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Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.

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Wenn aber die edle Gräfin gar so heiß den kirchlichen Frieden und die
christliche Duldung des orthodoxen Klerus rühmt, so soll sie auch nicht ver-
gessen daß dieser kirchliche Friede und diese christliche Duldung erst dann ein-
getreten sind, als in der ganzen anatolischen Kirche niemand mehr zu
denken wagte.

Wenn aber die rechtgläubige Verfasserin beinahe auf jeder Seite ihres
Buchs von der sprüchwörtlichen Habsucht des römischen Klerus redet, wenn
sie die litthauischen Dörfer durch die katholische Geistlichkeit bis auf die Knochen
abnagen läßt (II, S. 282), so hätte die gelehrte Feindin der römischen Geist-
lichkeit wohl bedenken sollen daß an Schmutz, Geldgier, Verkäuflichkeit und
Raubsucht nichts in der Welt mit den anatolischen Bischöfen verglichen wer-
den kann. Oder ist es etwa nicht in Bulgarien, wo die Verfasserin den
wohlthätigen Einfluß des orthodoxen Hellenismus rühmt (I, S. 113), daß
wiederholt Aufstände gegen den griechischen Episkopat ausgebrochen und Bitt-
schriften nach Stambul gegangen sind, der Padischah möge seine bulgarischen
Unterthanen von diesen orthodoxen Blutsaugern endlich erlösen? Den römi-
schen Klerus gegen den Vorwurf der Habsucht zu vertheidigen wird nicht
nöthig seyn, wir ziehen vor ihn zu entschuldigen. Denn das Laster des
Geizes scheint mit gehörigen Ausnahmen aller Priesterschaft so eigenthümlich
und gleichsam angeboren, daß man es als Erb- und Standesfünde mit einiger
Nachsicht behandeln muß. Alles Geistliche liebt das Geld, sagt schon der
Tragiker. *) Noch deutlicher ist das Sprüchwort der Türken: Eine Thräne
vom Auge des Todten, und eine Gabe vom Hause des Imam erwarte
nicht. **)

Ein weiteres nicht besonders liebenswürdiges Argument der Freiheits-
unfähigkeit des Katholikenthums erkennt die hochgeborne Gräfin in dem Um-
stand daß bis jetzt keine katholische Provinz der Türkei ihre Unabhängigkeit
wieder zurück erobert habe (I, S. 135), und daß die in Albanien so viel als
unbekannte Prostitution gerade in jenen Ländern in der höchsten Blüthe stehe
die sich ihres strengen Katholicismus rühmen (I, S. 329). So oft im Buche
von Städten die Rede geht wo die Moralität am tiefsten gesunken ist, und die
gröbste Unsittlichkeit im Schwange geht, nennt die liebenswürdige Verfasserin
immer zuerst Rom und Wien, und zuletzt erst Paris, wo man in der Tugend,
wie wir meinen, doch auch nicht viel höher steht als in den beiden Haupt-
städten des infallibeln "Pontifex" und des "apostolischen" Cäsars von Oester-
reich ***). Und weil bei den Montenegrinern das Weib vor jedem Unglimpf,
ja vor jedem zweideutigen Wort bei Todesstrafe gesichert ist, frägt die edle
Gräfin ob es in Rom, Wien und Paris auch so gehalten werde? Und weil
es nun in diesen drei "sündhaften" Städten nicht wie in der Tschernagora ge-
halten wird, macht die Verfasserin den sonderbaren Schluß daß katholische
und monarchische Gesinnungen dem schwachen Geschlecht keinen Schutz ge-
währen können (I. S. 264 +).

Das einzige gute was in beiden Bänden von den Katholiken gesagt wird,
ist Band I, S. 36 zu lesen, wo die edle Gräfin findet daß die katholischen
Bauern im karpathischen Gebirge in der evangelischen Bruderliebe die gelehr-
ten Theologen des Occidents weit übertreffen.

Am wenigsten Sympathie nach Papst, Rom und Mönchthum empfindet die
erlauchte Verfasserin für das Haus Habsburg-Lothringen und seine Politik.
Das im ganzen Werke zerstreute Sündenregister dieses erlauchten Hauses
ist so feindselig, leidenschaftlich, kleinlich, ungerecht und gehässig, daß man es
gar nicht einmal vollständig recitiren mag. Gleichsam als wäre Rußland
das Paradies des liberalen Fortschritts und zugleich das Muster politischer
Uneigennützigkeit und Enthaltsamkeit, wird den Oesterreichern vorgeworfen
daß sie das europäische China seyen (II, S. 24), -- daß die österreichischen
Prinzen ohne viel Scrupel um sich greifen (II, S. 209), -- daß sie ihren Ehr-
und Ländergeiz hinter religiösen Vorwänden verstecken (I, S. 273, Note 3), --
[Spaltenumbruch] daß sie im Interesse der römischen Propaganda Europa verhindern über die
Zustände Albaniens ächte Nachrichten zu erhalten (I, S. 273, Note 2), und
daß sie in Serbien zu Gunsten des Absolutismus die Jesuiten einschmuggeln
wollen u. s. w.

