Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Oesterreichs gleichmäßig zu fördern, aufrichtig und treu ergeben unterstützen
werden. Wichtige Fragen der allgemeinen Gesetzgebung und die Regelung
des Staatshaushalts werden Ihrer Begutachtung vorgelegt. Bei Ihren Be-
rathungen wollen Sie immer den Grundsatz im Auge halten daß die Geschicke
der einzelnen Theile des Reichs mit einander aufs innigste verflochten sind;
daß die Gemeinsamkeit und Wechselwirkung der wahren Interessen der ein-
zelnen Länder Thatsachen sind welche mit tausend Fäden ein starkes Band um
die gesammte Monarchie geschlungen haben; daß jeder Versuch, dieses Band
zu lockern, nur zum Nachtheil des Ganzen wie seiner Theile führen und die
fortschreitende gedeihliche Entwickelung in geistiger und materieller Hinsicht
hemmen müßte, folglich ohne Verletzung der heiligsten Pflichten, die Mir
Meinen Völkern gegenüber obliegen, nicht geduldet werden dürfe. Gleicher
Schutz sey allen Stämmen und Ländern Meines Reichs gesichert; gleich-
berechtigt und gleichverpflichtet seyen sie in brüderlicher Eintracht zu einem
mächtigen Ganzen verbunden. Bei Prüfung des Staatshaushalts würdigen
Sie die Machtstellung des Kaiserthums, und trachten Sie zugleich die mög-
lichste Schonung der Staatsangehörigen damit zu verbinden; Sie werden
sich überzeugen daß schon gegenwärtig, obwohl Einschränkungen im Staats-
haushalt nicht alsogleich die volle Wirkung äußern können, in allen Zweigen
der Verwaltung nicht unerhebliche Ersparungen erzielt wurden, während
gleichzeitig die Einnahmen im allgemeinen sich vermehrten; wenn wir in
dieser nun betretenen Bahn mit Thatkraft und Ausdauer fortschreiten und
die von Mir angeordneten Reformen in der innern Verwaltung glücklich durch-
führen, hoffe Ich mit Zuversicht, falls keine außerordentlichen Ereignisse
hindernd dazwischentreten, die Herstellung des Gleichgewichts zwischen Er-
forderniß und Bedeckung erreichen zu können. Das Glück Meiner Völker
ist das Ziel das Ich unausgesetzt verfolge; die Entwickelung der innern
Wohlfahrt und äußern Macht die Aufgabe deren Lösung Ich Meine stete
Sorgfalt weihe. In diesen Bestrebungen sind Sie und alle Meine treuen
Unterthanen mit Mir vereinigt. Möge der Segen des Allmächtigen diesem
unsern vereinten Wirken einen glücklichen Erfolg verleihen!"

Neueste levantinische Post. Konstantinopel,
26 Mai. Die Tscherkessen sollen am 6 den Russen bei Adekum ein siegreiches
Gefecht geliefert haben. Tartarische Emigranten treffen in großer Anzahl
hier ein. Sir H. Bulwer erklärte den hiesigen Tscherkessenhänptlingen, England
könne sich in die Angelegenheiten des Kaukasus nicht einmengen. -- Athen,
26 Mai. Es sind mehrfache Beschwerden über das Verfahren türkischer Be-
hörden an der nördlichen Gränze vorgekommen. (O. Bl.)

Die Gesellschaft der Eisenbahn von Alicante nach
Saragossa hat beschlossen den Actionären eine Dioidende von 9 Proc. auszu-
theilen. Die Gaceta veröffentlicht ein Decret welches dem Kinde des Herzogs
und der Herzogin von Montpensier den Titel und die Rechte eines Infanten
oder einer Infantin ertheilt. (T. H.)

Der Moniteur veröffentlicht das Decret, womit
der Credit foncier an Stelle des Comptoir d'Escompte gesetzt wird. Pariser
Nachrichten zufolge ist es positiv daß der neapolitanische Minister, Comman-
deur Carafa, eine Note an die Mächte gerichtet hat, worin er sie zur bewaff-
neten Intervention in Sicilien auffordert. Er verspricht eine Constitution
und sonstige Concessionen, wenn die Mächte die Ruhe in Sicilien wieder her-
stellen wollen. Piemont hat geantwortet daß es auch ferner das Princip der
Nichtintervention anfrecht erhalten müsse. Die Antworten der übrigen Mächte
werden erwartet. Was den Waffenstillstand in Palermo betrifft, so legt man
ihm verschiedene militärische Motive unter. Als er abgeschlossen werden
sollte, begaben sich zwei Officiere Gatibaldi's und zwei neapolitanische Offi-
ciere an Bord des englischen Admiralschiffes, und ersuchten den Admiral bei
ihrer Verständigung behülflich zu seyn. Es scheint aber daß letzterer jede
Intervention abgelehnt hat. -- Der Zustand des Prinzen Jerome hat sich
verschlimmert.

Der Constitutionnel führt die Friedensversicherungen des Ministers
Fould zu Tarbes und der Moniteurnote als von der kaiserl. Regierung ernst-
lich gemeint in einem eigenem Artikel weiter aus.

Im J. des Debats verbreitet sich Saint Marc Girardin darüber daß
der Wille Frankreichs: es solle Frieden seyn, eigentlich schon in dem kaiserl.
Programm vom 5 Jan. d. J. enthalten sey, allein das Mißtranen Europa's
sey noch größer, den eigentlichen Nachdruck würden die friedlichen Zusicherun-
gen erst durch den Ausspruch eines Parlaments erhalten, erst das liberale
Kaiserthum sey der Friede.

Der Siecle erklärt, daß wenn er in seinem Artikel über die natür-
lichen Gränzen Zusammentritt eines Congresses, Revision der Verträge von
1815 zu Gunsten der unterdrückten Völker, namentlich des dadurch schwer
benachtheiligten Frankreichs verlangt habe, er doch offenbar nicht den allge-
meinen Krieg, sondern auch nur den Frieden wolle.

Die Patrie erhielt die Nachricht von der Capitulation der Truppen in
Palermo. Die Patrie versichert, nach heute eingelaufenen Depeschen habe
eine Conferenz an Bord des englischen Schiffs "Hannibal" stattgefunden, wo
[Spaltenumbruch] zwischen dem General Lanza und dem Ausstandscomite, präsidirt von Gari-
baldi, eine Capitulation abgeschlossen sey; darnach werde die 25,000 Mann
starke Armee Palermo mit allen Kriegsehren räumen, und ihr Material auf
das neapolitanische Geschwader einschiffen.

