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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 16. Mai 1920.

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irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird
diese ganze seltsame Geschichte durchweg erzählt -- von einem
Meister des poetischen, einfachen, klaren und ebenmäßigen Prosa-
stiles. Man wird an klassische Legendenerzähler erinnert, etwa
an Musäus, wenn nicht Struktur und Wesen dieses Stiles von
ganz anderen Voraussetzungen ausgingen und demgemäß ganz
andere Gefühlsrichtungen einschlügen; denn in nichts ist eigent-
lich das vegetative elementare Wesen dieser Legende mit dem so
bewußten Esprit des Musäus zu vergleichen. Das Sonderbare,
Anziehende und vielleicht Problematische dieser Legende ist viel-
mehr gerade in dem Vegetativen und Elementaren, das sich in
der Durchführung des Themas wie in der Erzählung, die ein
einfacher Lebensbericht ist, zu suchen. Das Große, das Künst-
lerisch-Achtunggebietende ist in dieser Konsequenz zu erkennen.
Aber auch das an sich Fragwürdige. Ich möchte also diese Le-
gende nicht symbolisch auffassen, auch nicht allegorisch, wozu der
Schluß -- das Hineinreden der Welt, der Kultur, in das tief in
sich versponnene Leben und Treiben der nicht alternden Men-
schen der Natur, der Einsamkeit vielleicht verleiten könnte. Ich
fasse sie als eine einsache konsequente Darstellung des Mensch-
lichen, des Naturhaften auf. Graf Wratislav liebt seinen Diener
Wladislav in unbeirrbarer Freundschaft und dieser ihn. Er lohnt
seine Verdienste, seine Treue und Aufopferung, indem er ihm
immer mehr von seinem Lande abgibt und schließlich, als er
nichts mehr verschenken kann, ihm, dem Diener, seine Dienste
anbietet. Mit Widerwillen und nur gezwungen geht der biedere
Wladislav auf alles ein. Trotzdem er selbst Landbesitzer wird,
bleibt er der Diener und will es immer bleiben. Und so kommt
es zu tragikomischen Konflikten, als beide sich gegenseitig be-
dienen wollen und keiner dabei zu seinem Dienerrecht kommt:
die Tragikomödie der naiven Selbstlosigkeit. Schließlich einigen
sie sich: sie wollen allen Besitz ihrem Dorfe abgeben und gemein-
sam in die Fremde ziehen. Und nun wandern sie, die sich wieder-
gefunden haben, beseligt in die Fremde und leben nur dem
Wandertriebe und ihrem ganzen Gefühl der Liebe füreinander,
der Natur, der Welt, dem All.

Dieser Aufschwung wird von dem Dichter in kurzer, aber
wirkungsvoller Schilderung dargestellt, hier erinnert er an die
überwältigende, plötzlich aus uraltem Legendengeist schöpfende
geniale Selma Lagerlöf. Wie unter einem geheimnisvollen Segen
gedeiht nun das Dorf und, wie die Könige nach langem Herum-
streifen in der Heimat empfangen, ziehen die beiden Freunde
endlich wieder in ihr Dorf ein. Den Schluß deutete ich schon an.
Es ist, wie gesagt, eine achtunggebietende Leistung. Das Thema
ist künstlerisch streng und geschlossen durchgeführt. Es ist um-
rankt von einem feinen legendären Arabesken- und Wunder-
werk, dessen Reize gerade darin bestehen, daß so naiv und un-
vermittelt die Episoden, die wirkenden Kräfte einsetzen und
gleichsam sinnlos walten und ungeklärt wieder abtreten und
sich doch als Ursachen dem naturhaften Geschehen bedeutungsvoll
einfügen. Das sind sehr feine Züge der Dichtung, die ein
künstlerisch wundervoll abgetöntes und abgerundetes Gebilde in
jeder Beziehung ist, auch in ihrem Humor, auch in der rührenden
Unfähigkeit dieser beiden Freunde, sich nun doch endlich einmal
zu erklären und sich aufzuklären über ihre Schmerzen, die in
[Spaltenumbruch] ihrer übergroßen Liebe zueinander wurzeln ... Und in diesem
Punkte, in der Beschränktheit der Gemüter, denen so ganz der
gesunde Menschenverstand zu fehlen scheint, da liegt meines Er-
achtens ein ungeklärtes, nicht ganz glaubhaft dem Leser ein-
gehendes Moment -- eine innere Unwahrscheinlichkeit, die der
breit ausgesponnenen psychischen Entwicklung nicht ganz ent-
spricht. Man bedauert diesen doch so leicht zu schlichtenden Kon-
flikt, man belächelt nicht nur die Tragikomik, sondern auch
dieses hilflose und -- man verzeihe den harten Ausdruck --
etwas trottelhafte Verhältnis der beiden Freunde. Und darunter
leidet der Genuß. Das Legendäre, das Traumhafte, das Vegeta-
tive -- dieses ist allerdings der Grundcharakter der Dichtung --
läßt diese leise Bemängelung sehr wohl zu es wird durch Ueber-
spannung in seiner Art gestört und teilweise durch sich selbst
aufgehoben.

