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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924.

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Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
[Spaltenumbruch]
Politik und Leben.

In einer Sitzung des Reichstages sagte
Bismarck einmal: "Ich habe mich über-
zeugt, daß aus dem Zuschauerraum die
politische Welt anders aussieht, als wenn
man hinter die Kulissen tritt." Dieses Wort
fiel mir ein, als ich von der Duputierten-
kammer langsam nach Hause schlenderte
und das überlegte, was ich in der letzten
Sitzung und dann in den Couloirs des
Hauses gehört hatte. In der Sitzung war die
Interpellation Reynauds über
die Reparationen
und deren Sicher-
heit verhandelt worden. Das Gefühl
herrschte, daß mit allgemeinen patriotischen
Phrasen nicht mehr auszukommen sei und
wenn auch die Vertreter der Parteien bis
zur äußersten Linken versicherten, das ein-
mal unternommene Ruhrabenteuer müsse
durchgeführt werden, so lag doch innere Un-
sicherheit über dem Ganzen. Diejenigen, die
der Geist von Genua beherrscht, neigen
immer mehr zur Ansicht, daß die Frage so
rasch wie möglich gelöst werde, um die un-
bequemen Pfänder räumen zu können, die
anderen, die der Geist von Versailles be-
seelt, wünschen nach wie vor, daß ein eiser-
ner Vorhang das besetzte und unbesetzte
Deutschland von einander trenne -- ohne
Tür und auf möglichst lange Zeit. Zwischen
diesen Parteien schwankt der Kampf und
unser Schicksal hängt mehr oder weniger
von der politischen Lage in Paris ab.
Darüber dürfen wir uns nicht mit schönen
Redensarten hinwegtäuschen, sondern es
gilt genau zu beobachten, wachsam zu sein
und die Strömungen zu verfolgen.

Mein Weg begleitet die Seine, ich sehe
sie wachsen, das Hochwasser nimmt von
Minute zu Minute sichtbar zu, die Statue
des Zuaven an der Almabrücke wird zur
wichtigen Persönlichkeit, sie steht schon bis
zum Leib in der Flut und manche fragen
sich bereits, ob ebenso unerwartet wie die
Seine unterirdische politische Strömungen
emporsteigen können. Von diesen hatte man
hinter den Kulissen der Kammer nicht ge-
redet, sondern Anspielungen getauscht. In
Frankreich beginnt ein junger Prinz popu-
lär zu werden, der Prinzgemahl
Felix von Luxembourg-Bour-
bon
; die Zeitungen bringen sein Bild und
zeigen ihn, wie er das Fahnenband der aus
Luxemburg abziehenden Chasseurbesatzung
mit einem Orden schmückt. Man darf heute,
wo sich die seltsamsten Intrigen durch
Europa ziehen, kleine Zeichen nicht außer
acht lassen und soll namentlich in den Re-
publiken nicht versäumen, ab und zu den
"Gotha" zu Rat zu ziehen. Prinz Felix ist
mit allen Häusern verwandt, die verloren
haben und hoffen, die Politik Frankreichs
aber, wennn sie sich einmal von ihren blind-
wütenden Zerstörungsabsichten Deutschland
gegenüber befreit -- und das wird sie, so
bald mit Poincare die ausgesprochene Vor-
herrschaft der Schwerindustrie das Ver-
trauen verliert --, diese Politik muß
[Spaltenumbruch] logischerweise den historischen Kampf auf-
nehmen für eine sichere Handels-
und Wirtschaftsverbindung mit
dem Orient
, die auf politischer
Basis
beruht. Hier gibt es aber nur drei
Wege: der nördliche über Rußland ist ver-
schlossen, der südliche über den Kanal von
Suez ist in den Händen Englands und die
Antipathien zwischen beiden Verbündeten
sind in stetigem Wachsen, wenn auch die Ge-
schicklichkeit der beiderseitigen Diplomaten
noch für längere Zeit einen Bruch vermei-
den wird. Der dritte Weg führt aber die
Donau hinunter über die Tür-
kei
. Sich diesen Weg durch Bündnisse und
staatliche Neuschöpfungen zu sichern, gehört
zu jenen bedeutungsvollen Aufgaben, die
Frankreichs Außenpolitik orientieren und
gleichzeitig dank der geographischen Lage
unsere Lebensinteressen stark berühren.

Allzusehr mit der eigenen Not beschäftigt,
übersieht man in Deutschland zu leicht die
Geschehnisse des Auslands und isoliert sich
dadurch noch mehr als nötig. Dieses Gefühl
habe ich seit längerem, wenn ich deutsche
Zeitungen lese. Die große Linie geht ver-
loren und die Politiker sehen nicht, daß sich
ohne ihre Beteiligung die größten Han-
delswege
öffnen, wie jener, der Afrika
durchquert vom Niger bis zum At-
lantischen Ozean
, und dessen Schie-
nenstrang über zweitausend Kilometer mißt.
Er ist vom französischen Kolonialministe-
rium am 1. Januar feierlich eröffnet vor-
den. Einige Tage vor diesem welthistori-
schen Ereignisse fand in der Sorbonne eine
Festsitzung statt zum fünfundzwanzigjähri-
gen Jubiläum der Entdeckung des
Radiums
, eines Erzeugnisses, das den
Kulturzusammenhang auf unserer kleinen
Erde noch deutlicher macht. "Ganz Paris"
nahm an der Feier teil.

Aber ist das Interesse an Wissenschaft,
an Literatur und Kunst noch so groß wie
früher, wenn man sich auch zu derartigen
Sitzungen drängt? -- Scheinbar nicht, denn
der Direktor der Nationalbiblio-
thek
hat eine betrübende Statistik aufge-
stellt. Die Zahl der Besucher hat so stark
abgenommen, daß der Gedanke auftaucht,
den Lesesaal zu schließen, denn auch die vor-
handenen Besucher verlangen merkwürdig
wenig Bücher, daß es so scheint, als ob ihn
viele nur als Wärmestube benützen. -- Als
Wärmestube im Lande des Sieges? höre ich
fragen. Gewiß, das Leben wird von Tag
zu Tag teurer, lehrreich sind die Preise,
von denen die Zeitungen täglich sprechen,
Brot, Straßenbahn, Omnibus, Untergrund-
bahn, alles erhöht und macht den Fran-
zosen, die an sich leidenschaftlich sparsam
sind, das Leben schwer. Diesen Verhältnissen
angepaßt hat sich auch das neue Sam-
melobjekt
, das die Mode des Tages bil-
det. Briefmarken, Postkarten ... außer
Mode. Streichholzschachteln sind an der
Tagesordnung, da sind schwedische, mit Ab-
bildungen berühmter Gebäude, englische und
kanadische mit dem praktischen Ratschlag.
"spielt nicht mit dem Feuer", da sind schließ-
lich russische mit einer Karte von England
[Spaltenumbruch] darauf, rot gezeichnet mit einer Sowjet-
fahne in der Mitte. "Das wird unsere
Freunde jenseits des Kanals nicht gerade
freuen", meinte ein Franzose mit schaden-
frohem Lächeln, der gerade ein solches Sam-
melobjekt erstanden hatte.



Föderalistische Ausgestaltung
der Reichsverfassung
*)

(Vgl. Nr. 5 und 8 der "Allg. Zeitg.")
VII.

Unter den einzelnen Abänderungsvorschlägen der
Denkschrift der bayerischen Regierung nehmen den
breitesten Raum jene ein, die auf Erweiterung
der Selbständigkeit der Einzelstaaten

abzielen. Sie sind offenbart so gegliedert, wie es
sich aus der Verteilung der Arbeit auf die einzelnen
Ressortministerien ergab. Weniger bedeutsam ist,
daß dabei die Systematik zu kurz kommt; aber es
treten auch direkte Widersprüche zutage.

So wird beispielsweise in dem allgemeinen Ab-
schnitt "Gesetzgebung" gegen die sogenannte
Grundsatzgesetzgebung des Reichs Front
gemacht, während in dem Abschnitt "Finanz-
wesen" und "Kulturpolitik usw." die reichsrecht-
liche Feststellung gewisser einheitlicher Grundsätze
gut geheißen wird. Und in der Tat ist gerade
der Gedanke der Grundsatzgesetzgebung des Reiches
bei taktvollem Gebrauch vom bundesstaatlichen
Standpunkt aus sehr ersprießlich, da er es auf einem
viel einfacheren Wege als dem einer Vereinbarung
sämtlicher Landesregierungen, dessen Beschreitung
am Eigensinn oder der parteipolitischen Einstellung
einer einzigen scheitern kann, ermöglicht, für das
ganze Reichsgebiet gewisse notwendig einheitliche
Grundregeln festzustellen, deren sorgfältige Anpassung
an die regionalen Bedürfnisse unbedenklich der
Landesgesetzgebung überlassen werden kann. Gewiß
ist es richtig, daß das als Beispiel herausgegriffene
Bodenrecht für eine solche Rahmengesetzgebung
wenig geeignet ist und daß auch sonst in der neueren
Reichsgesetzgebung häufig der Begriff des Grund-
sätzlichen allzuweit ausgedehnt wurde. Aber gegen
solche Überspannungen wird durch die später zu
erörternde Erweiterung der Befugnisse des Reichs-
rats am besten Vorsorge getroffen. Ja, wenn man
dieses entscheidende Moment mit berücksichtigt, wird
man gerade der Erweiterung der Reichs-
rahmengesetzgebung
auf Kosten des unbe-
schränkten Vorrechts der Reichslegislative in der sog.
konkurrierenden Gesetzgebung des
Art
. 7 das Wort reden dürfen. Vielleicht ließe
sich auf diesem Wege auch ein Ausgleich in Bezug
auf die Fremdenpolizei erreichen, auf welchem
Gebiete die bayerische Regierung sogar hinter den
Rechtszustand des Jahres 1871 zurückgehen will.
Auch die mit Recht bemängelte Kategorie der sog.
Bedarfsgesetzgebung wird zweckmäßiger
Weise dem Gedanken der Rahmengesetzge-
bung
geopfert werden können.