Die Patrie bringt folgende Details über den Kampf in Palermo:
"Am 27 brach der Aufstand in der Stadt los, und zugleich rückte Garibaldi
ein. General Landi hatte früher alle Zusammenrottirungen auf den Straßen
durch starke Patrouillen verhindern lassen; diese Maßregeln erschwerten zwar
die Organisirung des Aufstands, ermüdeten aber die Truppen. General
Lanza concentrirte statt dessen drei starke Colonnen auf verschiedenen Punkten
welche sich im Augenblick des Angriffs concentriren, und jedenfalls die Ver-
bindungen mit dem Meer offen halten sollten. Jetzt konnten die Einwohner
sich mit Garibaldi in Verbindung setzen, und es wurde ausgemacht daß er
am 26 vor der Stadt ankommen, und daß letztere sich am folgenden Tage
empören solle. Um den Aufstand zu organisiren, kamen die Führer in der Ca-
pelle des Königs Roger zusammen, wohin um diese Zeit viele Landleute wall-
fahrten. Am Sonntag den 27, als um 6 Uhr die Glocken ertönten, strömte
das Volk auf die Straßen mit dem Rufe: Es lebe die Freiheit; es lebe Vietor
Emmanuel u. s. w., die Bewegung nahm augenblicklich furchtbare Dimen-
sionen an; die Truppen eröffneten das Feuer, und ein schrecklicher Kampf
begann. Garibaldi kam mit seinen Freiwilligen herbeigeeilt, und übernahm
sofort die Leitung. Von beiden Seiten wurde tapfer gekämpft, aber die Trup-
pen mußten sich in die Forts zurückziehen. Garibaldi griff am 28 mit allen
seinen Truppen das feste Schloß an welches sich ans Meer lehnt. Die Frei-
willigen entfalten große Tapferkeit, und die Truppen antworteten mit einem
wohlgenährten Feuer; nach fünfstündigem Kampfe legten sich die Consuln
auf Verlangen der Einwohner ins Mittel, und es wurde ein Waffenstillstand
bis zum 3 Jun. abgeschlossen."

Die Patrie führt heute das Thema aus daß eine große Nation Ruhm
haben und sich in die Angelegenheiten der übrigen Staaten mischen müsse.
Die bloße Beschäftigung mit den innern Angelegenheiten bringe nur Anarchie
und Socialismus hervor.

Sämmtliche Abendblätter bringen ein Mitgetheilt, wonach der Polizei-
beamte welcher die in Versailles gedruckte Broschüre Prevost-Paradols mit
Beschlag belegen sollte, abgesetzt worden ist, weil er auch den Satz hatte zer-
schlagen lassen.

Im gesetzgebenden Körper wurde der Gesetzentwurf über die algerischen
Eisenbahnen, einstimmig von den 234 Votirenden angenommen.

Die verwittwete Kaiserin von Rußland ist um halb
7 Uhr angekommen und im Hotel de l'Univers abgestiegen. Der Kaiser und
die Kaiserin welche um 8 Uhr eintrafen, sind im Stadthaus abgestiegen.

Um 10 Uhr besuchten der Kaiser und die Kaiserin die Kaiserin-Wittwe
von Rußland. Am 2 Jun. stattete der Kaiser der Großfürstin Helene im
Hotel de Lyon einen Besuch ab, begleitete sodann um 1 Uhr die Kaiserin-
Wittwe auf den Bahnhof und kehrte um halb 2 Uhr mit seiner Gemahlin nach
Paris zurück.

Man meldet aus Florenz unter dem Datum vom
Freitag (von heute) daß Briefe aus Neapel vom 28 Abends melden es habe
eine große Kundgebung unter dem Ruf: Victor Emmanuel und Garibaldi
stattgefunden. In Sicilien sind neue und zahlreiche Verhaftungen vorgenom-
men worden. Die Stadt Agrigenti hat sich empört. (T. Hav.)

Turiner Blätter bringen Details über den Ein-
zug Garibaldi's in Palermo. Der erste Angriff erfolgte in Papireto, der vor-
züglichsten Straße Palermo's, welche von 1000 Mann, und Artillerie und
Cavallerie vertheidigt wurde. Den Truppen wurde, wenn sie die Waffen
streckten, das Leben zugesichert. Die Antwort fiel verneinend aus. Nach
schwerem Kampf und großem Verlust bemächtigten sich die Insurgenten dieser
Straße. Die Bevölkerung griff aus den Häusern die Truppen an. Garibaldi
commandirte in Papiretos. Auch auf andern Punkten wurde gleichzeitig an-
gegriffen. (Oesterr. Bl.)

Handels- und Börsennachrichten.

Neuere officielle Answeise über Einfuhr und Verarbeitung von
Baumwolle zeigen daß die Baumwolleinfuhr des Jahrs 1859 die aller früheren
Jahre übertroffen hat. Sie betrug im Jahr 1843: 573,193,116 Pfd.; in 1855:
891,751,952 Pfd.; in 1856: 1,023,886,304 Pfd.; in 1857: 969,318,896 Pfd.;
in 1858: 1,034,342,176 Pfd.; in 1859: 1,225,989,072 Pfd. Demnach belief
sich in den letzten 17 Jahren der Zuwachs der Einfuhr auf 552,785,356 Pfd.
oder 82 Procent. Aber während von der Gesammtsumme Amerika im Jahr 1843
85 Procent beigetragen hatte, steuerte es im Jahr 1859 nur 78 Procent bei, ein
Beweis daß sich allmählich doch auch die Baumwollquellen anderer Länder in den
Vordergrund drängen. So viel über die Einfuhr des Rohmaterials. Was die
englischen Baumwollfabricate betrifft, waren im Jahr 1843 für 23,447,971 Pf. St.
ausgeführt worden; in 1855 bereits 34,779,141 Pf. St.; in 1856: 38,232,741
Pf. St.; in 1857: 39,073,428 Pf. St.; in 1858: 43,001,322 Pf. St. und in
1859: 48,202,225 Pf. St. Woraus hervorgeht daß die Ausfuhr von Baum-
wollfabricaten aus England sich seit 17 Jahren um 106 Proc. gehoben hat.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] Oeſterreichs gleichmäßig zu fördern, aufrichtig und treu ergeben unterſtützen
werden. Wichtige Fragen der allgemeinen Geſetzgebung und die Regelung
des Staatshaushalts werden Ihrer Begutachtung vorgelegt. Bei Ihren Be-
rathungen wollen Sie immer den Grundſatz im Auge halten daß die Geſchicke
der einzelnen Theile des Reichs mit einander aufs innigſte verflochten ſind;
daß die Gemeinſamkeit und Wechſelwirkung der wahren Intereſſen der ein-
zelnen Länder Thatſachen ſind welche mit tauſend Fäden ein ſtarkes Band um
die geſammte Monarchie geſchlungen haben; daß jeder Verſuch, dieſes Band
zu lockern, nur zum Nachtheil des Ganzen wie ſeiner Theile führen und die
fortſchreitende gedeihliche Entwickelung in geiſtiger und materieller Hinſicht
hemmen müßte, folglich ohne Verletzung der heiligſten Pflichten, die Mir
Meinen Völkern gegenüber obliegen, nicht geduldet werden dürfe. Gleicher
Schutz ſey allen Stämmen und Ländern Meines Reichs geſichert; gleich-
berechtigt und gleichverpflichtet ſeyen ſie in brüderlicher Eintracht zu einem
mächtigen Ganzen verbunden. Bei Prüfung des Staatshaushalts würdigen
Sie die Machtſtellung des Kaiſerthums, und trachten Sie zugleich die mög-
lichſte Schonung der Staatsangehörigen damit zu verbinden; Sie werden
ſich überzeugen daß ſchon gegenwärtig, obwohl Einſchränkungen im Staats-
haushalt nicht alſogleich die volle Wirkung äußern können, in allen Zweigen
der Verwaltung nicht unerhebliche Erſparungen erzielt wurden, während
gleichzeitig die Einnahmen im allgemeinen ſich vermehrten; wenn wir in
dieſer nun betretenen Bahn mit Thatkraft und Ausdauer fortſchreiten und
die von Mir angeordneten Reformen in der innern Verwaltung glücklich durch-
führen, hoffe Ich mit Zuverſicht, falls keine außerordentlichen Ereigniſſe
hindernd dazwiſchentreten, die Herſtellung des Gleichgewichts zwiſchen Er-
forderniß und Bedeckung erreichen zu können. Das Glück Meiner Völker
iſt das Ziel das Ich unausgeſetzt verfolge; die Entwickelung der innern
Wohlfahrt und äußern Macht die Aufgabe deren Löſung Ich Meine ſtete
Sorgfalt weihe. In dieſen Beſtrebungen ſind Sie und alle Meine treuen
Unterthanen mit Mir vereinigt. Möge der Segen des Allmächtigen dieſem
unſern vereinten Wirken einen glücklichen Erfolg verleihen!“