Friede Schreyvogel. Das Lebensspiel des Amandus. Leon-
hardt-Verlag, Wien. -- Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag.
Wien-Prag-Leipzig.

Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Gesträuch
eine seltsame Blume erblüht. Ihre Blütenblätter, von dem
matten Weiß der bräutlichen Orangenblüte, bargen einen Kelch,
in dessen Tiefe Fruchtknoten, Stempel und Staubgefäße geheim-
nisvolle Formen zeigten: einen Kranz -- ein Kreuz -- Nägel. --
Unendlich fein war der Duft dieser Blüte, die der Volksmund
"Passionsblume" genannt hat.

Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten
des neuen Schreyvogel Buches, in das "Lebensspiel des Aman-
dus" niedertauchte. Nur ganz allmählich enthüllte sich bei mir
sein Sinn: und je tiefer ich forschte, um so mehr verstrickte ich
mich in die geheimnisvollen Zusammenhänge dieses menschlichen
Schicksales mit dem Mysterium der übersinnlichen Welt.

Ein "Lebensspiel" nennt es der junge Dichter und läßt uns
durch seinen Amandus, der zwösf Briefe an eine geliebte Frau
schreibt, die Phasen seines Lebensweges, das Suchen und Wan-
dern der sehnenden Dichterseele mitleben.

Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenlosem Sehnen geht
er der Liebe entgegen, erwartet alles von der geliebten Frau --
die höchste Gnade -- die Erlösung -- er sieht in ihr des Edelste
-- Maria -- die Verkörperung der reinsten Liebe. So hofft er
auch heimlich, daß sie Maria heiße. Doch sie nennt sich Sylvia --
und ist von berückender, sinnbetäubender Schönheit und lacht ein
lockendes, "schillerndes" Lachen. Unwiderstehlich ist ihr Zauber.
Jauchzend stürzt er ihrer Umarmung entgegen und ahnt doch,
daß er nicht Maria, sondern -- Magdalena in den Armen hält.
Die Seele aber läßt nicht von ihrer heißen Sehnsucht -- [Aman-]
dus will die Geliebte hinaufheben auf die höchste Stufe des
Weibtums -- will in ihr die Mutter seines Kindes sehen -- doch
Sylvia ist nicht Maria und nicht nach heiliger Mutterschaft steht
ihr Begehren -- furchtbar scheint der Irrtum -- furchtbar die
Versündigung an der Natur -- wer ist sie -- die Geliebte eigent-
lich --? Wie in Schleier senkt sich tiefe Wehmut über seinen
Weg -- das langsame Erkennen -- zwei Naturen scheinen in
ihm: Amandus, der nur die Seele liebt -- Johannes das Weib.
Und Sylvia? -- Leben nicht auch in ihr zwei Naturen? Zwei



