Allgemeine Zeitung, Nr. 11, 11. Januar 1830.Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Montag Nro. 11. 11 Januar 1830.Großbritannien. -- Frankreich. (Briefe aus Paris und Lyon.) -- Italien. -- Türkei. (Schreiben aus Konstantinopel.) -- Beilage Nro. 11. Bemerkungen über den mitteldeutschen Verein. -- Cirkular des niederländischen Justizministers. -- Briefe aus Rotterdam, der Schweiz und Berlin. -- Ankündigungen. [Spaltenumbruch] Großbritannien. London, 1 Jan. Konsol. 3 Proz. 95; russische Fonds 109; Das Morning Journal sagt: "Die französischen Zeitun- Das Morning-Journal schreibt auch: "Einige unsrer Der Globe sagt in Bezug auf vorstehenden Artikel: "Dis Der Standard gibt folgendes Schreiben des Hrn. Cobbet Frankreich. Paris, 4 Jan. Konsol. 5 Proz. 108, 90; 3 Proz. 84, 25; Die Gazette sagt in Bezug auf die (gestern erwähnte) von Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Montag Nro. 11. 11 Januar 1830.Großbritannien. — Frankreich. (Briefe aus Paris und Lyon.) — Italien. — Türkei. (Schreiben aus Konſtantinopel.) — Beilage Nro. 11. Bemerkungen über den mitteldeutſchen Verein. — Cirkular des niederländiſchen Juſtizminiſters. — Briefe aus Rotterdam, der Schweiz und Berlin. — Ankündigungen. [Spaltenumbruch] Großbritannien. London, 1 Jan. Konſol. 3 Proz. 95; ruſſiſche Fonds 109; Das Morning Journal ſagt: „Die franzöſiſchen Zeitun- Das Morning-Journal ſchreibt auch: „Einige unſrer Der Globe ſagt in Bezug auf vorſtehenden Artikel: „Dis Der Standard gibt folgendes Schreiben des Hrn. Cobbet Frankreich. Paris, 4 Jan. Konſol. 5 Proz. 108, 90; 3 Proz. 84, 25; Die Gazette ſagt in Bezug auf die (geſtern erwähnte) von <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"><hi rendition="#g">Mit allerhöchſten Privilegien</hi>.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate><hi rendition="#g">Montag</hi><hi rendition="#aq">N<hi rendition="#uu"><hi rendition="#sup">ro.</hi></hi></hi> 11. 11 <hi rendition="#g">Januar</hi> 1830.</docDate> </docImprint> </titlePage> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="contents" n="1"> <list> <item>Großbritannien.</item> <item> — Frankreich. (Briefe aus Paris und Lyon.)</item> <item> — Italien.</item> <item> — Türkei. 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Hus-<lb/> kiſſons Aerger iſt noch nicht verſchwunden, und die Behandlung,<lb/> die er erleiden mußte, läßt ſich nicht ſo leicht vergeſſen. Er wird<lb/> demnach dem Miniſterium in der bevorſtehenden Parlaments-<lb/> ſeſſion opponiren.“</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Globe</hi> ſagt in Bezug auf vorſtehenden Artikel: „Dis<lb/> mag wahr ſeyn, aber es läßt ſich nicht mit der unzweifelhaften<lb/> Thatſache vereinigen, daß der Herzog v. Wellington und Hr. Hus-<lb/> kiſſon gegenwärtig auf einem ſehr vertrauten Fuße mit einander<lb/> leben.“</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <p>Der <hi rendition="#g">Standard</hi> gibt folgendes Schreiben des Hrn. Cobbet<lb/> über den Zuſtand verſchiedener Grafſchaften, die er vor Kurzem<lb/><cb/> durchreist hat: „Man ſagte in London, das Elend habe zu Bir-<lb/> mingham bei Weitem keinen ſo hohen Grad erreicht, als in an-<lb/> dern Gegenden des Landes. Der Leſer urtheile hierüber aus fol-<lb/> genden völlig wahrheitsgemäßen Thatſachen: Die Fabrikanten und<lb/> Manufakturiſten zahlen ihre Arbeiter nicht mehr in Gelde, ſondern<lb/> liefern ihnen die zum Lebensunterhalte nöthigen Bedürfniſſe; ſo<lb/> ſelten ſind jezt Baarſchaften geworden. Ja, noch mehr: Sie ſchlie-<lb/> ßen Uebereinkünfte mit den Barbieren ihrer Arbeitsleute ab, um<lb/> dieſelben zu einem gewiſſen Preis monatlich oder nach dem Du-<lb/> zend raſiren zu laſſen. Die Arbeiter würden ſich gern gegenſeitig<lb/> raſiren, wenn man ihnen dazu einen kleinen Beirrag bewilligte,<lb/> aber man will ihnen durchaus kein Geld geben. Es herrſcht ein<lb/> ſtrenges Tauſchſyſtem im eigentlichen Sinne des Wortes. Aber<lb/> das iſt noch nicht Alles. Mehrere Barbiere von Birmingham,<lb/> einſehend daß dieſe Raſirerei im Großen ihrem Geſchäfte ſchade,<lb/> haben bekannt machen laſſen, daß ſie bereit wären, Jeden gegen<lb/> Abgabe eines geräucherten Härings (leztere ſind in dieſer Gegend<lb/> ſehr wohlfeil) zu barbiren. Dieſe Thatſachen beweiſen doch wohl,<lb/> daß es am Gelde fehlt und Handel und Gewerbe völlig ſtoken.