Neueſte levantiniſche Poſt. Konſtantinopel,
26 Mai. Die Tſcherkeſſen ſollen am 6 den Ruſſen bei Adekum ein ſiegreiches
Gefecht geliefert haben. Tartariſche Emigranten treffen in großer Anzahl
hier ein. Sir H. Bulwer erklärte den hieſigen Tſcherkeſſenhänptlingen, England
könne ſich in die Angelegenheiten des Kaukaſus nicht einmengen. — Athen,
26 Mai. Es ſind mehrfache Beſchwerden über das Verfahren türkiſcher Be-
hörden an der nördlichen Gränze vorgekommen. (O. Bl.)

Die Geſellſchaft der Eiſenbahn von Alicante nach
Saragoſſa hat beſchloſſen den Actionären eine Dioidende von 9 Proc. auszu-
theilen. Die Gaceta veröffentlicht ein Decret welches dem Kinde des Herzogs
und der Herzogin von Montpenſier den Titel und die Rechte eines Infanten
oder einer Infantin ertheilt. (T. H.)

Der Moniteur veröffentlicht das Decret, womit
der Credit foncier an Stelle des Comptoir d’Escompte geſetzt wird. Pariſer
Nachrichten zufolge iſt es poſitiv daß der neapolitaniſche Miniſter, Comman-
deur Carafa, eine Note an die Mächte gerichtet hat, worin er ſie zur bewaff-
neten Intervention in Sicilien auffordert. Er verſpricht eine Conſtitution
und ſonſtige Conceſſionen, wenn die Mächte die Ruhe in Sicilien wieder her-
ſtellen wollen. Piemont hat geantwortet daß es auch ferner das Princip der
Nichtintervention anfrecht erhalten müſſe. Die Antworten der übrigen Mächte
werden erwartet. Was den Waffenſtillſtand in Palermo betrifft, ſo legt man
ihm verſchiedene militäriſche Motive unter. Als er abgeſchloſſen werden
ſollte, begaben ſich zwei Officiere Gatibaldi’s und zwei neapolitaniſche Offi-
ciere an Bord des engliſchen Admiralſchiffes, und erſuchten den Admiral bei
ihrer Verſtändigung behülflich zu ſeyn. Es ſcheint aber daß letzterer jede
Intervention abgelehnt hat. — Der Zuſtand des Prinzen Jerome hat ſich
verſchlimmert.

Der Conſtitutionnel führt die Friedensverſicherungen des Miniſters
Fould zu Tarbes und der Moniteurnote als von der kaiſerl. Regierung ernſt-
lich gemeint in einem eigenem Artikel weiter aus.

Im J. des Débats verbreitet ſich Saint Marc Girardin darüber daß
der Wille Frankreichs: es ſolle Frieden ſeyn, eigentlich ſchon in dem kaiſerl.
Programm vom 5 Jan. d. J. enthalten ſey, allein das Mißtranen Europa’s
ſey noch größer, den eigentlichen Nachdruck würden die friedlichen Zuſicherun-
gen erſt durch den Ausſpruch eines Parlaments erhalten, erſt das liberale
Kaiſerthum ſey der Friede.

Der Siècle erklärt, daß wenn er in ſeinem Artikel über die natür-
lichen Gränzen Zuſammentritt eines Congreſſes, Reviſion der Verträge von
1815 zu Gunſten der unterdrückten Völker, namentlich des dadurch ſchwer
benachtheiligten Frankreichs verlangt habe, er doch offenbar nicht den allge-
meinen Krieg, ſondern auch nur den Frieden wolle.

Die Patrie erhielt die Nachricht von der Capitulation der Truppen in
Palermo. Die Patrie verſichert, nach heute eingelaufenen Depeſchen habe
eine Conferenz an Bord des engliſchen Schiffs „Hannibal“ ſtattgefunden, wo
[Spaltenumbruch] zwiſchen dem General Lanza und dem Auſſtandscomité, präſidirt von Gari-
baldi, eine Capitulation abgeſchloſſen ſey; darnach werde die 25,000 Mann
ſtarke Armee Palermo mit allen Kriegsehren räumen, und ihr Material auf
das neapolitaniſche Geſchwader einſchiffen.

Die Patrie bringt folgende Details über den Kampf in Palermo:
„Am 27 brach der Aufſtand in der Stadt los, und zugleich rückte Garibaldi
ein. General Landi hatte früher alle Zuſammenrottirungen auf den Straßen
durch ſtarke Patrouillen verhindern laſſen; dieſe Maßregeln erſchwerten zwar
die Organiſirung des Aufſtands, ermüdeten aber die Truppen. General
Lanza concentrirte ſtatt deſſen drei ſtarke Colonnen auf verſchiedenen Punkten
welche ſich im Augenblick des Angriffs concentriren, und jedenfalls die Ver-
bindungen mit dem Meer offen halten ſollten. Jetzt konnten die Einwohner
ſich mit Garibaldi in Verbindung ſetzen, und es wurde ausgemacht daß er
am 26 vor der Stadt ankommen, und daß letztere ſich am folgenden Tage
empören ſolle. Um den Aufſtand zu organiſiren, kamen die Führer in der Ca-
pelle des Königs Roger zuſammen, wohin um dieſe Zeit viele Landleute wall-
fahrten. Am Sonntag den 27, als um 6 Uhr die Glocken ertönten, ſtrömte
das Volk auf die Straßen mit dem Rufe: Es lebe die Freiheit; es lebe Vietor
Emmanuel u. ſ. w., die Bewegung nahm augenblicklich furchtbare Dimen-
ſionen an; die Truppen eröffneten das Feuer, und ein ſchrecklicher Kampf
begann. Garibaldi kam mit ſeinen Freiwilligen herbeigeeilt, und übernahm
ſofort die Leitung. Von beiden Seiten wurde tapfer gekämpft, aber die Trup-
pen mußten ſich in die Forts zurückziehen. Garibaldi griff am 28 mit allen
ſeinen Truppen das feſte Schloß an welches ſich ans Meer lehnt. Die Frei-
willigen entfalten große Tapferkeit, und die Truppen antworteten mit einem
wohlgenährten Feuer; nach fünfſtündigem Kampfe legten ſich die Conſuln
auf Verlangen der Einwohner ins Mittel, und es wurde ein Waffenſtillſtand
bis zum 3 Jun. abgeſchloſſen.“

Die Patrie führt heute das Thema aus daß eine große Nation Ruhm
haben und ſich in die Angelegenheiten der übrigen Staaten miſchen müſſe.
Die bloße Beſchäftigung mit den innern Angelegenheiten bringe nur Anarchie
und Socialismus hervor.