Ernsthafter wird es schon wenn die geistvolle Vorfechterin für weibliche
Afcendenz von dem verderblichen Einfluß verschiedener, der retrograden Politik
des Papstthums ergebenen Prinzessinnen reden will (II, S. 47), und nebenher
schon vor dem bloßen Gedanken zurückschaudert daß eine Katholikin als Kaise-
rin von Rußland*) zu Gunsten der Jesuiten arbeiten, und die "Bruder-Religion
Christi zu einer Rivalin des blutgierigen Islam machen könnte" (II, S. 47--48).
Niemand in der katholischen Welt wird an den Phrasen der erlauchten Gräfin
Aergerniß nehmen, weil jedermann weiß daß diese Invectiven aus der Feder
einer geschworenen Feindin der Katholiken und ihrer Praxis geflossen sind. --
Die erlauchte Gräfin hat sich überhaupt zur Aufgabe gemacht ihre orthodoxen
Religionsgenossen, wo nicht von jeder Makel rein zu waschen, so doch nachzu-
weisen daß es bei den Katholiken des Abendlandes eben so schlecht, in den mei-
sten Fällen aber noch weit schlechter, bestellt sey als bei den Rechtgläubigen des
Orients. Die scharfsinnigen Tadler orthodoxer Fehler, Mängel und Gebrechen,
meint die Gräfin, thäten besser vorher an ihre eigenen Jämmerlichkeiten zu
denken. So z. B. findet es die Gräfin höchst sonderbar daß sich die Abend-
länder über das griechische Klephtenwesen ärgern, und über die von der Sol-
dateska Ali-Pascha's an den Gardikiotinnen verübten Gräuel in Bestürzung
gerathen, da doch die Krieger Gregors XVI in Italien ebenso verabscheuungs-
würdige und ruchlose Dinge verübt haben (I, S. 289, Note 2), und die "Bau-
diten" in den Staaten "du vicaire de Dieu" und "de Sa Majeste Catholi-
que"
ein stehender Artikel sind (I, S. 416). (Ob wohl die braven Soldaten
des selbst von seinen Feinden geachteten österreichischen Heers sich um diese
Insectenstiche einer rumänischen Gräfin kümmern? Immerhin ist es gut der-
gleichen bekannt zu machen, damit man sehe was der fanatische Russe denkt.
Daß der gebildete Russe so weit gehen sollte das können wir nimmermehr
glauben.)

Alle diese dem Context wörtlich entnommenen Originalstellen hat man
nur in der Absicht aneinandergereiht um den Gedankengang, das Princip und
den Geist dieser Schrift einer osteuropäischen Dame klar und deutlich auszu-
legen. Es spricht hier die Repräsentantin des anatolisch glaubenden Orients
unumwunden aus was man bei den Gräco-Slaven von der Südspitze der
Halbinsel Morea bis zum nördlichen Eismeere über die politischen und reli-
giösen Zustände, über Sitte und Moral der lateinischen Culturvölker des
Abendlandes denkt.

Die Frau Gräfin Dora d'Istria, den höchsten gesellschaftlichen Kreisen ange-
hörend, drückt im Vergleich mit dem intensiven Abscheu aller Orthodoxen des by-
zantinischen Reichs vor dem lateinischen Abendland ihre Abneigung noch verglei-
chungsweise maßvoll aus. Auch zweifeln wir mit einigem Grund ob man sich in den
maßgebenden Kreisen des Abendlands eine richtige Vorstellung von der un-
ausfüllbaren Kluft zu bilden weiß die sich zwischen dem lateinischen Christen-
thum und der anatolisch-christlichen Ideenwelt im Laufe der Jahrhunderte ge-
öffnet hat. Wenn die Gräco-Slaven, mit den Russen an der Spitze, aus dem
großen Sturm zu welchem sich im Orient langsam die Wolken sammeln steg-
reich hervorgehen, und das Uebergewicht in Europa erstreiten sollten -- wozu
es glücklicherweise noch wenig Anschein hat -- wäre dem "Antichrist" von
Rom unter den Händen der Orthodoxen im besten Fall das Loos des letzten
Chalifen von Bagdad vorbehalten.**) Viele Leute in Europa werden den Glau-
ben an die Möglichkeit einer solchen Wendung der Dinge für ganz unberech-
tigt, wo nicht gar für abenteuerlich halten. Sie urtheilen aber so weil sie den
Geist der Anatoliker und ihren unversöhnlichen, den großen Haufen wie die
Gebildeten fanatisch durchglühenden Haß gegen den römischen Pontifex und
seine "Apostasie" vom apostolischen Christenthum nicht kennen, und in ihrer
Phantasie politische Zustände zusammenträumen die mit der Wirklichkeit nichts
zu schaffen haben.

Inwiefern es mit den culturhistorischen Ideen und mit den politischen
Vorstellungen der erlauchten Parganiotin und ihrer Meinungsgenossen im
Occident über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Hellenen, sowie
über die socialen Bestände der Russen, seine Richtigkeit hat, soll in einläßlicher
Analyse ein zweiter Artikel auseinandersetzen.

