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Allgemeine Zeitung, Nr. 2, 2. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] daß wenn die Leute vom 18 Fruktidor hier noch in der Lage wä-
ren, in die sie dieses Ministerium versezt haben, sie daraus wie
die Fliege aus dem Spinngewebe, nemlich durch Zerreißung dessel-
ben, hervorgehen würden. Eine Ordonnanz verbessert das Loos der
Armee; man sagt, dis sey ein geheimer Aufruf an die Bajonnette.
Inzwischen bleiben die Bajonnette ruhig. Man hat damit eine
grobe Unwahrheit behauptet, die aber eine Wahrheit enthüllt, daß
man nemlich die unerschütterliche Hingebung und Treue der Mili-
tairs fürchtet, die man vergeblich zu bestechen versucht hat. So
ist jede Lüge der Schrei eines schlechten Gewissens oder der Ab-
sichten eines verkehrten Willens."

Die erste Kammer des königlichen Gerichtshofs, in Vereinigung
mit der Appellationskammer der Zuchtpolizei, verhandelte am
24 Dec. die von Hrn. Bertin Devaur gegen das Urtheil erster
Instanz eingelegte Appellation. Durch dasselbe ward bekanntlich
Hr. Bertin, Gerant des Journal des Debats, zu sechsmonatlicher
Haft und 500 Fr. Geldbuße als schuldig des Angrifs auf die kö-
nigliche Würde und der Beleidigung gegen die Person des Königs
verurtheilt. Der Rath Deherain erstattete Bericht über die Sache.
Hr. Dupin der ältere vertheidigte Hrn. Bertin. Hr. Berard Des-
glajeur, Generaladvokat, war mit Aufrechthaltung des Urtheils
der ersten Richter beauftragt. Nach einer Replik des Hrn. Dupin
betheuerte Hrn. Bertin in einer Rede seine Liebe für die Bourbons
und die öffentlichen Freiheiten, wobei er in sein Privatleben ein-
geht und von seinem Eril spricht. Nach dreistündiger Berathschla-
gung fällt der Gerichtshof das Urtheil: daß in Betracht, daß die
Ausdrüke des Artikels unschiklich seyen, aber doch nicht die Ver-
gehen der Beleidigung gegen die Person des Königs und des An-
grifs auf die königliche Würde enthielten, der Gerichtshof Hrn.
Bertin von der gegen ihn verhängten Verurtheilung freispreche."

Hr. Bert, verantwortlicher Gerant des Journal du Commerce,
war auf den 29 Dec. vor die sechste Kammer der Zuchtpolizei
geladen, weil er sich geweigert hatte, einen bittern Brief des Po-
lizeipräfekten Mangin, als Antwort auf einen Artikel über die
Dienstesentsezung des Polizeibeamten Mangin, der darin als Vet-
ter des Präfekten bezeichnet war, vollständig aufzunehmen.

Die Eigenthümer der Revue britannique, der Revue francaise,
der Revue de Paris, des Corsaire, des Figaro, der Pandore u. s. w.
haben einen merkwürdigen Prozeß gegen den Voleur, den Pirate,
das Cabinet de Lecture, den Compilateur, den Voleur politique
et litteraire, u. s. w. anhängig gemacht; sie verlangen Schaden-
ersaz für die litterarischen Diebstähle und Räubereien, denen sich
diese Blätter gegen sie schuldig gemacht hätten, und ein Verbot
für die Zukunft, sich irgend eine Art von Entlehnung gegen sie
zu erlauben.

Die französische Akademie hielt am 24 Dec. eine Sizung zur
Wiederaufnahme der HH. Arnaud und Etienne, bei welcher troz
der großen Kälte eine Menge Einheimischer und Fremder zuge-
strömt waren.

Der Minister Guernon de Ranville war wegen des zu Caen
erfolgten Todes seines Vaters dahin abgereist.

