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Allgemeine Zeitung. Nr. 7. München, 8. Januar 1924.

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Dienstag, den 8. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 7.
Wirtschafts-Zeitung.
[Spaltenumbruch]
Die Bedeutung der Renten-
bank für die Wirtschafts-
und Finanzverfassung des
Deutschen Reiches.

II.

Die Nivellierung der Arbeitsein-
kommen.
die an sich gewiß unerwünscht.
aber durch die Rücksicht auf das Existenz-
minimum für alle, geboten war, mußte ferner
ergänzt werden durch stärkere Ausgestal-
tung des Soziallohnes, die dem Fa-
milienernährer eine seinem höheren Bedarfe
entsprechende Ausbesseung verschaffte: oder
durch einen Sparzwang für Ledige, na-
mentlich Junge, die dadurch gehindert wer-
den, den vollen Verdienst für sich allein zu
verzehren. mit dem der andere seine Familie
unterhalten muß.

Alles das ist nur durchführbar. wenn von
oben. von den Spitzen des Staates und der
Wirtschaft das gute Beispiel gegeben
würde.

Mag man nun über das Schicksal der Ren-
tenmark denken. wie man will, bedeutsam
kann sie sein als erster Schritt zu einer
Aenderung der gesamten Wirt-
schaftsverfassung.

Denn die Rentenmark ist ganz etwas
anders als die Reichsbank. und das Ver-
hältnis des Reiches zu beiden ist nicht zu
vergleichen. Gewiß ist die Reichsbank eine
Erwerbsgesellschaft nach Handelsrecht eine
Aktiengesellschaft, deren Geschäftsanteile an
der Börse von jedermann erworben werden
können. Aber ihre Beziehungen zur Reichs-
leitung sind doch so enge, daß sie in der Mei-
nung der großen Mehrheit des deutschen
Volkes einfach als Reichsinstitut gilt.

Die Reichsbank ist, was ihr Name sagt. eine
Staatsbank. wenn auch nicht eine
staatliche Bank.

Und wenn auch auf Verlangen der Entente
neuerdings die rechtliche Stellung der Bank-
leitung gegenüber der Reichsleitung selbst-
ständiger gemacht worden ist. so hat das doch
nichts an der Tatsache ändern können, daß die
Bankpolitik in weitgehender Abhängigkeit
von der Reichspolitik steht. Die Mittel und
der Kredit der Reichsbank dienen immer
mehr dem Reichsfinanzminister und rücken
die Bedürfnisse des allgemeinen Wirtschafts-
verkehrs demgegenüber immer mehr in den
Hintergrund.

Ganz anders die Rentenbank. Sie be-
ruht zwar auf einem Sondergesetze. das ihr
ein bestimmt umrissenes Monopol und Privi-
leg
verleiht: ihr sind bestimmte Verpflich-
tungen gegenüber dem Reiche auferlegt. Aber
trotzdem ist sie in keiner Weise ein Reichs-
institut. sondern ein solches der privaten
Wirtschaft.
Alle Landwirte, Gewerbe-
treibende, Händler und Bankiers, die Grund-
schulden oder Obligationen übernehmen müs-
sen, sind im gleichen Betrage Anteilseigner
der Bank. Alle Gewinne gehen nur an
sie: das Reich hat keinen Anteil daran.

Der Aufsichtsrat besteht aus Ver-
trauensleuten der Wirtschaftskreise: das
Reich hat wohl einen Kommissar zu bestellen,
aber keinen maßgebenden Einfluß
auf die Leitung und die Politik der Bank.
Im Gegenteil durfte die Bankleitung durch
den Kredit, den sie dem Reiche einräumt,
viel eher Einfluß auf dessen Finanzgebahrung
gewinnen.

Wenn der Reichskanzler die Rentenbank als
Finanzkontrolleur des Reiches be-
zeichnete, so hat dieser Wert ganz sicher
nicht nur einen scherzhaften Sinn.

Schon im November, ehe die Rentennoten
in den Verkehr gekommen, hat das Reich die
Hälfte der verfügbaren 1200 Millionen bean-
sprucht. Darunter waren 100 Millionen für die
Erwerbslosenfürsorge im besetzten Gebiete.
Solche politische Erfordernisse werden sich
voraussichtlich wiederholen. Und dann kann
es entweder so kommen, daß die Bank den
Antrag der Reichsleitung ablehnt und sie da-
mit in eine Verlegenheit bringt, die der
Reichsbank gegenüber (man kann sagen:
leider) niemals vorhanden war: oder daß die
Bank ihr Entgegenkommen an Beding-
ungen
knüpft, die nicht offen in Erschei-
nung zu treten brauchen, die sich aber doch
sehr merkbar machen werden.

Insofern bedeutet die Rentenbank eine
Etappe im Kampfe zwischen den politischen
nud den wirtschaftlichen Mächten im Staate
oder mit dem üblichen Schlagworte: zwi-
schen Staat und Wirtschaft.
Ein
Gegenstück zu den Sozialisierungsplänen.
Nicht die Herrschaft des Staates über die
Wirtschaft, sondern die Herrschaft der
Privatwirtschaft über dem Staat.

Das zeigt sich schon darin, daß die Bank
Geschäfte auf Kosten des Reiches machen
will. Sie wird Gewinn ziehen, die großenteils
vom Reiche getragen werden und an denen
das Reich keinerlei Anteil hat. Der Fall liegt
also wesentlich anders. als bei der Reichs-
bank.

Noch deutlicher tritt die Verschiebung des
Machtverhältnisses in der Tatsache zu Tage,
daß der Staat auf seine Währungsho-
heit
verzichtet und sein eigenes Geld zu-
rückzieht zugunsten eines privaten Gel-
des,
mit dem er selbst Zahlung leisten will,
weil sein eigenes Geld keine Geltung mehr
hat.

Daß er durch die Einführung des privaten
Geldes in starke Abhängigkeit von den Krei-
sen gerät, die hinter der Rentenbank stehen.
ist klar. Schon haben diese ja auch verschie-
dene Reformen angeregt, die zur Festi-
gung der Währung dienlich sein sollen. die
aber nicht auf dam Gebiete der Finanzpolitik.
[Spaltenumbruch] sondern auf dem weiteren der allgemeinen
Wirtschaftspolitik. insbesondere den
der Sozialpolitik liegen. Es ist kaum an-
genehm.

Als Gegenleistung steht der Kredit von
insgesamt 1200 Millionen. sogenannter Gold-
mark,
der dem Reiche die unbedingt nötige
Atempause zur Ausgleichung seines Haus-
haltes gewähren soll. Die große Frage ist,
ob die Sanierung in so kurzer Zeit möglich ist.

Die Belastung mit 54 Millionen Goldmark ist
ein schlechter Anfang dazu. Er erinnert an
die vielen Steuern. die wir in den letzten
Jahren eingeführt haben und die unseren
Haushalt mehr belasten als entlasten, weil sie
trotz eines großen Apparates nicht sinngemäß
durchgeführt werden konnten und weil sie
daher mehr Ausgaben als Ein-
nahmen brachten.

Die nächsten Steuertermine.

Vom Reichsfinanzministerium wird mitge-
teilt:

1. Alle Personen, die 1922 hauptsächlich
Einkommen aus landwirtschaftlichem und
sonstigem Grundbesitz, aus Industrie, Handel
und Gewerbe und Kapitalvermögen (mit Aus-
nahme der Erträge aus auf deutsche Wäh-
rung lautenden festverzinslichen Werten) und
aus Aufsichtsratstantiemen bezogen haben.
haben bis 10. Januar 1924 eine Abschluß-
zahlung
auf die Einkommensteuer für 1923
zu entrichten. Sie beträgt grundsätzlich 40
Goldpfennige für jede vollen Tausend Mark
der Jahressteuerschuld für 1922.

2. Die Erwerbsgesellschaften (A.-
G. Kommandite a. A.. G. m. b. H. u. dergl.)
haben als Abschlußzahlung für das Geschäfts-
jahr 1922 oder wenn sie nicht mit dem Ka-
lenderjahr bilanzieren, für das Geschäftsjahr
1922/23 bis zum 10. Januar 1924 60 Goldpfen-
nige für jede vollen Tausend Mark der Kör-
perschaftssteuerschuld des Vorjahres (1922
bezw. 1921/22) zu entrichten.

3. Das Finanzamt kann die Abschlußzahlung
durch Bescheid anderweitig feststellen,
wenn die bisherigen Zahlungen auf die Steuer-
schuld außer Verhältnis zur Leistungsfähig-
keit des Schuldners stehen.

Die Bestimmungen gelten auch dort, wo
an sich keine Abschlußzahlungen zu leisten
sind, z. B. bei besonders leistungsfähigen An-
gehörigen von freien Berufen oder bei großen
Lohnempfängern usw. Bei Prüfung der Frage
der Leistungen von Einzelpersonen ist auch
der Verbrauch zu berücksichtigen.

