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Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.

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beim Anblick seines neuen Königs ausgerufen: Che bel pezzo d'uomo!
Dio ti benedica!
Die Geschmäcke sind verschieden -- nach andern Berich-
ten sollen den zum Applaudiren Hingepflanzten die Hände den Dienst versagt
haben, unter dem Wort: quanto e brutto! Die Mittelclasse ist größten-
theils in der Bewegung, theils aus wirklichen politischen Gründen, theils
aus Abneigung gegen Florenz und aus municipalen Beweggründen, welche die
Sienesen stets in Aerger versetzen wenn sie sich "Provinciali" nennen hörten,
theils aus Bedürfniß der Bewegung und namentlich des Schwätzens, worin
man hier ein erkleckliches leisten soll, theils in der Hoffnung irgendein Aemt-
chen zu erhaschen. Ein bedeutender Theil des Adels soll dem frühern Zustand
der Dinge zugethan geblieben seyn, und sich von allem fernhalten, doch ver-
nehme ich auch gutklingende Namen wie Piccolomini, Gori, Pieri, Borghest,
und andere, unter denen der herrschenden Partei. Wie in Siena, mag's so
ziemlich in den übrigen Städten des Landes seyn. Der Klerus ist meist in
der Opposition gegen die neue Regierung. Der Erzbischof Mons. Baldanzi,
ein tüchtiger und geachteter Mann, welcher indeß weniger in theologischen
Dingen als in der Litteratur und auch in der Geschichte der Kunst bewandert
seyn soll, gab anfangs der Bewegung zu viel nach, wie sein College in Flo-
renz, bis auch er wie dieser das Unhaltbare seiner geistlichen Stellung au
dieser schiefen Ebene erkannte. Von der Universität gebe ich in meinem
nächsten Nachricht, indem ich einige Zeit zu verweilen denke, obgleich die
Mittelmäßigkeit der hiestgen Gasthöfe gegen Pisa, Florenz, Livorno etc. sehr
unangenehm absticht.


Zur Ergänzung der Genfer *) Correspon-
denz in Nr. 140 der Allg. Ztg., der wir vollkommen beistimmen, wollen
wir hiermit bestätigen daß es mit dem Aufschlagen aller Leibes- und Lebens-
bedürfnisse seine volle Richtigkeit hat; sogar das Papier ist, bei allem Ueber-
fluß an Lumpen, im Preis gestiegen; hauptsächlich aber sind es Schnitt- und
Spinnereiwaaren die um ein Fünftel theurer als früher sind. Dieser Fall
macht um so schlimmern Eindruck, als das arme Volk gleich nach vollbrachter
Revolution der Ueberzeugung lebte daß jetzt kein Elend mehr herrschen
werde. Ora non ci sara piu miseria! riefen sich die guten Leute zu.
Daß der König die Pfänder auslösen werde, wußten sie ebenfalls ganz gewiß,
denn er hatte es ja in Mailand gethan; es handelte sich also bloß darum
daß er nach Florenz komme. Große Bitterkeit erregte erst nachträglich die
Versetzung der toscanischen Regimenter ins Ausland, als die betrogenen
Helden vom 27 April in ihren Briefen an ihre Angehörigen über schlechte
Aufnahme und Behandlung, über despotische Disciplin sich bitter beklagten.
Anders konnte es nun freilich nicht kommen, denn wo liegt wohl das Land
wo man den Meineidigen, den Verräther mit der Zeit nicht verachtet?
Das sollten sich doch alle Dienstpflichtigen tief ins Herz schreiben. Der
König kam -- aber mit leeren Händen. Eine zweistündige Audienz ertheilte
er einmal innerhalb der vierzehn Tage seiner Gegenwart. Feine Bildung,
anständiges Benehmen oder Seelenadel sind ihm nicht eigen, und Hacklän-
ders Meinung über diesen damals neuen König hat sich vollkommen bewährt;
kurz keinen entsprechendern Posten konnten ihm seine Verehrer anweisen als
den eines Zuavencorporals. Er war nach Florenz gestürmt, und entfloh
daraus Morgens um 4 Uhr wie ein -- Ehrenmann, ohne daß die Zeitun-
gen seine Flucht vorher angekündigt hätten. Welchen Zweck seine Anwesen-
heit eigentlich hatte, darüber sind wir noch im unklaren; daß er in Erstaunen
gerieth als er die Verwaltungsbücher über private Wohlthätigkeit (Ammi-
nistrazione di benificenza privata)
des Großherzogs durchblätterte, und
verwundert sagte: "So viel hat mein Oheim gegeben!" können wir verbür-
gen. Daß er sich im Pittipalast genau umsah, ein Inventarium besaß, und
auf mehrere fehlende Gegenstände mit der Bemerkung: "sie müssen wie-
der beigeschafft werden" aufmerksam machte, hat ebenfalls seine Richtigkeit.
