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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Lowestoft und warf drei oder vier Bomben in der Nachbarschaft
ab. Man sah in drei Kilometer Entfernung eine Feuersbrunst. Die
Ausdehnung des Schadens ist noch nicht festgestellt.

Einzelheiten über den Flug nach Maldon fehlen noch. Die
Einwohner von Lowestoft wurden um 1 Uhr früh von der Ankunft
der Zeppeline unterrichtet. Man vernahm bald drei Explo-
sionen
und sah ein Holzlager in Flammen. Eine Frau wurde
leicht verletzt. Drei Pferde wurden in einem Stalle getötet. Ueber
Southwold wurden sechs Bomben abgeworfen. Die Luftschiffe
kehrten seewärts zurück. -- Ein deutsches Flugzeug warf heute
mittags über Sittingbourne und Faversham in Kent Bomben ab.

Der Dampfer "City of Cambridge" der Ellermanlinie,
von Alexandria nach Liverpool unterwegs, ist am 28. März bei
Bishop Rock (Scilly-Inseln) auf 250 Yards Entfernung von einem
Unterseeboot angegriffen worden. Das Unterseeboot, das
auf der Steuerbordseite auftauchte, feuerte. Der Dampfer ver-
änderte den Kurs, gab Volldampf und vermochte, obwohl er nur
13 Knoten fuhr, bis zum Eintritt der Dunkelheit der Torpedierung
auszuweichen. Acht Schüsse trafen und richteten beträchtlichen
Schaden an. Sie beeinträchtigten aber nicht die Seetüchtigkeit des
Schiffes. Als die Dunkelheit eintrat, gab das Unterseeboot die
Jagd auf.

Der Dampfer "Karanja", von Glasgow nach Le Havre
unterwegs, ist ebenfalls von einem Unterseeboot angegriffen wor-
den. Der Dampfer schützte sich gegen die Abfeuerung eines Tor-
pedos, indem er dem Unterseeboot immer den Stern zuwandte.
Die "Karanja", die sich in der Nähe von Longships (bei Lands End
an der Südwestspitze Englands) befand, als sie angegriffen wurde,
flüchtete geradewegs nach der Küste, wo sich mehrere Fischdampfer
befanden, die das Unterseeboot offenbar für englische Patrouillen-
boote hielt, weil es die Verfolgung aufgab.



Aus Hoek van Holland wird gemeldet:

Der nieder-
ländische
Dampfer "Katwyk", von Baltimore nach Rotter-
dam mit einer Ladung für die niederländische Regierung konsignier-
ten Getreides unterwegs, wurde auf der Höhe des Leuchtschiffes
"Noordhinder" torpediert. Die Mannschaft wurde gerettet. Sie
befindet sich an Bord des Leuchtschiffes und wird von Marine-
schaluppen abgeholt. (Die von der deutschen Regierung eingeleitete
Untersuchung wird bald Klarheit über den Fall schaffen.)


20. April:

Der Kapitän des Fischdampfers "Fermo" teilte gestern bei
seiner Ankunft in Grimsby mit, daß der Fischdampfer "Vanilla"
vorgestern früh durch ein deutsches Unterseeboot torpe-
diert worden sei. Die "Vanilla" wurde in Stücke gerissen und ist
sofort gesunken. Der Dampfer "Fermo", der sich in einer Ent-
fernung von 300 Yards befand, eilte zu Hilfe, um die Besatzung
des Dampfers "Vanilla" zu retten. Das Unterseeboot hinderte
ihn jedoch, Beistand zu leisten, indem es ein Torpedo abfeuerte,
das fehlging. Der Fischdampfer "Fermo" dampfte dann mit voller
Kraft heimwärts.

In der obenstehenden Meldung des Reuterschen Bureaus sind,
wie das Wolffsche Telegraphen-Bureau bemerkt, selbstverständlich
die Tatsachen wieder nach der bei den Engländern geübten Praxis
vollständig verdreht. In Wahrheit hat natürlich der Fischdampfer
das Unterseeboot rammen wollen, und so war es ein Gebot der
Selbsterhaltung, daß es dem Angriff zuvorkam.

