Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 16. Mai 1920.16. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird Dieser Aufschwung wird von dem Dichter in kurzer, aber Friede Schreyvogel. Das Lebensspiel des Amandus. Leon- hardt-Verlag, Wien. -- Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag. Wien-Prag-Leipzig. Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Gesträuch Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten Ein "Lebensspiel" nennt es der junge Dichter und läßt uns Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenlosem Sehnen geht [irrelevantes Material]
16. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [irrelevantes Material]
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irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird Dieſer Aufſchwung wird von dem Dichter in kurzer, aber Friede Schreyvogel. Das Lebensſpiel des Amandus. Leon- hardt-Verlag, Wien. — Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag. Wien-Prag-Leipzig. Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Geſträuch Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten Ein „Lebensſpiel“ nennt es der junge Dichter und läßt uns Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenloſem Sehnen geht [irrelevantes Material]
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Das Sonderbare,<lb/> Anziehende und vielleicht Problematiſche dieſer Legende iſt viel-<lb/> mehr gerade in dem Vegetativen und Elementaren, das ſich in<lb/> der Durchführung des Themas wie in der Erzählung, die ein<lb/> einfacher Lebensbericht iſt, zu ſuchen. Das Große, das Künſt-<lb/> leriſch-Achtunggebietende iſt in dieſer Konſequenz zu erkennen.<lb/> Aber auch das an ſich Fragwürdige. Ich möchte alſo dieſe Le-<lb/> gende nicht ſymboliſch auffaſſen, auch nicht allegoriſch, wozu der<lb/> Schluß — das Hineinreden der Welt, der Kultur, in das tief in<lb/> ſich verſponnene Leben und Treiben der nicht alternden Men-<lb/> ſchen der Natur, der Einſamkeit vielleicht verleiten könnte. Ich<lb/> faſſe ſie als eine einſache konſequente Darſtellung des Menſch-<lb/> lichen, des Naturhaften auf. Graf Wratislav liebt ſeinen Diener<lb/> Wladislav in unbeirrbarer Freundſchaft und dieſer ihn. Er lohnt<lb/> ſeine Verdienſte, ſeine Treue und Aufopferung, indem er ihm<lb/> immer mehr von ſeinem Lande abgibt und ſchließlich, als er<lb/> nichts mehr verſchenken kann, ihm, dem Diener, ſeine Dienſte<lb/> anbietet. Mit Widerwillen und nur gezwungen geht der biedere<lb/> Wladislav auf alles ein. Trotzdem er ſelbſt Landbeſitzer wird,<lb/> bleibt er der Diener und will es immer bleiben. Und ſo kommt<lb/> es zu tragikomiſchen Konflikten, als beide ſich gegenſeitig be-<lb/> dienen wollen und keiner dabei zu ſeinem Dienerrecht kommt:<lb/> die Tragikomödie der naiven Selbſtloſigkeit. Schließlich einigen<lb/> ſie ſich: ſie wollen allen Beſitz ihrem Dorfe abgeben und gemein-<lb/> ſam in die Fremde ziehen. 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Das ſind ſehr feine Züge der Dichtung, die ein<lb/> künſtleriſch wundervoll abgetöntes und abgerundetes Gebilde in<lb/> jeder Beziehung iſt, auch in ihrem Humor, auch in der rührenden<lb/> Unfähigkeit dieſer beiden Freunde, ſich nun doch endlich einmal<lb/> zu erklären und ſich aufzuklären über ihre Schmerzen, die in<lb/><cb/> ihrer übergroßen Liebe zueinander wurzeln … Und in dieſem<lb/> Punkte, in der Beſchränktheit der Gemüter, denen ſo ganz der<lb/> geſunde Menſchenverſtand zu fehlen ſcheint, da liegt meines Er-<lb/> achtens ein ungeklärtes, nicht ganz glaubhaft dem Leſer ein-<lb/> gehendes Moment — eine innere Unwahrſcheinlichkeit, die der<lb/> breit ausgeſponnenen pſychiſchen Entwicklung nicht ganz ent-<lb/> ſpricht. Man bedauert dieſen doch ſo leicht zu ſchlichtenden Kon-<lb/> flikt, man belächelt nicht nur die Tragikomik, ſondern auch<lb/> dieſes hilfloſe und — man verzeihe den harten Ausdruck —<lb/> etwas trottelhafte Verhältnis der beiden Freunde. Und darunter<lb/> leidet der Genuß. Das Legendäre, das Traumhafte, das Vegeta-<lb/> tive — dieſes iſt allerdings der Grundcharakter der Dichtung —<lb/> läßt dieſe leiſe Bemängelung ſehr wohl zu es wird durch Ueber-<lb/> ſpannung in ſeiner Art geſtört und teilweiſe durch ſich ſelbſt<lb/> aufgehoben.