Die Liberalen haben dem Ministerium
Polignac dadurch einen Dienst geleistet, daß sie sich gegen dasselbe
erzürnten. Ihre Angriffe haben nichts an den Entschließungen
desselben geändert, aber sie haben ihm Anlaß gegeben, seine Grund-
säze klar darzulegen, und noch vor Eröfnung der Kammern auf
alle Verläumdungen zu antworten, mit denen eine mißgünstige
[Spaltenumbruch] Opposition es belästigen möchte. Man sage nun noch immer, der
Fürst Polignac wolle die Charte vernichten, die Institutionen seyen
bedroht, ein erniedrigender Despotismus werde in Kurzem an die
Stelle derselben treten, so muß jezt das Publikum die Achseln
darüber zuken, weil alle diese Lügen das Verdienst der Neuheit
verloren haben, weil die darauf erfolgte Widerlegung die Ursache
seyn wird, daß man darin nur eine Wiederholung der Komödie
sehen dürfte, welche die liberalen Blätter schon früher gespielt hat-
ten. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen haben sich die Libe-
ralen, wie unter so manchen andern, zu sehr dem ausnehmenden
Vertrauen hingegeben, das der geringste Erfolg ihnen einflößte.
Das lezte Ministerium hatte ihren Muth wieder erhoben, und so
glaubten sie, daß auch dieses außer Stand seyn würde, ihnen zu
widerstehen. Sie arbeiteten am Sturze desselben, machten es aber
dadurch nur um so fester; sie erschöpften sich in unnüzen Bestre-
bungen, um auf eigne Kosten den Beweis zu liefern, daß reine
Absichten und fester Wille eine Schranke sind, gegen welche die
Unternehmungen des Liberalism immer scheitern werden. Gott
wollte nicht, daß schlechte Reden über gute Handlungen den Sieg
davon tragen und daß die Zuversicht, mit welcher man Lügen vor-
trägt, sie als Wahrheiten stemple. Wenn es Leute gibt, die an
Verläumdung Freude haben, wenn Alles was die höchste Gewalt
herabsezt, ihnen Vergnügen macht, so ist doch ihre Leichtgläubig-
nicht so groß, daß man beständig dieselbe mißbrauchen dürfte, ohne
diesen Leuten am Ende die Augen zu öfnen. Die liberalen Blät-
ter haben demnach den Rednern der Opposition einen perfiden
Streich gespielt, daß sie die Initiative der Verläumdung des roya-
listischen Ministeriums auf sich nahmen und es dadurch in die Lage
sezten, das Nichtvorhandenseyn schlechter Absichten zu beweisen,
da es doch so vortheilhaft für die Faktion gewesen wäre, wenn
diese Vermuthung fortgedauert hätte. Welcher Erfolg läßt sich jezt
noch bei Reden von Staatsstreichen versprechen, die nun unter
den schönen rednerischen Motiven zu einer verwelkten Blume ge-
worden sind, der selbst Hr. Petou nicht mehr frisches Leben ver-
leihen möchte? was läßt sich wohl noch demjenigen beifügen, was
bereits über jene Armee gesagt ward, der das Ministerium Polig-
nac nur deswegen Gerechtigkeit wiederfahren lasse, um sie zu be-
stechen; über jene Ersparungen, die nur eine gewandte Art sind,
die Nation zu Grunde zu richten, über den neuen Kunstgrif, den
das Ministerium-zur Erhaltung der Charte anwendet, daß es sie
nemlich verschwinden läßt? Alles dis ist nun verbraucht; die Je-
suiten, die Priesterpartei, die Camarilla sind nur langweilige un-
nüze Wiederholungen, denen man irgend etwas Neues unterlegen
muß. Wo wird Hr. Labbey de Pompieres Stof für seine Ankla-
gen finden? Was wird er den religieusen und monarchischen Män-
nern vorwerfen? Etwa daß sie der Weinerndte durch ihre Gebete
geschadet hätten, um zu verhindern, daß die Köpfe sich nicht ge-
gen sie erhizten, um die Liberalen zu strafen, die viel Wein
trinken, und um dem Ministerium Polignac die Verlegenheiten
des Ueberflusses zu ersparen, über den man sich im verflossenen
Jahre beklagte? Diese Sache betrift das Volk; man kan durch
Befriedigung derselben dessen Wohlwollen gewinnen; und diese An-
klage würde durchaus nicht unwahrscheinlicher seyn, als alle die An-
klagen, die ihr vorausgegangen sind. Man könnte auch noch das
Budget als ein freiwilliges Geschenk darstellen, und behaupten, es
finde dabei keine Verpflichtung statt, und weil die Könige die Fa-
milienoberhäupter sind, so müßten sie diese Familien auch unter-