Ueber die Versenkung des Fischdampfers Vanilla"
durch ein deutsches U-Boot und die Schicksale des Fischdampfers
"Fermo" meldet Reuter noch: Ein Unterseeboot verfolgte den
"Fermo" vier Stunden lang. Der Kapitän erzählte, daß er am
Sonntag nachmittag langsam mit ausgesetzten Netzen fuhr, als das
Periskop eines Unterseebootes sichtbar wurde, das sich zwischen den
eine Viertelmeile voneinander entfernten Fischdampfern "Vanilla"
und "Fermo" befand. Während die Leute des "Fermo" mit dem
Einziehen der Netze beschäftigt waren, hörte man eine Explosion
und sah, wie die "Vanilla" in tausend Stücke zersprang. Der
"Fermo" setzte Rettungsboote aus, um die Ertrinkenden zu retten,
als ein zweites Unterseeboot längsseits auftauchte und eine Torpedo
abschoß, das fehlging. "Fermo" kappte die Netze und flüchtete;
er wurde von den beiden Unterseebooten, von denen nur die
Periskope sichtbar waren, verfolgt. Dank der eintretenden Däm-
merung konnte der Fischdampfer entrinnen.



[Spaltenumbruch]

21. April:

In letzter Zeit sind mehrfach britische Unterseeboote
in der deutschen Bucht der Nordsee gesichtet und wiederholt von
deutschen Streitkräften angegriffen worden.

Ein feindliches Unterseeboot wurde am 17. April
versenkt. Die Vernichtung weiterer Unterseeboote
ist wahrscheinlich, aber nicht mit voller Sicherheit festgestellt worden.



Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß bei dem kürzlichen
Zeppelin-Angriff auf den Tyne auch ein englisches
Schlachtschiff
erheblich beschädigt worden sem soll.



Das Gesamtergebnis der Schiffsverluste
unserer Feinde
im März stellt sich, wie die "Nationalzeitung"
erfährt, auf 23 Dampfer. Es wurden durch unsere Unterseeboote
folgende Schiffe versenkt:

Englische Schiffe:
"Aguila" am 27. März durch U-Boot bei Pembrocke,
"Andalusien" am 12. März durch U 29 bei Scilly, Island,
"Bengrove" am 7. März durch U-Boot bei Bristol,
"Blackwood" am 9. März durch U-Boot bei Hastings,
"Cairntoor" am 21. März durch U-Boot bei Beachy Head,
"Concord" am 22. März durch U-Boot bei Beachy Head,
"Crown of Castil" im März durch U-Boot bei Scilly-
Island,
"Durham Castle" am 13. März durch U-Boot bei Beachy
Head,
"Falaba" im März durch U-Boot bei Milford,
"Fingal" am 15. März durch U-Boot bei Northumberland,
"Flaminian" am 30. März durch U-Boot bei Scilly-Island,
"Florazan" am 11. März durch U-Boot im britischen
Kanal,
"Glenartney" am 18. März durch U-Boot im Kanal,
"Hartdale" am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
"Headland" am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
"India City" am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
"Invergyle" am 13. März durch U-Boot bei Blyth,
"Leewarden" am 17. März durch U-Boot bei Maas-
feuerschiff,
"Tangistan" am 9. März durch U-Boot bei Scarborough,
"Bosges" am 28. März durch U-Boot bei Cornwall.
Französische Schiffe:
"Auguste Conseil" am 11. März durch U 29 bei
Startpoint,
"Gris-Nez" am 11. März durch U-Boot bei Beachy Head,
"Guadeloupe" im März durch "Kronprinz Wilhelm" im
Atlantischen Ozean.


Ueber das Verhalten der englischen Bergarbeiter
meldet die "National Tidende" aus London: Die englischen
Bergleute haben heute früh den Streik beschlossen für den Fall,
daß ihre Forderung auf eine Vergütung von 20 Prozent nicht er-
füllt werde. Diese Nachricht hat wie eine Bombe unter den Berg-
werksbesitzern eingeschlagen. Sie erklärten, ein Streik sei unmög-
lich, da die britische Flotte ohne Waleskohle nicht aktionsfähig sei.
Die Bergarbeiter machen geltend, daß die Bergherren kolossal ver-
dient hätten, so daß die angebotene Vergütung von 10 Prozent
viel zu gering sei. Ein hervorragender Arbeiterführer hat aus-
gesprochen, daß die Flotte die Bergleute nicht entbehren könne.
Er drohte mit ernsten Verwicklungen, falls die Eigentümer sich
nicht beugten.