</p> <byline> <hi rendition="#et">Dr. Hans <hi rendition="#g">Benzmann.</hi></hi> </byline> </div><lb/> <div xml:id="a02a" next="#a02b" type="jArticle" n="2"> <head>Friede Schreyvogel. <hi rendition="#b">Das Lebensſpiel des Amandus.</hi> Leon-<lb/> hardt-Verlag, Wien. — <hi rendition="#b">Karfreitag.</hi> Ein Akt. Strake-Verlag.<lb/> Wien-Prag-Leipzig.</head><lb/> <p>Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Geſträuch<lb/> eine ſeltſame Blume erblüht. 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Nur ganz allmählich enthüllte ſich bei mir<lb/> ſein Sinn: und je tiefer ich forſchte, um ſo mehr verſtrickte ich<lb/> mich in die geheimnisvollen Zuſammenhänge dieſes menſchlichen<lb/> Schickſales mit dem Myſterium der überſinnlichen Welt.</p><lb/> <p>Ein „Lebensſpiel“ nennt es der junge Dichter und läßt uns<lb/> durch ſeinen Amandus, der zwöſf Briefe an eine geliebte Frau<lb/> ſchreibt, die Phaſen ſeines Lebensweges, das Suchen und Wan-<lb/> dern der ſehnenden Dichterſeele mitleben.</p><lb/> <p>Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenloſem Sehnen geht<lb/> er der Liebe entgegen, erwartet alles von der geliebten Frau —<lb/> die höchſte Gnade — die Erlöſung — er ſieht in ihr des Edelſte<lb/> — Maria — die Verkörperung der reinſten Liebe. So hofft er<lb/> auch heimlich, daß ſie Maria heiße. Doch ſie nennt ſich Sylvia —<lb/> und iſt von berückender, ſinnbetäubender Schönheit und lacht ein<lb/> lockendes, „ſchillerndes“ Lachen. Unwiderſtehlich iſt ihr Zauber.<lb/> Jauchzend ſtürzt er ihrer Umarmung entgegen und ahnt doch,<lb/> daß er nicht Maria, ſondern — Magdalena in den Armen hält.<lb/> Die Seele aber läßt nicht von ihrer heißen Sehnſucht — <supplied>Aman-</supplied><lb/> dus will die Geliebte hinaufheben auf die höchſte Stufe des<lb/> Weibtums — will in ihr die Mutter ſeines Kindes ſehen — doch<lb/> Sylvia iſt nicht Maria und nicht nach heiliger Mutterſchaft ſteht<lb/> ihr Begehren — furchtbar ſcheint der Irrtum — furchtbar die<lb/> Verſündigung an der Natur — wer iſt ſie — die Geliebte eigent-<lb/> lich —? Wie in Schleier ſenkt ſich tiefe Wehmut über ſeinen<lb/> Weg — das langſame Erkennen — zwei Naturen ſcheinen in<lb/> ihm: Amandus, der nur die Seele liebt — Johannes das Weib.<lb/> Und Sylvia? — Leben nicht auch in ihr zwei Naturen? Zwei</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0009]
16. Mai 1920 Allgemeine Zeitung
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irrten, wie von innen immer wieder aufblühenden Ton wird
dieſe ganze ſeltſame Geſchichte durchweg erzählt — von einem
Meiſter des poetiſchen, einfachen, klaren und ebenmäßigen Proſa-
ſtiles. Man wird an klaſſiſche Legendenerzähler erinnert, etwa
an Muſäus, wenn nicht Struktur und Weſen dieſes Stiles von
ganz anderen Vorausſetzungen ausgingen und demgemäß ganz
andere Gefühlsrichtungen einſchlügen; denn in nichts iſt eigent-
lich das vegetative elementare Weſen dieſer Legende mit dem ſo
bewußten Eſprit des Muſäus zu vergleichen. Das Sonderbare,
Anziehende und vielleicht Problematiſche dieſer Legende iſt viel-
mehr gerade in dem Vegetativen und Elementaren, das ſich in
der Durchführung des Themas wie in der Erzählung, die ein
einfacher Lebensbericht iſt, zu ſuchen. Das Große, das Künſt-
leriſch-Achtunggebietende iſt in dieſer Konſequenz zu erkennen.