Gesetzestechnisch zu begrüßen ist jedenfalls der
Vorschlag, daß Verfassungsänderungen
als solche irgendwie formell kenntlich zu machen
sind, wie dies bewährter bayerischer Übung ent-
spricht. Daß hiefür in jedem Fall die Änderung
des Textes der Verfassungsurkunde selbst notwendig
und zweckmäßig wäre, mag dahingestellt bleiben.

Einen Rückschritt gegenüber der Verfassung von
1871 stellt es wiederum dar, wenn die Beseitigung
der sog. selbständigen Reichsaufsicht in
den Fällen, in denen das Reich von seinem Gesetz-
gebungsrecht noch keinen Gebrauch gemacht hat, so-
wie die Beseitigung des Rechtes, Reichskom-
missarien
zu den Landesregierungen und mit
deren Zustimmung zu den unteren Behörden
zu entsenden, gefordert wird. Die Erfahrungen
seit 1919 haben im Gegemeil bewiesen, daß
[Spaltenumbruch] solche Eingriffe in den Bereich der Länder
unter Umständen nicht zu entbehren sind. Die
Möglichkeit der Länder, den Staatsgerichtshof zu
ihrem Schutze anzurufen, bietet doch eine starke
Gewähr gegen Übergriffe. Dagegen könnte man
auch auf diesem Gebiete eine gewisse Mitwirkung
des Reichsrats ins Auge fassen.

Eine Verfassungsfrage allerersten Ranges ist die
Forderung nach gänzlicher Beseitigung
der Normativvorschrift des Art. 17
über die Landesverfassungen
. Die
einfache Berufung auf die Verfassungsautonomie
als notwendigen Bestandteil der Eigenstaatlich-
keit der Länder geht auf den Kern des Pro-
blems nicht ein. Vielleicht wollte die Denkschrift
diese intrikaten Fragen absichtlich nicht aufrühren.
Um was es sich handelt, kann wohl aus meinen
ganz kurzen Andeutungen in der Juristenzeitung
über die Uniformierung der Landes-
verfassungen
entnommen werden. "Ein
gewisses Gleichmaß ist hier schlechthin unvermeid-
lich, soll die Reichseinheit nicht den allergrößten
Gefahren ausgesetzt werden. Zwischen der kon-
stitutionellen Monarchie in einem Lande und der
Räterepublik im Nachbarstaate beispielweise müßte
es notgedrungen zum Kampf auf Leben und
Tod kommen. Die Bismarcksche Verfassung konnte
bei der monarchisch-aristokratischen Struktur aller
Gliedstaaten ausdrücklicher Bestimmungen über
Staats- und Regierungsform entbehren. Gleichwohl
ging der Bundesrat unbedenklich so weit, der ver-
fassungsmäßigen Dynastie in Braunschweig die
Thronbesteigung nur aus dem Grunde zu ver-
wehren, weil das Haus Cumberland mit den
Hohenzollern in einem unausgeglichenen Gegensatz
stand. Daher wird sich der Art. 17 R.-V., soweit er
freistaatliche Verfassung mit parlamentarisch-demo-
kratischer Regierung und breitem Volkswahlrecht
vorsieht, nicht beseitigen lassen. Anders steht es mit
den Einzelheiten; insbesondere wäre es denkbar, das
Wahlrecht wieder auf die Landesangehörigen zu be-
schränken oder die Zulässigkeit einer zweiten Kammer
außer Zweifei zu stellen. Die Schaffung eines
selbständigen Staatspräsidenten ist schon nach gelten-
dem Recht nicht ausgeschlossen, sofern die ministerielle
Gegenzeichnung vorgesehen wird."

Aus dem eben Gesagten geht hervor, daß der
Verfasser die Bedenken der bayerischen Regierung
gegen die in Art. 110 vorgenommene Gleich-
stellung der landfremden Reichsan-
gehörigen mit den Landesangehöri-
gen auch in Bezug auf politische Rechte

teilt. Das Gleiche gilt von den Bestimmungen des
Art. 18 über das Eingriffsrecht des Reichs
in
die Gebietsgewalt der Länder, in
welchem Punkt die Forderung der größten baye-
rischen Partei nach Beschleunigung der Aufteilung
Preußens nicht übernommen wird, ferner von der
Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung
der Befugnisse der Untersuchungs-
ausschüsse des Reichstags
zur Verhinde-
rung von Einmischungen in die Angelegenheiten der
Länder.

Bleibt aus dem Kapitel "Innere Verwaltung und
Verfassungswesen" noch der Art. 48. Hier wird der
Alternativvorschlag gemacht, entweder dem früheren
-- nicht verfassungsrechtlich gesicherten -- Zustand
entsprechend, Bayern den Ausnahmebefugnissen des
Reichs ganz zu entziehen, oder diese primär auf die
Länder zu übertragen und das Eingreifen des
Reichspräsidenten auf den Fall der Untätigkeit der
Landesregierung zu beschränken.

Die zweite Alternative würde für die außerbaye-
rischen Reichsteile ein Zurückgehen hinter die Rechts-
lage von 1871 bedeuten. Dabei erscheint es zum
mindesten fraglich, ob nicht in Bezug auf die er-
wartete Vermeidung von Konfliktsmöglichkeiten, die
allerdings im Verhältnis zwischen Bayern und dem
Reich gerade aus diesem Anlaß beinahe chronisch ge-
worden sind, nur eine zeitliche Verschiebung herbei-
geführt werden würde. Um dieses unsicheren Er-
folges willen wird man das primäre Einschreiten
der Reichsorgane nicht leicht opfern wollen. Da-
gegen ist es allerdings ernstlich zu erwägen, ob nicht
im Falle bereits erfolgten Eingreifens der Landes-
regierung bei Gefahr im Verzug, an dessen Zulässig-
keit unbedingt festgehalten werden muß, Änderungen
durch den Reichspräsidenten nur mit Zustimmung
des Reichsrats Platz greifen dürfen. Auch sonst
empfiehlt es sich, übereinstimmend mit der Denk-



[Spaltenumbruch]
Gast an der Oper.

Irene Eden sang die
Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos" als
Gast. Ihr Spiel ist mehr als routiniert, es ist voll
Einfall und Lebendigkeit prickelnd, graziös; es hat
Welt -- wie man das früher nannte. Auch stimmlich
ist mit "große Routine" lange nicht genug gesagt.
Irene Eden besitzt die absolute selbstverständliche Si-
cherheit, die nur hochmusikalische und wirklich bühnen-
begabte Künstler haben. Sie bewegt sich stimmlich und
körperlich mit derselben Gewandtheit. Ihr Mate-
rial ist klar, sauber; manchmal entbehrt man wär-
mende Fülle. Schade, daß sie in den nun wirklich bis
ans Aeußerste der Leistungsfähigkeit gehenden Partien
der Zerbinetta forcierte. So erhielt ihre Stimme oft
etwas Schrilles, Hartes, das ihr bei naürlichem Vor-
trag nicht anhaftet. Sie fügte sich in die Soubretten-
Rolle meisterhaft ein -- obwohl ihr Dramatisches
noch besser liegen dürfte.

Es war wohltuend, solche Gestaltung sehen und hö-
ren zu können. Mit dieser Klasse sind wir hier wirk-
lich nicht mehr verwöhnt, seitdem unsere paar ersten
Kräfte andauernd beurlaubt sind.

Wäre es nicht möglich, Irene Eden dauernd
herzuziehen? Wir besitzen ja als Koloratursängerin
nur eine Soubrette, und die ist, wie gesagt, nie hier.
Neben ihr noch eine dramatische, das wäre schon sehr
wünschenswert!

Robert Koch über die Schlafkrankheit.

Die
"Deutsche medizinische Wochenschrift" beginnt in
ihrer neuesten Nummer, mit der sie den 50. Jahr-
gang ihres Erscheinens eröffnet, den Abdruck des
Tagebuches, das Robert Koch während seiner
ersten Forschungsreise nach Deutsch-Ostafrika
im Jahre 1906-07 geführt hat. Eingeleitet wird
die Veröffentlichung durch Erläuterungen von
Prof. Dr. Kleine, der Koch auf der Expedition
begleitete und jetzt von seiner erfolgreichen Er-
probung des "Bayer 205" bei der Bekämpfung
der Schlafkrankheit aus Afrika zurückgekehrt ist.
Die bisher voröffentlichten Notizen zeigen Koch
bei dem Fang der Fliegen, die die Erreger der
Schlafkrankheit übertragen, die man aber nie-
mals bisher an einem kranken Menschen oder
Tier infizieren konnte. Kleine hebt hervor, daß
in den Notizen, die Koch während der Expedition
[Spaltenumbruch] niederschrieb, alle Bemerkungen über Personen
fehlen. Koch äußerte einmal gesprächsweise, er
halte es für unrecht, und oft für das Zeichen
eines suspekten Charakters, in einem Tagebuche
Stimmungen und Verstimmungen niederzulegen
oder über Personen Werturteile abzugeben, die
sich auf irgendein Ereignis des Tages gründen.
Von sich selbst spricht Koch gar nicht. Dies ab-
sichtliche Zurückstellen der eigenen Person ist sehr
bemerkenswert bei einem Manne, der sich seines
Wertes durchaus bewußt war, und über äußere
Ehrungen jeder Art, die ihm zuteil wurden, sehr
gering dachte.

Der neue Shaw.

Der "Börsenkurier" berichtet
aus Neuyork: Das neue Stück Shaws, "St. Jo-
hanna", wurde hier im Guild-Theater zur Ur-
aufführung gebracht, und die amerikanische Re-
kordpsyche spricht sofort von dem "besten Stück"
Shaws. Da man hier ein Stück nur nach seiner
Wirkung auf das spezifisch amerikanische Publi-
kum und nicht nach seiner künstlerischen Struk-
tur beurteilt, so begeisterte man sich für die hi-
storische Treue des 15. Jahrhunderts, ausgedrückt
durch die Sprache des zwanzigsten, für die Hof-
ßene und den Dialog zwischen dem Earl of War-
wick und dem Bischof von Beauvais. Sehr interes-
sant ist auf jeden Fall die Zuspitzung des Stoffes
zu einer Antithese zwischen Frankreich und Eng-
land.

