Allgemeine Zeitung. Nr. 7. München, 8. Januar 1924.Allgemeine Zeitung Süddeutsches Tagblatt Großdeutsche Rundschau 127. Jahrgang. Nr. 7 München, Dienstag den 8. Januar 1924.Einzelpreis 10 Pfennig. Hauptschriftleitung und verantwortlich für Deutsche und Bayerische Politik: Max Heilgemayr. -- Wirtschaftßeitung u. Auswärttge Politik: Josef Schrepfer. -- Unpolitische Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. -- Kunst u. Musik: Albin v. Probram-Gladona. -- Feuilleton u. Theater: Walter Foitzick. -- Anzeigenteil: Josef Spiegel, sämtl. in München. -- Redaktion: München, Baaderstr. 1, Tel. 27940. -- Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerstr. 9, Tel. Zentrum 54.98 u. 8967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erscheint täglich. Bei Störung des Erscheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks besteht kein Anspruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-spaltige Millimeterzeile im Inseratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Postscheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderstraße 1 und 1a. Telefon 24287. [Spaltenumbruch] Neue Verhandlungen mit der Ruhrindustrie. Sonderdienst der Allgem. Zeitung. Wie man hört, wer- Die Stellung der deutschen Industrie wird Man beurteilt zurzeit die Lage der Ruhr- Die auf Grund des Micumabkommens Auch in Berlin Besprechungen. Berlin, 7. Januar.(Eigener Bericht der Auf Grund dieser Besprechungen wird Neurath bei Mussolini. * Rom, 7. Januar.Botschafter v. Neu- Die deutsch-serbischen Reparatsons- * Belgrad, 7. Januar.verhandlungen. Der südslavische Italien baut Riesenluftkreuzer. Paris, 7. Januar.Dem "Intransigeant" Rußlands Streben nach Anerkennung. London, 7. Jan.Wie hiesige Blätter aus Englands nächste Ziele. Sonderdienst der Allgemeinen Zeitung. Die Ausführungen maßgebender englischer Politiker lassen Eine solche verstärkte Tätigkeit der englischen Diplomatie wird in ihren Auswirkun- Der diplomatische Berichterstatter der "Evening News" betont heute in einer Pole- In der gleichen Richtung soll eine englische Intervention in Prag, Buka- Diese stärkere Aktivität der englischen Politik zeigt sich auch darin, daß der Arbeiter- Vor einer englisch-italienischen Annäherung. * Rom, 7. Januar.Meldungen aus Rom beschäftigen sich angelegentlich mit den Mög- Der Ausfall der französischen Senatswahlen. * Paris, 7. Januar. Das Endergeb- 88 ehemalige Senatoren wurden wieder- Von den bekannten Senatoren wurden "Oeuvre" schreibt zu dem Ergebnis. In der Zusammensetzung des Senats sei "Echo de Paris" erklärt, der Linksblock "Gaulois" sagt, es sei zweifelhaft, ob sich "Figaro" bezeichnet die Wahlschlacht als * Paris, 7. Januar. Die neueren Meldun- Die Lage in Griechenland. Paris, 7. Januar.Wie aus Athen gemeldet Die rohalistischen Blätter betonen, daß die Ab- Ein monarchistisches Blatt veröffentlicht auf Die Lage in Mexiko Washington, 7. Januar.Nach einer Meldung Der sinkende Franken. s. München, 7. Januar.Während die deutsche Mark seit dem 20. No- Vergleichen wir die Entwicklung am englischen In ihrer kopflosen Erregung sucht die franzö- Zunächst tauchte der völlig absurde Gedanke In Wirklichkeit liegen die Dinge doch so, daß Und so steht Frankreich jetzt tatsächlich vor der Hüten wir Deutsche uns davor, allzu große Möglich wäre es ja, daß der weitere Verfall Die deutsche Wirtschaft darf sich daher im Das ist zunächst für uns alle die Folgerung, Allgemeine Zeitung Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau 127. Jahrgang. Nr. 7 München, Dienstag den 8. Januar 1924.Einzelpreis 10 Pfennig. Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik: Max Heilgemayr. — Wirtſchaftſzeitung u. Auswärttge Politik: Joſef Schrepfer. — Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v. Probram-Gladona. — Feuilleton u. Theater: Walter Foitzick. — Anzeigenteil: Joſef Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 54.98 u. 8967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-ſpaltige Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287. [Spaltenumbruch] Neue Verhandlungen mit der Ruhrinduſtrie. Sonderdienſt der Allgem. Zeitung. Wie man hört, wer- Die Stellung der deutſchen Induſtrie wird Man beurteilt zurzeit die Lage der Ruhr- Die auf Grund des Micumabkommens Auch in Berlin Beſprechungen. Berlin, 7. Januar.(Eigener Bericht der Auf Grund dieſer Beſprechungen wird Neurath bei Muſſolini. * Rom, 7. Januar.Botſchafter v. Neu- Die deutſch-ſerbiſchen Reparatſons- * Belgrad, 7. Januar.verhandlungen. Der ſüdſlaviſche Italien baut Rieſenluftkreuzer. Paris, 7. Januar.Dem „Intranſigeant“ Rußlands Streben nach Anerkennung. London, 7. Jan.Wie hieſige Blätter aus Englands nächſte Ziele. Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung. Die Ausführungen maßgebender engliſcher Politiker laſſen Eine ſolche verſtärkte Tätigkeit der engliſchen Diplomatie wird in ihren Auswirkun- Der diplomatiſche Berichterſtatter der „Evening News“ betont heute in einer Pole- In der gleichen Richtung ſoll eine engliſche Intervention in Prag, Buka- Dieſe ſtärkere Aktivität der engliſchen Politik zeigt ſich auch darin, daß der Arbeiter- Vor einer engliſch-italieniſchen Annäherung. * Rom, 7. Januar.Meldungen aus Rom beſchäftigen ſich angelegentlich mit den Mög- Der Ausfall der franzöſiſchen Senatswahlen. * Paris, 7. Januar. Das Endergeb- 88 ehemalige Senatoren wurden wieder- Von den bekannten Senatoren wurden „Oeuvre“ ſchreibt zu dem Ergebnis. In der Zuſammenſetzung des Senats ſei „Echo de Paris“ erklärt, der Linksblock „Gaulois“ ſagt, es ſei zweifelhaft, ob ſich „Figaro“ bezeichnet die Wahlſchlacht als * Paris, 7. Januar. Die neueren Meldun- Die Lage in Griechenland. Paris, 7. Januar.Wie aus Athen gemeldet Die rohaliſtiſchen Blätter betonen, daß die Ab- Ein monarchiſtiſches Blatt veröffentlicht auf Die Lage in Mexiko Waſhington, 7. Januar.Nach einer Meldung Der ſinkende Franken. s. München, 7. Januar.Während die deutſche Mark ſeit dem 20. No- Vergleichen wir die Entwicklung am engliſchen In ihrer kopfloſen Erregung ſucht die franzö- Zunächſt tauchte der völlig abſurde Gedanke In Wirklichkeit liegen die Dinge doch ſo, daß Und ſo ſteht Frankreich jetzt tatſächlich vor der Hüten wir Deutſche uns davor, allzu große Möglich wäre es ja, daß der weitere Verfall Die deutſche Wirtſchaft darf ſich daher im Das iſt zunächſt für uns alle die Folgerung, <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau</hi> </titlePart> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">127. Jahrgang. Nr. 7 </hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b">München,</hi> </pubPlace> <docDate> <hi rendition="#b"> Dienstag den 8. 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Januar.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">Wie man hört, wer-<lb/> den in den nächſten Tagen <hi rendition="#g">neue Ver-<lb/> handlungen</hi> zwiſchen der Ruhrinduſtrie<lb/> und der Beſatzungsbehörde über die <hi rendition="#g">Ver-<lb/> längerung des Micumabkom-<lb/> mens</hi> ſtattfinden, da dieſes Abkommen be-<lb/> reits im Januar abläuft.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die Stellung der deutſchen Induſtrie wird<lb/> bei dieſen neuen Verhandlungen eine etwas<lb/> günſtigere ſein, weil diesmal die Ruhr-<lb/> induſtriellen in dem neuabgeſchloſſenen<lb/><hi rendition="#g">Kohlenſyndikat</hi> dem anderen Part-<lb/> ner gegenüberſtehen.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Man beurteilt zurzeit die Lage der Ruhr-<lb/> induſtrie noch nicht ungünſtig. Das Angebot<lb/> in deutſcher Kohle wurde zwar im Ausland<lb/> in den letzten Tagen begrüßt, doch wurden<lb/> die <hi rendition="#g">Preiſe als unhaltbar</hi> bezeichnet.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die auf Grund des Micumabkommens<lb/> auf der Kohle ruhenden Laſten wirkten der-<lb/> art drückend, daß an einen Abbau der Koh-<lb/> lenpreiſe wohl noch nicht herangegangen<lb/> werden kann. Es iſt übrigens bemerkens-<lb/> wert, daß auf einigen Zechen bereits die<lb/><hi rendition="#g">Friedensleiſtung der Arbeiter</hi><lb/> wieder erreicht wurde.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Auch in Berlin Beſprechungen.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>(Eigener Bericht der<lb/> „Allg. Ztg.“) Vertreter der wichtigſten Wirt-<lb/> ſchaftsgruppen des beſetzten Gebietes ka-<lb/> men heute zu einer <hi rendition="#g">Beſprechung mit<lb/> der Reichsregierung</hi> in Berlin an.<lb/> Die eingehenden Verhandlungen betrafen<lb/> Fragen des <hi rendition="#g">Verkehrs und des allge-<lb/> meinen Wirtſchaftslebens.</hi></p><lb/> <p>Auf Grund dieſer Beſprechungen wird<lb/> von der Reichsregierung eine Reihe von<lb/><hi rendition="#g">Verordnungen</hi> vorbereitet, die in den<lb/> nächſten Tagen herauskommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Neurath bei Muſſolini.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Rom,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Botſchafter v. <hi rendition="#g">Neu-<lb/> rath,</hi> der geſtern von Lugano zurückge-<lb/> kehrt iſt, wird heute Muſſolini beſuchen,<lb/> um ihm die <hi rendition="#g">Grüße Dr. Streſe-<lb/> manns</hi> zu übermitteln.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die deutſch-ſerbiſchen Reparatſons-<lb/> verhandlungen.