Unter diesem Gegenstände gehört ein kleiner Tisch aus pietre dure, dessen
Werth wegen der ausgezeichneten Arbeit nie bestimmt werden konnte. Die-
ser Tisch hat die größte Aehnlichkeit mit jenem welchen das Municipium dem
damals königl. Commissär Boncompagni, für seine ausgezeichneten Berdienste
um das Vaterland, als ein Product toscanischer Industrie bei seiner er-
sten glorreichen Abreise verehrte. Das waren ein paar moralische Anwand-
lungen, bei denen der König sich aber nicht lange aufhielt. Dagegen scheint
es daß der Prinz-Statthalter tiefer in das Getriebe des letzten Jahres
eingedrungen ist. Immer hieß es schon er werde bald nach Turin zurück-
kehren, jetzt steht es auch in einigen Blättern. Bei alledem wird aber von
hier aus -- ausgenommen die Ereignisse von außen drängen dazu -- für
jetzt nichts geschehen was einer Gegenrevolution ähnlich wäre. Fast schien
es als hätte man piemontesischerseits eine solche ermöglichen wollen, da man
das Land acht Tage lang ohne Besatzung ließ, nur bleibt es dann zweifel-
haft ob Victor Emmanuel dem Großherzog oder dem Kaiser Napoleon da-
mit dienen wollte. Und warum nun keine Gegenrevolution? Es gibt unter
der Bevölterung einen großen und gesunden Theil, der recht gut weiß daß das
Land durch die Ereignisse des letzten Jahres in große nie dagewesene Schul-
den gerathen ist, und daß bald eine andere Wirthschaft eingeführt werden
muß. Da es uns -- sagen diese Leute -- nicht gelang vergangenes Jahr,
wo noch vieles zu retten war, durchzudringen, so laßt sie nur die piemontesi-
sche Fenster-, Domestiken-, Equipagen- und Mobiliensteuer, die wir in Tos-
cana alle nicht kennen, ein wenig versuchen; laßt sie erst den Unterschied ken-
nen lernen zwischen toscanischer und piemontesischer Vermögen-, Einkom-
men- und Industriesteuer, damit sie einsehen was sie begiengen als sie un-
sern Großherzog verriethen und verkauften, und sich in Zukunft nicht mehr
betrügen lassen. -- Der "Contemporaneo" macht wieder folgende Bemer-
kungen: "Der Deputirte Rora hat gefolgert daß die Abtretung Nizza's die Ver-
gangenheit heiligt, die Gegenwart sichert und die Zukunft bereitet; daß die-
selbe die Folge des sardinisch französischen Bündnisses ist, und daß wir ent-
lich, indem wir Savoyen abtreten, die Verträge von 1815 vernichten. Hr.
Rora beugt sich also mit sammt den Ministern vor dem erhabenen Willen
Bonaparte's. Indem wir Savoyen überlassen, vernichten wir die Verträge
von 1815! O das ist wirklich schön. Gebt also, um die Verträge von 1815
zu vernichten, ganz Piemont weg! Und wißt ihr denn nicht, ihr einfältigen
Kopfnicker, daß wir Genua in Kraft derjenigen Verträge besitzen die ihr ver-
nichten wollt! und ist euch die unterirdische Arbeit nicht bewußt, an welche
man schon Hand angelegt hat um auch die Hauptstadt von Ligurien mit
Frankreich zu vereinigen?" -- "Die Zeitungen reden immer von den sici-
lianischen Vespern. Aber die Vespern sind berühmt in Sicilien durch die
Vertreibung der Franzosen, was nur beweist daß die Franzosen jene
Insulaner schlecht behandelt haben." -- "Eine Pariser Correspondenz
im "Journal de Geneve" thut zu wissen daß die Prinzessin Clotilde, Frau
des in Toscana geliebten und verliebten Prinzen, sich in interessanten Um-
ständen befindet. Gut. Das Geschlecht der Bonaparte gedeiht; wir wer-
den sehen ob auch die Throne für sie gedeihen."


Die neuesten aus Neapel und Sicilien hier
eingetroffenen Nachrichten tragen, mit einander verglichen, eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit in sich, aus der man allmählich auf die Wahrheit schließen
könnte. Am 31 Mai Mittags lief ein Waffenstillstand von 24 Stunden ab,
der zwischen Garibaldi und General Lanza in Palermo geschlossen worden
war, um die zahlreichen Todten und die noch zahlreicheren Verwundelen aus
dem Wege zu räumen. Am 29 Mai Abends wußte man schon in Neapel
daß der englische Admiral um einen Waffenstillstand bei beiden kämpfenden
Parteien nachgesucht hatte, wahrscheinlich um den noch in Palermo befind-
lichen englischen Schutzbefohlenen Zeit zur Rettung auf die Schiffe zu geben.