Das Stück dauerte vier Stunden. Shaw hatte
eine Kürzung mit den Worten abgelehnt, die
Leute würden sich durch sein Stück derart gefesselt
fühlen, daß sie an ihre Heimkehr vergessen wür-
den. Er hat auch recht behalten, obwohl ein bos-
hafter Theaterbesucher fand, Shaw habe mit den
letzten Worten, die er seine Heldin sprechen läßt:
"Wie lange, o Herr, wie lange!" ein nicht unbe-
denkliches Risiko gewagt.


Die Max Reger-Gesellschaft hielt am 20. De-
zember in Leipzig eine außerordentliche Mit-
gliederversammlung ab, die an Stelle der beiden
verhinderten Vorsitzenden von dem Schriftführer
Dr. Adolf Spemann geleitet wurde. Der
Schriftführer konnte über die überaus günstige
Entwicklung berichten, die die Ausbreitung der
[Spaltenumbruch] Regerschen Kunst und die Bestrebungen der Re-
ger-Gesellschaft in diesem Jahre genommen ha-
ben. Trotz der Ungunst der Zeiten ist die Mit-
gliederzahl auf etwa 1500 angewachsen. Es be-
stehen 9 Ortsgruppen; die Gründung von 6 wei-
teren ist im Gang. Die Aussprache mit dem Ver-
treter der soeben im Entstehen begriffenen Orts-
gruppe Berlin, Dr. Georg Stern, ergab vollstes
Einvernehmen und fruchtbare Gesichtspunkte für
das Zusammenwirken von Hauptgesellschaft und
Ortsgruppen. Die Vermögenslage ist durch den
Markverfall stark in Mitleidenschaft gezogen, so
daß der Gesellschaft hauptsächlich durch auslän-
dische Freunde über den kritischen Zeitpunkt hin-
weggeholfen wurde. Die Versammlung setzte den
Jahresbeitrag für 1924 auf 3 Goldmark fest und
genehmigte den vorläufigen Geschäftsbericht.
Das nächste Regerfest wird im Frühling 1924 in
Dresden unter der Leitung von Fritz Busch
stattfinden.

Kleine Nachrichten.
Auswärtig.
Weltausstellung in Kopenhagen.

Für den Plan,
eine Weltausstellung in Kopenhagen zu veranstal-
ten, sind in Dänemark die ersten Vorbereitungen
bereits getroffen worden. Die Ausstellung, deren
Zeitpunkt noch nicht feststeht, wird auf einem
großen Gelände in der Nähe der Hauptstadt er-
baut. Im März d. J. werden die großen Richt-
linien für die Weltausstellung festgelegt werden.


Ernst Krenek, einer der bedeu-
tendsten unter den jungen Komponisten, dessen
nahe Beziehung zum Hause Mahler vor
kurzem anläßlich seiner "Bearbeitung" der nach-
gelassenen 10. Symphonie, über die wir in Kürze
näheres berichten werden, durch die Presse ging,
wird sich in den nächsten Tagen mit Gustav
Mahlers Tochter Anna vermählen, und dann
nach Winterthur übersiedeln, wo ihm ein ruhiges
und ungestörtes Arbeiten ermöglicht werden
wird. Krenek hat vor wenigen Tagen die Kom-
position von Kokoschkas "Orpheus und
Euridike"
vollendet. Seine Oper "Sprung
[Spaltenumbruch] über den Schatten" kommt im März in Frank-
furt a. M. zur Uraufführung, die ßenische Kan-
tate "Zwingburg" um dieselbe Zeit in Bochum.


Sibylle Binder hat ihren Vertrag mit der
"Truppe" gelöst und wird künftig teils in Wien
an Max Reinhardts Theater in der Josephstadt,
teils in Berlin am Deutschen Theater tätig sein.

München.
Dienstag, den 15. Januar:

"Museum" (8): Erster
Abend für den Mittelstand: Konzert.
Ausfüh-
rende
: Philippine Landshoff (Sopran), Dr. L.
Landshoff und Prof. Wolfgang Ruoff (Klapier), das
Münchener Bläserquintett
(Koleve, Uf-
finger, Wagner, Nöth, Baumeister). Programm:
K. Ph. Em. Bach, Sonate A-moll für Flöte allein.
Mozart, Klaviersonate Es-Dur. Joh. Chr. Bach,
Arie mit obligater Flöte, Konzerßene mit obligater
Oboe. Mozart, Bläserquintett.

Sitzplätze 60 Pfennige, Stehplätze 30 Pfennige.

Eintrittskarten bei Alfr. Schmid Nachf., Residenz-
straße 7, und Otto Halbreiter, Promenadeplatz 16.

Siehe Inserat auf letzter Seite der "Allg. Ztg."


Im Laufe des Monats Januar werden vom
Staatsschauspiel zwei bisher an den Staatstheatern
noch nicht aufgeführte Werke der klassischen Lustspiel-
Literatur gegeben, und zwar am 19. Januar im
Prinzregententheater Johann Nestroys
Posse "Titus Feuerfuchs oder Der Calisman" (In-
ßenierung: Joseph Geis), und am 24. Januar im
Residenztheater Shakespeares Lustspiel "Die
lustigen Weiber von Windsor" (Inßenierung: Erwin
Faber).

Münchener Schauspielhaus.

Es sei nochmals
darauf hingewiesen, daß die Aufführungen an
Dienstagen und Freitagen abends 1/28 Uhr bis
auf weiteres zu halben Preisen stattfinden.

Als nächste Neuinßenierung geht am Diens-
tag, den 15. Januar 1924, abends 71/2 Uhr, Ibsens
Familiendrama "Gespenster" in Szene.

Es sind beschäftigt die Damen Huch und
Götz und die Herren Noller, Wüstenha-
gen
und Gerhard. Die Regie führt Herr
Rudolf Hoch.

*) In Nr. 8 ist ein sinnstörender Druckfehler
unterlaufen. Statt "stärkstlatenten" soll es heißen
"stärkstbetonten Föderalismus".
Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
[Spaltenumbruch]
Politik und Leben.

In einer Sitzung des Reichstages ſagte
Bismarck einmal: „Ich habe mich über-
zeugt, daß aus dem Zuſchauerraum die
politiſche Welt anders ausſieht, als wenn
man hinter die Kuliſſen tritt.“ Dieſes Wort
fiel mir ein, als ich von der Duputierten-
kammer langſam nach Hauſe ſchlenderte
und das überlegte, was ich in der letzten
Sitzung und dann in den Couloirs des
Hauſes gehört hatte. In der Sitzung war die
Interpellation Reynauds über
die Reparationen
und deren Sicher-
heit verhandelt worden. Das Gefühl
herrſchte, daß mit allgemeinen patriotiſchen
Phraſen nicht mehr auszukommen ſei und
wenn auch die Vertreter der Parteien bis
zur äußerſten Linken verſicherten, das ein-
mal unternommene Ruhrabenteuer müſſe
durchgeführt werden, ſo lag doch innere Un-
ſicherheit über dem Ganzen. Diejenigen, die
der Geiſt von Genua beherrſcht, neigen
immer mehr zur Anſicht, daß die Frage ſo
raſch wie möglich gelöſt werde, um die un-
bequemen Pfänder räumen zu können, die
anderen, die der Geiſt von Verſailles be-
ſeelt, wünſchen nach wie vor, daß ein eiſer-
ner Vorhang das beſetzte und unbeſetzte
Deutſchland von einander trenne — ohne
Tür und auf möglichſt lange Zeit. Zwiſchen
dieſen Parteien ſchwankt der Kampf und
unſer Schickſal hängt mehr oder weniger
von der politiſchen Lage in Paris ab.
Darüber dürfen wir uns nicht mit ſchönen
Redensarten hinwegtäuſchen, ſondern es
gilt genau zu beobachten, wachſam zu ſein
und die Strömungen zu verfolgen.

Mein Weg begleitet die Seine, ich ſehe
ſie wachſen, das Hochwaſſer nimmt von
Minute zu Minute ſichtbar zu, die Statue
des Zuaven an der Almabrücke wird zur
wichtigen Perſönlichkeit, ſie ſteht ſchon bis
zum Leib in der Flut und manche fragen
ſich bereits, ob ebenſo unerwartet wie die
Seine unterirdiſche politiſche Strömungen
emporſteigen können. Von dieſen hatte man
hinter den Kuliſſen der Kammer nicht ge-
redet, ſondern Anſpielungen getauſcht. In
Frankreich beginnt ein junger Prinz popu-
lär zu werden, der Prinzgemahl
Felix von Luxembourg-Bour-
bon
; die Zeitungen bringen ſein Bild und
zeigen ihn, wie er das Fahnenband der aus
Luxemburg abziehenden Chaſſeurbeſatzung
mit einem Orden ſchmückt. Man darf heute,
wo ſich die ſeltſamſten Intrigen durch
Europa ziehen, kleine Zeichen nicht außer
acht laſſen und ſoll namentlich in den Re-
publiken nicht verſäumen, ab und zu den
„Gotha“ zu Rat zu ziehen. Prinz Felix iſt
mit allen Häuſern verwandt, die verloren
haben und hoffen, die Politik Frankreichs
aber, wennn ſie ſich einmal von ihren blind-
wütenden Zerſtörungsabſichten Deutſchland
gegenüber befreit — und das wird ſie, ſo
bald mit Poincare die ausgeſprochene Vor-
herrſchaft der Schwerinduſtrie das Ver-
trauen verliert —, dieſe Politik muß
[Spaltenumbruch] logiſcherweiſe den hiſtoriſchen Kampf auf-
nehmen für eine ſichere Handels-
und Wirtſchaftsverbindung mit
dem Orient
, die auf politiſcher
Baſis
beruht. Hier gibt es aber nur drei
Wege: der nördliche über Rußland iſt ver-
ſchloſſen, der ſüdliche über den Kanal von
Suez iſt in den Händen Englands und die
Antipathien zwiſchen beiden Verbündeten
ſind in ſtetigem Wachſen, wenn auch die Ge-
ſchicklichkeit der beiderſeitigen Diplomaten
noch für längere Zeit einen Bruch vermei-
den wird. Der dritte Weg führt aber die
Donau hinunter über die Tür-
kei
. Sich dieſen Weg durch Bündniſſe und
ſtaatliche Neuſchöpfungen zu ſichern, gehört
zu jenen bedeutungsvollen Aufgaben, die
Frankreichs Außenpolitik orientieren und
gleichzeitig dank der geographiſchen Lage
unſere Lebensintereſſen ſtark berühren.