[Spaltenumbruch] daß wenn die Leute vom 18 Fruktidor hier noch in der Lage wä-
ren, in die ſie dieſes Miniſterium verſezt haben, ſie daraus wie
die Fliege aus dem Spinngewebe, nemlich durch Zerreißung deſſel-
ben, hervorgehen würden. Eine Ordonnanz verbeſſert das Loos der
Armee; man ſagt, dis ſey ein geheimer Aufruf an die Bajonnette.
Inzwiſchen bleiben die Bajonnette ruhig. Man hat damit eine
grobe Unwahrheit behauptet, die aber eine Wahrheit enthüllt, daß
man nemlich die unerſchütterliche Hingebung und Treue der Mili-
tairs fürchtet, die man vergeblich zu beſtechen verſucht hat. So
iſt jede Lüge der Schrei eines ſchlechten Gewiſſens oder der Ab-
ſichten eines verkehrten Willens.“

Die erſte Kammer des königlichen Gerichtshofs, in Vereinigung
mit der Appellationskammer der Zuchtpolizei, verhandelte am
24 Dec. die von Hrn. Bertin Devaur gegen das Urtheil erſter
Inſtanz eingelegte Appellation. Durch daſſelbe ward bekanntlich
Hr. Bertin, Gérant des Journal des Debats, zu ſechsmonatlicher
Haft und 500 Fr. Geldbuße als ſchuldig des Angrifs auf die kö-
nigliche Würde und der Beleidigung gegen die Perſon des Königs
verurtheilt. Der Rath Deherain erſtattete Bericht über die Sache.
Hr. Dupin der ältere vertheidigte Hrn. Bertin. Hr. Berard Des-
glajeur, Generaladvokat, war mit Aufrechthaltung des Urtheils
der erſten Richter beauftragt. Nach einer Replik des Hrn. Dupin
betheuerte Hrn. Bertin in einer Rede ſeine Liebe für die Bourbons
und die öffentlichen Freiheiten, wobei er in ſein Privatleben ein-
geht und von ſeinem Eril ſpricht. Nach dreiſtündiger Berathſchla-
gung fällt der Gerichtshof das Urtheil: daß in Betracht, daß die
Ausdrüke des Artikels unſchiklich ſeyen, aber doch nicht die Ver-
gehen der Beleidigung gegen die Perſon des Königs und des An-
grifs auf die königliche Würde enthielten, der Gerichtshof Hrn.
Bertin von der gegen ihn verhängten Verurtheilung freiſpreche.“

Hr. Bert, verantwortlicher Gérant des Journal du Commerce,
war auf den 29 Dec. vor die ſechste Kammer der Zuchtpolizei
geladen, weil er ſich geweigert hatte, einen bittern Brief des Po-
lizeipräfekten Mangin, als Antwort auf einen Artikel über die
Dienſtesentſezung des Polizeibeamten Mangin, der darin als Vet-
ter des Präfekten bezeichnet war, vollſtändig aufzunehmen.

Die Eigenthümer der Revue britannique, der Revue françaiſe,
der Revue de Paris, des Corſaire, des Figaro, der Pandore u. ſ. w.
haben einen merkwürdigen Prozeß gegen den Voleur, den Pirate,
das Cabinet de Lecture, den Compilateur, den Voleur politique
et littéraire, u. ſ. w. anhängig gemacht; ſie verlangen Schaden-
erſaz für die litterariſchen Diebſtähle und Räubereien, denen ſich
dieſe Blätter gegen ſie ſchuldig gemacht hätten, und ein Verbot
für die Zukunft, ſich irgend eine Art von Entlehnung gegen ſie
zu erlauben.

Die franzöſiſche Akademie hielt am 24 Dec. eine Sizung zur
Wiederaufnahme der HH. Arnaud und Etienne, bei welcher troz
der großen Kälte eine Menge Einheimiſcher und Fremder zuge-
ſtrömt waren.

Der Miniſter Guernon de Ranville war wegen des zu Caen
erfolgten Todes ſeines Vaters dahin abgereist.

Die Liberalen haben dem Miniſterium
Polignac dadurch einen Dienſt geleiſtet, daß ſie ſich gegen daſſelbe
erzürnten. Ihre Angriffe haben nichts an den Entſchließungen
deſſelben geändert, aber ſie haben ihm Anlaß gegeben, ſeine Grund-
ſäze klar darzulegen, und noch vor Eröfnung der Kammern auf
alle Verläumdungen zu antworten, mit denen eine mißgünſtige
[Spaltenumbruch] