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Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872.

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Verschiedenes.

(Altkatholisches.)

Zu dem am 14 d. in Re-
gensburg stattfindenden großen Altkatholikentag begeben sich von hier aus die Proff.
Huber, Friedrich und Reinkens. -- Von Friedrichs Concil-Tagebuch wird dem-
nächst bereits die 2. Auflage erscheinen.


Die gestrige neuscenirte Aufführung des ersten und
zweiten Theiles der Hebbel'schen Nibelungen hatte den großartigsten Erfolg bei
dem alle Räume des Hoftheaters füllenden Publicum, namentlich war es die hervor-
ragende Leistung von Frl. Klara Ziegler als Brunhilde, die auf der Höhe der genialen
Dichtung stand und lauten Enthusiasmus hervorrief. Mit großer Spannung sieht man
nun auch einem pikanten Experiment entgegen welches diese gefeierte Schauspielerin
dem hiesigen Publicum demnächst bieten wird. Sie wird nämlich die männliche
Hauptrolle in dem neuen historischen Lustspiele "Machiavella," von L. H. v. Kohlenegg,
spielen, welches eine Episode aus der Jugend Ludwigs XV behandelt und in der Rolle
des jungen Königs speciell für die eigenthümlichen Mittel der berühmten Tragödin be-
rechnet sein soll. -- Der herkömmliche Schäfflertanz hat heut in den Gemächern
der kgl. Residenz mit der üblichen nationalen Feierlichkeit stattgefunden.


Im Monat December 1871 kamen im Verwaltungs-
bezirke der Kreishauptstadt Augsburg 128 Blatternerkrankungen zur amtlichen
Kenntniß; 57 davon giengen in das Blatternspital zu, 49 verblieben in Privatpflege, 21
Soldaten und 1 Bombardiersfrau wurden in das Militärspital aufgenommen. Ge-
storben sind im abgelaufenen Monat an den Blattern 9 männliche und 9 weibliche In-
dividuen, in Summa 18, darunter 3 ungeimpfte Kinder. Zur Zeit befinden sich in der
Privatpflege noch 19, im Civil-Blatternspitale 25, im Militärspitale 20 Blatternkranke.
-- Die Gesammtsumme der Blatternkranken im Jahre 1871 betrug 1601 (3,2 Proc.
der Gesammtbevölkerung) von denen 235, d. i. 14,6 Proc. der Erkrankten, 0,47 Proc.
der Gesammtbevölkerung starben. (A. Abd. Ztg.)


In dem von der "Allg. Ztg." kürzlich veröffentlichten
"Nekrolog 1871" ist der Name des am 7 Nov. 1871 verstorbenen Dr. A. Strecker,
Professor der Chemie an der Universität Würzburg, aufzuführen vergessen. Der Name
Strecker ist mit dem Fortschritt und der Geschichte der Chemie so innig verbunden, daß
eine nachträgliche Erwähnung desselben unter den im abgelaufenen Jahre Gestorbenen
wohl gerechtfertigt sein dürfte.


Der Verein für Uhlands Denkmal hat nun
vorbereitende Schritte zur Aufstellung des Denkmals gethan. Die von Kiez in Dresden
modellirte Statue ist von Pelargus in Stuttgart gegossen und bereits zur Hälfte in der
Ciselirung fertig. Leider aber ist kaum Aussicht vorhanden die Aufstellung des Ganzen im
Laufe dieses Jahrs vornehmen zu können, da der Dresdener Künstler noch immer mit einem
Theile der Reliefe im Rückstand geblieben ist. Das Architektonische des Denkmals wird von
Nicolai in Dresden und Koch in Tübingen ausgeführt werden. -- Wenn Sie unter den
Universitäten die sich an Diez' Jubelfest betheiligt haben Tübingen nicht auffüh-
ren, so darf daraus nicht geschlossen werden daß der große Bonner Sprachforscher hier
nicht anerkannt sei, der vielmehr unter uns Freunde und dankbare Verehrer hat; der
Grund ist einfach daß der Tag der Feier hier erst durch die Zeitungen bekannt ge-
worden ist.


Der einst hochgefeierte geniale Bildhauer Ritter
v. Fernkorn,
der Künstler, dessen Monumente die Reichshauptstadt zieren und von
jedermann angestaunt werden, besindet sich, wie die "Presse" vernimmt, in der Landes-
Irrenanstalt in einem jämmerlichen Zustand. Als Fernkorn der furchtbaren Krankheit
welche seine Sinne umnachtet zum Opfer siel, da sorgten seine Freunde insoferne für
den Unglücklichen, als sie theilweise aus Eigenem, theilweise aus den letzten Geldmitteln
des armen Künstlers ihn auf die zweite Classe der Anstalt brachten. Seither sind Jahre
verflossen, und die Freundschaft erkaltete, das Gedächtniß an dem Künstler erblaßte,
keiner seiner früheren Verehrer erinnerte sich seiner. Die Irrenanstalts-Direction faßte
die Lage Fernkorns vom rein geschäftsmäßigen Standpunkt auf, und als sie merkte
daß sich gar niemand seiner annahm, versetzte sie den Bildhauer auf die -- dritte, d. h.
letzte Classe. Dort ist der Mann dessen sich Oesterreich rühmt, aufgehoben!


Die Blattern-Epidemie hat derartig an Ausdehnung
gewonnen, daß auf Anordnung des Bürgermeisteramts von heut an allerwärts Impfungen
vorgenommen werden. In Königgrätz brachen die Blattern auch unter dem Militär
aus; in der Braunauer Gegend wüthet die Epidemie ebenfalls heftig. (D. Bl.)

Industrie, Handel und Verkehr.

(Börsenwoche.)