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Belgrad,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Der ſüdſlaviſche<lb/> Delegierte für die Reparationskommiſſion,<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Juritſch,</hi> wurde von der Regierung<lb/> beauftragt, nach Berlin zu reiſen, um mit<lb/><hi rendition="#g">Deutſchland</hi> über die Reparations-<lb/> Sachlieferungen zu verhandeln. Auch das<lb/> Außen- und Finanzminiſterium entſenden<lb/> Delegierte nach Berlin, um die zwiſchen<lb/> beiden Ländern ſchwebenden Unſtimmig-<lb/> keiten beizulegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Italien baut Rieſenluftkreuzer.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Dem „Intranſigeant“<lb/> wird aus Turin gemeldet, daß in Rom mit<lb/> dem <hi rendition="#g">Bau eines Luftkreuzers</hi> be-<lb/> gonnen ſei, der 45 000 Kubikmeter umfaſ-<lb/> ſen ſoll. Es handelt ſich um einen halb-<lb/> ſtarren Luftkreuzer, der der größte der<lb/> Welt ſein dürfte. Demnächſt ſoll ferner ein<lb/> anderes Luftſchiff von 120 000 Kubikmeter<lb/> Inhalt gebaut werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rußlands Streben nach Anerkennung.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 7. Jan.</dateline><lb/> <p>Wie hieſige Blätter aus<lb/> Sofia melden, hat die Moskauer Regierung<lb/> an <hi rendition="#g">Bulgarien</hi> eine Note gerichtet, in<lb/> der ſie vorſchlägt, die Wiederaufnahme der<lb/> diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen beiden<lb/> Ländern zu betätigen und eine <hi rendition="#g">Aner-<lb/> kennung der Moskauer Regie-<lb/> rung</hi> in die Wege zu leiten.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Englands nächſte Ziele.</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung.</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">London,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Die Ausführungen maßgebender engliſcher Politiker laſſen<lb/> keinen Zweifel darüber, daß in der nächſten Zeit mit einer <hi rendition="#g">erhöhten außenpoli-<lb/> tiſchen Aktivität Englands</hi> zu rechnen iſt, wobei die gegenwärtigen parla-<lb/> mentariſchen Schwierigkeiten überwunden werden und wieder eine Sicherung im In-<lb/> nern vorhanden iſt.</p><lb/> <p>Eine ſolche verſtärkte Tätigkeit der engliſchen Diplomatie wird in ihren Auswirkun-<lb/> gen auch die <hi rendition="#g">deutſche Frage</hi> beeinfluſſen. In erſter Linie aber wird ſie eine <hi rendition="#g">Stär-<lb/> kung der engliſchen Poſition auf dem Feſtlande</hi> gegenüber den fran-<lb/> zöſiſchen Machtplänen zum Ziele haben.</p><lb/> <p>Der diplomatiſche Berichterſtatter der „Evening News“ betont heute in einer Pole-<lb/> mik gegen die „Times“, daß die engliſche Außenpolitik der nächſten Zeit nicht etwa von<lb/> Erwägungen, wie Mitleid mit Deutſchland geleitet werde, ſondern lediglich von dem<lb/> Geſichtspunkt des <hi rendition="#g">engliſchen Preſtiges</hi> im Auslande und der <hi rendition="#g">wirtſchaft-<lb/> lichen Intereſſen Englands auf dem Kontinent.</hi></p><lb/> <p>In der gleichen Richtung ſoll eine <hi rendition="#g">engliſche Intervention</hi> in Prag, Buka-<lb/> reſt und Warſchau wirken, die ſich auf die franzöſiſchen Rüſtungskredite bezieht. Die<lb/> Aktion ſoll vor allem den engliſchen Einfluß bei dieſen Mächten ſtärken.</p><lb/> <p>Dieſe ſtärkere Aktivität der engliſchen Politik zeigt ſich auch darin, daß der Arbeiter-<lb/> führer <hi rendition="#g">Macdonald,</hi> der beſtimmt damit rechnet, daß nach der Thronrede am 17. Jan.<lb/> der Rücktritt Baldwins und ſeine Berufung zur Regierungsbildung erfolgen wird, Noel<lb/><hi rendition="#g">Buckon</hi> zum Schatzkanzler in Ausſicht genommen hat, der im Auftrage der engliſchen<lb/> Arbeiterpartei bereits eine <hi rendition="#g">Beſichtigungsreiſe durch das Ruhrgebiet</hi><lb/> unternommen hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Vor einer engliſch-italieniſchen Annäherung.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">Rom,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Meldungen aus Rom beſchäftigen ſich angelegentlich mit den Mög-<lb/> lichkeiten einer <hi rendition="#g">engliſch-italieniſchen Annäherung</hi> und betonen, daß dieſe<lb/> immer mehr eine <hi rendition="#g">greifbare Geſtalt</hi> annehme. Die engliſche Regierung hat ange-<lb/> kündigt, daß ſie bereit ſei, den Vertrag zu erfüllen, wonach zur Abrundung des italieni-<lb/> ſchen <hi rendition="#g">Somalilandes</hi> noch einige Teile abgetreten werden ſollen. Die Abtretung<lb/> wird am Vorabend der Reiſe des italieniſchen Königs nach England bekanntgegeben<lb/> werden.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Ausfall der<lb/> franzöſiſchen Senatswahlen.