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Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] Staatsrechte berührenden Verwaltungsgeschäfte -- sowie die Genehmigung
der Jahresvoranschläge und die Rechnungsabschlüsse der Landessonds.

Das Amendement der Progressisten zur Adresse
ist mit 219 Stimmen gegen 20 verworfen worden. Die vorzüglichsten Re-
dactoren des Journal "l'Esperanza" verlassen dasselbe um sich einem andern
absolutistischen, Isabella II günstigen Journal anzuschließen. (T. Hav.)

Im Unterhaus antwortet Lord Palmerston auf
eine Anfrage des Hrn. Sheridan: die neapolitanische Regierung habe einen
diplomatischen Agenten nach Paris und London geschickt. Dieser Agent müsse
in einigen Tagen in London eintreffen. Die Regierung wird diesem Agenten
den Abscheu aussprechen den ihr die Grausamkeiten des Bombardements von
Palermo eingeflößt haben. Man dürfe jedoch nicht erwarten daß diese
Vorstellungen den geringsten Einfluß auf das Benehmen der neapolitanischen
Regierung ausüben werden; die Officiere welche Palermo beschossen haben
werden vielmehr Belobungsschreiben vom König von Neapel bekommen. Hr.
Griffith antwortet Hrn. Duncombe: er glaube, die zeitweilige Besetzung von
Castellamare durch die Engländer während der Dauer der Räumung habe
nicht stattgefunden. Lord Palmerston erklärt auf eine Anfrage von Hrn. She-
ridan: Oesterreich habe die Dazwischenkunst zu Gunsten des Königs von
Neapel von sich gewiesen, und ich habe allen Grund zu glauben die franzö-
sische Regierung habe denselben Entschluß gefaßt. (T. Hav.)

Dem Reuter'schen Bureau ist aus Paris folgende
Depesche zugegangen: Durch den Abschluß eines Waffenstillstandes beseitigte
der König beider Sicilien das Hinderniß welches einer Vermittlung bisher im
Wege stand. Indem König Franz II mit Sicilien als Macht mit Macht
unterhandelt, so ist gegenwärtig eine Vermittlung möglich. Deßhalb er-
mächtigte Kaiser Napoleon den Hrn. Martino nach Paris zu kommen, wird
jedoch seinen Entschluß nur nach positiven Anträgen des Hrn. Martino, und
nur im Einverständniß mit England fassen.

Der Moniteur zeigt an daß morgen, Donners-
tag, aus Anlaß der Vereinigung von Savoyen und des Arrondissements
Nizza um 10 Uhr Morgens ein Tedeum in Notredame gesungen, und der
Kaiser um 2 Uhr auf dem Marsfeld eine Revue über die Nationalgarde und
die Armee halten wird. Abends werden die öffentlichen Gebäude beleuchtet
seyn. Die Börse bleibt geschlossen. Den Entwurf Foulds zu dem die An-
nexation betreffenden Senatus-Consult werden wir nachtragen.

Der Constitutionnel beschäftigt sich mit den Vorgängen in Sicilien.
Die von den königlichen Truppen noch besetzten Städte in Sicilien scheinen
dem officiösen Blatte die Rückzugsflaggen zu seyn. "Die neapolitanische Re-
gierung habe sich durch eine blinde Hartnäckigkeit außerhalb des Rechts der
Regierungen gestellt."

Der Constitutionnel meldet daß die Eisenbahngesellschaften von der
Regierung die Erlaubniß erhalten haben Obligationen für 300 Millionen Fr.
auszugeben. Es scheint indessen daß noch eine kleine Schwierigkeit in Betreff
der Emission besteht. Einige Compagien wollen nämlich die Emission selbst
übernehmen, andere sie dagegen der Bank anvertrauen.

Die Debats protestiren gegen die einseitige Auffassung der Freiheit
durch das klerikale Journal "Le Monde." Dieses will nur die Freiheit "der
Wahrheit," das J. des Debats verlangt auch die Freiheit des "Irrthums."

Der Siecle erklärt seinen Lesern daß die deutschen Fürsten, welche
der Prinz-Regent nach Baden-Baden geladen, die Zulassung zu der
Conferenz des Prinz Regenten mit Louis Napoleon ver-
langt hätten.
In dieser Weise sucht die ganze inspirirte Presse die Zu-
sammenkunft der deutschen Fürsten, welche sicher nicht in Baden-Baden statt-
gefunden haben würde wenn der unangenehme Zwischenfall sich hätte vorher-
sehen lassen, zu entstellen.

Der Monde ist uns heute nicht zugegangen.

In dem am 3 d. in Neapel abgehaltenen Minister-
rath, welchem der Graf v. Trapani, der Fürst v. Cassaro, Baron Brenier
und die Advocaten Ferigni und Manno beiwohnten, wurde von den beiden
letztern vorgeschlagen die piemontesische Verfassung einzusühren, aus Sicilien
ein getrenntes Königreich zu bilden, und Neapel und Sicilien zu einem inte-
grirenden Bestandtheil der italienischen Conföderation zu machen. -- Aber-
mals haben Hanssuchungen bei Geistlichen stattgefunden. Gegen den Car-
dinal Bischof von Imola ist der Proceß eingeleitet. In Casalpusterlengo
wollen sich die Bauern der Verhaftung des Pfarrers widersetzen. Cardinal
Corsi verläßt nächstens Turin um sich nach dem Landsitz seiner Schwester zu
begeben. (O. Bl.)