Sämmtliche Abendblätter bringen ein Mitgetheilt, wonach der Polizei-
beamte welcher die in Verſailles gedruckte Broſchüre Prevoſt-Paradols mit
Beſchlag belegen ſollte, abgeſetzt worden iſt, weil er auch den Satz hatte zer-
ſchlagen laſſen.

Im geſetzgebenden Körper wurde der Geſetzentwurf über die algeriſchen
Eiſenbahnen, einſtimmig von den 234 Votirenden angenommen.

Die verwittwete Kaiſerin von Rußland iſt um halb
7 Uhr angekommen und im Hôtel de l’Univers abgeſtiegen. Der Kaiſer und
die Kaiſerin welche um 8 Uhr eintrafen, ſind im Stadthaus abgeſtiegen.

Um 10 Uhr beſuchten der Kaiſer und die Kaiſerin die Kaiſerin-Wittwe
von Rußland. Am 2 Jun. ſtattete der Kaiſer der Großfürſtin Helene im
Hotel de Lyon einen Beſuch ab, begleitete ſodann um 1 Uhr die Kaiſerin-
Wittwe auf den Bahnhof und kehrte um halb 2 Uhr mit ſeiner Gemahlin nach
Paris zurück.

Man meldet aus Florenz unter dem Datum vom
Freitag (von heute) daß Briefe aus Neapel vom 28 Abends melden es habe
eine große Kundgebung unter dem Ruf: Victor Emmanuel und Garibaldi
ſtattgefunden. In Sicilien ſind neue und zahlreiche Verhaftungen vorgenom-
men worden. Die Stadt Agrigenti hat ſich empört. (T. Hav.)

Turiner Blätter bringen Details über den Ein-
zug Garibaldi’s in Palermo. Der erſte Angriff erfolgte in Papireto, der vor-
züglichſten Straße Palermo’s, welche von 1000 Mann, und Artillerie und
Cavallerie vertheidigt wurde. Den Truppen wurde, wenn ſie die Waffen
ſtreckten, das Leben zugeſichert. Die Antwort fiel verneinend aus. Nach
ſchwerem Kampf und großem Verluſt bemächtigten ſich die Inſurgenten dieſer
Straße. Die Bevölkerung griff aus den Häuſern die Truppen an. Garibaldi
commandirte in Papiretos. Auch auf andern Punkten wurde gleichzeitig an-
gegriffen. (Oeſterr. Bl.)

Handels- und Börſennachrichten.

