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Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 30. Mai 1920.

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Allgemeine Zeitung 30. Mai 1920
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Uneingedenk in alle Winde wehen.
Die Zeit verläuft indes; der Abend bricht herein.
Wie ist der Sache wohl in solcher Eil zu raten? --
Nach manchem Vorschlag, den sie taten,
Fiel endlich noch der Braut das beste Mittel ein. --
"Auf was, rief sie, will man noch warten?
Geh Marte! lauf! Wie vieles findet sich
Zu einem Kranz in deinem Garten?
Lauf nur zur Laube hin und brich
Drei Stängel ab! Sie, die ich oft in Tagen
Der schwülen Sommerzeit zu meinem Trost beschlich,
Sie wird mir nicht den letzten Dienst versagen.
Nur ihre Blätter will ich tragen,
Denn man erzog sie ja für mich?"
Man weiß, ein Kranz ist bald gewunden,
Bald festgesteckt, und manchmal bald zerstört. --
Nun ward dem Geistlichen mit Andacht zugehört,
Und nach Verlauf von wenigen Sekunden
Die Braut, -- der Ehre war sie wert:
Zu einer jungen Frau erklärt. --
So ging der Trauungstag zu Ende,
Ein wenig zwar beraubt folgt ihm die erste Nacht.
Doch unser Fräulein ward durch schon bekannte Hände
In alle Sicherheit gebracht.
Denn man liegt doch im Beite, wie ich glaube,
Weit sicher als in einer Laube,
Die noch so schönen Schatten gibt.
Hier sieht kein Mensch, wenn sich die Haube
Auch dann und wann im Schlaf verschiebt; --
Und wenn es ja des Morgens merklich wäre:
So eine Kleinigkeit ficht eine Frau nicht an --
Sie setzt sie wieder recht und schwört bei ihrer Ehre,
Der Mann' hab' es im Schlafe bloß getan --
Doch wo gerat ich hin? -- Das kommt vom vielen Plaudern.
Wer hieß mich auch so lange zaudern? --
Die Leutchen haben schon einander eingewiegt.
Wie süß ist nicht Sein Schlaf! Auch unsere Karoline
Liegt neben ihm in der zufriednen Miene,
In der wohl jede Frau beruhigt und vergnügt
Nach einer schweren Krankheit liegt.


Von unseren Hochschulen

In Verbindung mit der Universität Jena will die Arbeits-
gemeinschaft Thüringer Beamtenverbände eine Verwaltungs-
akademie
ins Leben rufen.


In Jena starb Dr. Ludwig Kuhlenbeck, vormaliger
ordentlicher Professor des Deutschen Rechtes an der Untversität
Lausanne. Er wurde am 25. April 1857 zu Osnabrück ge-
boren. Von seinen Werken seien genannt: "Der Scheck- und der
Giroverkehr" (1890); "Schuldbegriff als Einheit von Wille und
Vorstellung" (1892); "Rechtsprechungen des Reichsgerichts in be-
zug auf die wichtigsten Begriffe und Institute des Zivilrechts"
(1895); "Von den Pandekten zum BGB." (1897); "Natürliche
Grundlagen des Rechts und der Politik" (1904); "Politische Er-
gebnisse der Rassenforschung" (1905); "Das Evangelium der Rasse"
(1905); "Giordano Brunos Einfluß auf Goethe und Schiller"
(1906); "Das Recht der Selbsthilfe" (1907); "Entwicklungsgeschichte
des römischen Rechts" (1910). Außerdem übersetzte er Giordano
Brunos Werke in 6 Bänden (1904/1909) und gab Schellings "Welt-
alter" (1912) heraus.

Bücher-Anzeigen
Immanuel, Oberst Friedrich, Der Weltkrieg 1914 bis 1919.

Volkstümliche Darstellung des Krieges zu Lande, zur See, in den
Schutzgebieten. Mit 5 Karten und 83 Zeichnungen sowie einer
Zeittafel der Hauptereignisse, einem Personen- und Ortsver-
zeichnis. 1920.