Geldnoth und Geldüberfluß gehen
an den Börsen Hand in Hand. Die erstere ist für die Speculanten namentlich am Medio
und Ultimo vorhanden, der letztere schon seit Monaten auf dem eigemlichen Capitalmarkte
vorherrschend. Im neubegonnenen Jahr ist das Bedürfniß des Capitalisten sein müßiges
Geld lohnend auzulegen noch schärser als seither hervorgetreten. Deutsche Staatspaptere
und Prioriiäten, 41/2 Proceut Zinseu tragend, haben fast ausnahmslos den Pari-Curs er-
reicht oder überschritten, und es ist nur natürlich daß die guten österreichischen Silberprio-
ritäten, welche noch gegen 6 Procen tabwerfen, immer mehr und mehr als Anlagepapier des
soliden Capitals benutzt werden. Wir haben auch bei uns von erbeblichen Umsätzen in
lombardischen, Borariberger, Nordwest, Franz-Joseph und österreichischen Staatsbahn-
Prioritäten zu berichten, die um Procente gestiegen sind. Von Eisenbahn-Actien nahmen
Vorarlberger, Alsenz und namentlich Ostbahn und Elisabeth einen weiteren Ausschwung; auf
letztere haben wir wiederholt hingewiesen, und halten sie noch für steigerungsfähig. Bankactien
beliebt, bayerische Bereinsbank und Handelsbank erheblich hoher, Aktien der Augsburger
[Spaltenumbruch] Bank, deren Geschäst in erfrenlichem Auffchwung begriffin, 107 bezahlt. In bayerischen
Anleihen war reger Verkehr; der Curs der 41/2 und 5proc. hat etwas angezogen. Oester.
Silber-Rente fortwährend steigend und bis 641/2 bezahlt. In Wechseln mäßiges Geschäft;
London, Paris, Wien und Amsterdam zu höheren Cursen beliebt. In den nächsten Tagen
kommen einige amerikanische Werthe zur Auflage die auf solider Basis beruhen, und daher
voraussichtlich rasch vergriffen sein werden.


Die Börse war heute zwar fest, aber nicht so belebt wie gestern,
gute Umsätze fanden in Silberrente, Galiziern, Rudolfsbahn statt, während Rumänen heut
etwas matter waren. Eisenbahnen waren fester, die Hauptdevisen auch höher, das Geschäft
aber nicht belebt. Fest blieben Bankpapiere und Maklerbank, Union, Berliner Bankverein
wurden stark gehandelt. Inländische und deutsche Fonds waren mäßig belebt bei fester Hal-
tung, ebenso Prioritäten, von denen 4proc inländische und russische zum Theil höher waren.
Fünfprocentige Wiener Silber-Pfandbriese 95 1/8 bez. Die Verkäufe von Königsberger Bank
aus erster Hand haben aufgehört. -- Wechsel waren wenig veräudert und ohne größern
Verkehr. Amsterdam-Rotterd. Prior. 983/4 bez. u. G. Comm. Bank Securius am Schluß
114 dez. -- Rum. Coupons 74 7/8 bez.


(Börsenwoche.)

Daß die Liquidation am Ende eines so
verhängnißvollen Jahres wie das heimgegangene eine beschwerliche war, ist begreiflich. Noch
geben die heute geltenden Reports Zeugniß von den beschwerlichen Bedingungen der Capi-
talisten, welche, statt Rente einzukaufen, es bequemer und einträglicher sinden ihr verfüg-
bares Geld zu Prolongationen zu verwenden. Unsere Börse entbehrt schon seit längerer
Zeit einen großen Theil der auswärtigen Kundschaft, die uns namentlich von Deutschland
zugeführt wurde. Ein Blick auf die deutschen Börsenzettel beweist hinläuglich daß es loh-
nender war in Wien, Berlin und Franksurt a. M. zu speculiren, als in Paris. Merkwür-
digerweise bewegte sich auch bei uns während der ganzen Woche die Kauflust nur in aus-
wärtigen Werthschasten, und diese stiegen auch hier. Oesterreichische Staatsbahn und Lom-
barden wurden willig zu bessern Cursen vom Markte genommen, während heimische Papiere
in eine Flauheit versanken welche Entmuthigung verrieth. Thatsache ist übrigens daß das
eigentliche Geschästs- und Industrieleben einen träftigern Anfschwung gewonnen, und daher
große Summen in Anspruch nimmt, die vor drei Monaten noch auf die Börse wanderten.
London hat sich seit einigen Wochen der österreichischen Renie zugewendet und der unsrigen
den Rücken gekehrt. Solange unsere Regierung nicht als eine stabile erklärt werden kann,
und man sich um Thron oder Präsidentenstuhl mit Hartnäckigkeit bekämpft, so lange kann
kein gesundes Aufkommen der französischen Staatsfonds errungen werden. Die Curse der
übrigen Papiere halten sich auf zusriedenstellenden Nothungen, und dürften in dieser Be-
ziehung Pariser Stadtloose, die, mit guten Zinsen und Prämien versehen, einer starken
Hausse gewärtig sein, sobald wir einmal aus den provisorischen Zuständen herauszukommen
die Aussicht haben. Die Zahlung der Kriegsentschädigung on Deutschland ist, wie wir aus
zuverlässiger Quelle vernehmen (für den Theil der in halbmonatlichen Raten aufeinander
zu folgen hat), gesichert, und das wird abermals das Zutrauen in die Leistungsfähigkeit
Frankreichs vermehren. Ein neues Anlehen wird jedenfalls nicht lange mehr auf sich war-
ten lassen, und auch dieses willige Nehmer sinden. Goldagio ist auf 9 per Mille gesunken.


Die Börse war zum Wochenschluß ziemlich still, und es konnte
sogar ein leiser Hansse Anflug constatut werden 3proc. Rente gewann 10 Cent. 56.15,
Anlehen stieg einen Augenblick auf 91.3), um 91.20 mit 15 Cent. höher zu schließen. Es
wurden heute mehrere Coupons losgetöst. Italiener (ex coupon 2 Fr 50 Cent.) 69 Fr.,
was einem Curse 71.50 gleichkommt, Foncier (ex coupon 12 Fr 50 Cent.) 925, Mo-
bilier 565, Nord (ex conpon 20 Fr.) 962, Lyon 862, Pays-Bas 922, 12 Fr. 50 Cent.
höher; es wurde viel bemerkt daß das heutige "Journal Osficiel" an der Spitze seines
nichtamtlichen Theits die Mittheilung enthält, der Director der Banque des Pays-Bas,
Hr. Henri Bamberger, babe dem Seinepräfecten für die Armen von Paris die Summe
von 10,000 Fr. überwiesen. Antrichiens (ex coupon 20 Fr.) 876, Lombarden 471 und
österr. Nordwesibabn (ex coupon 12 Fr. 50 Cent) 495.


(Actienbrauerei.)

Die Löwen-Bierbrauerei, die zweit-
größte und bestens geleitete in München, ist von dem Besitzer Hrn. Ludwig Brey an eine
Actiengesellschaft um den Preis von 2,500,000 fl. und unter sonst sehr günstigen Bedingungen
käuflich abgetreten worden. An der Spitze des Unternehmens, dem man wohl ein günstiges
Prognostikon stellen darf, stehen die HH. Hofrath Dr. Simmerl, Abg. und Magistratsrath Thomas,
die Kauslente Gerdeisen und Ruderer, dann das neu etabltrte Bankhaus Guggenheimer
und Comp. von hier, ferner die HH. Feustl aus Bayreuth, M. Kohn aus Nüruderg und
G. Raab aus Schweinfurt, welch letzterer eine auswärkige Actieubrauerei mehrere Jahre
mit Erfolg geleitet hat.

