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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915.

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8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

30. April:

Die Vortruppen unserer im nordwestlichen Rußland
operierenden Streitkräfte haben gestern in breiter Front die Eisen-
bahnlinie Dünaburg--Libau erreicht. Ernsthaften Wider-
stand versuchten die in jenen Gegenden vorhandenen russischen
Truppen, unter denen sich auch die Reste der Teilnehmer am Raub-
zuge gegen Memel befinden, bisher nirgends zu leisten. Gegen-
wärtig sind Gefechte bei Szawle im Gange.

Bei Kalwarja scheiterten größere russische Angriffe unter
starken Verlusten. 5 Offiziere und 500 Russen fielen unverwundet
in unsere Hand. Auch weiter südlich zwischen Kalwarja und Augu-
stowo mißglückten russische Vorstöße.

An der allgemeinen Situation hat sich nichts geändert. Wäh-
rend des Tages Geschützkämpfe und Geplänkel. Neuerliche heftige
russische Nachtangriffe im Orawa- und Oportale wurden,
wie stets früher, unter großen Verlusten des Feindes abgewiesen.

1. Mai:

Das Gefecht bei Szawle ist günstig für uns verlaufen. Nach
starken Verlusten flüchteten die Russen, nachdem sie Szawle an
allen vier Ecken angesteckt hatten, in der Richtung auf Mitau weiter.
Die Verfolgung wird fortgesetzt.

An Gefangenen sind bisher 1000 gemacht, daneben fielen
10 Maschinengewehre, große Mengen von Bagage, Munitions-
wagen und besonders viel Munition in unsere Hände.

Feindliche Angriffe bei Kalwarja und südwestlich wurden
verlustreich abgeschlagen, wobei wieder 350 Russen gefangen ge-
nommen wurden. Dagegen gelang es den Russen, südwestlich von
Augustowo eine deutsche Vorpostenkompagnie nächtlicherweile zu
überfallen und schwer zu schädigen.

Oestlich von Plock und auf dem Südufer der Pilica wur-
den schwache russische Vorstöße abgewiesen.

1. Mai:

In Russisch-Polen lebhafter Geschützkampf, der stellen-
weise auch nachts andauerte. Russische Sicherungstruppen sind aus
mehreren Stellungen vertrieben worden.

An der Front in Westgalizien und in den Karpathen
keine Veränderung. Gegen die von uns eroberten Höhen zwischen
dem Orawa- und Oportale richtete der Feind auch gestern wieder-
holte heftige Angriffe, die abermals unter sehr großen Verlusten
für die Russen abgewiesen wurden. Hierbei wurden 500 Russen
gefangen genommen.

In Südost-Galizien und in der Bukowina zeitweise
Artilleriekampf. Südlich Zaleßcyki schoß eine unserer Batterien
ein russisches Munitionslager in Brand.

Am südlichen Kriegsschauplatz außer vereinzelten
Geschützfeuer entlang der Grenze während der letzten Zeit keine
Ereignisse von Bedeutung. Oestlich von Trebinje wurden monte-
negrinische Kräfte, die sich zu weit vorwagten, durch unsere Artillerie
zerstreut und ihre Unterkunft zerstört.

2. Mai:

In Russisch-Polen wurde der Gegner in einigen Ab-
schnitten aus den Vorstellungen zurückgeworfen. Unsere Truppen
gelangten hierbei stellenweise bis an die Hindernislinie der feind-
lichen Hauptstellung.

An der Front in Westgalizien und in den Karpathen
lebhafter Geschützkampf. Auf den Höhen zwischen dem Orawa- und
Opor-Tale warfen unsere Truppen neue heftige russische Angriffe
zurück und machten 200 Mann zu Gefangenen; schließlich gingen
sie zum Angriff über und eroberten nach hartem Kampfe einen
starken russischen Stützpunkt östlich der Höhe Ostry. Mehrere hun-
dert Russen wurden hierbei gefangen und Maschinengewehre er-
beutet.

In Südost-Galizien und in der Bukowina keine Veränderung.

Unsere Operationen im nordwestlichen Rußland mach-
ten gute Fortschritte. Bei Szawle wurden weitere 400 Russen
gefangen genommen. In der Verfolgung der flüchtenden Russen
erreichten deutsche Spitzen die Gegend südwestlich von Mitau.

