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Allgemeine Zeitung, Nr. 126, 16. März 1908.

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Nr. 128. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908.
[Spaltenumbruch]

* Der Verein für Fraueninteressen veranstaltet Montag,
16. März, im kleinen Museumssaal, Promenadestraße 12, einen
Vortragsabend, an dem Frln. Helene Raff über "Isolde
Kurz
" sprechen wird. Die talentvolle Schriftstellerin hat sich
durch ihre prächtigen Bauernnovellen und "Modell" geschichten
rasch einen guten Namen gemacht und es wird ihre zahlreichen
Leser interessieren, ihr nun einmal als Rednerin zu begegnen.
Auch die literarischen Kreise seien auf den Abend aufmerksam ge-
macht. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei.

* Vortrag im Frauenverein zum Noten Kreuz.

Der für
Montag den 16. ds. Mts. anberaumte Vortrag von Hofrat
Dr. F. May über "Verhütung der Tuberkulose" muß wegen eines
kleinen Unfalls, den der Vortragende erlitt, ausfallen.

dr. Die Streitpunkte in den Baugewerbetarifen.

Am Sams-
tag fand unter dem Vorsitz des Gerichtsrates Dr. Prenner
eine Kommissionssitzung zwischen Bevollmächtigten des Arbeit-
geberverbandes und der beteiligten Organisationen statt, die be-
zweckte, die hauptsächlichsten Streitpunkte, wie sie sich in den letz-
ten großen Verhandlungen ergaben, festzulegen. Durch diese Ein-
richtung soll bezweckt werden, die kommenden Verhandlungen
wesentlich zu erleichtern. Die durch die Kommission festgesetzten
Differenzpunkte und prinzipiellen Streitpunkte werden den ein-
zelnen Vertragsteilen abschriftlich übergeben, so daß sie ihre Zen-
tralstellen davon in Kenntnis setzen können. Es ist nicht zu ver-
kennen, daß diese Neuerung am hiesigen Einigungsamte eine
wesentliche Erleichterung sehr umfangreicher Tarifberatungen
bildet, wie sie jetzt im Baugewerbe vorliegen.

* Imperial-Theater (Schützenstraße 1 a) hat für diese Woche
(14. bis 20. März inkl.) wieder ein interessantes und lehrreiches
Programm zusammengestellt: eine Reise durch Chaco (Süd-
amerika). Bemerkenswert sind in diesem Bilde pier Reiter,
welche Flüsse und wildromantische Gegenden durchqueren, die
Kraniche, im Moos, Steppenbrand und die Eingeborenen; außer-
dem Stapellauf der "Roma" in Gegenwart des Königs von
Italien, eine großartige, originelle photographische Aufnahme.
Die Zauberschere, komisches Ständchen und Abenteuer eines
Mädchenjägers zum Lachen. Neu und ein gediegenes Drama
"Unschuldig verurteilt". Wie bekannt, führt die Gesellschaft nur
die neuesten Aufnahmen vor. Das Theater ist unter der jetzigen
Leitung und Führung des Herrn Pingel wohl zu den pornehm-
sten und besten dieser Art zu zählen.

is. Selbstmord.

Auf einer Ruhebank im Oestlichen Friedhof
erschoß sich heute mittag 12 Uhr der 60 Jahre alte Privatier
Karl Lutz. Das Motiv der Tat ist noch unbekannt. Erwähnt
sei, daß sich der Sohn des Selbstmörders im Karneval vorigen
Jahres ebenfalls durch einen Schuß entleibte.

Inhalt der Unterhaltungsbeilage "Der Sonntag":

Friedrich der Große im Lichte seiner Werke. Von Karl
Bleibtreu.

Kabinengenossen. Reiseplauderei von Victor Ottmann,
Lacken und Zöpse. Von Anne Jules Case (Paris).

Meeresfahrt. Von Adelaide Bernardini. Deutsch von
Dr. Hans Liesal (Rom).

Schachzeitung. -- Photographische Rundschau

Vereinsmitteilungen, Versammlungen, Vorträge.

Verein für Naturkunde. Abends
81/4 Uhr im großen Mathildensaal verschiedene Mitteilungen und
Vorweisungen. Dr. E. Casella: Zahn von Anthracotherium
magnum.
Dr. H. Dihm: Ameisenpflanzen. Dr. Arthur Mueller:
Milben als Erreger von Krankheiten bei Säugetieren und
Vögeln. Dr. J. Rosenthal: Einiges über Röntgenstrahlen. Dr.
F. Steinheil: Schädel. Dr. E. Zugmayr: Vogelbälge und Rep-
tilien aus Tibet. Vorweisungen und Besprechungen mikroskopi-
scher Präparate. -- Münchener Altertumsverein.
"Waffen". -- Bayer. Stenographen-Korrespon-
denzverein Gabelsberger.
e. V., München. Uebungs-
abend im Vereinslokal Restaurant Humplmayr, Maximilians-
platz 17.

Bayerische Chronik.
* Ministervortrag.

Se. kgl. Hoheit der Prinz-
regent
hat heute mittag den Staatsminister des könig-
lichen Hauses und des Aeußern Dr. Frhrn. v. Podewils
zum Vortrag empfangen.

Der fünfzigjährige Händler Leonhard
Hofmann vom nahen Beiderwiese und dessen zwanzigjährige
Tochter Katharina sind vergangene Nacht in Andorf
(Oberösterreich) vom Zuge erfaßt und getötet worden.

Beim Abladen von Eisenbahn-
schienen wurde dem Eisenbahnarbeiter Rathmannsberger von
[Spaltenumbruch] hier der kleine Finger vollständig abgedrückt und der Ringfinger
zerquetscht. Trotz fürchterlicher Schmerzen jammerte Rath-
mannsberger nicht im geringsten, steckte vielmehr den abgedrückten
Finger kaltblütig in die Westentasche und begab sich zum
Arzt.

5.20 N. (Privattelegr.)
In Friedrichstal wurde eine Frau verhaftet, die versucht hatte,
ihren Mann zu vergiften. Die Untersuchung ergab, daß sie
Alkoholgetränken Schwefel beigemischt hatte. Der Mann ist
schwer krank.

Deutscher Reichstag.
124. Plenarsitzung.
Telegraphischer Bericht der Allgemeinen Zeitung.

Reichshaushaltsetat.

Am Bundesratstisch: Minister Breitenbach.

Die zweite Lesung des Reichshaushaltsetats 1908 wird fort-
gesetzt.

Zunächst wird der Etat für den Reichstag in Be-
ratung genommen.

Dazu liegen vor: 1. Eine Resolution Gamp, unter-
stützt von sämtlichen Parteien, wonach die Kommission für die
Geschäftsordnung beauftragt werden soll, Vorschläge über die
Beseitigung der Mißstände bei der Kommissions-
berichterstattung
zu machen; 2. ein Antrag Dr.
Spahn,
unterstützt von der gesamten Bibliothek-Kom-
misston,
den Betrag zum Ankauf von Büchern von 30,000 M
auf 38,000 M zu erhöhen.

Abg. Frhr. v. Gamp (Rp.): Indiskretionen sind in die
Presse nicht gekommen. Das Verhalten der Presse hat also den
Antrag nicht veranlaßt. Unrichtigkeiten kommen auch sonst vor.
Die Verhandlungen stenographieren zu lassen, das würde der
Budgetkommission eine zu große Arbeitslast aufbürden. Daß die
Namen der Abgeordneten in den Kommissionsberichten der Presse
genannt werden, ist ein Uebelstand, der beseitigt werden muß.

Abg. Bassermann (nat.-lib.): Das Verlangen würde zu
weit gehen, daß sämtliche in den Kolonien erscheinende Zeitungen
den Mitgliedern der Budgetkommission überwiesen würden. Was
den Antrag Gamp betrifft, so kann die Vertraulichkeit der Kom-
missionsberatung im Prinzip nicht eingeführt werden. Die
Wähler auf dem Land müssen wissen, was die Kommission be-
schlossen hat. Eine möglichst objektive Berichterstattung ist aber
jedenfalls wünschenswert. Es fehlt daran, weil die Bericht-
erstattung vielfach durch Parteimänner erfolgt. Gegen
eine offizielle Berichterstattung muß ich mich ober erklären. Die
Berichterstattung müßte durch qualifizierte Beamte geschehen, die
finden sich aber außerordentlich schwer. In Baden besteht schon
eine ähnliche Einrichtung. Da haben aber die Beschwerden gar
nicht aufgehört. Die Namennennung sollte jedenfalls in den
Berichten unterbleiben. Wir können von der Geschäftsordnungs-
kommission erwarten, daß sie uns einen Weg zur Verständi-
gung zeigt.