</hi> </hi> </head><lb/> <div n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Paris,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Endergeb-<lb/> nis der Senatswahlen</hi> liegt bis auf<lb/> das Reſultat der Inſel Martinique vor. Es<lb/> haben erhalten: die Konſervativen und Li-<lb/> beralen 17 Sitze, gewonnen 0, verloren 2,<lb/> die Republikaner 16 Sitze, gewonnen 3, ver-<lb/> loren 2, die radikalen Republikaner 22<lb/> Sitze, gewonnen 3, verloren 4, die unab-<lb/> hängigen Radikalen 4 Sitze, gewonnen 1,<lb/> verloren 5, die ſozialiſtiſchen Radikalen 50<lb/> Sitze, gewonnen 6, verloren 4, die ſozia-<lb/> liſtiſchen Republikaner 4 Sitze, gewonnen 4,<lb/> verloren 0, die Sozialiſten 2 Sitze, gewon-<lb/> nen 2, verloren 0.</p><lb/> <p>88 ehemalige Senatoren wurden wieder-<lb/> gewählt. 27 Senatoren treten <hi rendition="#g">neu</hi> in das<lb/> Parlament ein. Nach den Gruppierungen<lb/> der Senatsparteien ſind gewählt: 50 Mit-<lb/> glieder der demokratiſchen Linken, 33 Mit-<lb/> glieder der republikaniſchen Union, 13<lb/> Linksrepublikaner und 11 Mitglieder der<lb/> Rechten.</p><lb/> <p>Von den bekannten Senatoren wurden<lb/> geſchlagen Neulems, Guſtave Rivet und de<lb/> Lemercle.</p><lb/> <p>„Oeuvre“ ſchreibt zu dem Ergebnis.</p><lb/> <p>In der Zuſammenſetzung des Senats ſei<lb/><hi rendition="#g">keine große Aenderung</hi> eingetre-<lb/> ten. Der Senat bleibe nicht nur ausgeſpro-<lb/> chen republikaniſch, ſondern ſogar radikal.</p><lb/> <p>„Echo de Paris“ erklärt, der Linksblock<lb/> habe auf einen Ruck zu ſeinen Gunſten wie<lb/> im Jahre 1920 und auf den Rückgang der<lb/> Gemäßigten als angenehmes Vorſpiel für<lb/> die im April ſtattfindenden allgemeinen<lb/> Wahlen gerechnet, aber das Gegenteil ſei<lb/> eingetreten.</p><lb/> <p>„Gaulois“ ſagt, es ſei zweifelhaft, ob ſich<lb/> aus dieſem Wahlergebnis ein Schluß auf<lb/> die großen Frühjahrswahlen ziehen laſſe.</p><lb/> <cb/> <p>„Figaro“ bezeichnet die Wahlſchlacht als<lb/> eine <hi rendition="#g">Remispartie.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Paris,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Die neueren Meldun-<lb/> gen über das <hi rendition="#g">Ergebnis der Senats-<lb/> wahlen</hi> beſtätigen, daß die <hi rendition="#g">Linke<lb/> einen kleinen Erfolg</hi> errungen hat,<lb/> indem die bisher bereits vorhandene kleine<lb/> Linksmehrheit etwas verſtärkt wurde. Eine<lb/> unmittelbare Wirkung auf die franzöſiſche<lb/> Geſamtpolitik wird jedoch der Ausfall die-<lb/> ſer Wahlen nicht haben, dazu iſt zum min-<lb/> deſten noch das Ergebnis der in etwa drei<lb/> Monaten ſtattfindenden <hi rendition="#g">Kammerwah-<lb/> len</hi> abzuwarten.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Lage in Griechenland.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Wie aus Athen gemeldet<lb/> wird, iſt der Weg des früheren Miniſterpräſiden-<lb/> ten <hi rendition="#g">Venizelos</hi> mit Schwierigkeiten beſetzt.<lb/> Die Führer der antivenizeliſtiſchen Partei wol-<lb/> len ſich erſt nach der Rückkehr König Georg <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> nach Athen zu einer Erörterung der ſchwebenden<lb/> Fragen herbeilaſſen. Andererſeits beabſichtigen<lb/> die Republikaner das Ergebnis der Volksabſtim-<lb/> mung, wenn es zu Gunſten der Monarchie aus-<lb/> fällt, nicht anzuerkennen.</p><lb/> <p>Die rohaliſtiſchen Blätter betonen, daß die Ab-<lb/> weſenheit Venizelos, ſtatt zur Ausſöhnung der<lb/> Parteien beizutragen, lediglich die Meinungs-<lb/> verſchiedenheiten zwiſchen den rivaliſierenden<lb/> Gruppen verſchärfe und eine Annäherung un-<lb/> möglich mache.</p><lb/> <p>Ein monarchiſtiſches Blatt veröffentlicht auf<lb/> der erſten Seite die Lichtbilder der griechiſchen<lb/> Miniſter, die von der Revolutionsregierung hin-<lb/> gerichtet wurden, und macht Venizelos für ihren<lb/> Tod verantwortlich. Eine andere Zeitung ſchil-<lb/> dert den früheren Miniſterpräſidenten als einen<lb/><hi rendition="#g">Tyrann</hi> und behauptet, daß der politiſche<lb/> Kampf fortdauern werde, ſo lange Venizelos ſich<lb/> nicht völlig von den Regierungsgeſchäften zurück-<lb/> ziehe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Lage in Mexiko</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Nach einer Meldung<lb/> aus dem Hauptquartier der Aufſtändigen hat<lb/><hi rendition="#g">Huerta</hi> den <hi rendition="#g">Angriff</hi> auf Mexiko-City be-<lb/> gonnen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der ſinkende Franken.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">s.</hi><hi rendition="#b">München,</hi> 7. Januar.</dateline><lb/> <p>Während die <hi rendition="#b">deutſche Mark</hi> ſeit dem 20. No-<lb/> vember vorigen Jahres <hi rendition="#b">ſtabil</hi> geblieben iſt, hat in<lb/> den letzten Tagen das <hi rendition="#b">Sinken des franzöſiſchen<lb/> Franken</hi> die franzöſiſchen Finanz- und Wirtſchafts-<lb/> kreiſe in eine ſtarke <hi rendition="#b">Erregung</hi> verſetzt.