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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag Nro. 15. 15 Januar 1830.


Portugal.
-- Großbritannien. (Briefe aus London.)
-- Frankreich.
-- Italien.
-- Deutschland. (Schreiben aus Frankfurt.)
-- Preußen.
-- Rußland.
-- Oestreich. (Schreiben aus Wien.)
-- Türkei.
-- Beilage Nro. 15.
Ueber Don Miguels Thronrechte.
-- Prinz Leopold
von Koburg.
-- Briefe aus den Niederlanden und Köln.
-- Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Portugal.

Eine neuerliche Maaßregel, heißt es in französischen Blättern,
scheint großes Mißtrauen gegen die in Lissabon stehenden Regi-
menter anzudeuten. Sie werden jeden Abend in ihren Kasernen
entwafnet, die Waffen in einem Saal neben der Wohnung des
Jour habenden Offiziers niedergelegt, und durch Schildwachen, die
man zu diesem Zweke aus den Kompagnien wählt, bewacht. Diese
Maaßregel soll dadurch veranlaßt worden seyn, daß das erste Ka-
vallerieregiment kürzlich einen Versuch machte, seine Kaserne zu
verlassen und sich auf den Weg nach Oporto zu begeben, wo ein
Aufstand statt finden sollte.

Großbritannien.

Konsol. 3 Proz. 95 3/8 ; russische Fonds
109; brasilische 71; portugiesische 59; griechische 313/4; mericani-
sche 27. -- Das Tags vorher verbreitete Gerücht von einer neuen
brasilischen Anleihe hatte sich noch nicht bestätigt.


Der Courier äußert, man sehe einer kleinen Abnahme in
den Einkünften des am 5 Jan. zu Ende gehenden Vierteljahrs
entgegen. Das Defizit des ganzen Jahrs möchte vielleicht eine
Million Pf. St. betragen.


Das Morning-Journal behauptet, Hr. Peel werde der
bevorstehenden Parlamentssession nicht mehr als Minister beiwoh-
nen. Zum Pair werde er zuverlässig nicht erhoben werden, ob er
aber zur Opposition übertreten, oder isolirt und stumm auf den
Ministerialbänken sizen bleiben werde, wisse man nicht.


Die Times melden nach Privatbriefen aus Rio-Janeiro,
der Kaiser habe der jungen Prinzessin Dona Maria einen beson-
dern Hofstaat gebildet, und ein Residenzschloß angewiesen; sie wer-
de in Allem als Königin behandelt. Mehrere brasilische Kriegs-
schiffe wären angewiesen, sich zur Abfahrt nach Europa bereit zu
halten, um sich unter die Befehle der in England bestehenden por-
tugiesischen Regentschaft zu stellen. Mit dem nächsten Paketboote
erwarte man nicht nur neue Jnstruktionen und Fonds für diese
Regentschaft, sondern auch die Ratifikation einer von dem Mar-
quis v. Barbacena für Brasilien in London abgeschlossenen neuen
Anleihe.


Der Herzog von Cumberland hat den Geistlichen J. L. Crosbie,
welcher das bekannte Sendschreiben an den Herzog von Welling-
ton (s. die Beilage zur gestrigen Allgem. Zeitung) im Morning-
Journale publizirte, aus dem Verzeichnisse seiner Hofkapläne
streichen lassen.


