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Allgemeine Zeitung, Nr. 7, 7. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag Nro. 7. 7 Januar 1830.


Großbritannien.
-- Frankreich.
-- Niederlande.
-- Preußen.
-- Rußland.
-- Türkei. (Schreiben aus Triest.)
-- Beilage Nro. 7.
Der
Wollhandel.
-- Schweiz.
-- Schreiben vom Harze.
-- Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Großbritannien.

Am 26 Dec. war zwar die Börse zu London geschlossen, man
machte aber einige Geschäfte in Konsol. 3Proz. zu 95 1/8 ; brasi-
lische Fonds 70.


Das Monthly Review macht folgende Betrachtung über
die Vertheilung der brittischen Staatsschuld: "Sie beträgt 800
Millionen Pf. St. und die jährlichen Zinsen an die Staatsgläu-
biger betragen 29 Millionen Pf. St.; die Zahl der Rentiers ist
288,481 Individuen; von diesem erhalten 92,223 je 10 Pf.; 42,083
erhalten 20 Pf.; 101,274 erhalten 100 Pf.; 26,410 erhalten 200
Pf.; 15,604 erhalten 400 Pf.; 5,178 erhalten 600 Pf.; 3,260
erhalten 1000 Pf.; 1,741 erhalten 2000 Pf.: 490 erhalten 4000
Pf. und 213 mehr als 4000 Pf. jährlich. Somit sind 285,580
Individuen Rentiers von weniger als 110 Pf., und gesezt jedes
derselben hätte sechs Personen in der Familie, so würden 1,353,480
Individuen ins Elend gestürzt seyn, wenn ein Bankerott ausbrä-
che. Das den Fremden gehörende Kapital beträgt 12,486,913
Pf. St."


Der erste Artikel, wegen dessen das Morning Journal für
schuldig durch die Jury erklärt ward, und worüber die Strafen
später von dem Gerichtshofe der Kingsbench ausgesprochen werden
sollen, die zu dessen Diskretion stehen, und, mit Ausnahme der
Todesstrafe, Gefängniß, Staupbesen, Spaltung der Nase, beträcht-
liche Geldstrafen u. s. w. seyn können, -- ist folgender: "Die
Ernennung des Sir Nikolaus Tindal zu dem Gerichtshofe der
Common-pleas, und des Sir J. Scarlett zu der Stelle eines
Staatsanwalds, hat schon statt gefunden. Man versichert, es sey
Hrn. Brougham die Stelle eines Solicitorgeneral angeboten wor-
den, er habe sie aber zu Gunsten der Stelle eines master of
the rolls
verweigert, auf welche er mit Recht bei der nächsten Er-
ledigung Ansprüche macht. Die Gründe zu dieser Eruennung sind
in der That so natürlich, daß wir sie so erklären wollen, wie sie
Sterne mit seinen unnachahmlichen Onkel Toby und Korporal
Trim erklärt haben würde. Onkel Toby: Wenn ein Zahlungs-
beamter einem höhern Beamten Geld leiht, was hat er zu erwar-
ten? Trim: Ein Vorrüken im Dienste, ohne Zweifel. Onkel
Toby:
Wenn aber z. B. ein Kapitain mit breiten und runden
Schultern, der eine reiche Wittwe geheirathet hat, seinem Obri-
sten tausend Pf. St. leihen würde, was dürfte er dafür erwarten?
Trim: Bei der ersten Gelegenheit Major, und wie Sie schon
wissen, so gestellt zu werden, daß ihm noch weitere Aussichten of-
fen bleiben. Onkel Toby; Wenn aber ein Major seinem Ge-
nerale sein ganzes Vermögen leihen würde, z. B. 30,000 Pf. St.,
was dann? Trim: Ja dann dürfte er noch vor Ende des Feld-
zugs darauf rechnen, den General zu ersezen."

[Spaltenumbruch]

Die Times vom 24 Dec. sagen: "Unsere Leser wissen, daß
zwei andere Erkenntnisse -- oder wir sollten vielmehr sagen ein
und ein halbes -- von Schuldig, gegen Personen die mit dem
Morning-Journal verbunden sind, außer dem ersten ausgefunden
und gesprochen worden sind. Was die Schmähung gegen den Lord-
kanzler betrift, so konnte es darüber keine zweierlei Meynungen
geben; und die schnelle Entscheidung der Jury, völlig übereinstim-
mend mit den Ueberzeugungen, von denen Jedermann seit Durch-
lesung der betreffenden Stelle durchdrungen war, bewies, daß kein
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nen Aufsäze sind von einem ganz andern Charakter, und wir be-
kennen unser Erstaunen, daß die Juries, besonders die lezte, auf
die Art, wie geschehen, geurtheilt haben. Leider hatte sich der
Strom sehr heftig an dem ersten Tage gegen den Angeklagten
angestemmt, und es gehören größere Kräfte als die seinigen dazu,
seinem Andrange Einhalt zu thun, oder seinen weitern Lauf zu
hemmen. Wenn man sagt, ein Individuum von Sr. Majestät
Regierung habe das Patronat seiner Stelle verkauft oder ausge-
tauscht gegen eine Anleihe, so ist dis offenbar eine Schmähung,
und zwar eine persönliche, wenn die Anschuldigung nicht bewiesen
werden kan; es liegt aber innerhalb der gebührenden Schranken
des politischen Urtheils, zu behaupten, daß die ganze Regierung die
Angelegenheiten des Landes auf eine solche Art besorge, daß sie
dadurch ihren königlichen Gebieter, der der Gegenstand der öffent-
lichen Ehrfurcht seyn sollte, unpopulair mache; denn das Land ist
unsere Sache, und wir haben ein Recht von der Verwaltung sei-
ner Angelegenheiten so zu sprechen, wie wir es fühlen und glau-
ben. Ist des Schriftstellers Ueberzeugung irrig, so wird der Irr-
thum auf sein eigenes Haupt zurükfallen. Er wird keinen Glau-
ben gewinnen und keine Anhänger finden; er wird im Gegentheil
seine Anhänger verlieren, und dis wird seine Strafe seyn. Wenn
im Gegentheil das Faktum richtig ist, daß der König durch die
öffentlichen Maaßregeln seiner Minister unpopulair geworden, wie
will er dis anders erfahren, als durch einige Aeußerungen der öf-
fentlichen Meynung? Man hat einen Unterschied gemacht zwischen
einem Geseze, das im Vorschlage ist, und dem Tadel desselben,
wenn es durchgegangen und in Kraft ist. Es mag allerdings klug
und vorsichtig seyn, nach einer Maaßregel, durch welche große
Volksgährung erzeugt ward, zuzuwarten bis die Leideuschaften sich
gelegt haben, ehe man den Angrif erneuert; auch sehen wir ge-
meiniglich keinen großen Nuzen, den Streit in einer solchen Zeit
fortzuführen, weil dieselbe Gewalt, die die Maaßregel durchgesezt
hat, noch unverändert ist, und sie auch ferner festhalten kan. Wenn
aber nichts, was zum Geseze geworden ist, angegriffen werden
darf, wie soll dann irgend eine Verbesserung in unserer Konstitu-

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Donnerſtag Nro. 7. 7 Januar 1830.


Großbritannien.
— Frankreich.
— Niederlande.
— Preußen.
— Rußland.
— Türkei. (Schreiben aus Trieſt.)
— Beilage Nro. 7.
Der
Wollhandel.
— Schweiz.
— Schreiben vom Harze.
— Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Großbritannien.

Am 26 Dec. war zwar die Börſe zu London geſchloſſen, man
machte aber einige Geſchäfte in Konſol. 3Proz. zu 95⅛; braſi-
liſche Fonds 70.


Das Monthly Review macht folgende Betrachtung über
die Vertheilung der brittiſchen Staatsſchuld: „Sie beträgt 800
Millionen Pf. St. und die jährlichen Zinſen an die Staatsgläu-
biger betragen 29 Millionen Pf. St.; die Zahl der Rentiers iſt
288,481 Individuen; von dieſem erhalten 92,223 je 10 Pf.; 42,083
erhalten 20 Pf.; 101,274 erhalten 100 Pf.; 26,410 erhalten 200
Pf.; 15,604 erhalten 400 Pf.; 5,178 erhalten 600 Pf.; 3,260
erhalten 1000 Pf.; 1,741 erhalten 2000 Pf.: 490 erhalten 4000
Pf. und 213 mehr als 4000 Pf. jährlich. Somit ſind 285,580
Individuen Rentiers von weniger als 110 Pf., und geſezt jedes
derſelben hätte ſechs Perſonen in der Familie, ſo würden 1,353,480
Individuen ins Elend geſtürzt ſeyn, wenn ein Bankerott ausbrä-
che. Das den Fremden gehörende Kapital beträgt 12,486,913
Pf. St.“


Der erſte Artikel, wegen deſſen das Morning Journal für
ſchuldig durch die Jury erklärt ward, und worüber die Strafen
ſpäter von dem Gerichtshofe der Kingsbench ausgeſprochen werden
ſollen, die zu deſſen Diskretion ſtehen, und, mit Ausnahme der
Todesſtrafe, Gefängniß, Staupbeſen, Spaltung der Naſe, beträcht-
liche Geldſtrafen u. ſ. w. ſeyn können, — iſt folgender: „Die
Ernennung des Sir Nikolaus Tindal zu dem Gerichtshofe der
Common-pleas, und des Sir J. Scarlett zu der Stelle eines
Staatsanwalds, hat ſchon ſtatt gefunden. Man verſichert, es ſey
Hrn. Brougham die Stelle eines Solicitorgeneral angeboten wor-
den, er habe ſie aber zu Gunſten der Stelle eines master of
the rolls
verweigert, auf welche er mit Recht bei der nächſten Er-
ledigung Anſprüche macht. Die Gründe zu dieſer Eruennung ſind
in der That ſo natürlich, daß wir ſie ſo erklären wollen, wie ſie
Sterne mit ſeinen unnachahmlichen Onkel Toby und Korporal
Trim erklärt haben würde. Onkel Toby: Wenn ein Zahlungs-
beamter einem höhern Beamten Geld leiht, was hat er zu erwar-
ten? Trim: Ein Vorrüken im Dienſte, ohne Zweifel. Onkel
Toby:
Wenn aber z. B. ein Kapitain mit breiten und runden
Schultern, der eine reiche Wittwe geheirathet hat, ſeinem Obri-
ſten tauſend Pf. St. leihen würde, was dürfte er dafür erwarten?
Trim: Bei der erſten Gelegenheit Major, und wie Sie ſchon
wiſſen, ſo geſtellt zu werden, daß ihm noch weitere Ausſichten of-
fen bleiben. Onkel Toby; Wenn aber ein Major ſeinem Ge-
nerale ſein ganzes Vermögen leihen würde, z. B. 30,000 Pf. St.,
was dann? Trim: Ja dann dürfte er noch vor Ende des Feld-
zugs darauf rechnen, den General zu erſezen.“

[Spaltenumbruch]

Die Times vom 24 Dec. ſagen: „Unſere Leſer wiſſen, daß
zwei andere Erkenntniſſe — oder wir ſollten vielmehr ſagen ein
und ein halbes — von Schuldig, gegen Perſonen die mit dem
Morning-Journal verbunden ſind, außer dem erſten ausgefunden
und geſprochen worden ſind. Was die Schmähung gegen den Lord-
kanzler betrift, ſo konnte es darüber keine zweierlei Meynungen
geben; und die ſchnelle Entſcheidung der Jury, völlig übereinſtim-
mend mit den Ueberzeugungen, von denen Jedermann ſeit Durch-
leſung der betreffenden Stelle durchdrungen war, bewies, daß kein
Zweifel darüber obwaltete. Die zulezt dem Gerichte unterworfe-
nen Aufſäze ſind von einem ganz andern Charakter, und wir be-
kennen unſer Erſtaunen, daß die Juries, beſonders die lezte, auf
die Art, wie geſchehen, geurtheilt haben. Leider hatte ſich der
Strom ſehr heftig an dem erſten Tage gegen den Angeklagten
angeſtemmt, und es gehören größere Kräfte als die ſeinigen dazu,
ſeinem Andrange Einhalt zu thun, oder ſeinen weitern Lauf zu
hemmen. Wenn man ſagt, ein Individuum von Sr. Majeſtät
Regierung habe das Patronat ſeiner Stelle verkauft oder ausge-
tauſcht gegen eine Anleihe, ſo iſt dis offenbar eine Schmähung,
und zwar eine perſönliche, wenn die Anſchuldigung nicht bewieſen
werden kan; es liegt aber innerhalb der gebührenden Schranken
des politiſchen Urtheils, zu behaupten, daß die ganze Regierung die
Angelegenheiten des Landes auf eine ſolche Art beſorge, daß ſie
dadurch ihren königlichen Gebieter, der der Gegenſtand der öffent-
lichen Ehrfurcht ſeyn ſollte, unpopulair mache; denn das Land iſt
unſere Sache, und wir haben ein Recht von der Verwaltung ſei-
ner Angelegenheiten ſo zu ſprechen, wie wir es fühlen und glau-
ben. Iſt des Schriftſtellers Ueberzeugung irrig, ſo wird der Irr-
thum auf ſein eigenes Haupt zurükfallen. Er wird keinen Glau-
ben gewinnen und keine Anhänger finden; er wird im Gegentheil
ſeine Anhänger verlieren, und dis wird ſeine Strafe ſeyn. Wenn
im Gegentheil das Faktum richtig iſt, daß der König durch die
öffentlichen Maaßregeln ſeiner Miniſter unpopulair geworden, wie
will er dis anders erfahren, als durch einige Aeußerungen der öf-
fentlichen Meynung? Man hat einen Unterſchied gemacht zwiſchen
einem Geſeze, das im Vorſchlage iſt, und dem Tadel deſſelben,
wenn es durchgegangen und in Kraft iſt. Es mag allerdings klug
und vorſichtig ſeyn, nach einer Maaßregel, durch welche große
Volksgährung erzeugt ward, zuzuwarten bis die Leideuſchaften ſich
gelegt haben, ehe man den Angrif erneuert; auch ſehen wir ge-
meiniglich keinen großen Nuzen, den Streit in einer ſolchen Zeit
fortzuführen, weil dieſelbe Gewalt, die die Maaßregel durchgeſezt
hat, noch unverändert iſt, und ſie auch ferner feſthalten kan. Wenn
aber nichts, was zum Geſeze geworden iſt, angegriffen werden
darf, wie ſoll dann irgend eine Verbeſſerung in unſerer Konſtitu-

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Donnerſtag Nro. 7. 7 Januar 1830. Großbritannien. — Frankreich. — Niederlande. — Preußen. — Rußland. — Türkei. (Schreiben aus Trieſt.) — Beilage Nro. 7. Der Wollhandel. — Schweiz. — Schreiben vom Harze. — Ankündigungen. Großbritannien. Am 26 Dec. war zwar die Börſe zu London geſchloſſen, man machte aber einige Geſchäfte in Konſol. 3Proz. zu 95⅛; braſi- liſche Fonds 70. Das Monthly Review macht folgende Betrachtung über die Vertheilung der brittiſchen Staatsſchuld: „Sie beträgt 800 Millionen Pf. St. und die jährlichen Zinſen an die Staatsgläu- biger betragen 29 Millionen Pf. St.; die Zahl der Rentiers iſt 288,481 Individuen; von dieſem erhalten 92,223 je 10 Pf.; 42,083 erhalten 20 Pf.; 101,274 erhalten 100 Pf.; 26,410 erhalten 200 Pf.; 15,604 erhalten 400 Pf.; 5,178 erhalten 600 Pf.; 3,260 erhalten 1000 Pf.; 1,741 erhalten 2000 Pf.: 490 erhalten 4000 Pf. und 213 mehr als 4000 Pf. jährlich. Somit ſind 285,580 Individuen Rentiers von weniger als 110 Pf., und geſezt jedes derſelben hätte ſechs Perſonen in der Familie, ſo würden 1,353,480 Individuen ins Elend geſtürzt ſeyn, wenn ein Bankerott ausbrä- che. Das den Fremden gehörende Kapital beträgt 12,486,913 Pf. St.“ Der erſte Artikel, wegen deſſen das Morning Journal für ſchuldig durch die Jury erklärt ward, und worüber die Strafen ſpäter von dem Gerichtshofe der Kingsbench ausgeſprochen werden ſollen, die zu deſſen Diskretion ſtehen, und, mit Ausnahme der Todesſtrafe, Gefängniß, Staupbeſen, Spaltung der Naſe, beträcht- liche Geldſtrafen u. ſ. w. ſeyn können, — iſt folgender: „Die Ernennung des Sir Nikolaus Tindal zu dem Gerichtshofe der Common-pleas, und des Sir J. Scarlett zu der Stelle eines Staatsanwalds, hat ſchon ſtatt gefunden. Man verſichert, es ſey Hrn. Brougham die Stelle eines Solicitorgeneral angeboten wor- den, er habe ſie aber zu Gunſten der Stelle eines master of the rolls verweigert, auf welche er mit Recht bei der nächſten Er- ledigung Anſprüche macht. Die Gründe zu dieſer Eruennung ſind in der That ſo natürlich, daß wir ſie ſo erklären wollen, wie ſie Sterne mit ſeinen unnachahmlichen Onkel Toby und Korporal Trim erklärt haben würde. Onkel Toby: Wenn ein Zahlungs- beamter einem höhern Beamten Geld leiht, was hat er zu erwar- ten? Trim: Ein Vorrüken im Dienſte, ohne Zweifel. Onkel Toby: Wenn aber z. B. ein Kapitain mit breiten und runden Schultern, der eine reiche Wittwe geheirathet hat, ſeinem Obri- ſten tauſend Pf. St. leihen würde, was dürfte er dafür erwarten? Trim: Bei der erſten Gelegenheit Major, und wie Sie ſchon wiſſen, ſo geſtellt zu werden, daß ihm noch weitere Ausſichten of- fen bleiben. Onkel Toby; Wenn aber ein Major ſeinem Ge- nerale ſein ganzes Vermögen leihen würde, z. B. 30,000 Pf. St., was dann? Trim: Ja dann dürfte er noch vor Ende des Feld- zugs darauf rechnen, den General zu erſezen.“ Die Times vom 24 Dec. ſagen: „Unſere Leſer wiſſen, daß zwei andere Erkenntniſſe — oder wir ſollten vielmehr ſagen ein und ein halbes — von Schuldig, gegen Perſonen die mit dem Morning-Journal verbunden ſind, außer dem erſten ausgefunden und geſprochen worden ſind. Was die Schmähung gegen den Lord- kanzler betrift, ſo konnte es darüber keine zweierlei Meynungen geben; und die ſchnelle Entſcheidung der Jury, völlig übereinſtim- mend mit den Ueberzeugungen, von denen Jedermann ſeit Durch- leſung der betreffenden Stelle durchdrungen war, bewies, daß kein Zweifel darüber obwaltete. Die zulezt dem Gerichte unterworfe- nen Aufſäze ſind von einem ganz andern Charakter, und wir be- kennen unſer Erſtaunen, daß die Juries, beſonders die lezte, auf die Art, wie geſchehen, geurtheilt haben. Leider hatte ſich der Strom ſehr heftig an dem erſten Tage gegen den Angeklagten angeſtemmt, und es gehören größere Kräfte als die ſeinigen dazu, ſeinem Andrange Einhalt zu thun, oder ſeinen weitern Lauf zu hemmen. Wenn man ſagt, ein Individuum von Sr. Majeſtät Regierung habe das Patronat ſeiner Stelle verkauft oder ausge- tauſcht gegen eine Anleihe, ſo iſt dis offenbar eine Schmähung, und zwar eine perſönliche, wenn die Anſchuldigung nicht bewieſen werden kan; es liegt aber innerhalb der gebührenden Schranken des politiſchen Urtheils, zu behaupten, daß die ganze Regierung die Angelegenheiten des Landes auf eine ſolche Art beſorge, daß ſie dadurch ihren königlichen Gebieter, der der Gegenſtand der öffent- lichen Ehrfurcht ſeyn ſollte, unpopulair mache; denn das Land iſt unſere Sache, und wir haben ein Recht von der Verwaltung ſei- ner Angelegenheiten ſo zu ſprechen, wie wir es fühlen und glau- ben. Iſt des Schriftſtellers Ueberzeugung irrig, ſo wird der Irr- thum auf ſein eigenes Haupt zurükfallen. Er wird keinen Glau- ben gewinnen und keine Anhänger finden; er wird im Gegentheil ſeine Anhänger verlieren, und dis wird ſeine Strafe ſeyn. Wenn im Gegentheil das Faktum richtig iſt, daß der König durch die öffentlichen Maaßregeln ſeiner Miniſter unpopulair geworden, wie will er dis anders erfahren, als durch einige Aeußerungen der öf- fentlichen Meynung? Man hat einen Unterſchied gemacht zwiſchen einem Geſeze, das im Vorſchlage iſt, und dem Tadel deſſelben, wenn es durchgegangen und in Kraft iſt. Es mag allerdings klug und vorſichtig ſeyn, nach einer Maaßregel, durch welche große Volksgährung erzeugt ward, zuzuwarten bis die Leideuſchaften ſich gelegt haben, ehe man den Angrif erneuert; auch ſehen wir ge- meiniglich keinen großen Nuzen, den Streit in einer ſolchen Zeit fortzuführen, weil dieſelbe Gewalt, die die Maaßregel durchgeſezt hat, noch unverändert iſt, und ſie auch ferner feſthalten kan. Wenn aber nichts, was zum Geſeze geworden iſt, angegriffen werden darf, wie ſoll dann irgend eine Verbeſſerung in unſerer Konſtitu-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 7, 7. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine07_1830/1>, abgerufen am 21.11.2024.