Italien.

Während der gestrigen Gedächtnißfeier des
Tags von Curtatone in Sta. Croce, die wegen "geistlicher Disciplin" hatte
um sechs Tage verschoben werden müssen, sammelten fünf Frauen vom Adel
und fünf andere aus dem Volk, welche der Monitore Toscano namentlich
aufführt, 1140 Lire zur Unterstützung für Sicilien. Das Geld wurde so-
fort den Freunden Mazzini's überwiesen, damit es unverzüglich an seinen

*) To mantikon gar pan philarguron genos. Diesen Bers des Sophokles
hat auch die Gräfin citirt (I, S. 97).
**) Imami ewinden isch Oelümi giösinden jasch umarsen. -- Den
gastlichen Sinn der katholischen Landgeistlichkeit in Deutsch-Tirol, in Oester-
reich, Bayern, Schwaben etc. etc. scheint die Verfasserin gar nicht zu kennen.
***) War die Verfasserin in Rom, so wird sie gefunden haben daß dort die Un-
sittlichkeit mindestens das äußere Decorum achtet. Nie wird man dort die
Freiheit gegen das weibliche Geschlecht so weit getrieben sehen im in Deutsch-
land, Frankreich etc. Höchstens mit der Zunge sind Scherze erlaubt, aber
jede Berührung weist jedes römische Weib von sich. Wer ferner Wien
mit Paris und London vergleicht, der findet daß in Wien zwar viel Sinn-
lichkeit herrscht, aber von dem Raffinement der Pariser (von der gendarmen-
überwachten Unschuld der Closeries de Lila, des Bal Mabile, wo der Cancan
getanzt wird, zu schweigen) und der offenen Brutalität der Londoner bezüglichen
Welt hat man dort keinen Begriff. Welche Sitten vollends in einem großen Theil
der griechischen Bevölkerung in dieser Beziehung herrschen, brauchen wir nicht
erst anzudeuten. Wie kommt aber überhaupt eine rumänische oder parganiotische
junge Frau dazu in diesem Punkt wie ein ausgelernter Roue zu sprechen,
als seyen ihr dieß die geläufigsten Dinge von der Welt? R. d. A. Z.
+ Die Lage der Frauen ist in den genannten Städten leider nur zu häufig zu
beklagen, aber zum "Lastthier," wie die Gräfin das Loos der Frauen in den
chwarzen Bergen selber schildert, ist doch das Weib nirgends geworden.
*) Dafür ist etwas gut: keine katholische Prinzessin heirathet nach St. Peters-
burg ....
**) Trotz der sogenannten Toleranz, die dem griechischen Cultus eigen seyn soll?
[Spaltenumbruch]

Wenn aber die edle Gräfin gar ſo heiß den kirchlichen Frieden und die
chriſtliche Duldung des orthodoxen Klerus rühmt, ſo ſoll ſie auch nicht ver-
geſſen daß dieſer kirchliche Friede und dieſe chriſtliche Duldung erſt dann ein-
getreten ſind, als in der ganzen anatoliſchen Kirche niemand mehr zu
denken wagte.

Wenn aber die rechtgläubige Verfaſſerin beinahe auf jeder Seite ihres
Buchs von der ſprüchwörtlichen Habſucht des römiſchen Klerus redet, wenn
ſie die litthauiſchen Dörfer durch die katholiſche Geiſtlichkeit bis auf die Knochen
abnagen läßt (II, S. 282), ſo hätte die gelehrte Feindin der römiſchen Geiſt-
lichkeit wohl bedenken ſollen daß an Schmutz, Geldgier, Verkäuflichkeit und
Raubſucht nichts in der Welt mit den anatoliſchen Biſchöfen verglichen wer-
den kann. Oder iſt es etwa nicht in Bulgarien, wo die Verfaſſerin den
wohlthätigen Einfluß des orthodoxen Hellenismus rühmt (I, S. 113), daß
wiederholt Aufſtände gegen den griechiſchen Epiſkopat ausgebrochen und Bitt-
ſchriften nach Stambul gegangen ſind, der Padiſchah möge ſeine bulgariſchen
Unterthanen von dieſen orthodoxen Blutſaugern endlich erlöſen? Den römi-
ſchen Klerus gegen den Vorwurf der Habſucht zu vertheidigen wird nicht
nöthig ſeyn, wir ziehen vor ihn zu entſchuldigen. Denn das Laſter des
Geizes ſcheint mit gehörigen Ausnahmen aller Prieſterſchaft ſo eigenthümlich
und gleichſam angeboren, daß man es als Erb- und Standesfünde mit einiger
Nachſicht behandeln muß. Alles Geiſtliche liebt das Geld, ſagt ſchon der
Tragiker. *) Noch deutlicher iſt das Sprüchwort der Türken: Eine Thräne
vom Auge des Todten, und eine Gabe vom Hauſe des Imam erwarte
nicht. **)

Ein weiteres nicht beſonders liebenswürdiges Argument der Freiheits-
unfähigkeit des Katholikenthums erkennt die hochgeborne Gräfin in dem Um-
ſtand daß bis jetzt keine katholiſche Provinz der Türkei ihre Unabhängigkeit
wieder zurück erobert habe (I, S. 135), und daß die in Albanien ſo viel als
unbekannte Proſtitution gerade in jenen Ländern in der höchſten Blüthe ſtehe
die ſich ihres ſtrengen Katholicismus rühmen (I, S. 329). So oft im Buche
von Städten die Rede geht wo die Moralität am tiefſten geſunken iſt, und die
gröbſte Unſittlichkeit im Schwange geht, nennt die liebenswürdige Verfaſſerin
immer zuerſt Rom und Wien, und zuletzt erſt Paris, wo man in der Tugend,
wie wir meinen, doch auch nicht viel höher ſteht als in den beiden Haupt-
ſtädten des infallibeln „Pontifex“ und des „apoſtoliſchen“ Cäſars von Oeſter-
reich ***). Und weil bei den Montenegrinern das Weib vor jedem Unglimpf,
ja vor jedem zweideutigen Wort bei Todesſtrafe geſichert iſt, frägt die edle
Gräfin ob es in Rom, Wien und Paris auch ſo gehalten werde? Und weil
es nun in dieſen drei „ſündhaften“ Städten nicht wie in der Tſchernagora ge-
halten wird, macht die Verfaſſerin den ſonderbaren Schluß daß katholiſche
und monarchiſche Geſinnungen dem ſchwachen Geſchlecht keinen Schutz ge-
währen können (I. S. 264 ).

Das einzige gute was in beiden Bänden von den Katholiken geſagt wird,
iſt Band I, S. 36 zu leſen, wo die edle Gräfin findet daß die katholiſchen
Bauern im karpathiſchen Gebirge in der evangeliſchen Bruderliebe die gelehr-
ten Theologen des Occidents weit übertreffen.

Am wenigſten Sympathie nach Papſt, Rom und Mönchthum empfindet die
erlauchte Verfaſſerin für das Haus Habsburg-Lothringen und ſeine Politik.
Das im ganzen Werke zerſtreute Sündenregiſter dieſes erlauchten Hauſes
iſt ſo feindſelig, leidenſchaftlich, kleinlich, ungerecht und gehäſſig, daß man es
gar nicht einmal vollſtändig recitiren mag. Gleichſam als wäre Rußland
das Paradies des liberalen Fortſchritts und zugleich das Muſter politiſcher
Uneigennützigkeit und Enthaltſamkeit, wird den Oeſterreichern vorgeworfen
daß ſie das europäiſche China ſeyen (II, S. 24), — daß die öſterreichiſchen
Prinzen ohne viel Scrupel um ſich greifen (II, S. 209), — daß ſie ihren Ehr-
und Ländergeiz hinter religiöſen Vorwänden verſtecken (I, S. 273, Note 3), —
[Spaltenumbruch] daß ſie im Intereſſe der römiſchen Propaganda Europa verhindern über die
Zuſtände Albaniens ächte Nachrichten zu erhalten (I, S. 273, Note 2), und
daß ſie in Serbien zu Gunſten des Abſolutismus die Jeſuiten einſchmuggeln
wollen u. ſ. w.

Ernſthafter wird es ſchon wenn die geiſtvolle Vorfechterin für weibliche
Afcendenz von dem verderblichen Einfluß verſchiedener, der retrograden Politik
des Papſtthums ergebenen Prinzeſſinnen reden will (II, S. 47), und nebenher
ſchon vor dem bloßen Gedanken zurückſchaudert daß eine Katholikin als Kaiſe-
rin von Rußland*) zu Gunſten der Jeſuiten arbeiten, und die „Bruder-Religion
Chriſti zu einer Rivalin des blutgierigen Islam machen könnte“ (II, S. 47—48).
Niemand in der katholiſchen Welt wird an den Phraſen der erlauchten Gräfin
Aergerniß nehmen, weil jedermann weiß daß dieſe Invectiven aus der Feder
einer geſchworenen Feindin der Katholiken und ihrer Praxis gefloſſen ſind. —
Die erlauchte Gräfin hat ſich überhaupt zur Aufgabe gemacht ihre orthodoxen
Religionsgenoſſen, wo nicht von jeder Makel rein zu waſchen, ſo doch nachzu-
weiſen daß es bei den Katholiken des Abendlandes eben ſo ſchlecht, in den mei-
ſten Fällen aber noch weit ſchlechter, beſtellt ſey als bei den Rechtgläubigen des
Orients. Die ſcharfſinnigen Tadler orthodoxer Fehler, Mängel und Gebrechen,
meint die Gräfin, thäten beſſer vorher an ihre eigenen Jämmerlichkeiten zu
denken. So z. B. findet es die Gräfin höchſt ſonderbar daß ſich die Abend-
länder über das griechiſche Klephtenweſen ärgern, und über die von der Sol-
dateska Ali-Paſcha’s an den Gardikiotinnen verübten Gräuel in Beſtürzung
gerathen, da doch die Krieger Gregors XVI in Italien ebenſo verabſcheuungs-
würdige und ruchloſe Dinge verübt haben (I, S. 289, Note 2), und die „Bau-
diten“ in den Staaten „du vicaire de Dieu“ und „de Sa Majesté Catholi-
que“
ein ſtehender Artikel ſind (I, S. 416). (Ob wohl die braven Soldaten
des ſelbſt von ſeinen Feinden geachteten öſterreichiſchen Heers ſich um dieſe
Inſectenſtiche einer rumäniſchen Gräfin kümmern? Immerhin iſt es gut der-
gleichen bekannt zu machen, damit man ſehe was der fanatiſche Ruſſe denkt.
Daß der gebildete Ruſſe ſo weit gehen ſollte das können wir nimmermehr
glauben.)

Alle dieſe dem Context wörtlich entnommenen Originalſtellen hat man
nur in der Abſicht aneinandergereiht um den Gedankengang, das Princip und
den Geiſt dieſer Schrift einer oſteuropäiſchen Dame klar und deutlich auszu-
legen. Es ſpricht hier die Repräſentantin des anatoliſch glaubenden Orients
unumwunden aus was man bei den Gräco-Slaven von der Südſpitze der
Halbinſel Morea bis zum nördlichen Eismeere über die politiſchen und reli-
giöſen Zuſtände, über Sitte und Moral der lateiniſchen Culturvölker des
Abendlandes denkt.

Die Frau Gräfin Dora d’Iſtria, den höchſten geſellſchaftlichen Kreiſen ange-
hörend, drückt im Vergleich mit dem intenſiven Abſcheu aller Orthodoxen des by-
zantiniſchen Reichs vor dem lateiniſchen Abendland ihre Abneigung noch verglei-
chungsweiſe maßvoll aus. Auch zweifeln wir mit einigem Grund ob man ſich in den
maßgebenden Kreiſen des Abendlands eine richtige Vorſtellung von der un-
ausfüllbaren Kluft zu bilden weiß die ſich zwiſchen dem lateiniſchen Chriſten-
thum und der anatoliſch-chriſtlichen Ideenwelt im Laufe der Jahrhunderte ge-
öffnet hat. Wenn die Gräco-Slaven, mit den Ruſſen an der Spitze, aus dem
großen Sturm zu welchem ſich im Orient langſam die Wolken ſammeln ſteg-
reich hervorgehen, und das Uebergewicht in Europa erſtreiten ſollten — wozu
es glücklicherweiſe noch wenig Anſchein hat — wäre dem „Antichriſt“ von
Rom unter den Händen der Orthodoxen im beſten Fall das Loos des letzten
Chalifen von Bagdad vorbehalten.**) Viele Leute in Europa werden den Glau-
ben an die Möglichkeit einer ſolchen Wendung der Dinge für ganz unberech-
tigt, wo nicht gar für abenteuerlich halten. Sie urtheilen aber ſo weil ſie den
Geiſt der Anatoliker und ihren unverſöhnlichen, den großen Haufen wie die
Gebildeten fanatiſch durchglühenden Haß gegen den römiſchen Pontifex und
ſeine „Apoſtaſie“ vom apoſtoliſchen Chriſtenthum nicht kennen, und in ihrer
Phantaſie politiſche Zuſtände zuſammenträumen die mit der Wirklichkeit nichts
zu ſchaffen haben.

Inwiefern es mit den culturhiſtoriſchen Ideen und mit den politiſchen
Vorſtellungen der erlauchten Parganiotin und ihrer Meinungsgenoſſen im
Occident über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Hellenen, ſowie
über die ſocialen Beſtände der Ruſſen, ſeine Richtigkeit hat, ſoll in einläßlicher
Analyſe ein zweiter Artikel auseinanderſetzen.

Italien.

Während der geſtrigen Gedächtnißfeier des
Tags von Curtatone in Sta. Croce, die wegen „geiſtlicher Disciplin“ hatte
um ſechs Tage verſchoben werden müſſen, ſammelten fünf Frauen vom Adel
und fünf andere aus dem Volk, welche der Monitore Toscano namentlich
aufführt, 1140 Lire zur Unterſtützung für Sicilien. Das Geld wurde ſo-
fort den Freunden Mazzini’s überwieſen, damit es unverzüglich an ſeinen

