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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag Nro. 14. 14 Januar 1830.


Brasilien.
-- Portugal. (Brief.)
-- Spanien. (Brief.)
-- Großbritannien.
-- Frankreich. (Zusammenberufang der Kammern. Schrei-
ben aus Paris.)
-- Deutschland.
-- Schweden. (Brief.)
-- Rußland. (Schreiben aus Odessa.)
-- Türkei. (Schreiben aus Triest.)
-- Beilage Nro. 14.
Prozeß gegen das Morning-Journal.
-- Briefe aus London, Darmstadt, Berlin.
-- Rußland.
-- Türkei.
-- An-
kündigungen.



[Spaltenumbruch]
Brasilien.

Das zu Falmouth eingelaufene brasilische Paketboot der Sphinx
brachte Zeitungen und Briefe aus Rio-Janeiro, die bis zum
27 Okt. reichen, und über das Eintreffen Ihrer Maj. der Kai-
serin und der Königin Dona Maria zu Rio-Janeiro Folgendes
enthalten: "Die Fregatte Maria Isabella, Kapitain Greenfell,
kam den 15 Okt. nach einer 45tägigen Ueberfahrt von Ports-
mouth, mit dem Marquis v. Palma an Bord zu Rio an, und
verkündigte die nahe Ankunft der beiden Prinzessinnen. Am fol-
genden Tage erschien die Fregatte Imperatriz, auf der sich die
Kaiserin und die junge Königin befanden, vor dem Hafen. Der
Kaiser fuhr ihr auf einem Dampfboote entgegen. Die Zusam-
menkunft der drei erlauchten Personen war höchst rührend. Die
von dem Dampfboote ins Schlepptau genommene Fregatte Impe-
ratriz ward von allen Forts begrüßt, und fuhr unter Begleitung
der englischen und französischen Fregatten Seringapatam und Ma-
gicienne in den Hafen ein. Jedes der brasilischen Kriegsschiffe
feuerte hundert Kanonenschüsse ab. Am 17 Mittags stie-
gen die Kaiserin und die Königin bei dem Arsenale mit ihrem
Gefolge unter dem Donner der Artillerie ans Land. Sie begaben
sich unmittelbar in die königliche Kapelle, wo die Trauungsceri-
monie vollzogen ward. Die Prinzessinnen Töchter des Kaisers
versahen dabei die Verrichtungen von Ehrendamen. Die Parade,
und die verschiedenen bei diesem Anlasse statt gefundenen Cerimo-
nien boten das imposanteste Schauspiel dar; der Enthusiasmus
stieg bei allen Klassen bis auf den höchsten Grad. Am Tage nach
der Vermählung zeigte sich die Kaiserin dem Publikum. Eine
Korvette ward vom Stapel gelassen und erhielt den Namen Ihrer
Majestät. Der Adel, die Minister, die Offiziere der Landtruppen
und der Marine wurden der Kaiserin vorgestellt. Zur Feier eines
so ersehnten und glüklichen Ereignisses errichtete der Kaiser einen
neuen Orden, unter dem Titel Rosenorden, wovon er selbst
Großmeister ist, und der zur Belohnung für Dienste, die sowol
von Einheimischen als Fremden Brasilien geleistet wurden, ver-
theilt werden soll. In den Nächten des 16 und 17 Okt. waren die Stadt
und die zahlreichen auf der Rhede versammelten Schiffe prächtig illu-
minirt. Die Kinder Don Pedro's von seiner ersten Gemahlin wurden
der neuen Souverainiu schon auf dem Verdeke der Fregatte Impe-
ratriz vorgestellt. Man kan sich kaum einen interessanteren Auf-
tritt vorstellen. Die junge Prinzessin schien aufs Tiefste ergriffen,
als sie dem Kaiser versprach, seine Liebe und sein Vertrauen durch
eine gränzenlose Hingebung für die Interessen seiner Kinder zu
vergelten. Das Betragen und die Liebenswürdigkeit der Kaiserin
erregten lebhafte Bewunderung, und sie genoß bereits die allge-
meinste Verehrung. Die Isabella bekam Befehl sich segelfertig
[Spaltenumbruch] zu halten, um die amtliche Nachricht von der Ankunft JJ. kai-
serlichen und königlichen Majestäten und von der Feier der Ver-
mählung nach Europa zu überbringen."

Portugal.

