Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.Allgemeine Zeitung 24. April 1915. [Spaltenumbruch]
Der Feind im Westen. Die französische Offensive hält in bescheidenen Gren- 16. April:
17. April:
18. April:
19. April:
Das Ausland wird von Frankreich und England aus, scheinbar Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott- Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landsturmkompagnie, Der "Temps" meldet: Eine Taube überflog gestern vormittag 20. April: In der Champagne machte unser Sappenangriff Fort- Zwischen Maas und Mosel waren die Artillerie- Ein französischer Angriff bei Flirey brach in unserem Feuer In dem Vorpostengefecht westlich von Avricourt nahmen In den Vogesen auf den Millackerhöhen nordwestlich von Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garnisonlosen Städtchen Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger sechs Allgemeine Zeitung 24. April 1915. [Spaltenumbruch]
Der Feind im Weſten. Die franzöſiſche Offenſive hält in beſcheidenen Gren- 16. April:
17. April:
18. April:
19. April:
Das Ausland wird von Frankreich und England aus, ſcheinbar Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott- Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landſturmkompagnie, Der „Temps“ meldet: Eine Taube überflog geſtern vormittag 20. April: In der Champagne machte unſer Sappenangriff Fort- Zwiſchen Maas und Moſel waren die Artillerie- Ein franzöſiſcher Angriff bei Flirey brach in unſerem Feuer In dem Vorpoſtengefecht weſtlich von Avricourt nahmen In den Vogeſen auf den Millackerhöhen nordweſtlich von Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garniſonloſen Städtchen Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger ſechs <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jComment" n="3"> <pb facs="#f0004" n="Seite 250.[250]"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 24. 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April:</p><lb/> <cit> <quote> <p>Südöſtlich von <hi rendition="#g">Ypern</hi> wurden die Engländer aus den noch<lb/> gehaltenen kleinen Teilen unſerer Stellung vertrieben. Mit ſtarkem<lb/> Angriff links der Bahn Ypern—Comines verſuchten ſie geſtern abend<lb/> ſich erneut in den Beſitz der Höhenſtellung zu ſetzen. Der Angriff<lb/> brach unter ſchwerſten Verluſten zuſammen.</p><lb/> <p>Bei Ingelmunſter iſt der franzöſiſche Fliegerleutnant <hi rendition="#g">Garros</hi><lb/> zur Landung gezwungen und gefangen genommen worden. (Garros<lb/> gilt als der bedeutendſte und glücklichſte der franzöſiſchen Flieger,<lb/> der auch in Deutſchland bei Wettflügen bekannt geworden iſt. Nach<lb/> franzöſiſchen Quellen müßte er den Untergang einer Menge deut-<lb/> ſcher Flieger auf dem Gewiſſen haben.)</p><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#g">Zwiſchen Maas und Moſel</hi> verlief der Tag unter Ar-<lb/> tilleriekämpfen. Ein ſchwächlicher franzöſiſcher Angriffsverſuch gegen<lb/> die Combres-Stellung wurde durch unſer Feuer im Keime erſtickt.</p><lb/> <p>In den <hi rendition="#g">Vogeſen</hi> mißglückten zwei franzöſiſche Angriffe<lb/> gegen die von uns genommene Sattelſtellung weſtlich des Reichs-<lb/> ackerkopfes und ein Angriff gegen die Höhen nördlich von Steiner-<lb/> brück. Nach ſtarken Verluſten zogen ſich die Franzoſen zurück.