Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 22. Januar 1929.Dienstag, den 22. Januar "AZ am Abend" Nr. 18 Leben und Tod im Auge Strindbergs Zum 80. Geburtstag des Dichters am 22. Januar 1929 Der große nordische Dichter, der bei uns in ... Wenn die Menschen so viel Aufhebens von Ihr, die ihr nicht wißt, was es heißt, von Ich habe Angst vor Irren: sie wirken wie Dä- Bibliotheken müßten dann und wann verbrannt
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Am 22. Januar vor 80 Jahren wurde August Goethe begann mit dem Straßburger Münster Napoleon. Das Geschöpf der Revolution! Kaiser .... Gedankenreichtum ist das, was Strind- Die Dresdner Bank und ihre neuen Arbeitsmethoden Rationalisierung der Büroarbeit * Ein Usafilm Zu Anfang bekommt man es mit der großen Da wachsen aus Federhalter und altem ehr- Käfige voll Lebewesen sieht man da, emsig, Denn der Effekt heißt ja: Erleichterung, Ver- Wertvolles Menschenmaterial wird geschont, -- So ist man versöhnt und erkennt: nicht ernied- In wechselnder Folge sah man im internen Be- Jedoch nicht auf geistloses Tailorsystem, sondern Alles in allem verspürt man die Erlösung des [Spaltenumbruch] Münchner Kapellmeister Hermann Rohrbeck Als im Fasching 1927 Hermann Rohtbeck mit [Abbildung]
Wo immer sich Rohrbeck hören läßt, bildet er Rohrbeck ist auf diesem Gebiete nachgerade sou- Ausdrücklich muß aber bemerkt werden, daß Kein Zweifel -- eine Parole des diesjährigen Musikdirektor Peter Kreuder aus München Theater am Gärtnerplatz Margarete Slezak ist Die Gastspiele finden bei gewöhnlichen Abend- Konzert-Vorschau Mittwoch, den 23. Januar, 71/2 Uhr im Her- [irrelevantes Material]
Dienstag, den 22. Januar „AZ am Abend“ Nr. 18 Leben und Tod im Auge Strindbergs Zum 80. Geburtstag des Dichters am 22. Januar 1929 Der große nordiſche Dichter, der bei uns in ... Wenn die Menſchen ſo viel Aufhebens von Ihr, die ihr nicht wißt, was es heißt, von Ich habe Angſt vor Irren: ſie wirken wie Dä- Bibliotheken müßten dann und wann verbrannt
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Am 22. Januar vor 80 Jahren wurde Auguſt Goethe begann mit dem Straßburger Münſter Napoleon. Das Geſchöpf der Revolution! Kaiſer .... Gedankenreichtum iſt das, was Strind- Die Dresdner Bank und ihre neuen Arbeitsmethoden Rationaliſierung der Büroarbeit * Ein Uſafilm Zu Anfang bekommt man es mit der großen Da wachſen aus Federhalter und altem ehr- Käfige voll Lebeweſen ſieht man da, emſig, Denn der Effekt heißt ja: Erleichterung, Ver- Wertvolles Menſchenmaterial wird geſchont, — So iſt man verſöhnt und erkennt: nicht ernied- In wechſelnder Folge ſah man im internen Be- Jedoch nicht auf geiſtloſes Tailorſyſtem, ſondern Alles in allem verſpürt man die Erlöſung des [Spaltenumbruch] Münchner Kapellmeiſter Hermann Rohrbeck Als im Faſching 1927 Hermann Rohtbeck mit [Abbildung]
Wo immer ſich Rohrbeck hören läßt, bildet er Rohrbeck iſt auf dieſem Gebiete nachgerade ſou- Ausdrücklich muß aber bemerkt werden, daß Kein Zweifel — eine Parole des diesjährigen Muſikdirektor Peter Kreuder aus München Theater am Gärtnerplatz Margarete Slezak iſt Die Gaſtſpiele finden bei gewöhnlichen Abend- Konzert-Vorſchau Mittwoch, den 23. Januar, 7½ Uhr im Her- [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0009" n="9"/> <fw place="top" type="header">Dienstag, den 22. Januar „AZ am Abend“ Nr. 18</fw><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leben und Tod im Auge Strindbergs<lb/> Zum 80. Geburtstag des Dichters am 22. Januar 1929</hi> </head><lb/> <p>Der große nordiſche Dichter, der bei uns in<lb/> Deutſchland leidenſchaftlicher gefeiert wurde, als<lb/> in ſeiner Heimat, wurde uns vor nun bald<lb/> 20 Jahren vorzeitig durch den Tod entriſſen.