Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929.

Bild:
<< vorherige Seite
Freitag. den 16. Januar "AZ am Abend" Nr. 15 Seite 3


[Spaltenumbruch]
Auch König Inajatullah dankt ab
Der Rebellenführer wird König
[Abbildung]

So sehen die Aufständischen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen
Preis auf den Kopf des flüchligen Königs setzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi,
deren Stämme befonders fanatisch den Kampf gegen Amanullah führten.

Völliger Sieg der Ausständischen * Amanullah in Kandahar

[Spaltenumbruch]

Einer Funkmeldung
aus Kabul zufolge hat König Inajatullah gestern
morgen abgedankt und sich bei seiner Abdankung
seine eigene Unantastbarkeit und die Sicherheit
aller Personen, die sich in der königlichen Residenz
befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf-
ständischen teilte mit, daß der Führer der Auf-
ständischen Batschkjakao mit dem Titel König
Chabib Allah Ghasi die Regierung antrete. In Ka-
bul herrscht völlige Ruhe, die Bazare sind geöffnet,
die Gebäude der ausländischen Gefandtschaften
werden von Truppen der Aufständischen bewacht.
Die Haltung der Rebellen gegenüber den Auslän-
dern ist durchaus freundlich.

Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein
Ausländer irgendwelchen Schaden erlitten.

Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter-
brechung ist gestern die Funkverbindung Moskau-
[Spaltenumbruch] Kabul wieder aufgenommen worden. Den aus
Kabul übermittelten Gerüchten zufolge haben die
Aufständischen nach der Abdankung Amanullahs
ihren Vorstoß gegen Kabul fortgesetzt, und es ge-
lang ihnen, die Residenz des Königs, in der sich
zum Schutz des neuen Herrschers Inajalullah und
der Regierungsmitglieder nur ein kleiner Truppen-
teil befand, zu umstellen. Die Aufständischen for-
derten die bedingungslose Unterwerfung Inajat-
ullahs und der Regierung und drohten, im Falle
einer Weigerung die Residenz zu slürmen.


Wie Reuter aus zuver-
lässiger Quelle erfährt, befindet sich Amanullah,
über dessen Aufenthaltsort Ungewißheit herrschte,
tatsächlich augenblicklich in Kandahar, wo sich auch
die Königin und die Königinmutter seit einiger
Zeit aufhalten.



Ferngasleitungen werden zur Gefahr

Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundsätzliche Besprechungen


Gestern abend trat
in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions
eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt,
daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr
50 Meter von den städlischen Baracken entfernt
entströmte. Die schadhafte Stelle lag in freiem Ge-
lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet
werden. Gaserkrankungen sind nicht zu verzeich-
nen.

Unter Leitung des Duisburger Polizeipräsiden-
ten fand heute im Polizeipräsidium eine Bespre-
chung über die Gasunglücke in Duisburg statt.
Vom Vertreter der Thyssenschen Gas- und Wasser-
werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits
vorgenommenen und noch in Aussicht gestellten
Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer
Unglücke vorgetragen.

Undicht gewordene Straßen-
rohrleitung
Neue Gasvergiftung in Neviges

In die Wohnung einer
dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas
ein. Das Städtische Gaswerk stellte fest, daß das
Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr-
leitung in den Keller gedrungen war. Es besteht
Hoffnung, daß die Betroffenen von ernsten Folgen
verschont bleiben.

Gefährlicher Brand
an einem Gasometer
Die Stadt Bottropp in großer
Explosionsgefahr

Gestern nachmittag ent-
stand aus bisher unbekannter Ursache am Gaso-
meter der Zentralkokerei der Rheinischen Stahl-
werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur-
den an der Gasometerwand einige Nieten undicht,
so daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be-
mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt-
halten der Gasometerwandungen und Auftragen
von Chamotte auf die undichten Stellen das
Feuer zu ersticken und die Gefahr zu beseitigen.

Die vorsichtshalber alarmierten Feuerwehren
der Stadt Bottrop, der Stadt Essen und der
Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit
zu treten. Der Gasometer ist gebrauchsfähig ge-
blieben. Der Schaden ist nicht allzu groß.



Ein sozialistisches Mißtrauensvotum gegen die
Regierung Poincare.

Die sozialistischen Abgeordneten Lasaye und
Genossen haben in der Kammer eine Tagesord-
nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie-
rung wegen ihrer Zusammensetzung und der Bil-
dung der Regierungsmehrheit für außer Stande
erklärt wird, der Arbeiterklasse die notwendigen
Garantien für eine ernsthafte Verwirklichung der
erforderlichen Reformen auf wirtschaftlichem und
sozialem Gebiete zu geben.

[Spaltenumbruch]
187 000 Mark Schaden
Das Urteil im Sulzbacher Sparkassen-
prozeß

Im Sulzbacher Spar-
kassenprozeß wurden verurteilt:

Der Bürgermeister von Sulzbach, Rauber,
wegen fortgesetzten Vergehens der Untreue zu
sechs Monaten Gefängnis, die beiden
Mitangeklagten, der Sparkassenverwalter Meiß-
ner
und die Sparkassenbuchhalterin Fischer,
wegen desselben Vergehens zu je vier Monaten
Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh-
rungsfrist bis November 1933 zugebilligt. Durch
verfehlte Spekulation der Angeklagten ist der
Stadt Sulzbach (Oberpfalz) ein Schaden in Höhe
von 187 000 RM. entflanden.



Ostpommerns Küste blockiert.

Seit gestern ist die bisher noch zum größten
Teil eisfreie ostpommersche Küste in ihrer gesam-
ten Ausdehnung von Eis blockiert, das eine Breite
von 10 Seemeilen einnimmt. In Kolberg und in
Stolpmünde liegen mehrere Dampfer fest. Von
Schweden und Dänemark avisierte Dampfer kön-
nen die Eisblockade nicht passieren und müssen den
die Eismassen abtreibenden Wind abwarten.



Neue Flugtechnik in Amerika
[Abbildung]

Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerschen Tropsenautos gebaut
wurde und dank der Verminderung des Luftwiderstandes eine wesentlich gesteigerte Ge-
schwindigkeit erreichen soll.

