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Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 10. Januar 1924.

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Allgemeine Zeitung. Nr. 9 Donnerstag, den 10. Januar 1924.
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtzeitung.
[Spaltenumbruch]
Drei Aufgaben Münchens.

Vor dem Kriege waren führende politische und
wirtschaftliche Kreise der Landeshauptstadt drauf
und dran, aus ihr eine Industriestadt zu machen.
Grund und Boden wurde zur Verfügung gestellt,
die Niederlassung von Industrien -- siehe Krupp
-- nach Kräften gefördert. Die Warner von da-
mals, die aus den verschiedensten Gründen gegen
den "Industriefimmel" sich wandten, behielten
Recht. Die "Industrialisierung" mit ihrer Zu-
wanderung radikaler Elemente hat tiefgehende
politische Beunruhigung geschaffen und den Boden
für die Auswüchse der Räterepublik bereitet.
Wirtschaftlich war der Versuch eine Enttäuschung,
da München eben doch sehr weit abseits von den
Produktionsstätten liegt und die Vorausbelastung
für Rohstoffe und Frachten ungeheuer groß ist.
Kulturell wurde München gleichfalls nachteilig
beeinflußt. Eine zu weit getriebene Industriali-
sierung hätte auf die Dauer sicher dem Antlitz
der Stadt geschadet und manchen seiner eigen-
artigen Züge zerstört.

Damit soll nichts gegen die bodenständigen In-
dustrieunternehmungen und den Ausbau unserer
Spezialindustrien gesagt sein. Im Gegenteil!
München besitzt Industrien in einem Ausmaß,
das in Erstaunen setzt, wenn man die einzelnen
Betriebe durchwandert, und von einer Güte, die
keinen Vergleich zu scheuen hat. Man muß diese
Industrien auf jede Weise fördern, ohne daß man
der reinen Fabrikstadt, für die nun einmal Mün-
chen nicht geeignet ist, das Wort zu reden braucht.
Lage und Charakter der Isarstadt weisen Mün-
chen aber in besonderem Maße auf drei andere
große Aufgeben hin. Die Landeshauptstadt
Bayerns muß die Stadt des großen in-
ternationalen Fremdenverkehrs

bleiben, sie muß sich ihren Rang als Stadt der
reinen und angewandten Kunst,
na-
mentlich des Kunstgewerbes, wahren und sie muß
und kann große Handelsstadt werden.
Fremdenverkehr und Kunst standen schon immer
in Zusammenhang, aber das Dritte muß dazu
kommen. Es wird noch immer viel zu wenig be-
achtet, leider auch von den führenden Kreisen, daß
Bayern und München durch die Veränderungen
der europäischen Karte ganz nahe an den Süden
und Südosten herangerückt sind. Die italienische
Grenze verläuft nur mehr wenige hundert Kilo-
meter von München, das gleichzeitig auch Aus-
fallstor nach dem neuen jugoslavischen Reich ge-
worden ist.

Art der Ueberleitung der europäischen Wirt-
schaft in halbwegs geordnete Verhältnisse, vor
allem auch mit der Fertigstellung der Großschiff-
fahrtsstraße und dem Ausbau der Wasserkräfte
und der Bahnelektrisierung eröffnen Bayern und
München auf dem Gebiete des Handels große un-
geahnte Zukunftsmöglichkeiten. Man hört da-
von, daß z. B. der gebrochene Tarif für itali-
enische Sendungen, der Kufstein-München als
Sonderstrecke behandelt, ersetzt werden soll durch
einen einheitlichen mit München als Hauptzwi-
schenstation, so daß die bayerische Landeshaupt-
stadt noch in viel höberem Maße als bisher Sta-
pel- und Umschlageplatz für den italienischen Han-
delsverkehr, namentlich mit Obst, nach dem Nor-
den werden kann.

Es wäre besser, den unfruchtbaren politischen
Hader zu begraben und alle Kräfte auf das
große gemeinsame Ziel der höheren Wirtschaft
und Kultur hinzulenken.

Um die Aufwertung der Hypotheken
und Hypothekenzinsen.

Der Schutzverband der Hypo-
theken-Pfandbrief- und Obli-
gationen-Gläubiger in Bayern

hat am Mittwoch in öffentlicher Versamm-
[Spaltenumbruch] lung zur Frage der Hypothekenaufwertung
Stellung genommen. Es kam zur Annahme
einer
Entschließung,
in der von den gesetzgebenden Körperschaf-
ten in Reich und Land verlangt wird, die
durch die Reichsgerichtsentscheidung vom
28. November 1923 auch oberstgerichtlich be-
gründete, dem so stärkungsbedürftigen
Rechtsbewußtsein entsprechende Aufwer-
tung der Hypotheken und Hypothekenzin-
sen, zur möglichsten Annäherung an den ur-
sprünglichen Goldmarkwert der Schuld, im
ausgleichenden Güteverfahren nicht durch
unsoziale, willkürliche, dabei
wirtschaftsfeindliche diktato-
rische Entrechtung
der zumeist jetzt
wirtschaftlich hart kämpfenden Gläubiger
zu verhindern.

Soweit gütliche Einigung zwischen Gläu-
biger und Schuldner nicht unmittelbar er-
folgen kann -- für die Aufwertung der
Hypothekenzinsen rationierungspflichtiger
Mietzinshäuser eröffnet die Steigerung des
Betriebskostenzuschlags bei der gesetzlichen
Mietzinsbildung einen Weg -- ist die be-
hördliche anderweitige Fortsetzung ding-
lich gesicherter Schuldverschrei-
bungen
durch öffentliches Verfahren zu
ermöglichen, das der bayer. Ministerialver-
ordnung vom 14. Dezember 1923 über die
anderweitige Festsetzung von Geldbezügen
aus Altenteilsverträgen sinngemäß ange-
paßt und angegliedert wird.

Der, von den Hypothekenbanken Bay-
erns schon seit längerer Zeit in privater
Vereinbarung mit dem Schuldner erfolg-
reich geforderten Aufwertung der Hypo-
thekenschulden vor ihrer Löschung muß
die Aufwertung der einschlägi-
gen verlosten oder gekündigten
Pfandbriefe
entsprechen. Gegen den
gesetzwidrigen, gleichfalls Treu und Glau-
ben mißachtenden Austausch von Pfand-
briefen älterer Jahrgänge aus dem Depot
der Bankkunden für valutarisch minder-
wertiger von 1923 seitens großer Hypothe-
kenbanken wird unverzügliches Einschrei-
ten der zuständigen Staats- und Aufsichts-
behörden gefordert.

Auch die Rückzahlung von Obligationen
wirtschaftlicher Unternehmungen in ent-
werteter Papiermark, die ebenfalls nur
eine gesetz- und sittenwidrige ungerechtfer-
tigte Bereicherung des am Pfandgut ohne-
dies bereicherten Schuldners zum uner-
träglichen Nachteil des verarmten Gläubi-
gers bringt, ist durch ein gesetzlich ge-
sichertes Güteverfahren
, das
einen annehmbaren Entwertungsausgleich
nach billigem Ermessen bringen soll, zu ver-
hindern und zu ersetzen.

Die Entschließung begrüßt schließlich die
Abwehrhaltung der bayerischen
Staatsregierung
gegenüber den
verhängnisvollen Enteignungsplänen des
Reichsministerium an Sparguthaben des
[Spaltenumbruch] deutschen Volkes, weist auf die Gefähr-
dung der Kreditabsichten für das Reich in
Auslandsstaaten hin und verlangt, daß
auch die Reichsregierung endlich die
Grundsätze von Treu und Glauben im
Wirtschaftsverkehr anerkennt und dikta-
torische Eingriffe in private Eigentums-
rechte unterläßt.

Vom Münchener Lebensmittelmarkt.

Der sehr flaue Marktbetrieb
stand nicht recht im Verhältnis zu dem reichlichen
Angebot von Geflügel, Wild und allen Fleisch-
arten. Auffallend sind die großen Butterbestände,
die teilweise das Angebot der früheren Jahre in
den Wintermonaten überragen. Die Milchnot,
über die unsere Milchfrauen vielfach klagen,
scheint am Land und bei den Molkereien draußen
doch nicht in der angenommenen Weise zu herr-
schen. Wenig Absatz findet das schöne Obst. Der
Gemüsemarkt war heute in der Hauptsache auf
die festen Gärtnerstände beschränkt, der offene,
sogenannte kleine Krautmarkt, der Standplatz der
Erzeugung von gärtnerischen Produkten, war mit
Ausnahme von einigen Lieferanten vollständig
unbelebt.