Aus dem Großen Hauptquartier wird Wolffs Telegr.-Bureau
geschrieben:

In einer Veröffentlichung vom 21. April beklagte sich die
englische Heeresleitung darüber, daß deutscherseits
entgegen allen Gesetzen zivilisierter Kriegführung bei der Wieder-
einnahme der Höhe 60 südöstlich von Ypern Geschosse, die beim
Platzen erstickende Gase entwickeln, verwendet worden seien.
Wie aus den deutschen amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht,
gebrauchen unsere Gegner seit vielen Monaten dieses Kriegsmittel.
Sie sind also augenscheinlich der Meinung, daß das, was ihnen
erlaubt sei, uns nicht zugestanden werden könne. Eine solche Auf-
fassung, die in diesem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat,
begreifen wir, besonders im Hinblick darauf, daß die Entwicklung
der deutschen Chemiewissenschaft es uns natürlich gestattet, viel
wirksamere Mittel einzusetzen als die Feinde, können sie aber nicht
teilen. Im übrigen trifft die Berufung auf die Gesetze der Krieg-
führung nicht zu. Die deutschen Truppen verfeuern keine Geschosse,

24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Loweſtoft und warf drei oder vier Bomben in der Nachbarſchaft
ab. Man ſah in drei Kilometer Entfernung eine Feuersbrunſt. Die
Ausdehnung des Schadens iſt noch nicht feſtgeſtellt.

Einzelheiten über den Flug nach Maldon fehlen noch. Die
Einwohner von Loweſtoft wurden um 1 Uhr früh von der Ankunft
der Zeppeline unterrichtet. Man vernahm bald drei Explo-
ſionen
und ſah ein Holzlager in Flammen. Eine Frau wurde
leicht verletzt. Drei Pferde wurden in einem Stalle getötet. Ueber
Southwold wurden ſechs Bomben abgeworfen. Die Luftſchiffe
kehrten ſeewärts zurück. — Ein deutſches Flugzeug warf heute
mittags über Sittingbourne und Faversham in Kent Bomben ab.

Der Dampfer „City of Cambridge“ der Ellermanlinie,
von Alexandria nach Liverpool unterwegs, iſt am 28. März bei
Biſhop Rock (Scilly-Inſeln) auf 250 Yards Entfernung von einem
Unterſeeboot angegriffen worden. Das Unterſeeboot, das
auf der Steuerbordſeite auftauchte, feuerte. Der Dampfer ver-
änderte den Kurs, gab Volldampf und vermochte, obwohl er nur
13 Knoten fuhr, bis zum Eintritt der Dunkelheit der Torpedierung
auszuweichen. Acht Schüſſe trafen und richteten beträchtlichen
Schaden an. Sie beeinträchtigten aber nicht die Seetüchtigkeit des
Schiffes. Als die Dunkelheit eintrat, gab das Unterſeeboot die
Jagd auf.

Der Dampfer „Karanja“, von Glasgow nach Le Havre
unterwegs, iſt ebenfalls von einem Unterſeeboot angegriffen wor-
den. Der Dampfer ſchützte ſich gegen die Abfeuerung eines Tor-
pedos, indem er dem Unterſeeboot immer den Stern zuwandte.
Die „Karanja“, die ſich in der Nähe von Longſhips (bei Lands End
an der Südweſtſpitze Englands) befand, als ſie angegriffen wurde,
flüchtete geradewegs nach der Küſte, wo ſich mehrere Fiſchdampfer
befanden, die das Unterſeeboot offenbar für engliſche Patrouillen-
boote hielt, weil es die Verfolgung aufgab.



Aus Hoek van Holland wird gemeldet:

Der nieder-
ländiſche
Dampfer „Katwyk“, von Baltimore nach Rotter-
dam mit einer Ladung für die niederländiſche Regierung konſignier-
ten Getreides unterwegs, wurde auf der Höhe des Leuchtſchiffes
„Noordhinder“ torpediert. Die Mannſchaft wurde gerettet. Sie
befindet ſich an Bord des Leuchtſchiffes und wird von Marine-
ſchaluppen abgeholt. (Die von der deutſchen Regierung eingeleitete
Unterſuchung wird bald Klarheit über den Fall ſchaffen.)