Neuere officielle Answeiſe über Einfuhr und Verarbeitung von
Baumwolle zeigen daß die Baumwolleinfuhr des Jahrs 1859 die aller früheren
Jahre übertroffen hat. Sie betrug im Jahr 1843: 573,193,116 Pfd.; in 1855:
891,751,952 Pfd.; in 1856: 1,023,886,304 Pfd.; in 1857: 969,318,896 Pfd.;
in 1858: 1,034,342,176 Pfd.; in 1859: 1,225,989,072 Pfd. Demnach belief
ſich in den letzten 17 Jahren der Zuwachs der Einfuhr auf 552,785,356 Pfd.
oder 82 Procent. Aber während von der Geſammtſumme Amerika im Jahr 1843
85 Procent beigetragen hatte, ſteuerte es im Jahr 1859 nur 78 Procent bei, ein
Beweis daß ſich allmählich doch auch die Baumwollquellen anderer Länder in den
Vordergrund drängen. So viel über die Einfuhr des Rohmaterials. Was die
engliſchen Baumwollfabricate betrifft, waren im Jahr 1843 für 23,447,971 Pf. St.
ausgeführt worden; in 1855 bereits 34,779,141 Pf. St.; in 1856: 38,232,741
Pf. St.; in 1857: 39,073,428 Pf. St.; in 1858: 43,001,322 Pf. St. und in
1859: 48,202,225 Pf. St. Woraus hervorgeht daß die Ausfuhr von Baum-
wollfabricaten aus England ſich ſeit 17 Jahren um 106 Proc. gehoben hat.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="jPoliticalNews" n="1">
                <div n="2">
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>
                      <cit>
                        <quote><pb facs="#f0013" n="2609"/><cb/>
Oe&#x017F;terreichs gleichmäßig zu fördern, aufrichtig und treu ergeben unter&#x017F;tützen<lb/>
werden. Wichtige Fragen der allgemeinen Ge&#x017F;etzgebung und die Regelung<lb/>
des Staatshaushalts werden Ihrer Begutachtung vorgelegt. Bei Ihren Be-<lb/>
rathungen wollen Sie immer den Grund&#x017F;atz im Auge halten daß die Ge&#x017F;chicke<lb/>
der einzelnen Theile des Reichs mit einander aufs innig&#x017F;te verflochten &#x017F;ind;<lb/>
daß die Gemein&#x017F;amkeit und Wech&#x017F;elwirkung der wahren Intere&#x017F;&#x017F;en der ein-<lb/>
zelnen Länder That&#x017F;achen &#x017F;ind welche mit tau&#x017F;end Fäden ein &#x017F;tarkes Band um<lb/>
die ge&#x017F;ammte Monarchie ge&#x017F;chlungen haben; daß jeder Ver&#x017F;uch, die&#x017F;es Band<lb/>
zu lockern, nur zum Nachtheil des Ganzen wie &#x017F;einer Theile führen und die<lb/>
fort&#x017F;chreitende gedeihliche Entwickelung in gei&#x017F;tiger und materieller Hin&#x017F;icht<lb/>
hemmen müßte, folglich ohne Verletzung der heilig&#x017F;ten Pflichten, die Mir<lb/>
Meinen Völkern gegenüber obliegen, nicht geduldet werden dürfe. Gleicher<lb/>
Schutz &#x017F;ey allen Stämmen und Ländern Meines Reichs ge&#x017F;ichert; gleich-<lb/>
berechtigt und gleichverpflichtet &#x017F;eyen &#x017F;ie in brüderlicher Eintracht zu einem<lb/>
mächtigen Ganzen verbunden. Bei Prüfung des Staatshaushalts würdigen<lb/>
Sie die Macht&#x017F;tellung des Kai&#x017F;erthums, und trachten Sie zugleich die mög-<lb/>
lich&#x017F;te Schonung der Staatsangehörigen damit zu verbinden; Sie werden<lb/>
&#x017F;ich überzeugen daß &#x017F;chon gegenwärtig, obwohl Ein&#x017F;chränkungen im Staats-<lb/>
haushalt nicht al&#x017F;ogleich die volle Wirkung äußern können, in allen Zweigen<lb/>
der Verwaltung nicht unerhebliche Er&#x017F;parungen erzielt wurden, während<lb/>
gleichzeitig die Einnahmen im allgemeinen &#x017F;ich vermehrten; wenn wir in<lb/>
die&#x017F;er nun betretenen Bahn mit Thatkraft und Ausdauer fort&#x017F;chreiten und<lb/>
die von Mir angeordneten Reformen in der innern Verwaltung glücklich durch-<lb/>
führen, hoffe Ich mit Zuver&#x017F;icht, falls keine außerordentlichen Ereigni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
hindernd dazwi&#x017F;chentreten, die Her&#x017F;tellung des Gleichgewichts zwi&#x017F;chen Er-<lb/>
forderniß und Bedeckung erreichen zu können. Das Glück Meiner Völker<lb/>
i&#x017F;t das Ziel das Ich unausge&#x017F;etzt verfolge; die Entwickelung der innern<lb/>
Wohlfahrt und äußern Macht die Aufgabe deren Lö&#x017F;ung Ich Meine &#x017F;tete<lb/>
Sorgfalt weihe. In die&#x017F;en Be&#x017F;trebungen &#x017F;ind Sie und alle Meine treuen<lb/>
Unterthanen mit Mir vereinigt. Möge der Segen des Allmächtigen die&#x017F;em<lb/>
un&#x017F;ern vereinten Wirken einen glücklichen Erfolg verleihen!&#x201C;</quote>
                      </cit>
                    </p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Trie&#x017F;t,</hi> 31 Mai.</dateline>
                    <p>Neue&#x017F;te levantini&#x017F;che Po&#x017F;t. <hi rendition="#g">Kon&#x017F;tantinopel,</hi><lb/>
26 Mai. Die T&#x017F;cherke&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen am 6 den Ru&#x017F;&#x017F;en bei Adekum ein &#x017F;iegreiches<lb/>
Gefecht geliefert haben. Tartari&#x017F;che Emigranten treffen in großer Anzahl<lb/>
hier ein. Sir H. Bulwer erklärte den hie&#x017F;igen T&#x017F;cherke&#x017F;&#x017F;enhänptlingen, England<lb/>
könne &#x017F;ich in die Angelegenheiten des Kauka&#x017F;us nicht einmengen. &#x2014; <hi rendition="#g">Athen,</hi><lb/>
26 Mai. Es &#x017F;ind mehrfache Be&#x017F;chwerden über das Verfahren türki&#x017F;cher Be-<lb/>
hörden an der nördlichen Gränze vorgekommen. (O. Bl.)</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 1 Jun.</dateline>
                    <p>Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Ei&#x017F;enbahn von Alicante nach<lb/>
Sarago&#x017F;&#x017F;a hat be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en den Actionären eine Dioidende von 9 Proc. auszu-<lb/>
theilen. Die Gaceta veröffentlicht ein Decret welches dem Kinde des Herzogs<lb/>
und der Herzogin von Montpen&#x017F;ier den Titel und die Rechte eines Infanten<lb/>
oder einer Infantin ertheilt. (T. H.)</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2 Jun.</dateline>
                    <p>Der <hi rendition="#g">Moniteur</hi> veröffentlicht das Decret, womit<lb/>
der Credit foncier an Stelle des Comptoir d&#x2019;Escompte ge&#x017F;etzt wird. Pari&#x017F;er<lb/>
Nachrichten zufolge i&#x017F;t es po&#x017F;itiv daß der neapolitani&#x017F;che Mini&#x017F;ter, Comman-<lb/>
deur Carafa, eine Note an die Mächte gerichtet hat, worin er &#x017F;ie zur bewaff-<lb/>
neten Intervention in Sicilien auffordert. Er ver&#x017F;pricht eine Con&#x017F;titution<lb/>
und &#x017F;on&#x017F;tige Conce&#x017F;&#x017F;ionen, wenn die Mächte die Ruhe in Sicilien wieder her-<lb/>
&#x017F;tellen wollen. Piemont hat geantwortet daß es auch ferner das Princip der<lb/>
Nichtintervention anfrecht erhalten mü&#x017F;&#x017F;e. Die Antworten der übrigen Mächte<lb/>
werden erwartet. Was den Waffen&#x017F;till&#x017F;tand in Palermo betrifft, &#x017F;o legt man<lb/>
ihm ver&#x017F;chiedene militäri&#x017F;che Motive unter. Als er abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden<lb/>
&#x017F;ollte, begaben &#x017F;ich zwei Officiere Gatibaldi&#x2019;s und zwei neapolitani&#x017F;che Offi-<lb/>
ciere an Bord des engli&#x017F;chen Admiral&#x017F;chiffes, und er&#x017F;uchten den Admiral bei<lb/>