Fleischpreise: Mastochsenfleisch, das
Pfund 60--80 Pf., Kalbfleisch 60--70 Pf., Schaf-
und Hammelfleisch 60--70 Pf., Schweinefleisch
90--100 Pf.
Geflügel: Fettgänse 0,9--1,2 M., Suppen-
hühner 60--80 Pf., Tauben das Stück 50--70 Pf.
Wild: Rehschlegel und -Rücken 1,3, Bug 1.--,
Ragout 0,8, Hasenbraten 1,3, Ragout 0,7 M.
Fische: Karpfen 1,3, Hechte 1,5, Cabliau 0,55,
Seelachs 0,45, Schellfisch 0,75, Merlan 0,35, Salz-
heringe 10 Stück 0,85 M. (in der Nordseefisch-
halle).
Fette: Landbutter 1,8, Schweinefett 0,85,
Rinderfett 0,85, Palmin 0,75, Schmelzmargarine
0,76, Tafelmargarine 0,70, Cocosfett 0,60 M.
Gemüse: Wirsing 18, Blaukraut 18, Weiß-
kraut 6, gelbe Rüben 18, rote Rüben 18, Sellerie
20 Pf.
Obst: Aepfel 40--80 Pf., gedörrte Pflaumen
oder Zwetschgen 40 Pf., Orangen 3 Stück 20 Pf.,
Zitronen 5 Pf., Nüsse 1,2 M.

Auf dem Münchner Schlachtvieh-
markt
war die Zufuhr im Vergleich zur vorigen
Woche beim Großvieh höher, bei den Kälbern und
Schafen wenig verändert und nur bei den
Schweinen zurückgeblieben. Infolgedessen wurden
zu Marktbeginn ungefähr die Preise des letz-
ten Marktes der Vorwoche genannt, nämlich pro
Pfund in Goldpfennigen für lebende Rinder bis
38, für lebende Kälber bis 50, für geschlachtete
Kälber und geschlachtete Schafe bis 60. Bei den
Schweinen soll versucht werden, die Preise für
lebende Tiere auf 75 bis 80, für geschlachtete auf
85 bis 90 zu erhöhen. Am Ende des Marktes
blieb es aber beim Kleinvieh bei den alten Prei-
sen, während Großvieh noch etwas billiger umging
Ochsen 1. Qualität 25 bis 34 und Kühe 20 bis
30. Es blieb ein Rückstand von zirka 80 Stück
Großvieh.

Aufnahmeprüfung für die Handarbeitslehrer-
innenseminare.

Die Aufnahmeprüfung für die
Handarbeitslehrerinnenseminare wird im März
d. J. abgehalten. Zugelassen werden Bewerberin-
nen aus dem Regierungsbezirk Oberbayern, die
bis zum 1. Mai d. J. das 16. Lebensjahr voll-
endet und das 25. nicht überschritten haben. Zu-
lassungsgesuche sind bis längstens 1. Februar
d. J. bei der Regierung von Oberbayern, Kam-
mer des Innern, einzureichen. Die Bewerberin-
nen haben sich, insofern nicht das Gesuch ab-
schlägig verbeschieden wird, am 6. März d. J.
vormittags 73/4 Uhr im Schulgebäude, Ober-
anger 17, einzufinden.

Hauswirtschaftliche Kurse:

In der Zeit von
Anfangs März bis Mitte Juli findet in der
städtischen hauswirtschaftlichen
Frauenschule
ein hauswirtschaft-
[Spaltenumbruch] licher Kurs
statt. Er umfaßt Kochen, Wä-
schebehandlung, Hausarbeit, Ausbessern und ein-
faches Schneidern, häusliche Krankenpflege und
hauswirtschaftliche Buchführung. Aufnahme in
beschränkter Zahl für Internat und für Stadt-
schülerinnen. Anmeldungen und Auskunft: Ge-
schäftsstelle Antonienstraße Nr. 6, werktags von
10--12 Uhr und 3--5 Uhr.

Protestversammlung der Kriegsbeschädigten.

Der Reichsverband deutscher Kriegsbeschädigter
und Kriegshinterbliebener, Ortsgruppe München,
ruft für Freitag, den 11. Januar, abends acht
Uhr, in dem großen Saale der Löwenbrauerei,
Stiglmairplatz, eine große, öffentliche Protest-
versammlung gegen den Personalabbau der
staatlichen, städtischen und Privatbetriebe und
gegen die Versorgung der Kriegsopfer ab 1. Ja-
nuar ein. Als Referent erscheint das Mitglied
des mittelfränkischen Schwerbeschädigten-Aus-
schusses, Otto Roth, von Nürnberg.

Münchner Journalisten- und Schrifsteller-
Verein.

Am Donnerstag, den 10. Januar, Vor-
trag des Herrn P. Dr. Expeditus Schmidt:
"Die Sünden der Bühne an Goethes
Faust
". Beginn 8 Uhr. Einführung von Gä-
sten durch Mitglieder gestattet.

Hütet die Kinder!

Das Auftreten eines Zopf-
abschneiders
, der in einem Lichtspielhaus
einem jungen Mädchen den losen Zopf teilweise
abschnitt, mehr noch das Auftreten eines leider
noch nicht festgenommenen "Kinderfreun-
des
" von etwa 50 Jahren, der ein achtjähriges
Mädchen in unsauberer Absicht an sich lockte und
durch verschiedene Lokale schleppte, gibt neuerdings
Anlaß zu obiger Mahnung.



Kleine Zeitung.
Gestorben:

Stadtrat Julius Probst in Kauf-
beuren; Frau Anna Kitzinger, geb. Moos-
bauer; pens. Straßenbahnschaffner Matthias
Mandl.

Geburtstage:

Der Münchner Domkapitular
Prälat Sebastian Drogenbeck, Geistlicher Rat
und erzbischöflicher Pönitentiar, vorher von 1889
bis 1907 Dekan und Stadtpfarrer bei St. Niko-
mus in Bad Reichenhall, begeht am 13. Januar
den 75. Geburtstag.

Standesherr Fürst Bertram von
Quadt zu Wyrradt und Isny
, Oberst
a. D., begeht auf Schloß Isny am 11. Januar
den 75. Geburtstag. Seit vier Jahrzehnten übte
er eine höchst wertvolle caritative Tätigkeit aus.

Frau Anna Nachreiner, Tapezierer-
meisterswitwe, eine beliebte Auer Bürgersfrau,
feierte ihren 75. Geburtstag.

Ernennung:

Postassistent Max Meier 2 m
München wurde zum stellvertretenden Mitglied
des Reichsdißiplinarhofes in Leipzig ernannt.


Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum feiert am
8. Januar Herr Anton Morawec,
Garderobier
am Nationaltheater.

Akademische Ehrung.

Die philosophische Fa-
kultät der Universität Erlangen verlieh Herrn
Paul Schumann, dem älteren Teilhaber der
Verlagsbuchhandlung J. Engelhorns Nach-
foler
in Stuttgart, die als besonderen Zweig
Geographie pflegt, in Würdigung seiner hervor-
ragenden Verdienste um die Wissenschaft und aus
Anlaß des 40jährigen Jubiläums der "Forschun-
gen zur deutschen Landes- und Volkskunde" die
Würde eines Doktors der Philosophie ehren-
halber
.

München.

(Stand der Maul- und
Klauenseuche in Bayern
.)

In der Zeit
vom 1. bis 15. Dezember 1923 waren in 187 Ge-
meinden 760 Gehöfte verseucht, was eine Ab-
nahme um 261 Gehöfte bedeutet. An der Seuche
fielen 59 Stück Kleinvieh, 30 Stück mußten not-
geschlachtet werden.



Der Meister des jüngsten Tages.
9

Roman

"Lassen Sie den Unsinn, Doktor!" sprach der
Ingenieur auf ihn ein. "Eine Viertelstunde
vorher schon sperrt er die Türe ab. Er hat Zeit
genug, sollte man denken, seine Vorbereitungen
zu treffen. Und dann springt er aus dem
Fenster. Aber das tut ein Ossizier doch nicht,
der einen Revolver in seinem Schreibtischfach
hat und eine ganze Schachtel Munition dazu."

Doktor Gorski ließ sich durch alle diese Erwä-
gungen und Schlußfolgerungen in seinem Vor-
trag Shakespearischer Verse nicht stören. Der
schöne Wahn hielt ihn gepackt. Er bot einen An-
blick zum Lachen, wie er, klein und ein wenig
verwachsen, ein schwärmerischer Gnom, in der
Mitte des Zimmers stand und sang und dazu die
Saiten einer imaginären Laute schlug:

"Der süß und bittre Narr
zeigt sich dir nun sofort --"

Der Ingenieur erkannte endlich das Aussichts-
lose des Versuches, ihn für ein Eingehen auf
seine Ueberlegungen zu gewinnen, und wendete
sich an mich:

"Das ist eigentlich ein Widerspruch, finden Sie
nicht auch? Lassen Sie mich doch, bitte, nicht
vergessen, Eugen Bischoff danach zu fragen,
bevor wir weggehen."

"Wohin ist denn eigentlich meine Schwester
verschwunden?" fragte Felix plötzlich.

"Sie hat ganz recht daran getan, zu gehen,
es ist viel zu viel Rauch im Zimmer," meinte
der Ingenieur und warf seinen Zigarettenrest
[Spaltenumbruch] in die Aschenschale. "Magna pars fui, ich be-
kenne es. -- Wir hätten die Fenster öffnen
sollen, das haben wir vergessen."

Niemand beachtete es, als ich hinausging,
leise zog ich die Türe hinter mir zu. Ich dachte,
Dina im Garten zu finden, ich ging die Kies-
wege zu beiden Seiten des Rasens ab, bis an
den hölzernen Zaun des Nachbargartens. Aber
ich traf sie an keinem ihrer gewohnten Plätze.
Auf dem Gartentisch unterhalb der Böschung lag
aufgeschlagen ein Buch, seine Blätter fühlten sich
feucht an vom Regen der letzten Tage her oder
vom nächtlichen Tau. Einmal glaubte ich in
einer Mauernische eine Gestalt zu sehen -- "das
ist Dina" -- dachte ich, aber als ich näherkam,
waren es Gartengeräte, zwei leere Gießkannen,
ein Korb, ein aufrechtstehender Rechen und eine
zerrissene Hängematte, die der Wind bewegte.



Ich weiß nicht, wie lange ich im Garten ge-
blieben bin. Vielleicht lange Zeit. Vielleicht
stand ich an den Stamm eines Baums gelehnt
und träumte.



Plötzlich hörte ich Lärm und lautes Lachen
aus dem Zimmer. Eine Hand fuhr übermütig
über die Tasten des Klaviers von der tiefsten
Oktave bis zu den höchsten schrillen Tönen
hinauf. Felix' Figur erschien wie ein großer,
dunkler Schatten in der Fensteröffnung.

"Hallo! Eugen!" rief er in den Garten.
"Nein -- Sie sind es, Baron?"

Seine Stimme bekam plötzlich einen besorgten
und unruhigen Klang.

Wo waren Sie? Wo kommen Sie denn her?"

Hinter ihm wurde Doktor Gorski sichtbar,
[Spaltenumbruch] auch er erkannte mich und begann zu dekla-
mieren:

"Treff' ich dich hier im Mondenschein --"

Er brach ab, einer von den beiden anderen
hatte ihn mit Gewalt vom Fenster weggezogen
und ich hörte ihn nur noch rufen:

"Vermessener! Ha!"

Dann war Stille. Ueber ihren Köpfen im
ersten Stockwerk der Villa wurde es plötzlich
hell. Dina erschien auf der Veranda und deckte,
von dem milchigen Licht der Stehlampe um-
flossen, den Tisch zum Abendessen.

Ich ging zurück ins Haus und die hölzerne
Treppe hinauf, die zur Veranda führte. Dina
hörte meinen Schritt, wandte den Kopf nach mir
und beschattete ihre Augen mit der Hand.

"Du bist es, Gottfried?" sagte sie.

Ich setzte mich schweigend ihr gegenüber und
sah zu, wie sie Teller und Gläser auf die weiße
Leinwand des Tisches stellte. Ich hörte sie tief
und gleichmäßig atmen, sie atmete wie ein
traumlos schlafendes Kind. Der Wind bog und
schüttelte die Aeste der Kastanienbäume und
segte kleine Kavalkaden herbstlich verwelkter
Blätter vor sich her über den Kiesweg. Unten
im Garten war der alte Gärtner noch immer
bei seiner Arbeit. Er hatte seine Laterne an-
gezündet, sie stand neben ihm auf dem Rasen
und ihr trüber Glanz vermischte sich mit dem
hellen Lichtschein, der breit und ruhig aus den
Fenstern des Pavillons floß.

Plötzlich fuhr ich zusammen.

Jemand hatte meinen Namen gerufen, --
"Yosch!" --, nur meinen Namen, nichts weiter,
aber in dem Klang dieser Stimme war etwas,
[Spaltenumbruch] was mich erschreckte: Zorn, Vorwurf, Abscheu
und Ueberraschung --

Dina hielt in ihrer Arbeit inne und horchte
hinaus. Dann blickte sie mich fragend und ver-
wundert an:

"Das ist Eugen," sagte sie. "Was mag er nur
wollen?"

Und jetzt -- Eugen Bischoffs Stimme zum
zweitenmal. -- "Dina! Dina!" schreit er, doch
nun klingt seine Stimme völlig verändert, nicht
Zorn oder Ueberraschung, sondern Qual,
Jammer und grenzenlose Verzweiflung ist dies-
mal aus ihr zu hören.

"Hier bin ich, Eugen! Hier!" ruft Dina und
beugt sich weit hinaus in den Garten.

Zwei -- drei Sekunden lang keine Antwort.
Dann fällt ein Schuß und gleich darauf ein
zweiter.



Ich sah Dina zurückfahren, sie stand da, un-
fähig zu sprechen, unfähig sich zu rühren.
konnte nicht bei ihr bleiben, ich mußte hin
und sehen, was geschehen war. Ich glaube mich
zu erinnern, daß ich im ersten Augenblick [verlorenes Material - fehlt]
stimmte Vorstellung von zwei Einsch[verlorenes Material - Zeichen fehlt]
hatte, die über den Gartenzaun geklettert war
um Obst zu stehlen. Ich weiß nicht, wie [verlorenes Material - fehlt]
gekommen ist, aber statt hinunter in den Garten,
geriet ich in ein mir ganz unbekanntes, dunkles
Zimmer im Hochparterre. Ich fand den Aus-
gang nicht, ich fand das Fenster nicht, ich fand
kein Licht. Ueberall Wand, ich stieß mit der
Stirne schmerzhaft an etwas Hartes, Kantiges.
Eine Minute lang fuhr ich im Dunkeln umher,
tappte an den Wänden, immer wütender, immer
ratloser
(Fortsstzung folgt.)

Allgemeine Zeitung. Nr. 9 Donnerstag, den 10. Januar 1924.
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtzeitung.
[Spaltenumbruch]
Drei Aufgaben Münchens.

Vor dem Kriege waren führende politiſche und
wirtſchaftliche Kreiſe der Landeshauptſtadt drauf
und dran, aus ihr eine Induſtrieſtadt zu machen.
Grund und Boden wurde zur Verfügung geſtellt,
die Niederlaſſung von Induſtrien — ſiehe Krupp
— nach Kräften gefördert. Die Warner von da-
mals, die aus den verſchiedenſten Gründen gegen
den „Induſtriefimmel“ ſich wandten, behielten
Recht. Die „Induſtrialiſierung“ mit ihrer Zu-
wanderung radikaler Elemente hat tiefgehende
politiſche Beunruhigung geſchaffen und den Boden
für die Auswüchſe der Räterepublik bereitet.
Wirtſchaftlich war der Verſuch eine Enttäuſchung,
da München eben doch ſehr weit abſeits von den
Produktionsſtätten liegt und die Vorausbelaſtung
für Rohſtoffe und Frachten ungeheuer groß iſt.
Kulturell wurde München gleichfalls nachteilig
beeinflußt. Eine zu weit getriebene Induſtriali-
ſierung hätte auf die Dauer ſicher dem Antlitz
der Stadt geſchadet und manchen ſeiner eigen-
artigen Züge zerſtört.

Damit ſoll nichts gegen die bodenſtändigen In-
duſtrieunternehmungen und den Ausbau unſerer
Spezialinduſtrien geſagt ſein. Im Gegenteil!
München beſitzt Induſtrien in einem Ausmaß,
das in Erſtaunen ſetzt, wenn man die einzelnen
Betriebe durchwandert, und von einer Güte, die
keinen Vergleich zu ſcheuen hat. Man muß dieſe
Induſtrien auf jede Weiſe fördern, ohne daß man
der reinen Fabrikſtadt, für die nun einmal Mün-
chen nicht geeignet iſt, das Wort zu reden braucht.
Lage und Charakter der Iſarſtadt weiſen Mün-
chen aber in beſonderem Maße auf drei andere
große Aufgeben hin. Die Landeshauptſtadt
Bayerns muß die Stadt des großen in-
ternationalen Fremdenverkehrs

bleiben, ſie muß ſich ihren Rang als Stadt der
reinen und angewandten Kunſt,
na-
mentlich des Kunſtgewerbes, wahren und ſie muß
und kann große Handelsſtadt werden.
Fremdenverkehr und Kunſt ſtanden ſchon immer
in Zuſammenhang, aber das Dritte muß dazu
kommen. Es wird noch immer viel zu wenig be-
achtet, leider auch von den führenden Kreiſen, daß
Bayern und München durch die Veränderungen
der europäiſchen Karte ganz nahe an den Süden
und Südoſten herangerückt ſind. Die italieniſche
Grenze verläuft nur mehr wenige hundert Kilo-
meter von München, das gleichzeitig auch Aus-
fallstor nach dem neuen jugoſlaviſchen Reich ge-
worden iſt.