Ein Volksbuch über den Weltkrieg 1914 bis 1919 zu Lande,
zur See und in den Schutzgebieten hat der bekannte Militär-
schriftsteller Oberst Immanuel soeben bei E. S. Mittler & Sohn
in Berlin erscheinen lassen. Es ist die erste zusammenfassende
Darstellung, die über das erschütternde Drama des Krieges vor-
liegt und diesen unter Wahrung strenger Sachlichkeit sowie unter
kritischer Verwertung der in- und ausländischen Berichte und na-
mentlich der Erinnerungen der Heerführer und Politiker in
militärischer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht beschreibt.
Die entscheidenden Krisen des Weltkrieges treten greifbar und
mit überzeugender Deutlichkeit aus dem Gange des Welten-
ringens heraus, so daß der Leser die großen Wendepunkte des
Krieges gleichsam nochmals miterlebt. Um die Darstellung so
kurz wie möglich zu halten, legte der Verfasser besonderen Wert
auf die Ausstattung mit ausdrucksvollen und deutlichen Zeich-
nungen, die es jedem Leser ermöglichen, ohne Schwierigkeit die
strategischen und taktischen Lagen zu verfolgen. Nicht weniger
als 83 Textzeichnungen und 5 große Uebersichtskarten dienen
diesem Zweck. Eine zweckmäßig angeordnete Zeittafel gewährt

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Allgemeine Zeitung 30. Mai 1920
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Uneingedenk in alle Winde wehen.
Die Zeit verläuft indes; der Abend bricht herein.
Wie iſt der Sache wohl in ſolcher Eil zu raten? —
Nach manchem Vorſchlag, den ſie taten,
Fiel endlich noch der Braut das beſte Mittel ein. —
„Auf was, rief ſie, will man noch warten?
Geh Marte! lauf! Wie vieles findet ſich
Zu einem Kranz in deinem Garten?
Lauf nur zur Laube hin und brich
Drei Stängel ab! Sie, die ich oft in Tagen
Der ſchwülen Sommerzeit zu meinem Troſt beſchlich,
Sie wird mir nicht den letzten Dienſt verſagen.
Nur ihre Blätter will ich tragen,
Denn man erzog ſie ja für mich?“
Man weiß, ein Kranz iſt bald gewunden,
Bald feſtgeſteckt, und manchmal bald zerſtört. —
Nun ward dem Geiſtlichen mit Andacht zugehört,
Und nach Verlauf von wenigen Sekunden
Die Braut, — der Ehre war ſie wert:
Zu einer jungen Frau erklärt. —
So ging der Trauungstag zu Ende,
Ein wenig zwar beraubt folgt ihm die erſte Nacht.
Doch unſer Fräulein ward durch ſchon bekannte Hände
In alle Sicherheit gebracht.
Denn man liegt doch im Beite, wie ich glaube,
Weit ſicher als in einer Laube,
Die noch ſo ſchönen Schatten gibt.
Hier ſieht kein Menſch, wenn ſich die Haube
Auch dann und wann im Schlaf verſchiebt; —
Und wenn es ja des Morgens merklich wäre:
So eine Kleinigkeit ficht eine Frau nicht an —
Sie ſetzt ſie wieder recht und ſchwört bei ihrer Ehre,
Der Mann’ hab’ es im Schlafe bloß getan —
Doch wo gerat ich hin? — Das kommt vom vielen Plaudern.
Wer hieß mich auch ſo lange zaudern? —
Die Leutchen haben ſchon einander eingewiegt.
Wie ſüß iſt nicht Sein Schlaf! Auch unſere Karoline
Liegt neben ihm in der zufriednen Miene,
In der wohl jede Frau beruhigt und vergnügt
Nach einer ſchweren Krankheit liegt.


Von unſeren Hochſchulen

In Verbindung mit der Univerſität Jena will die Arbeits-
gemeinſchaft Thüringer Beamtenverbände eine Verwaltungs-
akademie
ins Leben rufen.