<lb/> Aber ſeine Werke leben. Immer wieder greifen<lb/> die Bühnen nach dieſen Kammerſpielen und Dra-<lb/> men eines Meiſters, der wie wenige andere, pak-<lb/> kendes Bühnenleben zu geſtalten wußte. Beſon-<lb/> ders in ſeinen geſchichtlichen Dramen hält er ge-<lb/> wiſſermaßen der Jetztzeit den Spiegel des Einſt<lb/> vor. Aber auch in ſeinen Romanen gibt er über-<lb/> reiche Anregung. Man mag ſich zu dieſem epi-<lb/> ſchen Werken ſtellen wie man will, — man mag<lb/> ſie vielleicht als Ganzes ablehnen, aber man wird<lb/> nicht leugnen können, daß hier ein Schatz von<lb/> Gedanken und Ideen vorhanden iſt, der die Ge-<lb/> nialität ihres Schöpfers klar enthüllt. Wir geben<lb/> hier eine kleine Zuſammenſtellung ſolcher Aus-<lb/> ſprüche, die uns für Strindbergs Empfindungs-<lb/> leben und Anſchauungsweiſe beſonders bezeichnend<lb/> erſcheinen.</p><lb/> <cit> <quote>... Wenn die Menſchen ſo viel Aufhebens von<lb/> dem Tode machen, ſo liegt das daran, daß ſie<lb/> ſich zu tief in die Erde eingegraben haben, als<lb/> daß ſie das Herausreißen nicht ſchmerzlich emp-<lb/> finden müßten. Ich fühle mich befreit in dem Ge-<lb/> danken, dies Daſein verlaſſen zu dürfen, denn<lb/> ſchlechter kann ich es nicht bekommen, wohl aber<lb/> beſſer. Bekomme ich überhaupt nichts, ſo iſt der<lb/> Tod an ſich ſchon eine Seligkeit, ſo groß wie die,<lb/> nach ſchwerer körperlicher Arbeit in einem guten<lb/> Bett ſchlafen zu dürfen. Wer beobachtet hat, wie<lb/> dann der Körper ſich gewiſſermaßen in allen<lb/> Gliedern löſt und die Seele ſich allmählich fort-<lb/> ſtiehlt, der wird den Tod nicht fürchten.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Ihr, die ihr nicht wißt, was es heißt, von<lb/> Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu arbei-<lb/> ten, um dann in einen tieriſchen Schlaf zu ver-<lb/> ſinken, ihr habt euch dem Fluch des Sündenfalls<lb/> entzogen, — denn es iſt ein Fluch zu fühlen,<lb/> wie die Seele in ihrem Wachstum ſtillſteht, wäh-<lb/> rend der Körper ſich in die Erde hineinwüblt.<lb/> Geh hinter dem Ochſen her, der den Pflug zieht,<lb/> und laß tagaus, tagein das Auge an der grauen<lb/> Erdſcholle haften, ſo wirſt du ſchließlich vergeſſen,<lb/> zum Himmel aufzublicken; ſteh mit dem Spaten<lb/> da und hebe in brennender Sonnenhitze einen<lb/> Graben aus, und du wirſt empfinden, wie du in<lb/> den ſumpfigen Boden einſinkſt und deiner Seele<lb/> das Grab gräbſt. Das wißt ihr nicht, die ihrs<lb/> euch den ganzen Tag über wohl ſein laßt und in<lb/> einer müßigen Stunde zwiſchen Frühſtück und<lb/> Mittag arbeitet, um dann eure Seelen im Som-<lb/> mer auszuruhen, wenn die Felder grün ſind,<lb/> wenn ihr die Natur genießt wie ein Schauſpiel,<lb/> das veredelt und erhebt. Für den Erdarbeiter iſt<lb/> die Natur ſo nicht vorhanden; der Acker iſt Brot,<lb/> der Wald Holz, das Meer ein Waſchfaß, die Wieſe<lb/> Käſe und Milch, — alles iſt Erde ohne Seele.<lb/> Als ich ſah, daß die eine Hälfte der Menſchheit<lb/> mit ihren Seelen, die andern mit ihren Körpern<lb/> arbeitete, da dachte ich anfangs, die Welt habe<lb/> zwei Arten von Menſchen vorgeſehen, aber dann<lb/> kam die Vernunft und ſtellte dies in Abrede. Da<lb/> empörte ſich meine Seele, und ich beſchloß, mich<lb/> ebenfalls dem Fluch des Sündenfalls zu ent-<lb/> ziehen, — und ich wurde Künſtler.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Ich habe Angſt vor Irren: ſie wirken wie Dä-<lb/> monen, denn ſie ſprechen ſofort all meine Ge-<lb/> heimniſſe aus, ſogar all meine ungeborenen Ge-<lb/> danken. Und da haſt du die Gleichung des Irren,<lb/> er lebt in einem ſtummen Unterbewußtſein, nimmt<lb/> einen auf Vorſchuß, iſt ſo ſcharfſichtig, daß er<lb/> boshaft erſcheint. Er hört an unglaublichen Orten<lb/> alles, was noch nicht lautbar geworden iſt; er<lb/> ſieht Gedanken und Gefühle; ſeine ſeeliſchen Kräfte<lb/> ſtehen in gewiſſer Weiſe über unſern gewöhn-<lb/> lichen, deshalb paßt er nicht in die Maskerade des<lb/> Lebens hinein.