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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929.

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erste Seite

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10
Pfennig


[Abbildung]

... Pavillon Gruß
Andreozzi
spielt

Nr. 14
AZ am Abend
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Donnerstag
17.Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Gesellschaft, München, Baaderstraße 1a. / Redaktion: München.
Baaderstr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297310 / Postscheckkonto
München 9370 / Verantwortlich für den gesamten Inhalt:
Dr. Rolf Flügel. für Anzeigen M. Girisch. sämtliche in München
[Abbildung]
Die "AZ" erscheint an jed. Wochentag u. kostet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.-monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Post M. 2.40 monatl./ Für D. Oesterr, beträgt
der Einzelpreis 20 Grosch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunspaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80


Die Denkschrift des Reichswehrministers
Wer hat sie an England verraten?

Eine Erklärung des Herausgebers der Zeitschrift * Jedenfalls nicht gestohlen

Zu den in einer englischen Zeitschrift ver-
öffentlichten sogen. Denkschrift Gröners wird
von unterrichteter Seite unterstrichen, daß
es sich dabei nicht um eine Denkschrift der
Reichsregierung, sondern um die solche
eines Ressortministers handelt. Minister
Gröner hat die Ausarbeitung im November
vorigen Jahres verfaßt und sie dem Reichs-
kabinett vorgelegt. Sie ist dann auf Wunsch
der verschiedenen Länderregierungen eini-
gen Reichstagsabgeordneten zugegangen,
welche bei der Debatte über den Panzer-
kreuzer interessiert waren.

Es waren numerierte Exemplare, von
denen festgestellt werden kann, daß sie noch
vorhanden sind.

London, 17. Januar.

Der Herausgeber der "Review of Re-
views" Wickham Steed gab gestern
abend eine Erklärung darüber ab, wie die
deutsche Denkschrift über den Bau des Pan-
zerkreuzers in seinen Besitz gekommen sei.
Er sagte: Die Denkschrift ist nicht ein ge-
heimes Staatsdokument, aber
sie ist sehr wichtig.
Die ganze Sache
war eine deutsche militärische Erklärung,
die den Parteiführern vertraulich abgegeben
wurde. Sie ist durchaus authentisch
und sie ist nicht gestohlen worden.

Sie ist in der üblichen Weise an mich
gelangt auf einem Wege, den ich kenne und
zu dem ich Vertrauen habe. Ich habe die
Ueberzeugung erlangt, daß sie authentisch
ist. Die innere Ueberzeugungskraft spricht



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

so stark für die Echtheit, daß kein verant-
wortlicher Journalist zögern würde, das Do-
kument zu veröffentlichen. Das Dokument
ist nicht so geheim geblieben, wie gewünscht
worden war.

Zu der Berliner Meldung, daß von den
deutschen amtlichen Stellen eine Unter-
suchung angeordnet worden sei, bemerkte
Steed: "Soweit ich in Frage komme, kön-
nen sie so viel untersuchen, wie sie wollen."



Rücktritt von Aman Ullah umsonst
Kabul von den Rebellen erobert

Auch der neue König nicht anerkannt * Straßengefechte


Ueber das persönliche
Schicksal Aman Ullahs liegen noch keine weiteren
Nachrichten vor. Dagegen scheint es, daß auch
sein Bruder, der neue König Inayat Ullah, sehr
große Schwierigkeiten
hat, sich durch-
zusetzen. Die Bergstämme haben es jedenfalls
abgelehnt, von dem Thronwechsel Kenntnis zu
nehmen und setzen den Kampf namentlich um
Kabul selbst weiter fort. Sämtliche Ausländer
[Spaltenumbruch] sind in die englische Gesandtschaft geflüchtet, ob-
wohl diese in der Hauptgefahrenzone liegt.

Berlin, 17. Januar. Nach einer Meldung
der "D.A.Z." aus Peschawar haben, nach
dort eingelaufenen Nachrichten von der afghani-
schen Grenze, die Aufständischen unter Führung
Batscha i Sakao Kabul eingenommen. In den
Straßen der Stadt sind Gefechte im Gange.
Ueber das Schicksal des neuen Königs Inayat
Allah seien Nachrichten nicht zu erhalten.



Das Militärregime in Südslawien
König rechtfertigt die Diktatur

Letzte Rettung vor der Anarchie * Warum ein General?


"Matin" veröffentlicht
Erklärungen, die der König von Südslawien
dem Außenpolitiker dieses Blattes abgegeben
hat. Der König erläuterte die Gründe, die ihn
zur Aufhebung der Verfassung veranlaßt hätten.

Ich habe so sagte er, die Parteien gefragt, ob
sie auf der Grundlage der kroatischen Vorschläge
zur Lösung der Krise bereit seien. Sie haben
geantwortet, daß sie das niemals könnten. Eine
Regierung nach den parlamentarischen Regeln
war also nicht mehr möglich. Ich mußte selbst
Entscheidungen treffen und Verantwortungen
übernehmen, oder öffentlich erklären, daß ich
[Spaltenumbruch] nicht in der Lage sei, mein Land vor der Un-
ordnung zu retten, die der Anarchie sehr nahe
kommt. Das Wort "Diktatur" ist sehr leicht
ausgesprochen, aber man muß es gerecht an-
wenden.

Ohne eine Frist angeben zu können, glaube
ich, daß die Periode der harten Arbeit nicht
lange dauern wird. An die Spitze der Regierung
wurde ein General gestellt; das ist deshalb ge-
schehen, weil ich einer außerhalb der politischen
Parteien stehenden Persönlichkeit die Autorität
übertragen mußte. Bei uns beschäftigt sich Gott
sei Dank das Heer in keiner Weise mit Politik.