Marschall Vaillant ist in Magenta von der National-
garde und den Municipalbehörden empfangen worden. In Novara wurde
er durch den Gouverneur der Stadt begrüßt. Der Marschall ist nach Arena
gegangen um den Lago maggiore zu besichtigen; die Regierung hatte ihm ein
Schiff zur Verfügung gestellt. Morgen wird er hier eintreffen. Marchese
v. Torrearsa, Marchese v. Rocaforte und Graf Manzoni, sämmtlich sicilische
Emigranten, haben sich nach Sicilien begeben. (T. Havas.)

Das neue Ministerium ist folgendermaßen zu-
sammengesetzt: Nicolaus Golesco, Krieg und Conseilpräsidentschaft; Deme-
trius Bratiano, Inneres; Boresco, Justiz; Johann Bratiano, Finanzen;
Johann Philippesco, auswärtige Angelegenheiten; Constantin Rosetti, Cul-
ten; Vladoiano, Controle. (J. B.)

Handels- und Börsennachrichten.

Württemb. 41/2proc. Oblig. b. R. 1041/2 G.
31/2proc. 95 3/8 G.; bad. 41/2proc. Obl. 102 3/8 G.; 4proc. 100 1/8 P.; 31/2proc. von 1842;
[Spaltenumbruch] 931/2 P.; 41/2proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 953/4 P.; Rbein-Nahe-Bahn 44 P.; bad.
50fl.-L. 88 1/8 P.; 35fl.-L. 52 3/8 G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42 3/8 P.; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 122 G.; 25fl.-L. 331/4 G.; nass. 25fl.-L. b. R. 331/2 P.; Ansbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 9 5/8 P.; preuß. Friedrichsd'or fl. 9.571/2-581/2; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.391/2-
401/2; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.181/2-191/2; engl. Sov.
fl. 11.38-42.

3proc. 68.55; 41/2proc. 96.60; Bankactien 2860; landw.
Creditbank 845; Credit mobilier 668.75; piem. 5proc. 84.50; röm. 81; span.
äußere 1841 49; 1856 48 5/8 ; innere Schuld 473/4; innere 3proc. 48; 1proc.
37 7/8 ; passive (neue) 16 1/8 ; Zaragoza 526.25; Röm. 330; Haiti 700; schweiz.
Westbahu 235; schweiz. Centralbahn 418.75; Orleans 1332.50; Nord 980; Oft
597.50; Daupbine 590; Paris-Lyon-Mittelmeer 876.25; Süd 517.50: West
572.50; Lyon-Genf 402.50; österr. Gesellschaft 522.50; Victor-Emmanuel 415;
große russ. Comp. 465.



Aus meinem Amtsleben.
Von Dr. Aloys Fischer.

Wolfgang Menzels "Literaturblatt" sagt über diese bereits in der
Allgem. Ztg. besprochene Schrift:

Im Jahr 1848 hielt man es in Wien für nöthig dem Bürgerstande
Concessionen zu machen. Der Landeschef von Oberösterreich unter anderem
sollte ein Bürgerlicher seyn, und Dr. Fischer, ein geborner Tiroler, als Ad-
vocat ausgezeichnet und von liebenswürdiger Persönlichkeit, wurde durch den
Minister Grafen Stadion für diesen Posten ausersehen. In jeder Beziehung
ein glücklicher Griff, sofern Dr. Fischer mit ächter Tiroler Treue unverbrüch-
lich am Kaiserhause hieng, dabei aber volle Einsicht in die bisherige unnatür-
liche Stellung der Provinzchefs und den redlichen Willen hatte hier zu bessern.
"Ich verbarg mir die Schwierigkeiten nicht, welche überhaupt in jener Zeit
auf der Bahn des öffentlichen Lebens sich einem jeden entgegenstellten; ich
verschwieg es mir nicht daß meine Persönlichkeit dieselben nicht vermindern
würde. Ob es die Beamten, ob der Adel des Landes es verschmerzen wür-
den daß plötzlich ein neuer Mensch -- der den einen nur ein schlichter Bürger-
licher, den andern ein Advocat, ein Neuling in der Administration war --
an die Spitze der Landesregierung trete! Aber der Entschluß alle meine
Kräfte aufzubieten um das Bertrauen meines Monarchen zu rechtfertigen,
und um ihm und der Welt den Beweis zu liefern daß ein Bürgerlicher in eben
dem Grade wie der bisher ausschließlich in solchen Aemtern verwendete hohe
Adel den Willen und die Kraft besitze das Vertrauen, wenn man es in ihn
setzt, zu verdienen, das gab mir meine ganze Kraft und Energie wieder, und
ich erklärte nun dem Minister daß ich bereit sey je eher je lieber nach Ober-
österreich abzureisen."