[irrelevantes Material]
16. Mai 1920 Allgemeine Zeitung
[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird
dieſe ganze ſeltſame Geſchichte durchweg erzählt — von einem
Meiſter des poetiſchen, einfachen, klaren und ebenmäßigen Proſa-
ſtiles. Man wird an klaſſiſche Legendenerzähler erinnert, etwa
an Muſäus, wenn nicht Struktur und Weſen dieſes Stiles von
ganz anderen Vorausſetzungen ausgingen und demgemäß ganz
andere Gefühlsrichtungen einſchlügen; denn in nichts iſt eigent-
lich das vegetative elementare Weſen dieſer Legende mit dem ſo
bewußten Eſprit des Muſäus zu vergleichen. Das Sonderbare,
Anziehende und vielleicht Problematiſche dieſer Legende iſt viel-
mehr gerade in dem Vegetativen und Elementaren, das ſich in
der Durchführung des Themas wie in der Erzählung, die ein
einfacher Lebensbericht iſt, zu ſuchen. Das Große, das Künſt-
leriſch-Achtunggebietende iſt in dieſer Konſequenz zu erkennen.
Aber auch das an ſich Fragwürdige. Ich möchte alſo dieſe Le-
gende nicht ſymboliſch auffaſſen, auch nicht allegoriſch, wozu der
Schluß — das Hineinreden der Welt, der Kultur, in das tief in
ſich verſponnene Leben und Treiben der nicht alternden Men-
ſchen der Natur, der Einſamkeit vielleicht verleiten könnte. Ich
faſſe ſie als eine einſache konſequente Darſtellung des Menſch-
lichen, des Naturhaften auf. Graf Wratislav liebt ſeinen Diener
Wladislav in unbeirrbarer Freundſchaft und dieſer ihn. Er lohnt
ſeine Verdienſte, ſeine Treue und Aufopferung, indem er ihm
immer mehr von ſeinem Lande abgibt und ſchließlich, als er
nichts mehr verſchenken kann, ihm, dem Diener, ſeine Dienſte
anbietet. Mit Widerwillen und nur gezwungen geht der biedere
Wladislav auf alles ein. Trotzdem er ſelbſt Landbeſitzer wird,
bleibt er der Diener und will es immer bleiben. Und ſo kommt
es zu tragikomiſchen Konflikten, als beide ſich gegenſeitig be-
dienen wollen und keiner dabei zu ſeinem Dienerrecht kommt:
die Tragikomödie der naiven Selbſtloſigkeit. Schließlich einigen
ſie ſich: ſie wollen allen Beſitz ihrem Dorfe abgeben und gemein-
ſam in die Fremde ziehen. Und nun wandern ſie, die ſich wieder-
gefunden haben, beſeligt in die Fremde und leben nur dem
Wandertriebe und ihrem ganzen Gefühl der Liebe füreinander,
der Natur, der Welt, dem All.

Dieſer Aufſchwung wird von dem Dichter in kurzer, aber
wirkungsvoller Schilderung dargeſtellt, hier erinnert er an die
überwältigende, plötzlich aus uraltem Legendengeiſt ſchöpfende
geniale Selma Lagerlöf. Wie unter einem geheimnisvollen Segen
gedeiht nun das Dorf und, wie die Könige nach langem Herum-
ſtreifen in der Heimat empfangen, ziehen die beiden Freunde
endlich wieder in ihr Dorf ein. Den Schluß deutete ich ſchon an.
Es iſt, wie geſagt, eine achtunggebietende Leiſtung. Das Thema
iſt künſtleriſch ſtreng und geſchloſſen durchgeführt. Es iſt um-
rankt von einem feinen legendären Arabesken- und Wunder-
werk, deſſen Reize gerade darin beſtehen, daß ſo naiv und un-
vermittelt die Epiſoden, die wirkenden Kräfte einſetzen und
gleichſam ſinnlos walten und ungeklärt wieder abtreten und
ſich doch als Urſachen dem naturhaften Geſchehen bedeutungsvoll
einfügen. Das ſind ſehr feine Züge der Dichtung, die ein
künſtleriſch wundervoll abgetöntes und abgerundetes Gebilde in
jeder Beziehung iſt, auch in ihrem Humor, auch in der rührenden
Unfähigkeit dieſer beiden Freunde, ſich nun doch endlich einmal
zu erklären und ſich aufzuklären über ihre Schmerzen, die in
[Spaltenumbruch] ihrer übergroßen Liebe zueinander wurzeln … Und in dieſem
Punkte, in der Beſchränktheit der Gemüter, denen ſo ganz der
geſunde Menſchenverſtand zu fehlen ſcheint, da liegt meines Er-
achtens ein ungeklärtes, nicht ganz glaubhaft dem Leſer ein-
gehendes Moment — eine innere Unwahrſcheinlichkeit, die der
breit ausgeſponnenen pſychiſchen Entwicklung nicht ganz ent-
ſpricht. Man bedauert dieſen doch ſo leicht zu ſchlichtenden Kon-
flikt, man belächelt nicht nur die Tragikomik, ſondern auch
dieſes hilfloſe und — man verzeihe den harten Ausdruck —
etwas trottelhafte Verhältnis der beiden Freunde. Und darunter
leidet der Genuß. Das Legendäre, das Traumhafte, das Vegeta-
tive — dieſes iſt allerdings der Grundcharakter der Dichtung —
läßt dieſe leiſe Bemängelung ſehr wohl zu es wird durch Ueber-
ſpannung in ſeiner Art geſtört und teilweiſe durch ſich ſelbſt
aufgehoben.