Abg. Singer (Soz.): Der Antrag Gamp muß außerordentlich
vorsichtig behandelt werden. Eine Beschränkung der Freiheit der
Abgeordneten in ihren Handlungen wollen wir nicht. Hätte ich
die Begründung des Abg. Frhrn. v. Gampf vorher gehört, dann
hätte ich mir überlegt, ob ich die Resolution mit unterschrieben
hätte. Die Aufnahme stenographischer Verichte würde eine un-
geheure Arbeit sein und eine ungemeine Verspätung der Ver-
öffentlichung herbeiführen, Eine Namennennung halte ich auch
nicht für notwendig, aber bei der Wiedergabe von sachlichen
Aeußerungen sollte die Partei des Betreffenden angegeben werden.
Ein amtlicher Bericht würde mir wegen der wahrscheinlichen
Schablonenbaftigkeit nicht gefallen. Der Vorschlag, die Abge-
ordneten sollten dem Präsidenten vertrauliche Mitteisung machen,
für welche Zeitung sie schreiben, ist unberechtigt. Man würde
damit auch den Präsidenten in die Stellung eines Straffenats
bringen, wie es ja überhaupt ein Wunder ist, daß Herr v. Gamp
nicht auch Strafen für die sich sträubenden Mitglieder vorge-
schlagen hat. (Heiterkeit.)

Zum Etat selbst schließe ich an meine vorjährigen Aus-
führungen an: Mit Bedauern mußte ich damals konstatieren, daß
die Krankheitsunterstützung der Hilfsbeamten
ungenügend ist. Dem Uebelstande ist bis heute nicht abgeholfen
worden. Ich bitte den Vräsidenten, dafür zu sorgen, daß in
diesem Jahre auch die Hilfsbeamten bei den Teuerungszulagen
berücksichtigt werden.

Abg. Frhr. v. Richthofen (kons.): Ich erkenne die Anregung
Singers als sehr beachtenswert an. Wir vertrauen, daß der
Präsident mit dem größten Wohlwollen alle diese Anregungen
prüfen und ihnen tunlichst entsprechen wird. Die Ausführungen
[Spaltenumbruch] wegen der Kommissionsberichterstattung sind ebenfalls sehr be-
achtenswert. Es sind tatsächlich Uebelstände hervorgetreten.
Stenographische Berichte über die Kommissionsverhandlungen
würden aber allzu große Arbeit und Kosten verursachen. Nach
dem Beispiel des preußischen Abgeordnetenhauses könnte das
Nennen der Namen der Kommissionsmitglieder in den Berichter
untersagt werden.

Berichterstatter Dr. Paasche: Abg. Singer bezeichnete das
wöchentliche Krankengeld von 9 M für die Hilfsbeamten für
unzureichend. Sie bekommen genau das, was ihnen gesetzlich
zusteht, nämlich 15 M. Die Hilfskanzleibeamten haben die
Teuerungszulagen nicht bekommen können, weil die Mittel dafür
nicht ausgereicht haben. Im neuen Etat sind 14,000 M neu für
die Hilfsbeamten ausgesetzt. Sie erhalten nach dem Etat bei-
nahe das, was etatsmäßige Beamte bekommen. Die Hilfs-
beamten erhalten auch Witwen- und Waisengelder, wie die Be-
amten, obgleich sie keine Beamten sind.

Abg. Dr. Stengel (Freis. Volksp.): Wir sollten uns in den
Drucksachen des Reichstages zur Antiqua bekehren.
(Stürmischer Widerspruch.) Hören Sie doch meine Begründung!

Präsident Graf Stolberg: Herr Abgeordneter, das gehört
nicht hierher!

Abg. Dr. Stengel: Ich bitte, mir anzugeben, bei welcher
Stelle ich es vorbringen kann.

Präsident Graf Stolberg: Ich sehe allerdings, daß hier von
den stenographischen Berichten die Rede ist. Sie können also Ihre
Bemerkungen hierzu machen.

Abg. Dr. Stengel: Es muß Klarheit geschaffen werden über
den
Unterschied zwischen der deutschen Schrift und
der Antiqua-Schrift.

(Stürmische Heiterkeit.) Wir müssen endlich einmal den anderen
Kulturvölkern gleichkommen.

Präsident Graf Stolberg: Die anderen Kulturvölker gehörer
nicht hierher. (Stürmische Heiterkeit.)

Abg. Dr. Stengel: Es ist ein Irrtum, daß die deutsche Druck-
schrift eine andere ist. Ich berufe mich in dieser Beziehung auf
unseren alten Jakob Grimm.

[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]

nicht ganz nett aus? Das hätten Sie gar nicht gedacht, da-
mals, als Sie mich einen Utopisten nannten." ...

"Ach was, Utopisten! Sie wollen sich jetzt rächen und
schieben mir allerlei Bosheiten unter. Ich habe gar nicht
daran gezweifelt, Menschchen, daß Sie ein tüchtiger Kerl
sind und allerlei zuwege bringen würden. Und wenn Sie
mir das nicht glauben, so will ich Ihnen sogar offen ge-
stehen, daß mir die ganze Chose hier gefällt -- nun sie bei-
nahe vollendet ist. Sind Sie jetzt zufrieden mit mir?"

Georg stand auf und begann in bester Laune im
Zimmer umherzugehen.

"Ob ich zufrieden bin? ... Sie glauben gar nicht, wie
glücklich ich bin, daß gerade Sie mich loben und mir Gerech-
tigkeit widerfahren lassen. Zumal -- nun lassen wir das
lieber ... wer bauet an der Straßen, der muß sich meistern
lassen, und wie die schönen Worte noch weiter lauten
mögen!"

Herr von Halbach wurde plötzlich nachdenklich und strich
seinen grauen Schnurrbart, als habe er noch immer etwas
auf dem Herzen.

"Ja" -- begann er endlich -- "wissen Sie, was die
Leute hier und da sagen vom Helldorfer Gutsherrn?" ...

Georg blieb stehen. Dann faltete er die Stirn und
schüttelte beinahe ärgerlich den Kopf.

"Was gehen mich die Leute an, Herr von Halbach! Ich
habe es längst aufgegeben, ihnen allen gerecht zu werden.
Ich weiß wohl, sie schütteln die Köpfe und können nicht be-
greifen, daß einer mal Herz und Verstand zugleich sprechen
läßt. Das ist alles!"

"Recht so, Georg!" Herr von Halbach hatte sich gleich-
falls erhoben, knickte aber sofort wieder in seinen Stuhl
zurück und fügte nur noch mit wehleidiger Miene hinzu:
"Das verdammte Rheuma!" während er vorsichtig sein
rechtes Bein zu reiben begann.

(Fortsetzung folgt.)
Theater und Musik.
C. K. Ein neues Stück von Pinero.

Aus London wird
berichtet: Nachdem Pinero vor zwei Jahren mit seinem Drama
"His House in Order" einen so großen Erfolg davongetragen
hatte, war bisher kein anderes Werk von ihm auf der englischen
[Spaltenumbruch] Bühne erschienen. Soeben wird nun mitgeteilt, daß er ein neues
Stück vollendet hat, das George Alexander am St. James-Theater
einstudiert und etwa zu Ostern zur Uraufführung bringen wird.
Der Titel ist "The Thunderbolt" (Der Donnerkeil), und es heißt,
daß das neue Drama eine Episode in der Geschichte einer Familie
aus der Provinz behandelt. Bei der hohen Stellung, die sich
Pinero unter den zeitgenössischen englischen Dramatikern er-
rungen hat, sieht man der Aufführung in Londoner Theater-
kreisen mit größtem Interesse entgegen.

+ Vom Kaim-Orchester.

Das zwischen Hofrat Dr. Kaim
und Kapellmeister Schneevoigt bestehende Vertrags-
verhältnis
wurde unterm Heutigen in beiderseitigem Ein-
verständnis gelöst.