Der strenge Winter

Wieder Schneestürme im Schwarzwald


Auch die vergangene
Nacht brachte dem Schwarzwald und der Rhein-
ebene einen sehr heftigen, eisigen Südweststurm
mit Schnee Das Thermometer ist in den Höhen-
lagen bis auf minus 20 Grad und in den
Tälern bis auf minus 11 Grad gesunken. Die
Schneeverwehungen sind infolge des Sturmes
außerordentlich umfangreich. Die Züge der
Höllentalbahn und der Schwarzwaldbahn Offen-
burg--Donaueschingen erleiden erhebliche Ver-
spätungen. Auf der Höllentalbahn mußten für
die Frühzüge stellenweise die Gleise erst frei-
geschaufelt werden. Der Verkehr auf den
Höhenstraßen ruht vollständig, der Postkraft-
verkehr ist größtenteils eingestellt. Der Schnee-
sturm hält auch in den heutigen Morgenstunden
mit unverminderter Heftigkeit an.



Das neue albanische Kabinett

Das neue albanische
Kabinett ist gebildet worden. Ministerpräsident
und Innenminister ist Costa Kotta, Justiz-
minister Higmet Delvino, Unterrichtsminister
Abdurman Dibra, Finanzminister und interi-
mistischer Minister des Auswärtigen Milto
Tutulani, Minister für öffentliche Arbeiten
Salih Vuciterni und Landwirtschafts-
minister Muca.

[Spaltenumbruch]
Rettungsboot gekentert

Besatzung ertrunken


Wie aus Hoek van
Holland gemeldet wird, traf von dem gestern
vormittag südöstlich von Hoek van Holland ge-
strandeten Dampfer "Valka" die funkentelegra-
phische Nachricht ein, daß das Motorrettungsboot
"Prinz der Niederlande", das auf die Hilferufe
der "Valka" ausgelaufen war, in der Nähe des
Dampfers umgeschlagen sei, daß es aber der
"Valka" infolge des hohen Wellenganges unmög-
lich sei, ein Boot zur Hilfeleistung auszusetzen.
Daraufhin wurde von Stollendam ein Rettungs-
boot abgelassen, das später berichtete, das ver-
unglückte Boot mit dem Kiel nach oben
treibend
gesehen zu haben. Von der Be-
satzung fehle jede Spur.

Ueber das Schicksal der "Valka" läßt sich zur-
zeit nichts sagen. Zwei Schleppdampfer versuchen
trotz heftiger Brandung, den Dampfer von der
Seeseite aus zu erreichen.



Wetterbericht

Zunächst nochmals Schneefälle; in Aufklarungs-
gebieten starker Frost. In den nächsten Tagen
Umbildung der Wetterlage.

[Spaltenumbruch]
"Buchmäßige Deckung?"

Von unserer Berliner Schriftleitung

Optimismus ist eine schöne Sache. Der Reichs-
kanzler Wirth, der Außenminister Stresemann,
sehr verschiedenartige Persönlichkeiten, sehr ver-
schiedenartige Temperamente, haben übereinstim-
mend den Optimimus als eines der Hauptwerk-
zeuge des Politikers gepriesen. Von Lloyd George
erzählt man sich, daß er sein großes, revolutio-
näres Steuerprogramm, das mit Hohnlachen vom
Hause der Lords aufgenommen wurde, nur da-
durch durchführen konnte, daß einige schwerreiche
Großgrundbesitzer rechtzeitig starben, um ihren
Besitz der neuen, hohen Erbschaftssteuer auszu-
liefern

Optimismus ist also eine schöne und lohnende
Sache, nicht nur für Politiker im allgemeinen,
sondern auch für Finanzminister im besonderen.
Aber siegreicher Optimismus setzt eine gewisse
Großzügigkeit des Planens, eine großzügige,
finanzpolitische Phantasie voraus. Dem Optimis-
mus, der mit kleinen Mitteln arbeitet, gibt man
im allgemeinen weniger Aussichten. Ist das der
Grund, warum das Steuerprogramm des
Reichsfinanzministers Hilferding bei Freunden
und Gegnern Ablehnung findet? Bei den Freun-
den sowohl im Lager der benachbarten Regie-
rungsparteien, wie bei den Freunden im eigenen
sozialdemokratischen Lager? Es ist allerdings ein
Programm, das sich aus so vielen kleinen Stücken
zusammensetzt, das nicht mit einer großen Ge-
winn- oder Verlustchance, aber mit vielen "Wenns"
arbeitet, ein Programm also, das nicht jenen
überzeugenden Optimismus in sich trägt, der
Zweifelnde bekehren kann.

Aber das Bedenkliche scheint nicht der Zweifel
der Parteien oder der Interessenten. Ein großer
Industrieführer hat, als er Minister wurde, auf
Klagen die erschreckende Antwort gegeben: "Vor
20 Jahren behauptete schon die Industrie, sie
ginge an den neuen Steuern zugrunde. Sie lebt
noch heute und wird weiter leben." Das Bedenk-
liche sind also nicht Interessentenklagen. Das Be-
denkliche ist, daß man trotz des optimistischen Pro-
gramms im Reichsfinanzministerium selbst offen-
bar nicht unbedingt von der Durchschlagskraft der
neuen Vorschläge überzeugt ist.