Friede Schreyvogel. Das Lebensſpiel des Amandus. Leon-
hardt-Verlag, Wien. — Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag.
Wien-Prag-Leipzig.

Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Geſträuch
eine ſeltſame Blume erblüht. Ihre Blütenblätter, von dem
matten Weiß der bräutlichen Orangenblüte, bargen einen Kelch,
in deſſen Tiefe Fruchtknoten, Stempel und Staubgefäße geheim-
nisvolle Formen zeigten: einen Kranz — ein Kreuz — Nägel. —
Unendlich fein war der Duft dieſer Blüte, die der Volksmund
„Paſſionsblume“ genannt hat.

Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten
des neuen Schreyvogel Buches, in das „Lebensſpiel des Aman-
dus“ niedertauchte. Nur ganz allmählich enthüllte ſich bei mir
ſein Sinn: und je tiefer ich forſchte, um ſo mehr verſtrickte ich
mich in die geheimnisvollen Zuſammenhänge dieſes menſchlichen
Schickſales mit dem Myſterium der überſinnlichen Welt.

Ein „Lebensſpiel“ nennt es der junge Dichter und läßt uns
durch ſeinen Amandus, der zwöſf Briefe an eine geliebte Frau
ſchreibt, die Phaſen ſeines Lebensweges, das Suchen und Wan-
dern der ſehnenden Dichterſeele mitleben.

Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenloſem Sehnen geht
er der Liebe entgegen, erwartet alles von der geliebten Frau —
die höchſte Gnade — die Erlöſung — er ſieht in ihr des Edelſte
— Maria — die Verkörperung der reinſten Liebe. So hofft er
auch heimlich, daß ſie Maria heiße. Doch ſie nennt ſich Sylvia —
und iſt von berückender, ſinnbetäubender Schönheit und lacht ein
lockendes, „ſchillerndes“ Lachen. Unwiderſtehlich iſt ihr Zauber.
Jauchzend ſtürzt er ihrer Umarmung entgegen und ahnt doch,
daß er nicht Maria, ſondern — Magdalena in den Armen hält.
Die Seele aber läßt nicht von ihrer heißen Sehnſucht — [Aman-]
dus will die Geliebte hinaufheben auf die höchſte Stufe des
Weibtums — will in ihr die Mutter ſeines Kindes ſehen — doch
Sylvia iſt nicht Maria und nicht nach heiliger Mutterſchaft ſteht
ihr Begehren — furchtbar ſcheint der Irrtum — furchtbar die
Verſündigung an der Natur — wer iſt ſie — die Geliebte eigent-
lich —? Wie in Schleier ſenkt ſich tiefe Wehmut über ſeinen
Weg — das langſame Erkennen — zwei Naturen ſcheinen in
ihm: Amandus, der nur die Seele liebt — Johannes das Weib.
Und Sylvia? — Leben nicht auch in ihr zwei Naturen? Zwei