Die anderweitige Festsetzung kann auch
nach dem 10. Januar erfolgen. Die Zahlung
ist bei Hingabe nicht wertbeständiger Zah-
lungsmittel nach dem Goldumrechnungssatz
des Zahltages zu leisten. Bei unpünktlicher
Zahlung werden hohe Verzugszuschläge er-
hoben.

Was die Goldanleihe betrifft, so wer-
den nur solche Stücke in Zahlung genommen,
die nicht mit Zinsscheinen versehen sind. d.
h. also Stücke unter 10 Dollar.

Industrie und Wirtschaft.
* Umstellung des Aktienkapitals auf Gold-
mark.

Als erste bayerische Gesellschaft
schlägt die Bayerische Nähmaschi-
nenfabrik A.-G. Nürnberg
auf Grund
der Verordnung über Goldbilanzen die Herab-
setzung des Grundkapitals von 31 Mill. Mk.
auf 31 000 Goldmark und Wiedererhöhung
auf 70 000 Goldmark vor. Beantragt wird fer-
ner Verlegung des Sitzes der Gesellschaft.

Senkung der Roheisenpreise.

In der Haupt-
versammlung des Roheisenverbandes
wurde beschlossen. die Roheisenpreise für Ab-
schlüsse ab 1. Januar entsprechend den ver-
änderten Marktverhältnissen herabzu-
setzen.
Die neuen zum Teil erheblich er-
mäßigten Grundpreise stellen sich wie folgt:
Hämatit 105 Goldmark. Gießerei-Roheisen I
92 GM., Gießerei-Roheisen Nr. 3 90 GM: (1 GM.
gleich 10/42 Dollar). ab rheinisch-westfälischem
Werk bezw. ab süddeutscher Umschlagstation.
In den übrigen Gebieten sind die Preise nach
Maßgabe der Frachtsätze und unter Berück-
sichtigung der ausländischen Konkurrenz ge-
staffelt. Stahleisen 105 Goldmark. Spiegel-
eisen je nach Mangangehalt 120--140 GM. ab
rheinisch-westfälischem Werk. bezw. ab Sie-
gen. Um zu seinem Teil zur Wiederherbeifüh-
rung normaler Wirtschaftsverhältnisse und
zur Belebung des Marktes beizutragen, wurde
ferner beschlossen die Zahlungsbedingungen
zu mildern und längere Zahlungsfristen zu ge-
währen, und zwar wird für Lieferungen in der
ersten Monatshälfte ein Ziel bis zum 25. des
betreffenden Monats und für Lieferungen in
der zweiten Hälfte ein Ziel bis zum 10. des
folgenden Monats eingeräumt. Der Verband
geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß
auch die übrigen Wirtschaftskreise. insbeson-
dere aber die Rohstofflieferanten und Hoch-
ofenwerke ebenfalls eine entsprechende Aen-
derung der Zahlungsbedingungen eintreten
lassen.

Schwierige Lage der Fischindustrie.

Trübe
Ausblicke eröffnen sich im neuen Jahre für
die deutsche Fischindustrie. Einer der ersten
Fischindustriellen Deutschlands. Paul Lohr-
mann.
Lübeck. befürchtet für die Fischindu-
strie eine ganz bedeutende Wirtschafts-
krisis.

Wie Lohrmann in der "Tageszeitung für
Nahrungsmittel" ausführt, hat sich die Zahl
der Fischkonservenfabriken von 350 vor dem
Kriege jetzt auf über 2000 vergrößert, obgleich
die Hauptindustrie- und Absatzgebiete fortge-
fallen sind. Außerdem sei die deutsche Pro-
duktion zu teuer, die Unkosten der deutschen
Fischdampfer höher als die der ausländischen.
Hinzu komme ferner, daß es in Fischen augen-
[Spaltenumbruch] blicklich nirgends eine Ueberproduktion --
eher überall eine Knappheit -- gebe, und daß
das Fleisch durch die große argentinische
Ueberproduktion im Verhältnis zu billig sei,
sodaß die Fischpreise heruntergehen und vor
allem die Produktionskosten ganz gewaltig
abgebaut werden müßten.

Vorläufig könne die deutsche Fischindustrie
nicht mit der des Auslandes konkurrieren.
Um eine gefährliche Krisis zu vermeiden,
müßten folgende Forderungen erfüllt werden:
Vollständige Ein- und Ausfuhrfrei-
heit
für die von der Fischwirtschaft benötig-
ten Rohprodukte. Beibehalten vollster Aus-
fuhrfreiheit der Fertigfabrikate, höhere Zölle
für ausländische Halb- und Fertigfabrikate,
größere Bewegungsfreiheit, Tarife und Ar-
beitszeit betreffend, die gleiche bevorzugte
Devisenzuteilung, wie sie die Fleisch- und
Margarineindustrie erhält, möglichst groß-
zügige Diskontierung der Nahrungsmittel-
industrie-Schecks und Wechsel bei der Reichs-
bank, um jegliche Diskontverteuerung zu ver-
meiden, größte Unterstützung durch reichs-
seitige Kredite, namentlich für die Stützen der
deutschen Fischwirtschaft, den Groß- und
Kleinhandel. Aber selbst, wenn diesen Wün-
schen in großzügiger Weise Rechnung ge-
tragen würde, werde es sich nicht vermeiden
lassen, daß wenigstens 50 Prozent der heuti-
gen Fischkonservenfabriken sich entweder
wieder umstellen oder ihre Tore schließen
müssen.

Außenhandel.
Ausfuhr nach Rußland.

Zur Förderung der
wechselseitigen Handelsbeziehungen zwi-
schen Ostpreußen und Rußland wurde eine
Exportvereinigung ins Leben gerufen,
auf Grund derer Geschäfte auf großangelegter
Basis durchgeführt werden sollen. Die Ge-
schäftsstelle der Expertvereinigung befindet
sich in Königsberg Meßamt. Die sofortige Er-
richtung einer Moskauer Niederlassung ist
vorbereitet.

Das internationale Kapital am russischen
Markt.

Im "Manchester Guardian" gibt Lit-
winoff einen Bericht über den Andrang des
internationalen Kapitals zum russischen An-
lagenmarkt. Es geht daraus hervor, daß in
den letzten eineinhalb Jahren insgesamt acht-
hundert Kapitalisten Beteiligungsangebote
von russischer Seite genehmigt erhielten. An
der Spitze stehen deutsche Kapitalisten-
gruppen.

Wirtschaft des Auslandes.
Die Sanierung Deutschösterreichs.

Der Ja-
nuar bezeichnet bekanntlich den Beginn der
dritten Epoche des Sanierungsplanes,
Die Erfolge der ersten beiden Etappen sind
aus folgender Uebersicht zu ersehen:

Das monatliche Defizit. das im Oktober 1922
38 Millionen Goldkronen betrug und nach dem
vom Völkerbund aufgestellten Plan im ersten
Halbjahr 1923 auf durchschnittlich 23.5. im
zweiten auf 13.2 Millionen GM. monatlich
herabgedrückt werden sollte, hat in Wirklich-
keit im ersten Halbjahr 1923 nur 14.3 monat-
lich und im Durchschnitt der ersten drei Mo-
nate des zweiten Halbjahres -- soweit reicht
der Rechnungsabschluß -- nur 7.4 Millionen
GK. monatlich betragen. Für Januar 1924 be-
läuft sich der Voranschlag in Ausgaben auf
591.8 Milliarden in Einnahmen auf 512.2 Mil-
liarden Papierkronen.

Da nach dem Erlös aus dem Sanierungs-
plan in der dritten Etappe (1. Jan. bis 30.
Juni 1924) das Defizit auf 3.5 Millionen GK..
d. i. 51.1 Milliarden Papierkronen monatlich
herabgedrückt werden soll, wird in den fol-
genden fünf Monaten des Abschnittes das
durchschnittliche Monatsdefizit weniger als
51.1 Milliarden betragen müssen.

Abbruch der französisch-russischen Han-
delsbeziehungen.

Nachrichten vom Abbruch
der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen
Frankreich und Sowjetrußland werden be-
stätigt.
Der russische Handelskommissar
ist von seiner Regierung beauftragt worden,
die erst vor wenigen Monaten eingerichtete
Handelsagentur der Sowjetregierung in Paris
nach London zu verlegen.

Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht.

Vom Inlande lag
am Produktenmarkt ein Angebot zu etwas
höheren Forderungen vor, doch waren diese in
den meisten Fällen nicht durchzusetzen. Für
Weizen zeigten sächsische Mühlen stärkeren
Begehr. Roggen war bei stillem Geschäft we-
nig verändert. Recht fest lag Gerste auf an-
haltende Kauflust der Brauereien. Für Hafer
blieb die Geschäftslage aber wieder schwach,
weil der Konsum wenig aufnahmefähig ist
und der Versand sich schwierig gestaltete.
Von den übrigen Artikeln ist nichts von Be-
lang zu berichten.

Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär-
kischer 167--171. Pommerscher --. Schlesi-
scher --. Mecklenburgischer --. Roggen:
Märkischer 146--151. Pommerscher 143--147.
Schlesischer --. Mecklenburg. --. Gerste:
Sommergerste Märkische 170--177. Schle-
sische --. Hafer: Märkischer 124--128. Pom-
merscher 115--122. Schlesischer --. Mecklen-
burgischer --. Mais: La plata ohne Prov-
nienzang. loco Berlin. waggonfrei Hamburg
172--177. Weizenmehl 26--291/4. Rog-
genmehl
25--271/4 Weizenkleie 8.5.
Roggenkleie
8.10--8.25. Raps 285--295.
Leinsaat 450--460. Viktoriaerbsen 41--43.
Kleine Speiseerbsen 23--29. Futtererbsen 17
bis 18. Peluschken 14--15. Ackerbohnen 12--14.
Wicken 15--16. Blaue Lupinen 14--16. Gelbe
Lupinen 15--17. Seradella 16--18. Rapskuchen
[Spaltenumbruch]
Wirtschaftszahlen.
7. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (t. werthest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil-
liardenfach (29. Dez.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo sein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar).
12.5. Leinkuchen 25--26. Trockenschnitzel 8.20
bis 8.40. Zuckerschnitzel 10--11. Torkmelasse
8.20--8.60.
Börsenberichte.
* Münchener Börse vom 7. Januar.

Die heu-
tige Börse zeigte einen festen Unterton und
verstärkte Anlage zu Abschwächungen. beson-
ders gegen Schluß. Das Geschäft war nur in
einer kleinen Anzahl von Papieren lebhaft.
im allgemeinen ruhig, wie auch die Kurse in
der Hauptsache nicht viel verändert waren.

Banken eher abbröckelnd. Immobilien un-
regelmäßig. Versicherungen wenig verändert.
Münchner Rück und Süd Rück sowie Hermes
stärker gehandelt. Brauereiwerte fest.

Größeres Geschäft in Kropfmühl. Oberkohle
plus 15 Billionen. Maschinenwerte wenig ver-
ändert. Textilwerte in der Hauptsache einige
Kleinigkeit gebessert.

Lebhafte Umsätze in Münchberg und Seil
Wolff. Weitere Umsätze in Ergoldsbach.
Wayß u. Freitag. Pensberger. Dachauer und
Teisnacher, die kleinen Elektrowerte und be-
sonders Müllerverlag und Bruckmann. Sonst
erwähnen wir mit Kursbesserungen noch Ob-
pacher plus 8.5. Solnhofener plus 7. Tir-
schenreuth und Stürtz und Pinsel Nürnberg
plus 5. Anlagemarkt ohne besondere Umsätze.

Der Markt der nicht notierten Werte
zeigte feste Eröffnung, später aber Abschwä-
chung.

Berliner Börse vom 7. Januar.

(Eigener Be-
richt der "Allgemeinen Zeitung".) An der heu-
tigen Börse war das Geschäft im allgemeinen
still. Die Umsätze beschränkten sich auf
einige Spezialwerte. Das hatte seinen
Grund darin, daß das Privatpublikum sich nur
sehr wenig am Geschäft beteiligte. Da jedoch
die berussmäßige Spekulation ziemliche Lust
zeigte, waren leichte Erhöhungen der Geld-
sätze festzustellen. Die Tendenz war anfangs
behauptet, dann kamen Abgaben und eine all-
gemeine Abschwächung. besonders in den
leichten Werten.

An Montanmarkte und besonders auch
in Petroleumwerten war starkes Ge-
schäft. Von Montanaktien setzten Harpener
10 Proz. höher an, konnten diesen Stand aber
später nicht aufrecht erhalten. Oberschlesi-
sche Papiere waren unverändert. Von che-
mischen
Werten gingen Anglo Gua[pa]mum
4.3 Proz. zurück. Am Petroleummarkte gewan-
nen Deutsche Petroleum 33/4. Deutsche Erd-
öl 3 Billionen. Maschinenpapiere ohne Ge-
schäft.

Von Brauereiwerten zogen Schult-
heiß-Patzenhofer um 53/4 Billionen an. Aus-
ländische Renten waren bis auf wenige Aus-
nahmen angeboten. Am internationalen Devi-
senmarkt ist eine Intervention zugun-
sten des Franken
festzustellen. Das Er-
gebnis war eine leichte Befestigung. Lon-
don gegen Paris 861/4. Newyork gegen Paris
20.10. Für die Mark war der Kurs unverändert.
Amsterdam zeigte 58.5 bis 59.5 pro Billion. Ein
Nachlassen des Eingangs von Exportdevisen
ist festzustellen. Die Zuteilung war unver-
ändert. London 20 Proz. Holland und Newyork
je 15 Proz.

Bemerkenswert ist, daß am Markt der Dol-
larschatzanweisungen
die Anforde-
rungen immer mehr steigen. Der Bedarf war
gegenüber Samstag heute verdoppelt. so-
daß nur 1 Prozent zugeteilt wurde und Orders
unter 500 Dollars völlig ausfallen mußten.
Der Kurs blieb unverändert. Am Markt der
Goldanleihe kein Geschäft.

Augsburger Börse.

(Eigener Bericht der
"Allgemeinen Zeitung".) Die Börse eröffnete
die neue Woche in fester Haltung
Durchwegs trat das Bestreben zutage, die
zurückgebliebenen Kurse der allgemeinen
Marktlage anzupassen. Besonders gesucht wa-
ren Textilwerte. die auch meist wesent-
lich erhöhten.

In den Werten, in denen Geldkurse ge-
nannt wurden, blieb die Tendenz dieselbe
Kammgaru gewannen 5. Giengener, Haunstet-
ter und Stadtbach je 10, Senkelbach und Bay-
reuther erhöhten ebenfalls um 5. Besonders
gesucht waren bei Materialknappheit Groß
spinner, die infolgedessen 15 Prozent anzo-
gen. Behauptet waren Zoeschlingsweiler Kat-
tun um 10 abgeschwächt, da das Angebot die
Nachfrage überstieg. Ferner Bayreuther
Flachs um 2 schwächer.

Die Nachfrage auf dem Maschinen-
markt
war weniger rege. Im allgemeinen
aber behauptet. Augsburg-Nürnberg notierter
1. Riedinger Bronce 2 und Riedinger Ballon 1
höher. Von Nebenwerten waren gesucht [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]egg[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]
und Teisnacher. Union zogen um 5 an. Gut ge-
sucht wacen Gasaktien, worin Gaswerke um 1
und Gasindustrie um 0.5 erhöhten. In Braue-
reiwerten waren die Kurse behauptet.

Dienstag, den 8. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 7.
Wirtschafts-Zeitung.
[Spaltenumbruch]
Die Bedeutung der Renten-
bank für die Wirtschafts-
und Finanzverfassung des
Deutschen Reiches.

II.

Die Nivellierung der Arbeitsein-
kommen.
die an sich gewiß unerwünscht.
aber durch die Rücksicht auf das Existenz-
minimum für alle, geboten war, mußte ferner
ergänzt werden durch stärkere Ausgestal-
tung des Soziallohnes, die dem Fa-
milienernährer eine seinem höheren Bedarfe
entsprechende Auſbesseung verschaffte: oder
durch einen Sparzwang für Ledige, na-
mentlich Junge, die dadurch gehindert wer-
den, den vollen Verdienst für sich allein zu
verzehren. mit dem der andere seine Familie
unterhalten muß.

Alles das ist nur durchführbar. wenn von
oben. von den Spitzen des Staates und der
Wirtschaft das gute Beispiel gegeben
würde.

Mag man nun über das Schicksal der Ren-
tenmark denken. wie man will, bedeutsam
kann sie sein als erster Schritt zu einer
Aenderung der gesamten Wirt-
schaftsverfassung.

Denn die Rentenmark ist ganz etwas
anders als die Reichsbank. und das Ver-
hältnis des Reiches zu beiden ist nicht zu
vergleichen. Gewiß ist die Reichsbank eine
Erwerbsgesellschaft nach Handelsrecht eine
Aktiengesellschaft, deren Geschäftsanteile an
der Börse von jedermann erworben werden
können. Aber ihre Beziehungen zur Reichs-
leitung sind doch so enge, daß sie in der Mei-
nung der großen Mehrheit des deutschen
Volkes einfach als Reichsinstitut gilt.

Die Reichsbank ist, was ihr Name sagt. eine
Staatsbank. wenn auch nicht eine
staatliche Bank.

Und wenn auch auf Verlangen der Entente
neuerdings die rechtliche Stellung der Bank-
leitung gegenüber der Reichsleitung selbst-
ständiger gemacht worden ist. so hat das doch
nichts an der Tatsache ändern können, daß die
Bankpolitik in weitgehender Abhängigkeit
von der Reichspolitik steht. Die Mittel und
der Kredit der Reichsbank dienen immer
mehr dem Reichsfinanzminister und rücken
die Bedürfnisse des allgemeinen Wirtschafts-
verkehrs demgegenüber immer mehr in den
Hintergrund.