Die Desertion dauert unter den im
Norden aufgestellten Truppen fort; auch spricht man von Aus-
wanderungen reicher Privatleute, die bisher nur geblieben waren,
um ihr Vermögen zu Geld zu machen, und es den Eingriffen
Don Miguels zu entziehen. Eine der bedeutendsten Auswande-
rungen ist die des Generals Luis do Rego, der kaum noch ent-
wischen konnte. Er soll sich an der Spize von 50 Mann von der
Besazung von Viana geflüchtet und eingeschift haben. Sein Er-
scheinen unter den Truppen der Dona Maria muß ihnen neues
Vertrauen einflößen, da er für einen der geschiktesten und ent-
schlossensten portugiesischen Offiziere gilt. -- Die Krankheit der
Königin Mutter nimmt einen ernsthaften Charakter an, und meh-
rere Personen ihrer Umgebung glauben, daß ihr Ende nahe bevor-
stehe. -- Fünf der unglüklichen Arsenalsarbeiter, die sich bei Don
Miguel wegen Vorenthaltung ihres Lohns beschwert hatten, wur-
den vorgestern Nacht auf Befehl des Grafen Bastos verhastet,
und an Bord des Transportschifs Orestes gebracht, wo man ihnen
Ketten anlegte. Dieses Schif, das noch andere Verurtheilte und
Verbannte an Bord hat, ging sogleich nach der Küste von Afrika
unter Segel. Diese fünf Unglüklichen haben ihre Frauen und
30 Kinder im schauderhaftesten Elend zurükgelassen. Bei allen
diesen Auftritten des Jammers uud den unverkennbaren Anzeigen
der Abneigung aller Wohlgesinnten, zeigt Don Miguel die ruhigste
Haltung. Auch die Lage seiner Mutter scheint ihn nicht zu affi-
ziren, und alle seine Umgebungen sagen, daß er noch nie so heiter
gewesen sey, wie gegenwärtig. Uebrigens behauptet man, daß er
so viel als möglich Geld zusammenzuraffen suche, und es ins
Ausland schike. Die Priester benüzen ihren ganzen Einfluß, um
die Anhänglichkeit an Don Miguel bei dem Volke zu bestärken.
Einer der eifrigsten Fidalgos, dessen Haus immer mit Priestern
gefüllt ist, erflehte kürzlich von Don Miguel in einer Petition die
Gunst, ihn zum Henker zu ernennen, damit er alle Malha-
dos (Konstitutionelle) aufknüpfen könne. Dieser Enthusias-
mus sezte selbst Don Miguel in Erstaunen, der ihm bescheiden
antwortete, er wisse wohl, daß er von seinen Unterthanen geliebt
sey, aber er könne doch nicht glauben, daß ihre Liebe so weit gehe.
Uebrigens würde er den Bittsteller beim Worte nehmen, wenn
das Wohl der Monarchie es erfordern sollte.

Spanien.

Der Generalkapitain Caro ist vor vier
Tagen zu Alcala gestorben, wohin er nach dem Prozesse mit der

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Donnerſtag Nro. 14. 14 Januar 1830.


Braſilien.
— Portugal. (Brief.)
— Spanien. (Brief.)
— Großbritannien.
— Frankreich. (Zuſammenberufang der Kammern. Schrei-
ben aus Paris.)
— Deutſchland.
— Schweden. (Brief.)
— Rußland. (Schreiben aus Odeſſa.)
— Türkei. (Schreiben aus Trieſt.)
— Beilage Nro. 14.
Prozeß gegen das Morning-Journal.
— Briefe aus London, Darmſtadt, Berlin.
— Rußland.
— Türkei.
— An-
kündigungen.



[Spaltenumbruch]
Braſilien.