[Spaltenumbruch]
Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden
erfolgreich

Besatzung des gestrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten
Bootes geborgen

[Spaltenumbruch]

Wie aus Hoek van
Holland mitgeteilt wird, ist heute vormittag die
aus 26 Mann bestehende Besatzung des gestern
südwestlich von Hoek van Holland gestrandeten
estnischen Dampfers "Valka" von dem Rettungs-
boot "Königin Wilhelmina" aus Stellendam in
Sicherheit gebracht worden. Da die "Königin
Wilhelmina" während des gestrigen Rettungsver-
suches auf einer Sandbank strandete und erst
heute früh bei einbrechender Flut wieder flott
kam, hatte die Besatzung 17 Stunden un-
unterbrochen auf der stürmischen
See
zugebracht, als sie heute morgen auf er-
neute dringende SOS-Rufe der Besatzung der
"Valka" sofort zu deren Rettung wieder auslief.

Von der aus acht Personen bestehenden Be-
satzung des Rettungsbootes "Prins der Neder-
lande", das wie gemeldet, bei dem Versuche, dem
gestrandeten Dampfer "Valka" Hilfe zu leisten,
verunglückte, sind weitere drei Leichen bei Rok-
kanje angespült worden, so daß nunmehr fünf Lei-
chen geborgen sind. Die umgekommenen Seeleute
waren alle verheiratet.

[Spaltenumbruch]
Der Untergang
der "Hsinwah"

Panik an Bord


Die Suche nach
Ueberlebenden des untergegangenen chinesischen
Dampfers "Hsinwah" war bisher ergebnislos.
Eine große Anzahl von Leichen ist geborgen
worden. Der Kapitän des Schiffes, Jensen, blieb
bis zum letzten Augenblick auf der Kommando-
brücke und sandte Notsignale aus. Unmittelbar
nach der Havarie des Schiffes brach an Bord
eine Panik aus. Es begann an Deck eine wilde
Jagd. Hunderte von Personen schlugen sich im
Verlaufe des Streites um die Rettungsboote, die
überladen waren und daher nicht freigemacht
werden konnten. Viele Passagiere sprangen über
Bord und ertranken.

[Spaltenumbruch]


Kinder
und Kriegsbeschädigte
können wieder billiger reisen

Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat
soeben zwei Verfügungen herausgegeben,
durch die im wesentlichen die letzte Tarif-
erhöhung, wenigstens für Kriegsbeschädigte
und erholungsbedürftige Kinder, wieder ein-
geführt wird. Die Reichsbahn dehnt die
Preisermäßigungen auch auf die Kriegsbe-
schädigten aus, die auf Grund des sogenann-
ten Härteparagraphen versorgungsberechtigt
sind. Das sind diejenigen, die nachträglich
eine Anerkennung von Körperschäden und
Krankheiten als mit dem Kriege zusammen-
hängend bestätigt erhalten haben.

Noch weitreichender ist die Ermäßigung
der Fahrpreise für zur Verschickung gelan-
gende Kinder. Sie müssen den vierten Teil
des Fahrpreises der dritten Klasse entrich-
ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu-
schlag. Die noch bestehende Verteuerung
dieser Kinderreisen macht auf 300 Kilometer
nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver-
fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung
treten mit sofortiger Wirkung in Kraft.



Geringes Defizit
in Preußen
Der Staatshaushaltsplan für 1929
fertiggestellt

Die preußische Regierung hat den Staats-
haushaltsplan für 1929 fertiggestellt, im
Kabinett bereits angenommen und beschlos-
sen, ihn demnächst dem Landtage zugehen zu
lassen. Wie die "Deutsche Allgemeine Zei-
tung" erfährt, soll der diesjährige Haus-
haltsplan mit einem Fehlbetrag von
etwa 18 bis 20 Millionen Mark

abschließen. Das bedeutet eine kleine Ver-
besserung gegenüber dem vorjährigen Etat,
in dem das Defizit rund sieben Millionen
Mark mehr betrug.

[Spaltenumbruch]

Hindenburg stiftete ein Chorfenster

[Abbildung]

für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400-
jährigem Jubiläum. Der Entwurf zu dem
Fenster stammt von dem Berliner Maler Prof.
Cäsar Klein.



[irrelevantes Material]


Nun kommt auch
Mecklenburg-Schwerin
Neuester Kläger gegen das Reich

Während man sich in Mecklenburg-
Schwerin inmitten der Sorgen um die Ba-
lancierung des Haushaltsplanes befindet,
bringen mecklenburgische Blätter die über-
raschende Mitteilung, daß auch Mecklenburg-
Schwerin gleich wie Sachsen Millionenforde-
rungen an das Reich geltend machen soll,
die sich aus dem Staatsvertrag über die
Verreichlichung der mecklenburgischen Lan-
deseisenbahn ergeben. Der Finanzminister
in Mecklenburg soll entschlossen sein, auch
die sogenannte Eisenbahnklage gegen das
Reich einzureichen. Es handelt sich dabei
um eine Kapitalforderung an das Reich
von über vier Millionen.

Freitag. den 16. Januar „AZ am Abend“ Nr. 15 Seite 3


[Spaltenumbruch]
Auch König Inajatullah dankt ab
Der Rebellenführer wird König
[Abbildung]

So ſehen die Aufſtändiſchen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen
Preis auf den Kopf des flüchligen Königs ſetzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi,
deren Stämme befonders fanatiſch den Kampf gegen Amanullah führten.

Völliger Sieg der Auſſtändiſchen * Amanullah in Kandahar

[Spaltenumbruch]

Einer Funkmeldung
aus Kabul zufolge hat König Inajatullah geſtern
morgen abgedankt und ſich bei ſeiner Abdankung
ſeine eigene Unantaſtbarkeit und die Sicherheit
aller Perſonen, die ſich in der königlichen Reſidenz
befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf-
ſtändiſchen teilte mit, daß der Führer der Auf-
ſtändiſchen Batſchkjakao mit dem Titel König
Chabib Allah Ghaſi die Regierung antrete. In Ka-
bul herrſcht völlige Ruhe, die Bazare ſind geöffnet,
die Gebäude der ausländiſchen Gefandtſchaften
werden von Truppen der Aufſtändiſchen bewacht.
Die Haltung der Rebellen gegenüber den Auslän-
dern iſt durchaus freundlich.

Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein
Ausländer irgendwelchen Schaden erlitten.

Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter-
brechung iſt geſtern die Funkverbindung Moskau-
[Spaltenumbruch] Kabul wieder aufgenommen worden. Den aus
Kabul übermittelten Gerüchten zufolge haben die
Aufſtändiſchen nach der Abdankung Amanullahs
ihren Vorſtoß gegen Kabul fortgeſetzt, und es ge-
lang ihnen, die Reſidenz des Königs, in der ſich
zum Schutz des neuen Herrſchers Inajalullah und
der Regierungsmitglieder nur ein kleiner Truppen-
teil befand, zu umſtellen. Die Aufſtändiſchen for-
derten die bedingungsloſe Unterwerfung Inajat-
ullahs und der Regierung und drohten, im Falle
einer Weigerung die Reſidenz zu ſlürmen.