*) Τὸ μαντικὸν γὰρ πὰν φιλαργυρὸν γένος. Dieſen Bers des Sophokles
hat auch die Gräfin citirt (I, S. 97).
**) Imami ewinden isch Oelümi giösinden jasch umarsen. — Den
gaſtlichen Sinn der katholiſchen Landgeiſtlichkeit in Deutſch-Tirol, in Oeſter-
reich, Bayern, Schwaben ꝛc. ꝛc. ſcheint die Verfaſſerin gar nicht zu kennen.
***) War die Verfaſſerin in Rom, ſo wird ſie gefunden haben daß dort die Un-
ſittlichkeit mindeſtens das äußere Decorum achtet. Nie wird man dort die
Freiheit gegen das weibliche Geſchlecht ſo weit getrieben ſehen im in Deutſch-
land, Frankreich ꝛc. Höchſtens mit der Zunge ſind Scherze erlaubt, aber
jede Berührung weist jedes römiſche Weib von ſich. Wer ferner Wien
mit Paris und London vergleicht, der findet daß in Wien zwar viel Sinn-
lichkeit herrſcht, aber von dem Raffinement der Pariſer (von der gendarmen-
überwachten Unſchuld der Cloſeries de Lila, des Bal Mabile, wo der Cancan
getanzt wird, zu ſchweigen) und der offenen Brutalität der Londoner bezüglichen
Welt hat man dort keinen Begriff. Welche Sitten vollends in einem großen Theil
der griechiſchen Bevölkerung in dieſer Beziehung herrſchen, brauchen wir nicht
erſt anzudeuten. Wie kommt aber überhaupt eine rumäniſche oder parganiotiſche
junge Frau dazu in dieſem Punkt wie ein ausgelernter Roué zu ſprechen,
als ſeyen ihr dieß die geläufigſten Dinge von der Welt? R. d. A. Z.
Die Lage der Frauen iſt in den genannten Städten leider nur zu häufig zu
beklagen, aber zum „Laſtthier,“ wie die Gräfin das Loos der Frauen in den
chwarzen Bergen ſelber ſchildert, iſt doch das Weib nirgends geworden.
*) Dafür iſt etwas gut: keine katholiſche Prinzeſſin heirathet nach St. Peters-
burg ....
**) Trotz der ſogenannten Toleranz, die dem griechiſchen Cultus eigen ſeyn ſoll?
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[2754/0010] Wenn aber die edle Gräfin gar ſo heiß den kirchlichen Frieden und die chriſtliche Duldung des orthodoxen Klerus rühmt, ſo ſoll ſie auch nicht ver- geſſen daß dieſer kirchliche Friede und dieſe chriſtliche Duldung erſt dann ein- getreten ſind, als in der ganzen anatoliſchen Kirche niemand mehr zu denken wagte. Wenn aber die rechtgläubige Verfaſſerin beinahe auf jeder Seite ihres Buchs von der ſprüchwörtlichen Habſucht des römiſchen Klerus redet, wenn ſie die litthauiſchen Dörfer durch die katholiſche Geiſtlichkeit bis auf die Knochen abnagen läßt (II, S. 282), ſo hätte die gelehrte Feindin der römiſchen Geiſt- lichkeit wohl bedenken ſollen daß an Schmutz, Geldgier, Verkäuflichkeit und Raubſucht nichts in der Welt mit den anatoliſchen Biſchöfen verglichen wer- den kann. Oder iſt es etwa nicht in Bulgarien, wo die Verfaſſerin den wohlthätigen Einfluß des orthodoxen Hellenismus rühmt (I, S. 113), daß wiederholt Aufſtände gegen den griechiſchen Epiſkopat ausgebrochen und Bitt- ſchriften nach Stambul gegangen ſind, der Padiſchah möge ſeine bulgariſchen Unterthanen von dieſen orthodoxen Blutſaugern endlich erlöſen? Den römi- ſchen Klerus gegen den Vorwurf der Habſucht zu vertheidigen wird nicht nöthig ſeyn, wir ziehen vor ihn zu entſchuldigen. Denn das Laſter des Geizes ſcheint mit gehörigen Ausnahmen aller Prieſterſchaft ſo eigenthümlich und gleichſam angeboren, daß man es als Erb- und Standesfünde mit einiger Nachſicht behandeln muß. Alles Geiſtliche liebt das Geld, ſagt ſchon der Tragiker. *) Noch deutlicher iſt das Sprüchwort der Türken: Eine Thräne vom Auge des Todten, und eine Gabe vom Hauſe des Imam erwarte nicht. **) Ein weiteres nicht beſonders liebenswürdiges Argument der Freiheits- unfähigkeit des Katholikenthums erkennt die hochgeborne Gräfin in dem Um- ſtand daß bis jetzt keine katholiſche Provinz der Türkei ihre Unabhängigkeit wieder zurück erobert habe (I, S. 135), und daß die in Albanien ſo viel als unbekannte Proſtitution gerade in jenen Ländern in der höchſten Blüthe ſtehe die ſich ihres ſtrengen Katholicismus rühmen (I, S. 329). So oft im Buche von Städten die Rede geht wo die Moralität am tiefſten geſunken iſt, und die gröbſte Unſittlichkeit im Schwange geht, nennt die liebenswürdige Verfaſſerin immer zuerſt Rom und Wien, und zuletzt erſt Paris, wo man in der Tugend, wie wir meinen, doch auch nicht viel höher ſteht als in den beiden Haupt- ſtädten des