Am 28 Mai wurde der schon oft genannte neapolitanische General Salzano
mit seinem Majorstab von den Aufftändischen gefangen genommen, und Ga-
ribaldi ließ dem Commandanten des Forts Castellamare, von welchem die
Stadt bombardirt wurde, durch einen dieser gefangenen Officiere sagen daß
für jede Bombe die noch auf die Stadt falle ein neapolitanischer Officier er-
schossen werden würde. Demnach kennt man also drei Veranlassungen zum
Waffenstillstand, der übrigens am 31 Mai Mittags auf drei Tage verlängert
wurde, so daß es sich hier nicht mehr um die Bestattung von Todten, sondern
vielmehr um Auslösung von Officieren zu handeln scheint. Die Stellung
beider Parteien war in der Stadt noch dieselbe wie früher der Telegraph ge-
meldet. Das Heer Garibaldi's soll auf den Anhöhen von Palermo noch
vor Erstürmung der Stadt auf 37,000 Mann mit 300 Pferden angewachsen
seyn. Lanza war aus Palermo in der Richtung von Quattro Venti ge-
zogen, und der Garibaldi'sche Oberst Orsini hatte Befehl sich dieser Stellung
zu bemächtigen. Durch ein geschicktes strategisches Manöver soll Garibaldi
ein großes Blutbad unter den königlichen Truppen in der Stadt angerichtet
haben. Deputationen der benachbarten Gemeinden bringen Garibaldi die
Anerkennung seiner Dictatur. Girgenti ist im Aufstande. Aus der Provinz
Noto bringt "La Nazione" einen "officiellen Bericht des Staats," als dessen
Monitore sie bescheiden selbst auftritt. Indessen scheint "L'Unita Italiana"
in diesen Dingen nicht schlechter unterrichtet zu seyn, und während nach
ersterem Blatt bei der Demonstration am 28 Mai in der Straße Toledo in
Neapel das Volk zuerst "Viva Vittorio Emmanuele," und hinterdrein
"Garibaldi" rief, ließ man nach letzterem nur Sicilien und Garibaldi, aber
den Victor Emmanuel gar nicht hoch leben. Nach dem genannten Monitore
des "Staats" ist Revolution in Catania und Syrakus, und als an letzterm
Ort der englische Consul seine Flagge auf sein Haus hißte, schossen die
königlichen Soldaten auf dasselbe und tödteten seine Fran. *) Der Herzog
v. Torlonia soll mit seiner ganzen Familie von Rom in Livorno angekom-
men seyn.


Die Verhaftungen unter dem Klerus wie unter
dem Laienstand, besonders unter den in Turin, Mailand und Genua weilen-
den Fremden, dauern fort. Die Regierung behauptet offen daß in Rom eine
ausgedehnte Verschwörung gegen den hiestgen Staat im Werk ist, und daß sie
die Fäden davon in Händen hat. Die Opinione ruft pathetisch aus: "Die
römische Curie hat eine Fahne aufgesteckt unter welcher sie alle Geistlichen
und alle Bischöfe unserer Provinzen zu sammeln gedenkt; diese Fahne ist die

*) Dieß wird auch in englischen Blättern gemeldet.
*) Dieß wird auch in englischen Blättern gemeldet.

beim Anblick ſeines neuen Königs ausgerufen: Che bel pezzo d’uomo!
Dio ti benedica!
Die Geſchmäcke ſind verſchieden — nach andern Berich-
ten ſollen den zum Applaudiren Hingepflanzten die Hände den Dienſt verſagt
haben, unter dem Wort: quanto è brutto! Die Mittelclaſſe iſt größten-
theils in der Bewegung, theils aus wirklichen politiſchen Gründen, theils
aus Abneigung gegen Florenz und aus municipalen Beweggründen, welche die
Sieneſen ſtets in Aerger verſetzen wenn ſie ſich „Provinciali“ nennen hörten,
theils aus Bedürfniß der Bewegung und namentlich des Schwätzens, worin
man hier ein erkleckliches leiſten ſoll, theils in der Hoffnung irgendein Aemt-
chen zu erhaſchen. Ein bedeutender Theil des Adels ſoll dem frühern Zuſtand
der Dinge zugethan geblieben ſeyn, und ſich von allem fernhalten, doch ver-
nehme ich auch gutklingende Namen wie Piccolomini, Gori, Pieri, Borgheſt,
und andere, unter denen der herrſchenden Partei. Wie in Siena, mag’s ſo
ziemlich in den übrigen Städten des Landes ſeyn. Der Klerus iſt meiſt in
der Oppoſition gegen die neue Regierung. Der Erzbiſchof Monſ. Baldanzi,
ein tüchtiger und geachteter Mann, welcher indeß weniger in theologiſchen
Dingen als in der Litteratur und auch in der Geſchichte der Kunſt bewandert
ſeyn ſoll, gab anfangs der Bewegung zu viel nach, wie ſein College in Flo-
renz, bis auch er wie dieſer das Unhaltbare ſeiner geiſtlichen Stellung au
dieſer ſchiefen Ebene erkannte. Von der Univerſität gebe ich in meinem
nächſten Nachricht, indem ich einige Zeit zu verweilen denke, obgleich die
Mittelmäßigkeit der hieſtgen Gaſthöfe gegen Piſa, Florenz, Livorno ꝛc. ſehr
unangenehm abſticht.