+ Johannes Messchaert ist von seiner neuerlichen Erkran-
kung
leider noch nicht wieder hergestellt und muß infolgedessen
sein für kommenden Montag im Jahreszeiten-Saal anberaumter
Lieder- und Balladen-Abend verschoben werden. Das Geld
für die gelösten Billette wird auf Verlangen in der Hofbuch-
handlung Karl Schüler, Maximilianstraße 2, zurückgegeben.

+ Wilhelm Backhaus gibt am Dienstag, den 24. März, einen
zweiten Klavier-Abend im Jahreszeiten-Saal, zu dem die
Kartenausgabe von Montag ab in der Hofbuchhandlung Karl
Schüler, Maximilianstraße 2, erfolgt.

+ Der Lehrergesangverein München bringt Ende März mit
dem kgl. Hoforchester, sowie den Damen Bosetti und Preuse-
Matzenauer, den Herren Dr. Walter und Bender unter Leitung
seines Dirigenten Fritz Cortolezis die "Missa solemnis" von
L. v. Veethoven zur Aufführung.

Bildende Kunst.
--a-- Münchener Kunstverein.

Der Kunstverein hat
sein Festgewand angelegt; er prangt in frischem Grün und
im Schmucke glänzender Bilderreihen mit prächtigen schönen
Stücken älterer und neuerer Münchener Kunst. Im großen
Treppenhaussaale ist die Marmorbüste König Ludwigs I.,
von Grün umrahmt, aufgestellt; im kleinen grauen Saale
hängt ein neues, von Karl Blos gemaltes Prinzregenten-
Bildnis, und im Oberlichtsaale überrascht wieder eine mit
Grün umkleidete Marmorbüste des Regenten. Was soll
das alles bedeuten? Die Ausstellung zeigt auch einen ge-
wissen retrospektiven Charakter. Zeichnungen von Napo-
leon Neureuther schildern das Münchener Leben von Anno
[Spaltenumbruch] 1840. König Ludwig erscheint in klassischer Umgebung auf
klassischem Boden. Ein Aquarell zeigt den Prinzregenten
als Teilnehmer des großen Krieges von 1870 im Haupt-
quartier von Sedan und auf einem anderen Bilde erscheint
er in großer Uniform inmitten seiner Söhne und Enkel
auf dem Paradefeld. Nun wissen wir, warum der Kunst-
verein so festlich geschmückt ist und die ganze Ausstellung
einen so eigenartigen persönlichen Charakter hat -- es ist
eine Ehrung des Regenten zu dessen 87. Geburts-
tag und zugleich eine Feier seiner 70jährigen Mitglied-
schaft des Kunstvereins. Der Regent erblickte bei seinem
Rundgang durch diese Ausstellung ein Stück seines Lebens
im Spiegel der Münchener Kunst. Als eine dem Regenten
vom Kunstverein dargebrachte Huldigung, erfüllt die aus-
gezeichnet arrangierte Ausstellung vollständig ihren Zweck.
Den Münchenern kann der Besuch derselben bestens emp-
fohlen werden.

* Münchener Auktion.

Am 17. und 18. März findet in der
Galerie Helbing eine Versteigerung von Kupferstichen, Ra-
dierungen, Holzschnitten, Schabkunstblättern,
Farbstichen
und Lithographien des 15. bis 19. Jahr-
hunderts,
sowie von Handzeichnungen alter Mei-
ster
statt. Der aus Anlaß dieser Auktion erschienene Katalog
umfaßt 781 Nummern und zeigt ein Blick in denselben, daß neben
Werken der französischen, der englischen und der italienischen
Schule vor allen Dingen die deutsche und die niederländische
Schule reich vertreten ist. Hier finden wir außer seltenen Arbei-
ten der Kleinmeister: H. Aldegrever, B. und H. S. Beham, J.
Binck, Hans Brosamer und G. Pencz die bedeutendsten Meister
des 15. und 16. Jahrhunderts: L. Cranach, Albrecht Dürer (Kup-
ferstiche und Holzschnitte), L. van Leyden, Isr. van Meckenen und
Mart. Schongauer u. a. Die niederländische und die flämische
Schule weist eine große Anzahl von Rembrandtschen Radierungen,
ferner Arbeiten von C. Bega, C. Dujardin, A. van Dyck, Jan
Livens, A. v. Ostade, J. Ruisdael, A. Waterloo und Th. Wyck
auf. Von Interesse dürfte eine größere Anzahl hübscher Arbeiten
von Chodowiecki sein, ebenso eine Reihe von Handzeichnungen
alter Meister, von welchen eine fein ausgeführte Feder- und
Tuschzeichnung, die dem Isr. van Meckenen zugeschrieben ist, be-
sonders beachtenswert ist.

* Die Moderne Galerie in Prag hat das in der vorjährigen
Frühjahrs-Sezessions-Ausstellung in München und zurzeit im
Rudolfinum in Prag ausgestellte Werk "[Mosera]" von Fritz
Gärtner (München) käuflich erworben.

Nr. 128. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908.
[Spaltenumbruch]

* Der Verein für Frauenintereſſen veranſtaltet Montag,
16. März, im kleinen Muſeumsſaal, Promenadeſtraße 12, einen
Vortragsabend, an dem Frln. Helene Raff über „Iſolde
Kurz
“ ſprechen wird. Die talentvolle Schriftſtellerin hat ſich
durch ihre prächtigen Bauernnovellen und „Modell“ geſchichten
raſch einen guten Namen gemacht und es wird ihre zahlreichen
Leſer intereſſieren, ihr nun einmal als Rednerin zu begegnen.
Auch die literariſchen Kreiſe ſeien auf den Abend aufmerkſam ge-
macht. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei.

* Vortrag im Frauenverein zum Noten Kreuz.

Der für
Montag den 16. ds. Mts. anberaumte Vortrag von Hofrat
Dr. F. May über „Verhütung der Tuberkuloſe“ muß wegen eines
kleinen Unfalls, den der Vortragende erlitt, ausfallen.

dr. Die Streitpunkte in den Baugewerbetarifen.

Am Sams-
tag fand unter dem Vorſitz des Gerichtsrates Dr. Prenner
eine Kommiſſionsſitzung zwiſchen Bevollmächtigten des Arbeit-
geberverbandes und der beteiligten Organiſationen ſtatt, die be-
zweckte, die hauptſächlichſten Streitpunkte, wie ſie ſich in den letz-
ten großen Verhandlungen ergaben, feſtzulegen. Durch dieſe Ein-
richtung ſoll bezweckt werden, die kommenden Verhandlungen
weſentlich zu erleichtern. Die durch die Kommiſſion feſtgeſetzten
Differenzpunkte und prinzipiellen Streitpunkte werden den ein-
zelnen Vertragsteilen abſchriftlich übergeben, ſo daß ſie ihre Zen-
tralſtellen davon in Kenntnis ſetzen können. Es iſt nicht zu ver-
kennen, daß dieſe Neuerung am hieſigen Einigungsamte eine
weſentliche Erleichterung ſehr umfangreicher Tarifberatungen
bildet, wie ſie jetzt im Baugewerbe vorliegen.

* Imperial-Theater (Schützenſtraße 1 a) hat für dieſe Woche
(14. bis 20. März inkl.) wieder ein intereſſantes und lehrreiches
Programm zuſammengeſtellt: eine Reiſe durch Chaco (Süd-
amerika). Bemerkenswert ſind in dieſem Bilde pier Reiter,
welche Flüſſe und wildromantiſche Gegenden durchqueren, die
Kraniche, im Moos, Steppenbrand und die Eingeborenen; außer-
dem Stapellauf der „Roma“ in Gegenwart des Königs von
Italien, eine großartige, originelle photographiſche Aufnahme.
Die Zauberſchere, komiſches Ständchen und Abenteuer eines
Mädchenjägers zum Lachen. Neu und ein gediegenes Drama
„Unſchuldig verurteilt“. Wie bekannt, führt die Geſellſchaft nur
die neueſten Aufnahmen vor. Das Theater iſt unter der jetzigen
Leitung und Führung des Herrn Pingel wohl zu den pornehm-
ſten und beſten dieſer Art zu zählen.

is. Selbſtmord.