20. April:

Der Kapitän des Fiſchdampfers „Fermo“ teilte geſtern bei
ſeiner Ankunft in Grimsby mit, daß der Fiſchdampfer „Vanilla“
vorgeſtern früh durch ein deutſches Unterſeeboot torpe-
diert worden ſei. Die „Vanilla“ wurde in Stücke geriſſen und iſt
ſofort geſunken. Der Dampfer „Fermo“, der ſich in einer Ent-
fernung von 300 Yards befand, eilte zu Hilfe, um die Beſatzung
des Dampfers „Vanilla“ zu retten. Das Unterſeeboot hinderte
ihn jedoch, Beiſtand zu leiſten, indem es ein Torpedo abfeuerte,
das fehlging. Der Fiſchdampfer „Fermo“ dampfte dann mit voller
Kraft heimwärts.

In der obenſtehenden Meldung des Reuterſchen Bureaus ſind,
wie das Wolffſche Telegraphen-Bureau bemerkt, ſelbſtverſtändlich
die Tatſachen wieder nach der bei den Engländern geübten Praxis
vollſtändig verdreht. In Wahrheit hat natürlich der Fiſchdampfer
das Unterſeeboot rammen wollen, und ſo war es ein Gebot der
Selbſterhaltung, daß es dem Angriff zuvorkam.

Ueber die Verſenkung des Fiſchdampfers Vanilla
durch ein deutſches U-Boot und die Schickſale des Fiſchdampfers
„Fermo“ meldet Reuter noch: Ein Unterſeeboot verfolgte den
„Fermo“ vier Stunden lang. Der Kapitän erzählte, daß er am
Sonntag nachmittag langſam mit ausgeſetzten Netzen fuhr, als das
Periſkop eines Unterſeebootes ſichtbar wurde, das ſich zwiſchen den
eine Viertelmeile voneinander entfernten Fiſchdampfern „Vanilla“
und „Fermo“ befand. Während die Leute des „Fermo“ mit dem
Einziehen der Netze beſchäftigt waren, hörte man eine Exploſion
und ſah, wie die „Vanilla“ in tauſend Stücke zerſprang. Der
„Fermo“ ſetzte Rettungsboote aus, um die Ertrinkenden zu retten,
als ein zweites Unterſeeboot längsſeits auftauchte und eine Torpedo
abſchoß, das fehlging. „Fermo“ kappte die Netze und flüchtete;
er wurde von den beiden Unterſeebooten, von denen nur die
Periſkope ſichtbar waren, verfolgt. Dank der eintretenden Däm-
merung konnte der Fiſchdampfer entrinnen.



[Spaltenumbruch]

21. April:

In letzter Zeit ſind mehrfach britiſche Unterſeeboote
in der deutſchen Bucht der Nordſee geſichtet und wiederholt von
deutſchen Streitkräften angegriffen worden.

Ein feindliches Unterſeeboot wurde am 17. April
verſenkt. Die Vernichtung weiterer Unterſeeboote
iſt wahrſcheinlich, aber nicht mit voller Sicherheit feſtgeſtellt worden.



Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß bei dem kürzlichen
Zeppelin-Angriff auf den Tyne auch ein engliſches
Schlachtſchiff
erheblich beſchädigt worden ſem ſoll.



Das Geſamtergebnis der Schiffsverluſte
unſerer Feinde
im März ſtellt ſich, wie die „Nationalzeitung“
erfährt, auf 23 Dampfer. Es wurden durch unſere Unterſeeboote
folgende Schiffe verſenkt:

Engliſche Schiffe:
„Aguila“ am 27. März durch U-Boot bei Pembrocke,
„Andaluſien“ am 12. März durch U 29 bei Scilly, Island,
„Bengrove“ am 7. März durch U-Boot bei Briſtol,
„Blackwood“ am 9. März durch U-Boot bei Haſtings,
„Cairntoor“ am 21. März durch U-Boot bei Beachy Head,
„Concord“ am 22. März durch U-Boot bei Beachy Head,
„Crown of Caſtil“ im März durch U-Boot bei Scilly-
Island,
„Durham Caſtle“ am 13. März durch U-Boot bei Beachy
Head,
„Falaba“ im März durch U-Boot bei Milford,
„Fingal“ am 15. März durch U-Boot bei Northumberland,
„Flaminian“ am 30. März durch U-Boot bei Scilly-Island,
„Florazan“ am 11. März durch U-Boot im britiſchen
Kanal,
„Glenartney“ am 18. März durch U-Boot im Kanal,
„Hartdale“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
„Headland“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
„India City“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island,
„Invergyle“ am 13. März durch U-Boot bei Blyth,
„Leewarden“ am 17. März durch U-Boot bei Maas-
feuerſchiff,
„Tangiſtan“ am 9. März durch U-Boot bei Scarborough,
„Bosges“ am 28. März durch U-Boot bei Cornwall.
Franzöſiſche Schiffe:
„Auguſte Conſeil“ am 11. März durch U 29 bei
Startpoint,
„Gris-Nez“ am 11. März durch U-Boot bei Beachy Head,
„Guadeloupe“ im März durch „Kronprinz Wilhelm“ im
Atlantiſchen Ozean.