Er gibt nun zunächst eine Schilderung des Landes und Volkes von Ober-
österreich, welches in so stürmischer Zeit zu regieren ihm aufgetragen wurde.
Die Oberösterreicher sind ein besonderes Völkchen, und auch unter sich,
namentlich nach Gebirg und Ebene, wieder ziemlich unterschieden. (Das
Gemeindeleben ist hier am stärksten ausgeprägt, Provinz und Reich treten
mehr in die Ferne.) Das Volk ist kerndeutsch, weiß aber nicht viel von
Deutschland. Vortrefflich ist was ein Oberösterreicher im Jahr 1848 sagte
als er die deutsche Fahne auf dem St. Stephansthurme wehen sah: "Wir
sprechen von Deutschland wie von Frankreich. Gehst du nach Deutschland?
Sind Sie ein Deutscher? fragen wir. Wir wissen auch wenig von diesem
Lande, denn nur gar wenige kamen hinaus, und auch diese nur um etwa
ein Geschäft schnell abzumachen, oder vielleicht Vergnügens halber um die
Kunstschätze in München anzusehen, oder um unter den berühmten
Linden in Berlin zu lustwandeln, oder vom Dampfschiff aus die Rui-
nen am Rhein zu bewundern. Kam unser einer in den Kölner
Dom, oder in die Walhalla bei Regensburg, so fühlten wir beiläufig
das was wir in der Westminsterabtei fühlen würden. Auch scheute sich jeder
von uns an Ort und Stelle über die öffentlichen Zustände Erkundigungen
einzuziehen in welchen man dort lebt, oder mit Männern zusammenzutreffen
die in ihrem Vaterland allgemeine Geltung haben, einmal weil man es bei
uns nicht gern sah, und dann, weil wir es nicht wagen durften bei unserer
Unkenntniß deutscher Angelegenheiten mit solchen Männern uns einzulassen.
Besonders schlecht gieng es uns von jeher in der deutschen Litteratur. Wollte
einer ein Buch haben das über deutsche Zustände belehren könnte, so mußte
er es entweder hereinschwärzen oder darauf verzichten. Die deutschen Ge-
danken waren noch viel schärfer verboten als die deutschen Waaren. Solches
geschah insonderheit seit 1815, nachdem das alles nicht gehalten worden ist
was man zwei Jahre früher den Deutschen versprochen hatte, worüber
draußen vieles gedruckt und vieles -- nicht heimlich, sondern öffentlich und,
wie Joseph Görres sagte -- an jeglichem Herde gemurrt ward. Diese ge-
fährliche Stimmung bewirkte daß man bei uns eine hohe und nur auf gefahr-
vollen Schleichwegen zu umgehende Scheidewand aufrichtete, die uns von
unsern Stammverwandten gänzlich abgetrennt. Weiß nicht warum. Denn
was konnte unsere Regierung dafür daß die deutschen Fürsten den Enthusias-
mus ihrer Völker gegen das fremde Joch unter großen Verheißungen erregt
und, nachdem es abgeschüttelt war, diese nicht erfüllt hatten? Bei uns war
ja so etwas nicht geschehen, da will man gar keinen Aufschwung, im Gegen-
theil, man wünscht nur ruhige Unterthanen. So auch im Jahr 1813. Man
hat von uns nichts anderes verlangt als was immer begehrt wurde, Steuern
und Soldaten. Man hat uns auch nichts verheißen, eben weil wir nur das
Gewöhnliche zu leisten hatten. Wir erlitten deßwegen auch nicht den Schmerz
der Täuschung. Wozu also die hohe Scheidewand? Nicht einmal in den
Leiden gab es und gibt es eine Gemeinschaftlichkeit zwischen uns und den

[Spaltenumbruch] Staatsrechte berührenden Verwaltungsgeſchäfte — ſowie die Genehmigung
der Jahresvoranſchläge und die Rechnungsabſchlüſſe der Landesſonds.

Das Amendement der Progreſſiſten zur Adreſſe
iſt mit 219 Stimmen gegen 20 verworfen worden. Die vorzüglichſten Re-
dactoren des Journal „l’Eſperanza“ verlaſſen dasſelbe um ſich einem andern
abſolutiſtiſchen, Iſabella II günſtigen Journal anzuſchließen. (T. Hav.)

Im Unterhaus antwortet Lord Palmerſton auf
eine Anfrage des Hrn. Sheridan: die neapolitaniſche Regierung habe einen
diplomatiſchen Agenten nach Paris und London geſchickt. Dieſer Agent müſſe
in einigen Tagen in London eintreffen. Die Regierung wird dieſem Agenten
den Abſcheu ausſprechen den ihr die Grauſamkeiten des Bombardements von
Palermo eingeflößt haben. Man dürfe jedoch nicht erwarten daß dieſe
Vorſtellungen den geringſten Einfluß auf das Benehmen der neapolitaniſchen
Regierung ausüben werden; die Officiere welche Palermo beſchoſſen haben
werden vielmehr Belobungsſchreiben vom König von Neapel bekommen. Hr.
Griffith antwortet Hrn. Duncombe: er glaube, die zeitweilige Beſetzung von
Caſtellamare durch die Engländer während der Dauer der Räumung habe
nicht ſtattgefunden. Lord Palmerſton erklärt auf eine Anfrage von Hrn. She-
ridan: Oeſterreich habe die Dazwiſchenkunſt zu Gunſten des Königs von
Neapel von ſich gewieſen, und ich habe allen Grund zu glauben die franzö-
ſiſche Regierung habe denſelben Entſchluß gefaßt. (T. Hav.)