Ganz anders die Rentenbank. Sie be-
ruht zwar auf einem Sondergesetze. das ihr
ein bestimmt umrissenes Monopol und Privi-
leg
verleiht: ihr sind bestimmte Verpflich-
tungen gegenüber dem Reiche auferlegt. Aber
trotzdem ist sie in keiner Weise ein Reichs-
institut. sondern ein solches der privaten
Wirtschaft.
Alle Landwirte, Gewerbe-
treibende, Händler und Bankiers, die Grund-
schulden oder Obligationen übernehmen müs-
sen, sind im gleichen Betrage Anteilseigner
der Bank. Alle Gewinne gehen nur an
sie: das Reich hat keinen Anteil daran.

Der Aufsichtsrat besteht aus Ver-
trauensleuten der Wirtschaftskreise: das
Reich hat wohl einen Kommissar zu bestellen,
aber keinen maßgebenden Einfluß
auf die Leitung und die Politik der Bank.
Im Gegenteil durfte die Bankleitung durch
den Kredit, den sie dem Reiche einräumt,
viel eher Einfluß auf dessen Finanzgebahrung
gewinnen.

Wenn der Reichskanzler die Rentenbank als
Finanzkontrolleur des Reiches be-
zeichnete, so hat dieser Wert ganz sicher
nicht nur einen scherzhaften Sinn.

Schon im November, ehe die Rentennoten
in den Verkehr gekommen, hat das Reich die
Hälfte der verfügbaren 1200 Millionen bean-
sprucht. Darunter waren 100 Millionen für die
Erwerbslosenfürsorge im besetzten Gebiete.
Solche politische Erfordernisse werden sich
voraussichtlich wiederholen. Und dann kann
es entweder so kommen, daß die Bank den
Antrag der Reichsleitung ablehnt und sie da-
mit in eine Verlegenheit bringt, die der
Reichsbank gegenüber (man kann sagen:
leider) niemals vorhanden war: oder daß die
Bank ihr Entgegenkommen an Beding-
ungen
knüpft, die nicht offen in Erschei-
nung zu treten brauchen, die sich aber doch
sehr merkbar machen werden.

Insofern bedeutet die Rentenbank eine
Etappe im Kampfe zwischen den politischen
nud den wirtschaftlichen Mächten im Staate
oder mit dem üblichen Schlagworte: zwi-
schen Staat und Wirtschaft.
Ein
Gegenstück zu den Sozialisierungsplänen.
Nicht die Herrschaft des Staates über die
Wirtschaft, sondern die Herrschaft der
Privatwirtschaft über dem Staat.

Das zeigt sich schon darin, daß die Bank
Geschäfte auf Kosten des Reiches machen
will. Sie wird Gewinn ziehen, die großenteils
vom Reiche getragen werden und an denen
das Reich keinerlei Anteil hat. Der Fall liegt
also wesentlich anders. als bei der Reichs-
bank.

Noch deutlicher tritt die Verschiebung des
Machtverhältnisses in der Tatsache zu Tage,
daß der Staat auf seine Währungsho-
heit
verzichtet und sein eigenes Geld zu-
rückzieht zugunsten eines privaten Gel-
des,
mit dem er selbst Zahlung leisten will,
weil sein eigenes Geld keine Geltung mehr
hat.

Daß er durch die Einführung des privaten
Geldes in starke Abhängigkeit von den Krei-
sen gerät, die hinter der Rentenbank stehen.
ist klar. Schon haben diese ja auch verschie-
dene Reformen angeregt, die zur Festi-
gung der Währung dienlich sein sollen. die
aber nicht auf dam Gebiete der Finanzpolitik.
[Spaltenumbruch] sondern auf dem weiteren der allgemeinen
Wirtschaftspolitik. insbesondere den
der Sozialpolitik liegen. Es ist kaum an-
genehm.

Als Gegenleistung steht der Kredit von
insgesamt 1200 Millionen. sogenannter Gold-
mark,
der dem Reiche die unbedingt nötige
Atempause zur Ausgleichung seines Haus-
haltes gewähren soll. Die große Frage ist,
ob die Sanierung in so kurzer Zeit möglich ist.

Die Belastung mit 54 Millionen Goldmark ist
ein schlechter Anfang dazu. Er erinnert an
die vielen Steuern. die wir in den letzten
Jahren eingeführt haben und die unseren
Haushalt mehr belasten als entlasten, weil sie
trotz eines großen Apparates nicht sinngemäß
durchgeführt werden konnten und weil sie
daher mehr Ausgaben als Ein-
nahmen brachten.

Die nächsten Steuertermine.

Vom Reichsfinanzministerium wird mitge-
teilt:

1. Alle Personen, die 1922 hauptsächlich
Einkommen aus landwirtschaftlichem und
sonstigem Grundbesitz, aus Industrie, Handel
und Gewerbe und Kapitalvermögen (mit Aus-
nahme der Erträge aus auf deutsche Wäh-
rung lautenden festverzinslichen Werten) und
aus Aufsichtsratstantiemen bezogen haben.
haben bis 10. Januar 1924 eine Abschluß-
zahlung
auf die Einkommensteuer für 1923
zu entrichten. Sie beträgt grundsätzlich 40
Goldpfennige für jede vollen Tausend Mark
der Jahressteuerschuld für 1922.

2. Die Erwerbsgesellschaften (A.-
G. Kommandite a. A.. G. m. b. H. u. dergl.)
haben als Abschlußzahlung für das Geschäfts-
jahr 1922 oder wenn sie nicht mit dem Ka-
lenderjahr bilanzieren, für das Geschäftsjahr
1922/23 bis zum 10. Januar 1924 60 Goldpfen-
nige für jede vollen Tausend Mark der Kör-
perschaftssteuerschuld des Vorjahres (1922
bezw. 1921/22) zu entrichten.

3. Das Finanzamt kann die Abschlußzahlung
durch Bescheid anderweitig feststellen,
wenn die bisherigen Zahlungen auf die Steuer-
schuld außer Verhältnis zur Leistungsfähig-
keit des Schuldners stehen.

Die Bestimmungen gelten auch dort, wo
an sich keine Abschlußzahlungen zu leisten
sind, z. B. bei besonders leistungsfähigen An-
gehörigen von freien Berufen oder bei großen
Lohnempfängern usw. Bei Prüfung der Frage
der Leistungen von Einzelpersonen ist auch
der Verbrauch zu berücksichtigen.

Die anderweitige Festsetzung kann auch
nach dem 10. Januar erfolgen. Die Zahlung
ist bei Hingabe nicht wertbeständiger Zah-
lungsmittel nach dem Goldumrechnungssatz
des Zahltages zu leisten. Bei unpünktlicher
Zahlung werden hohe Verzugszuschläge er-
hoben.

Was die Goldanleihe betrifft, so wer-
den nur solche Stücke in Zahlung genommen,
die nicht mit Zinsscheinen versehen sind. d.
h. also Stücke unter 10 Dollar.

Industrie und Wirtschaft.
* Umstellung des Aktienkapitals auf Gold-
mark.

Als erste bayerische Gesellschaft
schlägt die Bayerische Nähmaschi-
nenfabrik A.-G. Nürnberg
auf Grund
der Verordnung über Goldbilanzen die Herab-
setzung des Grundkapitals von 31 Mill. Mk.
auf 31 000 Goldmark und Wiedererhöhung
auf 70 000 Goldmark vor. Beantragt wird fer-
ner Verlegung des Sitzes der Gesellschaft.

Senkung der Roheisenpreise.

In der Haupt-
versammlung des Roheisenverbandes
wurde beschlossen. die Roheisenpreise für Ab-
schlüsse ab 1. Januar entsprechend den ver-
änderten Marktverhältnissen herabzu-
setzen.
Die neuen zum Teil erheblich er-
mäßigten Grundpreise stellen sich wie folgt:
Hämatit 105 Goldmark. Gießerei-Roheisen I
92 GM., Gießerei-Roheisen Nr. 3 90 GM: (1 GM.
gleich 10/42 Dollar). ab rheinisch-westfälischem
Werk bezw. ab süddeutscher Umschlagstation.
In den übrigen Gebieten sind die Preise nach
Maßgabe der Frachtsätze und unter Berück-
sichtigung der ausländischen Konkurrenz ge-
staffelt. Stahleisen 105 Goldmark. Spiegel-
eisen je nach Mangangehalt 120—140 GM. ab
rheinisch-westfälischem Werk. bezw. ab Sie-
gen. Um zu seinem Teil zur Wiederherbeifüh-
rung normaler Wirtschaftsverhältnisse und
zur Belebung des Marktes beizutragen, wurde
ferner beschlossen die Zahlungsbedingungen
zu mildern und längere Zahlungsfristen zu ge-
währen, und zwar wird für Lieferungen in der
ersten Monatshälfte ein Ziel bis zum 25. des
betreffenden Monats und für Lieferungen in
der zweiten Hälfte ein Ziel bis zum 10. des
folgenden Monats eingeräumt. Der Verband
geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß
auch die übrigen Wirtschaftskreise. insbeson-
dere aber die Rohstofflieferanten und Hoch-
ofenwerke ebenfalls eine entsprechende Aen-
derung der Zahlungsbedingungen eintreten
lassen.

Schwierige Lage der Fischindustrie.