<lb/> Die Lage des größten Theils der Fabriken in Nottinghamſhire<lb/> und Leiceſterſhire iſt noch jämmerlicher. Der Lohn der Weber<lb/> iſt dort ſo gering, daß die armen Leute Jahr ein Jahr<lb/> aus Hunger leiden müſſen, denn wer kan mit 6 Pences (18 kr.)<lb/> die Woche leben? Auch zeugen ihr mageres Ausſehen, ihre entfleiſch-<lb/> ten Körper, ihre hohle Stimme von den ſtrengen Faſten, die ſie, ob-<lb/> gleich wider Willen, beobachten. Erdäpfel gehören für ſie ſchon<lb/> zu den Lurusartikeln. Mehrere leben allein von geſalzenem Kraute,<lb/> Andere nähren ſich von geſottener Kleie. Der Leſer weiß, daß<lb/> die leztere ein Mittel iſt, welches in Pferdekrankheiten häufig ge-<lb/> braucht wird. Kleie, Kraut und Erdäpfel ſind eine ſchlechte Nah-<lb/> rung im Winter, ſelbſt für die Schweine. Noch verdient hier an-<lb/> geführt zu werden, daß die Herren, welche verheirathete Ar-<lb/> beiter haben, nur ſehr ſelten dem Manne erlauben ſeine Frau<lb/> zu ſehen, und das nur in Gegenwart von Zeugen. — So weit<lb/> iſt es in England gekommen! 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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Montag Nro. 11. 11 Januar 1830.
Großbritannien.
— Frankreich. (Briefe aus Paris und Lyon.)
— Italien.
— Türkei. (Schreiben aus Konſtantinopel.)
— Beilage Nro. 11.
Bemerkungen über den mitteldeutſchen Verein.
— Cirkular des niederländiſchen Juſtizminiſters.
— Briefe aus Rotterdam, der Schweiz
und Berlin.
— Ankündigungen.
Großbritannien.
London, 1 Jan.Konſol. 3 Proz. 95; ruſſiſche Fonds 109;
braſiliſche 72¾; griechiſche 30¼; columbiſche 25½.
Das Morning Journal ſagt: „Die franzöſiſchen Zeitun-
gen ſprechen ſeit einigen Tagen viel von der Wahrſcheinlichkeit, daß
Prinz Leopold von Sachſen-Koburg König oder Kaiſer von Grie-
chenland (wie es den hohen Mächten belieben möchte) werden
würde. Der einzige Beweggrund, den die Neuigkeitsberichtser-
ſtatter von dieſer ſonderbaren Beförderung angeben, iſt, daß der
Prinz Leopold reich ſey und einen jährlichen Gehalt von 50,000
Pf. St. von England genieße. Es mag ſeyn, daß der Prinz König
wird; wir fragen aber, ob es ſich für Se. Majeſtät ſchiken dürfte,
die beſcheidene Rente fortwährend zu beziehen, die ſonſt von Sr.
Hoheit gefälligſt angenommen ward. Wird uns der Prinz die
Gunſt erweiſen, etwas Weniges von unſerm Ueberfluß für die
Bedürfniſſe und das Elend im Oriente zu verwenden? Sicher wer-
den die Weber von Huddersfield ihren mäßigen Taglohn nicht zer-
ſtükeln wollen, um den königlichen Aufwand des Prinzen Leopold
aufrecht zu erhalten. Ein Königreich iſt eine ſeltene Erwerbung.“
Das Morning-Journal ſchreibt auch: „Einige unſrer
Kollegen behaupten noch immer das Gerücht, daß ſich Hr. Hus-
kiſſon mit dem Herzog von Wellington ausgeſöhnt habe, und wie-
der einen Siz in dem Kabinette bekommen ſolle. Bei unſerer
Abneigung gegen die Grundſäze des Hrn. Huskiſſon hörten wir
dieſe Angabe mit großem Mißfallen, in der Meynung, daß es
möglich ſey, daß perſönliche Empfindungen der Liebe zu einem Amte
aufgeopfert werden, und daß ſomit der Nation noch weiteres Unheil
von dieſem hohen Prieſter neuerer Reziprozität und freien Han-
dels aufgelegt werden dürfte. Wir ſind übrigens ermächtigt zu
bemerken, daß durchaus keine Wahrſcheinlichkeit vorhanden ſey,
daß der genannte Gentleman in die gegenwärtige Verwaltung
eintreten werde. Wir freuen uns dis, zum Vortheile des Hrn.