Neueste Posten.

Der Graf v. Saint-Vallier ist heute hier eingetroffen.
-- Wie es heißt, beabsichtigt Duchatel seinen Antrag, betreffend Rückkehr der Na-
tionalversammlung nach Paris, zurückzuziehen, wenn Victor Hugo bei den Ergän-
zungswahlen in Paris gewählt würde. -- Wie die "Agence Havas" meldet, wird
der vormalige General Cremer gerichtlich verfolgt werden wegen der seinerzeit auf
Cremers Geheiß in Dijon erfolgten Erschießung des Kaufmanns Arbinet als an-
geblichen preußischen Spions. -- In parlamentarischen Kreisen verlautet daß
Pouyer-Quertier auf Annahme der Vorlage über Besteuerung der Rohstoffe nicht
bestehe, und es würde in diesem Falle die Nationalversammlung nach Genehmigung
der Besteuerung der Mobiliarwerthe wahrscheinlich die zur Herstellung des Gleich-
gewichtes erforderlichen Steuerzuschläge bewilligen. (T. N.)


Dem "Imparcial" zufolge haben die Minister gestern
beschlossen dem König ein Decret vorzulegen wodurch die Legislaturperiode von
1871 für geschlossen erklärt wird, und die von 1872 am 20 Jan. beginnen soll.
(T. N.)


Der Ministerpräsident Zaimis erklärte in der heutigen
Kammer: der König habe seine Dimission angenommen; Bulgaris sei zum König
berufen und mit der Bildung des neuen Cabinets betraut. (T. N.)



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Verſchiedenes.

(Altkatholiſches.)

Zu dem am 14 d. in Re-
gensburg ſtattfindenden großen Altkatholikentag begeben ſich von hier aus die Proff.
Huber, Friedrich und Reinkens. — Von Friedrichs Concil-Tagebuch wird dem-
nächſt bereits die 2. Auflage erſcheinen.


Die geſtrige neuſcenirte Aufführung des erſten und
zweiten Theiles der Hebbel’ſchen Nibelungen hatte den großartigſten Erfolg bei
dem alle Räume des Hoftheaters füllenden Publicum, namentlich war es die hervor-
ragende Leiſtung von Frl. Klara Ziegler als Brunhilde, die auf der Höhe der genialen
Dichtung ſtand und lauten Enthuſiasmus hervorrief. Mit großer Spannung ſieht man
nun auch einem pikanten Experiment entgegen welches dieſe gefeierte Schauſpielerin
dem hieſigen Publicum demnächſt bieten wird. Sie wird nämlich die männliche
Hauptrolle in dem neuen hiſtoriſchen Luſtſpiele „Machiavella,“ von L. H. v. Kohlenegg,
ſpielen, welches eine Epiſode aus der Jugend Ludwigs XV behandelt und in der Rolle
des jungen Königs ſpeciell für die eigenthümlichen Mittel der berühmten Tragödin be-
rechnet ſein ſoll. — Der herkömmliche Schäfflertanz hat heut in den Gemächern
der kgl. Reſidenz mit der üblichen nationalen Feierlichkeit ſtattgefunden.


Im Monat December 1871 kamen im Verwaltungs-
bezirke der Kreishauptſtadt Augsburg 128 Blatternerkrankungen zur amtlichen
Kenntniß; 57 davon giengen in das Blatternſpital zu, 49 verblieben in Privatpflege, 21
Soldaten und 1 Bombardiersfrau wurden in das Militärſpital aufgenommen. Ge-
ſtorben ſind im abgelaufenen Monat an den Blattern 9 männliche und 9 weibliche In-
dividuen, in Summa 18, darunter 3 ungeimpfte Kinder. Zur Zeit befinden ſich in der
Privatpflege noch 19, im Civil-Blatternſpitale 25, im Militärſpitale 20 Blatternkranke.
— Die Geſammtſumme der Blatternkranken im Jahre 1871 betrug 1601 (3,2 Proc.
der Geſammtbevölkerung) von denen 235, d. i. 14,6 Proc. der Erkrankten, 0,47 Proc.
der Geſammtbevölkerung ſtarben. (A. Abd. Ztg.)


In dem von der „Allg. Ztg.“ kürzlich veröffentlichten
„Nekrolog 1871“ iſt der Name des am 7 Nov. 1871 verſtorbenen Dr. A. Strecker,
Profeſſor der Chemie an der Univerſität Würzburg, aufzuführen vergeſſen. Der Name
Strecker iſt mit dem Fortſchritt und der Geſchichte der Chemie ſo innig verbunden, daß
eine nachträgliche Erwähnung desſelben unter den im abgelaufenen Jahre Geſtorbenen
wohl gerechtfertigt ſein dürfte.


Der Verein für Uhlands Denkmal hat nun
vorbereitende Schritte zur Aufſtellung des Denkmals gethan. Die von Kiez in Dresden
modellirte Statue iſt von Pelargus in Stuttgart gegoſſen und bereits zur Hälfte in der
Ciſelirung fertig. Leider aber iſt kaum Ausſicht vorhanden die Aufſtellung des Ganzen im
Laufe dieſes Jahrs vornehmen zu können, da der Dresdener Künſtler noch immer mit einem
Theile der Reliefe im Rückſtand geblieben iſt. Das Architektoniſche des Denkmals wird von
Nicolai in Dresden und Koch in Tübingen ausgeführt werden. — Wenn Sie unter den
Univerſitäten die ſich an Diez’ Jubelfeſt betheiligt haben Tübingen nicht auffüh-
ren, ſo darf daraus nicht geſchloſſen werden daß der große Bonner Sprachforſcher hier
nicht anerkannt ſei, der vielmehr unter uns Freunde und dankbare Verehrer hat; der
Grund iſt einfach daß der Tag der Feier hier erſt durch die Zeitungen bekannt ge-
worden iſt.