Allzuſehr mit der eigenen Not beſchäftigt,
überſieht man in Deutſchland zu leicht die
Geſchehniſſe des Auslands und iſoliert ſich
dadurch noch mehr als nötig. Dieſes Gefühl
habe ich ſeit längerem, wenn ich deutſche
Zeitungen leſe. Die große Linie geht ver-
loren und die Politiker ſehen nicht, daß ſich
ohne ihre Beteiligung die größten Han-
delswege
öffnen, wie jener, der Afrika
durchquert vom Niger bis zum At-
lantiſchen Ozean
, und deſſen Schie-
nenſtrang über zweitauſend Kilometer mißt.
Er iſt vom franzöſiſchen Kolonialminiſte-
rium am 1. Januar feierlich eröffnet vor-
den. Einige Tage vor dieſem welthiſtori-
ſchen Ereigniſſe fand in der Sorbonne eine
Feſtſitzung ſtatt zum fünfundzwanzigjähri-
gen Jubiläum der Entdeckung des
Radiums
, eines Erzeugniſſes, das den
Kulturzuſammenhang auf unſerer kleinen
Erde noch deutlicher macht. „Ganz Paris“
nahm an der Feier teil.

Aber iſt das Intereſſe an Wiſſenſchaft,
an Literatur und Kunſt noch ſo groß wie
früher, wenn man ſich auch zu derartigen
Sitzungen drängt? — Scheinbar nicht, denn
der Direktor der Nationalbiblio-
thek
hat eine betrübende Statiſtik aufge-
ſtellt. Die Zahl der Beſucher hat ſo ſtark
abgenommen, daß der Gedanke auftaucht,
den Leſeſaal zu ſchließen, denn auch die vor-
handenen Beſucher verlangen merkwürdig
wenig Bücher, daß es ſo ſcheint, als ob ihn
viele nur als Wärmeſtube benützen. — Als
Wärmeſtube im Lande des Sieges? höre ich
fragen. Gewiß, das Leben wird von Tag
zu Tag teurer, lehrreich ſind die Preiſe,
von denen die Zeitungen täglich ſprechen,
Brot, Straßenbahn, Omnibus, Untergrund-
bahn, alles erhöht und macht den Fran-
zoſen, die an ſich leidenſchaftlich ſparſam
ſind, das Leben ſchwer. Dieſen Verhältniſſen
angepaßt hat ſich auch das neue Sam-
melobjekt
, das die Mode des Tages bil-
det. Briefmarken, Poſtkarten ... außer
Mode. Streichholzſchachteln ſind an der
Tagesordnung, da ſind ſchwediſche, mit Ab-
bildungen berühmter Gebäude, engliſche und
kanadiſche mit dem praktiſchen Ratſchlag.
„ſpielt nicht mit dem Feuer“, da ſind ſchließ-
lich ruſſiſche mit einer Karte von England
[Spaltenumbruch] darauf, rot gezeichnet mit einer Sowjet-
fahne in der Mitte. „Das wird unſere
Freunde jenſeits des Kanals nicht gerade
freuen“, meinte ein Franzoſe mit ſchaden-
frohem Lächeln, der gerade ein ſolches Sam-
melobjekt erſtanden hatte.



Föderaliſtiſche Ausgeſtaltung
der Reichsverfaſſung
*)

(Vgl. Nr. 5 und 8 der „Allg. Zeitg.“)
VII.

Unter den einzelnen Abänderungsvorſchlägen der
Denkſchrift der bayeriſchen Regierung nehmen den
breiteſten Raum jene ein, die auf Erweiterung
der Selbſtändigkeit der Einzelſtaaten

abzielen. Sie ſind offenbart ſo gegliedert, wie es
ſich aus der Verteilung der Arbeit auf die einzelnen
Reſſortminiſterien ergab. Weniger bedeutſam iſt,
daß dabei die Syſtematik zu kurz kommt; aber es
treten auch direkte Widerſprüche zutage.

So wird beiſpielsweiſe in dem allgemeinen Ab-
ſchnitt „Geſetzgebung“ gegen die ſogenannte
Grundſatzgeſetzgebung des Reichs Front
gemacht, während in dem Abſchnitt „Finanz-
weſen“ und „Kulturpolitik uſw.“ die reichsrecht-
liche Feſtſtellung gewiſſer einheitlicher Grundſätze
gut geheißen wird. Und in der Tat iſt gerade
der Gedanke der Grundſatzgeſetzgebung des Reiches
bei taktvollem Gebrauch vom bundesſtaatlichen
Standpunkt aus ſehr erſprießlich, da er es auf einem
viel einfacheren Wege als dem einer Vereinbarung
ſämtlicher Landesregierungen, deſſen Beſchreitung
am Eigenſinn oder der parteipolitiſchen Einſtellung
einer einzigen ſcheitern kann, ermöglicht, für das
ganze Reichsgebiet gewiſſe notwendig einheitliche
Grundregeln feſtzuſtellen, deren ſorgfältige Anpaſſung
an die regionalen Bedürfniſſe unbedenklich der
Landesgeſetzgebung überlaſſen werden kann. Gewiß
iſt es richtig, daß das als Beiſpiel herausgegriffene
Bodenrecht für eine ſolche Rahmengeſetzgebung
wenig geeignet iſt und daß auch ſonſt in der neueren
Reichsgeſetzgebung häufig der Begriff des Grund-
ſätzlichen allzuweit ausgedehnt wurde. Aber gegen
ſolche Überſpannungen wird durch die ſpäter zu
erörternde Erweiterung der Befugniſſe des Reichs-
rats am beſten Vorſorge getroffen. Ja, wenn man
dieſes entſcheidende Moment mit berückſichtigt, wird
man gerade der Erweiterung der Reichs-
rahmengeſetzgebung
auf Koſten des unbe-
ſchränkten Vorrechts der Reichslegislative in der ſog.
konkurrierenden Geſetzgebung des
Art
. 7 das Wort reden dürfen. Vielleicht ließe
ſich auf dieſem Wege auch ein Ausgleich in Bezug
auf die Fremdenpolizei erreichen, auf welchem
Gebiete die bayeriſche Regierung ſogar hinter den
Rechtszuſtand des Jahres 1871 zurückgehen will.
Auch die mit Recht bemängelte Kategorie der ſog.
Bedarfsgeſetzgebung wird zweckmäßiger
Weiſe dem Gedanken der Rahmengeſetzge-
bung
geopfert werden können.

Geſetzestechniſch zu begrüßen iſt jedenfalls der
Vorſchlag, daß Verfaſſungsänderungen
als ſolche irgendwie formell kenntlich zu machen
ſind, wie dies bewährter bayeriſcher Übung ent-
ſpricht. Daß hiefür in jedem Fall die Änderung
des Textes der Verfaſſungsurkunde ſelbſt notwendig
und zweckmäßig wäre, mag dahingeſtellt bleiben.

Einen Rückſchritt gegenüber der Verfaſſung von
1871 ſtellt es wiederum dar, wenn die Beſeitigung
der ſog. ſelbſtändigen Reichsaufſicht in
den Fällen, in denen das Reich von ſeinem Geſetz-
gebungsrecht noch keinen Gebrauch gemacht hat, ſo-
wie die Beſeitigung des Rechtes, Reichskom-
miſſarien
zu den Landesregierungen und mit
deren Zuſtimmung zu den unteren Behörden
zu entſenden, gefordert wird. Die Erfahrungen
ſeit 1919 haben im Gegemeil bewieſen, daß
[Spaltenumbruch] ſolche Eingriffe in den Bereich der Länder
unter Umſtänden nicht zu entbehren ſind. Die
Möglichkeit der Länder, den Staatsgerichtshof zu
ihrem Schutze anzurufen, bietet doch eine ſtarke
Gewähr gegen Übergriffe. Dagegen könnte man
auch auf dieſem Gebiete eine gewiſſe Mitwirkung
des Reichsrats ins Auge faſſen.

Eine Verfaſſungsfrage allererſten Ranges iſt die
Forderung nach gänzlicher Beſeitigung
der Normativvorſchrift des Art. 17
über die Landesverfaſſungen
. Die
einfache Berufung auf die Verfaſſungsautonomie
als notwendigen Beſtandteil der Eigenſtaatlich-
keit der Länder geht auf den Kern des Pro-
blems nicht ein. Vielleicht wollte die Denkſchrift
dieſe intrikaten Fragen abſichtlich nicht aufrühren.
Um was es ſich handelt, kann wohl aus meinen
ganz kurzen Andeutungen in der Juriſtenzeitung
über die Uniformierung der Landes-
verfaſſungen
entnommen werden. „Ein
gewiſſes Gleichmaß iſt hier ſchlechthin unvermeid-
lich, ſoll die Reichseinheit nicht den allergrößten
Gefahren ausgeſetzt werden. Zwiſchen der kon-
ſtitutionellen Monarchie in einem Lande und der
Räterepublik im Nachbarſtaate beiſpielweiſe müßte
es notgedrungen zum Kampf auf Leben und
Tod kommen. Die Bismarckſche Verfaſſung konnte
bei der monarchiſch-ariſtokratiſchen Struktur aller
Gliedſtaaten ausdrücklicher Beſtimmungen über
Staats- und Regierungsform entbehren. Gleichwohl
ging der Bundesrat unbedenklich ſo weit, der ver-
faſſungsmäßigen Dynaſtie in Braunſchweig die
Thronbeſteigung nur aus dem Grunde zu ver-
wehren, weil das Haus Cumberland mit den
Hohenzollern in einem unausgeglichenen Gegenſatz
ſtand. Daher wird ſich der Art. 17 R.-V., ſoweit er
freiſtaatliche Verfaſſung mit parlamentariſch-demo-
kratiſcher Regierung und breitem Volkswahlrecht
vorſieht, nicht beſeitigen laſſen. Anders ſteht es mit
den Einzelheiten; insbeſondere wäre es denkbar, das
Wahlrecht wieder auf die Landesangehörigen zu be-
ſchränken oder die Zuläſſigkeit einer zweiten Kammer
außer Zweifei zu ſtellen. Die Schaffung eines
ſelbſtändigen Staatspräſidenten iſt ſchon nach gelten-
dem Recht nicht ausgeſchloſſen, ſofern die miniſterielle
Gegenzeichnung vorgeſehen wird.“

Aus dem eben Geſagten geht hervor, daß der
Verfaſſer die Bedenken der bayeriſchen Regierung
gegen die in Art. 110 vorgenommene Gleich-
ſtellung der landfremden Reichsan-
gehörigen mit den Landesangehöri-
gen auch in Bezug auf politiſche Rechte

teilt. Das Gleiche gilt von den Beſtimmungen des
Art. 18 über das Eingriffsrecht des Reichs
in
die Gebietsgewalt der Länder, in
welchem Punkt die Forderung der größten baye-
riſchen Partei nach Beſchleunigung der Aufteilung
Preußens nicht übernommen wird, ferner von der
Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung
der Befugniſſe der Unterſuchungs-
ausſchüſſe des Reichstags
zur Verhinde-
rung von Einmiſchungen in die Angelegenheiten der
Länder.