Huskiſſon ſelbſt, verſichern zu können. Da dieſes Gerücht grund-
los iſt, ſo wollen wir nicht länger dabei verweilen. Hrn. Hus-
kiſſons Aerger iſt noch nicht verſchwunden, und die Behandlung,
die er erleiden mußte, läßt ſich nicht ſo leicht vergeſſen. Er wird
demnach dem Miniſterium in der bevorſtehenden Parlaments-
ſeſſion opponiren.“
Der Globe ſagt in Bezug auf vorſtehenden Artikel: „Dis
mag wahr ſeyn, aber es läßt ſich nicht mit der unzweifelhaften
Thatſache vereinigen, daß der Herzog v. Wellington und Hr. Hus-
kiſſon gegenwärtig auf einem ſehr vertrauten Fuße mit einander
leben.“
Der Standard gibt folgendes Schreiben des Hrn. Cobbet
über den Zuſtand verſchiedener Grafſchaften, die er vor Kurzem
durchreist hat: „Man ſagte in London, das Elend habe zu Bir-
mingham bei Weitem keinen ſo hohen Grad erreicht, als in an-
dern Gegenden des Landes. Der Leſer urtheile hierüber aus fol-
genden völlig wahrheitsgemäßen Thatſachen: Die Fabrikanten und
Manufakturiſten zahlen ihre Arbeiter nicht mehr in Gelde, ſondern
liefern ihnen die zum Lebensunterhalte nöthigen Bedürfniſſe; ſo
ſelten ſind jezt Baarſchaften geworden. Ja, noch mehr: Sie ſchlie-
ßen Uebereinkünfte mit den Barbieren ihrer Arbeitsleute ab, um
dieſelben zu einem gewiſſen Preis monatlich oder nach dem Du-
zend raſiren zu laſſen. Die Arbeiter würden ſich gern gegenſeitig
raſiren, wenn man ihnen dazu einen kleinen Beirrag bewilligte,
aber man will ihnen durchaus kein Geld geben. Es herrſcht ein
ſtrenges Tauſchſyſtem im eigentlichen Sinne des Wortes. Aber
das iſt noch nicht Alles. Mehrere Barbiere von Birmingham,
einſehend daß dieſe Raſirerei im Großen ihrem Geſchäfte ſchade,
haben bekannt machen laſſen, daß ſie bereit wären, Jeden gegen
Abgabe eines geräucherten Härings (leztere ſind in dieſer Gegend
ſehr wohlfeil) zu barbiren. Dieſe Thatſachen beweiſen doch wohl,
daß es am Gelde fehlt und Handel und Gewerbe völlig ſtoken.
Die Lage des größten Theils der Fabriken in Nottinghamſhire
und Leiceſterſhire iſt noch jämmerlicher. Der Lohn der Weber
iſt dort ſo gering, daß die armen Leute Jahr ein Jahr
aus Hunger leiden müſſen, denn wer kan mit 6 Pences (18 kr.)
die Woche leben? Auch zeugen ihr mageres Ausſehen, ihre entfleiſch-
ten Körper, ihre hohle Stimme von den ſtrengen Faſten, die ſie, ob-
gleich wider Willen, beobachten. Erdäpfel gehören für ſie ſchon
zu den Lurusartikeln. Mehrere leben allein von geſalzenem Kraute,
Andere nähren ſich von geſottener Kleie. Der Leſer weiß, daß
die leztere ein Mittel iſt, welches in Pferdekrankheiten häufig ge-
braucht wird. Kleie, Kraut und Erdäpfel ſind eine ſchlechte Nah-
rung im Winter, ſelbſt für die Schweine. Noch verdient hier an-
geführt zu werden, daß die Herren, welche verheirathete Ar-
beiter haben, nur ſehr ſelten dem Manne erlauben ſeine Frau
zu ſehen, und das nur in Gegenwart von Zeugen. — So weit
iſt es in England gekommen! Das iſt das Land, welches den Neid
der Nationen und die Bewunderung der Welt erregt; das Land,
welches als die Heimath der Volkswohlfahrt und der Freiheit be-
rühmt iſt!“
Frankreich.
Paris, 4 Jan.Konſol. 5 Proz. 108, 90; 3 Proz. 84, 25;
Falconnet 90, 95.
Die Gazette ſagt in Bezug auf die (geſtern erwähnte) von
einigen Journalen vorausgeſagte Modifikation des Miniſteriums:
„Wie! In der verfloſſenen Woche waren es die HH. Humann,
Caſimir Perrier, Sebaſtiani, Roy, Chateaubriand, die in das Mi-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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