Allgemeine Zeitung, Nr. 3, 3. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
sem beschränkteren politischen Zustande ein Glük, welches oft große Rußland. Am 18 Dec. als am Namenstage Sr. Maj. des Kaisers wur- Am 15 Dec. kam der Staatsrath Graf Matusczewicz von Lon- Türkei. In öffentlichen Nachrichten aus Seres vom 5 Dec. heißt es: Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann. [Spaltenumbruch]
ſem beſchränkteren politiſchen Zuſtande ein Glük, welches oft große Rußland. Am 18 Dec. als am Namenstage Sr. Maj. des Kaiſers wur- Am 15 Dec. kam der Staatsrath Graf Matusczewicz von Lon- Türkei. In öffentlichen Nachrichten aus Seres vom 5 Dec. heißt es: Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jComment" n="3"> <p><pb facs="#f0004" n="12"/><cb/> ſem beſchränkteren politiſchen Zuſtande ein Glük, welches oft große<lb/> Staaten aufs Unheilvollſte entbehren, und welches man ſchwerlich,<lb/> da zugleich wüthende politiſche und religieuſe Spaltungen in den<lb/> Kauf kämen, gegen politiſch größere Bedeutſamkeit vertauſchen<lb/> mag. Hierin alſo, auf doppelte Art, gründen jene vielen Anträge;<lb/> ſie gründen aber auch in dem Umſtande, daß Rheinheſſen und die<lb/> beiden älteren Provinzen des Großherzogthums, hinſichtlich ihrer<lb/> Jnſtitutionen und Geſezgebung, noch immer vielfach verſchiedene<lb/> Theile ſind, und ſo ein Zwieſpaltiges offenbaren, was indeſſen jezt<lb/> weniger zum Zwieſpalte wird, als früherhin. Wenn gleich hier-<lb/> durch erklärt, wie zerſplitternd für Aufmerkſamkeit und Thätigkeit<lb/> der Kammern und Ausſchüſſe ſind jene vielen Anträge! Wie tren-<lb/> nend die Theilnahme des Publikums! Wie zeitraubend! Wie höchſt<lb/> ungewiß in ihrem Erfolge! Und wenn ſie ſich durch günſtigen Aus-<lb/> ſchußbericht und Kammerbeſchluß bis in die andere Kammer ge-<lb/> kämpft haben, wie fortwährend ungewiß iſt jener Erfolg. Selbſt<lb/> der günſtigſte Erfolg, wie wenig materiell berührt er oft die Jn-<lb/> tereſſen des <hi rendition="#g">Landes</hi>, mindeſtens mit dem Aufwande verglichen,<lb/> den er gemacht, und zugleich weiter berükſichtigt, wie für die <hi rendition="#g">eine</hi><lb/> getilgte Einnahmsquelle eine andre geſchaffen werden muß! So<lb/> floß, mit Wiſſen der Stände, das Sperrgeld an den Thoren von<lb/> Darmſtadt, ſowol hinſichtlich der Zeit als der Taxe ſehr billig ge-<lb/> griffen, in die Soldatenwittwenkaſſe. Es <hi rendition="#g">erſchien</hi> als paſſende<lb/> und häufigſt übliche Remuneration für beſondere Bemühungen,<lb/> und <hi rendition="#g">war</hi> Beitrag zu einer milden Kaſſe. Aber der Antrag auf<lb/> ſeine Aufhebung ging in der zweiten Kammer mit einer geringen<lb/> Majorität durch, und, tritt der gedachte günſtigſte Erfolg ein, ſo<lb/> muß die Staatskaſſe d. h. die Maſſe der Steuerpflichtigen, die<lb/> Soldatenwittwenkaſſe entſchädigen, während meiſt Nachtſchwärmer,<lb/> zu ungewöhnlicher Zeit Reiſende und namentlich die Taxisſchen<lb/> Poſtwägen, deren Adminiſtration ohnedis ſo einträglich iſt, ohne<lb/> Abgabe paſſiren. Jn Frankreich handelt es ſich bei einer an die<lb/> Kammer gelangten Petition um die Frage: Soll ſie an den Mi-<lb/> niſter verwieſen, oder ſoll zur Tagesordnung übergegangen wer-<lb/> den? Aber ſelbſt das Erſte, als günſtigern