Der einſt hochgefeierte geniale Bildhauer Ritter
v. Fernkorn,
der Künſtler, deſſen Monumente die Reichshauptſtadt zieren und von
jedermann angeſtaunt werden, beſindet ſich, wie die „Preſſe“ vernimmt, in der Landes-
Irrenanſtalt in einem jämmerlichen Zuſtand. Als Fernkorn der furchtbaren Krankheit
welche ſeine Sinne umnachtet zum Opfer ſiel, da ſorgten ſeine Freunde inſoferne für
den Unglücklichen, als ſie theilweiſe aus Eigenem, theilweiſe aus den letzten Geldmitteln
des armen Künſtlers ihn auf die zweite Claſſe der Anſtalt brachten. Seither ſind Jahre
verfloſſen, und die Freundſchaft erkaltete, das Gedächtniß an dem Künſtler erblaßte,
keiner ſeiner früheren Verehrer erinnerte ſich ſeiner. Die Irrenanſtalts-Direction faßte
die Lage Fernkorns vom rein geſchäftsmäßigen Standpunkt auf, und als ſie merkte
daß ſich gar niemand ſeiner annahm, verſetzte ſie den Bildhauer auf die — dritte, d. h.
letzte Claſſe. Dort iſt der Mann deſſen ſich Oeſterreich rühmt, aufgehoben!


Die Blattern-Epidemie hat derartig an Ausdehnung
gewonnen, daß auf Anordnung des Bürgermeiſteramts von heut an allerwärts Impfungen
vorgenommen werden. In Königgrätz brachen die Blattern auch unter dem Militär
aus; in der Braunauer Gegend wüthet die Epidemie ebenfalls heftig. (D. Bl.)

Induſtrie, Handel und Verkehr.

(Börſenwoche.)

Geldnoth und Geldüberfluß gehen
an den Börſen Hand in Hand. Die erſtere iſt für die Speculanten namentlich am Medio
und Ultimo vorhanden, der letztere ſchon ſeit Monaten auf dem eigemlichen Capitalmarkte
vorherrſchend. Im neubegonnenen Jahr iſt das Bedürfniß des Capitaliſten ſein müßiges
Geld lohnend auzulegen noch ſchärſer als ſeither hervorgetreten. Deutſche Staatspaptere
und Prioriiäten, 4½ Proceut Zinſeu tragend, haben faſt ausnahmslos den Pari-Curs er-
reicht oder überſchritten, und es iſt nur natürlich daß die guten öſterreichiſchen Silberprio-
ritäten, welche noch gegen 6 Procen tabwerfen, immer mehr und mehr als Anlagepapier des
ſoliden Capitals benutzt werden. Wir haben auch bei uns von erbeblichen Umſätzen in
lombardiſchen, Borariberger, Nordweſt, Franz-Joſeph und öſterreichiſchen Staatsbahn-
Prioritäten zu berichten, die um Procente geſtiegen ſind. Von Eiſenbahn-Actien nahmen
Vorarlberger, Alſenz und namentlich Oſtbahn und Eliſabeth einen weiteren Auſſchwung; auf
letztere haben wir wiederholt hingewieſen, und halten ſie noch für ſteigerungsfähig. Bankactien
beliebt, bayeriſche Bereinsbank und Handelsbank erheblich hoher, Aktien der Augsburger
[Spaltenumbruch] Bank, deren Geſchäſt in erfrenlichem Auffchwung begriffin, 107 bezahlt. In bayeriſchen
Anleihen war reger Verkehr; der Curs der 4½ und 5proc. hat etwas angezogen. Oeſter.
Silber-Rente fortwährend ſteigend und bis 64½ bezahlt. In Wechſeln mäßiges Geſchäft;
London, Paris, Wien und Amſterdam zu höheren Curſen beliebt. In den nächſten Tagen
kommen einige amerikaniſche Werthe zur Auflage die auf ſolider Baſis beruhen, und daher
vorausſichtlich raſch vergriffen ſein werden.


Die Börſe war heute zwar feſt, aber nicht ſo belebt wie geſtern,
gute Umſätze fanden in Silberrente, Galiziern, Rudolfsbahn ſtatt, während Rumänen heut
etwas matter waren. Eiſenbahnen waren feſter, die Hauptdeviſen auch höher, das Geſchäft
aber nicht belebt. Feſt blieben Bankpapiere und Maklerbank, Union, Berliner Bankverein
wurden ſtark gehandelt. Inländiſche und deutſche Fonds waren mäßig belebt bei feſter Hal-
tung, ebenſo Prioritäten, von denen 4proc inländiſche und ruſſiſche zum Theil höher waren.
Fünfprocentige Wiener Silber-Pfandbrieſe 95⅛ bez. Die Verkäufe von Königsberger Bank
aus erſter Hand haben aufgehört. — Wechſel waren wenig veräudert und ohne größern
Verkehr. Amſterdam-Rotterd. Prior. 98¾ bez. u. G. Comm. Bank Securius am Schluß
114 dez. — Rum. Coupons 74⅞ bez.


(Börſenwoche.)

Daß die Liquidation am Ende eines ſo
verhängnißvollen Jahres wie das heimgegangene eine beſchwerliche war, iſt begreiflich. Noch
geben die heute geltenden Reports Zeugniß von den beſchwerlichen Bedingungen der Capi-
taliſten, welche, ſtatt Rente einzukaufen, es bequemer und einträglicher ſinden ihr verfüg-
bares Geld zu Prolongationen zu verwenden. Unſere Börſe entbehrt ſchon ſeit längerer
Zeit einen großen Theil der auswärtigen Kundſchaft, die uns namentlich von Deutſchland
zugeführt wurde. Ein Blick auf die deutſchen Börſenzettel beweist hinläuglich daß es loh-
nender war in Wien, Berlin und Frankſurt a. M. zu ſpeculiren, als in Paris. Merkwür-
digerweiſe bewegte ſich auch bei uns während der ganzen Woche die Kaufluſt nur in aus-
wärtigen Werthſchaſten, und dieſe ſtiegen auch hier. Oeſterreichiſche Staatsbahn und Lom-
barden wurden willig zu beſſern Curſen vom Markte genommen, während heimiſche Papiere
in eine Flauheit verſanken welche Entmuthigung verrieth. Thatſache iſt übrigens daß das
eigentliche Geſchäſts- und Induſtrieleben einen träftigern Anfſchwung gewonnen, und daher
große Summen in Anſpruch nimmt, die vor drei Monaten noch auf die Börſe wanderten.
London hat ſich ſeit einigen Wochen der öſterreichiſchen Renie zugewendet und der unſrigen
den Rücken gekehrt. Solange unſere Regierung nicht als eine ſtabile erklärt werden kann,
und man ſich um Thron oder Präſidentenſtuhl mit Hartnäckigkeit bekämpft, ſo lange kann
kein geſundes Aufkommen der franzöſiſchen Staatsfonds errungen werden. Die Curſe der
übrigen Papiere halten ſich auf zuſriedenſtellenden Nothungen, und dürften in dieſer Be-
ziehung Pariſer Stadtlooſe, die, mit guten Zinſen und Prämien verſehen, einer ſtarken
Hauſſe gewärtig ſein, ſobald wir einmal aus den proviſoriſchen Zuſtänden herauszukommen
die Ausſicht haben. Die Zahlung der Kriegsentſchädigung on Deutſchland iſt, wie wir aus
zuverläſſiger Quelle vernehmen (für den Theil der in halbmonatlichen Raten aufeinander
zu folgen hat), geſichert, und das wird abermals das Zutrauen in die Leiſtungsfähigkeit
Frankreichs vermehren. Ein neues Anlehen wird jedenfalls nicht lange mehr auf ſich war-
ten laſſen, und auch dieſes willige Nehmer ſinden. Goldagio iſt auf 9 per Mille geſunken.