</p><lb/> <p>Vergleichen wir die Entwicklung am <hi rendition="#b">engliſchen<lb/> Pfund,</hi> ſo koſtete das engliſche Pfund beiſpiels-<lb/> weiſe am 9. Oktober vorigen Jahres noch 76<lb/> Franken, am 4. Januar mußten dagegen für die<lb/> engliſche Münzeinheit bereits 88 Franken ange-<lb/> legt werden. An den übrigen <hi rendition="#b">Weltbörſen</hi> war<lb/> natürlich die gleiche Entwicklung zu bemerken.<lb/> Während zum Beiſpiel in <hi rendition="#b">Neuyork</hi> am 16. Okto-<lb/> ber der Frankenkurs noch über 6 Cents ſich ſtellte,<lb/> war er bis zum 4. Januar auf 4,88 Cents zurück-<lb/> gegangen.</p><lb/> <p>In ihrer kopfloſen Erregung ſucht die franzö-<lb/> ſiſche Preſſe nach den verſchiedenſten Erklärungen<lb/> für dieſe ihr abſolut unerklärliche Erſcheinung.<lb/> Nur darauf kommt ſie nicht, daß der <hi rendition="#b">wahre<lb/> Grund für das Sinken des Franken</hi> in der fran-<lb/> zöſiſchen Politik ſeit dem Friedensſchluſſe liegt.</p><lb/> <p>Zunächſt tauchte der völlig abſurde Gedanke<lb/> auf, daß auf einer Konferenz deutſcher Bankiers<lb/> eine Generaloffenſive gegen die franzöſiſche Wäh-<lb/> rung vorbereitet worden ſei. Natürlich ein <hi rendition="#b">kind-<lb/> liches Märchen,</hi> um auch hier wieder die berech-<lb/> tigte Erregung der franzöſiſchen Steuerzahler über<lb/> die Inflationspolitik Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>s auf <hi rendition="#b">Deutſch-<lb/> land</hi> abzulenken. Es gehört der ganze traurige<lb/> Mut der franzöſiſchen Preſſe dazu, dieſe Dinge ſo<lb/> völlig zu verdrehen.</p><lb/> <p>In Wirklichkeit liegen die Dinge doch ſo, daß<lb/> die Politik Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>s die Zahlungsfähigkeit<lb/> Deutſchlands immer weiter vernichtet, und daß<lb/> eben ſchließlich bei der engen Verflechtung der<lb/> Weltwirtſchaft auch Frankreich in dieſen Strudel<lb/> des Währungsverfalls mit hineingeriſſen wird.<lb/> Frankreich ſollte nicht vergeſſen, daß auch ſeine<lb/> eigene Wirtſchaft bereits <hi rendition="#b">ſtark paſſiv</hi> geworden<lb/> iſt, daß die Anlagen im Auslande nicht mehr<lb/> den Fehlbetrag ſeiner eigenen Handelsbilanz aus-<lb/> gleichen können. Der franzöſiſche Sozialiſt Francis<lb/> Delaiſi hat das kürzlich in einem Aufſatz in der<lb/> „Deutſch-franzöſiſchen Wirtſchaftskorreſpondenz“<lb/> ſchlagend nachgewieſen. Der genannte Verfaſſer<lb/> gibt dann als einziges Mittel, dem Währungs-<lb/> verfall zu ſteuern, das nicht mehr ganz neue Mit-<lb/> tel an, <hi rendition="#b">Deutſchland zahlen zu laſſen.</hi></p><lb/> <p>Und ſo ſteht Frankreich jetzt tatſächlich vor der<lb/><hi rendition="#b">entſcheidungsſchweren Frage,</hi> ob es endlich von<lb/> Deutſchland Reparationen annehmen will, d. h.<lb/> ob es einer <hi rendition="#b">Regelung der Reparationsfrage</hi> auf<lb/> dem Verhandlungswege beiſtimmen will, oder ob<lb/> es weiter durch Fortſetzung ſeiner Politik der <hi rendition="#b">po-<lb/> litiſchen und wirtſchaftlichen Unterjochung Deutſch-<lb/> lands</hi> ſeine eigene Währung, und damit ſeine<lb/> geſamte Wirtſchaft vernichten will. Das iſt die<lb/> Schickſalsfrage für beide Völker.</p><lb/> <p>Hüten wir Deutſche uns davor, allzu große<lb/> Hoffnungen auf die wirtſchaftliche Einſicht Frank-<lb/> reichs zu ſetzen. Der maßloſe Ehrgeiz und die<lb/><hi rendition="#b">brutale Machtgier</hi> dieſes ſich nur ſchwach vermeh-<lb/> renden Volkes haben bisher immer die Wirt-<lb/> ſchaftsvernunft zurückgedrängt.</p><lb/> <p>Möglich wäre es ja, daß der weitere Verfall<lb/> des Franken wenigſtens die <hi rendition="#b">Wirtſchaftskreiſe<lb/> Frankreichs</hi> zu einer tieferen Einſicht und Er-<lb/> kenntnis der Zuſammenhänge bringt. Aber ſelbſt<lb/> von dieſer wachſenden Einſicht der Wirtſchaft bis<lb/> zu ihrer <hi rendition="#b">politiſchen Auswirkung</hi> auf die franzöſi-<lb/> ſche Geſamtpolitik wäre immerhin noch ein weiter<lb/> Schritt.</p><lb/> <p>Die deutſche Wirtſchaft darf ſich daher im<lb/> Augenblick weniger den Hoffnungen hingeben,<lb/> die ſich auf dieſe Entwicklung in Frankreich auf-<lb/> bauen, ſondern ſie hat andere Aufgaben und mit<lb/> der Wirtſchaft hat das geſamte deutſche Volk die<lb/> Pflicht, alles zu verhindern, was eine neue In-<lb/> flation unſerer Währung und damit eine neue<lb/> Schwächung unſerer, nun einigermaßen ſtabili-<lb/> ſierten Mark bedeuten würde.</p><lb/> <p>Das iſt zunächſt für uns alle die Folgerung,<lb/> die wir aus dem ſinkenden Franken ziehen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung
Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau127. Jahrgang. Nr. 7 München, Dienstag den 8. Januar 1924. Einzelpreis 10 Pfennig.
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— Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v.
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Neue Verhandlungen mit der
Ruhrinduſtrie.
Sonderdienſt der Allgem. Zeitung.
* Paris, 7. Januar.
Wie man hört, wer-
den in den nächſten Tagen neue Ver-
handlungen zwiſchen der Ruhrinduſtrie
und der Beſatzungsbehörde über die Ver-
längerung des Micumabkom-
mens ſtattfinden, da dieſes Abkommen be-
reits im Januar abläuft.
Die Stellung der deutſchen Induſtrie wird
bei dieſen neuen Verhandlungen eine etwas
günſtigere ſein, weil diesmal die Ruhr-
induſtriellen in dem neuabgeſchloſſenen
Kohlenſyndikat dem anderen Part-
ner gegenüberſtehen.
Man beurteilt zurzeit die Lage der Ruhr-
induſtrie noch nicht ungünſtig. Das Angebot
in deutſcher Kohle wurde zwar im Ausland
in den letzten Tagen begrüßt, doch wurden
die Preiſe als unhaltbar bezeichnet.
Die auf Grund des Micumabkommens
auf der Kohle ruhenden Laſten wirkten der-
art drückend, daß an einen Abbau der Koh-
lenpreiſe wohl noch nicht herangegangen
werden kann. Es iſt übrigens bemerkens-
wert, daß auf einigen Zechen bereits die
Friedensleiſtung der Arbeiter
wieder erreicht wurde.
Auch in Berlin Beſprechungen.
Berlin, 7. Januar.
(Eigener Bericht der
„Allg. Ztg.“) Vertreter der wichtigſten Wirt-
ſchaftsgruppen des beſetzten Gebietes ka-
men heute zu einer Beſprechung mit
der Reichsregierung in Berlin an.
Die eingehenden Verhandlungen betrafen
Fragen des Verkehrs und des allge-
meinen Wirtſchaftslebens.
Auf Grund dieſer Beſprechungen wird
von der Reichsregierung eine Reihe von
Verordnungen vorbereitet, die in den
nächſten Tagen herauskommen werden.
Neurath bei Muſſolini.
* Rom, 7. Januar.
Botſchafter v. Neu-
rath, der geſtern von Lugano zurückge-
kehrt iſt, wird heute Muſſolini beſuchen,
um ihm die Grüße Dr. Streſe-
manns zu übermitteln.
Die deutſch-ſerbiſchen Reparatſons-
verhandlungen.
* Belgrad, 7. Januar.
Der ſüdſlaviſche
Delegierte für die Reparationskommiſſion,
Dr. Juritſch, wurde von der Regierung
beauftragt, nach Berlin zu reiſen, um mit
Deutſchland über die Reparations-
Sachlieferungen zu verhandeln. Auch das
Außen- und Finanzminiſterium entſenden
Delegierte nach Berlin, um die zwiſchen
beiden Ländern ſchwebenden Unſtimmig-
keiten beizulegen.
Italien baut Rieſenluftkreuzer.
Paris, 7. Januar.
Dem „Intranſigeant“
wird aus Turin gemeldet, daß in Rom mit
dem Bau eines Luftkreuzers be-
gonnen ſei, der 45 000 Kubikmeter umfaſ-
ſen ſoll. Es handelt ſich um einen halb-
ſtarren Luftkreuzer, der der größte der
Welt ſein dürfte. Demnächſt ſoll ferner ein
anderes Luftſchiff von 120 000 Kubikmeter
Inhalt gebaut werden.
Rußlands Streben nach Anerkennung.
London, 7. Jan.
Wie hieſige Blätter aus
Sofia melden, hat die Moskauer Regierung
an Bulgarien eine Note gerichtet, in
der ſie vorſchlägt, die Wiederaufnahme der
diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen beiden
Ländern zu betätigen und eine Aner-
kennung der Moskauer Regie-
rung in die Wege zu leiten.
Englands nächſte Ziele.
Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung.
* London, 7. Januar.
Die Ausführungen maßgebender engliſcher Politiker laſſen
keinen Zweifel darüber, daß in der nächſten Zeit mit einer erhöhten außenpoli-
tiſchen Aktivität Englands zu rechnen iſt, wobei die gegenwärtigen parla-
mentariſchen Schwierigkeiten überwunden werden und wieder eine Sicherung im In-
nern vorhanden iſt.
Eine ſolche verſtärkte Tätigkeit der engliſchen Diplomatie wird in ihren Auswirkun-
gen auch die deutſche Frage beeinfluſſen. In erſter Linie aber wird ſie eine Stär-
kung der engliſchen Poſition auf dem Feſtlande gegenüber den fran-
zöſiſchen Machtplänen zum Ziele haben.
Der diplomatiſche Berichterſtatter der „Evening News“ betont heute in einer Pole-
mik gegen die „Times“, daß die engliſche Außenpolitik der nächſten Zeit nicht etwa von
Erwägungen, wie Mitleid mit Deutſchland geleitet werde, ſondern lediglich von dem
Geſichtspunkt des engliſchen Preſtiges im Auslande und der wirtſchaft-
lichen Intereſſen Englands auf dem Kontinent.