Russische Angriffe in Gegend Kalwarja wurden unter
starken Verlusten für den Feind abgeschlagen; 300 Gefangene blieben
in unserer Hand.

*

3. Mai:

Im Beisein des Oberbesehlshabers Generalfeldmarschalls Erz-
herzog Friedrich
und unter Führung des Generalobersten
[Spaltenumbruch] von Mackensen haben die verbündeten Truppen gestern nach
erbittertem Kampfe die ganze russische Front in West-
Galizien
von nahe der ungarischen Grenze bis zur Mündung
des Dunajec in die Weichsel an zahlreichen Stellen durchstoßen
und überall eingedrückt. Diejenigen Teile des Feindes, die
entkommen konnten, sind in schleunigstem Rückzug nach Osten,
scharf verfolgt von den verbündeten Truppen. Die Trophäen des
Sieges lassen sich noch nicht annähernd übersehen.

Vereinigte österreichisch-ungarische und deut-
sche Kräfte
haben gestern den Feind in der seit Monaten her-
gerichteten und besetzten Stellung in Westgalizien angegriffen. Sie
haben ihn auf der ganzen Front Malastow-Gorlice-
Gromnik
und nördlich davon geworfen, ihm schwere Verluste
zugefügt, über 8000 Gefangene gemacht und Geschütze und Maschi-
nengewehre in einer bisher noch nicht festgestellten Zahl erbeutet.
Gleichzeitig erzwangen unsere Truppen den Uebergang über den
unteren Dunajec. An der Karpathenfront und in den
Beskiden ist die Lage underändert.

In den Waldkarpathen haben wir in den neuerlichen
Kämpfen östlich von Koziowa Raum gewonnen. Der Feind wurde
aus seiner Stellung geworfen und seine Gegenangriffe wurden
blutig abgeschlagen. Dort wurden mehrere hundert Gefangene ge-
macht und drei Maschinengewehre erbeutet.

Auch nördlich von Osmaloda wurde der Feind von mehreren
Höhen zurückgeworfen und erlitt schwere Verluste. Auch dort ist
der kampf noch im Gange.

Auf der Weiterverfolgung der auf Riga flüchtenden
Russen erbeuteten wir gestern 4 Geschütze, 4 Maschinengewehre
und machten südlich Mitau wieder 1700 Gefangene, so daß die Ge-
samtzahl der Gefangenen auf 3260 gestiegen ist.

Russische Angriffe südwestlich von Kalwarja mißglück-
ten unter starken Verlusten für den Gegner. Die Russen wurden
über die Szeszupa zurückgeworfen und ließen 330 Gefangene in
unserer Hand.

Auch nordöstlich von Scierniewice zogen sich die Russen
eine schwere Niederlage zu, wobei sie neben einer großen Anzahl
von Toten an 100 Gefangene verloren.

4. Mai:

Die Zahl der in der Verfolgung auf Mitau gefangen ge-
nommenen Russen ist auf über 4000 gestiegen.

Erneute russische Angriffe südwestlich von Kalwarja wurden
abgeschlagen, 170 Gefangene blieben bei uns.

Ebenso scheiterten russische Angriffe südöstlich von
Augustowo unter starken Verlusten für den Feind, der dort außer-
dem an Gefangenen 4 Offiziere, 420 Mann und 2 Maschinen-
gewehre verlor. Auch bei Jedwabno, nordöstlich von Lomza, wurde
ein russischer Nachtangriff abgeschlagen.

Die Offensive zwischen Waldkarpathen und der oberen
Weichsel nahm einen guten Fortgang. Die Beute des ersten
Tages
beläuft sich auf 21,500 Gefangene, 16 Geschütze, 47 Maschi-
nengewehre und zurzeit noch unübersehbares Kriegsgerät aller Art.

*

In treuer Waffenbrüderschaft -- so sagt der amtliche öster-
reichische Bericht -- haben Deutschlands und Oesterreich-Ungarns
verbündete Truppen einen neuen Sieg erfochten.

Die seit dem Rückzug der Russen nach unserer siegreichen
Schlacht bei Limanowa in Westgalizien haltende stark befestigte
Front zwischen Weichsel und dem Karpathenhauptkamm wurde in
ihrer ganzen Ausdehnung erobert.