</p> </quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Das Ausland wird von Frankreich und England aus, ſcheinbar<lb/> ſogar von amtlichen Stellen, mit Siegesnachrichten <hi rendition="#g">über an-<lb/> gebliche Erfolge unſerer Gegner</hi> auf dem weſtlichen<lb/> Kriegsſchauplatze überſchwemmt. Alle dieſe Behauptungen ſind ein-<lb/> fach erfunden. Ihre Widerlegung im einzelnen lohnt ſich nicht, es<lb/> wird vielmehr lediglich auf ihre Nachprüfung an der Hand der<lb/> dienſtlichen deutſchen Kriegsberichte verwieſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Ueber einen am 18. d. M. auf die <hi rendition="#g">Pulverfabrik Rott-<lb/> weil</hi> von einem franzöſiſchen Flieger erfolgten Angriff werden dem<lb/> „Berliner Tageblatt“ aus Stuttgart folgende Einzelheiten gemeldet:</p><lb/> <cit> <quote>Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landſturmkompagnie,<lb/> die in Rottweil den Wachdienſt verſieht, gemeldet, daß über dem<lb/> badiſchen Schwarzwald ein feindlicher Flieger geſichtet wurde, der<lb/> die Richtung nach Rottweil einſchlage. Um halb 10 Uhr erſchien<lb/> ein franzöſiſcher Doppeldecker über Rottweil, wo er in beträchtlicher<lb/> Höhe mehrere Kreiſe beſchrieb und raſch aufeinander mehrere<lb/> Bomben warf. Die Wachmannſchaft hatte dafür geſorgt, daß die<lb/> Bewohner der Stadt in den Häuſern blieben. Mehrere Bauarbeiter,<lb/> die ſich in der Kantine der Pulverfabrik aufhielten, konnten aber<lb/> ihre Neugierde nicht bezähmen und traten in dem Moment auf den<lb/> Hof, wo eine Bombe niederftel. Zwei Arbeiter wurden ſo ſchwer<lb/> verletzt, daß ſie bald ſtarben. Der Bauunternehmer Müller aus<lb/> Rottweil erlitt ebenfalls ſo ſchwere Verletzungen, daß ihm ein Bein<lb/> abgenommen werden mußte; es ſcheint fraglich, ob er mit dem<lb/> Leben davonkommen wird. Von den Arbeitern, die in der Pulver-<lb/> fabrik beſchäftigt waren, wurde niemand verletzt. Der Flieger<lb/> wurde heftig beſchoſſen; nachdem das Flugzeug, das mehrere Tref-<lb/> fer erhalten hatte, etwa eine Viertelſtunde über der Stadt gekreuzt<lb/> hatte, flog es in der Richtung nach dem ſüdlichen badiſchen Schwarz-<lb/> walde davon.</quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der „Temps“ meldet:</p> <cit> <quote>Eine Taube überflog geſtern vormittag<lb/><hi rendition="#g">Calais</hi> und warf <hi rendition="#g">ſechs Bomben</hi> ab. Zwei Perſonen wurden<lb/> verletzt, zwei Häuſer ſtark beſchädigt. Die Taube flog ſo hoch, daß<lb/> die Beſchießung durch die franzöſiſche Artillerie wirkungslos war.</quote> </cit><lb/> <p>20. April:</p><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Champagne</hi> machte unſer Sappenangriff Fort-<lb/> ſchritte. In den <hi rendition="#g">Argonnen</hi> mißglückte ein franzöſiſcher Angriff<lb/> nördlich Le Four de Parts.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Zwiſchen Maas und Moſel</hi> waren die Artillerie-<lb/> kämpfe nur an einzelnen Stellen lebhaft.</p><lb/> <p>Ein franzöſiſcher Angriff bei <hi rendition="#g">Flirey</hi> brach in unſerem Feuer<lb/> zuſammen. 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Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
Der Feind im Weſten.
Die franzöſiſche Offenſive hält in beſcheidenen Gren-
zen und ohne nennenswerten Erfolg an. Freilich, lieſt man die
Telegramme der franzöſiſchen Heeresleitung, ſo ſtände bald kem
deutſcher Soldat mehr auf franzöſiſchem und belgiſchem Boden.
Wie ſtark ſich unſere Heeresleitung fühlt, geht wohl am beſten daraus
hervor, daß ſie dieſe erlogenen franzöſiſchen Siegesnachrichten ohne
jeden Zuſatz veröffentlichen läßt. Die ruhigen und ſachlichen Depeſchen
des Wolffſchen Bureaus ſind eben an ſich die wirkſamſte Richtig-
ſtellung. Die letzten Telegramme lauten:
16. April:
Vor Oſtende-Nieuport beteiligten ſich geſtern am Artil-
leriekampfe einige feindliche Torpedoboote, deren Feuer ſchnell zum
Schweigen gebracht wurde. Am Südrande von St. Eloi beſetz-
ten wir nach Sprengung zwei Häuſer. Am Südrande der
Loretto-Höhe wird ſeit heute nacht wieder gekämpft.
Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artillerie-
kämpfe ſtatt. Die Verwendung von Bomben mit erſtickend wir-
kender Gasentwicklung und von Infanterie-Exploſivgeſchoſſen ſeitens
der Franzoſen nimmt zu.