Jn meinem frühern Briefe habe ich
irrig gemeldet, daß Hr. Preble, Spezialabgeordneter der Verei-
nigten Staaten von Nordamerika beim niederländischen Hofe, zur
Vertretung der Republik bei der Bermittelungsentscheidung des
[Spaltenumbruch] Königs der Niederlande in der Angelegenheit der Gränzdifferenzen
zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, erst im
nächsten Frühjahre hier ankommen würde. Derselbe ist bereits vor-
gestern hier eingetroffen, und die Verhandlungen über den ihm
anvertrauten wichtigen Gegenstand haben bereits begonnen. Am
2 April d. J. müssen sämtliche Dokumente und Noten beider Par-
teien dem königlichen Vermittler eingeliefert werden; sein schieds-
richterlicher Ausspruch erfolgt drei Monate später. Auf diese
Weise wird in diesem Jahre eine Gränzstreitigkeit zwischen zwei
mächtigen Staaten durch Vermittelung freundschaftlich geschlichtet,
deren Lösung von Anfang an große Schwierigkeiten darbot, und in
frühern Zeiten Anlaß zu einem blutigen Kriege gegeben hätte.
Jn der Antrittsrede des Hrn. Moore, neuen bevollmächtigten Ge-
sandten der Vereinigten Staaten bei der Republik von Columbien
an die Stelle des Generals Harris, kommt folgende Stelle vor,
die wegen des Lichtes, welches sie auf die Politik der Jackson'schen
Verwaltung zu den andern amerikanischen Freistaaten wirst, nicht
ohne Juteresse ist. "Ueberzeugt," sagt der Gesandte, "wie die
Vereinigten Staaten aus ihrer eignen Erfahrung sind, daß alle
Völker sich selbst zu regieren vermögen, haben sie heiße Hofnun-
gen gehegt, daß die südamerikanischen Republiken der Welt neue
Belege für diese große interessante Wahrheit liefern würden. Und
sie vertrauen auch, daß in dem hohen Charakter, der erprobten
Rechtlichkeit, und dem eifrigen Patriotismus des ausgezeichneten,
die Schiksale Columbiens jezt leitenden Oberhauptes eine Bürg-
schaft für die Erfüllung ihrer Erwartungen enthalten seyn werde.
Während ich aber hiermit die Hofnungen und Wünsche des Volkes
der Vereinigten Staaten mittheile, bin ich auch verpflichtet, gemäß
den Jnstruktionen des kürzlich vom Volke zur Erfüllung der
Pflichten einer ersten Magistratsperson berufenen, erhabenen und
ehrwürdigen Patrioten zu erklären, daß die Vereinigten Staa-
ten, obschon von dem aufrichtigen Wunsche beseelt, daß das colum-
bische Volk bei der Bildung seiner Regierungsform von dem Bei-
spiele geleitet werden möge, welches dasselbe schon in dem Systeme
seiner eignen organischen Geseze findet, dennoch auf das Ge-
wissenhafteste sich jeder mittelbaren oder unmittelbaren Dazwischen-
kunft in die innere Politik und Angelegenheiten dieses Staates
enthalten werde. Das was sie von allen Nationen verlangen, ge-
währen auch sie auf das Bereitwilligste jeder andern, nemlich
den ungestörten Genuß ihrer eignen Ansichten und ihrer eignen
politischen Jnstitutionen." -- Diese wenigen offiziellen Worte be-
kräftigen drei in den gegenwärtigen Angelegenheiten des spanischen
Amerika's nicht unwichtige Punkte; den bekannten, daß den Ver-
einigten Staaten unter allen Verhältnissen, die Bildung einer an-
dern Staatsform als die einer republikanischen, wenn gleich nicht

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Freitag Nro. 15. 15 Januar 1830.


Portugal.
— Großbritannien. (Briefe aus London.)
— Frankreich.
— Italien.
— Deutſchland. (Schreiben aus Frankfurt.)
— Preußen.
— Rußland.
— Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.)
— Türkei.
— Beilage Nro. 15.
Ueber Don Miguels Thronrechte.
— Prinz Leopold
von Koburg.
— Briefe aus den Niederlanden und Köln.
— Ankündigungen.


[Spaltenumbruch]
Portugal.

Eine neuerliche Maaßregel, heißt es in franzöſiſchen Blättern,
ſcheint großes Mißtrauen gegen die in Liſſabon ſtehenden Regi-
menter anzudeuten. Sie werden jeden Abend in ihren Kaſernen
entwafnet, die Waffen in einem Saal neben der Wohnung des
Jour habenden Offiziers niedergelegt, und durch Schildwachen, die
man zu dieſem Zweke aus den Kompagnien wählt, bewacht. Dieſe
Maaßregel ſoll dadurch veranlaßt worden ſeyn, daß das erſte Ka-
vallerieregiment kürzlich einen Verſuch machte, ſeine Kaſerne zu
verlaſſen und ſich auf den Weg nach Oporto zu begeben, wo ein
Aufſtand ſtatt finden ſollte.

Großbritannien.

Konſol. 3 Proz. 95⅜; ruſſiſche Fonds
109; braſiliſche 71; portugieſiſche 59; griechiſche 31¾; mericani-
ſche 27. — Das Tags vorher verbreitete Gerücht von einer neuen
braſiliſchen Anleihe hatte ſich noch nicht beſtätigt.


Der Courier äußert, man ſehe einer kleinen Abnahme in
den Einkünften des am 5 Jan. zu Ende gehenden Vierteljahrs
entgegen. Das Defizit des ganzen Jahrs möchte vielleicht eine
Million Pf. St. betragen.


Das Morning-Journal behauptet, Hr. Peel werde der
bevorſtehenden Parlamentsſeſſion nicht mehr als Miniſter beiwoh-
nen. Zum Pair werde er zuverläſſig nicht erhoben werden, ob er
aber zur Oppoſition übertreten, oder iſolirt und ſtumm auf den
Miniſterialbänken ſizen bleiben werde, wiſſe man nicht.


Die Times melden nach Privatbriefen aus Rio-Janeiro,
der Kaiſer habe der jungen Prinzeſſin Dona Maria einen beſon-
dern Hofſtaat gebildet, und ein Reſidenzſchloß angewieſen; ſie wer-
de in Allem als Königin behandelt. Mehrere braſiliſche Kriegs-
ſchiffe wären angewieſen, ſich zur Abfahrt nach Europa bereit zu
halten, um ſich unter die Befehle der in England beſtehenden por-
tugieſiſchen Regentſchaft zu ſtellen. Mit dem nächſten Paketboote
erwarte man nicht nur neue Jnſtruktionen und Fonds für dieſe
Regentſchaft, ſondern auch die Ratifikation einer von dem Mar-
quis v. Barbacena für Braſilien in London abgeſchloſſenen neuen
Anleihe.


Der Herzog von Cumberland hat den Geiſtlichen J. L. Crosbie,
welcher das bekannte Sendſchreiben an den Herzog von Welling-
ton (ſ. die Beilage zur geſtrigen Allgem. Zeitung) im Morning-
Journale publizirte, aus dem Verzeichniſſe ſeiner Hofkapläne
ſtreichen laſſen.


Jn meinem frühern Briefe habe ich
irrig gemeldet, daß Hr. Preble, Spezialabgeordneter der Verei-
nigten Staaten von Nordamerika beim niederländiſchen Hofe, zur
Vertretung der Republik bei der Bermittelungsentſcheidung des
[Spaltenumbruch] Königs der Niederlande in der Angelegenheit der Gränzdifferenzen
zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, erſt im
nächſten Frühjahre hier ankommen würde. Derſelbe iſt bereits vor-
geſtern hier eingetroffen, und die Verhandlungen über den ihm
anvertrauten wichtigen Gegenſtand haben bereits begonnen. Am
2 April d. J. müſſen ſämtliche Dokumente und Noten beider Par-
teien dem königlichen Vermittler eingeliefert werden; ſein ſchieds-
richterlicher Ausſpruch erfolgt drei Monate ſpäter. Auf dieſe
Weiſe wird in dieſem Jahre eine Gränzſtreitigkeit zwiſchen zwei
mächtigen Staaten durch Vermittelung freundſchaftlich geſchlichtet,
deren Löſung von Anfang an große Schwierigkeiten darbot, und in
frühern Zeiten Anlaß zu einem blutigen Kriege gegeben hätte.
Jn der Antrittsrede des Hrn. Moore, neuen bevollmächtigten Ge-
ſandten der Vereinigten Staaten bei der Republik von Columbien
an die Stelle des Generals Harris, kommt folgende Stelle vor,
die wegen des Lichtes, welches ſie auf die Politik der Jackſon’ſchen
Verwaltung zu den andern amerikaniſchen Freiſtaaten wirſt, nicht
ohne Jutereſſe iſt. „Ueberzeugt,“ ſagt der Geſandte, „wie die
Vereinigten Staaten aus ihrer eignen Erfahrung ſind, daß alle
Völker ſich ſelbſt zu regieren vermögen, haben ſie heiße Hofnun-
gen gehegt, daß die ſüdamerikaniſchen Republiken der Welt neue
Belege für dieſe große intereſſante Wahrheit liefern würden. Und
ſie vertrauen auch, daß in dem hohen Charakter, der erprobten
Rechtlichkeit, und dem eifrigen Patriotismus des ausgezeichneten,
die Schikſale Columbiens jezt leitenden Oberhauptes eine Bürg-
ſchaft für die Erfüllung ihrer Erwartungen enthalten ſeyn werde.
Während ich aber hiermit die Hofnungen und Wünſche des Volkes
der Vereinigten Staaten mittheile, bin ich auch verpflichtet, gemäß
den Jnſtruktionen des kürzlich vom Volke zur Erfüllung der
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ehrwürdigen Patrioten zu erklären, daß die Vereinigten Staa-
ten, obſchon von dem aufrichtigen Wunſche beſeelt, daß das colum-
biſche Volk bei der Bildung ſeiner Regierungsform von dem Bei-
ſpiele geleitet werden möge, welches daſſelbe ſchon in dem Syſteme
ſeiner eignen organiſchen Geſeze findet, dennoch auf das Ge-
wiſſenhafteſte ſich jeder mittelbaren oder unmittelbaren Dazwiſchen-
kunft in die innere Politik und Angelegenheiten dieſes Staates
enthalten werde. Das was ſie von allen Nationen verlangen, ge-
währen auch ſie auf das Bereitwilligſte jeder andern, nemlich
den ungeſtörten Genuß ihrer eignen Anſichten und ihrer eignen
politiſchen Jnſtitutionen.“ — Dieſe wenigen offiziellen Worte be-
kräftigen drei in den gegenwärtigen Angelegenheiten des ſpaniſchen
Amerika’s nicht unwichtige Punkte; den bekannten, daß den Ver-
einigten Staaten unter allen Verhältniſſen, die Bildung einer an-
dern Staatsform als die einer republikaniſchen, wenn gleich nicht