Bleibt aus dem Kapitel „Innere Verwaltung und
Verfaſſungsweſen“ noch der Art. 48. Hier wird der
Alternativvorſchlag gemacht, entweder dem früheren
— nicht verfaſſungsrechtlich geſicherten — Zuſtand
entſprechend, Bayern den Ausnahmebefugniſſen des
Reichs ganz zu entziehen, oder dieſe primär auf die
Länder zu übertragen und das Eingreifen des
Reichspräſidenten auf den Fall der Untätigkeit der
Landesregierung zu beſchränken.

Die zweite Alternative würde für die außerbaye-
riſchen Reichsteile ein Zurückgehen hinter die Rechts-
lage von 1871 bedeuten. Dabei erſcheint es zum
mindeſten fraglich, ob nicht in Bezug auf die er-
wartete Vermeidung von Konfliktsmöglichkeiten, die
allerdings im Verhältnis zwiſchen Bayern und dem
Reich gerade aus dieſem Anlaß beinahe chroniſch ge-
worden ſind, nur eine zeitliche Verſchiebung herbei-
geführt werden würde. Um dieſes unſicheren Er-
folges willen wird man das primäre Einſchreiten
der Reichsorgane nicht leicht opfern wollen. Da-
gegen iſt es allerdings ernſtlich zu erwägen, ob nicht
im Falle bereits erfolgten Eingreifens der Landes-
regierung bei Gefahr im Verzug, an deſſen Zuläſſig-
keit unbedingt feſtgehalten werden muß, Änderungen
durch den Reichspräſidenten nur mit Zuſtimmung
des Reichsrats Platz greifen dürfen. Auch ſonſt
empfiehlt es ſich, übereinſtimmend mit der Denk-



[Spaltenumbruch]
Gaſt an der Oper.

Irene Eden ſang die
Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ als
Gaſt. Ihr Spiel iſt mehr als routiniert, es iſt voll
Einfall und Lebendigkeit prickelnd, graziös; es hat
Welt — wie man das früher nannte. Auch ſtimmlich
iſt mit „große Routine“ lange nicht genug geſagt.
Irene Eden beſitzt die abſolute ſelbſtverſtändliche Si-
cherheit, die nur hochmuſikaliſche und wirklich bühnen-
begabte Künſtler haben. Sie bewegt ſich ſtimmlich und
körperlich mit derſelben Gewandtheit. Ihr Mate-
rial iſt klar, ſauber; manchmal entbehrt man wär-
mende Fülle. Schade, daß ſie in den nun wirklich bis
ans Aeußerſte der Leiſtungsfähigkeit gehenden Partien
der Zerbinetta forcierte. So erhielt ihre Stimme oft
etwas Schrilles, Hartes, das ihr bei naürlichem Vor-
trag nicht anhaftet. Sie fügte ſich in die Soubretten-
Rolle meiſterhaft ein — obwohl ihr Dramatiſches
noch beſſer liegen dürfte.

Es war wohltuend, ſolche Geſtaltung ſehen und hö-
ren zu können. Mit dieſer Klaſſe ſind wir hier wirk-
lich nicht mehr verwöhnt, ſeitdem unſere paar erſten
Kräfte andauernd beurlaubt ſind.

Wäre es nicht möglich, Irene Eden dauernd
herzuziehen? Wir beſitzen ja als Koloraturſängerin
nur eine Soubrette, und die iſt, wie geſagt, nie hier.
Neben ihr noch eine dramatiſche, das wäre ſchon ſehr
wünſchenswert!

Robert Koch über die Schlafkrankheit.

Die
„Deutſche mediziniſche Wochenſchrift“ beginnt in
ihrer neueſten Nummer, mit der ſie den 50. Jahr-
gang ihres Erſcheinens eröffnet, den Abdruck des
Tagebuches, das Robert Koch während ſeiner
erſten Forſchungsreiſe nach Deutſch-Oſtafrika
im Jahre 1906-07 geführt hat. Eingeleitet wird
die Veröffentlichung durch Erläuterungen von
Prof. Dr. Kleine, der Koch auf der Expedition
begleitete und jetzt von ſeiner erfolgreichen Er-
probung des „Bayer 205“ bei der Bekämpfung
der Schlafkrankheit aus Afrika zurückgekehrt iſt.
Die bisher voröffentlichten Notizen zeigen Koch
bei dem Fang der Fliegen, die die Erreger der
Schlafkrankheit übertragen, die man aber nie-
mals bisher an einem kranken Menſchen oder
Tier infizieren konnte. Kleine hebt hervor, daß
in den Notizen, die Koch während der Expedition
[Spaltenumbruch] niederſchrieb, alle Bemerkungen über Perſonen
fehlen. Koch äußerte einmal geſprächsweiſe, er
halte es für unrecht, und oft für das Zeichen
eines ſuſpekten Charakters, in einem Tagebuche
Stimmungen und Verſtimmungen niederzulegen
oder über Perſonen Werturteile abzugeben, die
ſich auf irgendein Ereignis des Tages gründen.
Von ſich ſelbſt ſpricht Koch gar nicht. Dies ab-
ſichtliche Zurückſtellen der eigenen Perſon iſt ſehr
bemerkenswert bei einem Manne, der ſich ſeines
Wertes durchaus bewußt war, und über äußere
Ehrungen jeder Art, die ihm zuteil wurden, ſehr
gering dachte.

Der neue Shaw.

Der „Börſenkurier“ berichtet
aus Neuyork: Das neue Stück Shaws, „St. Jo-
hanna“, wurde hier im Guild-Theater zur Ur-
aufführung gebracht, und die amerikaniſche Re-
kordpſyche ſpricht ſofort von dem „beſten Stück“
Shaws. Da man hier ein Stück nur nach ſeiner
Wirkung auf das ſpezifiſch amerikaniſche Publi-
kum und nicht nach ſeiner künſtleriſchen Struk-
tur beurteilt, ſo begeiſterte man ſich für die hi-
ſtoriſche Treue des 15. Jahrhunderts, ausgedrückt
durch die Sprache des zwanzigſten, für die Hof-
ſzene und den Dialog zwiſchen dem Earl of War-
wick und dem Biſchof von Beauvais. Sehr intereſ-
ſant iſt auf jeden Fall die Zuſpitzung des Stoffes
zu einer Antitheſe zwiſchen Frankreich und Eng-
land.

Das Stück dauerte vier Stunden. Shaw hatte
eine Kürzung mit den Worten abgelehnt, die
Leute würden ſich durch ſein Stück derart gefeſſelt
fühlen, daß ſie an ihre Heimkehr vergeſſen wür-
den. Er hat auch recht behalten, obwohl ein bos-
hafter Theaterbeſucher fand, Shaw habe mit den
letzten Worten, die er ſeine Heldin ſprechen läßt:
„Wie lange, o Herr, wie lange!“ ein nicht unbe-
denkliches Riſiko gewagt.


Die Max Reger-Geſellſchaft hielt am 20. De-
zember in Leipzig eine außerordentliche Mit-
gliederverſammlung ab, die an Stelle der beiden
verhinderten Vorſitzenden von dem Schriftführer
Dr. Adolf Spemann geleitet wurde. Der
Schriftführer konnte über die überaus günſtige
Entwicklung berichten, die die Ausbreitung der
[Spaltenumbruch] Regerſchen Kunſt und die Beſtrebungen der Re-
ger-Geſellſchaft in dieſem Jahre genommen ha-
ben. Trotz der Ungunſt der Zeiten iſt die Mit-
gliederzahl auf etwa 1500 angewachſen. Es be-
ſtehen 9 Ortsgruppen; die Gründung von 6 wei-
teren iſt im Gang. Die Ausſprache mit dem Ver-
treter der ſoeben im Entſtehen begriffenen Orts-
gruppe Berlin, Dr. Georg Stern, ergab vollſtes
Einvernehmen und fruchtbare Geſichtspunkte für
das Zuſammenwirken von Hauptgeſellſchaft und
Ortsgruppen. Die Vermögenslage iſt durch den
Markverfall ſtark in Mitleidenſchaft gezogen, ſo
daß der Geſellſchaft hauptſächlich durch auslän-
diſche Freunde über den kritiſchen Zeitpunkt hin-
weggeholfen wurde. Die Verſammlung ſetzte den
Jahresbeitrag für 1924 auf 3 Goldmark feſt und
genehmigte den vorläufigen Geſchäftsbericht.
Das nächſte Regerfeſt wird im Frühling 1924 in
Dresden unter der Leitung von Fritz Buſch
ſtattfinden.

Kleine Nachrichten.
Auswärtig.
Weltausſtellung in Kopenhagen.

Für den Plan,
eine Weltausſtellung in Kopenhagen zu veranſtal-
ten, ſind in Dänemark die erſten Vorbereitungen
bereits getroffen worden. Die Ausſtellung, deren
Zeitpunkt noch nicht feſtſteht, wird auf einem
großen Gelände in der Nähe der Hauptſtadt er-
baut. Im März d. J. werden die großen Richt-
linien für die Weltausſtellung feſtgelegt werden.