Ueber das Verhalten der engliſchen Bergarbeiter
meldet die „National Tidende“ aus London: Die engliſchen
Bergleute haben heute früh den Streik beſchloſſen für den Fall,
daß ihre Forderung auf eine Vergütung von 20 Prozent nicht er-
füllt werde. Dieſe Nachricht hat wie eine Bombe unter den Berg-
werksbeſitzern eingeſchlagen. Sie erklärten, ein Streik ſei unmög-
lich, da die britiſche Flotte ohne Waleskohle nicht aktionsfähig ſei.
Die Bergarbeiter machen geltend, daß die Bergherren koloſſal ver-
dient hätten, ſo daß die angebotene Vergütung von 10 Prozent
viel zu gering ſei. Ein hervorragender Arbeiterführer hat aus-
geſprochen, daß die Flotte die Bergleute nicht entbehren könne.
Er drohte mit ernſten Verwicklungen, falls die Eigentümer ſich
nicht beugten.



Aus dem Großen Hauptquartier wird Wolffs Telegr.-Bureau
geſchrieben:

In einer Veröffentlichung vom 21. April beklagte ſich die
engliſche Heeresleitung darüber, daß deutſcherſeits
entgegen allen Geſetzen ziviliſierter Kriegführung bei der Wieder-
einnahme der Höhe 60 ſüdöſtlich von Ypern Geſchoſſe, die beim
Platzen erſtickende Gaſe entwickeln, verwendet worden ſeien.
Wie aus den deutſchen amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht,
gebrauchen unſere Gegner ſeit vielen Monaten dieſes Kriegsmittel.
Sie ſind alſo augenſcheinlich der Meinung, daß das, was ihnen
erlaubt ſei, uns nicht zugeſtanden werden könne. Eine ſolche Auf-
faſſung, die in dieſem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat,
begreifen wir, beſonders im Hinblick darauf, daß die Entwicklung
der deutſchen Chemiewiſſenſchaft es uns natürlich geſtattet, viel
wirkſamere Mittel einzuſetzen als die Feinde, können ſie aber nicht
teilen. Im übrigen trifft die Berufung auf die Geſetze der Krieg-
führung nicht zu. Die deutſchen Truppen verfeuern keine Geſchoſſe,