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Freitag Nro. 15. 15 Januar 1830. Portugal. — Großbritannien. (Briefe aus London.) — Frankreich. — Italien. — Deutſchland. (Schreiben aus Frankfurt.) — Preußen. — Rußland. — Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.) — Türkei. — Beilage Nro. 15. Ueber Don Miguels Thronrechte. — Prinz Leopold von Koburg. — Briefe aus den Niederlanden und Köln. — Ankündigungen. Portugal. Eine neuerliche Maaßregel, heißt es in franzöſiſchen Blättern, ſcheint großes Mißtrauen gegen die in Liſſabon ſtehenden Regi- menter anzudeuten. Sie werden jeden Abend in ihren Kaſernen entwafnet, die Waffen in einem Saal neben der Wohnung des Jour habenden Offiziers niedergelegt, und durch Schildwachen, die man zu dieſem Zweke aus den Kompagnien wählt, bewacht. Dieſe Maaßregel ſoll dadurch veranlaßt worden ſeyn, daß das erſte Ka- vallerieregiment kürzlich einen Verſuch machte, ſeine Kaſerne zu verlaſſen und ſich auf den Weg nach Oporto zu begeben, wo ein Aufſtand ſtatt finden ſollte. Großbritannien. London, 5 Jan. Konſol. 3 Proz. 95⅜; ruſſiſche Fonds 109; braſiliſche 71; portugieſiſche 59; griechiſche 31¾; mericani- ſche 27. — Das Tags vorher verbreitete Gerücht von einer neuen braſiliſchen Anleihe hatte ſich noch nicht beſtätigt. Der Courier äußert, man ſehe einer kleinen Abnahme in den Einkünften des am 5 Jan. zu Ende gehenden Vierteljahrs entgegen. Das Defizit des ganzen Jahrs möchte vielleicht eine Million Pf. St. betragen. Das Morning-Journal behauptet, Hr. Peel werde der bevorſtehenden Parlamentsſeſſion nicht mehr als Miniſter beiwoh- nen. Zum Pair werde er zuverläſſig nicht erhoben werden, ob er aber zur Oppoſition übertreten, oder iſolirt und ſtumm auf den Miniſterialbänken ſizen bleiben werde, wiſſe man nicht. Die Times melden nach Privatbriefen aus Rio-Janeiro, der Kaiſer habe der jungen Prinzeſſin Dona Maria einen beſon- dern Hofſtaat gebildet, und ein Reſidenzſchloß angewieſen; ſie wer- de in Allem als Königin behandelt. Mehrere braſiliſche Kriegs- ſchiffe wären angewieſen, ſich zur Abfahrt nach Europa bereit zu halten, um ſich unter die Befehle der in England beſtehenden por- tugieſiſchen Regentſchaft zu ſtellen. Mit dem nächſten Paketboote erwarte man nicht nur neue Jnſtruktionen und Fonds für dieſe Regentſchaft, ſondern auch die Ratifikation einer von dem Mar- quis v. Barbacena für Braſilien in London abgeſchloſſenen neuen Anleihe. Der Herzog von Cumberland hat den Geiſtlichen J. L. Crosbie, welcher das bekannte Sendſchreiben an den Herzog von Welling- ton (ſ. die Beilage zur geſtrigen Allgem. Zeitung) im Morning- Journale publizirte, aus dem Verzeichniſſe ſeiner Hofkapläne ſtreichen laſſen. ** London, 4 Jan. Jn meinem frühern Briefe habe ich irrig gemeldet, daß Hr. Preble, Spezialabgeordneter der Verei- nigten Staaten von Nordamerika beim niederländiſchen Hofe, zur Vertretung der Republik bei der Bermittelungsentſcheidung des Königs der Niederlande