Zur Ergänzung der Genfer *) Correſpon-
denz in Nr. 140 der Allg. Ztg., der wir vollkommen beiſtimmen, wollen
wir hiermit beſtätigen daß es mit dem Aufſchlagen aller Leibes- und Lebens-
bedürfniſſe ſeine volle Richtigkeit hat; ſogar das Papier iſt, bei allem Ueber-
fluß an Lumpen, im Preis geſtiegen; hauptſächlich aber ſind es Schnitt- und
Spinnereiwaaren die um ein Fünftel theurer als früher ſind. Dieſer Fall
macht um ſo ſchlimmern Eindruck, als das arme Volk gleich nach vollbrachter
Revolution der Ueberzeugung lebte daß jetzt kein Elend mehr herrſchen
werde. Ora non ci sarà più miseria! riefen ſich die guten Leute zu.
Daß der König die Pfänder auslöſen werde, wußten ſie ebenfalls ganz gewiß,
denn er hatte es ja in Mailand gethan; es handelte ſich alſo bloß darum
daß er nach Florenz komme. Große Bitterkeit erregte erſt nachträglich die
Verſetzung der toscaniſchen Regimenter ins Ausland, als die betrogenen
Helden vom 27 April in ihren Briefen an ihre Angehörigen über ſchlechte
Aufnahme und Behandlung, über deſpotiſche Disciplin ſich bitter beklagten.
Anders konnte es nun freilich nicht kommen, denn wo liegt wohl das Land
wo man den Meineidigen, den Verräther mit der Zeit nicht verachtet?
Das ſollten ſich doch alle Dienſtpflichtigen tief ins Herz ſchreiben. Der
König kam — aber mit leeren Händen. Eine zweiſtündige Audienz ertheilte
er einmal innerhalb der vierzehn Tage ſeiner Gegenwart. Feine Bildung,
anſtändiges Benehmen oder Seelenadel ſind ihm nicht eigen, und Hacklän-
ders Meinung über dieſen damals neuen König hat ſich vollkommen bewährt;
kurz keinen entſprechendern Poſten konnten ihm ſeine Verehrer anweiſen als
den eines Zuavencorporals. Er war nach Florenz geſtürmt, und entfloh
daraus Morgens um 4 Uhr wie ein — Ehrenmann, ohne daß die Zeitun-
gen ſeine Flucht vorher angekündigt hätten. Welchen Zweck ſeine Anweſen-
heit eigentlich hatte, darüber ſind wir noch im unklaren; daß er in Erſtaunen
gerieth als er die Verwaltungsbücher über private Wohlthätigkeit (Ammi-
nistrazione di benificenza privata)
des Großherzogs durchblätterte, und
verwundert ſagte: „So viel hat mein Oheim gegeben!“ können wir verbür-
gen. Daß er ſich im Pittipalaſt genau umſah, ein Inventarium beſaß, und
auf mehrere fehlende Gegenſtände mit der Bemerkung: „ſie müſſen wie-
der beigeſchafft werden“ aufmerkſam machte, hat ebenfalls ſeine Richtigkeit.
Unter dieſem Gegenſtände gehört ein kleiner Tiſch aus pietre dure, deſſen
Werth wegen der ausgezeichneten Arbeit nie beſtimmt werden konnte. Die-
ſer Tiſch hat die größte Aehnlichkeit mit jenem welchen das Municipium dem
damals königl. Commiſſär Boncompagni, für ſeine ausgezeichneten Berdienſte
um das Vaterland, als ein Product toscaniſcher Induſtrie bei ſeiner er-
ſten glorreichen Abreiſe verehrte. Das waren ein paar moraliſche Anwand-
lungen, bei denen der König ſich aber nicht lange aufhielt. Dagegen ſcheint
es daß der Prinz-Statthalter tiefer in das Getriebe des letzten Jahres
eingedrungen iſt. Immer hieß es ſchon er werde bald nach Turin zurück-
kehren, jetzt ſteht es auch in einigen Blättern. Bei alledem wird aber von
hier aus — ausgenommen die Ereigniſſe von außen drängen dazu — für
jetzt nichts geſchehen was einer Gegenrevolution ähnlich wäre. Faſt ſchien
es als hätte man piemonteſiſcherſeits eine ſolche ermöglichen wollen, da man
das Land acht Tage lang ohne Beſatzung ließ, nur bleibt es dann zweifel-
haft ob Victor Emmanuel dem Großherzog oder dem Kaiſer Napoleon da-
mit dienen wollte. Und warum nun keine Gegenrevolution? Es gibt unter
der Bevölterung einen großen und geſunden Theil, der recht gut weiß daß das
Land durch die Ereigniſſe des letzten Jahres in große nie dageweſene Schul-
den gerathen iſt, und daß bald eine andere Wirthſchaft eingeführt werden
muß. Da es uns — ſagen dieſe Leute — nicht gelang vergangenes Jahr,
wo noch vieles zu retten war, durchzudringen, ſo laßt ſie nur die piemonteſi-
ſche Fenſter-, Domeſtiken-, Equipagen- und Mobilienſteuer, die wir in Toſ-
cana alle nicht kennen, ein wenig verſuchen; laßt ſie erſt den Unterſchied ken-
nen lernen zwiſchen toscaniſcher und piemonteſiſcher Vermögen-, Einkom-
men- und Induſtrieſteuer, damit ſie einſehen was ſie begiengen als ſie un-
ſern Großherzog verriethen und verkauften, und ſich in Zukunft nicht mehr
betrügen laſſen. — Der „Contemporaneo“ macht wieder folgende Bemer-
kungen: „Der Deputirte Rorà hat gefolgert daß die Abtretung Nizza’s die Ver-
gangenheit heiligt, die Gegenwart ſichert und die Zukunft bereitet; daß die-
ſelbe die Folge des ſardiniſch franzöſiſchen Bündniſſes iſt, und daß wir ent-
lich, indem wir Savoyen abtreten, die Verträge von 1815 vernichten. Hr.