Auf einer Ruhebank im Oeſtlichen Friedhof
erſchoß ſich heute mittag 12 Uhr der 60 Jahre alte Privatier
Karl Lutz. Das Motiv der Tat iſt noch unbekannt. Erwähnt
ſei, daß ſich der Sohn des Selbſtmörders im Karneval vorigen
Jahres ebenfalls durch einen Schuß entleibte.

Inhalt der Unterhaltungsbeilage „Der Sonntag“:

Friedrich der Große im Lichte ſeiner Werke. Von Karl
Bleibtreu.

Kabinengenoſſen. Reiſeplauderei von Victor Ottmann,
Lacken und Zöpſe. Von Anne Jules Caſe (Paris).

Meeresfahrt. Von Adelaide Bernardini. Deutſch von
Dr. Hans Lieſal (Rom).

Schachzeitung. — Photographiſche Rundſchau

Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge.

Verein für Naturkunde. Abends
8¼ Uhr im großen Mathildenſaal verſchiedene Mitteilungen und
Vorweiſungen. Dr. E. Caſella: Zahn von Anthracotherium
magnum.
Dr. H. Dihm: Ameiſenpflanzen. Dr. Arthur Mueller:
Milben als Erreger von Krankheiten bei Säugetieren und
Vögeln. Dr. J. Roſenthal: Einiges über Röntgenſtrahlen. Dr.
F. Steinheil: Schädel. Dr. E. Zugmayr: Vogelbälge und Rep-
tilien aus Tibet. Vorweiſungen und Beſprechungen mikroſkopi-
ſcher Präparate. — Münchener Altertumsverein.
„Waffen“. — Bayer. Stenographen-Korreſpon-
denzverein Gabelsberger.
e. V., München. Uebungs-
abend im Vereinslokal Reſtaurant Humplmayr, Maximilians-
platz 17.

Bayeriſche Chronik.
* Miniſtervortrag.

Se. kgl. Hoheit der Prinz-
regent
hat heute mittag den Staatsminiſter des könig-
lichen Hauſes und des Aeußern Dr. Frhrn. v. Podewils
zum Vortrag empfangen.

Der fünfzigjährige Händler Leonhard
Hofmann vom nahen Beiderwieſe und deſſen zwanzigjährige
Tochter Katharina ſind vergangene Nacht in Andorf
(Oberöſterreich) vom Zuge erfaßt und getötet worden.

Beim Abladen von Eiſenbahn-
ſchienen wurde dem Eiſenbahnarbeiter Rathmannsberger von
[Spaltenumbruch] hier der kleine Finger vollſtändig abgedrückt und der Ringfinger
zerquetſcht. Trotz fürchterlicher Schmerzen jammerte Rath-
mannsberger nicht im geringſten, ſteckte vielmehr den abgedrückten
Finger kaltblütig in die Weſtentaſche und begab ſich zum
Arzt.

5.20 N. (Privattelegr.)
In Friedrichstal wurde eine Frau verhaftet, die verſucht hatte,
ihren Mann zu vergiften. Die Unterſuchung ergab, daß ſie
Alkoholgetränken Schwefel beigemiſcht hatte. Der Mann iſt
ſchwer krank.

Deutſcher Reichstag.
124. Plenarſitzung.
Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung.

Reichshaushaltsetat.

Am Bundesratstiſch: Miniſter Breitenbach.

Die zweite Leſung des Reichshaushaltsetats 1908 wird fort-
geſetzt.

Zunächſt wird der Etat für den Reichstag in Be-
ratung genommen.

Dazu liegen vor: 1. Eine Reſolution Gamp, unter-
ſtützt von ſämtlichen Parteien, wonach die Kommiſſion für die
Geſchäftsordnung beauftragt werden ſoll, Vorſchläge über die
Beſeitigung der Mißſtände bei der Kommiſſions-
berichterſtattung
zu machen; 2. ein Antrag Dr.
Spahn,
unterſtützt von der geſamten Bibliothek-Kom-
miſſton,
den Betrag zum Ankauf von Büchern von 30,000 M
auf 38,000 M zu erhöhen.

Abg. Frhr. v. Gamp (Rp.): Indiskretionen ſind in die
Preſſe nicht gekommen. Das Verhalten der Preſſe hat alſo den
Antrag nicht veranlaßt. Unrichtigkeiten kommen auch ſonſt vor.
Die Verhandlungen ſtenographieren zu laſſen, das würde der
Budgetkommiſſion eine zu große Arbeitslaſt aufbürden. Daß die
Namen der Abgeordneten in den Kommiſſionsberichten der Preſſe
genannt werden, iſt ein Uebelſtand, der beſeitigt werden muß.

Abg. Baſſermann (nat.-lib.): Das Verlangen würde zu
weit gehen, daß ſämtliche in den Kolonien erſcheinende Zeitungen
den Mitgliedern der Budgetkommiſſion überwieſen würden. Was
den Antrag Gamp betrifft, ſo kann die Vertraulichkeit der Kom-
miſſionsberatung im Prinzip nicht eingeführt werden. Die
Wähler auf dem Land müſſen wiſſen, was die Kommiſſion be-
ſchloſſen hat. Eine möglichſt objektive Berichterſtattung iſt aber
jedenfalls wünſchenswert. Es fehlt daran, weil die Bericht-
erſtattung vielfach durch Parteimänner erfolgt. Gegen
eine offizielle Berichterſtattung muß ich mich ober erklären. Die
Berichterſtattung müßte durch qualifizierte Beamte geſchehen, die
finden ſich aber außerordentlich ſchwer. In Baden beſteht ſchon
eine ähnliche Einrichtung. Da haben aber die Beſchwerden gar
nicht aufgehört. Die Namennennung ſollte jedenfalls in den
Berichten unterbleiben. Wir können von der Geſchäftsordnungs-
kommiſſion erwarten, daß ſie uns einen Weg zur Verſtändi-
gung zeigt.

Abg. Singer (Soz.): Der Antrag Gamp muß außerordentlich
vorſichtig behandelt werden. Eine Beſchränkung der Freiheit der
Abgeordneten in ihren Handlungen wollen wir nicht. Hätte ich
die Begründung des Abg. Frhrn. v. Gampf vorher gehört, dann
hätte ich mir überlegt, ob ich die Reſolution mit unterſchrieben
hätte. Die Aufnahme ſtenographiſcher Verichte würde eine un-
geheure Arbeit ſein und eine ungemeine Verſpätung der Ver-
öffentlichung herbeiführen, Eine Namennennung halte ich auch
nicht für notwendig, aber bei der Wiedergabe von ſachlichen
Aeußerungen ſollte die Partei des Betreffenden angegeben werden.
Ein amtlicher Bericht würde mir wegen der wahrſcheinlichen
Schablonenbaftigkeit nicht gefallen. Der Vorſchlag, die Abge-
ordneten ſollten dem Präſidenten vertrauliche Mitteiſung machen,
für welche Zeitung ſie ſchreiben, iſt unberechtigt. Man würde
damit auch den Präſidenten in die Stellung eines Straffenats
bringen, wie es ja überhaupt ein Wunder iſt, daß Herr v. Gamp
nicht auch Strafen für die ſich ſträubenden Mitglieder vorge-
ſchlagen hat. (Heiterkeit.)

Zum Etat ſelbſt ſchließe ich an meine vorjährigen Aus-
führungen an: Mit Bedauern mußte ich damals konſtatieren, daß
die Krankheitsunterſtützung der Hilfsbeamten
ungenügend iſt. Dem Uebelſtande iſt bis heute nicht abgeholfen
worden. Ich bitte den Vräſidenten, dafür zu ſorgen, daß in
dieſem Jahre auch die Hilfsbeamten bei den Teuerungszulagen
berückſichtigt werden.

Abg. Frhr. v. Richthofen (konſ.): Ich erkenne die Anregung
Singers als ſehr beachtenswert an. Wir vertrauen, daß der
Präſident mit dem größten Wohlwollen alle dieſe Anregungen
prüfen und ihnen tunlichſt entſprechen wird. Die Ausführungen
[Spaltenumbruch] wegen der Kommiſſionsberichterſtattung ſind ebenfalls ſehr be-
achtenswert. Es ſind tatſächlich Uebelſtände hervorgetreten.
Stenographiſche Berichte über die Kommiſſionsverhandlungen
würden aber allzu große Arbeit und Koſten verurſachen. Nach
dem Beiſpiel des preußiſchen Abgeordnetenhauſes könnte das
Nennen der Namen der Kommiſſionsmitglieder in den Berichter
unterſagt werden.