Trübe
Ausblicke eröffnen sich im neuen Jahre für
die deutsche Fischindustrie. Einer der ersten
Fischindustriellen Deutschlands. Paul Lohr-
mann.
Lübeck. befürchtet für die Fischindu-
strie eine ganz bedeutende Wirtschafts-
krisis.

Wie Lohrmann in der „Tageszeitung für
Nahrungsmittel“ ausführt, hat sich die Zahl
der Fischkonservenfabriken von 350 vor dem
Kriege jetzt auf über 2000 vergrößert, obgleich
die Hauptindustrie- und Absatzgebiete fortge-
fallen sind. Außerdem sei die deutsche Pro-
duktion zu teuer, die Unkosten der deutschen
Fischdampfer höher als die der ausländischen.
Hinzu komme ferner, daß es in Fischen augen-
[Spaltenumbruch] blicklich nirgends eine Ueberproduktion —
eher überall eine Knappheit — gebe, und daß
das Fleisch durch die große argentinische
Ueberproduktion im Verhältnis zu billig sei,
sodaß die Fischpreise heruntergehen und vor
allem die Produktionskosten ganz gewaltig
abgebaut werden müßten.

Vorläufig könne die deutsche Fischindustrie
nicht mit der des Auslandes konkurrieren.
Um eine gefährliche Krisis zu vermeiden,
müßten folgende Forderungen erfüllt werden:
Vollständige Ein- und Ausfuhrfrei-
heit
für die von der Fischwirtschaft benötig-
ten Rohprodukte. Beibehalten vollster Aus-
fuhrfreiheit der Fertigfabrikate, höhere Zölle
für ausländische Halb- und Fertigfabrikate,
größere Bewegungsfreiheit, Tarife und Ar-
beitszeit betreffend, die gleiche bevorzugte
Devisenzuteilung, wie sie die Fleisch- und
Margarineindustrie erhält, möglichst groß-
zügige Diskontierung der Nahrungsmittel-
industrie-Schecks und Wechsel bei der Reichs-
bank, um jegliche Diskontverteuerung zu ver-
meiden, größte Unterstützung durch reichs-
seitige Kredite, namentlich für die Stützen der
deutschen Fischwirtschaft, den Groß- und
Kleinhandel. Aber selbst, wenn diesen Wün-
schen in großzügiger Weise Rechnung ge-
tragen würde, werde es sich nicht vermeiden
lassen, daß wenigstens 50 Prozent der heuti-
gen Fischkonservenfabriken sich entweder
wieder umstellen oder ihre Tore schließen
müssen.

Außenhandel.
Ausfuhr nach Rußland.

Zur Förderung der
wechselseitigen Handelsbeziehungen zwi-
schen Ostpreußen und Rußland wurde eine
Exportvereinigung ins Leben gerufen,
auf Grund derer Geschäfte auf großangelegter
Basis durchgeführt werden sollen. Die Ge-
schäftsstelle der Expertvereinigung befindet
sich in Königsberg Meßamt. Die sofortige Er-
richtung einer Moskauer Niederlassung ist
vorbereitet.

Das internationale Kapital am russischen
Markt.

Im „Manchester Guardian“ gibt Lit-
winoff einen Bericht über den Andrang des
internationalen Kapitals zum russischen An-
lagenmarkt. Es geht daraus hervor, daß in
den letzten eineinhalb Jahren insgesamt acht-
hundert Kapitalisten Beteiligungsangebote
von russischer Seite genehmigt erhielten. An
der Spitze stehen deutsche Kapitalisten-
gruppen.

Wirtschaft des Auslandes.
Die Sanierung Deutschösterreichs.

Der Ja-
nuar bezeichnet bekanntlich den Beginn der
dritten Epoche des Sanierungsplanes,
Die Erfolge der ersten beiden Etappen sind
aus folgender Uebersicht zu ersehen:

Das monatliche Defizit. das im Oktober 1922
38 Millionen Goldkronen betrug und nach dem
vom Völkerbund aufgestellten Plan im ersten
Halbjahr 1923 auf durchschnittlich 23.5. im
zweiten auf 13.2 Millionen GM. monatlich
herabgedrückt werden sollte, hat in Wirklich-
keit im ersten Halbjahr 1923 nur 14.3 monat-
lich und im Durchschnitt der ersten drei Mo-
nate des zweiten Halbjahres — soweit reicht
der Rechnungsabschluß — nur 7.4 Millionen
GK. monatlich betragen. Für Januar 1924 be-
läuft sich der Voranschlag in Ausgaben auf
591.8 Milliarden in Einnahmen auf 512.2 Mil-
liarden Papierkronen.

Da nach dem Erlös aus dem Sanierungs-
plan in der dritten Etappe (1. Jan. bis 30.
Juni 1924) das Defizit auf 3.5 Millionen GK..
d. i. 51.1 Milliarden Papierkronen monatlich
herabgedrückt werden soll, wird in den fol-
genden fünf Monaten des Abschnittes das
durchschnittliche Monatsdefizit weniger als
51.1 Milliarden betragen müssen.

Abbruch der französisch-russischen Han-
delsbeziehungen.

Nachrichten vom Abbruch
der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen
Frankreich und Sowjetrußland werden be-
stätigt.
Der russische Handelskommissar
ist von seiner Regierung beauftragt worden,
die erst vor wenigen Monaten eingerichtete
Handelsagentur der Sowjetregierung in Paris
nach London zu verlegen.

Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht.

Vom Inlande lag
am Produktenmarkt ein Angebot zu etwas
höheren Forderungen vor, doch waren diese in
den meisten Fällen nicht durchzusetzen. Für
Weizen zeigten sächsische Mühlen stärkeren
Begehr. Roggen war bei stillem Geschäft we-
nig verändert. Recht fest lag Gerste auf an-
haltende Kauflust der Brauereien. Für Hafer
blieb die Geschäftslage aber wieder schwach,
weil der Konsum wenig aufnahmefähig ist
und der Versand sich schwierig gestaltete.
Von den übrigen Artikeln ist nichts von Be-
lang zu berichten.

Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär-
kischer 167—171. Pommerscher —. Schlesi-
scher —. Mecklenburgischer —. Roggen:
Märkischer 146—151. Pommerscher 143—147.
Schlesischer —. Mecklenburg. —. Gerste:
Sommergerste Märkische 170—177. Schle-
sische —. Hafer: Märkischer 124—128. Pom-
merscher 115—122. Schlesischer —. Mecklen-
burgischer —. Mais: La plata ohne Prov-
nienzang. loco Berlin. waggonfrei Hamburg
172—177. Weizenmehl 26—29¼. Rog-
genmehl
25—27¼ Weizenkleie 8.5.
Roggenkleie
8.10—8.25. Raps 285—295.
Leinsaat 450—460. Viktoriaerbsen 41—43.
Kleine Speiseerbsen 23—29. Futtererbsen 17
bis 18. Peluschken 14—15. Ackerbohnen 12—14.
Wicken 15—16. Blaue Lupinen 14—16. Gelbe
Lupinen 15—17. Seradella 16—18. Rapskuchen
[Spaltenumbruch]
Wirtſchaftszahlen.
7. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (t. werthest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil-
liardenfach (29. Dez.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo sein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar).
12.5. Leinkuchen 25—26. Trockenschnitzel 8.20
bis 8.40. Zuckerschnitzel 10—11. Torkmelasse
8.20—8.60.
Börsenberichte.
* Münchener Börse vom 7. Januar.

Die heu-
tige Börse zeigte einen festen Unterton und
verstärkte Anlage zu Abschwächungen. beson-
ders gegen Schluß. Das Geschäft war nur in
einer kleinen Anzahl von Papieren lebhaft.
im allgemeinen ruhig, wie auch die Kurse in
der Hauptsache nicht viel verändert waren.

Banken eher abbröckelnd. Immobilien un-
regelmäßig. Versicherungen wenig verändert.
Münchner Rück und Süd Rück sowie Hermes
stärker gehandelt. Brauereiwerte fest.

Größeres Geschäft in Kropfmühl. Oberkohle
plus 15 Billionen. Maschinenwerte wenig ver-
ändert. Textilwerte in der Hauptsache einige
Kleinigkeit gebessert.

Lebhafte Umsätze in Münchberg und Seil
Wolff. Weitere Umsätze in Ergoldsbach.
Wayß u. Freitag. Pensberger. Dachauer und
Teisnacher, die kleinen Elektrowerte und be-
sonders Müllerverlag und Bruckmann. Sonst
erwähnen wir mit Kursbesserungen noch Ob-
pacher plus 8.5. Solnhofener plus 7. Tir-
schenreuth und Stürtz und Pinsel Nürnberg
plus 5. Anlagemarkt ohne besondere Umsätze.

Der Markt der nicht notierten Werte
zeigte feste Eröffnung, später aber Abschwä-
chung.

Berliner Börse vom 7. Januar.