Wie Reuter aus zuver-
läſſiger Quelle erfährt, befindet ſich Amanullah,
über deſſen Aufenthaltsort Ungewißheit herrſchte,
tatſächlich augenblicklich in Kandahar, wo ſich auch
die Königin und die Königinmutter ſeit einiger
Zeit aufhalten.



Ferngasleitungen werden zur Gefahr

Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundſätzliche Beſprechungen


Geſtern abend trat
in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions
eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt,
daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr
50 Meter von den ſtädliſchen Baracken entfernt
entſtrömte. Die ſchadhafte Stelle lag in freiem Ge-
lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet
werden. Gaserkrankungen ſind nicht zu verzeich-
nen.

Unter Leitung des Duisburger Polizeipräſiden-
ten fand heute im Polizeipräſidium eine Beſpre-
chung über die Gasunglücke in Duisburg ſtatt.
Vom Vertreter der Thyſſenſchen Gas- und Waſſer-
werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits
vorgenommenen und noch in Ausſicht geſtellten
Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer
Unglücke vorgetragen.

Undicht gewordene Straßen-
rohrleitung
Neue Gasvergiftung in Neviges

In die Wohnung einer
dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas
ein. Das Städtiſche Gaswerk ſtellte feſt, daß das
Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr-
leitung in den Keller gedrungen war. Es beſteht
Hoffnung, daß die Betroffenen von ernſten Folgen
verſchont bleiben.

Gefährlicher Brand
an einem Gaſometer
Die Stadt Bottropp in großer
Exploſionsgefahr

Geſtern nachmittag ent-
ſtand aus bisher unbekannter Urſache am Gaſo-
meter der Zentralkokerei der Rheiniſchen Stahl-
werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur-
den an der Gaſometerwand einige Nieten undicht,
ſo daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be-
mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt-
halten der Gaſometerwandungen und Auftragen
von Chamotte auf die undichten Stellen das
Feuer zu erſticken und die Gefahr zu beſeitigen.

Die vorſichtshalber alarmierten Feuerwehren
der Stadt Bottrop, der Stadt Eſſen und der
Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit
zu treten. Der Gaſometer iſt gebrauchsfähig ge-
blieben. Der Schaden iſt nicht allzu groß.



Ein ſozialiſtiſches Mißtrauensvotum gegen die
Regierung Poincaré.

Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten Laſaye und
Genoſſen haben in der Kammer eine Tagesord-
nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie-
rung wegen ihrer Zuſammenſetzung und der Bil-
dung der Regierungsmehrheit für außer Stande
erklärt wird, der Arbeiterklaſſe die notwendigen
Garantien für eine ernſthafte Verwirklichung der
erforderlichen Reformen auf wirtſchaftlichem und
ſozialem Gebiete zu geben.

[Spaltenumbruch]
187 000 Mark Schaden
Das Urteil im Sulzbacher Sparkaſſen-
prozeß

Im Sulzbacher Spar-
kaſſenprozeß wurden verurteilt:

Der Bürgermeiſter von Sulzbach, Rauber,
wegen fortgeſetzten Vergehens der Untreue zu
ſechs Monaten Gefängnis, die beiden
Mitangeklagten, der Sparkaſſenverwalter Meiß-
ner
und die Sparkaſſenbuchhalterin Fiſcher,
wegen desſelben Vergehens zu je vier Monaten
Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh-
rungsfriſt bis November 1933 zugebilligt. Durch
verfehlte Spekulation der Angeklagten iſt der
Stadt Sulzbach (Oberpfalz) ein Schaden in Höhe
von 187 000 RM. entflanden.



Oſtpommerns Küſte blockiert.

Seit geſtern iſt die bisher noch zum größten
Teil eisfreie oſtpommerſche Küſte in ihrer geſam-
ten Ausdehnung von Eis blockiert, das eine Breite
von 10 Seemeilen einnimmt. In Kolberg und in
Stolpmünde liegen mehrere Dampfer feſt. Von
Schweden und Dänemark aviſierte Dampfer kön-
nen die Eisblockade nicht paſſieren und müſſen den
die Eismaſſen abtreibenden Wind abwarten.



Neue Flugtechnik in Amerika
[Abbildung]

Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerſchen Tropſenautos gebaut
wurde und dank der Verminderung des Luftwiderſtandes eine weſentlich geſteigerte Ge-
ſchwindigkeit erreichen ſoll.

[Spaltenumbruch]
Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden
erfolgreich

Beſatzung des geſtrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten
Bootes geborgen

[Spaltenumbruch]

Wie aus Hoek van
Holland mitgeteilt wird, iſt heute vormittag die
aus 26 Mann beſtehende Beſatzung des geſtern
ſüdweſtlich von Hoek van Holland geſtrandeten
eſtniſchen Dampfers „Valka“ von dem Rettungs-
boot „Königin Wilhelmina“ aus Stellendam in
Sicherheit gebracht worden. Da die „Königin
Wilhelmina“ während des geſtrigen Rettungsver-
ſuches auf einer Sandbank ſtrandete und erſt
heute früh bei einbrechender Flut wieder flott
kam, hatte die Beſatzung 17 Stunden un-
unterbrochen auf der ſtürmiſchen
See
zugebracht, als ſie heute morgen auf er-
neute dringende SOS-Rufe der Beſatzung der
„Valka“ ſofort zu deren Rettung wieder auslief.

Von der aus acht Perſonen beſtehenden Be-
ſatzung des Rettungsbootes „Prins der Neder-
lande“, das wie gemeldet, bei dem Verſuche, dem
geſtrandeten Dampfer „Valka“ Hilfe zu leiſten,
verunglückte, ſind weitere drei Leichen bei Rok-
kanje angeſpült worden, ſo daß nunmehr fünf Lei-
chen geborgen ſind. Die umgekommenen Seeleute
waren alle verheiratet.

[Spaltenumbruch]
Der Untergang
der „Hſinwah“

Panik an Bord


Die Suche nach
Ueberlebenden des untergegangenen chineſiſchen
Dampfers „Hſinwah“ war bisher ergebnislos.
Eine große Anzahl von Leichen iſt geborgen
worden. Der Kapitän des Schiffes, Jenſen, blieb
bis zum letzten Augenblick auf der Kommando-
brücke und ſandte Notſignale aus. Unmittelbar
nach der Havarie des Schiffes brach an Bord
eine Panik aus. Es begann an Deck eine wilde
Jagd. Hunderte von Perſonen ſchlugen ſich im
Verlaufe des Streites um die Rettungsboote, die
überladen waren und daher nicht freigemacht
werden konnten. Viele Paſſagiere ſprangen über
Bord und ertranken.