Dem Reuter’ſchen Bureau iſt aus Paris folgende
Depeſche zugegangen: Durch den Abſchluß eines Waffenſtillſtandes beſeitigte
der König beider Sicilien das Hinderniß welches einer Vermittlung bisher im
Wege ſtand. Indem König Franz II mit Sicilien als Macht mit Macht
unterhandelt, ſo iſt gegenwärtig eine Vermittlung möglich. Deßhalb er-
mächtigte Kaiſer Napoleon den Hrn. Martino nach Paris zu kommen, wird
jedoch ſeinen Entſchluß nur nach poſitiven Anträgen des Hrn. Martino, und
nur im Einverſtändniß mit England faſſen.

Der Moniteur zeigt an daß morgen, Donners-
tag, aus Anlaß der Vereinigung von Savoyen und des Arrondiſſements
Nizza um 10 Uhr Morgens ein Tedeum in Notredame geſungen, und der
Kaiſer um 2 Uhr auf dem Marsfeld eine Revue über die Nationalgarde und
die Armee halten wird. Abends werden die öffentlichen Gebäude beleuchtet
ſeyn. Die Börſe bleibt geſchloſſen. Den Entwurf Foulds zu dem die An-
nexation betreffenden Senatus-Conſult werden wir nachtragen.

Der Conſtitutionnel beſchäftigt ſich mit den Vorgängen in Sicilien.
Die von den königlichen Truppen noch beſetzten Städte in Sicilien ſcheinen
dem officiöſen Blatte die Rückzugsflaggen zu ſeyn. „Die neapolitaniſche Re-
gierung habe ſich durch eine blinde Hartnäckigkeit außerhalb des Rechts der
Regierungen geſtellt.“

Der Conſtitutionnel meldet daß die Eiſenbahngeſellſchaften von der
Regierung die Erlaubniß erhalten haben Obligationen für 300 Millionen Fr.
auszugeben. Es ſcheint indeſſen daß noch eine kleine Schwierigkeit in Betreff
der Emiſſion beſteht. Einige Compagien wollen nämlich die Emiſſion ſelbſt
übernehmen, andere ſie dagegen der Bank anvertrauen.

Die Débats proteſtiren gegen die einſeitige Auffaſſung der Freiheit
durch das klerikale Journal „Le Monde.“ Dieſes will nur die Freiheit „der
Wahrheit,“ das J. des Débats verlangt auch die Freiheit des „Irrthums.“

Der Siècle erklärt ſeinen Leſern daß die deutſchen Fürſten, welche
der Prinz-Regent nach Baden-Baden geladen, die Zulaſſung zu der
Conferenz des Prinz Regenten mit Louis Napoleon ver-
langt hätten.
In dieſer Weiſe ſucht die ganze inſpirirte Preſſe die Zu-
ſammenkunft der deutſchen Fürſten, welche ſicher nicht in Baden-Baden ſtatt-
gefunden haben würde wenn der unangenehme Zwiſchenfall ſich hätte vorher-
ſehen laſſen, zu entſtellen.

Der Monde iſt uns heute nicht zugegangen.

In dem am 3 d. in Neapel abgehaltenen Miniſter-
rath, welchem der Graf v. Trapani, der Fürſt v. Caſſaro, Baron Brenier
und die Advocaten Ferigni und Manno beiwohnten, wurde von den beiden
letztern vorgeſchlagen die piemonteſiſche Verfaſſung einzuſühren, aus Sicilien
ein getrenntes Königreich zu bilden, und Neapel und Sicilien zu einem inte-
grirenden Beſtandtheil der italieniſchen Conföderation zu machen. — Aber-
mals haben Hansſuchungen bei Geiſtlichen ſtattgefunden. Gegen den Car-
dinal Biſchof von Imola iſt der Proceß eingeleitet. In Caſalpuſterlengo
wollen ſich die Bauern der Verhaftung des Pfarrers widerſetzen. Cardinal
Corſi verläßt nächſtens Turin um ſich nach dem Landſitz ſeiner Schweſter zu
begeben. (O. Bl.)

Marſchall Vaillant iſt in Magenta von der National-
garde und den Municipalbehörden empfangen worden. In Novara wurde
er durch den Gouverneur der Stadt begrüßt. Der Marſchall iſt nach Arena
gegangen um den Lago maggiore zu beſichtigen; die Regierung hatte ihm ein
Schiff zur Verfügung geſtellt. Morgen wird er hier eintreffen. Marcheſe
v. Torrearſa, Marcheſe v. Rocaforte und Graf Manzoni, ſämmtlich ſiciliſche
Emigranten, haben ſich nach Sicilien begeben. (T. Havas.)

Das neue Miniſterium iſt folgendermaßen zu-
ſammengeſetzt: Nicolaus Golesco, Krieg und Conſeilpräſidentſchaft; Deme-
trius Bratiano, Inneres; Boresco, Juſtiz; Johann Bratiano, Finanzen;
Johann Philippesco, auswärtige Angelegenheiten; Conſtantin Roſetti, Cul-
ten; Vladoïano, Controle. (J. B.)

Handels- und Börſennachrichten.

Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G.
3½proc. 95⅜G.; bad. 4½proc. Obl. 102⅜ G.; 4proc. 100⅛ P.; 3½proc. von 1842;
[Spaltenumbruch] 93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rbein-Nahe-Bahn 44 P.; bad.
50fl.-L. 88⅛ P.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅜ P.; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naſſ. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ansbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 9⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½-
40½; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.18½-19½; engl. Sov.
fl. 11.38-42.