In der gleichen Richtung ſoll eine engliſche Intervention in Prag, Buka-
reſt und Warſchau wirken, die ſich auf die franzöſiſchen Rüſtungskredite bezieht. Die
Aktion ſoll vor allem den engliſchen Einfluß bei dieſen Mächten ſtärken.
Dieſe ſtärkere Aktivität der engliſchen Politik zeigt ſich auch darin, daß der Arbeiter-
führer Macdonald, der beſtimmt damit rechnet, daß nach der Thronrede am 17. Jan.
der Rücktritt Baldwins und ſeine Berufung zur Regierungsbildung erfolgen wird, Noel
Buckon zum Schatzkanzler in Ausſicht genommen hat, der im Auftrage der engliſchen
Arbeiterpartei bereits eine Beſichtigungsreiſe durch das Ruhrgebiet
unternommen hat.
Vor einer engliſch-italieniſchen Annäherung.
* Rom, 7. Januar.
Meldungen aus Rom beſchäftigen ſich angelegentlich mit den Mög-
lichkeiten einer engliſch-italieniſchen Annäherung und betonen, daß dieſe
immer mehr eine greifbare Geſtalt annehme. Die engliſche Regierung hat ange-
kündigt, daß ſie bereit ſei, den Vertrag zu erfüllen, wonach zur Abrundung des italieni-
ſchen Somalilandes noch einige Teile abgetreten werden ſollen. Die Abtretung
wird am Vorabend der Reiſe des italieniſchen Königs nach England bekanntgegeben
werden.
Der Ausfall der
franzöſiſchen Senatswahlen.
* Paris, 7. Januar.
Das Endergeb-
nis der Senatswahlen liegt bis auf
das Reſultat der Inſel Martinique vor. Es
haben erhalten: die Konſervativen und Li-
beralen 17 Sitze, gewonnen 0, verloren 2,
die Republikaner 16 Sitze, gewonnen 3, ver-
loren 2, die radikalen Republikaner 22
Sitze, gewonnen 3, verloren 4, die unab-
hängigen Radikalen 4 Sitze, gewonnen 1,
verloren 5, die ſozialiſtiſchen Radikalen 50
Sitze, gewonnen 6, verloren 4, die ſozia-
liſtiſchen Republikaner 4 Sitze, gewonnen 4,
verloren 0, die Sozialiſten 2 Sitze, gewon-
nen 2, verloren 0.
88 ehemalige Senatoren wurden wieder-
gewählt. 27 Senatoren treten neu in das
Parlament ein. Nach den Gruppierungen
der Senatsparteien ſind gewählt: 50 Mit-
glieder der demokratiſchen Linken, 33 Mit-
glieder der republikaniſchen Union, 13
Linksrepublikaner und 11 Mitglieder der
Rechten.
Von den bekannten Senatoren wurden
geſchlagen Neulems, Guſtave Rivet und de
Lemercle.
„Oeuvre“ ſchreibt zu dem Ergebnis.
In der Zuſammenſetzung des Senats ſei
keine große Aenderung eingetre-
ten. Der Senat bleibe nicht nur ausgeſpro-
chen republikaniſch, ſondern ſogar radikal.
„Echo de Paris“ erklärt, der Linksblock
habe auf einen Ruck zu ſeinen Gunſten wie
im Jahre 1920 und auf den Rückgang der
Gemäßigten als angenehmes Vorſpiel für
die im April ſtattfindenden allgemeinen
Wahlen gerechnet, aber das Gegenteil ſei
eingetreten.
„Gaulois“ ſagt, es ſei zweifelhaft, ob ſich
aus dieſem Wahlergebnis ein Schluß auf
die großen Frühjahrswahlen ziehen laſſe.
„Figaro“ bezeichnet die Wahlſchlacht als
eine Remispartie.
* Paris, 7. Januar.
Die neueren Meldun-
gen über das Ergebnis der Senats-
wahlen beſtätigen, daß die Linke
einen kleinen Erfolg errungen hat,
indem die bisher bereits vorhandene kleine
Linksmehrheit etwas verſtärkt wurde. Eine
unmittelbare Wirkung auf die franzöſiſche
Geſamtpolitik wird jedoch der Ausfall die-
ſer Wahlen nicht haben, dazu iſt zum min-
deſten noch das Ergebnis der in etwa drei
Monaten ſtattfindenden Kammerwah-
len abzuwarten.
Die Lage in Griechenland.
Paris, 7. Januar.
Wie aus Athen gemeldet
wird, iſt der Weg des früheren Miniſterpräſiden-
ten Venizelos mit Schwierigkeiten beſetzt.
Die Führer der antivenizeliſtiſchen Partei wol-
len ſich erſt nach der Rückkehr König Georg II.
nach Athen zu einer Erörterung der ſchwebenden
Fragen herbeilaſſen. Andererſeits beabſichtigen
die Republikaner das Ergebnis der Volksabſtim-
mung, wenn es zu Gunſten der Monarchie aus-
fällt, nicht anzuerkennen.
Die rohaliſtiſchen Blätter betonen, daß die Ab-
weſenheit Venizelos, ſtatt zur Ausſöhnung der
Parteien beizutragen, lediglich die Meinungs-
verſchiedenheiten zwiſchen den rivaliſierenden
Gruppen verſchärfe und eine Annäherung un-
möglich mache.