Aber auch das an ſich Fragwürdige. Ich möchte alſo dieſe Le-
gende nicht ſymboliſch auffaſſen, auch nicht allegoriſch, wozu der
Schluß — das Hineinreden der Welt, der Kultur, in das tief in
ſich verſponnene Leben und Treiben der nicht alternden Men-
ſchen der Natur, der Einſamkeit vielleicht verleiten könnte. Ich
faſſe ſie als eine einſache konſequente Darſtellung des Menſch-
lichen, des Naturhaften auf. Graf Wratislav liebt ſeinen Diener
Wladislav in unbeirrbarer Freundſchaft und dieſer ihn. Er lohnt
ſeine Verdienſte, ſeine Treue und Aufopferung, indem er ihm
immer mehr von ſeinem Lande abgibt und ſchließlich, als er
nichts mehr verſchenken kann, ihm, dem Diener, ſeine Dienſte
anbietet. Mit Widerwillen und nur gezwungen geht der biedere
Wladislav auf alles ein. Trotzdem er ſelbſt Landbeſitzer wird,
bleibt er der Diener und will es immer bleiben. Und ſo kommt
es zu tragikomiſchen Konflikten, als beide ſich gegenſeitig be-
dienen wollen und keiner dabei zu ſeinem Dienerrecht kommt:
die Tragikomödie der naiven Selbſtloſigkeit. Schließlich einigen
ſie ſich: ſie wollen allen Beſitz ihrem Dorfe abgeben und gemein-
ſam in die Fremde ziehen. Und nun wandern ſie, die ſich wieder-
gefunden haben, beſeligt in die Fremde und leben nur dem
Wandertriebe und ihrem ganzen Gefühl der Liebe füreinander,
der Natur, der Welt, dem All.
Dieſer Aufſchwung wird von dem Dichter in kurzer, aber
wirkungsvoller Schilderung dargeſtellt, hier erinnert er an die
überwältigende, plötzlich aus uraltem Legendengeiſt ſchöpfende
geniale Selma Lagerlöf. Wie unter einem geheimnisvollen Segen
gedeiht nun das Dorf und, wie die Könige nach langem Herum-
ſtreifen in der Heimat empfangen, ziehen die beiden Freunde
endlich wieder in ihr Dorf ein. Den Schluß deutete ich ſchon an.
Es iſt, wie geſagt, eine achtunggebietende Leiſtung. Das Thema
iſt künſtleriſch ſtreng und geſchloſſen durchgeführt. Es iſt um-
rankt von einem feinen legendären Arabesken- und Wunder-
werk, deſſen Reize gerade darin beſtehen, daß ſo naiv und un-
vermittelt die Epiſoden, die wirkenden Kräfte einſetzen und
gleichſam ſinnlos walten und ungeklärt wieder abtreten und
ſich doch als Urſachen dem naturhaften Geſchehen bedeutungsvoll
einfügen. Das ſind ſehr feine Züge der Dichtung, die ein
künſtleriſch wundervoll abgetöntes und abgerundetes Gebilde in
jeder Beziehung iſt, auch in ihrem Humor, auch in der rührenden
Unfähigkeit dieſer beiden Freunde, ſich nun doch endlich einmal
zu erklären und ſich aufzuklären über ihre Schmerzen, die in
ihrer übergroßen Liebe zueinander wurzeln … Und in dieſem
Punkte, in der Beſchränktheit der Gemüter, denen ſo ganz der
geſunde Menſchenverſtand zu fehlen ſcheint, da liegt meines Er-
achtens ein ungeklärtes, nicht ganz glaubhaft dem Leſer ein-
gehendes Moment — eine innere Unwahrſcheinlichkeit, die der
breit ausgeſponnenen pſychiſchen Entwicklung nicht ganz ent-
ſpricht. Man bedauert dieſen doch ſo leicht zu ſchlichtenden Kon-
flikt, man belächelt nicht nur die Tragikomik, ſondern auch
dieſes hilfloſe und — man verzeihe den harten Ausdruck —
etwas trottelhafte Verhältnis der beiden Freunde. Und darunter
leidet der Genuß. Das Legendäre, das Traumhafte, das Vegeta-
tive — dieſes iſt allerdings der Grundcharakter der Dichtung —
läßt dieſe leiſe Bemängelung ſehr wohl zu es wird durch Ueber-
ſpannung in ſeiner Art geſtört und teilweiſe durch ſich ſelbſt
aufgehoben.