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Bibliotheken müßten dann und wann verbrannt<lb/> werden, ſonſt wird das Gepäck, das man mitzu-<lb/> ſchleppen hat, zu groß. Chineſen und Araber ha-<lb/> ben das durchgeführt, und Japan hat eine ganze<lb/> Kultur auf einmal beiſeite geworfen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote> <p>Ich weiß ſehr wenig von der Frauenfrage,denn ſie geht mich nichts an, aber ich glaube nach</p> <p>dem, was ich geſehen habe, daß unſere Genera-<lb/> tion das Aſiatiſche abſchaffen wird, das der Ehe<lb/> noch enthaftet. Beide Parteien ſchließen einen<lb/> freien Vertrag, keiner gibt ſeine Selbſtändigkeit<lb/> auf, keiner verſucht den andern zu erziehen, jeder<lb/> lernt die Schwächen des andern reſpektieren, und<lb/> man hat eine Kameradſchaft fürs Leben, die nicht<lb/> dadurch langweilig wird, daß der eine Teil auf<lb/> Zärtlichkeit pocht. Die meiſten Frauen verheiraten<lb/> ſich, um es gut zu haben und nicht mehr arbeiten<lb/> zu müſſen.</p> </quote> </cit><lb/> <figure> <p> <hi rendition="#b">Am 22. Januar vor 80 Jahren wurde Auguſt<lb/> Strindberg in Stockholm geboren. Strindberg war<lb/> der Begründer des modernen Naturalismus in der<lb/> ſchwediſchen Literatur. Doch der Einfluß, den ſeine<lb/> Werke — namentlich ſeine Dramen — auf die<lb/> Dichtung ausübten, reichte über die ganze Welt<lb/> und wirkte weiter auf die geiſtige Entwicklung des<lb/> 20. Jahrhunderts. — Nach einem an Siegen und<lb/> Niederlagen reichen Leben ſtarb Strindberg im<lb/> Jahre 1912.</hi> </p> </figure><lb/> <cit> <quote>Goethe begann mit dem Straßburger Münſter<lb/> und Götz von Berlichingen, zwei Feldrufen für<lb/> gotiſche, germaniſche Kunſt gegen Griechenland<lb/> und Rom. Bekämpfte in ſeinem ſpäteren Leben<lb/> den Germanismus und trat für den Klaſſizismus<lb/> ein. Goethe gegen Goethe. Sehen Sie den tradi-<lb/> tionellen, gotthaft Ruhigen, Harmoniſchen und ſo<lb/> weiter in der größten Disharmonie mit ſich ſelbſt.<lb/> Daß der „Große Heide“ damit endet, im zweiten<lb/> Teil Fauſt zu bekehren und ihn von der Jung-<lb/> frau Marie und den Engeln retten zu laſſen,<lb/> das wird von ſeinen Bewunderern gewöhnlich<lb/> außer acht gelaſſen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Napoleon. Das Geſchöpf der Revolution! Kaiſer<lb/> des Volkes, der Nero der Freiheit, der Unter-<lb/> drücker der Gleichheit und der „Große Bruder<lb/> der Brüderlichkeit“. Aber er iſt der Klügſte von<lb/> allen Zweiköpfigen, denn er konnte über ſich<lb/> ſelber lächeln, über ſeinen Disharmonien ſtehen,<lb/> ſich häuten, die Seele wechſeln und in jeder<lb/> Wandlung ſich als eine neue Inkarnation, über-<lb/> zeugt, ſelbſtberechtigt fühlen. — Graf Friedrich<lb/> Leopold von Stolberg. Schrieb ein fanatiſches<lb/> Buch für den Proteſtantismus, und trat unmittel-<lb/> bar darauf zum Katholismus über. Ein Wunder,<lb/> wie? — La Fayette. Der Freiheitsheld, der Re-<lb/> volutionär. Mußte Frankreich als vermeintlicher<lb/> Reaktionär verlaſſen, weil er Ludwig <hi rendition="#aq">XVI.</hi> hel-<lb/> fen wollte; er wurde von den Oeſterreichern er-<lb/> griffen und in Olmütz als Revolutionär gefangen<lb/> gehalten. Was war er?</quote> </cit><lb/> <p>.... Gedankenreichtum iſt das, was Strind-<lb/> bergs Werke uns vor allem geben. Er wiederholt<lb/> nicht tauſendmal Gedachtes, ſondern verſuchte<lb/> Geſchehniſſe und Menſchen in ſein beſonderes<lb/> Prisma einzufangen. Er iſt ein durchaus originel-<lb/> ler Denker, das macht ihn uns vor allem wertvoll<lb/> und veranlaßt uns, immer wieder nach ſeinen<lb/> Werken zu greifen. Als Denker war er ein Deut-<lb/> ſcher und wird es immerdar bleiben.