Die Börſe war zum Wochenſchluß ziemlich ſtill, und es konnte
ſogar ein leiſer Hanſſe Anflug conſtatut werden 3proc. Rente gewann 10 Cent. 56.15,
Anlehen ſtieg einen Augenblick auf 91.3), um 91.20 mit 15 Cent. höher zu ſchließen. Es
wurden heute mehrere Coupons losgetöst. Italiener (ex coupon 2 Fr 50 Cent.) 69 Fr.,
was einem Curſe 71.50 gleichkommt, Foncier (ex coupon 12 Fr 50 Cent.) 925, Mo-
bilier 565, Nord (ex conpon 20 Fr.) 962, Lyon 862, Pays-Bas 922, 12 Fr. 50 Cent.
höher; es wurde viel bemerkt daß das heutige „Journal Oſficiel“ an der Spitze ſeines
nichtamtlichen Theits die Mittheilung enthält, der Director der Banque des Pays-Bas,
Hr. Henri Bamberger, babe dem Seinepräfecten für die Armen von Paris die Summe
von 10,000 Fr. überwieſen. Antrichiens (ex coupon 20 Fr.) 876, Lombarden 471 und
öſterr. Nordweſibabn (ex coupon 12 Fr. 50 Cent) 495.


(Actienbrauerei.)

Die Löwen-Bierbrauerei, die zweit-
größte und beſtens geleitete in München, iſt von dem Beſitzer Hrn. Ludwig Brey an eine
Actiengeſellſchaft um den Preis von 2,500,000 fl. und unter ſonſt ſehr günſtigen Bedingungen
käuflich abgetreten worden. An der Spitze des Unternehmens, dem man wohl ein günſtiges
Prognoſtikon ſtellen darf, ſtehen die HH. Hofrath Dr. Simmerl, Abg. und Magiſtratsrath Thomas,
die Kauſlente Gerdeiſen und Ruderer, dann das neu etabltrte Bankhaus Guggenheimer
und Comp. von hier, ferner die HH. Feuſtl aus Bayreuth, M. Kohn aus Nüruderg und
G. Raab aus Schweinfurt, welch letzterer eine auswärkige Actieubrauerei mehrere Jahre
mit Erfolg geleitet hat.

Neueſte Poſten.

Der Graf v. Saint-Vallier iſt heute hier eingetroffen.
— Wie es heißt, beabſichtigt Duchâtel ſeinen Antrag, betreffend Rückkehr der Na-
tionalverſammlung nach Paris, zurückzuziehen, wenn Victor Hugo bei den Ergän-
zungswahlen in Paris gewählt würde. — Wie die „Agence Havas“ meldet, wird
der vormalige General Cremer gerichtlich verfolgt werden wegen der ſeinerzeit auf
Cremers Geheiß in Dijon erfolgten Erſchießung des Kaufmanns Arbinet als an-
geblichen preußiſchen Spions. — In parlamentariſchen Kreiſen verlautet daß
Pouyer-Quertier auf Annahme der Vorlage über Beſteuerung der Rohſtoffe nicht
beſtehe, und es würde in dieſem Falle die Nationalverſammlung nach Genehmigung
der Beſteuerung der Mobiliarwerthe wahrſcheinlich die zur Herſtellung des Gleich-
gewichtes erforderlichen Steuerzuſchläge bewilligen. (T. N.)


Dem „Imparcial“ zufolge haben die Miniſter geſtern
beſchloſſen dem König ein Decret vorzulegen wodurch die Legislaturperiode von
1871 für geſchloſſen erklärt wird, und die von 1872 am 20 Jan. beginnen ſoll.
(T. N.)


Der Miniſterpräſident Zaimis erklärte in der heutigen
Kammer: der König habe ſeine Dimiſſion angenommen; Bulgaris ſei zum König
berufen und mit der Bildung des neuen Cabinets betraut. (T. N.)