Man muß, um solche Zweifel selbst bei den
Autoren des Steuerprogramms zu verstehen, die
einzelnen Punkte durchgehen: Höhere Erbschafts-
und Vermögenssteuer, höhere Biersteuer, erhöhte
Gewinne aus Spiritusmonopol und Post, aus den
großen Reichssteuern, die mit Ländern und Ge-
meinden geteilt werden müssen. Da ist gleich zu
Anfang die Erbschaftssteuer Sie hat in
der Inflation seit den einzelnen Geschäftsjahren
(allerdings mit verstärktem Satz) 26, 27, 25, 72
Millionen gebracht, und in dem Geschäftsjahr, das
erst am 31. März abläuft, soll sie 100 Millionen
bringen. Den Ertrag dieser Erbschaftssteuer will
der Reichsfinanzminister für das kommende Jahr
auf 120 Millionen steigern. Sieht man aber die
Liste der wirklich eingegangenen Einnahmen
durch, so ergibt sich, daß die Erbschaftssteuer
immer hinter dem geschätzten Resul-
tat zurückgeblieben
ist. Als Erläuterung
für diese Erscheinung hört man, daß die Erb-
schaftssteuer eben sehr schwer einzutreiben sei, weil
das Erbe in den meisten lohnenden Fällen aus
Liegenschaften besteht, die nicht ohne weiteres ver-
kauft werden können. Wenn es also -- die par-
teipolitischen Schwierigkeiten ganz ausgeschaltet --
wirklich gelingen sollte, die straffere Fassung der
Erbschaftssteuer im Reichstage durchzubringen, so
scheinen doch die reinen finanztechni-
schen Schwierigkeiten
eine Steigerung
des Ertrages kaum möglich zu machen. So hat
man den Eindruck, daß hier, um einen Papier-
erfolg zu erzielen, eine buchmäßige Deckung in
den Etat eingestellt worden ist, ohne Aussicht dar-
auf, daß diese Deckung sich auch in der Pracis
durchführen läßt.

Aber schließlich ist die Erbschaftssteuererhöhung
ein Objekt von 20 Millionen, das bei dem Zehn-
Milliardenetat eine verhältnismäßig untergeord-
nete Rolle spielt. Es ist zuzugeben: Einzelne der
geplanten Einnahmeerhöhungen sind recht aus-
sichtsreich. So die Erhöhung des Postbei-
trages an das Reich,
die allerdings auch
nur etwa 26 Millionen mehr bringen soll. Ebenso
aber auch die Reform des Branntwein-
monopols,
von der man immerhin schon ein
Mehr von 95 Millionen erwartet. Diese Reform
des Branntweinmonopols schwebt seit mehr als
zwei Jahren. Im November 1926 ist sie dem
Reichsrat vorgelegt worden, und seit dem Dezem-
ber 1927 steckt sie im Reichstagsausschuß für
Steuerfragen. Schon Reichsfinanzminister Dr.


[Abbildung]

10
Pfennig


[Abbildung]

... Pavillon Gruß
Andreozzi
spielt

Nr. 14
AZ am Abend
[Spaltenumbruch]
8-Uhr-Abendblatt
Allgemeine Zeitung
132. Jahrgang
[Spaltenumbruch] München
Donnerstag
17.Januar 1929
Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien-
Geſellſchaft, München, Baaderſtraße 1a. / Redaktion: München.
Baaderſtr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297310 / Poſtſcheckkonto
München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt:
Dr. Rolf Flügel. für Anzeigen M. Giriſch. ſämtliche in München
[Abbildung]
Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im
Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.-monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl.,
außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl./ Für D. Oeſterr, beträgt
der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen-
preis:
Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80


Die Denkschrift des Reichswehrministers
Wer hat ſie an England verraten?

Eine Erklärung des Herausgebers der Zeitſchrift * Jedenfalls nicht geſtohlen

Zu den in einer engliſchen Zeitſchrift ver-
öffentlichten ſogen. Denkſchrift Gröners wird
von unterrichteter Seite unterſtrichen, daß
es ſich dabei nicht um eine Denkſchrift der
Reichsregierung, ſondern um die ſolche
eines Reſſortminiſters handelt. Miniſter
Gröner hat die Ausarbeitung im November
vorigen Jahres verfaßt und ſie dem Reichs-
kabinett vorgelegt. Sie iſt dann auf Wunſch
der verſchiedenen Länderregierungen eini-
gen Reichstagsabgeordneten zugegangen,
welche bei der Debatte über den Panzer-
kreuzer intereſſiert waren.

Es waren numerierte Exemplare, von
denen feſtgeſtellt werden kann, daß ſie noch
vorhanden ſind.

London, 17. Januar.

Der Herausgeber der „Review of Re-
views“ Wickham Steed gab geſtern
abend eine Erklärung darüber ab, wie die
deutſche Denkſchrift über den Bau des Pan-
zerkreuzers in ſeinen Beſitz gekommen ſei.
Er ſagte: Die Denkſchrift iſt nicht ein ge-
heimes Staatsdokument, aber
ſie iſt ſehr wichtig.
Die ganze Sache
war eine deutſche militäriſche Erklärung,
die den Parteiführern vertraulich abgegeben
wurde. Sie iſt durchaus authentiſch
und ſie iſt nicht geſtohlen worden.