in der Angelegenheit der Gränzdifferenzen zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, erſt im nächſten Frühjahre hier ankommen würde. Derſelbe iſt bereits vor- geſtern hier eingetroffen, und die Verhandlungen über den ihm anvertrauten wichtigen Gegenſtand haben bereits begonnen. Am 2 April d. J. müſſen ſämtliche Dokumente und Noten beider Par- teien dem königlichen Vermittler eingeliefert werden; ſein ſchieds- richterlicher Ausſpruch erfolgt drei Monate ſpäter. Auf dieſe Weiſe wird in dieſem Jahre eine Gränzſtreitigkeit zwiſchen zwei mächtigen Staaten durch Vermittelung freundſchaftlich geſchlichtet, deren Löſung von Anfang an große Schwierigkeiten darbot, und in frühern Zeiten Anlaß zu einem blutigen Kriege gegeben hätte. Jn der Antrittsrede des Hrn. Moore, neuen bevollmächtigten Ge- ſandten der Vereinigten Staaten bei der Republik von Columbien an die Stelle des Generals Harris, kommt folgende Stelle vor, die wegen des Lichtes, welches ſie auf die Politik der Jackſon’ſchen Verwaltung zu den andern amerikaniſchen Freiſtaaten wirſt, nicht ohne Jutereſſe iſt. „Ueberzeugt,“ ſagt der Geſandte, „wie die Vereinigten Staaten aus ihrer eignen Erfahrung ſind, daß alle Völker ſich ſelbſt zu regieren vermögen, haben ſie heiße Hofnun- gen gehegt, daß die ſüdamerikaniſchen Republiken der Welt neue Belege für dieſe große intereſſante Wahrheit liefern würden. Und ſie vertrauen auch, daß in dem hohen Charakter, der erprobten Rechtlichkeit, und dem eifrigen Patriotismus des ausgezeichneten, die Schikſale Columbiens jezt leitenden Oberhauptes eine Bürg- ſchaft für die Erfüllung ihrer Erwartungen enthalten ſeyn werde. Während ich aber hiermit die Hofnungen und Wünſche des Volkes der Vereinigten Staaten mittheile, bin ich auch verpflichtet, gemäß den Jnſtruktionen des kürzlich vom Volke zur Erfüllung der Pflichten einer erſten Magiſtratsperſon berufenen, erhabenen und ehrwürdigen Patrioten zu erklären, daß die Vereinigten Staa- ten, obſchon von dem aufrichtigen Wunſche beſeelt, daß das colum- biſche Volk bei der Bildung ſeiner Regierungsform von dem Bei- ſpiele geleitet werden möge, welches daſſelbe ſchon in dem Syſteme ſeiner eignen organiſchen Geſeze findet, dennoch auf das Ge- wiſſenhafteſte ſich jeder mittelbaren oder unmittelbaren Dazwiſchen- kunft in die innere Politik und Angelegenheiten dieſes Staates enthalten werde. Das was ſie von allen Nationen verlangen, ge- währen auch ſie auf das Bereitwilligſte jeder andern, nemlich den ungeſtörten Genuß ihrer eignen Anſichten und ihrer eignen politiſchen Jnſtitutionen.“ — Dieſe wenigen offiziellen Worte be- kräftigen drei in den gegenwärtigen Angelegenheiten des ſpaniſchen Amerika’s nicht unwichtige Punkte; den bekannten, daß den Ver- einigten Staaten unter allen Verhältniſſen, die Bildung einer an- dern Staatsform als die einer republikaniſchen, wenn gleich nicht

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1830/1>, abgerufen am 21.11.2024.