Bei dem klaren ſichtigen Wetter war die Fliegertätig-
keit geſtern wieder ſehr rege. Feindliche Flieger bewarfen die Ort-
ſchaften hinter unſeren Stellungen mit Bomben. Auch Freiburg
wurde wieder heimgeſucht, wo mehrere Zivilperſonen, hauptſäch-
lich Kinder, getötet und verletzt wurden.
17. April:
Geſtern brachten auch die Engländer öſtlich Ypern Gra-
naten und Bomben mit erſtickend wirkender Gasentwicklung zur
Anwendung.
Am Südhang der Lorettohöhe nordweſtlich von Arras
ging uns ein kleiner Stützpunkt von 60 Meter Breite und 50 Meter
Tiefe verloren.
In der Champagne nordweſtlich von Perthes wurde nach
umfangreicher Sprengung eine franzöſiſche Befeſtigungsgruppe im
Sturm genommen. Ein heute früh angeſetzter feindlicher Gegen-
angriff mißglückte.
Zwiſchen Maas und Moſel fanden heftige Artillerie-
kämpfe ſtatt. Bei Flirey griffen die Franzoſen mehrfach an, mit
ſchweren Verluſten wurden ſie in ihre Stellungen zurückgeworfen.
Bei einem Erkundungsvorſtoß nahmen unſere Truppen
eine feindliche Stellung nordweſtlich von Urbeis (Vogeſen), die, für
uns ungünſtig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangen
genommener Alpenjäger, morgens wieder geräumt wurde.
Ein franzöſiſches Luftſchiff erſchien heute nacht über
Straßburg und warf mehrere Bomben ab. Der Sachſchaden,
der hauptſächlich Fenſterſcheiben betrifft, iſt unbedeutend. Einige
Zivilperſonen ſind leider verletzt worden.
Einer unſerer Flieger, der vorgeſtern Calais mit Bomben
belegte, bewarf geſtern Greenwich bei London.
18. April:
Nach Vornahme von Sprengungen drangen die Engländer
geſtern abend ſüdöſtlich von Ypern in unſere Höhenſtellung dicht
nördlich des Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff ſofort wieder
zurückgeworfen; nur um drei von den Engländern beſetzte Spreng-
trichter wird noch gekämpft.
In der Champagne ſprengten die Franzoſen neben der
vorgeſtern von uns eroberten Stellung einen Graben, ohne Vor-
teil zu erringen.
Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artilleriekämpfe
ſtatt. In den Vogeſen bemächtigten wir uns ſüdweſtlich von
Stoßweiher am Sattel einer vorgeſchobenen franzöſiſchen Stellung.
Südweſtlich von Metzeral wurden unſere Vorpoſten vor überlege-
nem Feind auf ihre Unterſtützungen zurückgenommen.
19. April:
Südöſtlich von Ypern wurden die Engländer aus den noch
gehaltenen kleinen Teilen unſerer Stellung vertrieben. Mit ſtarkem
Angriff links der Bahn Ypern—Comines verſuchten ſie geſtern abend
ſich erneut in den Beſitz der Höhenſtellung zu ſetzen. Der Angriff
brach unter ſchwerſten Verluſten zuſammen.
Bei Ingelmunſter iſt der franzöſiſche Fliegerleutnant Garros
zur Landung gezwungen und gefangen genommen worden. (Garros
gilt als der bedeutendſte und glücklichſte der franzöſiſchen Flieger,
der auch in Deutſchland bei Wettflügen bekannt geworden iſt. Nach
franzöſiſchen Quellen müßte er den Untergang einer Menge deut-
ſcher Flieger auf dem Gewiſſen haben.)
Zwiſchen Maas und Moſel verlief der Tag unter Ar-
tilleriekämpfen. Ein ſchwächlicher franzöſiſcher Angriffsverſuch gegen
die Combres-Stellung wurde durch unſer Feuer im Keime erſtickt.
In den Vogeſen mißglückten zwei franzöſiſche Angriffe
gegen die von uns genommene Sattelſtellung weſtlich des Reichs-
ackerkopfes und ein Angriff gegen die Höhen nördlich von Steiner-
brück. Nach ſtarken Verluſten zogen ſich die Franzoſen zurück.
