Allgemeine Zeitung, Nr. 33, 15. August 1914.Allgemeine Zeitung 15. August 1914. [Spaltenumbruch]
entgegen zu sehen. Wir verteidigen nicht nur die Würde undEhre unseres Landes, sondern wir kämpfen auch für unsere sla- wischen Brüder, unsere Glaubensgenossen und Blutsverwandten. In diesem Augenblicke sehe ich auch mit Freuden, wie die Einigung der Slawen mit Rußland stark und unauflöslich sich vollzieht. Ich bin überzeugt, daß jeder an seinem Platze sein wird, um mir die Prüfung ertragen zu helfen und daß alle, bei mir selbst angefangen, ihre Pflicht tun werden. Der Gott des russischen Landes ist groß. Ein Hurra beantwortete die Rede des Zaren. In der Sitzung der Reichsduma sprach der Minister des Dennoch erbitterte die friedliche Machtstellung Rußlands seine Wie ernst und würdig nehmen sich dagegen die Aeußerungen Wie Major Nicolai, der Leiter der Presseabteilung des Großen Eine Konkurrenz mit der Lügenfabrikation des Auslandes Man machte sogar den Versuch, das Armeekommando durch Ueber Lüttich und die Kämpfe, welche die Eroberung dieser Was haben wir bisher erreicht? Der gefürchtete russische Dann die Verluste! Die erste Liste ist erschienen. Man findet Unser österreichischer Bundesgenosse. Unsere Trupen an der russischen Grenze haben bereits mit den Das in Krakau eingetroffene Lokalblatt von Czenstochau Die Nacht vom 2. zum 3. August war für die Bewohner Der "Czas" meldet nach dem Bericht einiger aus Czen- Auch vom österreichisch-russischen Kriegsschauplatz hört man Allgemeine Zeitung 15. Auguſt 1914. [Spaltenumbruch]
entgegen zu ſehen. Wir verteidigen nicht nur die Würde undEhre unſeres Landes, ſondern wir kämpfen auch für unſere ſla- wiſchen Brüder, unſere Glaubensgenoſſen und Blutsverwandten. In dieſem Augenblicke ſehe ich auch mit Freuden, wie die Einigung der Slawen mit Rußland ſtark und unauflöslich ſich vollzieht. Ich bin überzeugt, daß jeder an ſeinem Platze ſein wird, um mir die Prüfung ertragen zu helfen und daß alle, bei mir ſelbſt angefangen, ihre Pflicht tun werden. Der Gott des ruſſiſchen Landes iſt groß. Ein Hurra beantwortete die Rede des Zaren. In der Sitzung der Reichsduma ſprach der Miniſter des Dennoch erbitterte die friedliche Machtſtellung Rußlands ſeine Wie ernſt und würdig nehmen ſich dagegen die Aeußerungen Wie Major Nicolai, der Leiter der Preſſeabteilung des Großen Eine Konkurrenz mit der Lügenfabrikation des Auslandes Man machte ſogar den Verſuch, das Armeekommando durch Ueber Lüttich und die Kämpfe, welche die Eroberung dieſer Was haben wir bisher erreicht? Der gefürchtete ruſſiſche Dann die Verluſte! Die erſte Liſte iſt erſchienen. Man findet Unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe. Unſere Trupen an der ruſſiſchen Grenze haben bereits mit den Das in Krakau eingetroffene Lokalblatt von Czenſtochau Die Nacht vom 2. zum 3. Auguſt war für die Bewohner Der „Czas“ meldet nach dem Bericht einiger aus Czen- Auch vom öſterreichiſch-ruſſiſchen Kriegsſchauplatz hört man <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div n="3"> <div type="jComment" n="4"> <p><pb facs="#f0006" n="512"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 15. Auguſt 1914.</fw><lb/><cb/> entgegen zu ſehen. Wir verteidigen nicht nur die Würde und<lb/> Ehre unſeres Landes, ſondern wir kämpfen auch für unſere ſla-<lb/> wiſchen Brüder, unſere Glaubensgenoſſen und Blutsverwandten.<lb/> In dieſem Augenblicke ſehe ich auch mit Freuden, wie die Einigung<lb/> der Slawen mit Rußland ſtark und unauflöslich ſich vollzieht. 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Es ſei nicht Rußlands<lb/> Diplomatie, welche den Frieden Europas bedrohte.