3proc. 68.55; 4½proc. 96.60; Bankactien 2860; landw.
Creditbank 845; Credit mobilier 668.75; piem. 5proc. 84.50; röm. 81; ſpan.
äußere 1841 49; 1856 48⅝; innere Schuld 47¾; innere 3proc. 48; 1proc.
37⅞; paſſive (neue) 16⅛; Zaragoza 526.25; Röm. 330; Haiti 700; ſchweiz.
Weſtbahu 235; ſchweiz. Centralbahn 418.75; Orleans 1332.50; Nord 980; Oft
597.50; Daupbine 590; Paris-Lyon-Mittelmeer 876.25; Süd 517.50: Weſt
572.50; Lyon-Genf 402.50; öſterr. Geſellſchaft 522.50; Victor-Emmanuel 415;
große ruſſ. Comp. 465.



Aus meinem Amtsleben.
Von Dr. Aloys Fiſcher.

Wolfgang Menzels „Literaturblatt“ ſagt über dieſe bereits in der
Allgem. Ztg. beſprochene Schrift:

Im Jahr 1848 hielt man es in Wien für nöthig dem Bürgerſtande
Conceſſionen zu machen. Der Landeschef von Oberöſterreich unter anderem
ſollte ein Bürgerlicher ſeyn, und Dr. Fiſcher, ein geborner Tiroler, als Ad-
vocat ausgezeichnet und von liebenswürdiger Perſönlichkeit, wurde durch den
Miniſter Grafen Stadion für dieſen Poſten auserſehen. In jeder Beziehung
ein glücklicher Griff, ſofern Dr. Fiſcher mit ächter Tiroler Treue unverbrüch-
lich am Kaiſerhauſe hieng, dabei aber volle Einſicht in die bisherige unnatür-
liche Stellung der Provinzchefs und den redlichen Willen hatte hier zu beſſern.
„Ich verbarg mir die Schwierigkeiten nicht, welche überhaupt in jener Zeit
auf der Bahn des öffentlichen Lebens ſich einem jeden entgegenſtellten; ich
verſchwieg es mir nicht daß meine Perſönlichkeit dieſelben nicht vermindern
würde. Ob es die Beamten, ob der Adel des Landes es verſchmerzen wür-
den daß plötzlich ein neuer Menſch — der den einen nur ein ſchlichter Bürger-
licher, den andern ein Advocat, ein Neuling in der Adminiſtration war —
an die Spitze der Landesregierung trete! Aber der Entſchluß alle meine
Kräfte aufzubieten um das Bertrauen meines Monarchen zu rechtfertigen,
und um ihm und der Welt den Beweis zu liefern daß ein Bürgerlicher in eben
dem Grade wie der bisher ausſchließlich in ſolchen Aemtern verwendete hohe
Adel den Willen und die Kraft beſitze das Vertrauen, wenn man es in ihn
ſetzt, zu verdienen, das gab mir meine ganze Kraft und Energie wieder, und
ich erklärte nun dem Miniſter daß ich bereit ſey je eher je lieber nach Ober-
öſterreich abzureiſen.“

Er gibt nun zunächſt eine Schilderung des Landes und Volkes von Ober-
öſterreich, welches in ſo ſtürmiſcher Zeit zu regieren ihm aufgetragen wurde.
Die Oberöſterreicher ſind ein beſonderes Völkchen, und auch unter ſich,
namentlich nach Gebirg und Ebene, wieder ziemlich unterſchieden. (Das
Gemeindeleben iſt hier am ſtärkſten ausgeprägt, Provinz und Reich treten
mehr in die Ferne.) Das Volk iſt kerndeutſch, weiß aber nicht viel von
Deutſchland. Vortrefflich iſt was ein Oberöſterreicher im Jahr 1848 ſagte
als er die deutſche Fahne auf dem St. Stephansthurme wehen ſah: „Wir
ſprechen von Deutſchland wie von Frankreich. Gehſt du nach Deutſchland?
Sind Sie ein Deutſcher? fragen wir. Wir wiſſen auch wenig von dieſem
Lande, denn nur gar wenige kamen hinaus, und auch dieſe nur um etwa
ein Geſchäft ſchnell abzumachen, oder vielleicht Vergnügens halber um die
Kunſtſchätze in München anzuſehen, oder um unter den berühmten
Linden in Berlin zu luſtwandeln, oder vom Dampfſchiff aus die Rui-
nen am Rhein zu bewundern. Kam unſer einer in den Kölner
Dom, oder in die Walhalla bei Regensburg, ſo fühlten wir beiläufig
das was wir in der Weſtminſterabtei fühlen würden. Auch ſcheute ſich jeder
von uns an Ort und Stelle über die öffentlichen Zuſtände Erkundigungen
einzuziehen in welchen man dort lebt, oder mit Männern zuſammenzutreffen
die in ihrem Vaterland allgemeine Geltung haben, einmal weil man es bei
uns nicht gern ſah, und dann, weil wir es nicht wagen durften bei unſerer
Unkenntniß deutſcher Angelegenheiten mit ſolchen Männern uns einzulaſſen.
Beſonders ſchlecht gieng es uns von jeher in der deutſchen Litteratur. Wollte
einer ein Buch haben das über deutſche Zuſtände belehren könnte, ſo mußte
er es entweder hereinſchwärzen oder darauf verzichten. Die deutſchen Ge-
danken waren noch viel ſchärfer verboten als die deutſchen Waaren. Solches
geſchah inſonderheit ſeit 1815, nachdem das alles nicht gehalten worden iſt
was man zwei Jahre früher den Deutſchen verſprochen hatte, worüber
draußen vieles gedruckt und vieles — nicht heimlich, ſondern öffentlich und,
wie Joſeph Görres ſagte — an jeglichem Herde gemurrt ward. Dieſe ge-
fährliche Stimmung bewirkte daß man bei uns eine hohe und nur auf gefahr-
vollen Schleichwegen zu umgehende Scheidewand aufrichtete, die uns von
unſern Stammverwandten gänzlich abgetrennt. Weiß nicht warum. Denn
was konnte unſere Regierung dafür daß die deutſchen Fürſten den Enthuſias-
mus ihrer Völker gegen das fremde Joch unter großen Verheißungen erregt
und, nachdem es abgeſchüttelt war, dieſe nicht erfüllt hatten? Bei uns war
ja ſo etwas nicht geſchehen, da will man gar keinen Aufſchwung, im Gegen-
theil, man wünſcht nur ruhige Unterthanen. So auch im Jahr 1813. Man
hat von uns nichts anderes verlangt als was immer begehrt wurde, Steuern
und Soldaten. Man hat uns auch nichts verheißen, eben weil wir nur das
Gewöhnliche zu leiſten hatten. Wir erlitten deßwegen auch nicht den Schmerz
der Täuſchung. Wozu alſo die hohe Scheidewand? Nicht einmal in den
Leiden gab es und gibt es eine Gemeinſchaftlichkeit zwiſchen uns und den