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Dresdner Bank<lb/> und ihre neuen Arbeitsmethoden</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Rationaliſierung der Büroarbeit * Ein Uſafilm</hi> </p> </argument><lb/> <p>Zu Anfang bekommt man es mit der großen<lb/> Angſt: ob ſie die Geiſter, die ſie riefen, je wieder<lb/> los werden?</p><lb/> <p>Da wachſen aus Federhalter und altem ehr-<lb/> lichen Hauptbuch Maſchinen heran, Maſchinen, ein<lb/> wildes Gewirr von Rädern, Taſten, Hebeln, —<lb/> das Ende, ſo ſieht man ſchon im Geiſte vor uns,<lb/> iſt ein Bankbeamter im Laboratoriumskittel.</p><lb/> <p>Käfige voll Lebeweſen ſieht man da, emſig,<lb/> eifrig, haſtig, eng aufeinander ſitzend, harte Mie-<lb/> nen, — nur ein kleines Tippfräulein lächelte<lb/> und das war wie ein Sonnenſtrahl — man ſieht<lb/> Köpfe und faſt keine Geſichter, — und das ſind<lb/> doch Menſchen! Sie ſtehen im Dienſte des Mo-<lb/> lochs Geld, im Dienſte der Großmacht Wirtſchaft,<lb/> im Dienſte der Magier, (Magier, ja nicht Mak-<lb/> ler!!! Anmerkung für den Setzer!), welche die<lb/> Geiſter, eben jene Maſchinen, riefen und ſie —<lb/> man atmet auf, bändigten und dem Menſchengeiſt<lb/> untertan machten.</p><lb/> <p>Denn der Effekt heißt ja: Erleichterung, Ver-<lb/> einfachung, Sicherung, und bedeutet wirkliche<lb/> Hilfe bei der Berufsarbeit. Nicht Verſklavung,<lb/> ſondern Sieg über die Materie!</p><lb/> <p>Wertvolles Menſchenmaterial wird geſchont, —<lb/> ſtatt hunderten gehetzten Botenjungen läuft ein<lb/> einziges Fließband durch die Räume. Befreit iſt<lb/><cb/> der Geiſt von ewig ſich wiederholender, alles tö-<lb/> tender mechaniſierender Arbeit. Maſchinen leiſten<lb/> ſie für ihn mit jenet Präziſion, deren er ſelbſt,<lb/> der gottgeſchaffene erdgebundene Menſchengeiſt in<lb/> ſeiner ganzen Abhängigkeit von wechſelnden<lb/> Empfindungen, von Stimmungen und wechſelnder<lb/> Leiſtungsfähigkeit nie fähig wäre.</p><lb/> <p>So iſt man verſöhnt und erkennt: nicht ernied-<lb/> rigt wird der Menſch durch die Maſchine, ſondern<lb/> erhöht. Wiſſen, Können und reger Geiſt vermö-<lb/> gen ſich zu erweiſen. Die Menſchenwürde iſt einer<lb/> großen Gefahr entgangen.</p><lb/> <p>In wechſelnder Folge ſah man im internen Be-<lb/> trieb der Dresdner Bank die neuen Methoden,<lb/> mit denen ein ſolcher Großbetrieb arbeitet, kompli-<lb/> zierte kombinierte Rechenmaſchinen, Vervielfälti-<lb/> gungs-, Falz-, Adreſſier-, Frankier- und Geldzähl-<lb/> maſchinen, Zeit und Nerven ſparendes Durch-<lb/> ſchreibe- und Lochkartenverfahren.</p><lb/> <p>Jedoch nicht auf geiſtloſes Tailorſyſtem, ſondern<lb/> auf genau ineinandergreifende Intelligenzarbeit<lb/> aller Glieder des rieſigen Ganzen iſt der Betrieb<lb/> geſtellt.</p><lb/> <p>Alles in allem verſpürt man die Erlöſung des<lb/> Menſchen vom Kategorieweſen zum Individuum<lb/> und damit zur wahren Menſchlichkeit. </p> <byline>(K-B-E)</byline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchner Kapellmeiſter<lb/> Hermann Rohrbeck</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#b">Text und Zeichnung von Rolf Brand</hi> </byline><lb/> <p>Als im Faſching 1927 Hermann Rohtbeck mit<lb/> ſeiner Elite-Kapelle in das „Deutſche Theater“<lb/> einzog, horchte alle Welt geſpannt auf. Das war<lb/> ja etwas völlig Neues und Ungewohntes, das uns<lb/> da entgegentrat! Und begeiſtert wurde er bei uns<lb/> aufgenommen, begeiſtert jubelte man ihm zu —<lb/> endlich ein erleſener Meiſter, der den Jazz von<lb/> aller Verballhornung freimacht und die Schön-<lb/> heit der Synkope als die Forderung eines neuen<lb/> Stils uns voll erblühen läßt.