Rorà beugt ſich alſo mit ſammt den Miniſtern vor dem erhabenen Willen
Bonaparte’s. Indem wir Savoyen überlaſſen, vernichten wir die Verträge
von 1815! O das iſt wirklich ſchön. Gebt alſo, um die Verträge von 1815
zu vernichten, ganz Piemont weg! Und wißt ihr denn nicht, ihr einfältigen
Kopfnicker, daß wir Genua in Kraft derjenigen Verträge beſitzen die ihr ver-
nichten wollt! und iſt euch die unterirdiſche Arbeit nicht bewußt, an welche
man ſchon Hand angelegt hat um auch die Hauptſtadt von Ligurien mit
Frankreich zu vereinigen?“ — „Die Zeitungen reden immer von den ſici-
lianiſchen Veſpern. Aber die Veſpern ſind berühmt in Sicilien durch die
Vertreibung der Franzoſen, was nur beweist daß die Franzoſen jene
Inſulaner ſchlecht behandelt haben.“ — „Eine Pariſer Correſpondenz
im „Journal de Genève“ thut zu wiſſen daß die Prinzeſſin Clotilde, Frau
des in Toscana geliebten und verliebten Prinzen, ſich in intereſſanten Um-
ſtänden befindet. Gut. Das Geſchlecht der Bonaparte gedeiht; wir wer-
den ſehen ob auch die Throne für ſie gedeihen.“


Die neueſten aus Neapel und Sicilien hier
eingetroffenen Nachrichten tragen, mit einander verglichen, eine gewiſſe Wahr-
ſcheinlichkeit in ſich, aus der man allmählich auf die Wahrheit ſchließen
könnte. Am 31 Mai Mittags lief ein Waffenſtillſtand von 24 Stunden ab,
der zwiſchen Garibaldi und General Lanza in Palermo geſchloſſen worden
war, um die zahlreichen Todten und die noch zahlreicheren Verwundelen aus
dem Wege zu räumen. Am 29 Mai Abends wußte man ſchon in Neapel
daß der engliſche Admiral um einen Waffenſtillſtand bei beiden kämpfenden
Parteien nachgeſucht hatte, wahrſcheinlich um den noch in Palermo befind-
lichen engliſchen Schutzbefohlenen Zeit zur Rettung auf die Schiffe zu geben.
Am 28 Mai wurde der ſchon oft genannte neapolitaniſche General Salzano
mit ſeinem Majorſtab von den Aufftändiſchen gefangen genommen, und Ga-
ribaldi ließ dem Commandanten des Forts Caſtellamare, von welchem die
Stadt bombardirt wurde, durch einen dieſer gefangenen Officiere ſagen daß
für jede Bombe die noch auf die Stadt falle ein neapolitaniſcher Officier er-
ſchoſſen werden würde. Demnach kennt man alſo drei Veranlaſſungen zum
Waffenſtillſtand, der übrigens am 31 Mai Mittags auf drei Tage verlängert
wurde, ſo daß es ſich hier nicht mehr um die Beſtattung von Todten, ſondern
vielmehr um Auslöſung von Officieren zu handeln ſcheint. Die Stellung
beider Parteien war in der Stadt noch dieſelbe wie früher der Telegraph ge-
meldet. Das Heer Garibaldi’s ſoll auf den Anhöhen von Palermo noch
vor Erſtürmung der Stadt auf 37,000 Mann mit 300 Pferden angewachſen
ſeyn. Lanza war aus Palermo in der Richtung von Quattro Venti ge-
zogen, und der Garibaldi’ſche Oberſt Orſini hatte Befehl ſich dieſer Stellung
zu bemächtigen. Durch ein geſchicktes ſtrategiſches Manöver ſoll Garibaldi
ein großes Blutbad unter den königlichen Truppen in der Stadt angerichtet
haben. Deputationen der benachbarten Gemeinden bringen Garibaldi die
Anerkennung ſeiner Dictatur. Girgenti iſt im Aufſtande. Aus der Provinz
Noto bringt „La Nazione“ einen „officiellen Bericht des Staats,“ als deſſen
Monitore ſie beſcheiden ſelbſt auftritt. Indeſſen ſcheint „L’Unità Italiana“
in dieſen Dingen nicht ſchlechter unterrichtet zu ſeyn, und während nach
erſterem Blatt bei der Demonſtration am 28 Mai in der Straße Toledo in
Neapel das Volk zuerſt „Viva Vittorio Emmanuele,“ und hinterdrein
„Garibaldi“ rief, ließ man nach letzterem nur Sicilien und Garibaldi, aber
den Victor Emmanuel gar nicht hoch leben. Nach dem genannten Monitore
des „Staats“ iſt Revolution in Catania und Syrakus, und als an letzterm
Ort der engliſche Conſul ſeine Flagge auf ſein Haus hißte, ſchoſſen die
königlichen Soldaten auf dasſelbe und tödteten ſeine Fran. *) Der Herzog
v. Torlonia ſoll mit ſeiner ganzen Familie von Rom in Livorno angekom-
men ſeyn.