Erfolg, hat man ſcherz-<lb/> weiſe in Frankreich nennen hören: die Petition beerdigen. Unſere<lb/> Art, an den Fürſten den Antrag, nach vorgängig mehrfachen Läu-<lb/> terungen und Prüfungen, zu befördern, iſt gewiß edier und ſinn-<lb/> voller; wollten aber, bei analog gleicher Produktion von Anträgen,<lb/> die franzöſiſchen Kammern wie die unſrigen verfahren, ſie müß-<lb/> ten vielleicht ums Vierfache ihre Thätigkeit ſteigern und dabei<lb/> noch ſchneller als gewöhnlich übers Votiren des Budgets hinaus-<lb/> ſpringen. Zwiſchen dieſem alſo, was theilweiſe nothwendig (denn<lb/> manche Anträge könnten an ſich ceſſiren), und doch in zu großer<lb/> Ausdehnung bedenklich iſt, liegt noch etwas Wünſchenswerthes in<lb/> der Mitte. Es iſt ein öffentliches, inländiſches, cenſurfreies Blatt,<lb/> was für anſtändige, ungezwungene Niederlegung, Beredung und<lb/> ſelbſt Streit der Anſichten eine paſſende Stelle abgäbe. Deſſen<lb/> haben wir bis jezt gar nichts; denn die drei politiſchen Blätter<lb/> des Großherzogthums, welche zu Darmſtadt, Mainz und Worms<lb/> erſcheinen, und von denen das erſte, noch am meiſten geleſene, in<lb/> der Stadt Mainz nur eine ſehr geringe Anzahl Abonnenten zählt,<lb/> verhalten ſich beinahe blos kompilatoriſch, und möchten auch<lb/> ſonſt keineswegs dazu geeignet ſeyn. Ein eigenes Blatt, was<lb/> auch, troz der Privilegien jener Zeitungen, reichlich möglich zu<lb/> machen wäre, kan einzig hier den Vermittler abgeben. Politiſches<lb/> Leben will freie politiſche Aeußerung und Diskuſſion. Etwas des<lb/><cb/> erſteren, wenn auch nur in gelindem Takte, rinnt durch die Puls-<lb/> adern unſerer Provinzen. Da nun das leztere, im Julande, nir-<lb/> gends leicht ſich hinflüchten kan, als von drei zu drei Jahren in<lb/> die Kammern, ſo iſt natürlich, daß dann ihre Quelle um ſo voll-<lb/> ſtändiger und unaufhörlicher ſtrömt. Freier öffentlicher Rede<lb/> ſtand niemals in unſerm Lande, und ſelbſt nicht unter den bedenk-<lb/> lichſten politiſchen Umſtänden, Hemmung oder Aufpaſſerei im We-<lb/> ge; aber vervielfältigt, geleſen und beſprochen, wird ſie erſt zur<lb/> freieſten und öffentlichſten. Darin liegt Verſchmelzung der Pro-<lb/> vinzialintereſſen, wo möglich Verſöhnung der Prinzipien, minde-<lb/> ſtens eine Bekanntſchaft mit denſelben (was namentlich wohlthä-<lb/> tig auf die alten und neuen Provinzen des Großherzogthums, ſo<lb/> wie ihre Vorurtheile wirken würde), und jedenfalls Vorbereitung<lb/> und Nacharbeit des ſtändiſchen Wirkens. Dieſes würde dadurch<lb/> erleichtert, verkürzt, nicht minder konſtitutionell und freiſinnig,<lb/> und doch in wenigeren Tauſenden aufs Ausgabebudget drükend.<lb/> Freilich, mit Allem dieſem ſteht der Erfolg des Antrags, welcher<lb/> in der zweiten Kammer gemacht worden iſt: Freiheit der Preſſe<lb/> für alle inländiſchen Angelegenheiten, im genaueſten Zuſammen-<lb/> hange. Vorerſt muß man alſo dieſem fröhliches Gedeihen wün-<lb/> ſchen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Rußland</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Am 18 Dec. als am Namenstage Sr. Maj. des Kaiſers wur-<lb/> de in der Kapelle des Winterpallaſts in Gegenwart J. M. der<lb/> Kaiſerin, des Großfürſten Thronfolgers und des Großfürſten Mi-<lb/> chael, eine feierliche Meſſe gehalten; nach welcher das diplomati-<lb/> ſche Korps die Ehre hatte der Kaiſerin ſeine Glükwünſche abzu-<lb/> ſtatten, und in ihren Gemächern der übliche Handkuß ſtatt fand.