Art der Ueberleitung der europäiſchen Wirt-
ſchaft in halbwegs geordnete Verhältniſſe, vor
allem auch mit der Fertigſtellung der Großſchiff-
fahrtsſtraße und dem Ausbau der Waſſerkräfte
und der Bahnelektriſierung eröffnen Bayern und
München auf dem Gebiete des Handels große un-
geahnte Zukunftsmöglichkeiten. Man hört da-
von, daß z. B. der gebrochene Tarif für itali-
eniſche Sendungen, der Kufſtein-München als
Sonderſtrecke behandelt, erſetzt werden ſoll durch
einen einheitlichen mit München als Hauptzwi-
ſchenſtation, ſo daß die bayeriſche Landeshaupt-
ſtadt noch in viel höberem Maße als bisher Sta-
pel- und Umſchlageplatz für den italieniſchen Han-
delsverkehr, namentlich mit Obſt, nach dem Nor-
den werden kann.

Es wäre beſſer, den unfruchtbaren politiſchen
Hader zu begraben und alle Kräfte auf das
große gemeinſame Ziel der höheren Wirtſchaft
und Kultur hinzulenken.

Um die Aufwertung der Hypotheken
und Hypothekenzinſen.

Der Schutzverband der Hypo-
theken-Pfandbrief- und Obli-
gationen-Gläubiger in Bayern

hat am Mittwoch in öffentlicher Verſamm-
[Spaltenumbruch] lung zur Frage der Hypothekenaufwertung
Stellung genommen. Es kam zur Annahme
einer
Entſchließung,
in der von den geſetzgebenden Körperſchaf-
ten in Reich und Land verlangt wird, die
durch die Reichsgerichtsentſcheidung vom
28. November 1923 auch oberſtgerichtlich be-
gründete, dem ſo ſtärkungsbedürftigen
Rechtsbewußtſein entſprechende Aufwer-
tung der Hypotheken und Hypothekenzin-
ſen, zur möglichſten Annäherung an den ur-
ſprünglichen Goldmarkwert der Schuld, im
ausgleichenden Güteverfahren nicht durch
unſoziale, willkürliche, dabei
wirtſchaftsfeindliche diktato-
riſche Entrechtung
der zumeiſt jetzt
wirtſchaftlich hart kämpfenden Gläubiger
zu verhindern.

Soweit gütliche Einigung zwiſchen Gläu-
biger und Schuldner nicht unmittelbar er-
folgen kann — für die Aufwertung der
Hypothekenzinſen rationierungspflichtiger
Mietzinshäuſer eröffnet die Steigerung des
Betriebskoſtenzuſchlags bei der geſetzlichen
Mietzinsbildung einen Weg — iſt die be-
hördliche anderweitige Fortſetzung ding-
lich geſicherter Schuldverſchrei-
bungen
durch öffentliches Verfahren zu
ermöglichen, das der bayer. Miniſterialver-
ordnung vom 14. Dezember 1923 über die
anderweitige Feſtſetzung von Geldbezügen
aus Altenteilsverträgen ſinngemäß ange-
paßt und angegliedert wird.

Der, von den Hypothekenbanken Bay-
erns ſchon ſeit längerer Zeit in privater
Vereinbarung mit dem Schuldner erfolg-
reich geforderten Aufwertung der Hypo-
thekenſchulden vor ihrer Löſchung muß
die Aufwertung der einſchlägi-
gen verloſten oder gekündigten
Pfandbriefe
entſprechen. Gegen den
geſetzwidrigen, gleichfalls Treu und Glau-
ben mißachtenden Austauſch von Pfand-
briefen älterer Jahrgänge aus dem Depot
der Bankkunden für valutariſch minder-
wertiger von 1923 ſeitens großer Hypothe-
kenbanken wird unverzügliches Einſchrei-
ten der zuſtändigen Staats- und Aufſichts-
behörden gefordert.

Auch die Rückzahlung von Obligationen
wirtſchaftlicher Unternehmungen in ent-
werteter Papiermark, die ebenfalls nur
eine geſetz- und ſittenwidrige ungerechtfer-
tigte Bereicherung des am Pfandgut ohne-
dies bereicherten Schuldners zum uner-
träglichen Nachteil des verarmten Gläubi-
gers bringt, iſt durch ein geſetzlich ge-
ſichertes Güteverfahren
, das
einen annehmbaren Entwertungsausgleich
nach billigem Ermeſſen bringen ſoll, zu ver-
hindern und zu erſetzen.

Die Entſchließung begrüßt ſchließlich die
Abwehrhaltung der bayeriſchen
Staatsregierung
gegenüber den
verhängnisvollen Enteignungsplänen des
Reichsminiſterium an Sparguthaben des
[Spaltenumbruch] deutſchen Volkes, weiſt auf die Gefähr-
dung der Kreditabſichten für das Reich in
Auslandsſtaaten hin und verlangt, daß
auch die Reichsregierung endlich die
Grundſätze von Treu und Glauben im
Wirtſchaftsverkehr anerkennt und dikta-
toriſche Eingriffe in private Eigentums-
rechte unterläßt.

Vom Münchener Lebensmittelmarkt.

Der ſehr flaue Marktbetrieb
ſtand nicht recht im Verhältnis zu dem reichlichen
Angebot von Geflügel, Wild und allen Fleiſch-
arten. Auffallend ſind die großen Butterbeſtände,
die teilweiſe das Angebot der früheren Jahre in
den Wintermonaten überragen. Die Milchnot,
über die unſere Milchfrauen vielfach klagen,
ſcheint am Land und bei den Molkereien draußen
doch nicht in der angenommenen Weiſe zu herr-
ſchen. Wenig Abſatz findet das ſchöne Obſt. Der
Gemüſemarkt war heute in der Hauptſache auf
die feſten Gärtnerſtände beſchränkt, der offene,
ſogenannte kleine Krautmarkt, der Standplatz der
Erzeugung von gärtneriſchen Produkten, war mit
Ausnahme von einigen Lieferanten vollſtändig
unbelebt.

Fleiſchpreiſe: Maſtochſenfleiſch, das
Pfund 60—80 Pf., Kalbfleiſch 60—70 Pf., Schaf-
und Hammelfleiſch 60—70 Pf., Schweinefleiſch
90—100 Pf.
Geflügel: Fettgänſe 0,9—1,2 M., Suppen-
hühner 60—80 Pf., Tauben das Stück 50—70 Pf.
Wild: Rehſchlegel und -Rücken 1,3, Bug 1.—,
Ragout 0,8, Haſenbraten 1,3, Ragout 0,7 M.
Fiſche: Karpfen 1,3, Hechte 1,5, Cabliau 0,55,
Seelachs 0,45, Schellfiſch 0,75, Merlan 0,35, Salz-
heringe 10 Stück 0,85 M. (in der Nordſeefiſch-
halle).
Fette: Landbutter 1,8, Schweinefett 0,85,
Rinderfett 0,85, Palmin 0,75, Schmelzmargarine
0,76, Tafelmargarine 0,70, Cocosfett 0,60 M.
Gemüſe: Wirſing 18, Blaukraut 18, Weiß-
kraut 6, gelbe Rüben 18, rote Rüben 18, Sellerie
20 Pf.
Obſt: Aepfel 40—80 Pf., gedörrte Pflaumen
oder Zwetſchgen 40 Pf., Orangen 3 Stück 20 Pf.,
Zitronen 5 Pf., Nüſſe 1,2 M.

Auf dem Münchner Schlachtvieh-
markt
war die Zufuhr im Vergleich zur vorigen
Woche beim Großvieh höher, bei den Kälbern und
Schafen wenig verändert und nur bei den
Schweinen zurückgeblieben. Infolgedeſſen wurden
zu Marktbeginn ungefähr die Preiſe des letz-
ten Marktes der Vorwoche genannt, nämlich pro
Pfund in Goldpfennigen für lebende Rinder bis
38, für lebende Kälber bis 50, für geſchlachtete
Kälber und geſchlachtete Schafe bis 60. Bei den
Schweinen ſoll verſucht werden, die Preiſe für
lebende Tiere auf 75 bis 80, für geſchlachtete auf
85 bis 90 zu erhöhen. Am Ende des Marktes
blieb es aber beim Kleinvieh bei den alten Prei-
ſen, während Großvieh noch etwas billiger umging
Ochſen 1. Qualität 25 bis 34 und Kühe 20 bis
30. Es blieb ein Rückſtand von zirka 80 Stück
Großvieh.

Aufnahmeprüfung für die Handarbeitslehrer-
innenſeminare.

Die Aufnahmeprüfung für die
Handarbeitslehrerinnenſeminare wird im März
d. J. abgehalten. Zugelaſſen werden Bewerberin-
nen aus dem Regierungsbezirk Oberbayern, die
bis zum 1. Mai d. J. das 16. Lebensjahr voll-
endet und das 25. nicht überſchritten haben. Zu-
laſſungsgeſuche ſind bis längſtens 1. Februar
d. J. bei der Regierung von Oberbayern, Kam-
mer des Innern, einzureichen. Die Bewerberin-
nen haben ſich, inſofern nicht das Geſuch ab-
ſchlägig verbeſchieden wird, am 6. März d. J.
vormittags 7¾ Uhr im Schulgebäude, Ober-
anger 17, einzufinden.