Ernſt Krenek, einer der bedeu-
tendſten unter den jungen Komponiſten, deſſen
nahe Beziehung zum Hauſe Mahler vor
kurzem anläßlich ſeiner „Bearbeitung“ der nach-
gelaſſenen 10. Symphonie, über die wir in Kürze
näheres berichten werden, durch die Preſſe ging,
wird ſich in den nächſten Tagen mit Guſtav
Mahlers Tochter Anna vermählen, und dann
nach Winterthur überſiedeln, wo ihm ein ruhiges
und ungeſtörtes Arbeiten ermöglicht werden
wird. Krenek hat vor wenigen Tagen die Kom-
poſition von Kokoſchkas „Orpheus und
Euridike“
vollendet. Seine Oper „Sprung
[Spaltenumbruch] über den Schatten“ kommt im März in Frank-
furt a. M. zur Uraufführung, die ſzeniſche Kan-
tate „Zwingburg“ um dieſelbe Zeit in Bochum.


Sibylle Binder hat ihren Vertrag mit der
„Truppe“ gelöſt und wird künftig teils in Wien
an Max Reinhardts Theater in der Joſephſtadt,
teils in Berlin am Deutſchen Theater tätig ſein.

München.
Dienstag, den 15. Januar:

„Muſeum“ (8): Erſter
Abend für den Mittelſtand: Konzert.
Ausfüh-
rende
: Philippine Landshoff (Sopran), Dr. L.
Landshoff und Prof. Wolfgang Ruoff (Klapier), das
Münchener Bläſerquintett
(Koleve, Uf-
finger, Wagner, Nöth, Baumeiſter). Programm:
K. Ph. Em. Bach, Sonate A-moll für Flöte allein.
Mozart, Klavierſonate Es-Dur. Joh. Chr. Bach,
Arie mit obligater Flöte, Konzerſzene mit obligater
Oboe. Mozart, Bläſerquintett.

Sitzplätze 60 Pfennige, Stehplätze 30 Pfennige.

Eintrittskarten bei Alfr. Schmid Nachf., Reſidenz-
ſtraße 7, und Otto Halbreiter, Promenadeplatz 16.

Siehe Inſerat auf letzter Seite der „Allg. Ztg.“


Im Laufe des Monats Januar werden vom
Staatsſchauſpiel zwei bisher an den Staatstheatern
noch nicht aufgeführte Werke der klaſſiſchen Luſtſpiel-
Literatur gegeben, und zwar am 19. Januar im
Prinzregententheater Johann Neſtroys
Poſſe „Titus Feuerfuchs oder Der Calisman“ (In-
ſzenierung: Joſeph Geis), und am 24. Januar im
Reſidenztheater Shakeſpeares Luſtſpiel „Die
luſtigen Weiber von Windſor“ (Inſzenierung: Erwin
Faber).

Münchener Schauſpielhaus.

Es ſei nochmals
darauf hingewieſen, daß die Aufführungen an
Dienstagen und Freitagen abends ½8 Uhr bis
auf weiteres zu halben Preiſen ſtattfinden.

Als nächſte Neuinſzenierung geht am Diens-
tag, den 15. Januar 1924, abends 7½ Uhr, Ibſens
Familiendrama „Geſpenſter“ in Szene.

Es ſind beſchäftigt die Damen Huch und
Götz und die Herren Noller, Wüſtenha-
gen
und Gerhard. Die Regie führt Herr
Rudolf Hoch.