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&#x017F;torben &#x017F;ind im abgelaufenen Monat an den Blattern 9 männliche und 9 weibliche In-<lb/>
dividuen, in Summa 18, darunter 3 ungeimpfte Kinder. Zur Zeit befinden &#x017F;ich in der<lb/>
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&#x2014; Die Ge&#x017F;ammt&#x017F;umme der Blatternkranken im Jahre 1871 betrug 1601 (3,2 Proc.<lb/>
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&#x201E;Nekrolog 1871&#x201C; i&#x017F;t der Name des am 7 Nov. 1871 ver&#x017F;torbenen <hi rendition="#aq">Dr.</hi> A. <hi rendition="#g">Strecker,</hi><lb/>
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Strecker i&#x017F;t mit dem Fort&#x017F;chritt und der Ge&#x017F;chichte der Chemie &#x017F;o innig verbunden, daß<lb/>
eine nachträgliche Erwähnung des&#x017F;elben unter den im abgelaufenen Jahre Ge&#x017F;torbenen<lb/>
wohl gerechtfertigt &#x017F;ein dürfte.</p>
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vorbereitende Schritte zur Auf&#x017F;tellung des Denkmals gethan. Die von <hi rendition="#g">Kiez</hi> in Dresden<lb/>
modellirte Statue i&#x017F;t von Pelargus in Stuttgart gego&#x017F;&#x017F;en und bereits zur Hälfte in der<lb/>
Ci&#x017F;elirung fertig. Leider aber i&#x017F;t kaum Aus&#x017F;icht vorhanden die Auf&#x017F;tellung des Ganzen im<lb/>
Laufe die&#x017F;es Jahrs vornehmen zu können, da der Dresdener Kün&#x017F;tler noch immer mit einem<lb/>
Theile der Reliefe im Rück&#x017F;tand geblieben i&#x017F;t. Das Architektoni&#x017F;che des Denkmals wird von<lb/>
Nicolai in Dresden und Koch in Tübingen ausgeführt werden. &#x2014; Wenn Sie unter den<lb/>
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Grund i&#x017F;t einfach daß der Tag der Feier hier er&#x017F;t durch die Zeitungen bekannt ge-<lb/>
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Irrenan&#x017F;talt in einem jämmerlichen Zu&#x017F;tand. Als Fernkorn der furchtbaren Krankheit<lb/>
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und Ultimo vorhanden, der letztere &#x017F;chon &#x017F;eit Monaten auf dem eigemlichen Capitalmarkte<lb/>
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ritäten, welche noch gegen 6 Procen tabwerfen, immer mehr und mehr als Anlagepapier des<lb/>
&#x017F;oliden Capitals benutzt werden. Wir haben auch bei uns von erbeblichen Um&#x017F;ätzen in<lb/>
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Prioritäten zu berichten, die um Procente ge&#x017F;tiegen &#x017F;ind. Von Ei&#x017F;enbahn-Actien nahmen<lb/>
Vorarlberger, Al&#x017F;enz und namentlich O&#x017F;tbahn und Eli&#x017F;abeth einen weiteren Au&#x017F;&#x017F;chwung; auf<lb/>
letztere haben wir wiederholt hingewie&#x017F;en, und halten &#x017F;ie noch für &#x017F;teigerungsfähig. Bankactien<lb/>
beliebt, bayeri&#x017F;che Bereinsbank und Handelsbank erheblich hoher, Aktien der Augsburger<lb/><cb/>
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Anleihen war reger Verkehr; der Curs der 4½ und 5proc. hat etwas angezogen. Oe&#x017F;ter.<lb/>
Silber-Rente fortwährend &#x017F;teigend und bis 64½ bezahlt. In Wech&#x017F;eln mäßiges Ge&#x017F;chäft;<lb/>
London, Paris, Wien und Am&#x017F;terdam zu höheren Cur&#x017F;en beliebt. In den näch&#x017F;ten Tagen<lb/>
kommen einige amerikani&#x017F;che Werthe zur Auflage die auf &#x017F;olider Ba&#x017F;is beruhen, und daher<lb/>
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aber nicht belebt. Fe&#x017F;t blieben Bankpapiere und Maklerbank, Union, Berliner Bankverein<lb/>
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Fünfprocentige Wiener Silber-Pfandbrie&#x017F;e 95&#x215B; bez. Die Verkäufe von Königsberger Bank<lb/>
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zugeführt wurde. Ein Blick auf die deut&#x017F;chen Bör&#x017F;enzettel beweist hinläuglich daß es loh-<lb/>
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in eine Flauheit ver&#x017F;anken welche Entmuthigung verrieth. That&#x017F;ache i&#x017F;t übrigens daß das<lb/>
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Hau&#x017F;&#x017F;e gewärtig &#x017F;ein, &#x017F;obald wir einmal aus den provi&#x017F;ori&#x017F;chen Zu&#x017F;tänden herauszukommen<lb/>
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zuverlä&#x017F;&#x017F;iger Quelle vernehmen (für den Theil der in halbmonatlichen Raten aufeinander<lb/>
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Anlehen &#x017F;tieg einen Augenblick auf 91.3), um 91.20 mit 15 Cent. höher zu &#x017F;chließen. Es<lb/>
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Hr. Henri Bamberger, babe dem Seinepräfecten für die Armen von Paris die Summe<lb/>
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Progno&#x017F;tikon &#x017F;tellen darf, &#x017F;tehen die HH. Hofrath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Simmerl, Abg. und Magi&#x017F;tratsrath Thomas,<lb/>
die Kau&#x017F;lente Gerdei&#x017F;en und Ruderer, dann das neu etabltrte Bankhaus Guggenheimer<lb/>
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Pouyer-Quertier auf Annahme der Vorlage über Be&#x017F;teuerung der Roh&#x017F;toffe nicht<lb/>
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</TEI>