In Fortsetzung des Angriffes haben die österreichisch-ungari-
schen und die deutschen Streitkräfte auch gestern an der ganzen
Front unter den Augen des Armee-Oberkommandanten Feldmar-
schalls Erzherzog Friedrich neue Erfolge erkämpft, sind unaufhalt-
sam weiter nach Osten vorgedrungen und haben starke russische
Kräfte erneut zu schleunigem Rückzug gezwungen.

Die Bedeutung des Gesamterfolges läßt sich noch nicht an-
nähernd übersehen. Die Zahl der bisher Gefangenen ist auf
über 30,000 gestiegen und nimmt stündlich zu. In den zahlreichen
eroberten russischen Stellungen wurde eine Anmenge Kriegsmaterial
erbeutet. 22 Geschütze und 64 Maschinengewehre sind bei der ersten
Beute.

An allen übrigen Fronten ist die Situation im großen ganzen
unverändert.

8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

30. April:

Die Vortruppen unſerer im nordweſtlichen Rußland
operierenden Streitkräfte haben geſtern in breiter Front die Eiſen-
bahnlinie Dünaburg—Libau erreicht. Ernſthaften Wider-
ſtand verſuchten die in jenen Gegenden vorhandenen ruſſiſchen
Truppen, unter denen ſich auch die Reſte der Teilnehmer am Raub-
zuge gegen Memel befinden, bisher nirgends zu leiſten. Gegen-
wärtig ſind Gefechte bei Szawle im Gange.

Bei Kalwarja ſcheiterten größere ruſſiſche Angriffe unter
ſtarken Verluſten. 5 Offiziere und 500 Ruſſen fielen unverwundet
in unſere Hand. Auch weiter ſüdlich zwiſchen Kalwarja und Augu-
ſtowo mißglückten ruſſiſche Vorſtöße.

An der allgemeinen Situation hat ſich nichts geändert. Wäh-
rend des Tages Geſchützkämpfe und Geplänkel. Neuerliche heftige
ruſſiſche Nachtangriffe im Orawa- und Oportale wurden,
wie ſtets früher, unter großen Verluſten des Feindes abgewieſen.

1. Mai:

Das Gefecht bei Szawle iſt günſtig für uns verlaufen. Nach
ſtarken Verluſten flüchteten die Ruſſen, nachdem ſie Szawle an
allen vier Ecken angeſteckt hatten, in der Richtung auf Mitau weiter.
Die Verfolgung wird fortgeſetzt.

An Gefangenen ſind bisher 1000 gemacht, daneben fielen
10 Maſchinengewehre, große Mengen von Bagage, Munitions-
wagen und beſonders viel Munition in unſere Hände.

Feindliche Angriffe bei Kalwarja und ſüdweſtlich wurden
verluſtreich abgeſchlagen, wobei wieder 350 Ruſſen gefangen ge-
nommen wurden. Dagegen gelang es den Ruſſen, ſüdweſtlich von
Auguſtowo eine deutſche Vorpoſtenkompagnie nächtlicherweile zu
überfallen und ſchwer zu ſchädigen.

Oeſtlich von Plock und auf dem Südufer der Pilica wur-
den ſchwache ruſſiſche Vorſtöße abgewieſen.

1. Mai:

In Ruſſiſch-Polen lebhafter Geſchützkampf, der ſtellen-
weiſe auch nachts andauerte. Ruſſiſche Sicherungstruppen ſind aus
mehreren Stellungen vertrieben worden.

An der Front in Weſtgalizien und in den Karpathen
keine Veränderung. Gegen die von uns eroberten Höhen zwiſchen
dem Orawa- und Oportale richtete der Feind auch geſtern wieder-
holte heftige Angriffe, die abermals unter ſehr großen Verluſten
für die Ruſſen abgewieſen wurden. Hierbei wurden 500 Ruſſen
gefangen genommen.

In Südoſt-Galizien und in der Bukowina zeitweiſe
Artilleriekampf. Südlich Zaleſzcyki ſchoß eine unſerer Batterien
ein ruſſiſches Munitionslager in Brand.

Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz außer vereinzelten
Geſchützfeuer entlang der Grenze während der letzten Zeit keine
Ereigniſſe von Bedeutung. Oeſtlich von Trebinje wurden monte-
negriniſche Kräfte, die ſich zu weit vorwagten, durch unſere Artillerie
zerſtreut und ihre Unterkunft zerſtört.