Die Verhaftungen unter dem Klerus wie unter
dem Laienſtand, beſonders unter den in Turin, Mailand und Genua weilen-
den Fremden, dauern fort. Die Regierung behauptet offen daß in Rom eine
ausgedehnte Verſchwörung gegen den hieſtgen Staat im Werk iſt, und daß ſie
die Fäden davon in Händen hat. Die Opinione ruft pathetiſch aus: „Die
römiſche Curie hat eine Fahne aufgeſteckt unter welcher ſie alle Geiſtlichen
und alle Biſchöfe unſerer Provinzen zu ſammeln gedenkt; dieſe Fahne iſt die

*) Dieß wird auch in engliſchen Blättern gemeldet.
*) Dieß wird auch in engliſchen Blättern gemeldet.
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[2651/0007] beim Anblick ſeines neuen Königs ausgerufen: Che bel pezzo d’uomo! Dio ti benedica! Die Geſchmäcke ſind verſchieden — nach andern Berich- ten ſollen den zum Applaudiren Hingepflanzten die Hände den Dienſt verſagt haben, unter dem Wort: quanto è brutto! Die Mittelclaſſe iſt größten- theils in der Bewegung, theils aus wirklichen politiſchen Gründen, theils aus Abneigung gegen Florenz und aus municipalen Beweggründen, welche die Sieneſen ſtets in Aerger verſetzen wenn ſie ſich „Provinciali“ nennen hörten, theils aus Bedürfniß der Bewegung und namentlich des Schwätzens, worin man hier ein erkleckliches leiſten ſoll, theils in der Hoffnung irgendein Aemt- chen zu erhaſchen. Ein bedeutender Theil des Adels ſoll dem frühern Zuſtand der Dinge zugethan geblieben ſeyn, und ſich von allem fernhalten, doch ver- nehme ich auch gutklingende Namen wie Piccolomini, Gori, Pieri, Borgheſt, und andere, unter denen der herrſchenden Partei. Wie in Siena, mag’s ſo ziemlich in den übrigen Städten des Landes ſeyn. Der Klerus iſt meiſt in der Oppoſition gegen die neue Regierung. Der Erzbiſchof Monſ. Baldanzi, ein tüchtiger und geachteter Mann, welcher indeß weniger in theologiſchen Dingen als in der Litteratur und auch in der Geſchichte der Kunſt bewandert ſeyn ſoll, gab anfangs der Bewegung zu viel nach, wie ſein College in Flo- renz, bis auch er wie dieſer das Unhaltbare ſeiner geiſtlichen Stellung au dieſer ſchiefen Ebene erkannte. Von der Univerſität gebe ich in meinem nächſten Nachricht, indem ich einige Zeit zu verweilen denke, obgleich die Mittelmäßigkeit der hieſtgen Gaſthöfe gegen Piſa, Florenz, Livorno ꝛc. ſehr unangenehm abſticht. ✕ Florenz, Ende Mai. Zur Ergänzung der Genfer *) Correſpon- denz in Nr. 140 der Allg. Ztg., der wir vollkommen beiſtimmen, wollen wir hiermit beſtätigen daß es mit dem Aufſchlagen aller Leibes- und Lebens- bedürfniſſe ſeine volle Richtigkeit hat; ſogar das Papier iſt, bei allem Ueber- fluß an Lumpen, im Preis geſtiegen; hauptſächlich aber ſind es Schnitt- und Spinnereiwaaren die um ein Fünftel theurer als früher ſind. Dieſer Fall macht um ſo ſchlimmern Eindruck, als das arme Volk gleich nach vollbrachter Revolution der Ueberzeugung lebte daß jetzt kein Elend mehr herrſchen werde. Ora non ci sarà più miseria! riefen ſich die guten Leute zu. Daß der König die Pfänder auslöſen werde, wußten ſie ebenfalls ganz gewiß, denn er hatte es ja in Mailand gethan; es handelte ſich alſo bloß darum daß er nach Florenz komme. Große Bitterkeit erregte erſt nachträglich die Verſetzung der toscaniſchen Regimenter ins Ausland, als die betrogenen Helden vom 27 April in ihren Briefen an ihre Angehörigen über ſchlechte Aufnahme und Behandlung, über deſpotiſche Disciplin ſich bitter beklagten. Anders konnte es nun freilich nicht kommen, denn wo liegt wohl das Land wo man den Meineidigen, den Verräther mit der Zeit nicht verachtet? Das ſollten ſich doch alle Dienſtpflichtigen tief ins Herz ſchreiben. Der König kam — aber mit leeren Händen. Eine zweiſtündige Audienz ertheilte er einmal innerhalb der vierzehn Tage ſeiner Gegenwart. Feine Bildung, anſtändiges Benehmen oder Seelenadel ſind ihm nicht eigen, und Hacklän- ders Meinung über dieſen damals neuen König hat ſich vollkommen bewährt; kurz keinen entſprechendern Poſten konnten ihm ſeine Verehrer anweiſen als den eines Zuavencorporals. Er war nach Florenz geſtürmt, und entfloh daraus Morgens um 4 Uhr wie ein — Ehrenmann, ohne daß die Zeitun- gen ſeine Flucht vorher angekündigt hätten. Welchen Zweck ſeine Anweſen- heit eigentlich hatte, darüber ſind wir noch im unklaren; daß er in Erſtaunen gerieth als er die Verwaltungsbücher über private Wohlthätigkeit (Ammi- nistrazione di benificenza privata) des Großherzogs durchblätterte, und verwundert ſagte: „So viel hat mein Oheim gegeben!