Das Ausland wird von Frankreich und England aus, ſcheinbar
ſogar von amtlichen Stellen, mit Siegesnachrichten über an-
gebliche Erfolge unſerer Gegner auf dem weſtlichen
Kriegsſchauplatze überſchwemmt. Alle dieſe Behauptungen ſind ein-
fach erfunden. Ihre Widerlegung im einzelnen lohnt ſich nicht, es
wird vielmehr lediglich auf ihre Nachprüfung an der Hand der
dienſtlichen deutſchen Kriegsberichte verwieſen.
Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott-
weil von einem franzöſiſchen Flieger erfolgten Angriff werden dem
„Berliner Tageblatt“ aus Stuttgart folgende Einzelheiten gemeldet:
Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landſturmkompagnie,
die in Rottweil den Wachdienſt verſieht, gemeldet, daß über dem
badiſchen Schwarzwald ein feindlicher Flieger geſichtet wurde, der
die Richtung nach Rottweil einſchlage. Um halb 10 Uhr erſchien
ein franzöſiſcher Doppeldecker über Rottweil, wo er in beträchtlicher
Höhe mehrere Kreiſe beſchrieb und raſch aufeinander mehrere
Bomben warf. Die Wachmannſchaft hatte dafür geſorgt, daß die
Bewohner der Stadt in den Häuſern blieben. Mehrere Bauarbeiter,
die ſich in der Kantine der Pulverfabrik aufhielten, konnten aber
ihre Neugierde nicht bezähmen und traten in dem Moment auf den
Hof, wo eine Bombe niederftel. Zwei Arbeiter wurden ſo ſchwer
verletzt, daß ſie bald ſtarben. Der Bauunternehmer Müller aus
Rottweil erlitt ebenfalls ſo ſchwere Verletzungen, daß ihm ein Bein
abgenommen werden mußte; es ſcheint fraglich, ob er mit dem
Leben davonkommen wird. Von den Arbeitern, die in der Pulver-
fabrik beſchäftigt waren, wurde niemand verletzt. Der Flieger
wurde heftig beſchoſſen; nachdem das Flugzeug, das mehrere Tref-
fer erhalten hatte, etwa eine Viertelſtunde über der Stadt gekreuzt
hatte, flog es in der Richtung nach dem ſüdlichen badiſchen Schwarz-
walde davon.
Der „Temps“ meldet:
Eine Taube überflog geſtern vormittag
Calais und warf ſechs Bomben ab. Zwei Perſonen wurden
verletzt, zwei Häuſer ſtark beſchädigt. Die Taube flog ſo hoch, daß
die Beſchießung durch die franzöſiſche Artillerie wirkungslos war.
20. April:
In der Champagne machte unſer Sappenangriff Fort-
ſchritte. In den Argonnen mißglückte ein franzöſiſcher Angriff
nördlich Le Four de Parts.
Zwiſchen Maas und Moſel waren die Artillerie-
kämpfe nur an einzelnen Stellen lebhaft.
Ein franzöſiſcher Angriff bei Flirey brach in unſerem Feuer
zuſammen. Im Croix des Carmes drangen unſere Truppen
nach Sprengung einiger Blockhäuſer in die feindliche Hauptſtellung
ein und fügten dem Gegner ſtarke Verluſte zu.
In dem Vorpoſtengefecht weſtlich von Avricourt nahmen
wir das Dorf Embermenel nach vorübergehender Räumung im
Sturm zurück.
In den Vogeſen auf den Millackerhöhen nordweſtlich von
Metzeral ſcheiterte ein feindlicher Angriff unter ſchweren Verluſten
für die franzöſiſchen Alpenjäger. — Bei einem Vorſtoß auf die
Spitze des Hartmannsweilerkopfes gewannen wir am Nordoſtabhang
einige hundert Meter Boden.
Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garniſonloſen Städtchen
Kandern ein niedrig fliegender feindlicher Flieger fünf
Bomben ab. Eine davon platzte auf einem Felde, vier fielen
auf eine Schule, die meiſten Schulkinder flüchteten in den Keller,
doch wurde ein Kind getötet, ein zweites ſchwer verletzt und meh-
rere verwundet.
Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger ſechs
Bomben ab, die beim Bahnhof platzten. Ein Kind wurde hier ge-
tötet, einem jungen Manne ein Arm abgeriſſen und drei weitere
Perſonen teils ſchwer, teils leicht verletzt. (Die franzöſiſchen Flieger
ſcheinen es beſonders auf Lazarette und Schulkinder abgeſehen
zu haben.)
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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