</p><lb/> <figure/> <p>Wo immer ſich Rohrbeck hören läßt, bildet er<lb/> den Mittelpunkt der exkluſiven Geſellſchaft, und<lb/> wenn er nun im <hi rendition="#g">Cherubin</hi> der Herren Wal-<lb/> terſpiel ſein ſorgſam zuſammengeſetztes und har-<lb/> moniſch abgeſtimmtes Orcheſter ſieghaft leitet, ſo<lb/> iſt damit allein ſchon geſagt, daß im Cherubin ſich<lb/><cb/> in dieſem Faſching alles finden wird, das an die<lb/> Tanzmuſik die denkbar höchſten und ſtrengſten<lb/> Forderungen ſtellt. Zwiſchen Tanzmuſik und<lb/> Tanzmuſik ſind himmelweite Unterſchiede, und ſo<lb/> handelt es ſich darum, was aus ihr herausgeholt<lb/> und wie ſie interpretiert wird.</p><lb/> <p>Rohrbeck iſt auf dieſem Gebiete nachgerade ſou-<lb/> verän, denn er verſteht es wie kein Zweiter<lb/> neben ihm, die wahre Stimmung der Tanzfreudig-<lb/> keit zu wecken und zu erhalten. Dem Wiener<lb/> Hofballmuſikdirektor Eduard Strauß rühmte man<lb/> nach, er brauche nur den Taktſtock zu ergreifen<lb/> oder gar ſeine Geige, und der prickelnde Walzer<lb/> ſetzte alle Beine in Bewegung. Man kann dieſes<lb/> Wort heute getroſt auf Rohrbeck anwenden! Er<lb/> ergreift ſeine Geige, und ſchon ſind wir dem<lb/> Rhythmus ſeiner Tänze verfallen, ſchon erfaßt<lb/> und überwältigt uns die Stimmung, die aus ſei-<lb/> nen Melodien erklingt.</p><lb/> <p>Ausdrücklich muß aber bemerkt werden, daß<lb/> er bisher allüberall, wo er ſich hören läßt, mit<lb/> offenen Händen empfangen und als großer Künſt-<lb/> ler gefeiert wurde, ſogar in Kairo und Konſtanti-<lb/> nopl, wo er das Tagesgeſpräch bildete und gleich<lb/> große Anziehungskraft ausübte wie etwa bei uns<lb/> oder in Verlin.</p><lb/> <p>Kein Zweifel — eine Parole des diesjährigen<lb/> Faſchings heißt kurz und bündig — Rohrbeck,<lb/> deſſen Kapelle täglich in den „Vier Jahreszeiten“<lb/> zum Fünfuhr-Tee ſpielt und abends im Cherubin<lb/> Hunderten Frohſinn und Lebensfreude durch<lb/> Tanzmuſik ſpender.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Muſikdirektor Peter Kreuder</hi> </head><lb/> <p>aus München<lb/> wurde infolge ſeines großen Wiener-Erfolges von<lb/> der Direktion der Wiener Kammerſpiele weiter<lb/> verpflichtet und wird auch für die Novität<lb/> „Pinwheel“ (Rutſchbahn) die Muſik komponieren.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater am Gärtnerplatz</hi> </head><lb/> <p>Margarete Slezak iſt<lb/> zu den Proben der Leo-Fall-Operette „<hi rendition="#g">Die<lb/> Kaiſerin</hi>“, in welcher ſie Samstag, den 26. Ja-<lb/> nuar, in der Titelrolle, ihr Gaſtſpiel beginnt, ein-<lb/> getroffen.</p><lb/> <p>Die Gaſtſpiele finden bei gewöhnlichen Abend-<lb/> preiſen ſtatt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konzert-Vorſchau</hi> </head><lb/> <p>Mittwoch, den 23. Januar, 7½ Uhr im Her-<lb/> kulesſaal Klavierabend von Irmgard <hi rendition="#g">Rohn-<lb/> ſtadt</hi> mit Werken von Debuſſy, Mozart, Schu-<lb/> bert und Beethoven. — Karten bei Bauer, Halb-<lb/> reiter, Schmid und im Amtl. Bayer. Reiſebüro.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0009]
Dienstag, den 22. Januar „AZ am Abend“ Nr. 18
Leben und Tod im Auge Strindbergs
Zum 80. Geburtstag des Dichters am 22. Januar 1929
Der große nordiſche Dichter, der bei uns in
Deutſchland leidenſchaftlicher gefeiert wurde, als
in ſeiner Heimat, wurde uns vor nun bald
20 Jahren vorzeitig durch den Tod entriſſen.
Aber ſeine Werke leben. Immer wieder greifen
die Bühnen nach dieſen Kammerſpielen und Dra-
men eines Meiſters, der wie wenige andere, pak-
kendes Bühnenleben zu geſtalten wußte. Beſon-
ders in ſeinen geſchichtlichen Dramen hält er ge-
wiſſermaßen der Jetztzeit den Spiegel des Einſt
vor. Aber auch in ſeinen Romanen gibt er über-
reiche Anregung. Man mag ſich zu dieſem epi-
ſchen Werken ſtellen wie man will, — man mag
ſie vielleicht als Ganzes ablehnen, aber man wird
nicht leugnen können, daß hier ein Schatz von
Gedanken und Ideen vorhanden iſt, der die Ge-
nialität ihres Schöpfers klar enthüllt. Wir geben
hier eine kleine Zuſammenſtellung ſolcher Aus-
ſprüche, die uns für Strindbergs Empfindungs-
leben und Anſchauungsweiſe beſonders bezeichnend
erſcheinen.