“ können wir verbür- gen. Daß er ſich im Pittipalaſt genau umſah, ein Inventarium beſaß, und auf mehrere fehlende Gegenſtände mit der Bemerkung: „ſie müſſen wie- der beigeſchafft werden“ aufmerkſam machte, hat ebenfalls ſeine Richtigkeit. Unter dieſem Gegenſtände gehört ein kleiner Tiſch aus pietre dure, deſſen Werth wegen der ausgezeichneten Arbeit nie beſtimmt werden konnte. Die- ſer Tiſch hat die größte Aehnlichkeit mit jenem welchen das Municipium dem damals königl. Commiſſär Boncompagni, für ſeine ausgezeichneten Berdienſte um das Vaterland, als ein Product toscaniſcher Induſtrie bei ſeiner er- ſten glorreichen Abreiſe verehrte. Das waren ein paar moraliſche Anwand- lungen, bei denen der König ſich aber nicht lange aufhielt. Dagegen ſcheint es daß der Prinz-Statthalter tiefer in das Getriebe des letzten Jahres eingedrungen iſt. Immer hieß es ſchon er werde bald nach Turin zurück- kehren, jetzt ſteht es auch in einigen Blättern. Bei alledem wird aber von hier aus — ausgenommen die Ereigniſſe von außen drängen dazu — für jetzt nichts geſchehen was einer Gegenrevolution ähnlich wäre. Faſt ſchien es als hätte man piemonteſiſcherſeits eine ſolche ermöglichen wollen, da man das Land acht Tage lang ohne Beſatzung ließ, nur bleibt es dann zweifel- haft ob Victor Emmanuel dem Großherzog oder dem Kaiſer Napoleon da- mit dienen wollte. Und warum nun keine Gegenrevolution? Es gibt unter der Bevölterung einen großen und geſunden Theil, der recht gut weiß daß das Land durch die Ereigniſſe des letzten Jahres in große nie dageweſene Schul- den gerathen iſt, und daß bald eine andere Wirthſchaft eingeführt werden muß. Da es uns — ſagen dieſe Leute — nicht gelang vergangenes Jahr, wo noch vieles zu retten war, durchzudringen, ſo laßt ſie nur die piemonteſi- ſche Fenſter-, Domeſtiken-, Equipagen- und Mobilienſteuer, die wir in Toſ- cana alle nicht kennen, ein wenig verſuchen; laßt ſie erſt den Unterſchied ken- nen lernen zwiſchen toscaniſcher und piemonteſiſcher Vermögen-, Einkom- men- und Induſtrieſteuer, damit ſie einſehen was ſie begiengen als ſie un- ſern Großherzog verriethen und verkauften, und ſich in Zukunft nicht mehr betrügen laſſen. — Der „Contemporaneo“ macht wieder folgende Bemer- kungen: „Der Deputirte Rorà hat gefolgert daß die Abtretung Nizza’s die Ver- gangenheit heiligt, die Gegenwart ſichert und die Zukunft bereitet; daß die- ſelbe die Folge des ſardiniſch franzöſiſchen Bündniſſes iſt, und daß wir ent- lich, indem wir Savoyen abtreten, die Verträge von 1815 vernichten. Hr. Rorà beugt ſich alſo mit ſammt den Miniſtern vor dem erhabenen Willen Bonaparte’s. Indem wir Savoyen überlaſſen, vernichten wir die Verträge von 1815! O das iſt wirklich ſchön. Gebt alſo, um die Verträge von 1815 zu vernichten, ganz Piemont weg! Und wißt ihr denn nicht, ihr einfältigen Kopfnicker, daß wir Genua in Kraft derjenigen Verträge beſitzen die ihr ver- nichten wollt! und iſt euch die unterirdiſche Arbeit nicht bewußt, an welche man ſchon Hand angelegt hat um auch die Hauptſtadt von Ligurien mit Frankreich zu vereinigen?“ — „Die Zeitungen reden immer von den ſici- lianiſchen Veſpern. Aber die Veſpern ſind berühmt in Sicilien durch die Vertreibung der Franzoſen, was nur beweist daß die Franzoſen jene Inſulaner ſchlecht behandelt haben.