Berichterſtatter Dr. Paaſche: Abg. Singer bezeichnete das
wöchentliche Krankengeld von 9 M für die Hilfsbeamten für
unzureichend. Sie bekommen genau das, was ihnen geſetzlich
zuſteht, nämlich 15 M. Die Hilfskanzleibeamten haben die
Teuerungszulagen nicht bekommen können, weil die Mittel dafür
nicht ausgereicht haben. Im neuen Etat ſind 14,000 M neu für
die Hilfsbeamten ausgeſetzt. Sie erhalten nach dem Etat bei-
nahe das, was etatsmäßige Beamte bekommen. Die Hilfs-
beamten erhalten auch Witwen- und Waiſengelder, wie die Be-
amten, obgleich ſie keine Beamten ſind.

Abg. Dr. Stengel (Freiſ. Volksp.): Wir ſollten uns in den
Druckſachen des Reichstages zur Antiqua bekehren.
(Stürmiſcher Widerſpruch.) Hören Sie doch meine Begründung!

Präſident Graf Stolberg: Herr Abgeordneter, das gehört
nicht hierher!

Abg. Dr. Stengel: Ich bitte, mir anzugeben, bei welcher
Stelle ich es vorbringen kann.

Präſident Graf Stolberg: Ich ſehe allerdings, daß hier von
den ſtenographiſchen Berichten die Rede iſt. Sie können alſo Ihre
Bemerkungen hierzu machen.

Abg. Dr. Stengel: Es muß Klarheit geſchaffen werden über
den
Unterſchied zwiſchen der deutſchen Schrift und
der Antiqua-Schrift.

(Stürmiſche Heiterkeit.) Wir müſſen endlich einmal den anderen
Kulturvölkern gleichkommen.

Präſident Graf Stolberg: Die anderen Kulturvölker gehörer
nicht hierher. (Stürmiſche Heiterkeit.)

Abg. Dr. Stengel: Es iſt ein Irrtum, daß die deutſche Druck-
ſchrift eine andere iſt. Ich berufe mich in dieſer Beziehung auf
unſeren alten Jakob Grimm.

[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]

nicht ganz nett aus? Das hätten Sie gar nicht gedacht, da-
mals, als Sie mich einen Utopiſten nannten.“ ...

„Ach was, Utopiſten! Sie wollen ſich jetzt rächen und
ſchieben mir allerlei Bosheiten unter. Ich habe gar nicht
daran gezweifelt, Menſchchen, daß Sie ein tüchtiger Kerl
ſind und allerlei zuwege bringen würden. Und wenn Sie
mir das nicht glauben, ſo will ich Ihnen ſogar offen ge-
ſtehen, daß mir die ganze Choſe hier gefällt — nun ſie bei-
nahe vollendet iſt. Sind Sie jetzt zufrieden mit mir?“

Georg ſtand auf und begann in beſter Laune im
Zimmer umherzugehen.

„Ob ich zufrieden bin? ... Sie glauben gar nicht, wie
glücklich ich bin, daß gerade Sie mich loben und mir Gerech-
tigkeit widerfahren laſſen. Zumal — nun laſſen wir das
lieber ... wer bauet an der Straßen, der muß ſich meiſtern
laſſen, und wie die ſchönen Worte noch weiter lauten
mögen!“

Herr von Halbach wurde plötzlich nachdenklich und ſtrich
ſeinen grauen Schnurrbart, als habe er noch immer etwas
auf dem Herzen.

„Ja“ — begann er endlich — „wiſſen Sie, was die
Leute hier und da ſagen vom Helldorfer Gutsherrn?“ ...

Georg blieb ſtehen. Dann faltete er die Stirn und
ſchüttelte beinahe ärgerlich den Kopf.

„Was gehen mich die Leute an, Herr von Halbach! Ich
habe es längſt aufgegeben, ihnen allen gerecht zu werden.
Ich weiß wohl, ſie ſchütteln die Köpfe und können nicht be-
greifen, daß einer mal Herz und Verſtand zugleich ſprechen
läßt. Das iſt alles!“

„Recht ſo, Georg!“ Herr von Halbach hatte ſich gleich-
falls erhoben, knickte aber ſofort wieder in ſeinen Stuhl
zurück und fügte nur noch mit wehleidiger Miene hinzu:
„Das verdammte Rheuma!“ während er vorſichtig ſein
rechtes Bein zu reiben begann.

(Fortſetzung folgt.)
Theater und Muſik.
C. K. Ein neues Stück von Pinero.

Aus London wird
berichtet: Nachdem Pinero vor zwei Jahren mit ſeinem Drama
„His House in Order“ einen ſo großen Erfolg davongetragen
hatte, war bisher kein anderes Werk von ihm auf der engliſchen
[Spaltenumbruch] Bühne erſchienen. Soeben wird nun mitgeteilt, daß er ein neues
Stück vollendet hat, das George Alexander am St. James-Theater
einſtudiert und etwa zu Oſtern zur Uraufführung bringen wird.
Der Titel iſt „The Thunderbolt“ (Der Donnerkeil), und es heißt,
daß das neue Drama eine Epiſode in der Geſchichte einer Familie
aus der Provinz behandelt. Bei der hohen Stellung, die ſich
Pinero unter den zeitgenöſſiſchen engliſchen Dramatikern er-
rungen hat, ſieht man der Aufführung in Londoner Theater-
kreiſen mit größtem Intereſſe entgegen.

Vom Kaim-Orcheſter.

Das zwiſchen Hofrat Dr. Kaim
und Kapellmeiſter Schnéevoigt beſtehende Vertrags-
verhältnis
wurde unterm Heutigen in beiderſeitigem Ein-
verſtändnis gelöſt.

Johannes Mesſchaert iſt von ſeiner neuerlichen Erkran-
kung
leider noch nicht wieder hergeſtellt und muß infolgedeſſen
ſein für kommenden Montag im Jahreszeiten-Saal anberaumter
Lieder- und Balladen-Abend verſchoben werden. Das Geld
für die gelöſten Billette wird auf Verlangen in der Hofbuch-
handlung Karl Schüler, Maximilianſtraße 2, zurückgegeben.

Wilhelm Backhaus gibt am Dienstag, den 24. März, einen
zweiten Klavier-Abend im Jahreszeiten-Saal, zu dem die
Kartenausgabe von Montag ab in der Hofbuchhandlung Karl
Schüler, Maximilianſtraße 2, erfolgt.

Der Lehrergeſangverein München bringt Ende März mit
dem kgl. Hoforcheſter, ſowie den Damen Boſetti und Preuſe-
Matzenauer, den Herren Dr. Walter und Bender unter Leitung
ſeines Dirigenten Fritz Cortolezis die „Missa solemnis“ von
L. v. Veethoven zur Aufführung.

Bildende Kunſt.
—a— Münchener Kunſtverein.

Der Kunſtverein hat
ſein Feſtgewand angelegt; er prangt in friſchem Grün und
im Schmucke glänzender Bilderreihen mit prächtigen ſchönen
Stücken älterer und neuerer Münchener Kunſt. Im großen
Treppenhausſaale iſt die Marmorbüſte König Ludwigs I.,
von Grün umrahmt, aufgeſtellt; im kleinen grauen Saale
hängt ein neues, von Karl Blos gemaltes Prinzregenten-
Bildnis, und im Oberlichtſaale überraſcht wieder eine mit
Grün umkleidete Marmorbüſte des Regenten. Was ſoll
das alles bedeuten? Die Ausſtellung zeigt auch einen ge-
wiſſen retroſpektiven Charakter. Zeichnungen von Napo-
leon Neureuther ſchildern das Münchener Leben von Anno
[Spaltenumbruch] 1840. König Ludwig erſcheint in klaſſiſcher Umgebung auf
klaſſiſchem Boden. Ein Aquarell zeigt den Prinzregenten
als Teilnehmer des großen Krieges von 1870 im Haupt-
quartier von Sedan und auf einem anderen Bilde erſcheint
er in großer Uniform inmitten ſeiner Söhne und Enkel
auf dem Paradefeld. Nun wiſſen wir, warum der Kunſt-
verein ſo feſtlich geſchmückt iſt und die ganze Ausſtellung
einen ſo eigenartigen perſönlichen Charakter hat — es iſt
eine Ehrung des Regenten zu deſſen 87. Geburts-
tag und zugleich eine Feier ſeiner 70jährigen Mitglied-
ſchaft des Kunſtvereins. Der Regent erblickte bei ſeinem
Rundgang durch dieſe Ausſtellung ein Stück ſeines Lebens
im Spiegel der Münchener Kunſt. Als eine dem Regenten
vom Kunſtverein dargebrachte Huldigung, erfüllt die aus-
gezeichnet arrangierte Ausſtellung vollſtändig ihren Zweck.
Den Münchenern kann der Beſuch derſelben beſtens emp-
fohlen werden.