Das zu Falmouth eingelaufene braſiliſche Paketboot der Sphinx
brachte Zeitungen und Briefe aus Rio-Janeiro, die bis zum
27 Okt. reichen, und über das Eintreffen Ihrer Maj. der Kai-
ſerin und der Königin Dona Maria zu Rio-Janeiro Folgendes
enthalten: „Die Fregatte Maria Iſabella, Kapitain Greenfell,
kam den 15 Okt. nach einer 45tägigen Ueberfahrt von Ports-
mouth, mit dem Marquis v. Palma an Bord zu Rio an, und
verkündigte die nahe Ankunft der beiden Prinzeſſinnen. Am fol-
genden Tage erſchien die Fregatte Imperatriz, auf der ſich die
Kaiſerin und die junge Königin befanden, vor dem Hafen. Der
Kaiſer fuhr ihr auf einem Dampfboote entgegen. Die Zuſam-
menkunft der drei erlauchten Perſonen war höchſt rührend. Die
von dem Dampfboote ins Schlepptau genommene Fregatte Impe-
ratriz ward von allen Forts begrüßt, und fuhr unter Begleitung
der engliſchen und franzöſiſchen Fregatten Seringapatam und Ma-
gicienne in den Hafen ein. Jedes der braſiliſchen Kriegsſchiffe
feuerte hundert Kanonenſchüſſe ab. Am 17 Mittags ſtie-
gen die Kaiſerin und die Königin bei dem Arſenale mit ihrem
Gefolge unter dem Donner der Artillerie ans Land. Sie begaben
ſich unmittelbar in die königliche Kapelle, wo die Trauungsceri-
monie vollzogen ward. Die Prinzeſſinnen Töchter des Kaiſers
verſahen dabei die Verrichtungen von Ehrendamen. Die Parade,
und die verſchiedenen bei dieſem Anlaſſe ſtatt gefundenen Cerimo-
nien boten das impoſanteſte Schauſpiel dar; der Enthuſiasmus
ſtieg bei allen Klaſſen bis auf den höchſten Grad. Am Tage nach
der Vermählung zeigte ſich die Kaiſerin dem Publikum. Eine
Korvette ward vom Stapel gelaſſen und erhielt den Namen Ihrer
Majeſtät. Der Adel, die Miniſter, die Offiziere der Landtruppen
und der Marine wurden der Kaiſerin vorgeſtellt. Zur Feier eines
ſo erſehnten und glüklichen Ereigniſſes errichtete der Kaiſer einen
neuen Orden, unter dem Titel Roſenorden, wovon er ſelbſt
Großmeiſter iſt, und der zur Belohnung für Dienſte, die ſowol
von Einheimiſchen als Fremden Braſilien geleiſtet wurden, ver-
theilt werden ſoll. In den Nächten des 16 und 17 Okt. waren die Stadt
und die zahlreichen auf der Rhede verſammelten Schiffe prächtig illu-
minirt. Die Kinder Don Pedro’s von ſeiner erſten Gemahlin wurden
der neuen Souverainiu ſchon auf dem Verdeke der Fregatte Impe-
ratriz vorgeſtellt. Man kan ſich kaum einen intereſſanteren Auf-
tritt vorſtellen. Die junge Prinzeſſin ſchien aufs Tiefſte ergriffen,
als ſie dem Kaiſer verſprach, ſeine Liebe und ſein Vertrauen durch
eine gränzenloſe Hingebung für die Intereſſen ſeiner Kinder zu
vergelten. Das Betragen und die Liebenswürdigkeit der Kaiſerin
erregten lebhafte Bewunderung, und ſie genoß bereits die allge-
meinſte Verehrung. Die Iſabella bekam Befehl ſich ſegelfertig
[Spaltenumbruch] zu halten, um die amtliche Nachricht von der Ankunft JJ. kai-
ſerlichen und königlichen Majeſtäten und von der Feier der Ver-
mählung nach Europa zu überbringen.“

Portugal.

Die Deſertion dauert unter den im
Norden aufgeſtellten Truppen fort; auch ſpricht man von Aus-
wanderungen reicher Privatleute, die bisher nur geblieben waren,
um ihr Vermögen zu Geld zu machen, und es den Eingriffen
Don Miguels zu entziehen. Eine der bedeutendſten Auswande-
rungen iſt die des Generals Luis do Rego, der kaum noch ent-
wiſchen konnte. Er ſoll ſich an der Spize von 50 Mann von der
Beſazung von Viana geflüchtet und eingeſchift haben. Sein Er-
ſcheinen unter den Truppen der Dona Maria muß ihnen neues
Vertrauen einflößen, da er für einen der geſchikteſten und ent-
ſchloſſenſten portugieſiſchen Offiziere gilt. — Die Krankheit der
Königin Mutter nimmt einen ernſthaften Charakter an, und meh-
rere Perſonen ihrer Umgebung glauben, daß ihr Ende nahe bevor-
ſtehe. — Fünf der unglüklichen Arſenalsarbeiter, die ſich bei Don
Miguel wegen Vorenthaltung ihres Lohns beſchwert hatten, wur-
den vorgeſtern Nacht auf Befehl des Grafen Baſtos verhaſtet,
und an Bord des Transportſchifs Oreſtes gebracht, wo man ihnen
Ketten anlegte. Dieſes Schif, das noch andere Verurtheilte und
Verbannte an Bord hat, ging ſogleich nach der Küſte von Afrika
unter Segel. Dieſe fünf Unglüklichen haben ihre Frauen und
30 Kinder im ſchauderhafteſten Elend zurükgelaſſen. Bei allen
dieſen Auftritten des Jammers uud den unverkennbaren Anzeigen
der Abneigung aller Wohlgeſinnten, zeigt Don Miguel die ruhigſte
Haltung. Auch die Lage ſeiner Mutter ſcheint ihn nicht zu affi-
ziren, und alle ſeine Umgebungen ſagen, daß er noch nie ſo heiter
geweſen ſey, wie gegenwärtig. Uebrigens behauptet man, daß er
ſo viel als möglich Geld zuſammenzuraffen ſuche, und es ins
Ausland ſchike. Die Prieſter benüzen ihren ganzen Einfluß, um
die Anhänglichkeit an Don Miguel bei dem Volke zu beſtärken.
Einer der eifrigſten Fidalgos, deſſen Haus immer mit Prieſtern
gefüllt iſt, erflehte kürzlich von Don Miguel in einer Petition die
Gunſt, ihn zum Henker zu ernennen, damit er alle Malha-
dos (Konſtitutionelle) aufknüpfen könne. Dieſer Enthuſias-
mus ſezte ſelbſt Don Miguel in Erſtaunen, der ihm beſcheiden
antwortete, er wiſſe wohl, daß er von ſeinen Unterthanen geliebt
ſey, aber er könne doch nicht glauben, daß ihre Liebe ſo weit gehe.
Uebrigens würde er den Bittſteller beim Worte nehmen, wenn
das Wohl der Monarchie es erfordern ſollte.