[120/0008] Verſchiedenes. ꘉ München, 7 Jan. (Altkatholiſches.) Zu dem am 14 d. in Re- gensburg ſtattfindenden großen Altkatholikentag begeben ſich von hier aus die Proff. Huber, Friedrich und Reinkens. — Von Friedrichs Concil-Tagebuch wird dem- nächſt bereits die 2. Auflage erſcheinen. &#xfffc; München, 7 Jan. Die geſtrige neuſcenirte Aufführung des erſten und zweiten Theiles der Hebbel’ſchen Nibelungen hatte den großartigſten Erfolg bei dem alle Räume des Hoftheaters füllenden Publicum, namentlich war es die hervor- ragende Leiſtung von Frl. Klara Ziegler als Brunhilde, die auf der Höhe der genialen Dichtung ſtand und lauten Enthuſiasmus hervorrief. Mit großer Spannung ſieht man nun auch einem pikanten Experiment entgegen welches dieſe gefeierte Schauſpielerin dem hieſigen Publicum demnächſt bieten wird. Sie wird nämlich die männliche Hauptrolle in dem neuen hiſtoriſchen Luſtſpiele „Machiavella,“ von L. H. v. Kohlenegg, ſpielen, welches eine Epiſode aus der Jugend Ludwigs XV behandelt und in der Rolle des jungen Königs ſpeciell für die eigenthümlichen Mittel der berühmten Tragödin be- rechnet ſein ſoll. — Der herkömmliche Schäfflertanz hat heut in den Gemächern der kgl. Reſidenz mit der üblichen nationalen Feierlichkeit ſtattgefunden. Augsburg, 4 Jan. Im Monat December 1871 kamen im Verwaltungs- bezirke der Kreishauptſtadt Augsburg 128 Blatternerkrankungen zur amtlichen Kenntniß; 57 davon giengen in das Blatternſpital zu, 49 verblieben in Privatpflege, 21 Soldaten und 1 Bombardiersfrau wurden in das Militärſpital aufgenommen. Ge- ſtorben ſind im abgelaufenen Monat an den Blattern 9 männliche und 9 weibliche In- dividuen, in Summa 18, darunter 3 ungeimpfte Kinder. Zur Zeit befinden ſich in der Privatpflege noch 19, im Civil-Blatternſpitale 25, im Militärſpitale 20 Blatternkranke. — Die Geſammtſumme der Blatternkranken im Jahre 1871 betrug 1601 (3,2 Proc. der Geſammtbevölkerung) von denen 235, d. i. 14,6 Proc. der Erkrankten, 0,47 Proc. der Geſammtbevölkerung ſtarben. (A. Abd. Ztg.) b. Kiſſiugen, 7 Jan. In dem von der „Allg. Ztg.“ kürzlich veröffentlichten „Nekrolog 1871“ iſt der Name des am 7 Nov. 1871 verſtorbenen Dr. A. Strecker, Profeſſor der Chemie an der Univerſität Würzburg, aufzuführen vergeſſen. Der Name Strecker iſt mit dem Fortſchritt und der Geſchichte der Chemie ſo innig verbunden, daß eine nachträgliche Erwähnung desſelben unter den im abgelaufenen Jahre Geſtorbenen wohl gerechtfertigt ſein dürfte. ** Tübingen, 5 Jan. Der Verein für Uhlands Denkmal hat nun vorbereitende Schritte zur Aufſtellung des Denkmals gethan. Die von Kiez in Dresden modellirte Statue iſt von Pelargus in Stuttgart gegoſſen und bereits zur Hälfte in der Ciſelirung fertig. Leider aber iſt kaum Ausſicht vorhanden die Aufſtellung des Ganzen im Laufe dieſes Jahrs vornehmen zu können, da der Dresdener Künſtler noch immer mit einem Theile der Reliefe im Rückſtand geblieben iſt. Das Architektoniſche des Denkmals wird von Nicolai in Dresden und Koch in Tübingen ausgeführt werden. — Wenn Sie unter den Univerſitäten die ſich an Diez’ Jubelfeſt betheiligt haben Tübingen nicht auffüh- ren, ſo darf daraus nicht geſchloſſen werden daß der große Bonner Sprachforſcher hier nicht anerkannt ſei, der vielmehr unter uns Freunde und dankbare Verehrer hat; der Grund iſt einfach daß der Tag der Feier hier erſt durch die Zeitungen bekannt ge- worden iſt. Wien, 6 Jan. Der einſt hochgefeierte geniale Bildhauer Ritter v. Fernkorn, der Künſtler, deſſen Monumente die Reichshauptſtadt zieren und von jedermann angeſtaunt werden, beſindet ſich, wie die „Preſſe“ vernimmt, in der Landes- Irrenanſtalt in einem jämmerlichen Zuſtand. Als Fernkorn der furchtbaren Krankheit welche ſeine Sinne umnachtet zum Opfer ſiel, da ſorgten ſeine Freunde inſoferne für den Unglücklichen, als ſie theilweiſe aus Eigenem, theilweiſe aus den letzten Geldmitteln des armen Künſtlers ihn auf die zweite Claſſe der Anſtalt brachten. Seither ſind Jahre verfloſſen, und die Freundſchaft erkaltete, das Gedächtniß an dem Künſtler erblaßte, keiner ſeiner früheren Verehrer erinnerte ſich ſeiner. Die Irrenanſtalts-Direction faßte die Lage Fernkorns vom rein geſchäftsmäßigen Standpunkt auf, und als ſie merkte daß ſich gar niemand ſeiner annahm, verſetzte ſie den Bildhauer auf die — dritte, d. h. letzte Claſſe. Dort iſt der Mann deſſen ſich Oeſterreich rühmt, aufgehoben! Troppan, 3 Jan. Die Blattern-Epidemie hat derartig an Ausdehnung gewonnen, daß auf Anordnung des Bürgermeiſteramts von heut an allerwärts Impfungen vorgenommen werden. In Königgrätz brachen die Blattern auch unter dem Militär aus; in der Braunauer Gegend wüthet die Epidemie ebenfalls heftig. (D. Bl.) Induſtrie, Handel und Verkehr. *** Augsburg, 6 Jan. (Börſenwoche.) Geldnoth und Geldüberfluß gehen an den Börſen Hand in Hand. Die erſtere iſt für die Speculanten namentlich am Medio und Ultimo vorhanden, der letztere ſchon ſeit Monaten auf dem eigemlichen Capitalmarkte vorherrſchend. Im neubegonnenen Jahr iſt das Bedürfniß des Capitaliſten ſein müßiges Geld lohnend auzulegen noch ſchärſer als ſeither hervorgetreten. Deutſche Staatspaptere und Prioriiäten, 4½ Proceut Zinſeu tragend, haben faſt ausnahmslos den Pari-Curs er- reicht oder überſchritten, und es iſt nur natürlich daß die guten öſterreichiſchen Silberprio- ritäten, welche noch gegen 6 Procen tabwerfen, immer mehr und mehr als Anlagepapier des ſoliden Capitals benutzt werden. Wir haben auch bei uns von erbeblichen Umſätzen in lombardiſchen, Borariberger, Nordweſt, Franz-Joſeph und öſterreichiſchen Staatsbahn- Prioritäten zu berichten, die um Procente geſtiegen ſind. Von Eiſenbahn-Actien nahmen Vorarlberger, Alſenz und namentlich Oſtbahn und Eliſabeth einen weiteren Auſſchwung; auf letztere haben wir wiederholt hingewieſen, und halten ſie noch für ſteigerungsfähig. Bankactien beliebt, bayeriſche Bereinsbank und Handelsbank erheblich hoher, Aktien der Augsburger Bank, deren Geſchäſt in erfrenlichem Auffchwung begriffin, 107 bezahlt. In bayeriſchen Anleihen war reger Verkehr; der Curs der 4½ und 5proc. hat etwas angezogen. Oeſter. Silber-Rente fortwährend ſteigend und bis 64½ bezahlt. In Wechſeln mäßiges Geſchäft; London, Paris, Wien und Amſterdam zu höheren Curſen beliebt. In den nächſten Tagen kommen einige amerikaniſche Werthe zur Auflage die auf ſolider Baſis beruhen, und daher vorausſichtlich raſch vergriffen ſein werden. Berlin, 6 Jan. Die Börſe war heute zwar feſt, aber nicht ſo belebt wie geſtern, gute Umſätze fanden in Silberrente, Galiziern, Rudolfsbahn ſtatt, während Rumänen heut etwas matter waren. Eiſenbahnen waren feſter, die Hauptdeviſen auch höher, das Geſchäft aber nicht belebt. Feſt blieben Bankpapiere und Maklerbank, Union, Berliner Bankverein wurden ſtark gehandelt. Inländiſche und deutſche Fonds waren mäßig belebt bei feſter Hal- tung, ebenſo Prioritäten, von denen 4proc inländiſche und ruſſiſche zum Theil höher waren. Fünfprocentige Wiener Silber-Pfandbrieſe 95⅛ bez. Die Verkäufe von Königsberger Bank aus erſter Hand haben aufgehört. — Wechſel waren wenig veräudert und ohne größern Verkehr. Amſterdam-Rotterd. Prior. 