Sie iſt in der üblichen Weiſe an mich
gelangt auf einem Wege, den ich kenne und
zu dem ich Vertrauen habe. Ich habe die
Ueberzeugung erlangt, daß ſie authentiſch
iſt. Die innere Ueberzeugungskraft ſpricht



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

ſo ſtark für die Echtheit, daß kein verant-
wortlicher Journaliſt zögern würde, das Do-
kument zu veröffentlichen. Das Dokument
iſt nicht ſo geheim geblieben, wie gewünſcht
worden war.

Zu der Berliner Meldung, daß von den
deutſchen amtlichen Stellen eine Unter-
ſuchung angeordnet worden ſei, bemerkte
Steed: „Soweit ich in Frage komme, kön-
nen ſie ſo viel unterſuchen, wie ſie wollen.“



Rücktritt von Aman Ullah umsonst
Kabul von den Rebellen erobert

Auch der neue König nicht anerkannt * Straßengefechte


Ueber das perſönliche
Schickſal Aman Ullahs liegen noch keine weiteren
Nachrichten vor. Dagegen ſcheint es, daß auch
ſein Bruder, der neue König Inayat Ullah, ſehr
große Schwierigkeiten
hat, ſich durch-
zuſetzen. Die Bergſtämme haben es jedenfalls
abgelehnt, von dem Thronwechſel Kenntnis zu
nehmen und ſetzen den Kampf namentlich um
Kabul ſelbſt weiter fort. Sämtliche Ausländer
[Spaltenumbruch] ſind in die engliſche Geſandtſchaft geflüchtet, ob-
wohl dieſe in der Hauptgefahrenzone liegt.

Berlin, 17. Januar. Nach einer Meldung
der „D.A.Z.“ aus Peſchawar haben, nach
dort eingelaufenen Nachrichten von der afghani-
ſchen Grenze, die Aufſtändiſchen unter Führung
Batſcha i Sakao Kabul eingenommen. In den
Straßen der Stadt ſind Gefechte im Gange.
Ueber das Schickſal des neuen Königs Inayat
Allah ſeien Nachrichten nicht zu erhalten.



Das Militärregime in Südslawien
König rechtfertigt die Diktatur

Letzte Rettung vor der Anarchie * Warum ein General?


„Matin“ veröffentlicht
Erklärungen, die der König von Südſlawien
dem Außenpolitiker dieſes Blattes abgegeben
hat. Der König erläuterte die Gründe, die ihn
zur Aufhebung der Verfaſſung veranlaßt hätten.

Ich habe ſo ſagte er, die Parteien gefragt, ob
ſie auf der Grundlage der kroatiſchen Vorſchläge
zur Löſung der Kriſe bereit ſeien. Sie haben
geantwortet, daß ſie das niemals könnten. Eine
Regierung nach den parlamentariſchen Regeln
war alſo nicht mehr möglich. Ich mußte ſelbſt
Entſcheidungen treffen und Verantwortungen
übernehmen, oder öffentlich erklären, daß ich
[Spaltenumbruch] nicht in der Lage ſei, mein Land vor der Un-
ordnung zu retten, die der Anarchie ſehr nahe
kommt. Das Wort „Diktatur“ iſt ſehr leicht
ausgeſprochen, aber man muß es gerecht an-
wenden.

Ohne eine Friſt angeben zu können, glaube
ich, daß die Periode der harten Arbeit nicht
lange dauern wird. An die Spitze der Regierung
wurde ein General geſtellt; das iſt deshalb ge-
ſchehen, weil ich einer außerhalb der politiſchen
Parteien ſtehenden Perſönlichkeit die Autorität
übertragen mußte. Bei uns beſchäftigt ſich Gott
ſei Dank das Heer in keiner Weiſe mit Politik.



Der ſtrenge Winter

Wieder Schneeſtürme im Schwarzwald


Auch die vergangene
Nacht brachte dem Schwarzwald und der Rhein-
ebene einen ſehr heftigen, eiſigen Südweſtſturm
mit Schnee Das Thermometer iſt in den Höhen-
lagen bis auf minus 20 Grad und in den
Tälern bis auf minus 11 Grad geſunken. Die
Schneeverwehungen ſind infolge des Sturmes
außerordentlich umfangreich. Die Züge der
Höllentalbahn und der Schwarzwaldbahn Offen-
burg—Donaueſchingen erleiden erhebliche Ver-
ſpätungen. Auf der Höllentalbahn mußten für
die Frühzüge ſtellenweiſe die Gleiſe erſt frei-
geſchaufelt werden. Der Verkehr auf den
Höhenſtraßen ruht vollſtändig, der Poſtkraft-
verkehr iſt größtenteils eingeſtellt. Der Schnee-
ſturm hält auch in den heutigen Morgenſtunden
mit unverminderter Heftigkeit an.



Das neue albaniſche Kabinett

Das neue albaniſche
Kabinett iſt gebildet worden. Miniſterpräſident
und Innenminiſter iſt Coſta Kotta, Juſtiz-
miniſter Higmet Delvino, Unterrichtsminiſter
Abdurman Dibra, Finanzminiſter und interi-
miſtiſcher Miniſter des Auswärtigen Milto
Tutulani, Miniſter für öffentliche Arbeiten
Salih Vuciterni und Landwirtſchafts-
miniſter Muca.