* Münchener Auktion.

Am 17. und 18. März findet in der
Galerie Helbing eine Verſteigerung von Kupferſtichen, Ra-
dierungen, Holzſchnitten, Schabkunſtblättern,
Farbſtichen
und Lithographien des 15. bis 19. Jahr-
hunderts,
ſowie von Handzeichnungen alter Mei-
ſter
ſtatt. Der aus Anlaß dieſer Auktion erſchienene Katalog
umfaßt 781 Nummern und zeigt ein Blick in denſelben, daß neben
Werken der franzöſiſchen, der engliſchen und der italieniſchen
Schule vor allen Dingen die deutſche und die niederländiſche
Schule reich vertreten iſt. Hier finden wir außer ſeltenen Arbei-
ten der Kleinmeiſter: H. Aldegrever, B. und H. S. Beham, J.
Binck, Hans Broſamer und G. Pencz die bedeutendſten Meiſter
des 15. und 16. Jahrhunderts: L. Cranach, Albrecht Dürer (Kup-
ferſtiche und Holzſchnitte), L. van Leyden, Isr. van Meckenen und
Mart. Schongauer u. a. Die niederländiſche und die flämiſche
Schule weiſt eine große Anzahl von Rembrandtſchen Radierungen,
ferner Arbeiten von C. Bega, C. Dujardin, A. van Dyck, Jan
Livens, A. v. Oſtade, J. Ruisdael, A. Waterloo und Th. Wyck
auf. Von Intereſſe dürfte eine größere Anzahl hübſcher Arbeiten
von Chodowiecki ſein, ebenſo eine Reihe von Handzeichnungen
alter Meiſter, von welchen eine fein ausgeführte Feder- und
Tuſchzeichnung, die dem Isr. van Meckenen zugeſchrieben iſt, be-
ſonders beachtenswert iſt.

* Die Moderne Galerie in Prag hat das in der vorjährigen
Frühjahrs-Sezeſſions-Ausſtellung in München und zurzeit im
Rudolfinum in Prag ausgeſtellte Werk „[Moſera]“ von Fritz
Gärtner (München) käuflich erworben.

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[3/0003] Nr. 128. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1908. * Der Verein für Frauenintereſſen veranſtaltet Montag, 16. März, im kleinen Muſeumsſaal, Promenadeſtraße 12, einen Vortragsabend, an dem Frln. Helene Raff über „Iſolde Kurz“ ſprechen wird. Die talentvolle Schriftſtellerin hat ſich durch ihre prächtigen Bauernnovellen und „Modell“ geſchichten raſch einen guten Namen gemacht und es wird ihre zahlreichen Leſer intereſſieren, ihr nun einmal als Rednerin zu begegnen. Auch die literariſchen Kreiſe ſeien auf den Abend aufmerkſam ge- macht. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei. * Vortrag im Frauenverein zum Noten Kreuz. Der für Montag den 16. ds. Mts. anberaumte Vortrag von Hofrat Dr. F. May über „Verhütung der Tuberkuloſe“ muß wegen eines kleinen Unfalls, den der Vortragende erlitt, ausfallen. dr. Die Streitpunkte in den Baugewerbetarifen. Am Sams- tag fand unter dem Vorſitz des Gerichtsrates Dr. Prenner eine Kommiſſionsſitzung zwiſchen Bevollmächtigten des Arbeit- geberverbandes und der beteiligten Organiſationen ſtatt, die be- zweckte, die hauptſächlichſten Streitpunkte, wie ſie ſich in den letz- ten großen Verhandlungen ergaben, feſtzulegen. Durch dieſe Ein- richtung ſoll bezweckt werden, die kommenden Verhandlungen weſentlich zu erleichtern. Die durch die Kommiſſion feſtgeſetzten Differenzpunkte und prinzipiellen Streitpunkte werden den ein- zelnen Vertragsteilen abſchriftlich übergeben, ſo daß ſie ihre Zen- tralſtellen davon in Kenntnis ſetzen können. Es iſt nicht zu ver- kennen, daß dieſe Neuerung am hieſigen Einigungsamte eine weſentliche Erleichterung ſehr umfangreicher Tarifberatungen bildet, wie ſie jetzt im Baugewerbe vorliegen. * Imperial-Theater (Schützenſtraße 1 a) hat für dieſe Woche (14. bis 20. März inkl.) wieder ein intereſſantes und lehrreiches Programm zuſammengeſtellt: eine Reiſe durch Chaco (Süd- amerika). Bemerkenswert ſind in dieſem Bilde pier Reiter, welche Flüſſe und wildromantiſche Gegenden durchqueren, die Kraniche, im Moos, Steppenbrand und die Eingeborenen; außer- dem Stapellauf der „Roma“ in Gegenwart des Königs von Italien, eine großartige, originelle photographiſche Aufnahme. Die Zauberſchere, komiſches Ständchen und Abenteuer eines Mädchenjägers zum Lachen. Neu und ein gediegenes Drama „Unſchuldig verurteilt“. Wie bekannt, führt die Geſellſchaft nur die neueſten Aufnahmen vor. Das Theater iſt unter der jetzigen Leitung und Führung des Herrn Pingel wohl zu den pornehm- ſten und beſten dieſer Art zu zählen. is. Selbſtmord. Auf einer Ruhebank im Oeſtlichen Friedhof erſchoß ſich heute mittag 12 Uhr der 60 Jahre alte Privatier Karl Lutz. Das Motiv der Tat iſt noch unbekannt. Erwähnt ſei, daß ſich der Sohn des Selbſtmörders im Karneval vorigen Jahres ebenfalls durch einen Schuß entleibte. Inhalt der Unterhaltungsbeilage „Der Sonntag“: Friedrich der Große im Lichte ſeiner Werke. Von Karl Bleibtreu. Kabinengenoſſen. Reiſeplauderei von Victor Ottmann, Lacken und Zöpſe. Von Anne Jules Caſe (Paris). Meeresfahrt. Von Adelaide Bernardini. Deutſch von Dr. Hans Lieſal (Rom). Schachzeitung. — Photographiſche Rundſchau Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge. Montag, 16. März. Verein für Naturkunde. Abends 8¼ Uhr im großen Mathildenſaal verſchiedene Mitteilungen und Vorweiſungen. Dr. E. Caſella: Zahn von Anthracotherium magnum. Dr. H. Dihm: Ameiſenpflanzen. Dr. Arthur Mueller: Milben als Erreger von Krankheiten bei Säugetieren und Vögeln. Dr. J. Roſenthal: Einiges über Röntgenſtrahlen. Dr. F. Steinheil: Schädel. Dr. E. Zugmayr: Vogelbälge und Rep- tilien aus Tibet. Vorweiſungen und Beſprechungen mikroſkopi- ſcher Präparate. — Münchener Altertumsverein. „Waffen“. — Bayer. Stenographen-Korreſpon- denzverein Gabelsberger. e. V., München. Uebungs- abend im Vereinslokal Reſtaurant Humplmayr, Maximilians- platz 17. Bayeriſche Chronik. * Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoheit der Prinz- regent hat heute mittag den Staatsminiſter des könig- lichen Hauſes und des Aeußern Dr. Frhrn. v. Podewils zum Vortrag empfangen. x. Paſſau, 14. März. Der fünfzigjährige Händler Leonhard Hofmann vom nahen Beiderwieſe und deſſen zwanzigjährige Tochter Katharina ſind vergangene Nacht in Andorf (Oberöſterreich) vom Zuge erfaßt und getötet worden. § Oſierhofen, 14. März. Beim Abladen von Eiſenbahn- ſchienen wurde dem Eiſenbahnarbeiter Rathmannsberger von hier der kleine Finger vollſtändig abgedrückt und der Ringfinger zerquetſcht. Trotz fürchterlicher Schmerzen jammerte Rath- mannsberger nicht im geringſten, ſteckte vielmehr den abgedrückten Finger kaltblütig in die Weſtentaſche und begab ſich zum Arzt. v. St. Ingbert, 14. März. 5.20 N. (Privattelegr.) In Friedrichstal wurde eine Frau verhaftet, die verſucht hatte, ihren Mann zu vergiften. Die Unterſuchung ergab, daß ſie Alkoholgetränken Schwefel beigemiſcht hatte. Der Mann iſt ſchwer krank. Deutſcher Reichstag. 124. Plenarſitzung. Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung. Berlin, 14. März. Reichshaushaltsetat. Am Bundesratstiſch: Miniſter Breitenbach. Die zweite Leſung des Reichshaushaltsetats 1908 wird fort- geſetzt. Zunächſt wird der Etat für den Reichstag in Be- ratung genommen. Dazu liegen vor: 1. Eine Reſolution Gamp, unter- ſtützt von ſämtlichen Parteien, wonach die Kommiſſion für die Geſchäftsordnung beauftragt werden ſoll, Vorſchläge über die Beſeitigung der Mißſtände bei der Kommiſſions- berichterſtattung zu machen; 2. ein Antrag Dr. Spahn, unterſtützt von der geſamten Bibliothek-Kom- miſſton, den Betrag zum Ankauf von Büchern von 30,000 M auf 38,000 M zu erhöhen. Abg. Frhr. v. Gamp (Rp.): Indiskretionen ſind in die Preſſe nicht gekommen. Das Verhalten der Preſſe hat alſo den Antrag nicht veranlaßt. Unrichtigkeiten kommen auch ſonſt vor. Die Verhandlungen ſtenographieren zu laſſen, das würde der Budgetkommiſſion eine zu große Arbeitslaſt aufbürden. Daß die Namen der Abgeordneten in den Kommiſſionsberichten der Preſſe genannt werden, iſt ein Uebelſtand, der beſeitigt werden muß. Abg. Baſſermann (nat.-lib.): Das Verlangen würde zu weit gehen, daß ſämtliche in den Kolonien erſcheinende Zeitungen den Mitgliedern der Budgetkommiſſion überwieſen würden. Was den Antrag Gamp betrifft, ſo kann die Vertraulichkeit der Kom- miſſionsberatung im Prinzip nicht eingeführt werden. Die Wähler auf dem Land müſſen wiſſen, was die Kommiſſion be- ſchloſſen hat. Eine möglichſt objektive Berichterſtattung iſt aber jedenfalls wünſchenswert. Es fehlt daran, weil die Bericht- erſtattung vielfach durch Parteimänner erfolgt. Gegen eine offizielle Berichterſtattung muß ich mich ober erklären. Die Berichterſtattung müßte durch qualifizierte Beamte geſchehen, die finden ſich aber außerordentlich ſchwer. In Baden beſteht ſchon eine ähnliche Einrichtung. Da haben aber die Beſchwerden gar nicht aufgehört. Die Namennennung ſollte jedenfalls in den Berichten unterbleiben. Wir können von der Geſchäftsordnungs- kommiſſion erwarten, daß ſie uns einen Weg zur Verſtändi- gung zeigt. Abg. Singer (Soz.): Der Antrag Gamp muß außerordentlich vorſichtig behandelt werden. Eine Beſchränkung der Freiheit der Abgeordneten in ihren Handlungen wollen wir nicht. Hätte ich die Begründung des Abg. Frhrn. v. Gampf vorher gehört, dann hätte ich mir überlegt, ob ich die Reſolution mit unterſchrieben hätte. Die Aufnahme ſtenographiſcher Verichte würde eine un- geheure Arbeit ſein und eine ungemeine Verſpätung der Ver- öffentlichung herbeiführen, Eine Namennennung halte ich auch nicht für notwendig, aber bei der Wiedergabe von ſachlichen Aeußerungen ſollte die Partei des Betreffenden angegeben werden. Ein amtlicher Bericht würde mir wegen der wahrſcheinlichen Schablonenbaftigkeit nicht gefallen. Der Vorſchlag, die Abge- ordneten ſollten dem Präſidenten vertrauliche Mitteiſung machen, für welche Zeitung ſie ſchreiben, iſt unberechtigt. Man würde damit auch den Präſidenten in die Stellung eines Straffenats bringen, wie es ja überhaupt ein Wunder iſt, daß Herr v. Gamp nicht auch Strafen für die ſich ſträubenden Mitglieder vorge- ſchlagen hat. (Heiterkeit.) Zum Etat ſelbſt ſchließe ich an meine vorjährigen Aus- führungen an: Mit Bedauern mußte ich damals konſtatieren, daß die Krankheitsunterſtützung der Hilfsbeamten ungenügend iſt. Dem Uebelſtande iſt bis heute nicht abgeholfen worden. Ich bitte den Vräſidenten, dafür zu ſorgen, daß in dieſem Jahre auch die Hilfsbeamten bei den Teuerungszulagen berückſichtigt werden. Abg. Frhr. v. Richthofen (konſ.): Ich erkenne die Anregung Singers als ſehr beachtenswert an. Wir vertrauen, daß der Präſident mit dem größten Wohlwollen alle dieſe Anregungen prüfen und ihnen tunlichſt entſprechen