoſſen wer-
den. Wenn die Kriegführung hierdurch einen beſonders ſchroffen
Charakter annimmt, ſo trifft Deutſchland dafür nicht die Verant-
wortung; Frankreich allein iſt verantwortlich für die Ströme von
Blut, die ſie koſten wird.
II. Der belgiſchen Regierung:
Die Königlich Belgiſche Regierung hat Deutſchlands aufrichtig
gemeinte Anerbietungen, ihrem Lande die Schrecken des Krieges
zu erſparen, zurückgewieſen. Sie hat dem deutſchen, durch die
Maßnahmen der Gegner Deutſchlands gebotenen Einmarſch bewaff-
neten Widerſtand entgegengeſetzt. Sie hat den Krieg gewollt. Trotz
der Note vom 8. Auguſt, in der die belgiſche Regierung mitteilt,
daß ſie dem Kriegsgebrauch gemäß den Krieg nur mit uniformier-
ten Mannſchaften führen werde, haben in den Kämpfen um Lüttich
zahlreiche Leute unter dem Schutz bürgerlicher Kleidung an dem
Kampf teilgenommen, ſie haben nicht nur auf die deutſchen
Truppen geſchoſſen, ſie haben in grauſamer Weiſe Verwundete
erſchlagen und Aerzte, die ihren Beruf erfüllten, niedergeſchoſſen.
Gleichzeitig hat in Antwerpen der Pöbel deutſches Eigentum bar-
bariſch verwüſtet, Frauen und Kinder in beſtialiſcher Weiſe nieder-
gemetzelt. Deutſchland fordert von der ganzen geſitteten Welt
Rechenſchaft für das Blut dieſer Unſchuldigen, für die jeder Zivili-
ſation hohnſprechende Art der Kriegführung Belgiens. Wenn der
Krieg von nun an einen grauſamen Charakter annimmt, trägt Bel-
gien die Schuld. Um die deutſchen Truppen vor der entfeſſelten
Volksleidenſchaft zu ſchützen, wird von nun an jeder Nichtunifor-
mierte, der nicht durch deutlich erkennbare Abzeichen als zur Teil-
nahme am Kampfe berechtigt bezeichnet iſt, als außerhalb des Völ-
kerrechts ſtehend behandelt werden, wenn er ſich am Kampf betei-
ligt, die deutſchen rückwärtigen Verbindungen ſtört, Telegraphen-
drähte durchſchneidet, Sprengungen vornimmt, kurz, in irgendeiner
Weiſe unberechtigt an der Kriegshandlung teilnimmt. Er wird als
Franktireur behandelt und ſofort ſtandrechtlich erſchoſſen.
Leider iſt wenig Ausſicht vorhanden, daß dieſe ſo berechtigten
Warnungen Gehör finden werden. Unſere Feinde werden ſich
dann aber ſelbſt zuzuſchreiben haben, wenn auch von unſerer Seite
der Krieg ſchärfere Formen annimmt, und kein Pardon mehr gege-
ben wird. Hierher gehört auch nachſtehendes Telegramm aus Müll-
heim: „Der Kreisdirektor von Gebweiler bei Mülhauſen gibt be-
kannt: Hausbewohner ſchoſſen auf unſere Truppen. Ich mache be-
kannt, daß jeder Beſitzer eines Hauſes, aus welchem auf deutſches
Militär geſchoſſen wird, unweigerlich ſtandrechtlich erſchoſſen und
das Haus angezündet wird.“
Lüttich.
Korrekt und vornehm wie Deutſchland von Anfang an vorge-
gangen iſt, hat es ſich nun auch nach der Einnahme von Lüttich an
Belgien gewendet und durch die Vermittlung einer neutralen Macht
dort folgendes mitteilen laſſen:
„Die Feſtung Lüttich iſt nach hartnäckiger Gegenwehr im Sturm
genommen worden. Die deutſche Regierung bedauert es aufs tiefſte,
daß es infolge der Stellungnahme der belgiſchen Regierung gegen
Deutſchland zu blutigen Zuſammenſtößen gekommen iſt. Deutſch-
land kommt nicht als Feind nach Belgien, nur unter dem Zwang
der Verhältniſſe hat es, angeſichts der militäriſchen Maßnahmen
Frankreichs, den ſchweren Entſchluß faſſen müſſen, in Belgien ein-
zurücken und Lüttich als Stützpunkt für ſeine weiteren militäriſchen
Operationen zu beſetzen. Nachdem die belgiſche Armee durch ihren
heldenmütigen Widerſtand gegen eine große Ueberlegenheit ihre
Waffenehre auf das glänzendſte gewahrt hat, bittet die deutſche Re-
gierung S. M. den König und die belgiſche Regierung, Belgien
weitere Schrecken des Krieges zu erſparen. Die deutſche Regierung
iſt zu jedem Abkommen mit Belgien bereit, das ſich irgendwie mit
Rückſicht auf ihre Auseinanderſetzung mit Frankreich vereinigen
läßt. Deutſchland verſichert nochmals feierlich, daß es nicht von
der Abſicht geleitet geweſen iſt, ſich belgiſches Gebiet anzueignen,
und daß dieſe Abſicht durchaus ernſt iſt. Deutſchland iſt noch immer
bereit, das belgiſche Königreich unverzüglich zu räumen, ſobald die
Kriegslage dies geſtattet.“
Die darauf eingegangene Antwort Belgiens hat folgenden
Wortlaut: „Der uns von der deutſchen Regierung unterbreitete
Vorſchlag wiederholt die im Ultimatum vom 2. Auguſt formulierte
Forderung. Getreu ſeinen internationalen Verpflichtungen kann
Belgien nur ſeine Antwort auf dieſes Ultimatum wiederholen, um
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Zitationshilfe: | Allgemeine Zeitung, Nr. 34, 22. August 1914, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine34_1914/3>, abgerufen am 16.02.2025. |