[Spaltenumbruch]


Kinder
und Kriegsbeſchädigte
können wieder billiger reiſen

Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat
ſoeben zwei Verfügungen herausgegeben,
durch die im weſentlichen die letzte Tarif-
erhöhung, wenigſtens für Kriegsbeſchädigte
und erholungsbedürftige Kinder, wieder ein-
geführt wird. Die Reichsbahn dehnt die
Preisermäßigungen auch auf die Kriegsbe-
ſchädigten aus, die auf Grund des ſogenann-
ten Härteparagraphen verſorgungsberechtigt
ſind. Das ſind diejenigen, die nachträglich
eine Anerkennung von Körperſchäden und
Krankheiten als mit dem Kriege zuſammen-
hängend beſtätigt erhalten haben.

Noch weitreichender iſt die Ermäßigung
der Fahrpreiſe für zur Verſchickung gelan-
gende Kinder. Sie müſſen den vierten Teil
des Fahrpreiſes der dritten Klaſſe entrich-
ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu-
ſchlag. Die noch beſtehende Verteuerung
dieſer Kinderreiſen macht auf 300 Kilometer
nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver-
fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung
treten mit ſofortiger Wirkung in Kraft.



Geringes Defizit
in Preußen
Der Staatshaushaltsplan für 1929
fertiggeſtellt

Die preußiſche Regierung hat den Staats-
haushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt, im
Kabinett bereits angenommen und beſchloſ-
ſen, ihn demnächſt dem Landtage zugehen zu
laſſen. Wie die „Deutſche Allgemeine Zei-
tung“ erfährt, ſoll der diesjährige Haus-
haltsplan mit einem Fehlbetrag von
etwa 18 bis 20 Millionen Mark

abſchließen. Das bedeutet eine kleine Ver-
beſſerung gegenüber dem vorjährigen Etat,
in dem das Defizit rund ſieben Millionen
Mark mehr betrug.

[Spaltenumbruch]

Hindenburg ſtiftete ein Chorfenſter

[Abbildung]

für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400-
jährigem Jubiläum. Der Entwurf zu dem
Fenſter ſtammt von dem Berliner Maler Prof.
Cäſar Klein.



[irrelevantes Material]