infallibeln „Pontifex“ und des „apoſtoliſchen“ Cäſars von Oeſter- reich ***). Und weil bei den Montenegrinern das Weib vor jedem Unglimpf, ja vor jedem zweideutigen Wort bei Todesſtrafe geſichert iſt, frägt die edle Gräfin ob es in Rom, Wien und Paris auch ſo gehalten werde? Und weil es nun in dieſen drei „ſündhaften“ Städten nicht wie in der Tſchernagora ge- halten wird, macht die Verfaſſerin den ſonderbaren Schluß daß katholiſche und monarchiſche Geſinnungen dem ſchwachen Geſchlecht keinen Schutz ge- währen können (I. S. 264 †). Das einzige gute was in beiden Bänden von den Katholiken geſagt wird, iſt Band I, S. 36 zu leſen, wo die edle Gräfin findet daß die katholiſchen Bauern im karpathiſchen Gebirge in der evangeliſchen Bruderliebe die gelehr- ten Theologen des Occidents weit übertreffen. Am wenigſten Sympathie nach Papſt, Rom und Mönchthum empfindet die erlauchte Verfaſſerin für das Haus Habsburg-Lothringen und ſeine Politik. Das im ganzen Werke zerſtreute Sündenregiſter dieſes erlauchten Hauſes iſt ſo feindſelig, leidenſchaftlich, kleinlich, ungerecht und gehäſſig, daß man es gar nicht einmal vollſtändig recitiren mag. Gleichſam als wäre Rußland das Paradies des liberalen Fortſchritts und zugleich das Muſter politiſcher Uneigennützigkeit und Enthaltſamkeit, wird den Oeſterreichern vorgeworfen daß ſie das europäiſche China ſeyen (II, S. 24), — daß die öſterreichiſchen Prinzen ohne viel Scrupel um ſich greifen (II, S. 209), — daß ſie ihren Ehr- und Ländergeiz hinter religiöſen Vorwänden verſtecken (I, S. 273, Note 3), — daß ſie im Intereſſe der römiſchen Propaganda Europa verhindern über die Zuſtände Albaniens ächte Nachrichten zu erhalten (I, S. 273, Note 2), und daß ſie in Serbien zu Gunſten des Abſolutismus die Jeſuiten einſchmuggeln wollen u. ſ. w. Ernſthafter wird es ſchon wenn die geiſtvolle Vorfechterin für weibliche Afcendenz von dem verderblichen Einfluß verſchiedener, der retrograden Politik des Papſtthums ergebenen Prinzeſſinnen reden will (II, S. 47), und nebenher ſchon vor dem bloßen Gedanken zurückſchaudert daß eine Katholikin als Kaiſe- rin von Rußland *) zu Gunſten der Jeſuiten arbeiten, und die „Bruder-Religion Chriſti zu einer Rivalin des blutgierigen Islam machen könnte“ (II, S. 47—48). Niemand in der katholiſchen Welt wird an den Phraſen der erlauchten Gräfin Aergerniß nehmen, weil jedermann weiß daß dieſe Invectiven aus der Feder einer geſchworenen Feindin der Katholiken und ihrer Praxis gefloſſen ſind. — Die erlauchte Gräfin hat ſich überhaupt zur Aufgabe gemacht ihre orthodoxen Religionsgenoſſen, wo nicht von jeder Makel rein zu waſchen, ſo doch nachzu- weiſen daß es bei den Katholiken des Abendlandes eben ſo ſchlecht, in den mei- ſten Fällen aber noch weit ſchlechter, beſtellt ſey als bei den Rechtgläubigen des Orients. Die ſcharfſinnigen Tadler orthodoxer Fehler, Mängel und Gebrechen, meint die Gräfin, thäten beſſer vorher an ihre eigenen Jämmerlichkeiten zu denken. So z. B. findet es die Gräfin höchſt ſonderbar daß ſich die Abend- länder über das griechiſche Klephtenweſen ärgern, und über die von der Sol- dateska Ali-Paſcha’s an den Gardikiotinnen verübten Gräuel in Beſtürzung gerathen, da doch die Krieger Gregors XVI in Italien ebenſo verabſcheuungs- würdige und ruchloſe Dinge verübt haben (I, S. 289, Note 2), und die „Bau- diten“ in den Staaten „du vicaire de Dieu“ und „de Sa Majesté Catholi- que“ ein ſtehender Artikel ſind (I, S. 416). (Ob wohl die braven Soldaten des ſelbſt von ſeinen Feinden geachteten öſterreichiſchen Heers ſich um dieſe Inſectenſtiche einer rumäniſchen Gräfin kümmern? Immerhin iſt es gut der- gleichen bekannt zu machen, damit man ſehe was der fanatiſche Ruſſe denkt. Daß der gebildete Ruſſe ſo weit gehen ſollte das können wir nimmermehr glauben.) Alle dieſe dem Context wörtlich entnommenen Originalſtellen hat man nur in der Abſicht aneinandergereiht um den Gedankengang, das Princip und den Geiſt dieſer Schrift einer oſteuropäiſchen Dame klar und deutlich auszu- legen. Es ſpricht hier die Repräſentantin des anatoliſch glaubenden Orients unumwunden aus was man bei den Gräco-Slaven von der Südſpitze der Halbinſel Morea bis zum nördlichen Eismeere über die politiſchen und reli- giöſen Zuſtände, über