2. Mai:

In Ruſſiſch-Polen wurde der Gegner in einigen Ab-
ſchnitten aus den Vorſtellungen zurückgeworfen. Unſere Truppen
gelangten hierbei ſtellenweiſe bis an die Hindernislinie der feind-
lichen Hauptſtellung.

An der Front in Weſtgalizien und in den Karpathen
lebhafter Geſchützkampf. Auf den Höhen zwiſchen dem Orawa- und
Opor-Tale warfen unſere Truppen neue heftige ruſſiſche Angriffe
zurück und machten 200 Mann zu Gefangenen; ſchließlich gingen
ſie zum Angriff über und eroberten nach hartem Kampfe einen
ſtarken ruſſiſchen Stützpunkt öſtlich der Höhe Oſtry. Mehrere hun-
dert Ruſſen wurden hierbei gefangen und Maſchinengewehre er-
beutet.

In Südoſt-Galizien und in der Bukowina keine Veränderung.

Unſere Operationen im nordweſtlichen Rußland mach-
ten gute Fortſchritte. Bei Szawle wurden weitere 400 Ruſſen
gefangen genommen. In der Verfolgung der flüchtenden Ruſſen
erreichten deutſche Spitzen die Gegend ſüdweſtlich von Mitau.

Ruſſiſche Angriffe in Gegend Kalwarja wurden unter
ſtarken Verluſten für den Feind abgeſchlagen; 300 Gefangene blieben
in unſerer Hand.

*

3. Mai:

Im Beiſein des Oberbeſehlshabers Generalfeldmarſchalls Erz-
herzog Friedrich
und unter Führung des Generaloberſten
[Spaltenumbruch] von Mackenſen haben die verbündeten Truppen geſtern nach
erbittertem Kampfe die ganze ruſſiſche Front in Weſt-
Galizien
von nahe der ungariſchen Grenze bis zur Mündung
des Dunajec in die Weichſel an zahlreichen Stellen durchſtoßen
und überall eingedrückt. Diejenigen Teile des Feindes, die
entkommen konnten, ſind in ſchleunigſtem Rückzug nach Oſten,
ſcharf verfolgt von den verbündeten Truppen. Die Trophäen des
Sieges laſſen ſich noch nicht annähernd überſehen.

Vereinigte öſterreichiſch-ungariſche und deut-
ſche Kräfte
haben geſtern den Feind in der ſeit Monaten her-
gerichteten und beſetzten Stellung in Weſtgalizien angegriffen. Sie
haben ihn auf der ganzen Front Malaſtow-Gorlice-
Gromnik
und nördlich davon geworfen, ihm ſchwere Verluſte
zugefügt, über 8000 Gefangene gemacht und Geſchütze und Maſchi-
nengewehre in einer bisher noch nicht feſtgeſtellten Zahl erbeutet.
Gleichzeitig erzwangen unſere Truppen den Uebergang über den
unteren Dunajec. An der Karpathenfront und in den
Beskiden iſt die Lage underändert.

In den Waldkarpathen haben wir in den neuerlichen
Kämpfen öſtlich von Koziowa Raum gewonnen. Der Feind wurde
aus ſeiner Stellung geworfen und ſeine Gegenangriffe wurden
blutig abgeſchlagen. Dort wurden mehrere hundert Gefangene ge-
macht und drei Maſchinengewehre erbeutet.

Auch nördlich von Osmaloda wurde der Feind von mehreren
Höhen zurückgeworfen und erlitt ſchwere Verluſte. Auch dort iſt
der kampf noch im Gange.

Auf der Weiterverfolgung der auf Riga flüchtenden
Ruſſen erbeuteten wir geſtern 4 Geſchütze, 4 Maſchinengewehre
und machten ſüdlich Mitau wieder 1700 Gefangene, ſo daß die Ge-
ſamtzahl der Gefangenen auf 3260 geſtiegen iſt.

Ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich von Kalwarja mißglück-
ten unter ſtarken Verluſten für den Gegner. Die Ruſſen wurden
über die Szeszupa zurückgeworfen und ließen 330 Gefangene in
unſerer Hand.