In Jena ſtarb Dr. Ludwig Kuhlenbeck, vormaliger
ordentlicher Profeſſor des Deutſchen Rechtes an der Untverſität
Lauſanne. Er wurde am 25. April 1857 zu Osnabrück ge-
boren. Von ſeinen Werken ſeien genannt: „Der Scheck- und der
Giroverkehr“ (1890); „Schuldbegriff als Einheit von Wille und
Vorſtellung“ (1892); „Rechtſprechungen des Reichsgerichts in be-
zug auf die wichtigſten Begriffe und Inſtitute des Zivilrechts“
(1895); „Von den Pandekten zum BGB.“ (1897); „Natürliche
Grundlagen des Rechts und der Politik“ (1904); „Politiſche Er-
gebniſſe der Raſſenforſchung“ (1905); „Das Evangelium der Raſſe“
(1905); „Giordano Brunos Einfluß auf Goethe und Schiller“
(1906); „Das Recht der Selbſthilfe“ (1907); „Entwicklungsgeſchichte
des römiſchen Rechts“ (1910). Außerdem überſetzte er Giordano
Brunos Werke in 6 Bänden (1904/1909) und gab Schellings „Welt-
alter“ (1912) heraus.

Bücher-Anzeigen
Immanuel, Oberſt Friedrich, Der Weltkrieg 1914 bis 1919.

Volkstümliche Darſtellung des Krieges zu Lande, zur See, in den
Schutzgebieten. Mit 5 Karten und 83 Zeichnungen ſowie einer
Zeittafel der Hauptereigniſſe, einem Perſonen- und Ortsver-
zeichnis. 1920.

Ein Volksbuch über den Weltkrieg 1914 bis 1919 zu Lande,
zur See und in den Schutzgebieten hat der bekannte Militär-
ſchriftſteller Oberſt Immanuel ſoeben bei E. S. Mittler & Sohn
in Berlin erſcheinen laſſen. Es iſt die erſte zuſammenfaſſende
Darſtellung, die über das erſchütternde Drama des Krieges vor-
liegt und dieſen unter Wahrung ſtrenger Sachlichkeit ſowie unter
kritiſcher Verwertung der in- und ausländiſchen Berichte und na-
mentlich der Erinnerungen der Heerführer und Politiker in
militäriſcher, politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht beſchreibt.
Die entſcheidenden Kriſen des Weltkrieges treten greifbar und
mit überzeugender Deutlichkeit aus dem Gange des Welten-
ringens heraus, ſo daß der Leſer die großen Wendepunkte des
Krieges gleichſam nochmals miterlebt. Um die Darſtellung ſo
kurz wie möglich zu halten, legte der Verfaſſer beſonderen Wert
auf die Ausſtattung mit ausdrucksvollen und deutlichen Zeich-
nungen, die es jedem Leſer ermöglichen, ohne Schwierigkeit die
ſtrategiſchen und taktiſchen Lagen zu verfolgen. Nicht weniger
als 83 Textzeichnungen und 5 große Ueberſichtskarten dienen
dieſem Zweck. Eine zweckmäßig angeordnete Zeittafel gewährt