“ — „Eine Pariſer Correſpondenz im „Journal de Genève“ thut zu wiſſen daß die Prinzeſſin Clotilde, Frau des in Toscana geliebten und verliebten Prinzen, ſich in intereſſanten Um- ſtänden befindet. Gut. Das Geſchlecht der Bonaparte gedeiht; wir wer- den ſehen ob auch die Throne für ſie gedeihen.“ ᔕ Florenz, 2 Jun. Die neueſten aus Neapel und Sicilien hier eingetroffenen Nachrichten tragen, mit einander verglichen, eine gewiſſe Wahr- ſcheinlichkeit in ſich, aus der man allmählich auf die Wahrheit ſchließen könnte. Am 31 Mai Mittags lief ein Waffenſtillſtand von 24 Stunden ab, der zwiſchen Garibaldi und General Lanza in Palermo geſchloſſen worden war, um die zahlreichen Todten und die noch zahlreicheren Verwundelen aus dem Wege zu räumen. Am 29 Mai Abends wußte man ſchon in Neapel daß der engliſche Admiral um einen Waffenſtillſtand bei beiden kämpfenden Parteien nachgeſucht hatte, wahrſcheinlich um den noch in Palermo befind- lichen engliſchen Schutzbefohlenen Zeit zur Rettung auf die Schiffe zu geben. Am 28 Mai wurde der ſchon oft genannte neapolitaniſche General Salzano mit ſeinem Majorſtab von den Aufftändiſchen gefangen genommen, und Ga- ribaldi ließ dem Commandanten des Forts Caſtellamare, von welchem die Stadt bombardirt wurde, durch einen dieſer gefangenen Officiere ſagen daß für jede Bombe die noch auf die Stadt falle ein neapolitaniſcher Officier er- ſchoſſen werden würde. Demnach kennt man alſo drei Veranlaſſungen zum Waffenſtillſtand, der übrigens am 31 Mai Mittags auf drei Tage verlängert wurde, ſo daß es ſich hier nicht mehr um die Beſtattung von Todten, ſondern vielmehr um Auslöſung von Officieren zu handeln ſcheint. Die Stellung beider Parteien war in der Stadt noch dieſelbe wie früher der Telegraph ge- meldet. Das Heer Garibaldi’s ſoll auf den Anhöhen von Palermo noch vor Erſtürmung der Stadt auf 37,000 Mann mit 300 Pferden angewachſen ſeyn. Lanza war aus Palermo in der Richtung von Quattro Venti ge- zogen, und der Garibaldi’ſche Oberſt Orſini hatte Befehl ſich dieſer Stellung zu bemächtigen. Durch ein geſchicktes ſtrategiſches Manöver ſoll Garibaldi ein großes Blutbad unter den königlichen Truppen in der Stadt angerichtet haben. Deputationen der benachbarten Gemeinden bringen Garibaldi die Anerkennung ſeiner Dictatur. Girgenti iſt im Aufſtande. Aus der Provinz Noto bringt „La Nazione“ einen „officiellen Bericht des Staats,“ als deſſen Monitore ſie beſcheiden ſelbſt auftritt. Indeſſen ſcheint „L’Unità Italiana“ in dieſen Dingen nicht ſchlechter unterrichtet zu ſeyn, und während nach erſterem Blatt bei der Demonſtration am 28 Mai in der Straße Toledo in Neapel das Volk zuerſt „Viva Vittorio Emmanuele,“ und hinterdrein „Garibaldi“ rief, ließ man nach letzterem nur Sicilien und Garibaldi, aber den Victor Emmanuel gar nicht hoch leben. Nach dem genannten Monitore des „Staats“ iſt Revolution in Catania und Syrakus, und als an letzterm Ort der engliſche Conſul ſeine Flagge auf ſein Haus hißte, ſchoſſen die königlichen Soldaten auf dasſelbe und tödteten ſeine Fran. *) Der Herzog v. Torlonia ſoll mit ſeiner ganzen Familie von Rom in Livorno angekom- men ſeyn. ↓ Turin, 2 Jun. Die Verhaftungen unter dem Klerus wie unter dem Laienſtand, beſonders unter den in Turin, Mailand und Genua weilen- den Fremden, dauern fort. Die Regierung behauptet offen daß in Rom eine ausgedehnte Verſchwörung gegen den hieſtgen Staat im Werk iſt, und daß ſie die Fäden davon in Händen hat. Die Opinione ruft pathetiſch aus: „Die römiſche Curie hat eine Fahne aufgeſteckt unter welcher ſie alle Geiſtlichen und alle Biſchöfe unſerer Provinzen zu ſammeln gedenkt; dieſe Fahne iſt die *) Dieß wird auch in engliſchen Blättern gemeldet. *) Dieß wird auch in engliſchen Blättern gemeldet.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860, S. 2651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine159_1860/7>, abgerufen am 23.11.2024.