ihrer Ver&#x017F;tändigung behülflich zu &#x017F;eyn. Es &#x017F;cheint aber daß letzterer jede<lb/>
Intervention abgelehnt hat. &#x2014; Der Zu&#x017F;tand des Prinzen Jerome hat &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;chlimmert.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Der <hi rendition="#g">Con&#x017F;titutionnel</hi> führt die Friedensver&#x017F;icherungen des Mini&#x017F;ters<lb/>
Fould zu Tarbes und der Moniteurnote als von der kai&#x017F;erl. Regierung ern&#x017F;t-<lb/>
lich gemeint in einem eigenem Artikel weiter aus.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Im J. <hi rendition="#g">des D<hi rendition="#aq">é</hi>bats</hi> verbreitet &#x017F;ich Saint Marc Girardin darüber daß<lb/>
der Wille Frankreichs: es &#x017F;olle Frieden &#x017F;eyn, eigentlich &#x017F;chon in dem kai&#x017F;erl.<lb/>
Programm vom 5 Jan. d. J. enthalten &#x017F;ey, allein das Mißtranen Europa&#x2019;s<lb/>
&#x017F;ey noch größer, den eigentlichen Nachdruck würden die friedlichen Zu&#x017F;icherun-<lb/>
gen er&#x017F;t durch den Aus&#x017F;pruch eines Parlaments erhalten, er&#x017F;t das liberale<lb/>
Kai&#x017F;erthum &#x017F;ey der Friede.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Der <hi rendition="#g">Si<hi rendition="#aq">è</hi>cle</hi> erklärt, daß wenn er in &#x017F;einem Artikel über die natür-<lb/>
lichen Gränzen Zu&#x017F;ammentritt eines Congre&#x017F;&#x017F;es, Revi&#x017F;ion der Verträge von<lb/>
1815 zu Gun&#x017F;ten der unterdrückten Völker, namentlich des dadurch &#x017F;chwer<lb/>
benachtheiligten Frankreichs verlangt habe, er doch offenbar nicht den allge-<lb/>
meinen Krieg, &#x017F;ondern auch nur den Frieden wolle.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Die <hi rendition="#g">Patrie</hi> erhielt die Nachricht von der Capitulation der Truppen in<lb/>
Palermo. Die Patrie ver&#x017F;ichert, nach heute eingelaufenen Depe&#x017F;chen habe<lb/>
eine Conferenz an Bord des engli&#x017F;chen Schiffs &#x201E;Hannibal&#x201C; &#x017F;tattgefunden, wo<lb/><cb/>
zwi&#x017F;chen dem General Lanza und dem Au&#x017F;&#x017F;tandscomit<hi rendition="#aq">é</hi>, prä&#x017F;idirt von Gari-<lb/>
baldi, eine Capitulation abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey; darnach werde die 25,000 Mann<lb/>
&#x017F;tarke Armee Palermo mit allen Kriegsehren räumen, und ihr Material auf<lb/>
das neapolitani&#x017F;che Ge&#x017F;chwader ein&#x017F;chiffen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Die <hi rendition="#g">Patrie</hi> bringt folgende Details über den Kampf in Palermo:<lb/>
&#x201E;Am 27 brach der Auf&#x017F;tand in der Stadt los, und zugleich rückte Garibaldi<lb/>
ein. General Landi hatte früher alle Zu&#x017F;ammenrottirungen auf den Straßen<lb/>
durch &#x017F;tarke Patrouillen verhindern la&#x017F;&#x017F;en; die&#x017F;e Maßregeln er&#x017F;chwerten zwar<lb/>
die Organi&#x017F;irung des Auf&#x017F;tands, ermüdeten aber die Truppen. General<lb/>
Lanza concentrirte &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en drei &#x017F;tarke Colonnen auf ver&#x017F;chiedenen Punkten<lb/>
welche &#x017F;ich im Augenblick des Angriffs concentriren, und jedenfalls die Ver-<lb/>
bindungen mit dem Meer offen halten &#x017F;ollten. Jetzt konnten die Einwohner<lb/>
&#x017F;ich mit Garibaldi in Verbindung &#x017F;etzen, und es wurde ausgemacht daß er<lb/>
am 26 vor der Stadt ankommen, und daß letztere &#x017F;ich am folgenden Tage<lb/>
empören &#x017F;olle. Um den Auf&#x017F;tand zu organi&#x017F;iren, kamen die Führer in der Ca-<lb/>
pelle des Königs Roger zu&#x017F;ammen, wohin um die&#x017F;e Zeit viele Landleute wall-<lb/>
fahrten. Am Sonntag den 27, als um 6 Uhr die Glocken ertönten, &#x017F;trömte<lb/>
das Volk auf die Straßen mit dem Rufe: Es lebe die Freiheit; es lebe Vietor<lb/>
Emmanuel u. &#x017F;. w., die Bewegung nahm augenblicklich furchtbare Dimen-<lb/>
&#x017F;ionen an; die Truppen eröffneten das Feuer, und ein &#x017F;chrecklicher Kampf<lb/>
begann. Garibaldi kam mit &#x017F;einen Freiwilligen herbeigeeilt, und übernahm<lb/>
&#x017F;ofort die Leitung. Von beiden Seiten wurde tapfer gekämpft, aber die Trup-<lb/>
pen mußten &#x017F;ich in die Forts zurückziehen. Garibaldi griff am 28 mit allen<lb/>
&#x017F;einen Truppen das fe&#x017F;te Schloß an welches &#x017F;ich ans Meer lehnt. Die Frei-<lb/>
willigen entfalten große Tapferkeit, und die Truppen antworteten mit einem<lb/>
wohlgenährten Feuer; nach fünf&#x017F;tündigem Kampfe legten &#x017F;ich die Con&#x017F;uln<lb/>
auf Verlangen der Einwohner ins Mittel, und es wurde ein Waffen&#x017F;till&#x017F;tand<lb/>
bis zum 3 Jun. abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Die <hi rendition="#g">Patrie</hi> führt heute das Thema aus daß eine große Nation Ruhm<lb/>
haben und &#x017F;ich in die Angelegenheiten der übrigen Staaten mi&#x017F;chen mü&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Die bloße Be&#x017F;chäftigung mit den innern Angelegenheiten bringe nur Anarchie<lb/>
und Socialismus hervor.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Sämmtliche Abendblätter bringen ein Mitgetheilt, wonach der Polizei-<lb/>
beamte welcher die in Ver&#x017F;ailles gedruckte Bro&#x017F;chüre Prevo&#x017F;t-Paradols mit<lb/>
Be&#x017F;chlag belegen &#x017F;ollte, abge&#x017F;etzt worden i&#x017F;t, weil er auch den Satz hatte zer-<lb/>
&#x017F;chlagen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <p>Im ge&#x017F;etzgebenden Körper wurde der Ge&#x017F;etzentwurf über die algeri&#x017F;chen<lb/>
Ei&#x017F;enbahnen, ein&#x017F;timmig von den 234 Votirenden angenommen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Lyon,</hi> 1 Jun.</dateline>
                    <p>Die verwittwete Kai&#x017F;erin von Rußland i&#x017F;t um halb<lb/>
7 Uhr angekommen und im H<hi rendition="#aq">ô</hi>tel de l&#x2019;Univers abge&#x017F;tiegen. Der Kai&#x017F;er und<lb/>
die Kai&#x017F;erin welche um 8 Uhr eintrafen, &#x017F;ind im Stadthaus abge&#x017F;tiegen.</p><lb/>
                    <p>Um 10 Uhr be&#x017F;uchten der Kai&#x017F;er und die Kai&#x017F;erin die Kai&#x017F;erin-Wittwe<lb/>
von Rußland. Am 2 Jun. &#x017F;tattete der Kai&#x017F;er der Großfür&#x017F;tin Helene im<lb/>
Hotel de Lyon einen Be&#x017F;uch ab, begleitete &#x017F;odann um 1 Uhr die Kai&#x017F;erin-<lb/>
Wittwe auf den Bahnhof und kehrte um halb 2 Uhr mit &#x017F;einer Gemahlin nach<lb/>
Paris zurück.</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Turin,</hi> 1 Juni.</dateline>
                    <p>Man meldet aus Florenz unter dem Datum vom<lb/>
Freitag (von heute) daß Briefe aus Neapel vom 28 Abends melden es habe<lb/>
eine große Kundgebung unter dem Ruf: Victor Emmanuel und Garibaldi<lb/>
&#x017F;tattgefunden. In Sicilien &#x017F;ind neue und zahlreiche Verhaftungen vorgenom-<lb/>
men worden. Die Stadt Agrigenti hat &#x017F;ich empört. (T. Hav.)</p>