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[Seite 253.[253]/0007] 24. April 1915. Allgemeine Zeitung Loweſtoft und warf drei oder vier Bomben in der Nachbarſchaft ab. Man ſah in drei Kilometer Entfernung eine Feuersbrunſt. Die Ausdehnung des Schadens iſt noch nicht feſtgeſtellt. Einzelheiten über den Flug nach Maldon fehlen noch. Die Einwohner von Loweſtoft wurden um 1 Uhr früh von der Ankunft der Zeppeline unterrichtet. Man vernahm bald drei Explo- ſionen und ſah ein Holzlager in Flammen. Eine Frau wurde leicht verletzt. Drei Pferde wurden in einem Stalle getötet. Ueber Southwold wurden ſechs Bomben abgeworfen. Die Luftſchiffe kehrten ſeewärts zurück. — Ein deutſches Flugzeug warf heute mittags über Sittingbourne und Faversham in Kent Bomben ab. Der Dampfer „City of Cambridge“ der Ellermanlinie, von Alexandria nach Liverpool unterwegs, iſt am 28. März bei Biſhop Rock (Scilly-Inſeln) auf 250 Yards Entfernung von einem Unterſeeboot angegriffen worden. Das Unterſeeboot, das auf der Steuerbordſeite auftauchte, feuerte. Der Dampfer ver- änderte den Kurs, gab Volldampf und vermochte, obwohl er nur 13 Knoten fuhr, bis zum Eintritt der Dunkelheit der Torpedierung auszuweichen. Acht Schüſſe trafen und richteten beträchtlichen Schaden an. Sie beeinträchtigten aber nicht die Seetüchtigkeit des Schiffes. Als die Dunkelheit eintrat, gab das Unterſeeboot die Jagd auf. Der Dampfer „Karanja“, von Glasgow nach Le Havre unterwegs, iſt ebenfalls von einem Unterſeeboot angegriffen wor- den. Der Dampfer ſchützte ſich gegen die Abfeuerung eines Tor- pedos, indem er dem Unterſeeboot immer den Stern zuwandte. Die „Karanja“, die ſich in der Nähe von Longſhips (bei Lands End an der Südweſtſpitze Englands) befand, als ſie angegriffen wurde, flüchtete geradewegs nach der Küſte, wo ſich mehrere Fiſchdampfer befanden, die das Unterſeeboot offenbar für engliſche Patrouillen- boote hielt, weil es die Verfolgung aufgab. Aus Hoek van Holland wird gemeldet: Der nieder- ländiſche Dampfer „Katwyk“, von Baltimore nach Rotter- dam mit einer Ladung für die niederländiſche Regierung konſignier- ten Getreides unterwegs, wurde auf der Höhe des Leuchtſchiffes „Noordhinder“ torpediert. Die Mannſchaft wurde gerettet. Sie befindet ſich an Bord des Leuchtſchiffes und wird von Marine- ſchaluppen abgeholt. (Die von der deutſchen Regierung eingeleitete Unterſuchung wird bald Klarheit über den Fall ſchaffen.) 20. April: Der Kapitän des Fiſchdampfers „Fermo“ teilte geſtern bei ſeiner Ankunft in Grimsby mit, daß der Fiſchdampfer „Vanilla“ vorgeſtern früh durch ein deutſches Unterſeeboot torpe- diert worden ſei. Die „Vanilla“ wurde in Stücke geriſſen und iſt ſofort geſunken. Der Dampfer „Fermo“, der ſich in einer Ent- fernung von 300 Yards befand, eilte zu Hilfe, um die Beſatzung des Dampfers „Vanilla“ zu retten. Das Unterſeeboot hinderte ihn jedoch, Beiſtand zu leiſten, indem es ein Torpedo abfeuerte, das fehlging. Der Fiſchdampfer „Fermo“ dampfte dann mit voller Kraft heimwärts. In der obenſtehenden Meldung des Reuterſchen Bureaus ſind, wie das Wolffſche Telegraphen-Bureau bemerkt, ſelbſtverſtändlich die Tatſachen wieder nach der bei den Engländern geübten Praxis vollſtändig verdreht. In Wahrheit hat natürlich der Fiſchdampfer das Unterſeeboot rammen wollen, und ſo war es ein Gebot der Selbſterhaltung, daß es dem Angriff zuvorkam. Ueber die Verſenkung des Fiſchdampfers Vanilla“ durch ein deutſches U-Boot und die Schickſale des Fiſchdampfers „Fermo“ meldet Reuter noch: Ein Unterſeeboot verfolgte den „Fermo“ vier Stunden lang. Der Kapitän erzählte, daß er am Sonntag nachmittag langſam mit ausgeſetzten Netzen fuhr, als das Periſkop eines Unterſeebootes ſichtbar wurde, das ſich zwiſchen den eine Viertelmeile voneinander entfernten Fiſchdampfern „Vanilla“ und „Fermo“ befand. Während die Leute des „Fermo“ mit dem Einziehen der Netze beſchäftigt waren, hörte man eine Exploſion und ſah, wie die „Vanilla“ in tauſend Stücke zerſprang. Der „Fermo“ ſetzte Rettungsboote aus, um die Ertrinkenden zu retten, als ein zweites Unterſeeboot längsſeits auftauchte und eine Torpedo abſchoß, das fehlging. „Fermo“ kappte die Netze und flüchtete; er wurde von den beiden Unterſeebooten, von denen nur die Periſkope ſichtbar waren, verfolgt. Dank der eintretenden Däm- merung konnte der Fiſchdampfer entrinnen. 