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[187/0009] 16. Mai 1920 Allgemeine Zeitung _ irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird dieſe ganze ſeltſame Geſchichte durchweg erzählt — von einem Meiſter des poetiſchen, einfachen, klaren und ebenmäßigen Proſa- ſtiles. Man wird an klaſſiſche Legendenerzähler erinnert, etwa an Muſäus, wenn nicht Struktur und Weſen dieſes Stiles von ganz anderen Vorausſetzungen ausgingen und demgemäß ganz andere Gefühlsrichtungen einſchlügen; denn in nichts iſt eigent- lich das vegetative elementare Weſen dieſer Legende mit dem ſo bewußten Eſprit des Muſäus zu vergleichen. Das Sonderbare, Anziehende und vielleicht Problematiſche dieſer Legende iſt viel- mehr gerade in dem Vegetativen und Elementaren, das ſich in der Durchführung des Themas wie in der Erzählung, die ein einfacher Lebensbericht iſt, zu ſuchen. Das Große, das Künſt- leriſch-Achtunggebietende iſt in dieſer Konſequenz zu erkennen. Aber auch das an ſich Fragwürdige. Ich möchte alſo dieſe Le- gende nicht ſymboliſch auffaſſen, auch nicht allegoriſch, wozu der Schluß — das Hineinreden der Welt, der Kultur, in das tief in ſich verſponnene Leben und Treiben der nicht alternden Men- ſchen der Natur, der Einſamkeit vielleicht verleiten könnte. Ich faſſe ſie als eine einſache konſequente Darſtellung des Menſch- lichen, des Naturhaften auf. Graf Wratislav liebt ſeinen Diener Wladislav in unbeirrbarer Freundſchaft und dieſer ihn. Er lohnt ſeine Verdienſte, ſeine Treue und Aufopferung, indem er ihm immer mehr von ſeinem Lande abgibt und ſchließlich, als er nichts mehr verſchenken kann, ihm, dem Diener, ſeine Dienſte anbietet. Mit Widerwillen und nur gezwungen geht der biedere Wladislav auf alles ein. Trotzdem er ſelbſt Landbeſitzer wird, bleibt er der Diener und will es immer bleiben. Und ſo kommt es zu tragikomiſchen Konflikten, als beide ſich gegenſeitig be- dienen wollen und keiner dabei zu ſeinem Dienerrecht kommt: die Tragikomödie der naiven Selbſtloſigkeit. Schließlich einigen ſie ſich: ſie wollen allen Beſitz ihrem Dorfe abgeben und gemein- ſam in die Fremde ziehen. Und nun wandern ſie, die ſich wieder- gefunden haben, beſeligt in die Fremde und leben nur dem Wandertriebe und ihrem ganzen Gefühl der Liebe füreinander, der Natur, der Welt, dem All. Dieſer Aufſchwung wird von dem Dichter in kurzer, aber wirkungsvoller Schilderung dargeſtellt, hier erinnert er an die überwältigende, plötzlich aus uraltem Legendengeiſt ſchöpfende geniale Selma Lagerlöf. Wie unter einem geheimnisvollen Segen gedeiht nun das Dorf und, wie die Könige nach langem Herum- ſtreifen in der Heimat empfangen, ziehen die beiden Freunde endlich wieder in ihr Dorf ein. Den Schluß deutete ich ſchon an. Es iſt, wie geſagt, eine achtunggebietende Leiſtung. Das Thema iſt künſtleriſch ſtreng und geſchloſſen durchgeführt. Es iſt um- rankt von einem feinen legendären Arabesken- und Wunder- werk, deſſen Reize gerade darin beſtehen, daß ſo naiv und un- vermittelt die Epiſoden, die wirkenden Kräfte einſetzen und gleichſam ſinnlos walten und ungeklärt wieder abtreten und ſich doch als Urſachen dem naturhaften Geſchehen bedeutungsvoll einfügen. Das ſind ſehr feine Züge der Dichtung, die ein künſtleriſch wundervoll abgetöntes und abgerundetes Gebilde in jeder Beziehung iſt, auch in ihrem Humor, auch in der rührenden Unfähigkeit dieſer beiden Freunde, ſich nun doch endlich einmal zu