                  </div><lb/>
                  <div type="jArticle" n="3">
                    <dateline><hi rendition="#b">Mailand,</hi> 31 Mai.</dateline>
                    <p>Turiner Blätter bringen Details über den Ein-<lb/>
zug Garibaldi&#x2019;s in Palermo. Der er&#x017F;te Angriff erfolgte in Papireto, der vor-<lb/>
züglich&#x017F;ten Straße Palermo&#x2019;s, welche von 1000 Mann, und Artillerie und<lb/>
Cavallerie vertheidigt wurde. Den Truppen wurde, wenn &#x017F;ie die Waffen<lb/>
&#x017F;treckten, das Leben zuge&#x017F;ichert. Die Antwort fiel verneinend aus. Nach<lb/>
&#x017F;chwerem Kampf und großem Verlu&#x017F;t bemächtigten &#x017F;ich die In&#x017F;urgenten die&#x017F;er<lb/>
Straße. Die Bevölkerung griff aus den Häu&#x017F;ern die Truppen an. Garibaldi<lb/>
commandirte in Papiretos. Auch auf andern Punkten wurde gleichzeitig an-<lb/>
gegriffen. (<hi rendition="#g">Oe&#x017F;terr. Bl.</hi>)</p>
                  </div>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jFinancialNews" n="1">
                <head> <hi rendition="#b">Handels- und Bör&#x017F;ennachrichten.</hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle" n="2">
                  <dateline> <hi rendition="#b">London.</hi> </dateline>
                  <p>Neuere officielle Answei&#x017F;e über Einfuhr und Verarbeitung von<lb/>
Baumwolle zeigen daß die Baumwolleinfuhr des Jahrs 1859 die aller früheren<lb/>
Jahre übertroffen hat. Sie betrug im Jahr 1843: 573,193,116 Pfd.; in 1855:<lb/>
891,751,952 Pfd.; in 1856: 1,023,886,304 Pfd.; in 1857: 969,318,896 Pfd.;<lb/>
in 1858: 1,034,342,176 Pfd.; in 1859: 1,225,989,072 Pfd. Demnach belief<lb/>
&#x017F;ich in den letzten 17 Jahren der Zuwachs der Einfuhr auf 552,785,356 Pfd.<lb/>
oder 82 Procent. Aber während von der Ge&#x017F;ammt&#x017F;umme Amerika im Jahr 1843<lb/>
85 Procent beigetragen hatte, &#x017F;teuerte es im Jahr 1859 nur 78 Procent bei, ein<lb/>
Beweis daß &#x017F;ich allmählich doch auch die Baumwollquellen anderer Länder in den<lb/>
Vordergrund drängen. So viel über die Einfuhr des Rohmaterials. Was die<lb/>
engli&#x017F;chen Baumwollfabricate betrifft, waren im Jahr 1843 für 23,447,971 Pf. St.<lb/>
ausgeführt worden; in 1855 bereits 34,779,141 Pf. St.; in 1856: 38,232,741<lb/>
Pf. St.; in 1857: 39,073,428 Pf. St.; in 1858: 43,001,322 Pf. St. und in<lb/>
1859: 48,202,225 Pf. St. Woraus hervorgeht daß die Ausfuhr von Baum-<lb/>
wollfabricaten aus England &#x017F;ich &#x017F;eit 17 Jahren um 106 Proc. gehoben hat.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div type="imprint" n="1">
                <p>Verantwortliche Redaction: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> G. <hi rendition="#g">Kolb.</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> A. J. <hi rendition="#g">Altenhöfer.</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> H. <hi rendition="#g">Orges</hi></p><lb/>
                <p>Verlag der J. G. <hi rendition="#g">Cotta&#x2019;</hi>&#x017F;chen Buchhandlung.</p>
              </div><lb/>
            </body>
          </floatingText>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2609/0013] Oeſterreichs gleichmäßig zu fördern, aufrichtig und treu ergeben unterſtützen werden. Wichtige Fragen der allgemeinen Geſetzgebung und die Regelung des Staatshaushalts werden Ihrer Begutachtung vorgelegt. Bei Ihren Be- rathungen wollen Sie immer den Grundſatz im Auge halten daß die Geſchicke der einzelnen Theile des Reichs mit einander aufs innigſte verflochten ſind; daß die Gemeinſamkeit und Wechſelwirkung der wahren Intereſſen der ein- zelnen Länder Thatſachen ſind welche mit tauſend Fäden ein ſtarkes Band um die geſammte Monarchie geſchlungen haben; daß jeder Verſuch, dieſes Band zu lockern, nur zum Nachtheil des Ganzen wie ſeiner Theile führen und die fortſchreitende gedeihliche Entwickelung in geiſtiger und materieller Hinſicht hemmen müßte, folglich ohne Verletzung der heiligſten Pflichten, die Mir Meinen Völkern gegenüber obliegen, nicht geduldet werden dürfe. Gleicher Schutz ſey allen Stämmen und Ländern Meines Reichs geſichert; gleich- berechtigt und gleichverpflichtet ſeyen ſie in brüderlicher Eintracht zu einem mächtigen Ganzen verbunden. Bei Prüfung des Staatshaushalts würdigen Sie die Machtſtellung des Kaiſerthums, und trachten Sie zugleich die mög- lichſte Schonung der Staatsangehörigen damit zu verbinden; Sie werden ſich überzeugen daß ſchon gegenwärtig, obwohl Einſchränkungen im Staats- haushalt nicht alſogleich die volle Wirkung äußern können, in allen Zweigen der Verwaltung nicht unerhebliche Erſparungen erzielt wurden, während gleichzeitig die Einnahmen im allgemeinen ſich vermehrten; wenn wir in dieſer nun betretenen Bahn mit Thatkraft und Ausdauer fortſchreiten und die von Mir angeordneten Reformen in der innern Verwaltung glücklich durch- führen, hoffe Ich mit Zuverſicht, falls keine außerordentlichen Ereigniſſe hindernd dazwiſchentreten, die Herſtellung des Gleichgewichts zwiſchen Er- forderniß und Bedeckung erreichen zu können. Das Glück Meiner Völker iſt das Ziel das Ich unausgeſetzt verfolge; die Entwickelung der innern Wohlfahrt und äußern Macht die Aufgabe deren Löſung Ich Meine ſtete Sorgfalt weihe. In dieſen Beſtrebungen ſind Sie und alle Meine treuen Unterthanen mit Mir vereinigt. Möge der Segen des Allmächtigen dieſem unſern vereinten Wirken einen glücklichen Erfolg verleihen!“ Trieſt, 31 Mai. Neueſte levantiniſche Poſt. Konſtantinopel, 26 Mai. Die Tſcherkeſſen ſollen am 6 den Ruſſen bei Adekum ein ſiegreiches Gefecht geliefert haben. Tartariſche Emigranten treffen in großer Anzahl hier ein. Sir H. Bulwer erklärte den hieſigen Tſcherkeſſenhänptlingen, England könne ſich in die Angelegenheiten des Kaukaſus nicht einmengen. — Athen, 26 Mai. Es ſind mehrfache Beſchwerden über das Verfahren türkiſcher Be- hörden an der nördlichen Gränze vorgekommen. (O. Bl.) Madrid, 1 Jun. Die Geſellſchaft der Eiſenbahn von Alicante nach Saragoſſa hat beſchloſſen den Actionären eine Dioidende von 9 Proc. auszu- theilen. Die Gaceta veröffentlicht ein Decret welches dem Kinde des Herzogs und der Herzogin von Montpenſier den Titel und die Rechte eines Infanten oder einer Infantin ertheilt. (T. H.) Paris, 2 Jun. Der Moniteur veröffentlicht das Decret, womit der Credit foncier an Stelle des Comptoir d’Escompte geſetzt wird. Pariſer Nachrichten zufolge iſt es poſitiv daß der neapolitaniſche Miniſter, Comman- deur Carafa, eine Note an die Mächte gerichtet hat, worin er ſie zur bewaff- neten Intervention in Sicilien auffordert. Er verſpricht eine Conſtitution und ſonſtige Conceſſionen, wenn die Mächte die Ruhe in Sicilien wieder her- ſtellen wollen. Piemont hat geantwortet daß es auch ferner das Princip der Nichtintervention anfrecht erhalten müſſe. Die Antworten der übrigen Mächte werden erwartet. Was den Waffenſtillſtand in Palermo betrifft, ſo legt man ihm