<lb/> Der Miniſter des kaiſerlichen Hauſes Fürſt Wolchonsky gab ein<lb/> großes Mittagsmahl, und Abends war die Stadt beleuchtet.</p><lb/> <p>Am 15 Dec. kam der Staatsrath Graf Matusczewicz von Lon-<lb/> don zu Petersburg an, hingegen reisten der geh. Rath Freiherr<lb/> v. 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Da aber Juſſuff-Paſcha<lb/> ſelbſt nie mehr hieher kam, ſo ſuchte jener die Forderung an deſ-<lb/> ſen Sohn, welcher damals Ayan unſrer Stadt war, geltend zu ma-<lb/> chen, was jedoch auf deſſen Erklärung, daß er nichts für ſeinen<lb/> Vater bezahlen wolle, erfolglos blieb, worauf jener Rache ſchnau-<lb/> bend unſre Stadt verließ. Nachdem dieſer Umſtand ſchon längſt<lb/> aus Jedermanns Gedächtniß entſchwunden war, erſchien vor eini-<lb/> gen Tagen der Albaneſer Häuptling unerwartet mit 800 Mann<lb/> vor unſerer Stadt, plündert und verwüſtet ſeitdem alle in unſrer<lb/> Nähe gelegenen Ortſchaften, ohne jedoch bis jezt einen Verſuch<lb/> gegen die Stadt ſelbſt, wo Alles in Angſt und Schreken iſt, ge-<lb/> macht zu haben. Heute hören wir, daß der Rumely Walleſſy die<lb/> waffenfähige Mannſchaft mehrerer Diſtrikte Macedoniens gegen<lb/> dieſe Bande aufgeboten hat, allein die ſeit einigen Tagen anhal-<lb/> tende fürchterliche Witterung, welche die Kommunikation ſehr<lb/> erſchwert, ſcheint einen Angrif gegen dieſelbe bis jezt verhindert<lb/> zu haben.“</quote></cit></p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jEditorialStaff" n="1"> <head> <hi rendition="#red"> <hi rendition="#c">Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.</hi> </hi> </head> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [12/0004]
ſem beſchränkteren politiſchen Zuſtande ein Glük, welches oft große
Staaten aufs Unheilvollſte entbehren, und welches man ſchwerlich,
da zugleich wüthende politiſche und religieuſe Spaltungen in den
Kauf kämen, gegen politiſch größere Bedeutſamkeit vertauſchen
mag. Hierin alſo, auf doppelte Art, gründen jene vielen Anträge;
ſie gründen aber auch in dem Umſtande, daß Rheinheſſen und die
beiden älteren Provinzen des Großherzogthums, hinſichtlich ihrer
Jnſtitutionen und Geſezgebung, noch immer vielfach verſchiedene
Theile ſind, und ſo ein Zwieſpaltiges offenbaren, was indeſſen jezt
weniger zum Zwieſpalte wird, als früherhin. Wenn gleich hier-
durch erklärt, wie zerſplitternd für Aufmerkſamkeit und Thätigkeit
der Kammern und Ausſchüſſe ſind jene vielen Anträge! Wie tren-
nend die Theilnahme des Publikums! Wie zeitraubend! Wie höchſt
ungewiß in ihrem Erfolge! Und wenn ſie ſich durch günſtigen Aus-
ſchußbericht und Kammerbeſchluß bis in die andere Kammer ge-
kämpft haben, wie fortwährend ungewiß iſt jener Erfolg. Selbſt
der günſtigſte Erfolg, wie wenig materiell berührt er oft die Jn-
tereſſen des Landes, mindeſtens mit dem Aufwande verglichen,
den er gemacht, und zugleich weiter berükſichtigt, wie für die eine
getilgte Einnahmsquelle eine andre geſchaffen werden muß! So
floß, mit Wiſſen der Stände, das Sperrgeld an den Thoren von
Darmſtadt, ſowol hinſichtlich der Zeit als der Taxe ſehr billig ge-