[Spaltenumbruch]
Rettungsboot gekentert

Beſatzung ertrunken


Wie aus Hoek van
Holland gemeldet wird, traf von dem geſtern
vormittag ſüdöſtlich von Hoek van Holland ge-
ſtrandeten Dampfer „Valka“ die funkentelegra-
phiſche Nachricht ein, daß das Motorrettungsboot
„Prinz der Niederlande“, das auf die Hilferufe
der „Valka“ ausgelaufen war, in der Nähe des
Dampfers umgeſchlagen ſei, daß es aber der
„Valka“ infolge des hohen Wellenganges unmög-
lich ſei, ein Boot zur Hilfeleiſtung auszuſetzen.
Daraufhin wurde von Stollendam ein Rettungs-
boot abgelaſſen, das ſpäter berichtete, das ver-
unglückte Boot mit dem Kiel nach oben
treibend
geſehen zu haben. Von der Be-
ſatzung fehle jede Spur.

Ueber das Schickſal der „Valka“ läßt ſich zur-
zeit nichts ſagen. Zwei Schleppdampfer verſuchen
trotz heftiger Brandung, den Dampfer von der
Seeſeite aus zu erreichen.



Wetterbericht

Zunächſt nochmals Schneefälle; in Aufklarungs-
gebieten ſtarker Froſt. In den nächſten Tagen
Umbildung der Wetterlage.

[Spaltenumbruch]
„Buchmäßige Deckung?“

Von unſerer Berliner Schriftleitung

Optimismus iſt eine ſchöne Sache. Der Reichs-
kanzler Wirth, der Außenminiſter Streſemann,
ſehr verſchiedenartige Perſönlichkeiten, ſehr ver-
ſchiedenartige Temperamente, haben übereinſtim-
mend den Optimimus als eines der Hauptwerk-
zeuge des Politikers geprieſen. Von Lloyd George
erzählt man ſich, daß er ſein großes, revolutio-
näres Steuerprogramm, das mit Hohnlachen vom
Hauſe der Lords aufgenommen wurde, nur da-
durch durchführen konnte, daß einige ſchwerreiche
Großgrundbeſitzer rechtzeitig ſtarben, um ihren
Beſitz der neuen, hohen Erbſchaftsſteuer auszu-
liefern

Optimismus iſt alſo eine ſchöne und lohnende
Sache, nicht nur für Politiker im allgemeinen,
ſondern auch für Finanzminiſter im beſonderen.
Aber ſiegreicher Optimismus ſetzt eine gewiſſe
Großzügigkeit des Planens, eine großzügige,
finanzpolitiſche Phantaſie voraus. Dem Optimis-
mus, der mit kleinen Mitteln arbeitet, gibt man
im allgemeinen weniger Ausſichten. Iſt das der
Grund, warum das Steuerprogramm des
Reichsfinanzminiſters Hilferding bei Freunden
und Gegnern Ablehnung findet? Bei den Freun-
den ſowohl im Lager der benachbarten Regie-
rungsparteien, wie bei den Freunden im eigenen
ſozialdemokratiſchen Lager? Es iſt allerdings ein
Programm, das ſich aus ſo vielen kleinen Stücken
zuſammenſetzt, das nicht mit einer großen Ge-
winn- oder Verluſtchance, aber mit vielen „Wenns“
arbeitet, ein Programm alſo, das nicht jenen
überzeugenden Optimismus in ſich trägt, der
Zweifelnde bekehren kann.

Aber das Bedenkliche ſcheint nicht der Zweifel
der Parteien oder der Intereſſenten. Ein großer
Induſtrieführer hat, als er Miniſter wurde, auf
Klagen die erſchreckende Antwort gegeben: „Vor
20 Jahren behauptete ſchon die Induſtrie, ſie
ginge an den neuen Steuern zugrunde. Sie lebt
noch heute und wird weiter leben.“ Das Bedenk-
liche ſind alſo nicht Intereſſentenklagen. Das Be-
denkliche iſt, daß man trotz des optimiſtiſchen Pro-
gramms im Reichsfinanzminiſterium ſelbſt offen-
bar nicht unbedingt von der Durchſchlagskraft der
neuen Vorſchläge überzeugt iſt.

Man muß, um ſolche Zweifel ſelbſt bei den
Autoren des Steuerprogramms zu verſtehen, die
einzelnen Punkte durchgehen: Höhere Erbſchafts-
und Vermögensſteuer, höhere Bierſteuer, erhöhte
Gewinne aus Spiritusmonopol und Poſt, aus den
großen Reichsſteuern, die mit Ländern und Ge-
meinden geteilt werden müſſen. Da iſt gleich zu
Anfang die Erbſchaftsſteuer Sie hat in
der Inflation ſeit den einzelnen Geſchäftsjahren
(allerdings mit verſtärktem Satz) 26, 27, 25, 72
Millionen gebracht, und in dem Geſchäftsjahr, das
erſt am 31. März abläuft, ſoll ſie 100 Millionen
bringen. Den Ertrag dieſer Erbſchaftsſteuer will
der Reichsfinanzminiſter für das kommende Jahr
auf 120 Millionen ſteigern. Sieht man aber die
Liſte der wirklich eingegangenen Einnahmen
durch, ſo ergibt ſich, daß die Erbſchaftsſteuer
immer hinter dem geſchätzten Reſul-
tat zurückgeblieben
iſt. Als Erläuterung
für dieſe Erſcheinung hört man, daß die Erb-
ſchaftsſteuer eben ſehr ſchwer einzutreiben ſei, weil
das Erbe in den meiſten lohnenden Fällen aus
Liegenſchaften beſteht, die nicht ohne weiteres ver-
kauft werden können. Wenn es alſo — die par-
teipolitiſchen Schwierigkeiten ganz ausgeſchaltet —
wirklich gelingen ſollte, die ſtraffere Faſſung der
Erbſchaftsſteuer im Reichstage durchzubringen, ſo
ſcheinen doch die reinen finanztechni-
ſchen Schwierigkeiten
eine Steigerung
des Ertrages kaum möglich zu machen. So hat
man den Eindruck, daß hier, um einen Papier-
erfolg zu erzielen, eine buchmäßige Deckung in
den Etat eingeſtellt worden iſt, ohne Ausſicht dar-
auf, daß dieſe Deckung ſich auch in der Pracis
durchführen läßt.