Auch nordöſtlich von Scierniewice zogen ſich die Ruſſen
eine ſchwere Niederlage zu, wobei ſie neben einer großen Anzahl
von Toten an 100 Gefangene verloren.

4. Mai:

Die Zahl der in der Verfolgung auf Mitau gefangen ge-
nommenen Ruſſen iſt auf über 4000 geſtiegen.

Erneute ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich von Kalwarja wurden
abgeſchlagen, 170 Gefangene blieben bei uns.

Ebenſo ſcheiterten ruſſiſche Angriffe ſüdöſtlich von
Auguſtowo unter ſtarken Verluſten für den Feind, der dort außer-
dem an Gefangenen 4 Offiziere, 420 Mann und 2 Maſchinen-
gewehre verlor. Auch bei Jedwabno, nordöſtlich von Lomza, wurde
ein ruſſiſcher Nachtangriff abgeſchlagen.

Die Offenſive zwiſchen Waldkarpathen und der oberen
Weichſel nahm einen guten Fortgang. Die Beute des erſten
Tages
beläuft ſich auf 21,500 Gefangene, 16 Geſchütze, 47 Maſchi-
nengewehre und zurzeit noch unüberſehbares Kriegsgerät aller Art.

*

In treuer Waffenbrüderſchaft — ſo ſagt der amtliche öſter-
reichiſche Bericht — haben Deutſchlands und Oeſterreich-Ungarns
verbündete Truppen einen neuen Sieg erfochten.

Die ſeit dem Rückzug der Ruſſen nach unſerer ſiegreichen
Schlacht bei Limanowa in Weſtgalizien haltende ſtark befeſtigte
Front zwiſchen Weichſel und dem Karpathenhauptkamm wurde in
ihrer ganzen Ausdehnung erobert.

In Fortſetzung des Angriffes haben die öſterreichiſch-ungari-
ſchen und die deutſchen Streitkräfte auch geſtern an der ganzen
Front unter den Augen des Armee-Oberkommandanten Feldmar-
ſchalls Erzherzog Friedrich neue Erfolge erkämpft, ſind unaufhalt-
ſam weiter nach Oſten vorgedrungen und haben ſtarke ruſſiſche
Kräfte erneut zu ſchleunigem Rückzug gezwungen.

Die Bedeutung des Geſamterfolges läßt ſich noch nicht an-
nähernd überſehen. Die Zahl der bisher Gefangenen iſt auf
über 30,000 geſtiegen und nimmt ſtündlich zu. In den zahlreichen
eroberten ruſſiſchen Stellungen wurde eine Anmenge Kriegsmaterial
erbeutet. 22 Geſchütze und 64 Maſchinengewehre ſind bei der erſten
Beute.

An allen übrigen Fronten iſt die Situation im großen ganzen
unverändert.