Hauswirtſchaftliche Kurſe:

In der Zeit von
Anfangs März bis Mitte Juli findet in der
ſtädtiſchen hauswirtſchaftlichen
Frauenſchule
ein hauswirtſchaft-
[Spaltenumbruch] licher Kurs
ſtatt. Er umfaßt Kochen, Wä-
ſchebehandlung, Hausarbeit, Ausbeſſern und ein-
faches Schneidern, häusliche Krankenpflege und
hauswirtſchaftliche Buchführung. Aufnahme in
beſchränkter Zahl für Internat und für Stadt-
ſchülerinnen. Anmeldungen und Auskunft: Ge-
ſchäftsſtelle Antonienſtraße Nr. 6, werktags von
10—12 Uhr und 3—5 Uhr.

Proteſtverſammlung der Kriegsbeſchädigten.

Der Reichsverband deutſcher Kriegsbeſchädigter
und Kriegshinterbliebener, Ortsgruppe München,
ruft für Freitag, den 11. Januar, abends acht
Uhr, in dem großen Saale der Löwenbrauerei,
Stiglmairplatz, eine große, öffentliche Proteſt-
verſammlung gegen den Perſonalabbau der
ſtaatlichen, ſtädtiſchen und Privatbetriebe und
gegen die Verſorgung der Kriegsopfer ab 1. Ja-
nuar ein. Als Referent erſcheint das Mitglied
des mittelfränkiſchen Schwerbeſchädigten-Aus-
ſchuſſes, Otto Roth, von Nürnberg.

Münchner Journaliſten- und Schrifſteller-
Verein.

Am Donnerstag, den 10. Januar, Vor-
trag des Herrn P. Dr. Expeditus Schmidt:
„Die Sünden der Bühne an Goethes
Fauſt
“. Beginn 8 Uhr. Einführung von Gä-
ſten durch Mitglieder geſtattet.

Hütet die Kinder!

Das Auftreten eines Zopf-
abſchneiders
, der in einem Lichtſpielhaus
einem jungen Mädchen den loſen Zopf teilweiſe
abſchnitt, mehr noch das Auftreten eines leider
noch nicht feſtgenommenen „Kinderfreun-
des
“ von etwa 50 Jahren, der ein achtjähriges
Mädchen in unſauberer Abſicht an ſich lockte und
durch verſchiedene Lokale ſchleppte, gibt neuerdings
Anlaß zu obiger Mahnung.



Kleine Zeitung.
Geſtorben:

Stadtrat Julius Probſt in Kauf-
beuren; Frau Anna Kitzinger, geb. Moos-
bauer; penſ. Straßenbahnſchaffner Matthias
Mandl.

Geburtstage:

Der Münchner Domkapitular
Prälat Sebaſtian Drogenbeck, Geiſtlicher Rat
und erzbiſchöflicher Pönitentiar, vorher von 1889
bis 1907 Dekan und Stadtpfarrer bei St. Niko-
mus in Bad Reichenhall, begeht am 13. Januar
den 75. Geburtstag.

Standesherr Fürſt Bertram von
Quadt zu Wyrradt und Isny
, Oberſt
a. D., begeht auf Schloß Isny am 11. Januar
den 75. Geburtstag. Seit vier Jahrzehnten übte
er eine höchſt wertvolle caritative Tätigkeit aus.

Frau Anna Nachreiner, Tapezierer-
meiſterswitwe, eine beliebte Auer Bürgersfrau,
feierte ihren 75. Geburtstag.

Ernennung:

Poſtaſſiſtent Max Meier 2 m
München wurde zum ſtellvertretenden Mitglied
des Reichsdiſziplinarhofes in Leipzig ernannt.


Sein vierzigjähriges Dienſtjubiläum feiert am
8. Januar Herr Anton Morawec,
Garderobier
am Nationaltheater.

Akademiſche Ehrung.

Die philoſophiſche Fa-
kultät der Univerſität Erlangen verlieh Herrn
Paul Schumann, dem älteren Teilhaber der
Verlagsbuchhandlung J. Engelhorns Nach-
foler
in Stuttgart, die als beſonderen Zweig
Geographie pflegt, in Würdigung ſeiner hervor-
ragenden Verdienſte um die Wiſſenſchaft und aus
Anlaß des 40jährigen Jubiläums der „Forſchun-
gen zur deutſchen Landes- und Volkskunde“ die
Würde eines Doktors der Philoſophie ehren-
halber
.

München.

(Stand der Maul- und
Klauenſeuche in Bayern
.)

In der Zeit
vom 1. bis 15. Dezember 1923 waren in 187 Ge-
meinden 760 Gehöfte verſeucht, was eine Ab-
nahme um 261 Gehöfte bedeutet. An der Seuche
fielen 59 Stück Kleinvieh, 30 Stück mußten not-
geſchlachtet werden.



Der Meiſter des jüngſten Tages.
9

Roman

„Laſſen Sie den Unſinn, Doktor!“ ſprach der
Ingenieur auf ihn ein. „Eine Viertelſtunde
vorher ſchon ſperrt er die Türe ab. Er hat Zeit
genug, ſollte man denken, ſeine Vorbereitungen
zu treffen. Und dann ſpringt er aus dem
Fenſter. Aber das tut ein Oſſizier doch nicht,
der einen Revolver in ſeinem Schreibtiſchfach
hat und eine ganze Schachtel Munition dazu.“

Doktor Gorski ließ ſich durch alle dieſe Erwä-
gungen und Schlußfolgerungen in ſeinem Vor-
trag Shakeſpeariſcher Verſe nicht ſtören. Der
ſchöne Wahn hielt ihn gepackt. Er bot einen An-
blick zum Lachen, wie er, klein und ein wenig
verwachſen, ein ſchwärmeriſcher Gnom, in der
Mitte des Zimmers ſtand und ſang und dazu die
Saiten einer imaginären Laute ſchlug:

„Der ſüß und bittre Narr
zeigt ſich dir nun ſofort —“

Der Ingenieur erkannte endlich das Ausſichts-
loſe des Verſuches, ihn für ein Eingehen auf
ſeine Ueberlegungen zu gewinnen, und wendete
ſich an mich:

„Das iſt eigentlich ein Widerſpruch, finden Sie
nicht auch? Laſſen Sie mich doch, bitte, nicht
vergeſſen, Eugen Biſchoff danach zu fragen,
bevor wir weggehen.“

„Wohin iſt denn eigentlich meine Schweſter
verſchwunden?“ fragte Felix plötzlich.

„Sie hat ganz recht daran getan, zu gehen,
es iſt viel zu viel Rauch im Zimmer,“ meinte
der Ingenieur und warf ſeinen Zigarettenreſt
[Spaltenumbruch] in die Aſchenſchale. „Magna pars fui, ich be-
kenne es. — Wir hätten die Fenſter öffnen
ſollen, das haben wir vergeſſen.“

Niemand beachtete es, als ich hinausging,
leiſe zog ich die Türe hinter mir zu. Ich dachte,
Dina im Garten zu finden, ich ging die Kies-
wege zu beiden Seiten des Raſens ab, bis an
den hölzernen Zaun des Nachbargartens. Aber
ich traf ſie an keinem ihrer gewohnten Plätze.
Auf dem Gartentiſch unterhalb der Böſchung lag
aufgeſchlagen ein Buch, ſeine Blätter fühlten ſich
feucht an vom Regen der letzten Tage her oder
vom nächtlichen Tau. Einmal glaubte ich in
einer Mauerniſche eine Geſtalt zu ſehen — „das
iſt Dina“ — dachte ich, aber als ich näherkam,
waren es Gartengeräte, zwei leere Gießkannen,
ein Korb, ein aufrechtſtehender Rechen und eine
zerriſſene Hängematte, die der Wind bewegte.



Ich weiß nicht, wie lange ich im Garten ge-
blieben bin. Vielleicht lange Zeit. Vielleicht
ſtand ich an den Stamm eines Baums gelehnt
und träumte.



Plötzlich hörte ich Lärm und lautes Lachen
aus dem Zimmer. Eine Hand fuhr übermütig
über die Taſten des Klaviers von der tiefſten
Oktave bis zu den höchſten ſchrillen Tönen
hinauf. Felix’ Figur erſchien wie ein großer,
dunkler Schatten in der Fenſteröffnung.

„Hallo! Eugen!“ rief er in den Garten.
„Nein — Sie ſind es, Baron?“

Seine Stimme bekam plötzlich einen beſorgten
und unruhigen Klang.

Wo waren Sie? Wo kommen Sie denn her?“

Hinter ihm wurde Doktor Gorski ſichtbar,
[Spaltenumbruch] auch er erkannte mich und begann zu dekla-
mieren:

„Treff’ ich dich hier im Mondenſchein —“

Er brach ab, einer von den beiden anderen
hatte ihn mit Gewalt vom Fenſter weggezogen
und ich hörte ihn nur noch rufen:

„Vermeſſener! Ha!“

Dann war Stille. Ueber ihren Köpfen im
erſten Stockwerk der Villa wurde es plötzlich
hell. Dina erſchien auf der Veranda und deckte,
von dem milchigen Licht der Stehlampe um-
floſſen, den Tiſch zum Abendeſſen.