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[2793/0013] Staatsrechte berührenden Verwaltungsgeſchäfte — ſowie die Genehmigung der Jahresvoranſchläge und die Rechnungsabſchlüſſe der Landesſonds. Madrid, 12 Jun. Das Amendement der Progreſſiſten zur Adreſſe iſt mit 219 Stimmen gegen 20 verworfen worden. Die vorzüglichſten Re- dactoren des Journal „l’Eſperanza“ verlaſſen dasſelbe um ſich einem andern abſolutiſtiſchen, Iſabella II günſtigen Journal anzuſchließen. (T. Hav.) London, 12 Jun. Im Unterhaus antwortet Lord Palmerſton auf eine Anfrage des Hrn. Sheridan: die neapolitaniſche Regierung habe einen diplomatiſchen Agenten nach Paris und London geſchickt. Dieſer Agent müſſe in einigen Tagen in London eintreffen. Die Regierung wird dieſem Agenten den Abſcheu ausſprechen den ihr die Grauſamkeiten des Bombardements von Palermo eingeflößt haben. Man dürfe jedoch nicht erwarten daß dieſe Vorſtellungen den geringſten Einfluß auf das Benehmen der neapolitaniſchen Regierung ausüben werden; die Officiere welche Palermo beſchoſſen haben werden vielmehr Belobungsſchreiben vom König von Neapel bekommen. Hr. Griffith antwortet Hrn. Duncombe: er glaube, die zeitweilige Beſetzung von Caſtellamare durch die Engländer während der Dauer der Räumung habe nicht ſtattgefunden. Lord Palmerſton erklärt auf eine Anfrage von Hrn. She- ridan: Oeſterreich habe die Dazwiſchenkunſt zu Gunſten des Königs von Neapel von ſich gewieſen, und ich habe allen Grund zu glauben die franzö- ſiſche Regierung habe denſelben Entſchluß gefaßt. (T. Hav.) London, 12 Jun. Dem Reuter’ſchen Bureau iſt aus Paris folgende Depeſche zugegangen: Durch den Abſchluß eines Waffenſtillſtandes beſeitigte der König beider Sicilien das Hinderniß welches einer Vermittlung bisher im Wege ſtand. Indem König Franz II mit Sicilien als Macht mit Macht unterhandelt, ſo iſt gegenwärtig eine Vermittlung möglich. Deßhalb er- mächtigte Kaiſer Napoleon den Hrn. Martino nach Paris zu kommen, wird jedoch ſeinen Entſchluß nur nach poſitiven Anträgen des Hrn. Martino, und nur im Einverſtändniß mit England faſſen. Paris, 13 Jun. Der Moniteur zeigt an daß morgen, Donners- tag, aus Anlaß der Vereinigung von Savoyen und des Arrondiſſements Nizza um 10 Uhr Morgens ein Tedeum in Notredame geſungen, und der Kaiſer um 2 Uhr auf dem Marsfeld eine Revue über die Nationalgarde und die Armee halten wird. Abends werden die öffentlichen Gebäude beleuchtet ſeyn. Die Börſe bleibt geſchloſſen. Den Entwurf Foulds zu dem die An- nexation betreffenden Senatus-Conſult werden wir nachtragen. Der Conſtitutionnel beſchäftigt ſich mit den Vorgängen in Sicilien. Die von den königlichen Truppen noch beſetzten Städte in Sicilien ſcheinen dem officiöſen Blatte die Rückzugsflaggen zu ſeyn. „Die neapolitaniſche Re- gierung habe ſich durch eine blinde Hartnäckigkeit außerhalb des Rechts der Regierungen geſtellt.“ Der Conſtitutionnel meldet daß die Eiſenbahngeſellſchaften von der Regierung die Erlaubniß erhalten haben Obligationen für 300 Millionen Fr. auszugeben. Es ſcheint indeſſen daß noch eine kleine Schwierigkeit in Betreff der Emiſſion beſteht. Einige Compagien wollen nämlich die Emiſſion ſelbſt übernehmen, andere ſie dagegen der Bank anvertrauen. Die Débats proteſtiren gegen die einſeitige Auffaſſung der Freiheit durch das klerikale Journal „Le Monde.“ Dieſes will nur die Freiheit „der Wahrheit,“ das J. des Débats verlangt auch die Freiheit des „Irrthums.