erklären und ſich aufzuklären über ihre Schmerzen, die in ihrer übergroßen Liebe zueinander wurzeln … Und in dieſem Punkte, in der Beſchränktheit der Gemüter, denen ſo ganz der geſunde Menſchenverſtand zu fehlen ſcheint, da liegt meines Er- achtens ein ungeklärtes, nicht ganz glaubhaft dem Leſer ein- gehendes Moment — eine innere Unwahrſcheinlichkeit, die der breit ausgeſponnenen pſychiſchen Entwicklung nicht ganz ent- ſpricht. Man bedauert dieſen doch ſo leicht zu ſchlichtenden Kon- flikt, man belächelt nicht nur die Tragikomik, ſondern auch dieſes hilfloſe und — man verzeihe den harten Ausdruck — etwas trottelhafte Verhältnis der beiden Freunde. Und darunter leidet der Genuß. Das Legendäre, das Traumhafte, das Vegeta- tive — dieſes iſt allerdings der Grundcharakter der Dichtung — läßt dieſe leiſe Bemängelung ſehr wohl zu es wird durch Ueber- ſpannung in ſeiner Art geſtört und teilweiſe durch ſich ſelbſt aufgehoben. Dr. Hans Benzmann. Friede Schreyvogel. Das Lebensſpiel des Amandus. Leon- hardt-Verlag, Wien. — Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag. Wien-Prag-Leipzig. Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Geſträuch eine ſeltſame Blume erblüht. Ihre Blütenblätter, von dem matten Weiß der bräutlichen Orangenblüte, bargen einen Kelch, in deſſen Tiefe Fruchtknoten, Stempel und Staubgefäße geheim- nisvolle Formen zeigten: einen Kranz — ein Kreuz — Nägel. — Unendlich fein war der Duft dieſer Blüte, die der Volksmund „Paſſionsblume“ genannt hat. Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten des neuen Schreyvogel Buches, in das „Lebensſpiel des Aman- dus“ niedertauchte. Nur ganz allmählich enthüllte ſich bei mir ſein Sinn: und je tiefer ich forſchte, um ſo mehr verſtrickte ich mich in die geheimnisvollen Zuſammenhänge dieſes menſchlichen Schickſales mit dem Myſterium der überſinnlichen Welt. Ein „Lebensſpiel“ nennt es der junge Dichter und läßt uns durch ſeinen Amandus, der zwöſf Briefe an eine geliebte Frau ſchreibt, die Phaſen ſeines Lebensweges, das Suchen und Wan- dern der ſehnenden Dichterſeele mitleben. Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenloſem Sehnen geht er der Liebe entgegen, erwartet alles von der geliebten Frau — die höchſte Gnade — die Erlöſung — er ſieht in ihr des Edelſte — Maria — die Verkörperung der reinſten Liebe. So hofft er auch heimlich, daß ſie Maria heiße. Doch ſie nennt ſich Sylvia — und iſt von berückender, ſinnbetäubender Schönheit und lacht ein lockendes, „ſchillerndes“ Lachen. Unwiderſtehlich iſt ihr Zauber. Jauchzend ſtürzt er ihrer Umarmung entgegen und ahnt doch, daß er nicht Maria, ſondern — Magdalena in den Armen hält. Die Seele aber läßt nicht von ihrer heißen Sehnſucht — Aman- dus will die Geliebte hinaufheben auf die höchſte Stufe des Weibtums — will in ihr die Mutter ſeines Kindes ſehen — doch Sylvia iſt nicht Maria und nicht nach heiliger Mutterſchaft ſteht ihr Begehren — furchtbar ſcheint der Irrtum — furchtbar die Verſündigung an der Natur — wer iſt ſie — die Geliebte eigent- lich —? Wie in Schleier ſenkt ſich tiefe Wehmut über ſeinen Weg — das langſame Erkennen — zwei Naturen ſcheinen in ihm: Amandus, der nur die Seele liebt — Johannes das Weib. Und Sylvia? — Leben nicht auch in ihr zwei Naturen? Zwei _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 16. Mai 1920, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1920/9>, abgerufen am 21.11.2024.