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[208/0010] Allgemeine Zeitung 30. Mai 1920 _ Uneingedenk in alle Winde wehen. Die Zeit verläuft indes; der Abend bricht herein. Wie iſt der Sache wohl in ſolcher Eil zu raten? — Nach manchem Vorſchlag, den ſie taten, Fiel endlich noch der Braut das beſte Mittel ein. — „Auf was, rief ſie, will man noch warten? Geh Marte! lauf! Wie vieles findet ſich Zu einem Kranz in deinem Garten? Lauf nur zur Laube hin und brich Drei Stängel ab! Sie, die ich oft in Tagen Der ſchwülen Sommerzeit zu meinem Troſt beſchlich, Sie wird mir nicht den letzten Dienſt verſagen. Nur ihre Blätter will ich tragen, Denn man erzog ſie ja für mich?“ Man weiß, ein Kranz iſt bald gewunden, Bald feſtgeſteckt, und manchmal bald zerſtört. — Nun ward dem Geiſtlichen mit Andacht zugehört, Und nach Verlauf von wenigen Sekunden Die Braut, — der Ehre war ſie wert: Zu einer jungen Frau erklärt. — So ging der Trauungstag zu Ende, Ein wenig zwar beraubt folgt ihm die erſte Nacht. Doch unſer Fräulein ward durch ſchon bekannte Hände In alle Sicherheit gebracht. Denn man liegt doch im Beite, wie ich glaube, Weit ſicher als in einer Laube, Die noch ſo ſchönen Schatten gibt. Hier ſieht kein Menſch, wenn ſich die Haube Auch dann und wann im Schlaf verſchiebt; — Und wenn es ja des Morgens merklich wäre: So eine Kleinigkeit ficht eine Frau nicht an — Sie ſetzt ſie wieder recht und ſchwört bei ihrer Ehre, Der Mann’ hab’ es im Schlafe bloß getan — Doch wo gerat ich hin? — Das kommt vom vielen Plaudern. Wer hieß mich auch ſo lange zaudern? — Die Leutchen haben ſchon einander eingewiegt. Wie ſüß iſt nicht Sein Schlaf! Auch unſere Karoline Liegt neben ihm in der zufriednen Miene, In der wohl jede Frau beruhigt und vergnügt Nach einer ſchweren Krankheit liegt. Von unſeren Hochſchulen In Verbindung mit der Univerſität Jena will die Arbeits- gemeinſchaft Thüringer Beamtenverbände eine Verwaltungs- akademie ins Leben rufen. In Jena ſtarb Dr. Ludwig Kuhlenbeck, vormaliger ordentlicher Profeſſor des Deutſchen Rechtes an der Untverſität Lauſanne. Er wurde am 25. April 1857 zu Osnabrück ge- boren. Von ſeinen Werken ſeien genannt: „Der Scheck- und der Giroverkehr“ (1890); „Schuldbegriff als Einheit von Wille und Vorſtellung“ (1892); „Rechtſprechungen des Reichsgerichts in be- zug auf die wichtigſten Begriffe und Inſtitute des Zivilrechts“ (1895); „Von den Pandekten zum BGB.“ (1897); „Natürliche Grundlagen des Rechts und der Politik“ (1904); „Politiſche Er- gebniſſe der Raſſenforſchung“ (1905); „Das Evangelium der Raſſe“ (1905); „Giordano Brunos Einfluß auf Goethe und Schiller“ (1906); „Das Recht der Selbſthilfe“ (1907); „Entwicklungsgeſchichte des römiſchen Rechts“ (1910). Außerdem überſetzte er Giordano Brunos Werke in 6 Bänden (1904/1909) und gab Schellings „Welt- alter“ (1912) heraus. Bücher-Anzeigen Immanuel, Oberſt Friedrich, Der Weltkrieg 1914 bis 1919. Volkstümliche Darſtellung des Krieges zu Lande, zur See, in den Schutzgebieten. Mit 5 Karten und 83 Zeichnungen ſowie einer Zeittafel der Hauptereigniſſe, einem Perſonen- und Ortsver- zeichnis. 1920. Ein Volksbuch über den Weltkrieg 1914 bis 1919 zu Lande, zur See und in den Schutzgebieten hat der bekannte Militär- ſchriftſteller Oberſt Immanuel ſoeben bei E. S. Mittler & Sohn in Berlin erſcheinen laſſen. Es iſt die erſte zuſammenfaſſende Darſtellung, die über das erſchütternde Drama des Krieges vor- liegt und dieſen unter Wahrung ſtrenger Sachlichkeit ſowie unter kritiſcher Verwertung der in- und ausländiſchen Berichte und na- mentlich der Erinnerungen der Heerführer und Politiker in militäriſcher, politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht beſchreibt. Die entſcheidenden Kriſen des Weltkrieges treten greifbar und mit überzeugender Deutlichkeit aus dem Gange des Welten- ringens heraus, ſo daß der Leſer die großen Wendepunkte des Krieges gleichſam nochmals miterlebt. Um die Darſtellung ſo kurz wie möglich zu halten, legte der Verfaſſer beſonderen Wert auf die Ausſtattung mit ausdrucksvollen und deutlichen Zeich- nungen, die es jedem Leſer ermöglichen, ohne Schwierigkeit die ſtrategiſchen und taktiſchen Lagen zu verfolgen. Nicht weniger als 83 Textzeichnungen und 5 große Ueberſichtskarten dienen dieſem Zweck. Eine zweckmäßig angeordnete Zeittafel gewährt _

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 30. Mai 1920, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine21_1920/10>, abgerufen am 21.11.2024.