98¾ bez. u. G. Comm. Bank Securius am Schluß 114 dez. — Rum. Coupons 74⅞ bez. ÷ Paris, 6 Jan. (Börſenwoche.) Daß die Liquidation am Ende eines ſo verhängnißvollen Jahres wie das heimgegangene eine beſchwerliche war, iſt begreiflich. Noch geben die heute geltenden Reports Zeugniß von den beſchwerlichen Bedingungen der Capi- taliſten, welche, ſtatt Rente einzukaufen, es bequemer und einträglicher ſinden ihr verfüg- bares Geld zu Prolongationen zu verwenden. Unſere Börſe entbehrt ſchon ſeit längerer Zeit einen großen Theil der auswärtigen Kundſchaft, die uns namentlich von Deutſchland zugeführt wurde. Ein Blick auf die deutſchen Börſenzettel beweist hinläuglich daß es loh- nender war in Wien, Berlin und Frankſurt a. M. zu ſpeculiren, als in Paris. Merkwür- digerweiſe bewegte ſich auch bei uns während der ganzen Woche die Kaufluſt nur in aus- wärtigen Werthſchaſten, und dieſe ſtiegen auch hier. Oeſterreichiſche Staatsbahn und Lom- barden wurden willig zu beſſern Curſen vom Markte genommen, während heimiſche Papiere in eine Flauheit verſanken welche Entmuthigung verrieth. Thatſache iſt übrigens daß das eigentliche Geſchäſts- und Induſtrieleben einen träftigern Anfſchwung gewonnen, und daher große Summen in Anſpruch nimmt, die vor drei Monaten noch auf die Börſe wanderten. London hat ſich ſeit einigen Wochen der öſterreichiſchen Renie zugewendet und der unſrigen den Rücken gekehrt. Solange unſere Regierung nicht als eine ſtabile erklärt werden kann, und man ſich um Thron oder Präſidentenſtuhl mit Hartnäckigkeit bekämpft, ſo lange kann kein geſundes Aufkommen der franzöſiſchen Staatsfonds errungen werden. Die Curſe der übrigen Papiere halten ſich auf zuſriedenſtellenden Nothungen, und dürften in dieſer Be- ziehung Pariſer Stadtlooſe, die, mit guten Zinſen und Prämien verſehen, einer ſtarken Hauſſe gewärtig ſein, ſobald wir einmal aus den proviſoriſchen Zuſtänden herauszukommen die Ausſicht haben. Die Zahlung der Kriegsentſchädigung on Deutſchland iſt, wie wir aus zuverläſſiger Quelle vernehmen (für den Theil der in halbmonatlichen Raten aufeinander zu folgen hat), geſichert, und das wird abermals das Zutrauen in die Leiſtungsfähigkeit Frankreichs vermehren. Ein neues Anlehen wird jedenfalls nicht lange mehr auf ſich war- ten laſſen, und auch dieſes willige Nehmer ſinden. Goldagio iſt auf 9 per Mille geſunken. § Paris, 6 Jan. Die Börſe war zum Wochenſchluß ziemlich ſtill, und es konnte ſogar ein leiſer Hanſſe Anflug conſtatut werden 3proc. Rente gewann 10 Cent. 56.15, Anlehen ſtieg einen Augenblick auf 91.3), um 91.20 mit 15 Cent. höher zu ſchließen. Es wurden heute mehrere Coupons losgetöst. Italiener (ex coupon 2 Fr 50 Cent.) 69 Fr., was einem Curſe 71.50 gleichkommt, Foncier (ex coupon 12 Fr 50 Cent.) 925, Mo- bilier 565, Nord (ex conpon 20 Fr.) 962, Lyon 862, Pays-Bas 922, 12 Fr. 50 Cent. höher; es wurde viel bemerkt daß das heutige „Journal Oſficiel“ an der Spitze ſeines nichtamtlichen Theits die Mittheilung enthält, der Director der Banque des Pays-Bas, Hr. Henri Bamberger, babe dem Seinepräfecten für die Armen von Paris die Summe von 10,000 Fr. überwieſen. Antrichiens (ex coupon 20 Fr.) 876, Lombarden 471 und öſterr. Nordweſibabn (ex coupon 12 Fr. 50 Cent) 495. &#xfffc; München, 7 Jan. (Actienbrauerei.) Die Löwen-Bierbrauerei, die zweit- größte und beſtens geleitete in München, iſt von dem Beſitzer Hrn. Ludwig Brey an eine Actiengeſellſchaft um den Preis von 2,500,000 fl. und unter ſonſt ſehr günſtigen Bedingungen käuflich abgetreten worden. An der Spitze des Unternehmens, dem man wohl ein günſtiges Prognoſtikon ſtellen darf, ſtehen die HH. Hofrath Dr. Simmerl, Abg. und Magiſtratsrath Thomas, die Kauſlente Gerdeiſen und Ruderer, dann das neu etabltrte Bankhaus Guggenheimer und Comp. von hier, ferner die HH. Feuſtl aus Bayreuth, M. Kohn aus Nüruderg und G. Raab aus Schweinfurt, welch letzterer eine auswärkige Actieubrauerei mehrere Jahre mit Erfolg geleitet hat. Neueſte Poſten. Paris, 6 Jan. Der Graf v. Saint-Vallier iſt heute hier eingetroffen. — Wie es heißt, beabſichtigt Duchâtel ſeinen Antrag, betreffend Rückkehr der Na- tionalverſammlung nach Paris, zurückzuziehen, wenn Victor Hugo bei den Ergän- zungswahlen in Paris gewählt würde. — Wie die „Agence Havas“ meldet, wird der vormalige General Cremer gerichtlich verfolgt werden wegen der ſeinerzeit auf Cremers Geheiß in Dijon erfolgten Erſchießung des Kaufmanns Arbinet als an- geblichen preußiſchen Spions. — In parlamentariſchen Kreiſen verlautet daß Pouyer-Quertier auf Annahme der Vorlage über Beſteuerung der Rohſtoffe nicht beſtehe, und es würde in dieſem Falle die Nationalverſammlung nach Genehmigung der Beſteuerung der Mobiliarwerthe wahrſcheinlich die zur Herſtellung des Gleich- gewichtes erforderlichen Steuerzuſchläge bewilligen. (T. N.) Madrid, 6 Jan. Dem „Imparcial“ zufolge haben die Miniſter geſtern beſchloſſen dem König ein Decret vorzulegen wodurch die Legislaturperiode von 1871 für geſchloſſen erklärt wird, und die von 1872 am 20 Jan. beginnen ſoll. (T. N.) Athen, 6 Jan. Der Miniſterpräſident Zaimis erklärte in der heutigen Kammer: der König habe ſeine Dimiſſion angenommen; Bulgaris ſei zum König berufen und mit der Bildung des neuen Cabinets betraut. (T. N.) _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1872/8>, abgerufen am 27.11.2024.