Ich ging zurück ins Haus und die hölzerne
Treppe hinauf, die zur Veranda führte. Dina
hörte meinen Schritt, wandte den Kopf nach mir
und beſchattete ihre Augen mit der Hand.

„Du biſt es, Gottfried?“ ſagte ſie.

Ich ſetzte mich ſchweigend ihr gegenüber und
ſah zu, wie ſie Teller und Gläſer auf die weiße
Leinwand des Tiſches ſtellte. Ich hörte ſie tief
und gleichmäßig atmen, ſie atmete wie ein
traumlos ſchlafendes Kind. Der Wind bog und
ſchüttelte die Aeſte der Kaſtanienbäume und
ſegte kleine Kavalkaden herbſtlich verwelkter
Blätter vor ſich her über den Kiesweg. Unten
im Garten war der alte Gärtner noch immer
bei ſeiner Arbeit. Er hatte ſeine Laterne an-
gezündet, ſie ſtand neben ihm auf dem Raſen
und ihr trüber Glanz vermiſchte ſich mit dem
hellen Lichtſchein, der breit und ruhig aus den
Fenſtern des Pavillons floß.

Plötzlich fuhr ich zuſammen.

Jemand hatte meinen Namen gerufen, —
„Yoſch!“ —, nur meinen Namen, nichts weiter,
aber in dem Klang dieſer Stimme war etwas,
[Spaltenumbruch] was mich erſchreckte: Zorn, Vorwurf, Abſcheu
und Ueberraſchung —

Dina hielt in ihrer Arbeit inne und horchte
hinaus. Dann blickte ſie mich fragend und ver-
wundert an:

„Das iſt Eugen,“ ſagte ſie. „Was mag er nur
wollen?“

Und jetzt — Eugen Biſchoffs Stimme zum
zweitenmal. — „Dina! Dina!“ ſchreit er, doch
nun klingt ſeine Stimme völlig verändert, nicht
Zorn oder Ueberraſchung, ſondern Qual,
Jammer und grenzenloſe Verzweiflung iſt dies-
mal aus ihr zu hören.

„Hier bin ich, Eugen! Hier!“ ruft Dina und
beugt ſich weit hinaus in den Garten.

Zwei — drei Sekunden lang keine Antwort.
Dann fällt ein Schuß und gleich darauf ein
zweiter.



Ich ſah Dina zurückfahren, ſie ſtand da, un-
fähig zu ſprechen, unfähig ſich zu rühren.
konnte nicht bei ihr bleiben, ich mußte hin
und ſehen, was geſchehen war. Ich glaube mich
zu erinnern, daß ich im erſten Augenblick [verlorenes Material – fehlt]
ſtimmte Vorſtellung von zwei Einſch[verlorenes Material – Zeichen fehlt]
hatte, die über den Gartenzaun geklettert war
um Obſt zu ſtehlen. Ich weiß nicht, wie [verlorenes Material – fehlt]
gekommen iſt, aber ſtatt hinunter in den Garten,
geriet ich in ein mir ganz unbekanntes, dunkles
Zimmer im Hochparterre. Ich fand den Aus-
gang nicht, ich fand das Fenſter nicht, ich fand
kein Licht. Ueberall Wand, ich ſtieß mit der
Stirne ſchmerzhaft an etwas Hartes, Kantiges.
Eine Minute lang fuhr ich im Dunkeln umher,
tappte an den Wänden, immer wütender, immer
ratloſer
(Fortſstzung folgt.)