Ein monarchiſtiſches Blatt veröffentlicht auf
der erſten Seite die Lichtbilder der griechiſchen
Miniſter, die von der Revolutionsregierung hin-
gerichtet wurden, und macht Venizelos für ihren
Tod verantwortlich. Eine andere Zeitung ſchil-
dert den früheren Miniſterpräſidenten als einen
Tyrann und behauptet, daß der politiſche
Kampf fortdauern werde, ſo lange Venizelos ſich
nicht völlig von den Regierungsgeſchäften zurück-
ziehe.
Die Lage in Mexiko
Waſhington, 7. Januar.
Nach einer Meldung
aus dem Hauptquartier der Aufſtändigen hat
Huerta den Angriff auf Mexiko-City be-
gonnen.
Der ſinkende Franken.
s. München, 7. Januar.
Während die deutſche Mark ſeit dem 20. No-
vember vorigen Jahres ſtabil geblieben iſt, hat in
den letzten Tagen das Sinken des franzöſiſchen
Franken die franzöſiſchen Finanz- und Wirtſchafts-
kreiſe in eine ſtarke Erregung verſetzt.
Vergleichen wir die Entwicklung am engliſchen
Pfund, ſo koſtete das engliſche Pfund beiſpiels-
weiſe am 9. Oktober vorigen Jahres noch 76
Franken, am 4. Januar mußten dagegen für die
engliſche Münzeinheit bereits 88 Franken ange-
legt werden. An den übrigen Weltbörſen war
natürlich die gleiche Entwicklung zu bemerken.
Während zum Beiſpiel in Neuyork am 16. Okto-
ber der Frankenkurs noch über 6 Cents ſich ſtellte,
war er bis zum 4. Januar auf 4,88 Cents zurück-
gegangen.
In ihrer kopfloſen Erregung ſucht die franzö-
ſiſche Preſſe nach den verſchiedenſten Erklärungen
für dieſe ihr abſolut unerklärliche Erſcheinung.
Nur darauf kommt ſie nicht, daß der wahre
Grund für das Sinken des Franken in der fran-
zöſiſchen Politik ſeit dem Friedensſchluſſe liegt.
Zunächſt tauchte der völlig abſurde Gedanke
auf, daß auf einer Konferenz deutſcher Bankiers
eine Generaloffenſive gegen die franzöſiſche Wäh-
rung vorbereitet worden ſei. Natürlich ein kind-
liches Märchen, um auch hier wieder die berech-
tigte Erregung der franzöſiſchen Steuerzahler über
die Inflationspolitik Poincarés auf Deutſch-
land abzulenken. Es gehört der ganze traurige
Mut der franzöſiſchen Preſſe dazu, dieſe Dinge ſo
völlig zu verdrehen.
In Wirklichkeit liegen die Dinge doch ſo, daß
die Politik Poincarés die Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands immer weiter vernichtet, und daß
eben ſchließlich bei der engen Verflechtung der
Weltwirtſchaft auch Frankreich in dieſen Strudel
des Währungsverfalls mit hineingeriſſen wird.
Frankreich ſollte nicht vergeſſen, daß auch ſeine
eigene Wirtſchaft bereits ſtark paſſiv geworden
iſt, daß die Anlagen im Auslande nicht mehr
den Fehlbetrag ſeiner eigenen Handelsbilanz aus-
gleichen können. Der franzöſiſche Sozialiſt Francis
Delaiſi hat das kürzlich in einem Aufſatz in der
„Deutſch-franzöſiſchen Wirtſchaftskorreſpondenz“
ſchlagend nachgewieſen. Der genannte Verfaſſer
gibt dann als einziges Mittel, dem Währungs-
verfall zu ſteuern, das nicht mehr ganz neue Mit-
tel an, Deutſchland zahlen zu laſſen.
Und ſo ſteht Frankreich jetzt tatſächlich vor der
entſcheidungsſchweren Frage, ob es endlich von
Deutſchland Reparationen annehmen will, d. h.
ob es einer Regelung der Reparationsfrage auf
dem Verhandlungswege beiſtimmen will, oder ob
es weiter durch Fortſetzung ſeiner Politik der po-
litiſchen und wirtſchaftlichen Unterjochung Deutſch-
lands ſeine eigene Währung, und damit ſeine
geſamte Wirtſchaft vernichten will. Das iſt die
Schickſalsfrage für beide Völker.
Hüten wir Deutſche uns davor, allzu große
Hoffnungen auf die wirtſchaftliche Einſicht Frank-
reichs zu ſetzen. Der maßloſe Ehrgeiz und die
brutale Machtgier dieſes ſich nur ſchwach vermeh-
renden Volkes haben bisher immer die Wirt-
ſchaftsvernunft zurückgedrängt.
Möglich wäre es ja, daß der weitere Verfall
des Franken wenigſtens die Wirtſchaftskreiſe
Frankreichs zu einer tieferen Einſicht und Er-
kenntnis der Zuſammenhänge bringt. Aber ſelbſt
von dieſer wachſenden Einſicht der Wirtſchaft bis
zu ihrer politiſchen Auswirkung auf die franzöſi-
ſche Geſamtpolitik wäre immerhin noch ein weiter
Schritt.
Die deutſche Wirtſchaft darf ſich daher im
Augenblick weniger den Hoffnungen hingeben,
die ſich auf dieſe Entwicklung in Frankreich auf-
bauen, ſondern ſie hat andere Aufgaben und mit
der Wirtſchaft hat das geſamte deutſche Volk die
Pflicht, alles zu verhindern, was eine neue In-
flation unſerer Währung und damit eine neue
Schwächung unſerer, nun einigermaßen ſtabili-
ſierten Mark bedeuten würde.
Das iſt zunächſt für uns alle die Folgerung,
die wir aus dem ſinkenden Franken ziehen
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(2021-09-13T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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