verſchiedene militäriſche Motive unter. Als er abgeſchloſſen werden ſollte, begaben ſich zwei Officiere Gatibaldi’s und zwei neapolitaniſche Offi- ciere an Bord des engliſchen Admiralſchiffes, und erſuchten den Admiral bei ihrer Verſtändigung behülflich zu ſeyn. Es ſcheint aber daß letzterer jede Intervention abgelehnt hat. — Der Zuſtand des Prinzen Jerome hat ſich verſchlimmert. Der Conſtitutionnel führt die Friedensverſicherungen des Miniſters Fould zu Tarbes und der Moniteurnote als von der kaiſerl. Regierung ernſt- lich gemeint in einem eigenem Artikel weiter aus. Im J. des Débats verbreitet ſich Saint Marc Girardin darüber daß der Wille Frankreichs: es ſolle Frieden ſeyn, eigentlich ſchon in dem kaiſerl. Programm vom 5 Jan. d. J. enthalten ſey, allein das Mißtranen Europa’s ſey noch größer, den eigentlichen Nachdruck würden die friedlichen Zuſicherun- gen erſt durch den Ausſpruch eines Parlaments erhalten, erſt das liberale Kaiſerthum ſey der Friede. Der Siècle erklärt, daß wenn er in ſeinem Artikel über die natür- lichen Gränzen Zuſammentritt eines Congreſſes, Reviſion der Verträge von 1815 zu Gunſten der unterdrückten Völker, namentlich des dadurch ſchwer benachtheiligten Frankreichs verlangt habe, er doch offenbar nicht den allge- meinen Krieg, ſondern auch nur den Frieden wolle. Die Patrie erhielt die Nachricht von der Capitulation der Truppen in Palermo. Die Patrie verſichert, nach heute eingelaufenen Depeſchen habe eine Conferenz an Bord des engliſchen Schiffs „Hannibal“ ſtattgefunden, wo zwiſchen dem General Lanza und dem Auſſtandscomité, präſidirt von Gari- baldi, eine Capitulation abgeſchloſſen ſey; darnach werde die 25,000 Mann ſtarke Armee Palermo mit allen Kriegsehren räumen, und ihr Material auf das neapolitaniſche Geſchwader einſchiffen. Die Patrie bringt folgende Details über den Kampf in Palermo: „Am 27 brach der Aufſtand in der Stadt los, und zugleich rückte Garibaldi ein. General Landi hatte früher alle Zuſammenrottirungen auf den Straßen durch ſtarke Patrouillen verhindern laſſen; dieſe Maßregeln erſchwerten zwar die Organiſirung des Aufſtands, ermüdeten aber die Truppen. General Lanza concentrirte ſtatt deſſen drei ſtarke Colonnen auf verſchiedenen Punkten welche ſich im Augenblick des Angriffs concentriren, und jedenfalls die Ver- bindungen mit dem Meer offen halten ſollten. Jetzt konnten die Einwohner ſich mit Garibaldi in Verbindung ſetzen, und es wurde ausgemacht daß er am 26 vor der Stadt ankommen, und daß letztere ſich am folgenden Tage empören ſolle. Um den Aufſtand zu organiſiren, kamen die Führer in der Ca- pelle des Königs Roger zuſammen, wohin um dieſe Zeit viele Landleute wall- fahrten. Am Sonntag den 27, als um 6 Uhr die Glocken ertönten, ſtrömte das Volk auf die Straßen mit dem Rufe: Es lebe die Freiheit; es lebe Vietor Emmanuel u. ſ. w., die Bewegung nahm augenblicklich furchtbare Dimen- ſionen an; die Truppen eröffneten das Feuer, und ein ſchrecklicher Kampf begann. Garibaldi kam mit ſeinen Freiwilligen herbeigeeilt, und übernahm ſofort die Leitung. Von beiden Seiten wurde tapfer gekämpft, aber die Trup- pen mußten ſich in die Forts zurückziehen. Garibaldi griff am 28 mit allen ſeinen Truppen das feſte Schloß an welches ſich ans Meer lehnt. Die Frei- willigen entfalten große Tapferkeit, und die Truppen antworteten mit einem wohlgenährten Feuer; nach fünfſtündigem Kampfe legten ſich die Conſuln auf Verlangen der Einwohner ins Mittel, und es wurde ein Waffenſtillſtand bis zum 3 Jun. abgeſchloſſen.“ Die Patrie führt heute das Thema aus daß eine große Nation Ruhm haben und ſich in die Angelegenheiten der übrigen Staaten miſchen müſſe. Die bloße Beſchäftigung mit den innern Angelegenheiten bringe nur Anarchie und Socialismus hervor. Sämmtliche Abendblätter bringen ein Mitgetheilt, wonach der Polizei- beamte welcher die in Verſailles gedruckte Broſchüre Prevoſt-Paradols mit Beſchlag belegen ſollte, abgeſetzt worden iſt, weil er auch den Satz hatte zer- ſchlagen laſſen. Im geſetzgebenden Körper wurde der Geſetzentwurf über die algeriſchen Eiſenbahnen, einſtimmig von den 234 Votirenden angenommen. Lyon, 1 Jun. Die verwittwete Kaiſerin von Rußland iſt um halb 7 Uhr angekommen und im Hôtel de l’Univers abgeſtiegen. Der Kaiſer und die Kaiſerin welche um 8 Uhr eintrafen, ſind im Stadthaus abgeſtiegen. Um 10 Uhr beſuchten der Kaiſer und die Kaiſerin die Kaiſerin-Wittwe von Rußland. Am 2 Jun. ſtattete der Kaiſer der Großfürſtin Helene im Hotel de Lyon einen Beſuch ab, begleitete ſodann um 1 Uhr die Kaiſerin- Wittwe auf den Bahnhof und kehrte um halb 2 Uhr mit ſeiner Gemahlin nach Paris zurück. Turin, 1 Juni. Man meldet aus Florenz unter dem Datum vom Freitag (von heute) daß Briefe aus Neapel vom 28 Abends melden es habe eine große Kundgebung unter dem Ruf: Victor Emmanuel und Garibaldi ſtattgefunden. In Sicilien ſind neue und zahlreiche Verhaftungen vorgenom- men worden. Die Stadt Agrigenti hat ſich empört. (T. Hav.) Mailand, 31 Mai. Turiner Blätter bringen Details über den Ein- zug Garibaldi’s in Palermo. Der erſte Angriff erfolgte in Papireto, der vor- züglichſten Straße Palermo’s, welche von 1000 Mann, und Artillerie und Cavallerie vertheidigt wurde. Den Truppen wurde, wenn ſie die Waffen ſtreckten, das Leben zugeſichert. Die Antwort fiel verneinend aus. Nach ſchwerem Kampf und großem Verluſt bemächtigten ſich die Inſurgenten dieſer Straße. Die Bevölkerung griff aus den Häuſern die Truppen an. Garibaldi commandirte in Papiretos. Auch auf andern Punkten wurde gleichzeitig an- gegriffen. (Oeſterr. Bl.) Handels- und Börſennachrichten. London. Neuere officielle Answeiſe über Einfuhr und Verarbeitung von Baumwolle zeigen daß die Baumwolleinfuhr des Jahrs 1859 die aller früheren Jahre übertroffen hat. Sie betrug im Jahr 1843: 573,193,116 Pfd.; in 1855: 891,751,952 Pfd.; in 1856: 1,023,886,304 Pfd.; in 1857: 969,318,896 Pfd.; in 1858: 1,034,342,176 Pfd.; in 1859: 1,225,989,072 Pfd. Demnach belief ſich in den letzten 17 Jahren der Zuwachs der Einfuhr auf 552,785,356 Pfd. oder 82 Procent. Aber während von der Geſammtſumme Amerika im Jahr 1843 85 Procent beigetragen hatte, ſteuerte es im Jahr 1859 nur 78 Procent bei, ein Beweis daß ſich allmählich doch auch die Baumwollquellen anderer Länder in den Vordergrund drängen. So viel über die Einfuhr des Rohmaterials. Was die engliſchen Baumwollfabricate betrifft, waren im Jahr 1843 für 23,447,971 Pf. St. ausgeführt worden; in 1855 bereits 34,779,141 Pf. St.; in 1856: 38,232,741 Pf. St.; in 1857: 39,073,428 Pf. St.; in 1858: 43,001,322 Pf. St. und in 1859: 48,202,225 Pf. St. Woraus hervorgeht daß die Ausfuhr von Baum- wollfabricaten aus England ſich ſeit 17 Jahren um 106 Proc. gehoben hat. Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860/13
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860, S. 2609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860/13>, abgerufen am 21.06.2024.