Aber ſchließlich iſt die Erbſchaftsſteuererhöhung
ein Objekt von 20 Millionen, das bei dem Zehn-
Milliardenetat eine verhältnismäßig untergeord-
nete Rolle ſpielt. Es iſt zuzugeben: Einzelne der
geplanten Einnahmeerhöhungen ſind recht aus-
ſichtsreich. So die Erhöhung des Poſtbei-
trages an das Reich,
die allerdings auch
nur etwa 26 Millionen mehr bringen ſoll. Ebenſo
aber auch die Reform des Branntwein-
monopols,
von der man immerhin ſchon ein
Mehr von 95 Millionen erwartet. Dieſe Reform
des Branntweinmonopols ſchwebt ſeit mehr als
zwei Jahren. Im November 1926 iſt ſie dem
Reichsrat vorgelegt worden, und ſeit dem Dezem-
ber 1927 ſteckt ſie im Reichstagsausſchuß für
Steuerfragen. Schon Reichsfinanzminiſter Dr.

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[0001] [Abbildung 10 Pfennig] [Abbildung ... Pavillon Gruß Andreozzi spielt] Nr. 14 AZ am Abend 8-Uhr-Abendblatt Allgemeine Zeitung 132. Jahrgang München Donnerstag 17.Januar 1929 Druck und Verlag: Allgemeine Druckerei- und Verlags-Aktien- Geſellſchaft, München, Baaderſtraße 1a. / Redaktion: München. Baaderſtr. 1a. / Telephon 25 784, 28 784 und 297310 / Poſtſcheckkonto München 9370 / Verantwortlich für den geſamten Inhalt: Dr. Rolf Flügel. für Anzeigen M. Giriſch. ſämtliche in München [Abbildung] Die „AZ“ erſcheint an jed. Wochentag u. koſtet im Einzelverkauf 10 Pfg., im Abonnement i. München durch d. Träg. M. 2.-monatl. bzw. 50 Pfg. wöchentl., außerhalb Münchens u. durch d. Poſt M. 2.40 monatl./ Für D. Oeſterr, beträgt der Einzelpreis 20 Groſch., d. Abonnementpreis Sch. 4.-monatl./ Anzeigen- preis: Die neunſpaltige Millimeterzeile 15 Pfg., im Reklameteil M. 0.80 Die Denkschrift des Reichswehrministers Wer hat ſie an England verraten? Eine Erklärung des Herausgebers der Zeitſchrift * Jedenfalls nicht geſtohlen Zu den in einer engliſchen Zeitſchrift ver- öffentlichten ſogen. Denkſchrift Gröners wird von unterrichteter Seite unterſtrichen, daß es ſich dabei nicht um eine Denkſchrift der Reichsregierung, ſondern um die ſolche eines Reſſortminiſters handelt. Miniſter Gröner hat die Ausarbeitung im November vorigen Jahres verfaßt und ſie dem Reichs- kabinett vorgelegt. Sie iſt dann auf Wunſch der verſchiedenen Länderregierungen eini- gen Reichstagsabgeordneten zugegangen, welche bei der Debatte über den Panzer- kreuzer intereſſiert waren. Es waren numerierte Exemplare, von denen feſtgeſtellt werden kann, daß ſie noch vorhanden ſind. London, 17. Januar. Der Herausgeber der „Review of Re- views“ Wickham Steed gab geſtern abend eine Erklärung darüber ab, wie die deutſche Denkſchrift über den Bau des Pan- zerkreuzers in ſeinen Beſitz gekommen ſei. Er ſagte: Die Denkſchrift iſt nicht ein ge- heimes Staatsdokument, aber ſie iſt ſehr wichtig. Die ganze Sache war eine deutſche militäriſche Erklärung, die den Parteiführern vertraulich abgegeben wurde. Sie iſt durchaus authentiſch und ſie iſt nicht geſtohlen worden. Sie iſt in der üblichen Weiſe an mich gelangt auf einem Wege, den ich kenne und zu dem ich Vertrauen habe. Ich habe die Ueberzeugung erlangt, daß ſie authentiſch iſt. Die innere Ueberzeugungskraft ſpricht _ ſo ſtark für die Echtheit, daß kein verant- wortlicher Journaliſt zögern würde, das Do- kument zu veröffentlichen. Das Dokument iſt nicht ſo geheim geblieben, wie gewünſcht worden war. Zu der Berliner Meldung, daß von den deutſchen amtlichen Stellen eine Unter- ſuchung angeordnet worden ſei, bemerkte Steed: „Soweit ich in Frage komme, kön- nen ſie ſo viel unterſuchen, wie ſie wollen.“ Rücktritt von Aman Ullah umsonst Kabul von den Rebellen erobert Auch der neue König nicht anerkannt * Straßengefechte London, 17. Januar. Ueber das perſönliche Schickſal Aman Ullahs liegen noch keine weiteren Nachrichten vor. Dagegen ſcheint es, daß auch ſein Bruder, der neue König Inayat Ullah, ſehr große Schwierigkeiten hat, ſich durch- zuſetzen. Die Bergſtämme haben es jedenfalls abgelehnt, von dem Thronwechſel Kenntnis zu nehmen und ſetzen den Kampf namentlich um Kabul ſelbſt weiter fort. Sämtliche Ausländer ſind in die engliſche Geſandtſchaft geflüchtet, ob- wohl dieſe in der Hauptgefahrenzone liegt. Berlin, 17. Januar. Nach einer Meldung der „D.A.Z.