Nun kommt auch
Mecklenburg-Schwerin
Neueſter Kläger gegen das Reich

Während man ſich in Mecklenburg-
Schwerin inmitten der Sorgen um die Ba-
lancierung des Haushaltsplanes befindet,
bringen mecklenburgiſche Blätter die über-
raſchende Mitteilung, daß auch Mecklenburg-
Schwerin gleich wie Sachſen Millionenforde-
rungen an das Reich geltend machen ſoll,
die ſich aus dem Staatsvertrag über die
Verreichlichung der mecklenburgiſchen Lan-
deseiſenbahn ergeben. Der Finanzminiſter
in Mecklenburg ſoll entſchloſſen ſein, auch
die ſogenannte Eiſenbahnklage gegen das
Reich einzureichen. Es handelt ſich dabei
um eine Kapitalforderung an das Reich
von über vier Millionen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jVarious" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <pb facs="#f0003" n="3"/>
          <fw type="header" place="top">Freitag. den 16. Januar &#x201E;AZ am Abend&#x201C; Nr. 15 Seite 3</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Auch König Inajatullah dankt ab</hi><lb/> <hi rendition="#b">Der Rebellenführer wird König</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <p>So &#x017F;ehen die Auf&#x017F;tändi&#x017F;chen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen<lb/>
Preis auf den Kopf des flüchligen Königs &#x017F;etzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi,<lb/>
deren Stämme befonders fanati&#x017F;ch den Kampf gegen Amanullah führten.</p>
          </figure><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#b">Völliger Sieg der Au&#x017F;&#x017F;tändi&#x017F;chen * Amanullah in Kandahar</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <cb/>
          <dateline><hi rendition="#g">Moskau</hi>, 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Einer Funkmeldung<lb/>
aus Kabul zufolge hat König Inajatullah ge&#x017F;tern<lb/>
morgen abgedankt und &#x017F;ich bei &#x017F;einer Abdankung<lb/>
&#x017F;eine eigene Unanta&#x017F;tbarkeit und die Sicherheit<lb/>
aller Per&#x017F;onen, die &#x017F;ich in der königlichen Re&#x017F;idenz<lb/>
befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf-<lb/>
&#x017F;tändi&#x017F;chen teilte mit, daß der Führer der Auf-<lb/>
&#x017F;tändi&#x017F;chen <hi rendition="#g">Bat&#x017F;chkjakao</hi> mit dem Titel König<lb/>
Chabib Allah Gha&#x017F;i die Regierung antrete. In Ka-<lb/>
bul herr&#x017F;cht völlige Ruhe, die Bazare &#x017F;ind geöffnet,<lb/>
die Gebäude der ausländi&#x017F;chen Gefandt&#x017F;chaften<lb/>
werden von Truppen der Auf&#x017F;tändi&#x017F;chen bewacht.<lb/>
Die Haltung der Rebellen gegenüber den Auslän-<lb/>
dern i&#x017F;t durchaus freundlich.</p><lb/>
          <p>Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein<lb/>
Ausländer irgendwelchen Schaden erlitten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Moskau</hi>, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter-<lb/>
brechung i&#x017F;t ge&#x017F;tern die Funkverbindung Moskau-<lb/><cb/>
Kabul wieder aufgenommen worden. Den aus<lb/>
Kabul übermittelten Gerüchten zufolge haben die<lb/>
Auf&#x017F;tändi&#x017F;chen nach der Abdankung Amanullahs<lb/>
ihren Vor&#x017F;toß gegen Kabul fortge&#x017F;etzt, und es ge-<lb/>
lang ihnen, die Re&#x017F;idenz des Königs, in der &#x017F;ich<lb/>
zum Schutz des neuen Herr&#x017F;chers Inajalullah und<lb/>
der Regierungsmitglieder nur ein kleiner Truppen-<lb/>
teil befand, zu um&#x017F;tellen. Die Auf&#x017F;tändi&#x017F;chen for-<lb/>
derten die bedingungslo&#x017F;e Unterwerfung Inajat-<lb/>
ullahs und der Regierung und drohten, im Falle<lb/>
einer Weigerung die Re&#x017F;idenz zu &#x017F;lürmen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Wie Reuter aus zuver-<lb/>&#x017F;&#x017F;iger Quelle erfährt, befindet &#x017F;ich Amanullah,<lb/>
über de&#x017F;&#x017F;en Aufenthaltsort Ungewißheit herr&#x017F;chte,<lb/>
tat&#x017F;ächlich augenblicklich in Kandahar, wo &#x017F;ich auch<lb/>
die Königin und die Königinmutter &#x017F;eit einiger<lb/>
Zeit aufhalten.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ferngasleitungen werden zur Gefahr</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#b">Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grund&#x017F;ätzliche Be&#x017F;prechungen</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <dateline><hi rendition="#g">Duisburg</hi>, 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern abend trat<lb/>
in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions<lb/>
eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt,<lb/>
daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr<lb/>
50 Meter von den &#x017F;tädli&#x017F;chen Baracken entfernt<lb/>
ent&#x017F;trömte. Die &#x017F;chadhafte Stelle lag in freiem Ge-<lb/>
lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet<lb/>
werden. Gaserkrankungen &#x017F;ind nicht zu verzeich-<lb/>
nen.</p><lb/>
          <p>Unter Leitung des Duisburger Polizeiprä&#x017F;iden-<lb/>
ten fand heute im Polizeiprä&#x017F;idium eine Be&#x017F;pre-<lb/>
chung über die Gasunglücke in Duisburg &#x017F;tatt.<lb/>
Vom Vertreter der Thy&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chen Gas- und Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits<lb/>
vorgenommenen und noch in Aus&#x017F;icht ge&#x017F;tellten<lb/>
Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer<lb/>
Unglücke vorgetragen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Undicht gewordene Straßen-<lb/>
rohrleitung<lb/>
Neue Gasvergiftung in Neviges</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#g">E&#x017F;&#x017F;en</hi>, 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>In die Wohnung einer<lb/>
dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas<lb/>
ein. Das Städti&#x017F;che Gaswerk &#x017F;tellte fe&#x017F;t, daß das<lb/>
Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr-<lb/>
leitung in den Keller gedrungen war. Es be&#x017F;teht<lb/>
Hoffnung, daß die Betroffenen von ern&#x017F;ten Folgen<lb/>
ver&#x017F;chont bleiben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefährlicher Brand<lb/>
an einem Ga&#x017F;ometer<lb/>
Die Stadt Bottropp in großer<lb/>
Explo&#x017F;ionsgefahr</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#b">Bottrop,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern nachmittag ent-<lb/>
&#x017F;tand aus bisher unbekannter Ur&#x017F;ache am Ga&#x017F;o-<lb/>
meter der Zentralkokerei der Rheini&#x017F;chen Stahl-<lb/>
werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur-<lb/>
den an der Ga&#x017F;ometerwand einige Nieten undicht,<lb/>
&#x017F;o daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be-<lb/>
mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt-<lb/>
halten der Ga&#x017F;ometerwandungen und Auftragen<lb/>
von Chamotte auf die undichten Stellen das<lb/>
Feuer zu er&#x017F;ticken und die Gefahr zu be&#x017F;eitigen.</p><lb/>