</p><lb/> <p>Dennoch erbitterte die friedliche Machtſtellung Rußlands ſeine<lb/> Feinde (!), ganz beſonders Oeſterreich-Ungarn, dieſes Oeſterreich-<lb/> Ungarn, das unabläſſig Rußlands geſchichtliche Stellung am Bal-<lb/> kan zu erſchüttern ſuchte. Oeſterreich-Ungarn iſt es, das den inneren<lb/> Krieg mit den Slawen heraufbeſchwor, eine Bewegung, welche,<lb/> Gott ſei Dank!, dennoch das Werk der Einigung der Slawen nicht<lb/> hindern wird. Man kennt den Vorwand (!) zum gegenwärtigen<lb/> Kriege. (So ſpricht der Miniſter des Zaren vom Fürſtenmord in<lb/> Serajewo!) 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Als Rußland mit Rückſicht auf die<lb/> öſterreichiſche Mobiliſierung eine ähnliche Maßnahme traf, ver-<lb/> ſicherte der Zar mit ſeinem kaiſerlichen Worte Kaiſer Wilhelm, daß<lb/> Rußland keine Gewalt anwenden werde, ſolange die Hoffnung be-<lb/> ſtehe, den Konflikt auf freundſchaftliche Weiſe beizulegen. Seine<lb/> Stimme iſt nicht gehört worden, Deutſchland erklärte an Rußland<lb/> den Krieg! In der Folge begann Frankreich dieſen Krieg infolge<lb/> der Verletzung von Neutralitätsverträgen, die es ſelbſt unterzeich-<lb/> net hat. Im gegenwärtigen Krieg kämpft Rußland für ſein Land<lb/> und ſeine Großmachtſtellung. 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Wir werden hoffentlich ſchon<lb/> in kurzer Zeit beweiſen können, wie viel vom Ausland bisher gegen<lb/> die Wahrheit geſündigt wurde.</p><lb/> <cb/> <p>Man machte ſogar den Verſuch, das Armeekommando durch<lb/> ein gefälſchtes Telegramm an eine angebliche Landung eines eng-<lb/> liſchen Expeditionskorps glauben zu machen. Als Abſender des<lb/> Telegramms war ein Oberpräſidium bezeichnet. Daß die beabſich-<lb/> tigte Irreführung ſofort erkannt wurde, iſt einem Zufall zu ver-<lb/> danken.</p><lb/> <p>Ueber Lüttich und die Kämpfe, welche die Eroberung dieſer<lb/> Feſte herbeiführten, iſt man in Berlin noch nicht völlig unterrichtet.<lb/> Hätte der Feind ſofort erfahren, wie ſchwach die Kräfte waren, die<lb/> die Feſtung im Sturm nahmen, er hätte wohl gewußt, was er zu<lb/> tun hatte. Jetzt haben wir Lüttich feſt in unſerer Hand.</p><lb/> <p>Was haben wir bisher erreicht? Der gefürchtete ruſſiſche<lb/> Kavallerie-Einfall zerſchellte an unſerer Grenzſchutztruppe; ſogar<lb/> die Landwehr reichte in einzelnen Fällen aus, um die Eindringlinge<lb/> zurückzuweiſen. Wo ſind die Zerſtörungen wichtiger Bahnanlagen<lb/> geblieben? Nichts iſt paſſiert! Nichts hat den mit maſchinenmäßiger<lb/> Genauigkeit fortſchreitenden Aufmarſch unſerer Truppen auch nur<lb/> im geringſten aufhalten oder verwirren können. Wie es bei dem<lb/> Feinde ausſieht, darüber ließe ſich vielleicht manches ſagen, aber<lb/> es iſt unnötig. Genug! Bei uns klappt alles wunderbar und da-<lb/> mit können wir zufrieden ſein.</p><lb/> <p>Dann die Verluſte! Die erſte Liſte iſt erſchienen. Man findet<lb/> ſie vielleicht ſchon erheblich. Aber was erkauften wir damit? Den<lb/> Schutz unſerer preußiſchen Provinzen! Wenn die Ruſſen ins Land<lb/> gekommen wären, wie viel Verluſte an Gut und Blut hätten wir<lb/> da gehabt. Und Lüttich? Mit den Verluſten, die der Sturm koſtete,<lb/> errangen wir einen militäriſchen Erfolg, deſſen Bedeutung noch gar<lb/> nicht abſchätzbar iſt. Wäre eine Belagerung notwendig geworden,<lb/> wir wären nicht ſo leichten Kaufes davon gekommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Unſere Trupen an der ruſſiſchen Grenze haben bereits mit den<lb/> an der galiziſch-ruſſiſchen Grenze kämpfenden öſterreichiſchen Trup-<lb/> pen Fühlung gewonnen:</p><lb/> <p>Das in Krakau eingetroffene Lokalblatt von Czenſtochau<lb/> „Gonik Czenſtochowſki“ vom 3. Auguſt gibt eine Schilderung<lb/> der Einnahme von Czenſtochau durch die deutſchen Truppen.<lb/> Es heißt darin:</p><lb/> <p>Die Nacht vom 2. zum 3. Auguſt war für die Bewohner<lb/> fürchterlich. Von weitem dröhnte Gewehr- und Geſchützfeuer.<lb/> Gegen 2 Uhr nachts kam der Alarm näher. 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Allgemeine Zeitung 15. Auguſt 1914.