Sitte und Moral der lateiniſchen Culturvölker des Abendlandes denkt. Die Frau Gräfin Dora d’Iſtria, den höchſten geſellſchaftlichen Kreiſen ange- hörend, drückt im Vergleich mit dem intenſiven Abſcheu aller Orthodoxen des by- zantiniſchen Reichs vor dem lateiniſchen Abendland ihre Abneigung noch verglei- chungsweiſe maßvoll aus. Auch zweifeln wir mit einigem Grund ob man ſich in den maßgebenden Kreiſen des Abendlands eine richtige Vorſtellung von der un- ausfüllbaren Kluft zu bilden weiß die ſich zwiſchen dem lateiniſchen Chriſten- thum und der anatoliſch-chriſtlichen Ideenwelt im Laufe der Jahrhunderte ge- öffnet hat. Wenn die Gräco-Slaven, mit den Ruſſen an der Spitze, aus dem großen Sturm zu welchem ſich im Orient langſam die Wolken ſammeln ſteg- reich hervorgehen, und das Uebergewicht in Europa erſtreiten ſollten — wozu es glücklicherweiſe noch wenig Anſchein hat — wäre dem „Antichriſt“ von Rom unter den Händen der Orthodoxen im beſten Fall das Loos des letzten Chalifen von Bagdad vorbehalten. **) Viele Leute in Europa werden den Glau- ben an die Möglichkeit einer ſolchen Wendung der Dinge für ganz unberech- tigt, wo nicht gar für abenteuerlich halten. Sie urtheilen aber ſo weil ſie den Geiſt der Anatoliker und ihren unverſöhnlichen, den großen Haufen wie die Gebildeten fanatiſch durchglühenden Haß gegen den römiſchen Pontifex und ſeine „Apoſtaſie“ vom apoſtoliſchen Chriſtenthum nicht kennen, und in ihrer Phantaſie politiſche Zuſtände zuſammenträumen die mit der Wirklichkeit nichts zu ſchaffen haben. Inwiefern es mit den culturhiſtoriſchen Ideen und mit den politiſchen Vorſtellungen der erlauchten Parganiotin und ihrer Meinungsgenoſſen im Occident über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Hellenen, ſowie über die ſocialen Beſtände der Ruſſen, ſeine Richtigkeit hat, ſoll in einläßlicher Analyſe ein zweiter Artikel auseinanderſetzen. Italien. ᔕ Florenz, 5 Jun. Während der geſtrigen Gedächtnißfeier des Tags von Curtatone in Sta. Croce, die wegen „geiſtlicher Disciplin“ hatte um ſechs Tage verſchoben werden müſſen, ſammelten fünf Frauen vom Adel und fünf andere aus dem Volk, welche der Monitore Toscano namentlich aufführt, 1140 Lire zur Unterſtützung für Sicilien. Das Geld wurde ſo- fort den Freunden Mazzini’s überwieſen, damit es unverzüglich an ſeinen *) Τὸ μαντικὸν γὰρ πὰν φιλαργυρὸν γένος. Dieſen Bers des Sophokles hat auch die Gräfin citirt (I, S. 97). **) Imami ewinden isch Oelümi giösinden jasch umarsen. — Den gaſtlichen Sinn der katholiſchen Landgeiſtlichkeit in Deutſch-Tirol, in Oeſter- reich, Bayern, Schwaben ꝛc. ꝛc. ſcheint die Verfaſſerin gar nicht zu kennen. ***) War die Verfaſſerin in Rom, ſo wird ſie gefunden haben daß dort die Un- ſittlichkeit mindeſtens das äußere Decorum achtet. Nie wird man dort die Freiheit gegen das weibliche Geſchlecht ſo weit getrieben ſehen im in Deutſch- land, Frankreich ꝛc. Höchſtens mit der Zunge ſind Scherze erlaubt, aber jede Berührung weist jedes römiſche Weib von ſich. Wer ferner Wien mit Paris und London vergleicht, der findet daß in Wien zwar viel Sinn- lichkeit herrſcht, aber von dem Raffinement der Pariſer (von der gendarmen- überwachten Unſchuld der Cloſeries de Lila, des Bal Mabile, wo der Cancan getanzt wird, zu ſchweigen) und der offenen Brutalität der Londoner bezüglichen Welt hat man dort keinen Begriff. Welche Sitten vollends in einem großen Theil der griechiſchen Bevölkerung in dieſer Beziehung herrſchen, brauchen wir nicht erſt anzudeuten. Wie kommt aber überhaupt eine rumäniſche oder parganiotiſche junge Frau dazu in dieſem Punkt wie ein ausgelernter Roué zu ſprechen, als ſeyen ihr dieß die geläufigſten Dinge von der Welt? R. d. A. Z. † Die Lage der Frauen iſt in den genannten Städten leider nur zu häufig zu beklagen, aber zum „Laſtthier,“ wie die Gräfin das Loos der Frauen in den chwarzen Bergen ſelber ſchildert, iſt doch das Weib nirgends geworden. *) Dafür iſt etwas gut: keine katholiſche Prinzeſſin heirathet nach St. Peters- burg .... **) Trotz der ſogenannten Toleranz, die dem griechiſchen Cultus eigen ſeyn ſoll?

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860, S. 2754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine165_1860/10>, abgerufen am 25.11.2024.