Dr. Hans Benzmann.
Friede Schreyvogel. Das Lebensſpiel des Amandus. Leon-
hardt-Verlag, Wien. — Karfreitag. Ein Akt. Strake-Verlag.
Wien-Prag-Leipzig.
Ich fand einmal in einem Pfarrgarten an einem Geſträuch
eine ſeltſame Blume erblüht. Ihre Blütenblätter, von dem
matten Weiß der bräutlichen Orangenblüte, bargen einen Kelch,
in deſſen Tiefe Fruchtknoten, Stempel und Staubgefäße geheim-
nisvolle Formen zeigten: einen Kranz — ein Kreuz — Nägel. —
Unendlich fein war der Duft dieſer Blüte, die der Volksmund
„Paſſionsblume“ genannt hat.
Die Blume kam mir zu Sinn, als ich tief in die Schönheiten
des neuen Schreyvogel Buches, in das „Lebensſpiel des Aman-
dus“ niedertauchte. Nur ganz allmählich enthüllte ſich bei mir
ſein Sinn: und je tiefer ich forſchte, um ſo mehr verſtrickte ich
mich in die geheimnisvollen Zuſammenhänge dieſes menſchlichen
Schickſales mit dem Myſterium der überſinnlichen Welt.
Ein „Lebensſpiel“ nennt es der junge Dichter und läßt uns
durch ſeinen Amandus, der zwöſf Briefe an eine geliebte Frau
ſchreibt, die Phaſen ſeines Lebensweges, das Suchen und Wan-
dern der ſehnenden Dichterſeele mitleben.
Von unendlicher Reinheit erfüllt, in grenzenloſem Sehnen geht
er der Liebe entgegen, erwartet alles von der geliebten Frau —
die höchſte Gnade — die Erlöſung — er ſieht in ihr des Edelſte
— Maria — die Verkörperung der reinſten Liebe. So hofft er
auch heimlich, daß ſie Maria heiße. Doch ſie nennt ſich Sylvia —
und iſt von berückender, ſinnbetäubender Schönheit und lacht ein
lockendes, „ſchillerndes“ Lachen. Unwiderſtehlich iſt ihr Zauber.
Jauchzend ſtürzt er ihrer Umarmung entgegen und ahnt doch,
daß er nicht Maria, ſondern — Magdalena in den Armen hält.
Die Seele aber läßt nicht von ihrer heißen Sehnſucht — Aman-
dus will die Geliebte hinaufheben auf die höchſte Stufe des
Weibtums — will in ihr die Mutter ſeines Kindes ſehen — doch
Sylvia iſt nicht Maria und nicht nach heiliger Mutterſchaft ſteht
ihr Begehren — furchtbar ſcheint der Irrtum — furchtbar die
Verſündigung an der Natur — wer iſt ſie — die Geliebte eigent-
lich —? Wie in Schleier ſenkt ſich tiefe Wehmut über ſeinen
Weg — das langſame Erkennen — zwei Naturen ſcheinen in
ihm: Amandus, der nur die Seele liebt — Johannes das Weib.
Und Sylvia? — Leben nicht auch in ihr zwei Naturen? Zwei
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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