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[Seite 279.[279]/0005] 8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung 30. April: Die Vortruppen unſerer im nordweſtlichen Rußland operierenden Streitkräfte haben geſtern in breiter Front die Eiſen- bahnlinie Dünaburg—Libau erreicht. Ernſthaften Wider- ſtand verſuchten die in jenen Gegenden vorhandenen ruſſiſchen Truppen, unter denen ſich auch die Reſte der Teilnehmer am Raub- zuge gegen Memel befinden, bisher nirgends zu leiſten. Gegen- wärtig ſind Gefechte bei Szawle im Gange. Bei Kalwarja ſcheiterten größere ruſſiſche Angriffe unter ſtarken Verluſten. 5 Offiziere und 500 Ruſſen fielen unverwundet in unſere Hand. Auch weiter ſüdlich zwiſchen Kalwarja und Augu- ſtowo mißglückten ruſſiſche Vorſtöße. An der allgemeinen Situation hat ſich nichts geändert. Wäh- rend des Tages Geſchützkämpfe und Geplänkel. Neuerliche heftige ruſſiſche Nachtangriffe im Orawa- und Oportale wurden, wie ſtets früher, unter großen Verluſten des Feindes abgewieſen. 1. Mai: Das Gefecht bei Szawle iſt günſtig für uns verlaufen. Nach ſtarken Verluſten flüchteten die Ruſſen, nachdem ſie Szawle an allen vier Ecken angeſteckt hatten, in der Richtung auf Mitau weiter. Die Verfolgung wird fortgeſetzt. An Gefangenen ſind bisher 1000 gemacht, daneben fielen 10 Maſchinengewehre, große Mengen von Bagage, Munitions- wagen und beſonders viel Munition in unſere Hände. Feindliche Angriffe bei Kalwarja und ſüdweſtlich wurden verluſtreich abgeſchlagen, wobei wieder 350 Ruſſen gefangen ge- nommen wurden. Dagegen gelang es den Ruſſen, ſüdweſtlich von Auguſtowo eine deutſche Vorpoſtenkompagnie nächtlicherweile zu überfallen und ſchwer zu ſchädigen. Oeſtlich von Plock und auf dem Südufer der Pilica wur- den ſchwache ruſſiſche Vorſtöße abgewieſen. 1. Mai: In Ruſſiſch-Polen lebhafter Geſchützkampf, der ſtellen- weiſe auch nachts andauerte. Ruſſiſche Sicherungstruppen ſind aus mehreren Stellungen vertrieben worden. An der Front in Weſtgalizien und in den Karpathen keine Veränderung. Gegen die von uns eroberten Höhen zwiſchen dem Orawa- und Oportale richtete der Feind auch geſtern wieder- holte heftige Angriffe, die abermals unter ſehr großen Verluſten für die Ruſſen abgewieſen wurden. Hierbei wurden 500 Ruſſen gefangen genommen. In Südoſt-Galizien und in der Bukowina zeitweiſe Artilleriekampf. Südlich Zaleſzcyki ſchoß eine unſerer Batterien ein ruſſiſches Munitionslager in Brand. Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz außer vereinzelten Geſchützfeuer entlang der Grenze während der letzten Zeit keine Ereigniſſe von Bedeutung. Oeſtlich von Trebinje wurden monte- negriniſche Kräfte, die ſich zu weit vorwagten, durch unſere Artillerie zerſtreut und ihre Unterkunft zerſtört. 2. Mai: In Ruſſiſch-Polen wurde der Gegner in einigen Ab- ſchnitten aus den Vorſtellungen zurückgeworfen. Unſere Truppen gelangten hierbei ſtellenweiſe bis an die Hindernislinie der feind- lichen Hauptſtellung. An der Front in Weſtgalizien und in den Karpathen lebhafter Geſchützkampf. Auf den Höhen zwiſchen dem Orawa- und Opor-Tale warfen unſere Truppen neue heftige ruſſiſche Angriffe zurück und machten 200 Mann zu Gefangenen; ſchließlich gingen ſie zum Angriff über und eroberten nach hartem Kampfe einen ſtarken ruſſiſchen Stützpunkt öſtlich der Höhe Oſtry. Mehrere hun- dert Ruſſen wurden hierbei gefangen und Maſchinengewehre er- beutet. In Südoſt-Galizien und in der Bukowina keine Veränderung. Unſere Operationen im nordweſtlichen Rußland mach- ten gute Fortſchritte. Bei Szawle wurden weitere 400 Ruſſen gefangen genommen. In der Verfolgung der flüchtenden Ruſſen erreichten deutſche Spitzen die Gegend ſüdweſtlich von Mitau. Ruſſiſche Angriffe in Gegend Kalwarja wurden unter ſtarken Verluſten für den Feind abgeſchlagen; 300 Gefangene blieben in unſerer Hand. * 3. Mai: Im Beiſein des Oberbeſehlshabers Generalfeldmarſchalls Erz- herzog Friedrich und unter Führung des Generaloberſten von Mackenſen haben die verbündeten Truppen geſtern nach erbittertem Kampfe die