... Wenn die Menſchen ſo viel Aufhebens von
dem Tode machen, ſo liegt das daran, daß ſie
ſich zu tief in die Erde eingegraben haben, als
daß ſie das Herausreißen nicht ſchmerzlich emp-
finden müßten. Ich fühle mich befreit in dem Ge-
danken, dies Daſein verlaſſen zu dürfen, denn
ſchlechter kann ich es nicht bekommen, wohl aber
beſſer. Bekomme ich überhaupt nichts, ſo iſt der
Tod an ſich ſchon eine Seligkeit, ſo groß wie die,
nach ſchwerer körperlicher Arbeit in einem guten
Bett ſchlafen zu dürfen. Wer beobachtet hat, wie
dann der Körper ſich gewiſſermaßen in allen
Gliedern löſt und die Seele ſich allmählich fort-
ſtiehlt, der wird den Tod nicht fürchten.
Ihr, die ihr nicht wißt, was es heißt, von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu arbei-
ten, um dann in einen tieriſchen Schlaf zu ver-
ſinken, ihr habt euch dem Fluch des Sündenfalls
entzogen, — denn es iſt ein Fluch zu fühlen,
wie die Seele in ihrem Wachstum ſtillſteht, wäh-
rend der Körper ſich in die Erde hineinwüblt.
Geh hinter dem Ochſen her, der den Pflug zieht,
und laß tagaus, tagein das Auge an der grauen
Erdſcholle haften, ſo wirſt du ſchließlich vergeſſen,
zum Himmel aufzublicken; ſteh mit dem Spaten
da und hebe in brennender Sonnenhitze einen
Graben aus, und du wirſt empfinden, wie du in
den ſumpfigen Boden einſinkſt und deiner Seele
das Grab gräbſt. Das wißt ihr nicht, die ihrs
euch den ganzen Tag über wohl ſein laßt und in
einer müßigen Stunde zwiſchen Frühſtück und
Mittag arbeitet, um dann eure Seelen im Som-
mer auszuruhen, wenn die Felder grün ſind,
wenn ihr die Natur genießt wie ein Schauſpiel,
das veredelt und erhebt. Für den Erdarbeiter iſt
die Natur ſo nicht vorhanden; der Acker iſt Brot,
der Wald Holz, das Meer ein Waſchfaß, die Wieſe
Käſe und Milch, — alles iſt Erde ohne Seele.
Als ich ſah, daß die eine Hälfte der Menſchheit
mit ihren Seelen, die andern mit ihren Körpern
arbeitete, da dachte ich anfangs, die Welt habe
zwei Arten von Menſchen vorgeſehen, aber dann
kam die Vernunft und ſtellte dies in Abrede. Da
empörte ſich meine Seele, und ich beſchloß, mich
ebenfalls dem Fluch des Sündenfalls zu ent-
ziehen, — und ich wurde Künſtler.
Ich habe Angſt vor Irren: ſie wirken wie Dä-
monen, denn ſie ſprechen ſofort all meine Ge-
heimniſſe aus, ſogar all meine ungeborenen Ge-
danken. Und da haſt du die Gleichung des Irren,
er lebt in einem ſtummen Unterbewußtſein, nimmt
einen auf Vorſchuß, iſt ſo ſcharfſichtig, daß er
boshaft erſcheint. Er hört an unglaublichen Orten
alles, was noch nicht lautbar geworden iſt; er
ſieht Gedanken und Gefühle; ſeine ſeeliſchen Kräfte
ſtehen in gewiſſer Weiſe über unſern gewöhn-
lichen, deshalb paßt er nicht in die Maskerade des
Lebens hinein.
Bibliotheken müßten dann und wann verbrannt
werden, ſonſt wird das Gepäck, das man mitzu-
ſchleppen hat, zu groß. Chineſen und Araber ha-
ben das durchgeführt, und Japan hat eine ganze
Kultur auf einmal beiſeite geworfen.
Ich weiß ſehr wenig von der Frauenfrage,denn ſie geht mich nichts an, aber ich glaube nach
dem, was ich geſehen habe, daß unſere Genera-
tion das Aſiatiſche abſchaffen wird, das der Ehe
noch enthaftet. Beide Parteien ſchließen einen
freien Vertrag, keiner gibt ſeine Selbſtändigkeit
auf, keiner verſucht den andern zu erziehen, jeder
lernt die Schwächen des andern reſpektieren, und
man hat eine Kameradſchaft fürs Leben, die nicht
dadurch langweilig wird, daß der eine Teil auf
Zärtlichkeit pocht. Die meiſten Frauen verheiraten
ſich, um es gut zu haben und nicht mehr arbeiten
zu müſſen.