entgegen zu ſehen. Wir verteidigen nicht nur die Würde und
Ehre unſeres Landes, ſondern wir kämpfen auch für unſere ſla-
wiſchen Brüder, unſere Glaubensgenoſſen und Blutsverwandten.
In dieſem Augenblicke ſehe ich auch mit Freuden, wie die Einigung
der Slawen mit Rußland ſtark und unauflöslich ſich vollzieht. Ich
bin überzeugt, daß jeder an ſeinem Platze ſein wird, um mir die
Prüfung ertragen zu helfen und daß alle, bei mir ſelbſt angefangen,
ihre Pflicht tun werden. Der Gott des ruſſiſchen Landes iſt groß.
Ein Hurra beantwortete die Rede des Zaren.
In der Sitzung der Reichsduma ſprach der Miniſter des
Aeußern Sſaſonow über den Ausbruch des Krieges. Nachdem
Sſaſonow feſtgeſtellt hatte, daß Rußland die kecke Herausforde-
rung (!) angenommen hätte, bemerkte er, daß nach den aufrichtigen
Bemühungen Rußlands, den Frieden zu erhalten, es den Feinden
nicht gelingen werde, die Verantwortung für den gegenwärtigen
Weltbrand auf Rußland abzuwälzen. (!) Es ſei nicht Rußlands
Diplomatie, welche den Frieden Europas bedrohte.
Dennoch erbitterte die friedliche Machtſtellung Rußlands ſeine
Feinde (!), ganz beſonders Oeſterreich-Ungarn, dieſes Oeſterreich-
Ungarn, das unabläſſig Rußlands geſchichtliche Stellung am Bal-
kan zu erſchüttern ſuchte. Oeſterreich-Ungarn iſt es, das den inneren
Krieg mit den Slawen heraufbeſchwor, eine Bewegung, welche,
Gott ſei Dank!, dennoch das Werk der Einigung der Slawen nicht
hindern wird. Man kennt den Vorwand (!) zum gegenwärtigen
Kriege. (So ſpricht der Miniſter des Zaren vom Fürſtenmord in
Serajewo!) Zerriſſen von inneren Wirren, (!) beſchloß Oeſterreich-
Ungarn, aus ihnen herauszukommen durch einen Schlag, der Ruß-
land erniedrigen und Serbien zu ſeinem Vaſallen machen ſollte.
Rußland konnte Serbien ſeinen Schutz nicht verweigern; weder
Rußland, noch Frankreich, noch England konnten das zulaſſen.