ganze ruſſiſche Front in Weſt- Galizien von nahe der ungariſchen Grenze bis zur Mündung des Dunajec in die Weichſel an zahlreichen Stellen durchſtoßen und überall eingedrückt. Diejenigen Teile des Feindes, die entkommen konnten, ſind in ſchleunigſtem Rückzug nach Oſten, ſcharf verfolgt von den verbündeten Truppen. Die Trophäen des Sieges laſſen ſich noch nicht annähernd überſehen. Vereinigte öſterreichiſch-ungariſche und deut- ſche Kräfte haben geſtern den Feind in der ſeit Monaten her- gerichteten und beſetzten Stellung in Weſtgalizien angegriffen. Sie haben ihn auf der ganzen Front Malaſtow-Gorlice- Gromnik und nördlich davon geworfen, ihm ſchwere Verluſte zugefügt, über 8000 Gefangene gemacht und Geſchütze und Maſchi- nengewehre in einer bisher noch nicht feſtgeſtellten Zahl erbeutet. Gleichzeitig erzwangen unſere Truppen den Uebergang über den unteren Dunajec. An der Karpathenfront und in den Beskiden iſt die Lage underändert. In den Waldkarpathen haben wir in den neuerlichen Kämpfen öſtlich von Koziowa Raum gewonnen. Der Feind wurde aus ſeiner Stellung geworfen und ſeine Gegenangriffe wurden blutig abgeſchlagen. Dort wurden mehrere hundert Gefangene ge- macht und drei Maſchinengewehre erbeutet. Auch nördlich von Osmaloda wurde der Feind von mehreren Höhen zurückgeworfen und erlitt ſchwere Verluſte. Auch dort iſt der kampf noch im Gange. Auf der Weiterverfolgung der auf Riga flüchtenden Ruſſen erbeuteten wir geſtern 4 Geſchütze, 4 Maſchinengewehre und machten ſüdlich Mitau wieder 1700 Gefangene, ſo daß die Ge- ſamtzahl der Gefangenen auf 3260 geſtiegen iſt. Ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich von Kalwarja mißglück- ten unter ſtarken Verluſten für den Gegner. Die Ruſſen wurden über die Szeszupa zurückgeworfen und ließen 330 Gefangene in unſerer Hand. Auch nordöſtlich von Scierniewice zogen ſich die Ruſſen eine ſchwere Niederlage zu, wobei ſie neben einer großen Anzahl von Toten an 100 Gefangene verloren. 4. Mai: Die Zahl der in der Verfolgung auf Mitau gefangen ge- nommenen Ruſſen iſt auf über 4000 geſtiegen. Erneute ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich von Kalwarja wurden abgeſchlagen, 170 Gefangene blieben bei uns. Ebenſo ſcheiterten ruſſiſche Angriffe ſüdöſtlich von Auguſtowo unter ſtarken Verluſten für den Feind, der dort außer- dem an Gefangenen 4 Offiziere, 420 Mann und 2 Maſchinen- gewehre verlor. Auch bei Jedwabno, nordöſtlich von Lomza, wurde ein ruſſiſcher Nachtangriff abgeſchlagen. Die Offenſive zwiſchen Waldkarpathen und der oberen Weichſel nahm einen guten Fortgang. Die Beute des erſten Tages beläuft ſich auf 21,500 Gefangene, 16 Geſchütze, 47 Maſchi- nengewehre und zurzeit noch unüberſehbares Kriegsgerät aller Art. * In treuer Waffenbrüderſchaft — ſo ſagt der amtliche öſter- reichiſche Bericht — haben Deutſchlands und Oeſterreich-Ungarns verbündete Truppen einen neuen Sieg erfochten. Die ſeit dem Rückzug der Ruſſen nach unſerer ſiegreichen Schlacht bei Limanowa in Weſtgalizien haltende ſtark befeſtigte Front zwiſchen Weichſel und dem Karpathenhauptkamm wurde in ihrer ganzen Ausdehnung erobert. In Fortſetzung des Angriffes haben die öſterreichiſch-ungari- ſchen und die deutſchen Streitkräfte auch geſtern an der ganzen Front unter den Augen des Armee-Oberkommandanten Feldmar- ſchalls Erzherzog Friedrich neue Erfolge erkämpft, ſind unaufhalt- ſam weiter nach Oſten vorgedrungen und haben ſtarke ruſſiſche Kräfte erneut zu ſchleunigem Rückzug gezwungen. Die Bedeutung des Geſamterfolges läßt ſich noch nicht an- nähernd überſehen. Die Zahl der bisher Gefangenen iſt auf über 30,000 geſtiegen und nimmt ſtündlich zu. In den zahlreichen eroberten ruſſiſchen Stellungen wurde eine Anmenge Kriegsmaterial erbeutet. 22 Geſchütze und 64 Maſchinengewehre ſind bei der erſten Beute. An allen übrigen Fronten iſt die Situation im großen ganzen unverändert.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915, S. Seite 279.[279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1915/5>, abgerufen am 10.06.2024.