          <p>Die vor&#x017F;ichtshalber alarmierten Feuerwehren<lb/>
der Stadt Bottrop, der Stadt E&#x017F;&#x017F;en und der<lb/>
Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit<lb/>
zu treten. Der Ga&#x017F;ometer i&#x017F;t gebrauchsfähig ge-<lb/>
blieben. Der Schaden i&#x017F;t nicht allzu groß.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein &#x017F;oziali&#x017F;ti&#x017F;ches Mißtrauensvotum gegen die<lb/>
Regierung Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Die &#x017F;oziali&#x017F;ti&#x017F;chen Abgeordneten La&#x017F;aye und<lb/>
Geno&#x017F;&#x017F;en haben in der Kammer eine Tagesord-<lb/>
nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie-<lb/>
rung wegen ihrer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung und der Bil-<lb/>
dung der Regierungsmehrheit für außer Stande<lb/>
erklärt wird, der Arbeiterkla&#x017F;&#x017F;e die notwendigen<lb/>
Garantien für eine ern&#x017F;thafte Verwirklichung der<lb/>
erforderlichen Reformen auf wirt&#x017F;chaftlichem und<lb/>
&#x017F;ozialem Gebiete zu geben.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">187 000 Mark Schaden<lb/>
Das Urteil im Sulzbacher Sparka&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
prozeß</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#g">Amberg</hi>. 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Im Sulzbacher Spar-<lb/>
ka&#x017F;&#x017F;enprozeß wurden verurteilt:</p><lb/>
          <p>Der Bürgermei&#x017F;ter von Sulzbach, <hi rendition="#g">Rauber</hi>,<lb/>
wegen fortge&#x017F;etzten Vergehens der Untreue zu<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;echs Monaten Gefängnis</hi>, die beiden<lb/>
Mitangeklagten, der Sparka&#x017F;&#x017F;enverwalter <hi rendition="#g">Meiß-<lb/>
ner</hi> und die Sparka&#x017F;&#x017F;enbuchhalterin <hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher</hi>,<lb/>
wegen des&#x017F;elben Vergehens zu je vier Monaten<lb/>
Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh-<lb/>
rungsfri&#x017F;t bis November 1933 zugebilligt. Durch<lb/>
verfehlte Spekulation der Angeklagten i&#x017F;t der<lb/>
Stadt Sulzbach (Oberpfalz) ein Schaden in Höhe<lb/>
von <hi rendition="#g">187 000</hi> RM. entflanden.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">O&#x017F;tpommerns Kü&#x017F;te blockiert.</hi> </head><lb/>
          <p>Seit ge&#x017F;tern i&#x017F;t die bisher noch zum größten<lb/>
Teil eisfreie o&#x017F;tpommer&#x017F;che Kü&#x017F;te in ihrer ge&#x017F;am-<lb/>
ten Ausdehnung von Eis blockiert, das eine Breite<lb/>
von 10 Seemeilen einnimmt. In Kolberg und in<lb/>
Stolpmünde liegen mehrere Dampfer fe&#x017F;t. Von<lb/>
Schweden und Dänemark avi&#x017F;ierte Dampfer kön-<lb/>
nen die Eisblockade nicht pa&#x017F;&#x017F;ieren und mü&#x017F;&#x017F;en den<lb/>
die Eisma&#x017F;&#x017F;en abtreibenden Wind abwarten.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neue Flugtechnik in Amerika</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <p>Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumpler&#x017F;chen Trop&#x017F;enautos gebaut<lb/>
wurde und dank der Verminderung des Luftwider&#x017F;tandes eine we&#x017F;entlich ge&#x017F;teigerte Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit erreichen &#x017F;oll.</p>
          </figure><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden<lb/>
erfolgreich</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#b">Be&#x017F;atzung des ge&#x017F;trandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten<lb/>
Bootes geborgen</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <cb/>
          <dateline><hi rendition="#b">Am&#x017F;terdam,</hi> 17. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Wie aus Hoek van<lb/>
Holland mitgeteilt wird, i&#x017F;t heute vormittag die<lb/>
aus 26 Mann be&#x017F;tehende Be&#x017F;atzung des ge&#x017F;tern<lb/>
&#x017F;üdwe&#x017F;tlich von Hoek van Holland ge&#x017F;trandeten<lb/>
e&#x017F;tni&#x017F;chen Dampfers &#x201E;Valka&#x201C; von dem Rettungs-<lb/>
boot &#x201E;Königin Wilhelmina&#x201C; aus Stellendam in<lb/>
Sicherheit gebracht worden. Da die &#x201E;Königin<lb/>
Wilhelmina&#x201C; während des ge&#x017F;trigen Rettungsver-<lb/>
&#x017F;uches auf einer Sandbank &#x017F;trandete und er&#x017F;t<lb/>
heute früh bei einbrechender Flut wieder flott<lb/>
kam, hatte die Be&#x017F;atzung <hi rendition="#g">17 Stunden un-<lb/>
unterbrochen auf der &#x017F;türmi&#x017F;chen<lb/>
See</hi> zugebracht, als &#x017F;ie heute morgen auf er-<lb/>
neute dringende SOS-Rufe der Be&#x017F;atzung der<lb/>
&#x201E;Valka&#x201C; &#x017F;ofort zu deren Rettung wieder auslief.</p><lb/>
          <p>Von der aus acht Per&#x017F;onen be&#x017F;tehenden Be-<lb/>
&#x017F;atzung des Rettungsbootes &#x201E;Prins der Neder-<lb/>
lande&#x201C;, das wie gemeldet, bei dem Ver&#x017F;uche, dem<lb/>
ge&#x017F;trandeten Dampfer &#x201E;Valka&#x201C; Hilfe zu lei&#x017F;ten,<lb/>
verunglückte, &#x017F;ind weitere drei Leichen bei Rok-<lb/>
kanje ange&#x017F;pült worden, &#x017F;o daß nunmehr fünf Lei-<lb/>
chen geborgen &#x017F;ind. Die umgekommenen Seeleute<lb/>
waren alle verheiratet.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Untergang<lb/>
der &#x201E;H&#x017F;inwah&#x201C;</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#b">Panik an Bord</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <dateline><hi rendition="#g">London,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Die Suche nach<lb/>
Ueberlebenden des untergegangenen chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Dampfers &#x201E;H&#x017F;inwah&#x201C; war bisher ergebnislos.<lb/>
Eine große Anzahl von Leichen i&#x017F;t geborgen<lb/>
worden. Der Kapitän des Schiffes, Jen&#x017F;en, blieb<lb/>
bis zum letzten Augenblick auf der Kommando-<lb/>
brücke und &#x017F;andte Not&#x017F;ignale aus. Unmittelbar<lb/>
nach der Havarie des Schiffes brach an Bord<lb/>
eine Panik aus. Es begann an Deck eine wilde<lb/>
Jagd. Hunderte von Per&#x017F;onen &#x017F;chlugen &#x017F;ich im<lb/>
Verlaufe des Streites um die Rettungsboote, die<lb/>
überladen waren und daher nicht freigemacht<lb/>
werden konnten. Viele Pa&#x017F;&#x017F;agiere &#x017F;prangen über<lb/>
Bord und ertranken.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kinder<lb/>
und Kriegsbe&#x017F;chädigte<lb/>
können wieder billiger rei&#x017F;en</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat<lb/>
&#x017F;oeben zwei Verfügungen herausgegeben,<lb/>
durch die im we&#x017F;entlichen die letzte Tarif-<lb/>
erhöhung, wenig&#x017F;tens für Kriegsbe&#x017F;chädigte<lb/>
und erholungsbedürftige Kinder, wieder ein-<lb/>
geführt wird. Die Reichsbahn dehnt die<lb/>
Preisermäßigungen auch auf die Kriegsbe-<lb/>
&#x017F;chädigten aus, die auf Grund des &#x017F;ogenann-<lb/>
ten Härteparagraphen ver&#x017F;orgungsberechtigt<lb/>
&#x017F;ind. Das &#x017F;ind diejenigen, die nachträglich<lb/>