*) In Nr. 8 iſt ein ſinnſtörender Druckfehler
unterlaufen. Statt „ſtärkſtlatenten“ ſoll es heißen
ſtärkſtbetonten Föderalismus“.
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[3/0003] Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12 Politik und Leben. Paris, 5. Januar 1924. In einer Sitzung des Reichstages ſagte Bismarck einmal: „Ich habe mich über- zeugt, daß aus dem Zuſchauerraum die politiſche Welt anders ausſieht, als wenn man hinter die Kuliſſen tritt.“ Dieſes Wort fiel mir ein, als ich von der Duputierten- kammer langſam nach Hauſe ſchlenderte und das überlegte, was ich in der letzten Sitzung und dann in den Couloirs des Hauſes gehört hatte. In der Sitzung war die Interpellation Reynauds über die Reparationen und deren Sicher- heit verhandelt worden. Das Gefühl herrſchte, daß mit allgemeinen patriotiſchen Phraſen nicht mehr auszukommen ſei und wenn auch die Vertreter der Parteien bis zur äußerſten Linken verſicherten, das ein- mal unternommene Ruhrabenteuer müſſe durchgeführt werden, ſo lag doch innere Un- ſicherheit über dem Ganzen. Diejenigen, die der Geiſt von Genua beherrſcht, neigen immer mehr zur Anſicht, daß die Frage ſo raſch wie möglich gelöſt werde, um die un- bequemen Pfänder räumen zu können, die anderen, die der Geiſt von Verſailles be- ſeelt, wünſchen nach wie vor, daß ein eiſer- ner Vorhang das beſetzte und unbeſetzte Deutſchland von einander trenne — ohne Tür und auf möglichſt lange Zeit. Zwiſchen dieſen Parteien ſchwankt der Kampf und unſer Schickſal hängt mehr oder weniger von der politiſchen Lage in Paris ab. Darüber dürfen wir uns nicht mit ſchönen Redensarten hinwegtäuſchen, ſondern es gilt genau zu beobachten, wachſam zu ſein und die Strömungen zu verfolgen. Mein Weg begleitet die Seine, ich ſehe ſie wachſen, das Hochwaſſer nimmt von Minute zu Minute ſichtbar zu, die Statue des Zuaven an der Almabrücke wird zur wichtigen Perſönlichkeit, ſie ſteht ſchon bis zum Leib in der Flut und manche fragen ſich bereits, ob ebenſo unerwartet wie die Seine unterirdiſche politiſche Strömungen emporſteigen können. Von dieſen hatte man hinter den Kuliſſen der Kammer nicht ge- redet, ſondern Anſpielungen getauſcht. In Frankreich beginnt ein junger Prinz popu- lär zu werden, der Prinzgemahl Felix von Luxembourg-Bour- bon; die Zeitungen bringen ſein Bild und zeigen ihn, wie er das Fahnenband der aus Luxemburg abziehenden Chaſſeurbeſatzung mit einem Orden ſchmückt. Man darf heute, wo ſich die ſeltſamſten Intrigen durch Europa ziehen, kleine Zeichen nicht außer acht laſſen und ſoll namentlich in den Re- publiken nicht verſäumen, ab und zu den „Gotha“ zu Rat zu ziehen. Prinz Felix iſt mit allen Häuſern verwandt, die verloren haben und hoffen, die Politik Frankreichs aber, wennn ſie ſich einmal von ihren blind- wütenden Zerſtörungsabſichten Deutſchland gegenüber befreit — und das wird ſie, ſo bald mit Poincare die ausgeſprochene Vor- herrſchaft der Schwerinduſtrie das Ver- trauen verliert —, dieſe Politik muß logiſcherweiſe den hiſtoriſchen Kampf auf- nehmen für eine ſichere Handels- und Wirtſchaftsverbindung mit dem Orient, die auf politiſcher Baſis beruht. Hier gibt es aber nur drei Wege: der nördliche über Rußland iſt ver- ſchloſſen, der ſüdliche über den Kanal von Suez iſt in den Händen Englands und die Antipathien zwiſchen beiden Verbündeten ſind in ſtetigem Wachſen, wenn auch die Ge- ſchicklichkeit der beiderſeitigen Diplomaten noch für längere Zeit einen Bruch vermei- den wird. Der dritte Weg führt aber die Donau hinunter über die Tür- kei. Sich dieſen Weg durch Bündniſſe und ſtaatliche Neuſchöpfungen zu ſichern, gehört zu jenen bedeutungsvollen Aufgaben, die Frankreichs Außenpolitik orientieren und gleichzeitig dank der geographiſchen Lage unſere Lebensintereſſen ſtark berühren. Allzuſehr mit der eigenen Not beſchäftigt, überſieht man in Deutſchland zu leicht die Geſchehniſſe des Auslands und iſoliert ſich dadurch noch mehr als nötig. Dieſes Gefühl habe ich ſeit längerem, wenn ich deutſche Zeitungen leſe. Die große Linie geht ver- loren und die Politiker ſehen nicht, daß ſich ohne ihre Beteiligung die größten Han- delswege öffnen, wie jener, der Afrika durchquert vom Niger bis zum At- lantiſchen Ozean, und deſſen Schie- nenſtrang über zweitauſend Kilometer mißt. Er iſt vom franzöſiſchen Kolonialminiſte- rium am 1. Januar feierlich eröffnet vor- den. Einige Tage vor dieſem welthiſtori- ſchen Ereigniſſe fand in der Sorbonne eine Feſtſitzung ſtatt zum fünfundzwanzigjähri- gen Jubiläum der Entdeckung des Radiums, eines Erzeugniſſes, das den Kulturzuſammenhang auf unſerer kleinen Erde noch deutlicher macht. „Ganz Paris“ nahm an der Feier teil. Aber iſt das Intereſſe an Wiſſenſchaft, an Literatur und Kunſt noch ſo groß wie früher, wenn man ſich auch zu derartigen Sitzungen drängt? — Scheinbar nicht, denn der Direktor der Nationalbiblio- thek hat eine betrübende Statiſtik aufge- ſtellt. Die Zahl der Beſucher hat ſo ſtark abgenommen, daß der Gedanke auftaucht, den Leſeſaal zu ſchließen, denn auch die vor- handenen Beſucher verlangen merkwürdig wenig Bücher, daß es ſo ſcheint, als ob ihn viele nur als Wärmeſtube benützen. — Als Wärmeſtube im Lande des Sieges? höre ich fragen. Gewiß, das Leben wird von Tag zu Tag teurer, lehrreich ſind die Preiſe, von denen die Zeitungen täglich ſprechen, Brot, Straßenbahn, Omnibus, Untergrund- bahn, alles erhöht und macht den Fran- zoſen, die an ſich leidenſchaftlich ſparſam ſind, das Leben ſchwer. Dieſen Verhältniſſen angepaßt hat ſich auch das neue Sam- melobjekt, das die Mode des Tages bil- det. Briefmarken, Poſtkarten ... außer Mode. Streichholzſchachteln ſind an der Tagesordnung, da ſind ſchwediſche, mit Ab- bildungen berühmter Gebäude, engliſche und kanadiſche mit dem praktiſchen Ratſchlag. „ſpielt nicht mit dem Feuer“, da ſind ſchließ- lich ruſſiſche mit einer Karte von England darauf, rot gezeichnet mit einer Sowjet- fahne in der Mitte. „Das wird unſere Freunde jenſeits des Kanals nicht gerade freuen“, meinte ein Franzoſe mit ſchaden- frohem Lächeln, der gerade ein ſolches Sam- melobjekt erſtanden hatte. Junius. Föderaliſtiſche Ausgeſtaltung der Reichsverfaſſung *) Von Universitätsprofessor Dr. Hans Na wiasky (München). (Vgl. Nr. 5 und 8 der „Allg. Zeitg.“) VII. Unter den einzelnen Abänderungsvorſchlägen der Denkſchrift der bayeriſchen Regierung nehmen den breiteſten Raum jene ein, die auf Erweiterung der Selbſtändigkeit der Einzelſtaaten abzielen. Sie ſind offenbart ſo gegliedert, wie es ſich aus der Verteilung der Arbeit auf die einzelnen Reſſortminiſterien ergab. Weniger bedeutſam iſt, daß dabei die Syſtematik zu kurz kommt; aber es treten auch direkte Widerſprüche zutage. So wird beiſpielsweiſe in dem allgemeinen Ab- ſchnitt „Geſetzgebung“ gegen die ſogenannte Grundſatzgeſetzgebung des Reichs Front gemacht, während in dem Abſchnitt „Finanz- weſen“ und „Kulturpolitik uſw.“ die reichsrecht- liche Feſtſtellung gewiſſer einheitlicher Grundſätze gut geheißen wird. Und in der Tat iſt gerade der Gedanke der Grundſatzgeſetzgebung des Reiches bei taktvollem Gebrauch vom bundesſtaatlichen Standpunkt aus ſehr erſprießlich, da er es auf einem viel einfacheren Wege als dem einer Vereinbarung ſämtlicher Landesregierungen, deſſen Beſchreitung am Eigenſinn oder der parteipolitiſchen Einſtellung einer einzigen ſcheitern kann, ermöglicht, für das ganze Reichsgebiet gewiſſe notwendig einheitliche Grundregeln feſtzuſtellen, deren ſorgfältige Anpaſſung an die regionalen Bedürfniſſe unbedenklich der Landesgeſetzgebung überlaſſen werden kann. Gewiß iſt es richtig, daß das als Beiſpiel herausgegriffene Bodenrecht für eine ſolche Rahmengeſetzgebung wenig geeignet iſt und daß auch ſonſt in der neueren Reichsgeſetzgebung häufig der Begriff des Grund- ſätzlichen allzuweit ausgedehnt wurde. Aber gegen ſolche Überſpannungen wird durch die ſpäter zu erörternde Erweiterung der Befugniſſe des Reichs- rats am beſten Vorſorge getroffen. Ja, wenn man dieſes entſcheidende Moment mit berückſichtigt, wird man gerade der Erweiterung der Reichs- rahmengeſetzgebung auf Koſten des unbe- ſchränkten Vorrechts der Reichslegislative in der ſog. konkurrierenden Geſetzgebung des Art. 7 das Wort reden dürfen. Vielleicht ließe ſich auf dieſem Wege auch ein Ausgleich in Bezug auf die Fremdenpolizei erreichen, auf welchem Gebiete die bayeriſche Regierung ſogar hinter den Rechtszuſtand des Jahres 1871 zurückgehen will. Auch die mit Recht bemängelte Kategorie der ſog. Bedarfsgeſetzgebung wird zweckmäßiger Weiſe dem Gedanken der Rahmengeſetzge- bung geopfert werden können. Geſetzestechniſch zu begrüßen iſt jedenfalls der Vorſchlag, daß Verfaſſungsänderungen als ſolche irgendwie formell kenntlich zu machen ſind, wie dies bewährter bayeriſcher Übung ent- ſpricht. Daß hiefür in jedem Fall die Änderung des Textes der Verfaſſungsurkunde ſelbſt notwendig und zweckmäßig wäre, mag dahingeſtellt bleiben. Einen Rückſchritt gegenüber der Verfaſſung von 1871 ſtellt es wiederum dar, wenn die Beſeitigung der ſog. ſelbſtändigen Reichsaufſicht in den Fällen, in denen das Reich von ſeinem Geſetz- gebungsrecht noch keinen Gebrauch gemacht hat, ſo- wie die Beſeitigung des Rechtes, Reichskom- miſſarien zu den Landesregierungen und mit deren Zuſtimmung zu den unteren Behörden zu entſenden, gefordert wird. Die Erfahrungen ſeit 1919 haben im Gegemeil bewieſen, daß ſolche Eingriffe in den Bereich der Länder unter Umſtänden nicht zu entbehren ſind. Die Möglichkeit der Länder, den Staatsgerichtshof zu ihrem Schutze anzurufen, bietet doch eine ſtarke Gewähr gegen Übergriffe. Dagegen könnte man auch auf dieſem Gebiete eine gewiſſe Mitwirkung des Reichsrats ins Auge faſſen. Eine Verfaſſungsfrage allererſten Ranges iſt die Forderung nach gänzlicher Beſeitigung der Normativvorſchrift des Art. 17 über die Landesverfaſſungen. Die einfache Berufung auf die Verfaſſungsautonomie als notwendigen Beſtandteil der Eigenſtaatlich- keit der Länder geht auf den Kern des Pro- blems nicht ein. Vielleicht wollte die Denkſchrift dieſe intrikaten Fragen abſichtlich nicht aufrühren. Um was es ſich handelt, kann wohl aus meinen ganz kurzen Andeutungen in der Juriſtenzeitung über die Uniformierung der Landes- verfaſſungen entnommen werden. „Ein gewiſſes Gleichmaß iſt hier ſchlechthin unvermeid- lich, ſoll die Reichseinheit nicht den allergrößten Gefahren ausgeſetzt werden. Zwiſchen der kon- ſtitutionellen Monarchie in einem Lande und der Räterepublik im Nachbarſtaate beiſpielweiſe müßte es notgedrungen zum Kampf auf Leben und Tod kommen. Die Bismarckſche Verfaſſung konnte bei der monarchiſch-ariſtokratiſchen Struktur aller Gliedſtaaten ausdrücklicher Beſtimmungen über Staats- und Regierungsform entbehren. Gleichwohl ging der Bundesrat unbedenklich ſo weit, der ver- faſſungsmäßigen Dynaſtie in Braunſchweig die Thronbeſteigung nur aus dem Grunde zu ver- wehren, weil das Haus Cumberland mit den Hohenzollern in einem unausgeglichenen Gegenſatz ſtand. Daher wird ſich der Art. 17 R.