Dennoch machten Rußland und ſeine Verbündeten große Anſtren-
gungen, um den Frieden zu erhalten, und die Feinde Rußlands
täuſchten ſich, wenn ſie dieſe Friedensarbeit für ein Zeichen der
Schwäche nahmen. Selbſt nach der Herausforderung (!) gab Ruß-
land die Verſuche nicht auf, den Frieden zu retten, indem es die
Bemühungen in dieſer Richtung und diejenigen ſeiner Freunde ehr-
lich bis zum Ende durchführte. Als Rußland mit Rückſicht auf die
öſterreichiſche Mobiliſierung eine ähnliche Maßnahme traf, ver-
ſicherte der Zar mit ſeinem kaiſerlichen Worte Kaiſer Wilhelm, daß
Rußland keine Gewalt anwenden werde, ſolange die Hoffnung be-
ſtehe, den Konflikt auf freundſchaftliche Weiſe beizulegen. Seine
Stimme iſt nicht gehört worden, Deutſchland erklärte an Rußland
den Krieg! In der Folge begann Frankreich dieſen Krieg infolge
der Verletzung von Neutralitätsverträgen, die es ſelbſt unterzeich-
net hat. Im gegenwärtigen Krieg kämpft Rußland für ſein Land
und ſeine Großmachtſtellung. Rußland und ſeine Verbündeten
können nicht zugeben, daß Europa von Deutſchland und ſeinen
Verbündeten beherrſcht werde!
Wie ernſt und würdig nehmen ſich dagegen die Aeußerungen
unſerer kompetenten Militärbehörden über unſere bisherigen Er-
folge aus, ſie ſchließen eine Mahnung und Beruhigung in ſich. Durch
das Wolffſche Telegraphenbureau laſſen ſie nachſtehendes ver-
breiten:
Wie Major Nicolai, der Leiter der Preſſeabteilung des Großen
Generalſtabs, in einer Beſprechung mit den Vertretern der Preſſe
betonte, kann der Generalſtab dem Heißhunger nach neuen, mög-
lichſt ausführlichen Mitteilungen über die Vorgänge auf dem Kriegs-
ſchauplatz einſtweilen aus zwingenden militäriſchen Gründen noch
keine Rechnung tragen. Auch unſere Befehlshaber im Felde geben
Meldungen erſt, wenn alles vollkommen in Ordnung iſt. Erſt
ſtellen ſie feſt, was geſchehen iſt, dann wird Meldung erſtattet, und
die Meldung wird in allen Fällen echt und wahr ſein.
Eine Konkurrenz mit der Lügenfabrikation des Auslandes
nimmt unſere Heeresleitung nicht auf. Sie wird die Welt über-
zeugen, daß auf unſerer Seite die Wahrheit iſt, daß wir weder
Lügennachrichten verbreiten, noch auch nur Schönfärberei treiben.
Dieſe Erkenntnis wird ſich ſchließlich durchſetzen. Ein franzöſiſches
Ehrenkreuz für Lüttich, das man ſchon bereit hielt, Ehrenpforten
für die Franzoſen, die angeblich im Elſaß gebaut werden — mit
ſolchen Mätzchen wollen wir uns nicht beflecken. Ausländiſche Nach-
richten, woher ſie auch immer kommen, dürfen ſo lange als falſch
zurückgewieſen werden, als ſie nicht von der deutſchen Heeres-
leitung als richtig beſtätigt werden. Wir werden hoffentlich ſchon
in kurzer Zeit beweiſen können, wie viel vom Ausland bisher gegen
die Wahrheit geſündigt wurde.
Man machte ſogar den Verſuch, das Armeekommando durch
ein gefälſchtes Telegramm an eine angebliche Landung eines eng-
liſchen Expeditionskorps glauben zu machen. Als Abſender des
Telegramms war ein Oberpräſidium bezeichnet. Daß die beabſich-
tigte Irreführung ſofort erkannt wurde, iſt einem Zufall zu ver-
danken.
Ueber Lüttich und die Kämpfe, welche die Eroberung dieſer
Feſte herbeiführten, iſt man in Berlin noch nicht völlig unterrichtet.
Hätte der Feind ſofort erfahren, wie ſchwach die Kräfte waren, die
die Feſtung im Sturm nahmen, er hätte wohl gewußt, was er zu
tun hatte. Jetzt haben wir Lüttich feſt in unſerer Hand.
Was haben wir bisher erreicht? Der gefürchtete ruſſiſche
Kavallerie-Einfall zerſchellte an unſerer Grenzſchutztruppe; ſogar
die Landwehr reichte in einzelnen Fällen aus, um die Eindringlinge
zurückzuweiſen. Wo ſind die Zerſtörungen wichtiger Bahnanlagen
geblieben? Nichts iſt paſſiert! Nichts hat den mit maſchinenmäßiger
Genauigkeit fortſchreitenden Aufmarſch unſerer Truppen auch nur
im geringſten aufhalten oder verwirren können. Wie es bei dem
Feinde ausſieht, darüber ließe ſich vielleicht manches ſagen, aber
es iſt unnötig. Genug! Bei uns klappt alles wunderbar und da-
mit können wir zufrieden ſein.