griffen, in die Soldatenwittwenkaſſe. Es erſchien als paſſende
und häufigſt übliche Remuneration für beſondere Bemühungen,
und war Beitrag zu einer milden Kaſſe. Aber der Antrag auf
ſeine Aufhebung ging in der zweiten Kammer mit einer geringen
Majorität durch, und, tritt der gedachte günſtigſte Erfolg ein, ſo
muß die Staatskaſſe d. h. die Maſſe der Steuerpflichtigen, die
Soldatenwittwenkaſſe entſchädigen, während meiſt Nachtſchwärmer,
zu ungewöhnlicher Zeit Reiſende und namentlich die Taxisſchen
Poſtwägen, deren Adminiſtration ohnedis ſo einträglich iſt, ohne
Abgabe paſſiren. Jn Frankreich handelt es ſich bei einer an die
Kammer gelangten Petition um die Frage: Soll ſie an den Mi-
niſter verwieſen, oder ſoll zur Tagesordnung übergegangen wer-
den? Aber ſelbſt das Erſte, als günſtigern Erfolg, hat man ſcherz-
weiſe in Frankreich nennen hören: die Petition beerdigen. Unſere
Art, an den Fürſten den Antrag, nach vorgängig mehrfachen Läu-
terungen und Prüfungen, zu befördern, iſt gewiß edier und ſinn-
voller; wollten aber, bei analog gleicher Produktion von Anträgen,
die franzöſiſchen Kammern wie die unſrigen verfahren, ſie müß-
ten vielleicht ums Vierfache ihre Thätigkeit ſteigern und dabei
noch ſchneller als gewöhnlich übers Votiren des Budgets hinaus-
ſpringen. Zwiſchen dieſem alſo, was theilweiſe nothwendig (denn
manche Anträge könnten an ſich ceſſiren), und doch in zu großer
Ausdehnung bedenklich iſt, liegt noch etwas Wünſchenswerthes in
der Mitte. Es iſt ein öffentliches, inländiſches, cenſurfreies Blatt,
was für anſtändige, ungezwungene Niederlegung, Beredung und
ſelbſt Streit der Anſichten eine paſſende Stelle abgäbe. Deſſen
haben wir bis jezt gar nichts; denn die drei politiſchen Blätter
des Großherzogthums, welche zu Darmſtadt, Mainz und Worms
erſcheinen, und von denen das erſte, noch am meiſten geleſene, in
der Stadt Mainz nur eine ſehr geringe Anzahl Abonnenten zählt,
verhalten ſich beinahe blos kompilatoriſch, und möchten auch
ſonſt keineswegs dazu geeignet ſeyn. Ein eigenes Blatt, was
auch, troz der Privilegien jener Zeitungen, reichlich möglich zu
machen wäre, kan einzig hier den Vermittler abgeben. Politiſches
Leben will freie politiſche Aeußerung und Diskuſſion. Etwas des
erſteren, wenn auch nur in gelindem Takte, rinnt durch die Puls-
adern unſerer Provinzen. Da nun das leztere, im Julande, nir-
gends leicht ſich hinflüchten kan, als von drei zu drei Jahren in
die Kammern, ſo iſt natürlich, daß dann ihre Quelle um ſo voll-
ſtändiger und unaufhörlicher ſtrömt. Freier öffentlicher Rede
ſtand niemals in unſerm Lande, und ſelbſt nicht unter den bedenk-
lichſten politiſchen Umſtänden, Hemmung oder Aufpaſſerei im We-
ge; aber vervielfältigt, geleſen und beſprochen, wird ſie erſt zur
freieſten und öffentlichſten. Darin liegt Verſchmelzung der Pro-
vinzialintereſſen, wo möglich Verſöhnung der Prinzipien, minde-
ſtens eine Bekanntſchaft mit denſelben (was namentlich wohlthä-
tig auf die alten und neuen Provinzen des Großherzogthums, ſo
wie ihre Vorurtheile wirken würde), und jedenfalls Vorbereitung
und Nacharbeit des ſtändiſchen Wirkens. Dieſes würde dadurch
erleichtert, verkürzt, nicht minder konſtitutionell und freiſinnig,
und doch in wenigeren Tauſenden aufs Ausgabebudget drükend.