“ aus Peſchawar haben, nach dort eingelaufenen Nachrichten von der afghani- ſchen Grenze, die Aufſtändiſchen unter Führung Batſcha i Sakao Kabul eingenommen. In den Straßen der Stadt ſind Gefechte im Gange. Ueber das Schickſal des neuen Königs Inayat Allah ſeien Nachrichten nicht zu erhalten. Das Militärregime in Südslawien König rechtfertigt die Diktatur Letzte Rettung vor der Anarchie * Warum ein General? Paris, 17. Januar. „Matin“ veröffentlicht Erklärungen, die der König von Südſlawien dem Außenpolitiker dieſes Blattes abgegeben hat. Der König erläuterte die Gründe, die ihn zur Aufhebung der Verfaſſung veranlaßt hätten. Ich habe ſo ſagte er, die Parteien gefragt, ob ſie auf der Grundlage der kroatiſchen Vorſchläge zur Löſung der Kriſe bereit ſeien. Sie haben geantwortet, daß ſie das niemals könnten. Eine Regierung nach den parlamentariſchen Regeln war alſo nicht mehr möglich. Ich mußte ſelbſt Entſcheidungen treffen und Verantwortungen übernehmen, oder öffentlich erklären, daß ich nicht in der Lage ſei, mein Land vor der Un- ordnung zu retten, die der Anarchie ſehr nahe kommt. Das Wort „Diktatur“ iſt ſehr leicht ausgeſprochen, aber man muß es gerecht an- wenden. Ohne eine Friſt angeben zu können, glaube ich, daß die Periode der harten Arbeit nicht lange dauern wird. An die Spitze der Regierung wurde ein General geſtellt; das iſt deshalb ge- ſchehen, weil ich einer außerhalb der politiſchen Parteien ſtehenden Perſönlichkeit die Autorität übertragen mußte. Bei uns beſchäftigt ſich Gott ſei Dank das Heer in keiner Weiſe mit Politik. Der ſtrenge Winter Wieder Schneeſtürme im Schwarzwald Freiburg, 17. Januar. Auch die vergangene Nacht brachte dem Schwarzwald und der Rhein- ebene einen ſehr heftigen, eiſigen Südweſtſturm mit Schnee Das Thermometer iſt in den Höhen- lagen bis auf minus 20 Grad und in den Tälern bis auf minus 11 Grad geſunken. Die Schneeverwehungen ſind infolge des Sturmes außerordentlich umfangreich. Die Züge der Höllentalbahn und der Schwarzwaldbahn Offen- burg—Donaueſchingen erleiden erhebliche Ver- ſpätungen. Auf der Höllentalbahn mußten für die Frühzüge ſtellenweiſe die Gleiſe erſt frei- geſchaufelt werden. Der Verkehr auf den Höhenſtraßen ruht vollſtändig, der Poſtkraft- verkehr iſt größtenteils eingeſtellt. Der Schnee- ſturm hält auch in den heutigen Morgenſtunden mit unverminderter Heftigkeit an. Das neue albaniſche Kabinett Tirana, 17. Januar. Das neue albaniſche Kabinett iſt gebildet worden. Miniſterpräſident und Innenminiſter iſt Coſta Kotta, Juſtiz- miniſter Higmet Delvino, Unterrichtsminiſter Abdurman Dibra, Finanzminiſter und interi- miſtiſcher Miniſter des Auswärtigen Milto Tutulani, Miniſter für öffentliche Arbeiten Salih Vuciterni und Landwirtſchafts- miniſter Muca. Rettungsboot gekentert Beſatzung ertrunken Amſterdam, 17. Januar. Wie aus Hoek van Holland gemeldet wird, traf von dem geſtern vormittag ſüdöſtlich von Hoek van Holland ge- ſtrandeten Dampfer „Valka“ die funkentelegra- phiſche Nachricht ein, daß das Motorrettungsboot „Prinz der Niederlande“, das auf die Hilferufe der „Valka“ ausgelaufen war, in der Nähe des Dampfers umgeſchlagen ſei, daß es aber der „Valka“ infolge des hohen Wellenganges unmög- lich ſei, ein Boot zur Hilfeleiſtung auszuſetzen. Daraufhin wurde von Stollendam ein Rettungs- boot abgelaſſen, das ſpäter berichtete, das ver- unglückte Boot mit dem Kiel nach oben treibend geſehen zu haben. Von der Be- ſatzung fehle jede Spur. Ueber das Schickſal der „Valka“ läßt ſich zur- zeit nichts ſagen. Zwei Schleppdampfer verſuchen trotz heftiger Brandung, den Dampfer von der Seeſeite aus zu erreichen. Wetterbericht Zunächſt nochmals Schneefälle; in Aufklarungs- gebieten ſtarker Froſt. In den nächſten Tagen Umbildung der Wetterlage. „Buchmäßige Deckung?