“ Der Siècle erklärt ſeinen Leſern daß die deutſchen Fürſten, welche der Prinz-Regent nach Baden-Baden geladen, die Zulaſſung zu der Conferenz des Prinz Regenten mit Louis Napoleon ver- langt hätten. In dieſer Weiſe ſucht die ganze inſpirirte Preſſe die Zu- ſammenkunft der deutſchen Fürſten, welche ſicher nicht in Baden-Baden ſtatt- gefunden haben würde wenn der unangenehme Zwiſchenfall ſich hätte vorher- ſehen laſſen, zu entſtellen. Der Monde iſt uns heute nicht zugegangen. Turin, 10 Jun. In dem am 3 d. in Neapel abgehaltenen Miniſter- rath, welchem der Graf v. Trapani, der Fürſt v. Caſſaro, Baron Brenier und die Advocaten Ferigni und Manno beiwohnten, wurde von den beiden letztern vorgeſchlagen die piemonteſiſche Verfaſſung einzuſühren, aus Sicilien ein getrenntes Königreich zu bilden, und Neapel und Sicilien zu einem inte- grirenden Beſtandtheil der italieniſchen Conföderation zu machen. — Aber- mals haben Hansſuchungen bei Geiſtlichen ſtattgefunden. Gegen den Car- dinal Biſchof von Imola iſt der Proceß eingeleitet. In Caſalpuſterlengo wollen ſich die Bauern der Verhaftung des Pfarrers widerſetzen. Cardinal Corſi verläßt nächſtens Turin um ſich nach dem Landſitz ſeiner Schweſter zu begeben. (O. Bl.) Turin, 12 Jun. Marſchall Vaillant iſt in Magenta von der National- garde und den Municipalbehörden empfangen worden. In Novara wurde er durch den Gouverneur der Stadt begrüßt. Der Marſchall iſt nach Arena gegangen um den Lago maggiore zu beſichtigen; die Regierung hatte ihm ein Schiff zur Verfügung geſtellt. Morgen wird er hier eintreffen. Marcheſe v. Torrearſa, Marcheſe v. Rocaforte und Graf Manzoni, ſämmtlich ſiciliſche Emigranten, haben ſich nach Sicilien begeben. (T. Havas.) Buchareſt, 9 Jun. Das neue Miniſterium iſt folgendermaßen zu- ſammengeſetzt: Nicolaus Golesco, Krieg und Conſeilpräſidentſchaft; Deme- trius Bratiano, Inneres; Boresco, Juſtiz; Johann Bratiano, Finanzen; Johann Philippesco, auswärtige Angelegenheiten; Conſtantin Roſetti, Cul- ten; Vladoïano, Controle. (J. B.) Handels- und Börſennachrichten. Frankfurt a. M., 13 Jun. Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G. 3½proc. 95⅜G.; bad. 4½proc. Obl. 102⅜ G.; 4proc. 100⅛ P.; 3½proc. von 1842; 93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rbein-Nahe-Bahn 44 P.; bad. 50fl.-L. 88⅛ P.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅜ P.; gr. heff. 50fl.-L. b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naſſ. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ansbach-Gunzenh. 7 fl.-L. 9⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½- 40½; Raudducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-Stücke fl. 9.18½-19½; engl. Sov. fl. 11.38-42. Paris, 13 Jun. 3proc. 68.55; 4½proc. 96.60; Bankactien 2860; landw. Creditbank 845; Credit mobilier 668.75; piem. 5proc. 84.50; röm. 81; ſpan. äußere 1841 49; 1856 48⅝; innere Schuld 47¾; innere 3proc. 48; 1proc. 37⅞; paſſive (neue) 16⅛; Zaragoza 526.25; Röm. 330; Haiti 700; ſchweiz. Weſtbahu 235; ſchweiz. Centralbahn 418.75; Orleans 1332.50; Nord 980; Oft 597.50; Daupbine 590; Paris-Lyon-Mittelmeer 876.25; Süd 517.50: Weſt 572.50; Lyon-Genf 402.50; öſterr. Geſellſchaft 522.50; Victor-Emmanuel 415; große ruſſ. Comp. 465. Aus meinem Amtsleben. Von Dr. Aloys Fiſcher. Wolfgang Menzels „Literaturblatt“ ſagt über dieſe bereits in der Allgem. Ztg. beſprochene Schrift: Im Jahr 1848 hielt man es in Wien für nöthig dem Bürgerſtande Conceſſionen zu machen. Der Landeschef von Oberöſterreich unter anderem ſollte ein Bürgerlicher ſeyn, und Dr. Fiſcher, ein geborner Tiroler, als Ad- vocat ausgezeichnet und von liebenswürdiger Perſönlichkeit, wurde durch den Miniſter Grafen Stadion für dieſen Poſten auserſehen. In jeder Beziehung ein glücklicher Griff, ſofern Dr. Fiſcher mit ächter Tiroler Treue unverbrüch- lich am Kaiſerhauſe hieng, dabei aber volle Einſicht in die bisherige unnatür- liche Stellung der Provinzchefs und den redlichen Willen hatte hier zu beſſern. „Ich verbarg mir die Schwierigkeiten nicht, welche überhaupt in jener Zeit auf der Bahn des öffentlichen Lebens ſich einem jeden entgegenſtellten; ich verſchwieg es mir nicht daß meine Perſönlichkeit dieſelben nicht vermindern würde. Ob es die Beamten, ob der Adel des Landes es verſchmerzen wür- den daß plötzlich ein neuer Menſch — der den einen nur ein