Dann die Verluſte! Die erſte Liſte iſt erſchienen. Man findet
ſie vielleicht ſchon erheblich. Aber was erkauften wir damit? Den
Schutz unſerer preußiſchen Provinzen! Wenn die Ruſſen ins Land
gekommen wären, wie viel Verluſte an Gut und Blut hätten wir
da gehabt. Und Lüttich? Mit den Verluſten, die der Sturm koſtete,
errangen wir einen militäriſchen Erfolg, deſſen Bedeutung noch gar
nicht abſchätzbar iſt. Wäre eine Belagerung notwendig geworden,
wir wären nicht ſo leichten Kaufes davon gekommen.
Unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe.
Unſere Trupen an der ruſſiſchen Grenze haben bereits mit den
an der galiziſch-ruſſiſchen Grenze kämpfenden öſterreichiſchen Trup-
pen Fühlung gewonnen:
Das in Krakau eingetroffene Lokalblatt von Czenſtochau
„Gonik Czenſtochowſki“ vom 3. Auguſt gibt eine Schilderung
der Einnahme von Czenſtochau durch die deutſchen Truppen.
Es heißt darin:
Die Nacht vom 2. zum 3. Auguſt war für die Bewohner
fürchterlich. Von weitem dröhnte Gewehr- und Geſchützfeuer.
Gegen 2 Uhr nachts kam der Alarm näher. Gegen 4 Uhr
früh begann der Rückzug der ruſſiſchen Truppen. Die Stadt
paſſierten nacheinander kleine Trupps von Soldaten verſchie-
dener Waffengattungen. Gleichzeitig wurden die Brücken
und Viadukte geſprengt. Um 5 Uhr früh war der letzte Bahn-
zug mit ruſſiſchen Behörden und Militär nach Warſchau ab-
gegangen. Die Bürgerwehr hielt nachdem Ruhe und Ord-
nung in der Stadt. Um 7 Uhr früh zog unter dem Kom-
mando eines Oberleutnants die Vorhut der Deutſchen in die
Stadt ein. Der Kommandant der Bürgerwehr erſtattete Rap-
port, worauf ihm unter perſönlicher Verantwortung die
Sorge um Ruhe und Ordnung in der Stadt anvertraut wurde.
Im „Gonik Czenſtochowſki“ ließ der Kommandant der einge-
rückten Truppen der Bevölkerung mitteilen, daß in der Stadt
alles in der bisherigen Form unter völliger Sicherung der
Rechte der Einwohnerſchaft belaſſen werde, bei feindſeligen
Vorkommniſſen jedoch die ganze Stadt die Verantwortung zu
tragen hätte. Um 10 Uhr vormittags erſchien ein Infanterie-
hauptmann in der Magiſtratur der Stadt, wo er beim Präſi-
denten des Stadtrates und beim Kommandanten der Bürger-
wehr die obigen Anordnungen wiederholte mit dem Hinzu-
fügen, daß ruſſiſches Papiergeld als Zahlung bei Strafe an-
genommen werden müſſe.
Der „Czas“ meldet nach dem Bericht einiger aus Czen-
ſtochau eingetroffenen Reiſenden: Mit einem Atemzuge der
Erleichterung wurde die preußiſche Kavallerie in Czenſtochau
begrüßt. Die preußiſchen Ulanen, unter denen ein großer
Prozentſatz Polen war, wurden mit Zigarren, Brot und
Waſſer verſorgt. Es wurden ihnen auch Mitteilungen über die
Richtung gemacht, in der die ruſſiſche Reiterei ſich entfernt
hatte. Die Ulanen nahmen dann auch die Verfolgung auf.
Auch vom öſterreichiſch-ruſſiſchen Kriegsſchauplatz hört man
nur Erfreuliches. Das Wolffſche Telegraphenbureau ſummiert die
Ereigniſſe unterm 10. ds. in nachſtehendem Telegramm: An der
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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