wird. Die Ausführungen wegen der Kommiſſionsberichterſtattung ſind ebenfalls ſehr be- achtenswert. Es ſind tatſächlich Uebelſtände hervorgetreten. Stenographiſche Berichte über die Kommiſſionsverhandlungen würden aber allzu große Arbeit und Koſten verurſachen. Nach dem Beiſpiel des preußiſchen Abgeordnetenhauſes könnte das Nennen der Namen der Kommiſſionsmitglieder in den Berichter unterſagt werden. Berichterſtatter Dr. Paaſche: Abg. Singer bezeichnete das wöchentliche Krankengeld von 9 M für die Hilfsbeamten für unzureichend. Sie bekommen genau das, was ihnen geſetzlich zuſteht, nämlich 15 M. Die Hilfskanzleibeamten haben die Teuerungszulagen nicht bekommen können, weil die Mittel dafür nicht ausgereicht haben. Im neuen Etat ſind 14,000 M neu für die Hilfsbeamten ausgeſetzt. Sie erhalten nach dem Etat bei- nahe das, was etatsmäßige Beamte bekommen. Die Hilfs- beamten erhalten auch Witwen- und Waiſengelder, wie die Be- amten, obgleich ſie keine Beamten ſind. Abg. Dr. Stengel (Freiſ. Volksp.): Wir ſollten uns in den Druckſachen des Reichstages zur Antiqua bekehren. (Stürmiſcher Widerſpruch.) Hören Sie doch meine Begründung! Präſident Graf Stolberg: Herr Abgeordneter, das gehört nicht hierher! Abg. Dr. Stengel: Ich bitte, mir anzugeben, bei welcher Stelle ich es vorbringen kann. Präſident Graf Stolberg: Ich ſehe allerdings, daß hier von den ſtenographiſchen Berichten die Rede iſt. Sie können alſo Ihre Bemerkungen hierzu machen. Abg. Dr. Stengel: Es muß Klarheit geſchaffen werden über den Unterſchied zwiſchen der deutſchen Schrift und der Antiqua-Schrift. (Stürmiſche Heiterkeit.) Wir müſſen endlich einmal den anderen Kulturvölkern gleichkommen. Präſident Graf Stolberg: Die anderen Kulturvölker gehörer nicht hierher. (Stürmiſche Heiterkeit.) Abg. Dr. Stengel: Es iſt ein Irrtum, daß die deutſche Druck- ſchrift eine andere iſt. Ich berufe mich in dieſer Beziehung auf unſeren alten Jakob Grimm. _ nicht ganz nett aus? Das hätten Sie gar nicht gedacht, da- mals, als Sie mich einen Utopiſten nannten.“ ... „Ach was, Utopiſten! Sie wollen ſich jetzt rächen und ſchieben mir allerlei Bosheiten unter. Ich habe gar nicht daran gezweifelt, Menſchchen, daß Sie ein tüchtiger Kerl ſind und allerlei zuwege bringen würden. Und wenn Sie mir das nicht glauben, ſo will ich Ihnen ſogar offen ge- ſtehen, daß mir die ganze Choſe hier gefällt — nun ſie bei- nahe vollendet iſt. Sind Sie jetzt zufrieden mit mir?“ Georg ſtand auf und begann in beſter Laune im Zimmer umherzugehen. „Ob ich zufrieden bin? ... Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich bin, daß gerade Sie mich loben und mir Gerech- tigkeit widerfahren laſſen. Zumal — nun laſſen wir das lieber ... wer bauet an der Straßen, der muß ſich meiſtern laſſen, und wie die ſchönen Worte noch weiter lauten mögen!“ Herr von Halbach wurde plötzlich nachdenklich und ſtrich ſeinen grauen Schnurrbart, als habe er noch immer etwas auf dem Herzen. „Ja“ — begann er endlich — „wiſſen Sie, was die Leute hier und da ſagen vom Helldorfer Gutsherrn?“ ... Georg blieb ſtehen. Dann faltete er die Stirn und ſchüttelte beinahe ärgerlich den Kopf. „Was gehen mich die Leute an, Herr von Halbach! Ich habe es längſt aufgegeben, ihnen allen gerecht zu werden. Ich weiß wohl, ſie ſchütteln die Köpfe und können nicht be- greifen, daß einer mal Herz und Verſtand zugleich ſprechen läßt. Das iſt alles!“ „Recht ſo, Georg!“ Herr von Halbach hatte ſich gleich- falls erhoben, knickte aber ſofort wieder in ſeinen Stuhl zurück und fügte nur noch mit wehleidiger Miene hinzu: „Das verdammte Rheuma!“ während er vorſichtig ſein rechtes Bein zu reiben begann. (Fortſetzung folgt.) Theater und Muſik. C. K. Ein neues Stück von Pinero. Aus London wird berichtet: Nachdem Pinero vor zwei Jahren mit ſeinem Drama „His House in Order“ einen ſo großen Erfolg davongetragen hatte, war bisher kein anderes Werk von ihm auf der engliſchen Bühne erſchienen. Soeben wird nun mitgeteilt, daß er ein neues Stück vollendet hat, das George Alexander am St. James-Theater einſtudiert und etwa zu Oſtern zur Uraufführung bringen wird. Der Titel iſt „The Thunderbolt“ (Der Donnerkeil), und es heißt, daß das neue Drama eine Epiſode in der Geſchichte einer Familie aus der Provinz behandelt. Bei der hohen Stellung, die ſich Pinero unter den zeitgenöſſiſchen engliſchen Dramatikern er- rungen hat, ſieht man der Aufführung in Londoner Theater- kreiſen mit größtem Intereſſe entgegen. † Vom Kaim-Orcheſter. Das zwiſchen Hofrat Dr. Kaim und Kapellmeiſter Schnéevoigt beſtehende Vertrags- verhältnis wurde unterm Heutigen in beiderſeitigem Ein- verſtändnis gelöſt. † Johannes Mesſchaert iſt von ſeiner neuerlichen Erkran- kung leider noch nicht wieder hergeſtellt und muß infolgedeſſen ſein für kommenden Montag im Jahreszeiten-Saal anberaumter Lieder- und Balladen-Abend verſchoben werden. Das Geld für die gelöſten Billette wird auf Verlangen in der Hofbuch- handlung Karl Schüler, Maximilianſtraße 2, zurückgegeben. † Wilhelm Backhaus gibt am Dienstag, den 24. März, einen zweiten Klavier-Abend im Jahreszeiten-Saal, zu dem die Kartenausgabe von Montag ab in der Hofbuchhandlung Karl Schüler, Maximilianſtraße 2, erfolgt. † Der Lehrergeſangverein München bringt Ende März mit dem kgl. Hoforcheſter, ſowie den Damen Boſetti und Preuſe- Matzenauer, den Herren Dr. Walter und Bender unter Leitung ſeines Dirigenten Fritz Cortolezis die „Missa solemnis“ von L. v. Veethoven zur Aufführung. Bildende Kunſt. —a— Münchener Kunſtverein. Der Kunſtverein hat ſein Feſtgewand angelegt; er prangt in friſchem Grün und im Schmucke glänzender Bilderreihen mit prächtigen ſchönen Stücken älterer und neuerer Münchener Kunſt. Im großen Treppenhausſaale iſt die Marmorbüſte König Ludwigs I., von Grün umrahmt, aufgeſtellt; im kleinen grauen Saale hängt ein neues, von Karl Blos gemaltes Prinzregenten- Bildnis, und im Oberlichtſaale überraſcht wieder eine mit Grün umkleidete Marmorbüſte des Regenten. Was ſoll das alles bedeuten? Die Ausſtellung zeigt auch einen ge- wiſſen retroſpektiven Charakter. Zeichnungen von Napo- leon Neureuther ſchildern das Münchener Leben von Anno 1840. König Ludwig erſcheint in klaſſiſcher Umgebung auf klaſſiſchem Boden. Ein Aquarell zeigt den Prinzregenten als Teilnehmer des großen Krieges von 1870 im Haupt- quartier von Sedan und auf einem anderen Bilde erſcheint er in großer Uniform inmitten ſeiner Söhne und Enkel auf dem Paradefeld. Nun wiſſen wir, warum der Kunſt- verein ſo feſtlich geſchmückt iſt und die ganze Ausſtellung einen ſo eigenartigen perſönlichen Charakter hat — es iſt eine Ehrung des Regenten zu deſſen 87. Geburts- tag und zugleich eine Feier ſeiner 70jährigen Mitglied- ſchaft des Kunſtvereins. Der Regent erblickte bei ſeinem Rundgang durch dieſe Ausſtellung ein Stück ſeines Lebens im Spiegel der Münchener Kunſt. Als eine dem Regenten vom Kunſtverein dargebrachte Huldigung, erfüllt die aus- gezeichnet arrangierte Ausſtellung vollſtändig ihren Zweck. Den Münchenern kann der Beſuch derſelben beſtens emp- fohlen werden. * Münchener Auktion. Am 17. und 18. März findet in der Galerie Helbing eine Verſteigerung von Kupferſtichen, Ra- dierungen, Holzſchnitten, Schabkunſtblättern, Farbſtichen und Lithographien des 15. bis 19. Jahr- hunderts, ſowie von Handzeichnungen alter Mei- ſter ſtatt. Der aus Anlaß dieſer Auktion erſchienene Katalog umfaßt 781 Nummern und zeigt ein Blick in denſelben, daß neben Werken der franzöſiſchen, der engliſchen und der italieniſchen Schule vor allen Dingen die deutſche und die niederländiſche Schule reich vertreten iſt. Hier finden wir außer ſeltenen Arbei- ten der Kleinmeiſter: H. Aldegrever, B. und H. S. Beham, J. Binck, Hans Broſamer und G. Pencz die bedeutendſten Meiſter des 15. und 16. Jahrhunderts: L. Cranach, Albrecht Dürer (Kup- ferſtiche und Holzſchnitte), L. van Leyden, Isr. van Meckenen und Mart. Schongauer u. a. Die niederländiſche und die flämiſche Schule weiſt eine große Anzahl von Rembrandtſchen Radierungen, ferner Arbeiten von C. Bega, C. Dujardin, A. van Dyck, Jan Livens, A. v. Oſtade, J. Ruisdael, A. Waterloo und Th. Wyck auf. Von Intereſſe dürfte eine größere Anzahl hübſcher Arbeiten von Chodowiecki ſein, ebenſo eine Reihe von Handzeichnungen alter Meiſter, von welchen eine fein ausgeführte Feder- und Tuſchzeichnung, die dem Isr. van Meckenen zugeſchrieben iſt, be- ſonders beachtenswert iſt. * Die Moderne Galerie in Prag hat das in der vorjährigen Frühjahrs-Sezeſſions-Ausſtellung in München und zurzeit im Rudolfinum in Prag ausgeſtellte Werk „Moſera“ von Fritz Gärtner (München) käuflich erworben.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 126, 16. März 1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine126_1908/3>, abgerufen am 23.11.2024.