eine Anerkennung von Körper&#x017F;chäden und<lb/>
Krankheiten als mit dem Kriege zu&#x017F;ammen-<lb/>
hängend be&#x017F;tätigt erhalten haben.</p><lb/>
          <p>Noch weitreichender i&#x017F;t die Ermäßigung<lb/>
der Fahrprei&#x017F;e für zur Ver&#x017F;chickung gelan-<lb/>
gende Kinder. Sie mü&#x017F;&#x017F;en den vierten Teil<lb/>
des Fahrprei&#x017F;es der dritten Kla&#x017F;&#x017F;e entrich-<lb/>
ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu-<lb/>
&#x017F;chlag. Die noch be&#x017F;tehende Verteuerung<lb/>
die&#x017F;er Kinderrei&#x017F;en macht auf 300 Kilometer<lb/>
nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver-<lb/>
fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung<lb/>
treten mit &#x017F;ofortiger Wirkung in Kraft.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geringes Defizit<lb/>
in Preußen<lb/>
Der Staatshaushaltsplan für 1929<lb/>
fertigge&#x017F;tellt</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Die preußi&#x017F;che Regierung hat den Staats-<lb/>
haushaltsplan für 1929 fertigge&#x017F;tellt, im<lb/>
Kabinett bereits angenommen und be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, ihn demnäch&#x017F;t dem Landtage zugehen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Wie die &#x201E;Deut&#x017F;che Allgemeine Zei-<lb/>
tung&#x201C; erfährt, &#x017F;oll der diesjährige Haus-<lb/>
haltsplan mit einem <hi rendition="#g">Fehlbetrag von<lb/>
etwa 18 bis 20 Millionen Mark</hi><lb/>
ab&#x017F;chließen. Das bedeutet eine kleine Ver-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erung gegenüber dem vorjährigen Etat,<lb/>
in dem das Defizit rund &#x017F;ieben Millionen<lb/>
Mark mehr betrug.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p> <hi rendition="#b">Hindenburg &#x017F;tiftete ein Chorfen&#x017F;ter</hi> </p><lb/>
          <figure/>
          <p>für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400-<lb/>
jährigem Jubiläum. Der Entwurf zu dem<lb/>
Fen&#x017F;ter &#x017F;tammt von dem Berliner Maler Prof.<lb/>&#x017F;ar Klein.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jAn" n="2">
          <gap reason="insignificant"/>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nun kommt auch<lb/>
Mecklenburg-Schwerin<lb/>
Neue&#x017F;ter Kläger gegen das Reich</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/>
          <p>Während man &#x017F;ich in Mecklenburg-<lb/>
Schwerin inmitten der Sorgen um die Ba-<lb/>
lancierung des Haushaltsplanes befindet,<lb/>
bringen mecklenburgi&#x017F;che Blätter die über-<lb/>
ra&#x017F;chende Mitteilung, daß auch Mecklenburg-<lb/>
Schwerin gleich wie Sach&#x017F;en Millionenforde-<lb/>
rungen an das Reich geltend machen &#x017F;oll,<lb/>
die &#x017F;ich aus dem Staatsvertrag über die<lb/>
Verreichlichung der mecklenburgi&#x017F;chen Lan-<lb/>
desei&#x017F;enbahn ergeben. Der Finanzmini&#x017F;ter<lb/>
in Mecklenburg &#x017F;oll ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein, auch<lb/>
die &#x017F;ogenannte Ei&#x017F;enbahnklage gegen das<lb/>
Reich einzureichen. Es handelt &#x017F;ich dabei<lb/>
um eine Kapitalforderung an das Reich<lb/><hi rendition="#g">von über vier Millionen</hi>.</p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0003] Freitag. den 16. Januar „AZ am Abend“ Nr. 15 Seite 3 Auch König Inajatullah dankt ab Der Rebellenführer wird König [Abbildung So ſehen die Aufſtändiſchen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen Preis auf den Kopf des flüchligen Königs ſetzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi, deren Stämme befonders fanatiſch den Kampf gegen Amanullah führten.] Völliger Sieg der Auſſtändiſchen * Amanullah in Kandahar Moskau, 18. Januar. Einer Funkmeldung aus Kabul zufolge hat König Inajatullah geſtern morgen abgedankt und ſich bei ſeiner Abdankung ſeine eigene Unantaſtbarkeit und die Sicherheit aller Perſonen, die ſich in der königlichen Reſidenz befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf- ſtändiſchen teilte mit, daß der Führer der Auf- ſtändiſchen Batſchkjakao mit dem Titel König Chabib Allah Ghaſi die Regierung antrete. In Ka- bul herrſcht völlige Ruhe, die Bazare ſind geöffnet, die Gebäude der ausländiſchen Gefandtſchaften werden von Truppen der Aufſtändiſchen bewacht. Die Haltung der Rebellen gegenüber den Auslän- dern iſt durchaus freundlich. Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein Ausländer irgendwelchen Schaden erlitten. Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter- brechung iſt geſtern die Funkverbindung Moskau- Kabul wieder aufgenommen worden. Den aus Kabul übermittelten Gerüchten zufolge haben die Aufſtändiſchen nach der Abdankung Amanullahs ihren Vorſtoß gegen Kabul fortgeſetzt, und es ge- lang ihnen, die Reſidenz des Königs, in der ſich zum Schutz des neuen Herrſchers Inajalullah und der Regierungsmitglieder nur ein kleiner Truppen- teil befand, zu umſtellen. Die Aufſtändiſchen for- derten die bedingungsloſe Unterwerfung Inajat- ullahs und der Regierung und drohten, im Falle einer Weigerung die Reſidenz zu ſlürmen. London, 18. Januar. Wie Reuter aus zuver- läſſiger Quelle erfährt, befindet ſich Amanullah, über deſſen Aufenthaltsort Ungewißheit herrſchte, tatſächlich augenblicklich in Kandahar, wo ſich auch die Königin und die Königinmutter ſeit einiger Zeit aufhalten. Ferngasleitungen werden zur Gefahr Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundſätzliche Beſprechungen Duisburg, 18. Januar. Geſtern abend trat in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt, daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr 50 Meter von den ſtädliſchen Baracken entfernt entſtrömte. Die ſchadhafte Stelle lag in freiem Ge- lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet werden. Gaserkrankungen ſind nicht zu verzeich- nen. Unter Leitung des Duisburger Polizeipräſiden- ten fand heute im Polizeipräſidium eine Beſpre- chung über die Gasunglücke in Duisburg ſtatt. Vom Vertreter der Thyſſenſchen Gas- und Waſſer- werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits vorgenommenen und noch in Ausſicht geſtellten Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer Unglücke vorgetragen. Undicht gewordene Straßen- rohrleitung Neue Gasvergiftung in Neviges Eſſen, 18. Januar. In die Wohnung einer dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas ein. Das Städtiſche Gaswerk ſtellte feſt, daß das Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr- leitung in den Keller gedrungen war. Es beſteht Hoffnung, daß die Betroffenen von ernſten Folgen verſchont bleiben. Gefährlicher Brand an einem Gaſometer Die Stadt Bottropp in großer Exploſionsgefahr Bottrop, 18. Januar. Geſtern nachmittag ent- ſtand aus bisher unbekannter Urſache am Gaſo- meter der Zentralkokerei der Rheiniſchen Stahl- werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur- den an der Gaſometerwand einige Nieten undicht, ſo daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be- mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt- halten der Gaſometerwandungen und Auftragen von Chamotte auf die undichten Stellen das Feuer zu erſticken und die Gefahr zu beſeitigen. Die vorſichtshalber alarmierten Feuerwehren der Stadt Bottrop, der Stadt Eſſen und der Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit zu treten. Der Gaſometer iſt gebrauchsfähig ge- blieben. Der Schaden iſt nicht allzu groß. Ein ſozialiſtiſches Mißtrauensvotum gegen die Regierung Poincaré. Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten Laſaye und Genoſſen haben in der Kammer eine Tagesord- nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie- rung wegen ihrer Zuſammenſetzung und der Bil- dung der Regierungsmehrheit für außer Stande erklärt wird, der Arbeiterklaſſe die notwendigen Garantien für eine ernſthafte Verwirklichung der erforderlichen Reformen auf wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiete zu geben. 187 000 Mark Schaden Das Urteil im Sulzbacher Sparkaſſen- prozeß Amberg. 18. Januar. Im Sulzbacher Spar- kaſſenprozeß wurden verurteilt: Der Bürgermeiſter von Sulzbach, Rauber, wegen fortgeſetzten Vergehens der Untreue zu ſechs Monaten Gefängnis, die beiden Mitangeklagten, der Sparkaſſenverwalter Meiß- ner und die Sparkaſſenbuchhalterin Fiſcher, wegen desſelben Vergehens zu je vier Monaten Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh- rungsfriſt bis November 1933 zugebilligt. Durch verfehlte Spekulation der Angeklagten iſt der Stadt Sulzbach (Oberpfalz) ein Schaden in Höhe von 187 000 RM. entflanden. Oſtpommerns Küſte blockiert. Seit geſtern iſt die bisher noch zum größten Teil eisfreie oſtpommerſche Küſte in ihrer geſam- ten Ausdehnung von Eis blockiert, das eine Breite von 10 Seemeilen einnimmt. In Kolberg und in Stolpmünde liegen mehrere Dampfer feſt. Von Schweden und Dänemark aviſierte Dampfer kön- nen die Eisblockade nicht paſſieren und müſſen den die Eismaſſen abtreibenden Wind abwarten. Neue Flugtechnik in Amerika [Abbildung Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerſchen Tropſenautos gebaut wurde und dank der Verminderung des Luftwiderſtandes eine weſentlich geſteigerte Ge- ſchwindigkeit erreichen ſoll.] Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden erfolgreich Beſatzung des geſtrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten Bootes geborgen Amſterdam, 17. Januar. Wie aus Hoek van Holland mitgeteilt wird, iſt heute vormittag die aus 26 Mann beſtehende Beſatzung des geſtern ſüdweſtlich von Hoek van Holland geſtrandeten eſtniſchen Dampfers „Valka“ von dem Rettungs- boot „Königin Wilhelmina“ aus Stellendam in Sicherheit gebracht worden. Da die „Königin Wilhelmina“ während des geſtrigen Rettungsver- ſuches auf einer Sandbank ſtrandete und erſt heute früh bei einbrechender Flut wieder flott kam, hatte die Beſatzung 17 Stunden un- unterbrochen auf der ſtürmiſchen See zugebracht, als ſie heute morgen auf er- neute dringende SOS-Rufe der Beſatzung der „Valka“ ſofort zu deren Rettung wieder auslief. Von der aus acht Perſonen beſtehenden Be- ſatzung des Rettungsbootes „Prins der Neder- lande“, das wie gemeldet, bei dem Verſuche, dem geſtrandeten Dampfer „Valka“ Hilfe zu leiſten, verunglückte, ſind weitere drei Leichen bei Rok- kanje angeſpült worden, ſo daß nunmehr fünf Lei- chen geborgen ſind. Die umgekommenen Seeleute waren alle verheiratet. Der Untergang der „Hſinwah“ Panik an Bord London, 18. Januar. Die Suche nach Ueberlebenden des untergegangenen chineſiſchen Dampfers „Hſinwah“ war bisher ergebnislos. Eine große Anzahl von Leichen iſt geborgen worden. Der Kapitän des Schiffes, Jenſen, blieb bis zum letzten Augenblick auf der Kommando- brücke und ſandte Notſignale aus. Unmittelbar nach der Havarie des Schiffes brach an Bord eine Panik aus. Es begann an Deck eine wilde Jagd. Hunderte von Perſonen ſchlugen ſich im Verlaufe des Streites um die Rettungsboote, die überladen waren und daher nicht freigemacht werden konnten. Viele Paſſagiere ſprangen über Bord und ertranken. Kinder und Kriegsbeſchädigte können wieder billiger reiſen Berlin, 18. Januar. Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat ſoeben zwei Verfügungen herausgegeben, durch die im weſentlichen die letzte Tarif- erhöhung, wenigſtens für Kriegsbeſchädigte und erholungsbedürftige Kinder, wieder ein- geführt wird. Die Reichsbahn dehnt die Preisermäßigungen auch auf die Kriegsbe- ſchädigten aus, die auf Grund des ſogenann- ten Härteparagraphen verſorgungsberechtigt ſind. Das ſind diejenigen, die nachträglich eine Anerkennung von Körperſchäden und Krankheiten als mit dem Kriege zuſammen- hängend beſtätigt erhalten haben. Noch weitreichender iſt die Ermäßigung der Fahrpreiſe für zur Verſchickung gelan- gende Kinder. Sie müſſen den vierten Teil des Fahrpreiſes der dritten Klaſſe entrich- ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu- ſchlag. Die noch beſtehende Verteuerung dieſer Kinderreiſen macht auf 300 Kilometer nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver- fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung treten mit ſofortiger Wirkung in Kraft. Geringes Defizit in Preußen Der Staatshaushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt Berlin, 18. Januar. Die preußiſche Regierung hat den Staats- haushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt, im Kabinett bereits angenommen und beſchloſ- ſen, ihn demnächſt dem Landtage zugehen zu laſſen. Wie die „Deutſche Allgemeine Zei- tung“ erfährt, ſoll der diesjährige Haus- haltsplan mit einem Fehlbetrag von etwa 18 bis 20 Millionen Mark abſchließen. Das bedeutet eine kleine Ver- beſſerung gegenüber dem vorjährigen Etat, in dem das Defizit rund ſieben Millionen Mark mehr betrug. Hindenburg ſtiftete ein Chorfenſter [Abbildung] für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400- jährigem Jubiläum. Der Entwurf zu dem Fenſter ſtammt von dem Berliner Maler Prof. Cäſar Klein. _ Nun kommt auch Mecklenburg-Schwerin Neueſter Kläger gegen das Reich Berlin, 18. Januar. Während man ſich in Mecklenburg- Schwerin inmitten der Sorgen um die Ba- lancierung des Haushaltsplanes befindet, bringen mecklenburgiſche Blätter die über- raſchende Mitteilung, daß auch Mecklenburg- Schwerin gleich wie Sachſen Millionenforde- rungen an das Reich geltend machen ſoll, die ſich aus dem Staatsvertrag über die Verreichlichung der mecklenburgiſchen Lan- deseiſenbahn ergeben. Der Finanzminiſter in Mecklenburg ſoll entſchloſſen ſein, auch die ſogenannte Eiſenbahnklage gegen das Reich einzureichen. Es handelt ſich dabei um eine Kapitalforderung an das Reich von über vier Millionen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1929
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1929/3
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1929/3>, abgerufen am 28.11.2024.