Spanien.

Der Generalkapitain Caro iſt vor vier
Tagen zu Alcala geſtorben, wohin er nach dem Prozeſſe mit der

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Donnerſtag Nro. 14. 14 Januar 1830. Braſilien. — Portugal. (Brief.) — Spanien. (Brief.) — Großbritannien. — Frankreich. (Zuſammenberufang der Kammern. Schrei- ben aus Paris.) — Deutſchland. — Schweden. (Brief.) — Rußland. (Schreiben aus Odeſſa.) — Türkei. (Schreiben aus Trieſt.) — Beilage Nro. 14. Prozeß gegen das Morning-Journal. — Briefe aus London, Darmſtadt, Berlin. — Rußland. — Türkei. — An- kündigungen. Braſilien. Das zu Falmouth eingelaufene braſiliſche Paketboot der Sphinx brachte Zeitungen und Briefe aus Rio-Janeiro, die bis zum 27 Okt. reichen, und über das Eintreffen Ihrer Maj. der Kai- ſerin und der Königin Dona Maria zu Rio-Janeiro Folgendes enthalten: „Die Fregatte Maria Iſabella, Kapitain Greenfell, kam den 15 Okt. nach einer 45tägigen Ueberfahrt von Ports- mouth, mit dem Marquis v. Palma an Bord zu Rio an, und verkündigte die nahe Ankunft der beiden Prinzeſſinnen. Am fol- genden Tage erſchien die Fregatte Imperatriz, auf der ſich die Kaiſerin und die junge Königin befanden, vor dem Hafen. Der Kaiſer fuhr ihr auf einem Dampfboote entgegen. Die Zuſam- menkunft der drei erlauchten Perſonen war höchſt rührend. Die von dem Dampfboote ins Schlepptau genommene Fregatte Impe- ratriz ward von allen Forts begrüßt, und fuhr unter Begleitung der engliſchen und franzöſiſchen Fregatten Seringapatam und Ma- gicienne in den Hafen ein. Jedes der braſiliſchen Kriegsſchiffe feuerte hundert Kanonenſchüſſe ab. Am 17 Mittags ſtie- gen die Kaiſerin und die Königin bei dem Arſenale mit ihrem Gefolge unter dem Donner der Artillerie ans Land. Sie begaben ſich unmittelbar in die königliche Kapelle, wo die Trauungsceri- monie vollzogen ward. Die Prinzeſſinnen Töchter des Kaiſers verſahen dabei die Verrichtungen von Ehrendamen. Die Parade, und die verſchiedenen bei dieſem Anlaſſe ſtatt gefundenen Cerimo- nien boten das impoſanteſte Schauſpiel dar; der Enthuſiasmus ſtieg bei allen Klaſſen bis auf den höchſten Grad. Am Tage nach der Vermählung zeigte ſich die Kaiſerin dem Publikum. Eine Korvette ward vom Stapel gelaſſen und erhielt den Namen Ihrer Majeſtät. Der Adel, die Miniſter, die Offiziere der Landtruppen und der Marine wurden der Kaiſerin vorgeſtellt. Zur Feier eines ſo erſehnten und glüklichen Ereigniſſes errichtete der Kaiſer einen neuen Orden, unter dem Titel Roſenorden, wovon er ſelbſt Großmeiſter iſt, und der zur Belohnung für Dienſte, die ſowol von Einheimiſchen als Fremden Braſilien geleiſtet wurden, ver- theilt werden ſoll. In den Nächten des 16 und 17 Okt. waren die Stadt und die zahlreichen auf der Rhede verſammelten Schiffe prächtig illu- minirt. Die Kinder Don Pedro’s von ſeiner erſten Gemahlin wurden der neuen Souverainiu ſchon auf dem Verdeke der Fregatte Impe- ratriz vorgeſtellt. Man kan ſich kaum einen intereſſanteren Auf- tritt vorſtellen. Die junge Prinzeſſin ſchien aufs Tiefſte ergriffen, als ſie dem