21. April: In letzter Zeit ſind mehrfach britiſche Unterſeeboote in der deutſchen Bucht der Nordſee geſichtet und wiederholt von deutſchen Streitkräften angegriffen worden. Ein feindliches Unterſeeboot wurde am 17. April verſenkt. Die Vernichtung weiterer Unterſeeboote iſt wahrſcheinlich, aber nicht mit voller Sicherheit feſtgeſtellt worden. Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß bei dem kürzlichen Zeppelin-Angriff auf den Tyne auch ein engliſches Schlachtſchiff erheblich beſchädigt worden ſem ſoll. Das Geſamtergebnis der Schiffsverluſte unſerer Feinde im März ſtellt ſich, wie die „Nationalzeitung“ erfährt, auf 23 Dampfer. Es wurden durch unſere Unterſeeboote folgende Schiffe verſenkt: Engliſche Schiffe: „Aguila“ am 27. März durch U-Boot bei Pembrocke, „Andaluſien“ am 12. März durch U 29 bei Scilly, Island, „Bengrove“ am 7. März durch U-Boot bei Briſtol, „Blackwood“ am 9. März durch U-Boot bei Haſtings, „Cairntoor“ am 21. März durch U-Boot bei Beachy Head, „Concord“ am 22. März durch U-Boot bei Beachy Head, „Crown of Caſtil“ im März durch U-Boot bei Scilly- Island, „Durham Caſtle“ am 13. März durch U-Boot bei Beachy Head, „Falaba“ im März durch U-Boot bei Milford, „Fingal“ am 15. März durch U-Boot bei Northumberland, „Flaminian“ am 30. März durch U-Boot bei Scilly-Island, „Florazan“ am 11. März durch U-Boot im britiſchen Kanal, „Glenartney“ am 18. März durch U-Boot im Kanal, „Hartdale“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island, „Headland“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island, „India City“ am 12. März durch U 29 bei Scilly-Island, „Invergyle“ am 13. März durch U-Boot bei Blyth, „Leewarden“ am 17. März durch U-Boot bei Maas- feuerſchiff, „Tangiſtan“ am 9. März durch U-Boot bei Scarborough, „Bosges“ am 28. März durch U-Boot bei Cornwall. Franzöſiſche Schiffe: „Auguſte Conſeil“ am 11. März durch U 29 bei Startpoint, „Gris-Nez“ am 11. März durch U-Boot bei Beachy Head, „Guadeloupe“ im März durch „Kronprinz Wilhelm“ im Atlantiſchen Ozean. Ueber das Verhalten der engliſchen Bergarbeiter meldet die „National Tidende“ aus London: Die engliſchen Bergleute haben heute früh den Streik beſchloſſen für den Fall, daß ihre Forderung auf eine Vergütung von 20 Prozent nicht er- füllt werde. Dieſe Nachricht hat wie eine Bombe unter den Berg- werksbeſitzern eingeſchlagen. Sie erklärten, ein Streik ſei unmög- lich, da die britiſche Flotte ohne Waleskohle nicht aktionsfähig ſei. Die Bergarbeiter machen geltend, daß die Bergherren koloſſal ver- dient hätten, ſo daß die angebotene Vergütung von 10 Prozent viel zu gering ſei. Ein hervorragender Arbeiterführer hat aus- geſprochen, daß die Flotte die Bergleute nicht entbehren könne. Er drohte mit ernſten Verwicklungen, falls die Eigentümer ſich nicht beugten. Aus dem Großen Hauptquartier wird Wolffs Telegr.-Bureau geſchrieben: In einer Veröffentlichung vom 21. April beklagte ſich die engliſche Heeresleitung darüber, daß deutſcherſeits entgegen allen Geſetzen ziviliſierter Kriegführung bei der Wieder- einnahme der Höhe 60 ſüdöſtlich von Ypern Geſchoſſe, die beim Platzen erſtickende Gaſe entwickeln, verwendet worden ſeien. Wie aus den deutſchen amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht, gebrauchen unſere Gegner ſeit vielen Monaten dieſes Kriegsmittel. Sie ſind alſo augenſcheinlich der Meinung, daß das, was ihnen erlaubt ſei, uns nicht zugeſtanden werden könne. Eine ſolche Auf- faſſung, die in dieſem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat, begreifen wir, beſonders im Hinblick darauf, daß die Entwicklung der deutſchen Chemiewiſſenſchaft es uns natürlich geſtattet, viel wirkſamere Mittel einzuſetzen als die Feinde, können ſie aber nicht teilen. Im übrigen trifft die Berufung auf die Geſetze der Krieg- führung nicht zu. Die deutſchen Truppen verfeuern keine Geſchoſſe,

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 253.[253]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/7>, abgerufen am 17.06.2024.