[Abbildung Am 22. Januar vor 80 Jahren wurde Auguſt
Strindberg in Stockholm geboren. Strindberg war
der Begründer des modernen Naturalismus in der
ſchwediſchen Literatur. Doch der Einfluß, den ſeine
Werke — namentlich ſeine Dramen — auf die
Dichtung ausübten, reichte über die ganze Welt
und wirkte weiter auf die geiſtige Entwicklung des
20. Jahrhunderts. — Nach einem an Siegen und
Niederlagen reichen Leben ſtarb Strindberg im
Jahre 1912.]
Goethe begann mit dem Straßburger Münſter
und Götz von Berlichingen, zwei Feldrufen für
gotiſche, germaniſche Kunſt gegen Griechenland
und Rom. Bekämpfte in ſeinem ſpäteren Leben
den Germanismus und trat für den Klaſſizismus
ein. Goethe gegen Goethe. Sehen Sie den tradi-
tionellen, gotthaft Ruhigen, Harmoniſchen und ſo
weiter in der größten Disharmonie mit ſich ſelbſt.
Daß der „Große Heide“ damit endet, im zweiten
Teil Fauſt zu bekehren und ihn von der Jung-
frau Marie und den Engeln retten zu laſſen,
das wird von ſeinen Bewunderern gewöhnlich
außer acht gelaſſen.
Napoleon. Das Geſchöpf der Revolution! Kaiſer
des Volkes, der Nero der Freiheit, der Unter-
drücker der Gleichheit und der „Große Bruder
der Brüderlichkeit“. Aber er iſt der Klügſte von
allen Zweiköpfigen, denn er konnte über ſich
ſelber lächeln, über ſeinen Disharmonien ſtehen,
ſich häuten, die Seele wechſeln und in jeder
Wandlung ſich als eine neue Inkarnation, über-
zeugt, ſelbſtberechtigt fühlen. — Graf Friedrich
Leopold von Stolberg. Schrieb ein fanatiſches
Buch für den Proteſtantismus, und trat unmittel-
bar darauf zum Katholismus über. Ein Wunder,
wie? — La Fayette. Der Freiheitsheld, der Re-
volutionär. Mußte Frankreich als vermeintlicher
Reaktionär verlaſſen, weil er Ludwig XVI. hel-
fen wollte; er wurde von den Oeſterreichern er-
griffen und in Olmütz als Revolutionär gefangen
gehalten. Was war er?
.... Gedankenreichtum iſt das, was Strind-
bergs Werke uns vor allem geben. Er wiederholt
nicht tauſendmal Gedachtes, ſondern verſuchte
Geſchehniſſe und Menſchen in ſein beſonderes
Prisma einzufangen. Er iſt ein durchaus originel-
ler Denker, das macht ihn uns vor allem wertvoll
und veranlaßt uns, immer wieder nach ſeinen
Werken zu greifen. Als Denker war er ein Deut-
ſcher und wird es immerdar bleiben.
Die Dresdner Bank
und ihre neuen Arbeitsmethoden
Rationaliſierung der Büroarbeit * Ein Uſafilm
Zu Anfang bekommt man es mit der großen
Angſt: ob ſie die Geiſter, die ſie riefen, je wieder
los werden?
Da wachſen aus Federhalter und altem ehr-
lichen Hauptbuch Maſchinen heran, Maſchinen, ein
wildes Gewirr von Rädern, Taſten, Hebeln, —
das Ende, ſo ſieht man ſchon im Geiſte vor uns,
iſt ein Bankbeamter im Laboratoriumskittel.
Käfige voll Lebeweſen ſieht man da, emſig,
eifrig, haſtig, eng aufeinander ſitzend, harte Mie-
nen, — nur ein kleines Tippfräulein lächelte
und das war wie ein Sonnenſtrahl — man ſieht
Köpfe und faſt keine Geſichter, — und das ſind
doch Menſchen! Sie ſtehen im Dienſte des Mo-
lochs Geld, im Dienſte der Großmacht Wirtſchaft,
im Dienſte der Magier, (Magier, ja nicht Mak-
ler!!! Anmerkung für den Setzer!), welche die
Geiſter, eben jene Maſchinen, riefen und ſie —
man atmet auf, bändigten und dem Menſchengeiſt
untertan machten.
Denn der Effekt heißt ja: Erleichterung, Ver-
einfachung, Sicherung, und bedeutet wirkliche
Hilfe bei der Berufsarbeit. Nicht Verſklavung,
ſondern Sieg über die Materie!
Wertvolles Menſchenmaterial wird geſchont, —
ſtatt hunderten gehetzten Botenjungen läuft ein
einziges Fließband durch die Räume. Befreit iſt
der Geiſt von ewig ſich wiederholender, alles tö-
tender mechaniſierender Arbeit. Maſchinen leiſten
ſie für ihn mit jenet Präziſion, deren er ſelbſt,
der gottgeſchaffene erdgebundene Menſchengeiſt in
ſeiner ganzen Abhängigkeit von wechſelnden
Empfindungen, von Stimmungen und wechſelnder
Leiſtungsfähigkeit nie fähig wäre.
So iſt man verſöhnt und erkennt: nicht ernied-
rigt wird der Menſch durch die Maſchine, ſondern
erhöht. Wiſſen, Können und reger Geiſt vermö-
gen ſich zu erweiſen. Die Menſchenwürde iſt einer
großen Gefahr entgangen.