Kaiſer verſprach, ſeine Liebe und ſein Vertrauen durch eine gränzenloſe Hingebung für die Intereſſen ſeiner Kinder zu vergelten. Das Betragen und die Liebenswürdigkeit der Kaiſerin erregten lebhafte Bewunderung, und ſie genoß bereits die allge- meinſte Verehrung. Die Iſabella bekam Befehl ſich ſegelfertig zu halten, um die amtliche Nachricht von der Ankunft JJ. kai- ſerlichen und königlichen Majeſtäten und von der Feier der Ver- mählung nach Europa zu überbringen.“ Portugal. *Liſſabon, 23 Dec.Die Deſertion dauert unter den im Norden aufgeſtellten Truppen fort; auch ſpricht man von Aus- wanderungen reicher Privatleute, die bisher nur geblieben waren, um ihr Vermögen zu Geld zu machen, und es den Eingriffen Don Miguels zu entziehen. Eine der bedeutendſten Auswande- rungen iſt die des Generals Luis do Rego, der kaum noch ent- wiſchen konnte. Er ſoll ſich an der Spize von 50 Mann von der Beſazung von Viana geflüchtet und eingeſchift haben. Sein Er- ſcheinen unter den Truppen der Dona Maria muß ihnen neues Vertrauen einflößen, da er für einen der geſchikteſten und ent- ſchloſſenſten portugieſiſchen Offiziere gilt. — Die Krankheit der Königin Mutter nimmt einen ernſthaften Charakter an, und meh- rere Perſonen ihrer Umgebung glauben, daß ihr Ende nahe bevor- ſtehe. — Fünf der unglüklichen Arſenalsarbeiter, die ſich bei Don Miguel wegen Vorenthaltung ihres Lohns beſchwert hatten, wur- den vorgeſtern Nacht auf Befehl des Grafen Baſtos verhaſtet, und an Bord des Transportſchifs Oreſtes gebracht, wo man ihnen Ketten anlegte. Dieſes Schif, das noch andere Verurtheilte und Verbannte an Bord hat, ging ſogleich nach der Küſte von Afrika unter Segel. Dieſe fünf Unglüklichen haben ihre Frauen und 30 Kinder im ſchauderhafteſten Elend zurükgelaſſen. Bei allen dieſen Auftritten des Jammers uud den unverkennbaren Anzeigen der Abneigung aller Wohlgeſinnten, zeigt Don Miguel die ruhigſte Haltung. Auch die Lage ſeiner Mutter ſcheint ihn nicht zu affi- ziren, und alle ſeine Umgebungen ſagen, daß er noch nie ſo heiter geweſen ſey, wie gegenwärtig. Uebrigens behauptet man, daß er ſo viel als möglich Geld zuſammenzuraffen ſuche, und es ins Ausland ſchike. Die Prieſter benüzen ihren ganzen Einfluß, um die Anhänglichkeit an Don Miguel bei dem Volke zu beſtärken. Einer der eifrigſten Fidalgos, deſſen Haus immer mit Prieſtern gefüllt iſt, erflehte kürzlich von Don Miguel in einer Petition die Gunſt, ihn zum Henker zu ernennen, damit er alle Malha- dos (Konſtitutionelle) aufknüpfen könne. Dieſer Enthuſias- mus ſezte ſelbſt Don Miguel in Erſtaunen, der ihm beſcheiden antwortete, er wiſſe wohl, daß er von ſeinen Unterthanen geliebt ſey, aber er könne doch nicht glauben, daß ihre Liebe ſo weit gehe. Uebrigens würde er den Bittſteller beim Worte nehmen, wenn das Wohl der Monarchie es erfordern ſollte. Spanien. *Madrid, 26 Dec.Der Generalkapitain Caro iſt vor vier Tagen zu Alcala geſtorben, wohin er nach dem Prozeſſe mit der

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1830/1>, abgerufen am 21.11.2024.