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[4/0004] Allgemeine Zeitung. Nr. 9 Donnerstag, den 10. Januar 1924. Münchener Stadtzeitung. Drei Aufgaben Münchens. Vor dem Kriege waren führende politiſche und wirtſchaftliche Kreiſe der Landeshauptſtadt drauf und dran, aus ihr eine Induſtrieſtadt zu machen. Grund und Boden wurde zur Verfügung geſtellt, die Niederlaſſung von Induſtrien — ſiehe Krupp — nach Kräften gefördert. Die Warner von da- mals, die aus den verſchiedenſten Gründen gegen den „Induſtriefimmel“ ſich wandten, behielten Recht. Die „Induſtrialiſierung“ mit ihrer Zu- wanderung radikaler Elemente hat tiefgehende politiſche Beunruhigung geſchaffen und den Boden für die Auswüchſe der Räterepublik bereitet. Wirtſchaftlich war der Verſuch eine Enttäuſchung, da München eben doch ſehr weit abſeits von den Produktionsſtätten liegt und die Vorausbelaſtung für Rohſtoffe und Frachten ungeheuer groß iſt. Kulturell wurde München gleichfalls nachteilig beeinflußt. Eine zu weit getriebene Induſtriali- ſierung hätte auf die Dauer ſicher dem Antlitz der Stadt geſchadet und manchen ſeiner eigen- artigen Züge zerſtört. Damit ſoll nichts gegen die bodenſtändigen In- duſtrieunternehmungen und den Ausbau unſerer Spezialinduſtrien geſagt ſein. Im Gegenteil! München beſitzt Induſtrien in einem Ausmaß, das in Erſtaunen ſetzt, wenn man die einzelnen Betriebe durchwandert, und von einer Güte, die keinen Vergleich zu ſcheuen hat. Man muß dieſe Induſtrien auf jede Weiſe fördern, ohne daß man der reinen Fabrikſtadt, für die nun einmal Mün- chen nicht geeignet iſt, das Wort zu reden braucht. Lage und Charakter der Iſarſtadt weiſen Mün- chen aber in beſonderem Maße auf drei andere große Aufgeben hin. Die Landeshauptſtadt Bayerns muß die Stadt des großen in- ternationalen Fremdenverkehrs bleiben, ſie muß ſich ihren Rang als Stadt der reinen und angewandten Kunſt, na- mentlich des Kunſtgewerbes, wahren und ſie muß und kann große Handelsſtadt werden. Fremdenverkehr und Kunſt ſtanden ſchon immer in Zuſammenhang, aber das Dritte muß dazu kommen. Es wird noch immer viel zu wenig be- achtet, leider auch von den führenden Kreiſen, daß Bayern und München durch die Veränderungen der europäiſchen Karte ganz nahe an den Süden und Südoſten herangerückt ſind. Die italieniſche Grenze verläuft nur mehr wenige hundert Kilo- meter von München, das gleichzeitig auch Aus- fallstor nach dem neuen jugoſlaviſchen Reich ge- worden iſt. Art der Ueberleitung der europäiſchen Wirt- ſchaft in halbwegs geordnete Verhältniſſe, vor allem auch mit der Fertigſtellung der Großſchiff- fahrtsſtraße und dem Ausbau der Waſſerkräfte und der Bahnelektriſierung eröffnen Bayern und München auf dem Gebiete des Handels große un- geahnte Zukunftsmöglichkeiten. Man hört da- von, daß z. B. der gebrochene Tarif für itali- eniſche Sendungen, der Kufſtein-München als Sonderſtrecke behandelt, erſetzt werden ſoll durch einen einheitlichen mit München als Hauptzwi- ſchenſtation, ſo daß die bayeriſche Landeshaupt- ſtadt noch in viel höberem Maße als bisher Sta- pel- und Umſchlageplatz für den italieniſchen Han- delsverkehr, namentlich mit Obſt, nach dem Nor- den werden kann. Es wäre beſſer, den unfruchtbaren politiſchen Hader zu begraben und alle Kräfte auf das große gemeinſame Ziel der höheren Wirtſchaft und Kultur hinzulenken. Um die Aufwertung der Hypotheken und Hypothekenzinſen. Der Schutzverband der Hypo- theken-Pfandbrief- und Obli- gationen-Gläubiger in Bayern hat am Mittwoch in öffentlicher Verſamm- lung zur Frage der Hypothekenaufwertung Stellung genommen. Es kam zur Annahme einer Entſchließung, in der von den geſetzgebenden Körperſchaf- ten in Reich und Land verlangt wird, die durch die Reichsgerichtsentſcheidung vom 28. November 1923 auch oberſtgerichtlich be- gründete, dem ſo ſtärkungsbedürftigen Rechtsbewußtſein entſprechende Aufwer- tung der Hypotheken und Hypothekenzin- ſen, zur möglichſten Annäherung an den ur- ſprünglichen Goldmarkwert der Schuld, im ausgleichenden Güteverfahren nicht durch unſoziale, willkürliche, dabei wirtſchaftsfeindliche diktato- riſche Entrechtung der zumeiſt jetzt wirtſchaftlich hart kämpfenden Gläubiger zu verhindern. Soweit gütliche Einigung zwiſchen Gläu- biger und Schuldner nicht unmittelbar er- folgen kann — für die Aufwertung der Hypothekenzinſen rationierungspflichtiger Mietzinshäuſer eröffnet die Steigerung des Betriebskoſtenzuſchlags bei der geſetzlichen Mietzinsbildung einen Weg — iſt die be- hördliche anderweitige Fortſetzung ding- lich geſicherter Schuldverſchrei- bungen durch öffentliches Verfahren zu ermöglichen, das der bayer. Miniſterialver- ordnung vom 14. Dezember 1923 über die anderweitige Feſtſetzung von Geldbezügen aus Altenteilsverträgen ſinngemäß ange- paßt und angegliedert wird. Der, von den Hypothekenbanken Bay- erns ſchon ſeit längerer Zeit in privater Vereinbarung mit dem Schuldner erfolg- reich geforderten Aufwertung der Hypo- thekenſchulden vor ihrer Löſchung muß die Aufwertung der einſchlägi- gen verloſten oder gekündigten Pfandbriefe entſprechen. Gegen den geſetzwidrigen, gleichfalls Treu und Glau- ben mißachtenden Austauſch von Pfand- briefen älterer Jahrgänge aus dem Depot der Bankkunden für valutariſch minder- wertiger von 1923 ſeitens großer Hypothe- kenbanken wird unverzügliches Einſchrei- ten der zuſtändigen Staats- und Aufſichts- behörden gefordert. Auch die Rückzahlung von Obligationen wirtſchaftlicher Unternehmungen in ent- werteter Papiermark, die ebenfalls nur eine geſetz- und ſittenwidrige ungerechtfer- tigte Bereicherung des am Pfandgut ohne- dies bereicherten Schuldners zum uner- träglichen Nachteil des verarmten Gläubi- gers bringt, iſt durch ein geſetzlich ge- ſichertes Güteverfahren, das einen annehmbaren Entwertungsausgleich nach billigem Ermeſſen bringen ſoll, zu ver- hindern und zu erſetzen. Die Entſchließung begrüßt ſchließlich die Abwehrhaltung der bayeriſchen Staatsregierung gegenüber den verhängnisvollen Enteignungsplänen des Reichsminiſterium an Sparguthaben des deutſchen Volkes, weiſt auf die Gefähr- dung der Kreditabſichten für das Reich in Auslandsſtaaten hin und verlangt, daß auch die Reichsregierung endlich die Grundſätze von Treu und Glauben im Wirtſchaftsverkehr anerkennt und dikta- toriſche Eingriffe in private Eigentums- rechte unterläßt. Vom Münchener Lebensmittelmarkt. München, 9. Jan. Der ſehr flaue Marktbetrieb ſtand nicht recht im Verhältnis zu dem reichlichen Angebot von Geflügel, Wild und allen Fleiſch- arten. Auffallend ſind die großen Butterbeſtände, die teilweiſe das Angebot der früheren Jahre in den Wintermonaten überragen. Die Milchnot, über die unſere Milchfrauen vielfach klagen, ſcheint am Land und bei den Molkereien draußen doch nicht in der angenommenen Weiſe zu herr- ſchen. Wenig Abſatz findet das ſchöne Obſt. Der Gemüſemarkt war heute in der Hauptſache auf die feſten Gärtnerſtände beſchränkt, der offene, ſogenannte kleine Krautmarkt, der Standplatz der Erzeugung von gärtneriſchen Produkten, war mit Ausnahme von einigen Lieferanten vollſtändig unbelebt. Fleiſchpreiſe: Maſtochſenfleiſch, das Pfund 60—80 Pf., Kalbfleiſch 60—70 Pf., Schaf- und Hammelfleiſch 60—70 Pf., Schweinefleiſch 90—100 Pf. Geflügel: Fettgänſe 0,9—1,2 M., Suppen- hühner 60—80 Pf., Tauben das Stück 50—70 Pf. Wild: Rehſchlegel und -Rücken 1,3, Bug 1.—, Ragout 0,8, Haſenbraten 1,3, Ragout 0,7 M. Fiſche: Karpfen 1,3, Hechte 1,5, Cabliau 0,55, Seelachs 0,45, Schellfiſch 0,75, Merlan 0,35, Salz- heringe 10 Stück 0,85 M. (in der Nordſeefiſch- halle). Fette: Landbutter 1,8, Schweinefett 0,85, Rinderfett 0,85, Palmin 0,75, Schmelzmargarine 0,76, Tafelmargarine 0,70, Cocosfett 0,60 M. Gemüſe: Wirſing 18, Blaukraut 18, Weiß- kraut 6, gelbe Rüben 18, rote Rüben 18, Sellerie 20 Pf. Obſt: Aepfel 40—80 Pf., gedörrte Pflaumen oder Zwetſchgen 40 Pf., Orangen 3 Stück 20 Pf., Zitronen 5 Pf., Nüſſe 1,2 M. Auf dem Münchner Schlachtvieh- markt war die Zufuhr im Vergleich zur vorigen Woche beim Großvieh höher, bei den Kälbern und Schafen wenig verändert und nur bei den Schweinen zurückgeblieben. Infolgedeſſen wurden zu Marktbeginn ungefähr die Preiſe des letz- ten Marktes der Vorwoche genannt, nämlich pro Pfund in Goldpfennigen für lebende Rinder bis 38, für lebende Kälber bis 50, für geſchlachtete Kälber und geſchlachtete Schafe bis 60. Bei den Schweinen ſoll verſucht werden, die Preiſe für lebende Tiere auf 75 bis 80, für geſchlachtete auf 85 bis 90 zu erhöhen. Am Ende des Marktes blieb es aber beim Kleinvieh bei den alten Prei- ſen, während Großvieh noch etwas billiger umging Ochſen 1. Qualität 25 bis 34 und Kühe 20 bis 30. Es blieb ein Rückſtand von zirka 80 Stück Großvieh. Aufnahmeprüfung für die Handarbeitslehrer- innenſeminare. Die Aufnahmeprüfung für die Handarbeitslehrerinnenſeminare wird im März d. J. abgehalten. Zugelaſſen werden Bewerberin- nen aus dem Regierungsbezirk Oberbayern, die bis zum 1. Mai d. J. das 16. Lebensjahr voll- endet und das 25. nicht überſchritten haben. Zu- laſſungsgeſuche ſind bis längſtens 1. Februar d. J. bei der Regierung von Oberbayern, Kam- mer des Innern, einzureichen. Die Bewerberin- nen haben ſich, inſofern nicht das Geſuch ab- ſchlägig verbeſchieden wird, am 6. März d. J. vormittags 7¾ Uhr im Schulgebäude, Ober- anger 17, einzufinden. Hauswirtſchaftliche Kurſe: In der Zeit von Anfangs März bis Mitte Juli findet in der ſtädtiſchen hauswirtſchaftlichen Frauenſchule ein hauswirtſchaft- licher Kurs ſtatt. Er umfaßt Kochen, Wä- ſchebehandlung, Hausarbeit, Ausbeſſern und ein- faches Schneidern, häusliche Krankenpflege und hauswirtſchaftliche Buchführung. Aufnahme in beſchränkter Zahl für Internat und für Stadt- ſchülerinnen. Anmeldungen und Auskunft: Ge- ſchäftsſtelle Antonienſtraße Nr. 6, werktags von 10—12 Uhr und 3—5 Uhr. Proteſtverſammlung der Kriegsbeſchädigten. Der Reichsverband deutſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegshinterbliebener, Ortsgruppe München, ruft für Freitag, den 11. Januar, abends acht Uhr, in dem großen Saale der Löwenbrauerei, Stiglmairplatz, eine große, öffentliche Proteſt- verſammlung gegen den Perſonalabbau der ſtaatlichen, ſtädtiſchen und Privatbetriebe und gegen die Verſorgung der Kriegsopfer ab 1. Ja- nuar ein. Als Referent erſcheint das Mitglied des mittelfränkiſchen Schwerbeſchädigten-Aus- ſchuſſes, Otto Roth, von Nürnberg. Münchner Journaliſten- und Schrifſteller- Verein. Am Donnerstag, den 10. Januar, Vor- trag des Herrn P. Dr. Expeditus Schmidt: „Die Sünden der Bühne an Goethes Fauſt“. Beginn 8 Uhr. Einführung von Gä- ſten durch Mitglieder geſtattet. Hütet die Kinder! Das Auftreten eines Zopf- abſchneiders, der in einem Lichtſpielhaus einem jungen Mädchen den loſen Zopf teilweiſe abſchnitt, mehr noch das Auftreten eines leider noch nicht feſtgenommenen „Kinderfreun- des“ von etwa 50 Jahren, der ein achtjähriges Mädchen in unſauberer Abſicht an ſich lockte und durch verſchiedene Lokale ſchleppte, gibt neuerdings Anlaß zu obiger Mahnung. Kleine Zeitung. Geſtorben: Stadtrat Julius Probſt in Kauf- beuren; Frau Anna Kitzinger, geb. Moos- bauer; penſ. Straßenbahnſchaffner Matthias Mandl. Geburtstage: Der Münchner Domkapitular Prälat Sebaſtian Drogenbeck, Geiſtlicher Rat und erzbiſchöflicher Pönitentiar, vorher von 1889 bis 1907 Dekan und Stadtpfarrer bei St. Niko- mus in Bad Reichenhall, begeht am 13. Januar den 75. Geburtstag. Standesherr Fürſt Bertram von Quadt zu Wyrradt und Isny, Oberſt a. D., begeht auf Schloß Isny am 11. Januar den 75. Geburtstag. Seit vier Jahrzehnten übte er eine höchſt wertvolle caritative Tätigkeit aus. Frau Anna Nachreiner, Tapezierer- meiſterswitwe, eine beliebte Auer Bürgersfrau, feierte ihren 75. Geburtstag. Ernennung: Poſtaſſiſtent Max Meier 2 m München wurde zum ſtellvertretenden Mitglied des Reichsdiſziplinarhofes in Leipzig ernannt. Sein vierzigjähriges Dienſtjubiläum feiert am 8. Januar Herr Anton Morawec, Garderobier am Nationaltheater. Akademiſche Ehrung. Die philoſophiſche Fa- kultät der Univerſität Erlangen verlieh Herrn Paul Schumann, dem älteren Teilhaber der Verlagsbuchhandlung J. Engelhorns Nach- foler in Stuttgart, die als beſonderen Zweig Geographie pflegt, in Würdigung ſeiner hervor- ragenden Verdienſte um die Wiſſenſchaft und aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums der „Forſchun- gen zur deutſchen Landes- und Volkskunde“ die Würde eines Doktors der Philoſophie ehren- halber. München. (Stand der Maul- und Klauenſeuche in Bayern.) In der Zeit vom 1. bis 15. Dezember 1923 waren in 187 Ge- meinden 760 Gehöfte verſeucht, was eine Ab- nahme um 261 Gehöfte bedeutet. An der Seuche fielen 59 Stück Kleinvieh, 30 Stück mußten not- geſchlachtet werden. Der Meiſter des jüngſten Tages. 9 Roman von Leo Perutz „Laſſen Sie den Unſinn, Doktor!“ ſprach der Ingenieur auf ihn ein. „Eine Viertelſtunde vorher ſchon ſperrt er die Türe ab. Er hat Zeit genug, ſollte man denken, ſeine Vorbereitungen zu treffen. Und dann ſpringt er aus dem Fenſter. Aber das tut ein Oſſizier doch nicht, der einen Revolver in ſeinem Schreibtiſchfach hat und eine ganze Schachtel Munition dazu.“ Doktor Gorski ließ ſich durch alle dieſe Erwä- gungen und Schlußfolgerungen in ſeinem Vor- trag Shakeſpeariſcher Verſe nicht ſtören. Der ſchöne Wahn hielt ihn gepackt. Er bot einen An- blick zum Lachen, wie er, klein und ein wenig verwachſen, ein ſchwärmeriſcher Gnom, in der Mitte des Zimmers ſtand und ſang und dazu die Saiten einer imaginären Laute ſchlug: „Der ſüß und bittre Narr zeigt ſich dir nun ſofort —“ Der Ingenieur erkannte endlich das Ausſichts- loſe des Verſuches, ihn für ein Eingehen auf ſeine Ueberlegungen zu gewinnen, und wendete ſich an mich: „Das iſt eigentlich ein Widerſpruch, finden Sie nicht auch? Laſſen Sie mich doch, bitte, nicht vergeſſen, Eugen Biſchoff danach zu fragen, bevor wir weggehen.“ „Wohin iſt denn eigentlich meine Schweſter verſchwunden?“ fragte Felix plötzlich. „Sie hat ganz recht daran getan, zu gehen, es iſt viel zu viel Rauch im Zimmer,“ meinte der Ingenieur und warf ſeinen Zigarettenreſt in die Aſchenſchale. „Magna pars fui, ich be- kenne es. — Wir hätten die Fenſter öffnen ſollen, das haben wir vergeſſen.“ Niemand beachtete es, als ich hinausging, leiſe zog ich die Türe hinter mir zu. Ich dachte, Dina im Garten zu finden, ich ging die Kies- wege zu beiden Seiten des Raſens ab, bis an den hölzernen Zaun des Nachbargartens. Aber ich traf ſie an keinem ihrer gewohnten Plätze. Auf dem Gartentiſch unterhalb der Böſchung lag aufgeſchlagen ein Buch, ſeine Blätter fühlten ſich feucht an vom Regen der letzten Tage her oder vom nächtlichen Tau. Einmal glaubte ich in einer Mauerniſche eine Geſtalt zu ſehen — „das iſt Dina“ — dachte ich, aber als ich näherkam, waren es Gartengeräte, zwei leere Gießkannen, ein Korb, ein aufrechtſtehender Rechen und eine zerriſſene Hängematte, die der Wind bewegte. Ich weiß nicht, wie lange ich im Garten ge- blieben bin. Vielleicht lange Zeit. Vielleicht ſtand ich an den Stamm eines Baums gelehnt und träumte. Plötzlich hörte ich Lärm und lautes Lachen aus dem Zimmer. Eine Hand fuhr übermütig über die Taſten des Klaviers von der tiefſten Oktave bis zu den höchſten ſchrillen Tönen hinauf. Felix’ Figur erſchien wie ein großer, dunkler Schatten in der Fenſteröffnung. „Hallo! Eugen!“ rief er in den Garten. „Nein — Sie ſind es, Baron?“ Seine Stimme bekam plötzlich einen beſorgten und unruhigen Klang. Wo waren Sie? Wo kommen Sie denn her?“ Hinter ihm wurde Doktor Gorski ſichtbar, auch er erkannte mich und begann zu dekla- mieren: „Treff’ ich dich hier im Mondenſchein —“ Er brach ab, einer von den beiden anderen hatte ihn mit Gewalt vom Fenſter weggezogen und ich hörte ihn nur noch rufen: „Vermeſſener! Ha!“ Dann war Stille. Ueber ihren Köpfen im erſten Stockwerk der Villa wurde es plötzlich hell. Dina erſchien auf der Veranda und deckte, von dem milchigen Licht der Stehlampe um- floſſen, den Tiſch zum Abendeſſen. Ich ging zurück ins Haus und die hölzerne Treppe hinauf, die zur Veranda führte. Dina hörte meinen Schritt, wandte den Kopf nach mir und beſchattete ihre Augen mit der Hand. „Du biſt es, Gottfried?“ ſagte ſie. Ich ſetzte mich ſchweigend ihr gegenüber und ſah zu, wie ſie Teller und Gläſer auf die weiße Leinwand des Tiſches ſtellte. Ich hörte ſie tief und gleichmäßig atmen, ſie atmete wie ein traumlos ſchlafendes Kind. Der Wind bog und ſchüttelte die Aeſte der Kaſtanienbäume und ſegte kleine Kavalkaden herbſtlich verwelkter Blätter vor ſich her über den Kiesweg. Unten im Garten war der alte Gärtner noch immer bei ſeiner Arbeit. Er hatte ſeine Laterne an- gezündet, ſie ſtand neben ihm auf dem Raſen und ihr trüber Glanz vermiſchte ſich mit dem hellen Lichtſchein, der breit und ruhig aus den Fenſtern des Pavillons floß. Plötzlich fuhr ich zuſammen. Jemand hatte meinen Namen gerufen, — „Yoſch!“ —, nur meinen Namen, nichts weiter, aber in dem Klang dieſer Stimme war etwas, was mich erſchreckte: Zorn, Vorwurf, Abſcheu und Ueberraſchung — Dina hielt in ihrer Arbeit inne und horchte hinaus. Dann blickte ſie mich fragend und ver- wundert an: „Das iſt Eugen,“ ſagte ſie. „Was mag er nur wollen?“ Und jetzt — Eugen Biſchoffs Stimme zum zweitenmal. — „Dina! Dina!“ ſchreit er, doch nun klingt ſeine Stimme völlig verändert, nicht Zorn oder Ueberraſchung, ſondern Qual, Jammer und grenzenloſe Verzweiflung iſt dies- mal aus ihr zu hören. „Hier bin ich, Eugen! Hier!“ ruft Dina und beugt ſich weit hinaus in den Garten. Zwei — drei Sekunden lang keine Antwort. Dann fällt ein Schuß und gleich darauf ein zweiter. Ich ſah Dina zurückfahren, ſie ſtand da, un- fähig zu ſprechen, unfähig ſich zu rühren. konnte nicht bei ihr bleiben, ich mußte hin und ſehen, was geſchehen war. Ich glaube mich zu erinnern, daß ich im erſten Augenblick _ ſtimmte Vorſtellung von zwei Einſch_ hatte, die über den Gartenzaun geklettert war um Obſt zu ſtehlen. Ich weiß nicht, wie _ gekommen iſt, aber ſtatt hinunter in den Garten, geriet ich in ein mir ganz unbekanntes, dunkles Zimmer im Hochparterre. Ich fand den Aus- gang nicht, ich fand das Fenſter nicht, ich fand kein Licht. Ueberall Wand, ich ſtieß mit der Stirne ſchmerzhaft an etwas Hartes, Kantiges. Eine Minute lang fuhr ich im Dunkeln umher, tappte an den Wänden, immer wütender, immer ratloſer (Fortſstzung folgt.)

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 10. Januar 1924, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1924/4>, abgerufen am 17.06.2024.