ſchlichter Bürger- licher, den andern ein Advocat, ein Neuling in der Adminiſtration war — an die Spitze der Landesregierung trete! Aber der Entſchluß alle meine Kräfte aufzubieten um das Bertrauen meines Monarchen zu rechtfertigen, und um ihm und der Welt den Beweis zu liefern daß ein Bürgerlicher in eben dem Grade wie der bisher ausſchließlich in ſolchen Aemtern verwendete hohe Adel den Willen und die Kraft beſitze das Vertrauen, wenn man es in ihn ſetzt, zu verdienen, das gab mir meine ganze Kraft und Energie wieder, und ich erklärte nun dem Miniſter daß ich bereit ſey je eher je lieber nach Ober- öſterreich abzureiſen.“ Er gibt nun zunächſt eine Schilderung des Landes und Volkes von Ober- öſterreich, welches in ſo ſtürmiſcher Zeit zu regieren ihm aufgetragen wurde. Die Oberöſterreicher ſind ein beſonderes Völkchen, und auch unter ſich, namentlich nach Gebirg und Ebene, wieder ziemlich unterſchieden. (Das Gemeindeleben iſt hier am ſtärkſten ausgeprägt, Provinz und Reich treten mehr in die Ferne.) Das Volk iſt kerndeutſch, weiß aber nicht viel von Deutſchland. Vortrefflich iſt was ein Oberöſterreicher im Jahr 1848 ſagte als er die deutſche Fahne auf dem St. Stephansthurme wehen ſah: „Wir ſprechen von Deutſchland wie von Frankreich. Gehſt du nach Deutſchland? Sind Sie ein Deutſcher? fragen wir. Wir wiſſen auch wenig von dieſem Lande, denn nur gar wenige kamen hinaus, und auch dieſe nur um etwa ein Geſchäft ſchnell abzumachen, oder vielleicht Vergnügens halber um die Kunſtſchätze in München anzuſehen, oder um unter den berühmten Linden in Berlin zu luſtwandeln, oder vom Dampfſchiff aus die Rui- nen am Rhein zu bewundern. Kam unſer einer in den Kölner Dom, oder in die Walhalla bei Regensburg, ſo fühlten wir beiläufig das was wir in der Weſtminſterabtei fühlen würden. Auch ſcheute ſich jeder von uns an Ort und Stelle über die öffentlichen Zuſtände Erkundigungen einzuziehen in welchen man dort lebt, oder mit Männern zuſammenzutreffen die in ihrem Vaterland allgemeine Geltung haben, einmal weil man es bei uns nicht gern ſah, und dann, weil wir es nicht wagen durften bei unſerer Unkenntniß deutſcher Angelegenheiten mit ſolchen Männern uns einzulaſſen. Beſonders ſchlecht gieng es uns von jeher in der deutſchen Litteratur. Wollte einer ein Buch haben das über deutſche Zuſtände belehren könnte, ſo mußte er es entweder hereinſchwärzen oder darauf verzichten. Die deutſchen Ge- danken waren noch viel ſchärfer verboten als die deutſchen Waaren. Solches geſchah inſonderheit ſeit 1815, nachdem das alles nicht gehalten worden iſt was man zwei Jahre früher den Deutſchen verſprochen hatte, worüber draußen vieles gedruckt und vieles — nicht heimlich, ſondern öffentlich und, wie Joſeph Görres ſagte — an jeglichem Herde gemurrt ward. Dieſe ge- fährliche Stimmung bewirkte daß man bei uns eine hohe und nur auf gefahr- vollen Schleichwegen zu umgehende Scheidewand aufrichtete, die uns von unſern Stammverwandten gänzlich abgetrennt. Weiß nicht warum. Denn was konnte unſere Regierung dafür daß die deutſchen Fürſten den Enthuſias- mus ihrer Völker gegen das fremde Joch unter großen Verheißungen erregt und, nachdem es abgeſchüttelt war, dieſe nicht erfüllt hatten? Bei uns war ja ſo etwas nicht geſchehen, da will man gar keinen Aufſchwung, im Gegen- theil, man wünſcht nur ruhige Unterthanen. So auch im Jahr 1813. Man hat von uns nichts anderes verlangt als was immer begehrt wurde, Steuern und Soldaten. Man hat uns auch nichts verheißen, eben weil wir nur das Gewöhnliche zu leiſten hatten. Wir erlitten deßwegen auch nicht den Schmerz der Täuſchung. Wozu alſo die hohe Scheidewand? Nicht einmal in den Leiden gab es und gibt es eine Gemeinſchaftlichkeit zwiſchen uns und den

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860, S. 2793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine167_1860/13>, abgerufen am 21.11.2024.