“ Von unſerer Berliner Schriftleitung Optimismus iſt eine ſchöne Sache. Der Reichs- kanzler Wirth, der Außenminiſter Streſemann, ſehr verſchiedenartige Perſönlichkeiten, ſehr ver- ſchiedenartige Temperamente, haben übereinſtim- mend den Optimimus als eines der Hauptwerk- zeuge des Politikers geprieſen. Von Lloyd George erzählt man ſich, daß er ſein großes, revolutio- näres Steuerprogramm, das mit Hohnlachen vom Hauſe der Lords aufgenommen wurde, nur da- durch durchführen konnte, daß einige ſchwerreiche Großgrundbeſitzer rechtzeitig ſtarben, um ihren Beſitz der neuen, hohen Erbſchaftsſteuer auszu- liefern Optimismus iſt alſo eine ſchöne und lohnende Sache, nicht nur für Politiker im allgemeinen, ſondern auch für Finanzminiſter im beſonderen. Aber ſiegreicher Optimismus ſetzt eine gewiſſe Großzügigkeit des Planens, eine großzügige, finanzpolitiſche Phantaſie voraus. Dem Optimis- mus, der mit kleinen Mitteln arbeitet, gibt man im allgemeinen weniger Ausſichten. Iſt das der Grund, warum das Steuerprogramm des Reichsfinanzminiſters Hilferding bei Freunden und Gegnern Ablehnung findet? Bei den Freun- den ſowohl im Lager der benachbarten Regie- rungsparteien, wie bei den Freunden im eigenen ſozialdemokratiſchen Lager? Es iſt allerdings ein Programm, das ſich aus ſo vielen kleinen Stücken zuſammenſetzt, das nicht mit einer großen Ge- winn- oder Verluſtchance, aber mit vielen „Wenns“ arbeitet, ein Programm alſo, das nicht jenen überzeugenden Optimismus in ſich trägt, der Zweifelnde bekehren kann. Aber das Bedenkliche ſcheint nicht der Zweifel der Parteien oder der Intereſſenten. Ein großer Induſtrieführer hat, als er Miniſter wurde, auf Klagen die erſchreckende Antwort gegeben: „Vor 20 Jahren behauptete ſchon die Induſtrie, ſie ginge an den neuen Steuern zugrunde. Sie lebt noch heute und wird weiter leben.“ Das Bedenk- liche ſind alſo nicht Intereſſentenklagen. Das Be- denkliche iſt, daß man trotz des optimiſtiſchen Pro- gramms im Reichsfinanzminiſterium ſelbſt offen- bar nicht unbedingt von der Durchſchlagskraft der neuen Vorſchläge überzeugt iſt. Man muß, um ſolche Zweifel ſelbſt bei den Autoren des Steuerprogramms zu verſtehen, die einzelnen Punkte durchgehen: Höhere Erbſchafts- und Vermögensſteuer, höhere Bierſteuer, erhöhte Gewinne aus Spiritusmonopol und Poſt, aus den großen Reichsſteuern, die mit Ländern und Ge- meinden geteilt werden müſſen. Da iſt gleich zu Anfang die Erbſchaftsſteuer Sie hat in der Inflation ſeit den einzelnen Geſchäftsjahren (allerdings mit verſtärktem Satz) 26, 27, 25, 72 Millionen gebracht, und in dem Geſchäftsjahr, das erſt am 31. März abläuft, ſoll ſie 100 Millionen bringen. Den Ertrag dieſer Erbſchaftsſteuer will der Reichsfinanzminiſter für das kommende Jahr auf 120 Millionen ſteigern. Sieht man aber die Liſte der wirklich eingegangenen Einnahmen durch, ſo ergibt ſich, daß die Erbſchaftsſteuer immer hinter dem geſchätzten Reſul- tat zurückgeblieben iſt. Als Erläuterung für dieſe Erſcheinung hört man, daß die Erb- ſchaftsſteuer eben ſehr ſchwer einzutreiben ſei, weil das Erbe in den meiſten lohnenden Fällen aus Liegenſchaften beſteht, die nicht ohne weiteres ver- kauft werden können. Wenn es alſo — die par- teipolitiſchen Schwierigkeiten ganz ausgeſchaltet — wirklich gelingen ſollte, die ſtraffere Faſſung der Erbſchaftsſteuer im Reichstage durchzubringen, ſo ſcheinen doch die reinen finanztechni- ſchen Schwierigkeiten eine Steigerung des Ertrages kaum möglich zu machen. So hat man den Eindruck, daß hier, um einen Papier- erfolg zu erzielen, eine buchmäßige Deckung in den Etat eingeſtellt worden iſt, ohne Ausſicht dar- auf, daß dieſe Deckung ſich auch in der Pracis durchführen läßt. Aber ſchließlich iſt die Erbſchaftsſteuererhöhung ein Objekt von 20 Millionen, das bei dem Zehn- Milliardenetat eine verhältnismäßig untergeord- nete Rolle ſpielt. Es iſt zuzugeben: Einzelne der geplanten Einnahmeerhöhungen ſind recht aus- ſichtsreich. So die Erhöhung des Poſtbei- trages an das Reich, die allerdings auch nur etwa 26 Millionen mehr bringen ſoll. Ebenſo aber auch die Reform des Branntwein- monopols, von der man immerhin ſchon ein Mehr von 95 Millionen erwartet. Dieſe Reform des Branntweinmonopols ſchwebt ſeit mehr als zwei Jahren. Im November 1926 iſt ſie dem Reichsrat vorgelegt worden, und ſeit dem Dezem- ber 1927 ſteckt ſie im Reichstagsausſchuß für Steuerfragen. Schon Reichsfinanzminiſter Dr.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1929/1>, abgerufen am 21.11.2024.