-V., ſoweit er freiſtaatliche Verfaſſung mit parlamentariſch-demo- kratiſcher Regierung und breitem Volkswahlrecht vorſieht, nicht beſeitigen laſſen. Anders ſteht es mit den Einzelheiten; insbeſondere wäre es denkbar, das Wahlrecht wieder auf die Landesangehörigen zu be- ſchränken oder die Zuläſſigkeit einer zweiten Kammer außer Zweifei zu ſtellen. Die Schaffung eines ſelbſtändigen Staatspräſidenten iſt ſchon nach gelten- dem Recht nicht ausgeſchloſſen, ſofern die miniſterielle Gegenzeichnung vorgeſehen wird.“ Aus dem eben Geſagten geht hervor, daß der Verfaſſer die Bedenken der bayeriſchen Regierung gegen die in Art. 110 vorgenommene Gleich- ſtellung der landfremden Reichsan- gehörigen mit den Landesangehöri- gen auch in Bezug auf politiſche Rechte teilt. Das Gleiche gilt von den Beſtimmungen des Art. 18 über das Eingriffsrecht des Reichs in die Gebietsgewalt der Länder, in welchem Punkt die Forderung der größten baye- riſchen Partei nach Beſchleunigung der Aufteilung Preußens nicht übernommen wird, ferner von der Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung der Befugniſſe der Unterſuchungs- ausſchüſſe des Reichstags zur Verhinde- rung von Einmiſchungen in die Angelegenheiten der Länder. Bleibt aus dem Kapitel „Innere Verwaltung und Verfaſſungsweſen“ noch der Art. 48. Hier wird der Alternativvorſchlag gemacht, entweder dem früheren — nicht verfaſſungsrechtlich geſicherten — Zuſtand entſprechend, Bayern den Ausnahmebefugniſſen des Reichs ganz zu entziehen, oder dieſe primär auf die Länder zu übertragen und das Eingreifen des Reichspräſidenten auf den Fall der Untätigkeit der Landesregierung zu beſchränken. Die zweite Alternative würde für die außerbaye- riſchen Reichsteile ein Zurückgehen hinter die Rechts- lage von 1871 bedeuten. Dabei erſcheint es zum mindeſten fraglich, ob nicht in Bezug auf die er- wartete Vermeidung von Konfliktsmöglichkeiten, die allerdings im Verhältnis zwiſchen Bayern und dem Reich gerade aus dieſem Anlaß beinahe chroniſch ge- worden ſind, nur eine zeitliche Verſchiebung herbei- geführt werden würde. Um dieſes unſicheren Er- folges willen wird man das primäre Einſchreiten der Reichsorgane nicht leicht opfern wollen. Da- gegen iſt es allerdings ernſtlich zu erwägen, ob nicht im Falle bereits erfolgten Eingreifens der Landes- regierung bei Gefahr im Verzug, an deſſen Zuläſſig- keit unbedingt feſtgehalten werden muß, Änderungen durch den Reichspräſidenten nur mit Zuſtimmung des Reichsrats Platz greifen dürfen. Auch ſonſt empfiehlt es ſich, übereinſtimmend mit der Denk- Gaſt an der Oper. Irene Eden ſang die Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ als Gaſt. Ihr Spiel iſt mehr als routiniert, es iſt voll Einfall und Lebendigkeit prickelnd, graziös; es hat Welt — wie man das früher nannte. Auch ſtimmlich iſt mit „große Routine“ lange nicht genug geſagt. Irene Eden beſitzt die abſolute ſelbſtverſtändliche Si- cherheit, die nur hochmuſikaliſche und wirklich bühnen- begabte Künſtler haben. Sie bewegt ſich ſtimmlich und körperlich mit derſelben Gewandtheit. Ihr Mate- rial iſt klar, ſauber; manchmal entbehrt man wär- mende Fülle. Schade, daß ſie in den nun wirklich bis ans Aeußerſte der Leiſtungsfähigkeit gehenden Partien der Zerbinetta forcierte. So erhielt ihre Stimme oft etwas Schrilles, Hartes, das ihr bei naürlichem Vor- trag nicht anhaftet. Sie fügte ſich in die Soubretten- Rolle meiſterhaft ein — obwohl ihr Dramatiſches noch beſſer liegen dürfte. Es war wohltuend, ſolche Geſtaltung ſehen und hö- ren zu können. Mit dieſer Klaſſe ſind wir hier wirk- lich nicht mehr verwöhnt, ſeitdem unſere paar erſten Kräfte andauernd beurlaubt ſind. Wäre es nicht möglich, Irene Eden dauernd herzuziehen? Wir beſitzen ja als Koloraturſängerin nur eine Soubrette, und die iſt, wie geſagt, nie hier. Neben ihr noch eine dramatiſche, das wäre ſchon ſehr wünſchenswert! P. Robert Koch über die Schlafkrankheit. Die „Deutſche mediziniſche Wochenſchrift“ beginnt in ihrer neueſten Nummer, mit der ſie den 50. Jahr- gang ihres Erſcheinens eröffnet, den Abdruck des Tagebuches, das Robert Koch während ſeiner erſten Forſchungsreiſe nach Deutſch-Oſtafrika im Jahre 1906-07 geführt hat. Eingeleitet wird die Veröffentlichung durch Erläuterungen von Prof. Dr. Kleine, der Koch auf der Expedition begleitete und jetzt von ſeiner erfolgreichen Er- probung des „Bayer 205“ bei der Bekämpfung der Schlafkrankheit aus Afrika zurückgekehrt iſt. Die bisher voröffentlichten Notizen zeigen Koch bei dem Fang der Fliegen, die die Erreger der Schlafkrankheit übertragen, die man aber nie- mals bisher an einem kranken Menſchen oder Tier infizieren konnte. Kleine hebt hervor, daß in den Notizen, die Koch während der Expedition niederſchrieb, alle Bemerkungen über Perſonen fehlen. Koch äußerte einmal geſprächsweiſe, er halte es für unrecht, und oft für das Zeichen eines ſuſpekten Charakters, in einem Tagebuche Stimmungen und Verſtimmungen niederzulegen oder über Perſonen Werturteile abzugeben, die ſich auf irgendein Ereignis des Tages gründen. Von ſich ſelbſt ſpricht Koch gar nicht. Dies ab- ſichtliche Zurückſtellen der eigenen Perſon iſt ſehr bemerkenswert bei einem Manne, der ſich ſeines Wertes durchaus bewußt war, und über äußere Ehrungen jeder Art, die ihm zuteil wurden, ſehr gering dachte. Der neue Shaw. Der „Börſenkurier“ berichtet aus Neuyork: Das neue Stück Shaws, „St. Jo- hanna“, wurde hier im Guild-Theater zur Ur- aufführung gebracht, und die amerikaniſche Re- kordpſyche ſpricht ſofort von dem „beſten Stück“ Shaws. Da man hier ein Stück nur nach ſeiner Wirkung auf das ſpezifiſch amerikaniſche Publi- kum und nicht nach ſeiner künſtleriſchen Struk- tur beurteilt, ſo begeiſterte man ſich für die hi- ſtoriſche Treue des 15. Jahrhunderts, ausgedrückt durch die Sprache des zwanzigſten, für die Hof- ſzene und den Dialog zwiſchen dem Earl of War- wick und dem Biſchof von Beauvais. Sehr intereſ- ſant iſt auf jeden Fall die Zuſpitzung des Stoffes zu einer Antitheſe zwiſchen Frankreich und Eng- land. Das Stück dauerte vier Stunden. Shaw hatte eine Kürzung mit den Worten abgelehnt, die Leute würden ſich durch ſein Stück derart gefeſſelt fühlen, daß ſie an ihre Heimkehr vergeſſen wür- den. Er hat auch recht behalten, obwohl ein bos- hafter Theaterbeſucher fand, Shaw habe mit den letzten Worten, die er ſeine Heldin ſprechen läßt: „Wie lange, o Herr, wie lange!“ ein nicht unbe- denkliches Riſiko gewagt. Die Max Reger-Geſellſchaft hielt am 20. De- zember in Leipzig eine außerordentliche Mit- gliederverſammlung ab, die an Stelle der beiden verhinderten Vorſitzenden von dem Schriftführer Dr. Adolf Spemann geleitet wurde. Der Schriftführer konnte über die überaus günſtige Entwicklung berichten, die die Ausbreitung der Regerſchen Kunſt und die Beſtrebungen der Re- ger-Geſellſchaft in dieſem Jahre genommen ha- ben. Trotz der Ungunſt der Zeiten iſt die Mit- gliederzahl auf etwa 1500 angewachſen. Es be- ſtehen 9 Ortsgruppen; die Gründung von 6 wei- teren iſt im Gang. Die Ausſprache mit dem Ver- treter der ſoeben im Entſtehen begriffenen Orts- gruppe Berlin, Dr. Georg Stern, ergab vollſtes Einvernehmen und fruchtbare Geſichtspunkte für das Zuſammenwirken von Hauptgeſellſchaft und Ortsgruppen. Die Vermögenslage iſt durch den Markverfall ſtark in Mitleidenſchaft gezogen, ſo daß der Geſellſchaft hauptſächlich durch auslän- diſche Freunde über den kritiſchen Zeitpunkt hin- weggeholfen wurde. Die Verſammlung ſetzte den Jahresbeitrag für 1924 auf 3 Goldmark feſt und genehmigte den vorläufigen Geſchäftsbericht. Das nächſte Regerfeſt wird im Frühling 1924 in Dresden unter der Leitung von Fritz Buſch ſtattfinden. Kleine Nachrichten. Auswärtig. Weltausſtellung in Kopenhagen. Für den Plan, eine Weltausſtellung in Kopenhagen zu veranſtal- ten, ſind in Dänemark die erſten Vorbereitungen bereits getroffen worden. Die Ausſtellung, deren Zeitpunkt noch nicht feſtſteht, wird auf einem großen Gelände in der Nähe der Hauptſtadt er- baut. Im März d. J. werden die großen Richt- linien für die Weltausſtellung feſtgelegt werden. Wien. Ernſt Krenek, einer der bedeu- tendſten unter den jungen Komponiſten, deſſen nahe Beziehung zum Hauſe Mahler vor kurzem anläßlich ſeiner „Bearbeitung“ der nach- gelaſſenen 10. Symphonie, über die wir in Kürze näheres berichten werden, durch die Preſſe ging, wird ſich in den nächſten Tagen mit Guſtav Mahlers Tochter Anna vermählen, und dann nach Winterthur überſiedeln, wo ihm ein ruhiges und ungeſtörtes Arbeiten ermöglicht werden wird. Krenek hat vor wenigen Tagen die Kom- poſition von Kokoſchkas „Orpheus und Euridike“ vollendet. Seine Oper „Sprung über den Schatten“ kommt im März in Frank- furt a. M. zur Uraufführung, die ſzeniſche Kan- tate „Zwingburg“ um dieſelbe Zeit in Bochum. H. H. Sibylle Binder hat ihren Vertrag mit der „Truppe“ gelöſt und wird künftig teils in Wien an Max Reinhardts Theater in der Joſephſtadt, teils in Berlin am Deutſchen Theater tätig ſein. München. Dienstag, den 15. Januar: „Muſeum“ (8): Erſter Abend für den Mittelſtand: Konzert. Ausfüh- rende: Philippine Landshoff (Sopran), Dr. L. Landshoff und Prof. Wolfgang Ruoff (Klapier), das Münchener Bläſerquintett (Koleve, Uf- finger, Wagner, Nöth, Baumeiſter). Programm: K. Ph. Em. Bach, Sonate A-moll für Flöte allein. Mozart, Klavierſonate Es-Dur. Joh. Chr. Bach, Arie mit obligater Flöte, Konzerſzene mit obligater Oboe. Mozart, Bläſerquintett. Sitzplätze 60 Pfennige, Stehplätze 30 Pfennige. Eintrittskarten bei Alfr. Schmid Nachf., Reſidenz- ſtraße 7, und Otto Halbreiter, Promenadeplatz 16. Siehe Inſerat auf letzter Seite der „Allg. Ztg.“ Im Laufe des Monats Januar werden vom Staatsſchauſpiel zwei bisher an den Staatstheatern noch nicht aufgeführte Werke der klaſſiſchen Luſtſpiel- Literatur gegeben, und zwar am 19. Januar im Prinzregententheater Johann Neſtroys Poſſe „Titus Feuerfuchs oder Der Calisman“ (In- ſzenierung: Joſeph Geis), und am 24. Januar im Reſidenztheater Shakeſpeares Luſtſpiel „Die luſtigen Weiber von Windſor“ (Inſzenierung: Erwin Faber). Münchener Schauſpielhaus. Es ſei nochmals darauf hingewieſen, daß die Aufführungen an Dienstagen und Freitagen abends ½8 Uhr bis auf weiteres zu halben Preiſen ſtattfinden. Als nächſte Neuinſzenierung geht am Diens- tag, den 15. Januar 1924, abends 7½ Uhr, Ibſens Familiendrama „Geſpenſter“ in Szene. Es ſind beſchäftigt die Damen Huch und Götz und die Herren Noller, Wüſtenha- gen und Gerhard. Die Regie führt Herr Rudolf Hoch. *) In Nr. 8 iſt ein ſinnſtörender Druckfehler unterlaufen. Statt „ſtärkſtlatenten“ ſoll es heißen „ſtärkſtbetonten Föderalismus“.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1924/3>, abgerufen am 18.12.2024.