In wechſelnder Folge ſah man im internen Be-
trieb der Dresdner Bank die neuen Methoden,
mit denen ein ſolcher Großbetrieb arbeitet, kompli-
zierte kombinierte Rechenmaſchinen, Vervielfälti-
gungs-, Falz-, Adreſſier-, Frankier- und Geldzähl-
maſchinen, Zeit und Nerven ſparendes Durch-
ſchreibe- und Lochkartenverfahren.
Jedoch nicht auf geiſtloſes Tailorſyſtem, ſondern
auf genau ineinandergreifende Intelligenzarbeit
aller Glieder des rieſigen Ganzen iſt der Betrieb
geſtellt.
Alles in allem verſpürt man die Erlöſung des
Menſchen vom Kategorieweſen zum Individuum
und damit zur wahren Menſchlichkeit.
(K-B-E)
Münchner Kapellmeiſter
Hermann Rohrbeck
Text und Zeichnung von Rolf Brand
Als im Faſching 1927 Hermann Rohtbeck mit
ſeiner Elite-Kapelle in das „Deutſche Theater“
einzog, horchte alle Welt geſpannt auf. Das war
ja etwas völlig Neues und Ungewohntes, das uns
da entgegentrat! Und begeiſtert wurde er bei uns
aufgenommen, begeiſtert jubelte man ihm zu —
endlich ein erleſener Meiſter, der den Jazz von
aller Verballhornung freimacht und die Schön-
heit der Synkope als die Forderung eines neuen
Stils uns voll erblühen läßt.
[Abbildung]
Wo immer ſich Rohrbeck hören läßt, bildet er
den Mittelpunkt der exkluſiven Geſellſchaft, und
wenn er nun im Cherubin der Herren Wal-
terſpiel ſein ſorgſam zuſammengeſetztes und har-
moniſch abgeſtimmtes Orcheſter ſieghaft leitet, ſo
iſt damit allein ſchon geſagt, daß im Cherubin ſich
in dieſem Faſching alles finden wird, das an die
Tanzmuſik die denkbar höchſten und ſtrengſten
Forderungen ſtellt. Zwiſchen Tanzmuſik und
Tanzmuſik ſind himmelweite Unterſchiede, und ſo
handelt es ſich darum, was aus ihr herausgeholt
und wie ſie interpretiert wird.
Rohrbeck iſt auf dieſem Gebiete nachgerade ſou-
verän, denn er verſteht es wie kein Zweiter
neben ihm, die wahre Stimmung der Tanzfreudig-
keit zu wecken und zu erhalten. Dem Wiener
Hofballmuſikdirektor Eduard Strauß rühmte man
nach, er brauche nur den Taktſtock zu ergreifen
oder gar ſeine Geige, und der prickelnde Walzer
ſetzte alle Beine in Bewegung. Man kann dieſes
Wort heute getroſt auf Rohrbeck anwenden! Er
ergreift ſeine Geige, und ſchon ſind wir dem
Rhythmus ſeiner Tänze verfallen, ſchon erfaßt
und überwältigt uns die Stimmung, die aus ſei-
nen Melodien erklingt.
Ausdrücklich muß aber bemerkt werden, daß
er bisher allüberall, wo er ſich hören läßt, mit
offenen Händen empfangen und als großer Künſt-
ler gefeiert wurde, ſogar in Kairo und Konſtanti-
nopl, wo er das Tagesgeſpräch bildete und gleich
große Anziehungskraft ausübte wie etwa bei uns
oder in Verlin.
Kein Zweifel — eine Parole des diesjährigen
Faſchings heißt kurz und bündig — Rohrbeck,
deſſen Kapelle täglich in den „Vier Jahreszeiten“
zum Fünfuhr-Tee ſpielt und abends im Cherubin
Hunderten Frohſinn und Lebensfreude durch
Tanzmuſik ſpender.
Muſikdirektor Peter Kreuder
aus München
wurde infolge ſeines großen Wiener-Erfolges von
der Direktion der Wiener Kammerſpiele weiter
verpflichtet und wird auch für die Novität
„Pinwheel“ (Rutſchbahn) die Muſik komponieren.
Theater am Gärtnerplatz
Margarete Slezak iſt
zu den Proben der Leo-Fall-Operette „Die
Kaiſerin“, in welcher ſie Samstag, den 26. Ja-
nuar, in der Titelrolle, ihr Gaſtſpiel beginnt, ein-
getroffen.
Die Gaſtſpiele finden bei gewöhnlichen Abend-
preiſen ſtatt.
Konzert-Vorſchau
Mittwoch, den 23. Januar, 7½ Uhr im Her-
kulesſaal Klavierabend von Irmgard Rohn-
ſtadt mit Werken von Debuſſy, Mozart, Schu-
bert und Beethoven. — Karten bei Bauer, Halb-
reiter, Schmid und im Amtl. Bayer. Reiſebüro.
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(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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