Freilich, mit Allem dieſem ſteht der Erfolg des Antrags, welcher
in der zweiten Kammer gemacht worden iſt: Freiheit der Preſſe
für alle inländiſchen Angelegenheiten, im genaueſten Zuſammen-
hange. Vorerſt muß man alſo dieſem fröhliches Gedeihen wün-
ſchen.
Rußland.
Am 18 Dec. als am Namenstage Sr. Maj. des Kaiſers wur-
de in der Kapelle des Winterpallaſts in Gegenwart J. M. der
Kaiſerin, des Großfürſten Thronfolgers und des Großfürſten Mi-
chael, eine feierliche Meſſe gehalten; nach welcher das diplomati-
ſche Korps die Ehre hatte der Kaiſerin ſeine Glükwünſche abzu-
ſtatten, und in ihren Gemächern der übliche Handkuß ſtatt fand.
Der Miniſter des kaiſerlichen Hauſes Fürſt Wolchonsky gab ein
großes Mittagsmahl, und Abends war die Stadt beleuchtet.
Am 15 Dec. kam der Staatsrath Graf Matusczewicz von Lon-
don zu Petersburg an, hingegen reisten der geh. Rath Freiherr
v. Humboldt und der Profeſſor Ehrenberg nach Berlin ab.
Türkei.
In öffentlichen Nachrichten aus Seres vom 5 Dec. heißt es:
„Ein Albaneſer Häuptling, welcher vor 4 bis 5 Jahren mit Juſſuff
Paſcha gegen die moreotiſchen Jnſurgenten focht, hatte für den Un-
terhalt der Beſazung von Patras an dieſen 750,000 türkiſche Pia-
ſter zu fordern, welche ihm derſelbe in einer beſtimmten Friſt zu
zahlen verſprach. Während der Zeit wurde Juſſuff-Paſcha nach
Konſtantinopel berufen, und der Albaneſer erſchien vor zwei Jahren
hier, um ſich ſeine Bezahlung zu holen. Da aber Juſſuff-Paſcha
ſelbſt nie mehr hieher kam, ſo ſuchte jener die Forderung an deſ-
ſen Sohn, welcher damals Ayan unſrer Stadt war, geltend zu ma-
chen, was jedoch auf deſſen Erklärung, daß er nichts für ſeinen
Vater bezahlen wolle, erfolglos blieb, worauf jener Rache ſchnau-
bend unſre Stadt verließ. Nachdem dieſer Umſtand ſchon längſt
aus Jedermanns Gedächtniß entſchwunden war, erſchien vor eini-
gen Tagen der Albaneſer Häuptling unerwartet mit 800 Mann
vor unſerer Stadt, plündert und verwüſtet ſeitdem alle in unſrer
Nähe gelegenen Ortſchaften, ohne jedoch bis jezt einen Verſuch
gegen die Stadt ſelbſt, wo Alles in Angſt und Schreken iſt, ge-
macht zu haben. Heute hören wir, daß der Rumely Walleſſy die
waffenfähige Mannſchaft mehrerer Diſtrikte Macedoniens gegen
dieſe Bande aufgeboten hat, allein die ſeit einigen Tagen anhal-
tende fürchterliche Witterung, welche die Kommunikation ſehr
erſchwert, ſcheint einen Angrif gegen dieſelbe bis jezt verhindert
zu haben.“
Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.
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(2021-11-17T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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