(Eigener Be-
richt der „Allgemeinen Zeitung“.) An der heu-
tigen Börse war das Geschäft im allgemeinen
still. Die Umsätze beschränkten sich auf
einige Spezialwerte. Das hatte seinen
Grund darin, daß das Privatpublikum sich nur
sehr wenig am Geschäft beteiligte. Da jedoch
die beruſsmäßige Spekulation ziemliche Lust
zeigte, waren leichte Erhöhungen der Geld-
sätze festzustellen. Die Tendenz war anfangs
behauptet, dann kamen Abgaben und eine all-
gemeine Abschwächung. besonders in den
leichten Werten.

An Montanmarkte und beſonders auch
in Petroleumwerten war starkes Ge-
schäft. Von Montanaktien setzten Harpener
10 Proz. höher an, konnten diesen Stand aber
später nicht aufrecht erhalten. Oberschlesi-
sche Papiere waren unverändert. Von che-
mischen
Werten gingen Anglo Gua[pa]mum
4.3 Proz. zurück. Am Petroleummarkte gewan-
nen Deutsche Petroleum 3¾. Deutsche Erd-
öl 3 Billionen. Maschinenpapiere ohne Ge-
schäft.

Von Brauereiwerten zogen Schult-
heiß-Patzenhofer um 5¾ Billionen an. Aus-
ländische Renten waren bis auf wenige Aus-
nahmen angeboten. Am internationalen Devi-
senmarkt ist eine Intervention zugun-
sten des Franken
festzustellen. Das Er-
gebnis war eine leichte Befestigung. Lon-
don gegen Paris 86¼. Newyork gegen Paris
20.10. Für die Mark war der Kurs unverändert.
Amsterdam zeigte 58.5 bis 59.5 pro Billion. Ein
Nachlassen des Eingangs von Exportdevisen
ist festzustellen. Die Zuteilung war unver-
ändert. London 20 Proz. Holland und Newyork
je 15 Proz.

Bemerkenswert ist, daß am Markt der Dol-
larschatzanweisungen
die Anforde-
rungen immer mehr steigen. Der Bedarf war
gegenüber Samstag heute verdoppelt. so-
daß nur 1 Prozent zugeteilt wurde und Orders
unter 500 Dollars völlig ausfallen mußten.
Der Kurs blieb unverändert. Am Markt der
Goldanleihe kein Geschäft.

Augsburger Börse.

(Eigener Bericht der
„Allgemeinen Zeitung“.) Die Börse eröffnete
die neue Woche in fester Haltung
Durchwegs trat das Bestreben zutage, die
zurückgebliebenen Kurse der allgemeinen
Marktlage anzupassen. Besonders gesucht wa-
ren Textilwerte. die auch meist wesent-
lich erhöhten.

In den Werten, in denen Geldkurse ge-
nannt wurden, blieb die Tendenz dieselbe
Kammgaru gewannen 5. Giengener, Haunstet-
ter und Stadtbach je 10, Senkelbach und Bay-
reuther erhöhten ebenfalls um 5. Besonderſ
gesucht waren bei Materialknappheit Groß
spinner, die infolgedessen 15 Prozent anzo-
gen. Behauptet waren Zoeschlingsweiler Kat-
tun um 10 abgeschwächt, da das Angebot die
Nachfrage überstieg. Ferner Bayreuther
Flachs um 2 schwächer.

Die Nachfrage auf dem Maschinen-
markt
war weniger rege. Im allgemeinen
aber behauptet. Augsburg-Nürnberg notierter
1. Riedinger Bronce 2 und Riedinger Ballon 1
höher. Von Nebenwerten waren gesucht [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]egg[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]
und Teisnacher. Union zogen um 5 an. Gut ge-
sucht wacen Gasaktien, worin Gaswerke um 1
und Gasindustrie um 0.5 erhöhten. In Braue-
reiwerten waren die Kurse behauptet.

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[5/0005] Dienstag, den 8. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 7. Wirtschafts-Zeitung. Die Bedeutung der Renten- bank für die Wirtschafts- und Finanzverfassung des Deutschen Reiches. Von Dr. Heinz Potthoff, München. II. Die Nivellierung der Arbeitsein- kommen. die an sich gewiß unerwünscht. aber durch die Rücksicht auf das Existenz- minimum für alle, geboten war, mußte ferner ergänzt werden durch stärkere Ausgestal- tung des Soziallohnes, die dem Fa- milienernährer eine seinem höheren Bedarfe entsprechende Auſbesseung verschaffte: oder durch einen Sparzwang für Ledige, na- mentlich Junge, die dadurch gehindert wer- den, den vollen Verdienst für sich allein zu verzehren. mit dem der andere seine Familie unterhalten muß. Alles das ist nur durchführbar. wenn von oben. von den Spitzen des Staates und der Wirtschaft das gute Beispiel gegeben würde. Mag man nun über das Schicksal der Ren- tenmark denken. wie man will, bedeutsam kann sie sein als erster Schritt zu einer Aenderung der gesamten Wirt- schaftsverfassung. Denn die Rentenmark ist ganz etwas anders als die Reichsbank. und das Ver- hältnis des Reiches zu beiden ist nicht zu vergleichen. Gewiß ist die Reichsbank eine Erwerbsgesellschaft nach Handelsrecht eine Aktiengesellschaft, deren Geschäftsanteile an der Börse von jedermann erworben werden können. Aber ihre Beziehungen zur Reichs- leitung sind doch so enge, daß sie in der Mei- nung der großen Mehrheit des deutschen Volkes einfach als Reichsinstitut gilt. Die Reichsbank ist, was ihr Name sagt. eine Staatsbank. wenn auch nicht eine staatliche Bank. Und wenn auch auf Verlangen der Entente neuerdings die rechtliche Stellung der Bank- leitung gegenüber der Reichsleitung selbst- ständiger gemacht worden ist. so hat das doch nichts an der Tatsache ändern können, daß die Bankpolitik in weitgehender Abhängigkeit von der Reichspolitik steht. Die Mittel und der Kredit der Reichsbank dienen immer mehr dem Reichsfinanzminister und rücken die Bedürfnisse des allgemeinen Wirtschafts- verkehrs demgegenüber immer mehr in den Hintergrund. Ganz anders die Rentenbank. Sie be- ruht zwar auf einem Sondergesetze. das ihr ein bestimmt umrissenes Monopol und Privi- leg verleiht: ihr sind bestimmte Verpflich- tungen gegenüber dem Reiche auferlegt. Aber trotzdem ist sie in keiner Weise ein Reichs- institut. sondern ein solches der privaten Wirtschaft. Alle Landwirte, Gewerbe- treibende, Händler und Bankiers, die Grund- schulden oder Obligationen übernehmen müs- sen, sind im gleichen Betrage Anteilseigner der Bank. Alle Gewinne gehen nur an sie: das Reich hat keinen Anteil daran. Der Aufsichtsrat besteht aus Ver- trauensleuten der Wirtschaftskreise: das Reich hat wohl einen Kommissar zu bestellen, aber keinen maßgebenden Einfluß auf die Leitung und die Politik der Bank. Im Gegenteil durfte die Bankleitung durch den Kredit, den sie dem Reiche einräumt, viel eher Einfluß auf dessen Finanzgebahrung gewinnen. Wenn der Reichskanzler die Rentenbank als Finanzkontrolleur des Reiches be- zeichnete, so hat dieser Wert ganz sicher nicht nur einen scherzhaften Sinn. Schon im November, ehe die Rentennoten in den Verkehr gekommen, hat das Reich die Hälfte der verfügbaren 1200 Millionen bean- sprucht. Darunter waren 100 Millionen für die Erwerbslosenfürsorge im besetzten Gebiete. Solche politische Erfordernisse werden sich voraussichtlich wiederholen. Und dann kann es entweder so kommen, daß die Bank den Antrag der Reichsleitung ablehnt und sie da- mit in eine Verlegenheit bringt, die der Reichsbank gegenüber (man kann sagen: leider) niemals vorhanden war: oder daß die Bank ihr Entgegenkommen an Beding- ungen knüpft, die nicht offen in Erschei- nung zu treten brauchen, die sich aber doch sehr merkbar machen werden. Insofern bedeutet die Rentenbank eine Etappe im Kampfe zwischen den politischen nud den wirtschaftlichen Mächten im Staate oder mit dem üblichen Schlagworte: zwi- schen Staat und Wirtschaft. Ein Gegenstück zu den Sozialisierungsplänen. Nicht die Herrschaft des Staates über die Wirtschaft, sondern die Herrschaft der Privatwirtschaft über dem Staat. Das zeigt sich schon darin, daß die Bank Geschäfte auf Kosten des Reiches machen will. Sie wird Gewinn ziehen, die großenteils vom Reiche getragen werden und an denen das Reich keinerlei Anteil hat. Der Fall liegt also wesentlich anders. als bei der Reichs- bank. Noch deutlicher tritt die Verschiebung des Machtverhältnisses in der Tatsache zu Tage, daß der Staat auf seine Währungsho- heit verzichtet und sein eigenes Geld zu- rückzieht zugunsten eines privaten Gel- des, mit dem er selbst Zahlung leisten will, weil sein eigenes Geld keine Geltung mehr hat. Daß er durch die Einführung des privaten Geldes in starke Abhängigkeit von den Krei- sen gerät, die hinter der Rentenbank stehen. ist klar. Schon haben diese ja auch verschie- dene Reformen angeregt, die zur Festi- gung der Währung dienlich sein sollen. die aber nicht auf dam Gebiete der Finanzpolitik. sondern auf dem weiteren der allgemeinen Wirtschaftspolitik. insbesondere den der Sozialpolitik liegen. Es ist kaum an- genehm. Als Gegenleistung steht der Kredit von insgesamt 1200 Millionen. sogenannter Gold- mark, der dem Reiche die unbedingt nötige Atempause zur Ausgleichung seines Haus- haltes gewähren soll. Die große Frage ist, ob die Sanierung in so kurzer Zeit möglich ist. Die Belastung mit 54 Millionen Goldmark ist ein schlechter Anfang dazu. Er erinnert an die vielen Steuern. die wir in den letzten Jahren eingeführt haben und die unseren Haushalt mehr belasten als entlasten, weil sie trotz eines großen Apparates nicht sinngemäß durchgeführt werden konnten und weil sie daher mehr Ausgaben als Ein- nahmen brachten. Die nächsten Steuertermine. Vom Reichsfinanzministerium wird mitge- teilt: 1. Alle Personen, die 1922 hauptsächlich Einkommen aus landwirtschaftlichem und sonstigem Grundbesitz, aus Industrie, Handel und Gewerbe und Kapitalvermögen (mit Aus- nahme der Erträge aus auf deutsche Wäh- rung lautenden festverzinslichen Werten) und aus Aufsichtsratstantiemen bezogen haben. haben bis 10. Januar 1924 eine Abschluß- zahlung auf die Einkommensteuer für 1923 zu entrichten. Sie beträgt grundsätzlich 40 Goldpfennige für jede vollen Tausend Mark der Jahressteuerschuld für 1922. 2. Die Erwerbsgesellschaften (A.- G. Kommandite a. A.. G. m. b. H. u. dergl.) haben als Abschlußzahlung für das Geschäfts- jahr 1922 oder wenn sie nicht mit dem Ka- lenderjahr bilanzieren, für das Geschäftsjahr 1922/23 bis zum 10. Januar 1924 60 Goldpfen- nige für jede vollen Tausend Mark der Kör- perschaftssteuerschuld des Vorjahres (1922 bezw. 1921/22) zu entrichten. 3. Das Finanzamt kann die Abschlußzahlung durch Bescheid anderweitig feststellen, wenn die bisherigen Zahlungen auf die Steuer- schuld außer Verhältnis zur Leistungsfähig- keit des Schuldners stehen. Die Bestimmungen gelten auch dort, wo an sich keine Abschlußzahlungen zu leisten sind, z. B. bei besonders leistungsfähigen An- gehörigen von freien Berufen oder bei großen Lohnempfängern usw. Bei Prüfung der Frage der Leistungen von Einzelpersonen ist auch der Verbrauch zu berücksichtigen. Die anderweitige Festsetzung kann auch nach dem 10. Januar erfolgen. Die Zahlung ist bei Hingabe nicht wertbeständiger Zah- lungsmittel nach dem Goldumrechnungssatz des Zahltages zu leisten. Bei unpünktlicher Zahlung werden hohe Verzugszuschläge er- hoben. Was die Goldanleihe betrifft, so wer- den nur solche Stücke in Zahlung genommen, die nicht mit Zinsscheinen versehen sind. d. h. also Stücke unter 10 Dollar. Industrie und Wirtschaft. * Umstellung des Aktienkapitals auf Gold- mark. Als erste bayerische Gesellschaft schlägt die Bayerische Nähmaschi- nenfabrik A.-G. Nürnberg auf Grund der Verordnung über Goldbilanzen die Herab- setzung des Grundkapitals von 31 Mill. Mk. auf 31 000 Goldmark und Wiedererhöhung auf 70 000 Goldmark vor. Beantragt wird fer- ner Verlegung des Sitzes der Gesellschaft. Senkung der Roheisenpreise. In der Haupt- versammlung des Roheisenverbandes wurde beschlossen. die Roheisenpreise für Ab- schlüsse ab 1. Januar entsprechend den ver- änderten Marktverhältnissen herabzu- setzen. Die neuen zum Teil erheblich er- mäßigten Grundpreise stellen sich wie folgt: Hämatit 105 Goldmark. Gießerei-Roheisen I 92 GM., Gießerei-Roheisen Nr. 3 90 GM: (1 GM. gleich 10/42 Dollar). ab rheinisch-westfälischem Werk bezw. ab süddeutscher Umschlagstation. In den übrigen Gebieten sind die Preise nach Maßgabe der Frachtsätze und unter Berück- sichtigung der ausländischen Konkurrenz ge- staffelt. Stahleisen 105 Goldmark. Spiegel- eisen je nach Mangangehalt 120—140 GM. ab rheinisch-westfälischem Werk. bezw. ab Sie- gen. Um zu seinem Teil zur Wiederherbeifüh- rung normaler Wirtschaftsverhältnisse und zur Belebung des Marktes beizutragen, wurde ferner beschlossen die Zahlungsbedingungen zu mildern und längere Zahlungsfristen zu ge- währen, und zwar wird für Lieferungen in der ersten Monatshälfte ein Ziel bis zum 25. des betreffenden Monats und für Lieferungen in der zweiten Hälfte ein Ziel bis zum 10. des folgenden Monats eingeräumt. Der Verband geht hierbei von der Voraussetzung aus, daß auch die übrigen Wirtschaftskreise. insbeson- dere aber die Rohstofflieferanten und Hoch- ofenwerke ebenfalls eine entsprechende Aen- derung der Zahlungsbedingungen eintreten lassen. Schwierige Lage der Fischindustrie. Trübe Ausblicke eröffnen sich im neuen Jahre für die deutsche Fischindustrie. Einer der ersten Fischindustriellen Deutschlands. Paul Lohr- mann. Lübeck. befürchtet für die Fischindu- strie eine ganz bedeutende Wirtschafts- krisis. Wie Lohrmann in der „Tageszeitung für Nahrungsmittel“ ausführt, hat sich die Zahl der Fischkonservenfabriken von 350 vor dem Kriege jetzt auf über 2000 vergrößert, obgleich die Hauptindustrie- und Absatzgebiete fortge- fallen sind. Außerdem sei die deutsche Pro- duktion zu teuer, die Unkosten der deutschen Fischdampfer höher als die der ausländischen. Hinzu komme ferner, daß es in Fischen augen- blicklich nirgends eine Ueberproduktion — eher überall eine Knappheit — gebe, und daß das Fleisch durch die große argentinische Ueberproduktion im Verhältnis zu billig sei, sodaß die Fischpreise heruntergehen und vor allem die Produktionskosten ganz gewaltig abgebaut werden müßten. Vorläufig könne die deutsche Fischindustrie nicht mit der des Auslandes konkurrieren. Um eine gefährliche Krisis zu vermeiden, müßten folgende Forderungen erfüllt werden: Vollständige Ein- und Ausfuhrfrei- heit für die von der Fischwirtschaft benötig- ten Rohprodukte. Beibehalten vollster Aus- fuhrfreiheit der Fertigfabrikate, höhere Zölle für ausländische Halb- und Fertigfabrikate, größere Bewegungsfreiheit, Tarife und Ar- beitszeit betreffend, die gleiche bevorzugte Devisenzuteilung, wie sie die Fleisch- und Margarineindustrie erhält, möglichst groß- zügige Diskontierung der Nahrungsmittel- industrie-Schecks und Wechsel bei der Reichs- bank, um jegliche Diskontverteuerung zu ver- meiden, größte Unterstützung durch reichs- seitige Kredite, namentlich für die Stützen der deutschen Fischwirtschaft, den Groß- und Kleinhandel. Aber selbst, wenn diesen Wün- schen in großzügiger Weise Rechnung ge- tragen würde, werde es sich nicht vermeiden lassen, daß wenigstens 50 Prozent der heuti- gen Fischkonservenfabriken sich entweder wieder umstellen oder ihre Tore schließen müssen. Außenhandel. Ausfuhr nach Rußland. Zur Förderung der wechselseitigen Handelsbeziehungen zwi- schen Ostpreußen und Rußland wurde eine Exportvereinigung ins Leben gerufen, auf Grund derer Geschäfte auf großangelegter Basis durchgeführt werden sollen. Die Ge- schäftsstelle der Expertvereinigung befindet sich in Königsberg Meßamt. Die sofortige Er- richtung einer Moskauer Niederlassung ist vorbereitet. Das internationale Kapital am russischen Markt. Im „Manchester Guardian“ gibt Lit- winoff einen Bericht über den Andrang des internationalen Kapitals zum russischen An- lagenmarkt. Es geht daraus hervor, daß in den letzten eineinhalb Jahren insgesamt acht- hundert Kapitalisten Beteiligungsangebote von russischer Seite genehmigt erhielten. An der Spitze stehen deutsche Kapitalisten- gruppen. Wirtschaft des Auslandes. Die Sanierung Deutschösterreichs. Der Ja- nuar bezeichnet bekanntlich den Beginn der dritten Epoche des Sanierungsplanes, Die Erfolge der ersten beiden Etappen sind aus folgender Uebersicht zu ersehen: Das monatliche Defizit. das im Oktober 1922 38 Millionen Goldkronen betrug und nach dem vom Völkerbund aufgestellten Plan im ersten Halbjahr 1923 auf durchschnittlich 23.5. im zweiten auf 13.2 Millionen GM. monatlich herabgedrückt werden sollte, hat in Wirklich- keit im ersten Halbjahr 1923 nur 14.3 monat- lich und im Durchschnitt der ersten drei Mo- nate des zweiten Halbjahres — soweit reicht der Rechnungsabschluß — nur 7.4 Millionen GK. monatlich betragen. Für Januar 1924 be- läuft sich der Voranschlag in Ausgaben auf 591.8 Milliarden in Einnahmen auf 512.2 Mil- liarden Papierkronen. Da nach dem Erlös aus dem Sanierungs- plan in der dritten Etappe (1. Jan. bis 30. Juni 1924) das Defizit auf 3.5 Millionen GK.. d. i. 51.1 Milliarden Papierkronen monatlich herabgedrückt werden soll, wird in den fol- genden fünf Monaten des Abschnittes das durchschnittliche Monatsdefizit weniger als 51.1 Milliarden betragen müssen. Abbruch der französisch-russischen Han- delsbeziehungen. Nachrichten vom Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Sowjetrußland werden be- stätigt. Der russische Handelskommissar ist von seiner Regierung beauftragt worden, die erst vor wenigen Monaten eingerichtete Handelsagentur der Sowjetregierung in Paris nach London zu verlegen. Produktenberichte. Berliner Produktenbericht. Vom Inlande lag am Produktenmarkt ein Angebot zu etwas höheren Forderungen vor, doch waren diese in den meisten Fällen nicht durchzusetzen. Für Weizen zeigten sächsische Mühlen stärkeren Begehr. Roggen war bei stillem Geschäft we- nig verändert. Recht fest lag Gerste auf an- haltende Kauflust der Brauereien. Für Hafer blieb die Geschäftslage aber wieder schwach, weil der Konsum wenig aufnahmefähig ist und der Versand sich schwierig gestaltete. Von den übrigen Artikeln ist nichts von Be- lang zu berichten. Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär- kischer 167—171. Pommerscher —. Schlesi- scher —. Mecklenburgischer —. Roggen: Märkischer 146—151. Pommerscher 143—147. Schlesischer —. Mecklenburg. —. Gerste: Sommergerste Märkische 170—177. Schle- sische —. Hafer: Märkischer 124—128. Pom- merscher 115—122. Schlesischer —. Mecklen- burgischer —. Mais: La plata ohne Prov- nienzang. loco Berlin. waggonfrei Hamburg 172—177. Weizenmehl 26—29¼. Rog- genmehl 25—27¼ Weizenkleie 8.5. Roggenkleie 8.10—8.25. Raps 285—295. Leinsaat 450—460. Viktoriaerbsen 41—43. Kleine Speiseerbsen 23—29. Futtererbsen 17 bis 18. Peluschken 14—15. Ackerbohnen 12—14. Wicken 15—16. Blaue Lupinen 14—16. Gelbe Lupinen 15—17. Seradella 16—18. Rapskuchen Wirtſchaftszahlen. 7. Januar. Dollar (amtl. Mittelkurs): 4,2 Billionen Dollarschätze: 4,2 Billionen. Goldanleihe: 4,2 Billionen. Reichsbankdiskont: (t. werthest. Kred.) 10 Pro- zent. Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil- liardenfach (29. Dez.). Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo sein. 1 Goldmark: 1 Billion Papiermark. Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern, Zölle und Reichsbahn: 1 Billion. Silberankaufspreis: 400 milliardenfach. Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar). 12.5. Leinkuchen 25—26. Trockenschnitzel 8.20 bis 8.40. Zuckerschnitzel 10—11. Torkmelasse 8.20—8.60. Börsenberichte. * Münchener Börse vom 7. Januar. Die heu- tige Börse zeigte einen festen Unterton und verstärkte Anlage zu Abschwächungen. beson- ders gegen Schluß. Das Geschäft war nur in einer kleinen Anzahl von Papieren lebhaft. im allgemeinen ruhig, wie auch die Kurse in der Hauptsache nicht viel verändert waren. Banken eher abbröckelnd. Immobilien un- regelmäßig. Versicherungen wenig verändert. Münchner Rück und Süd Rück sowie Hermes stärker gehandelt. Brauereiwerte fest. Größeres Geschäft in Kropfmühl. Oberkohle plus 15 Billionen. Maschinenwerte wenig ver- ändert. Textilwerte in der Hauptsache einige Kleinigkeit gebessert. Lebhafte Umsätze in Münchberg und Seil Wolff. Weitere Umsätze in Ergoldsbach. Wayß u. Freitag. Pensberger. Dachauer und Teisnacher, die kleinen Elektrowerte und be- sonders Müllerverlag und Bruckmann. Sonst erwähnen wir mit Kursbesserungen noch Ob- pacher plus 8.5. Solnhofener plus 7. Tir- schenreuth und Stürtz und Pinsel Nürnberg plus 5. Anlagemarkt ohne besondere Umsätze. Der Markt der nicht notierten Werte zeigte feste Eröffnung, später aber Abschwä- chung. Berliner Börse vom 7. Januar. (Eigener Be- richt der „Allgemeinen Zeitung“.) An der heu- tigen Börse war das Geschäft im allgemeinen still. Die Umsätze beschränkten sich auf einige Spezialwerte. Das hatte seinen Grund darin, daß das Privatpublikum sich nur sehr wenig am Geschäft beteiligte. Da jedoch die beruſsmäßige Spekulation ziemliche Lust zeigte, waren leichte Erhöhungen der Geld- sätze festzustellen. Die Tendenz war anfangs behauptet, dann kamen Abgaben und eine all- gemeine Abschwächung. besonders in den leichten Werten. An Montanmarkte und beſonders auch in Petroleumwerten war starkes Ge- schäft. Von Montanaktien setzten Harpener 10 Proz. höher an, konnten diesen Stand aber später nicht aufrecht erhalten. Oberschlesi- sche Papiere waren unverändert. Von che- mischen Werten gingen Anglo Guapamum 4.3 Proz. zurück. Am Petroleummarkte gewan- nen Deutsche Petroleum 3¾. Deutsche Erd- öl 3 Billionen. Maschinenpapiere ohne Ge- schäft. Von Brauereiwerten zogen Schult- heiß-Patzenhofer um 5¾ Billionen an. Aus- ländische Renten waren bis auf wenige Aus- nahmen angeboten. Am internationalen Devi- senmarkt ist eine Intervention zugun- sten des Franken festzustellen. Das Er- gebnis war eine leichte Befestigung. Lon- don gegen Paris 86¼. Newyork gegen Paris 20.10. Für die Mark war der Kurs unverändert. Amsterdam zeigte 58.5 bis 59.5 pro Billion. Ein Nachlassen des Eingangs von Exportdevisen ist festzustellen. Die Zuteilung war unver- ändert. London 20 Proz. Holland und Newyork je 15 Proz. Bemerkenswert ist, daß am Markt der Dol- larschatzanweisungen die Anforde- rungen immer mehr steigen. Der Bedarf war gegenüber Samstag heute verdoppelt. so- daß nur 1 Prozent zugeteilt wurde und Orders unter 500 Dollars völlig ausfallen mußten. Der Kurs blieb unverändert. Am Markt der Goldanleihe kein Geschäft. Augsburger Börse. (Eigener Bericht der „Allgemeinen Zeitung“.) Die Börse eröffnete die neue Woche in fester Haltung Durchwegs trat das Bestreben zutage, die zurückgebliebenen Kurse der allgemeinen Marktlage anzupassen. Besonders gesucht wa- ren Textilwerte. die auch meist wesent- lich erhöhten. In den Werten, in denen Geldkurse ge- nannt wurden, blieb die Tendenz dieselbe Kammgaru gewannen 5. Giengener, Haunstet- ter und Stadtbach je 10, Senkelbach und Bay- reuther erhöhten ebenfalls um 5. Besonderſ gesucht waren bei Materialknappheit Groß spinner, die infolgedessen 15 Prozent anzo- gen. Behauptet waren Zoeschlingsweiler Kat- tun um 10 abgeschwächt, da das Angebot die Nachfrage überstieg. Ferner Bayreuther Flachs um 2 schwächer. Die Nachfrage auf dem Maschinen- markt war weniger rege. Im allgemeinen aber behauptet. Augsburg-Nürnberg notierter 1. Riedinger Bronce 2 und Riedinger Ballon 1 höher. Von Nebenwerten waren gesucht _egg_ und Teisnacher. Union zogen um 5 an. Gut ge- sucht wacen Gasaktien, worin Gaswerke um 1 und Gasindustrie um 0.5 erhöhten. In Braue- reiwerten waren die Kurse behauptet.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 7. München, 8. Januar 1924, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine07_1924/5>, abgerufen am 10.06.2024.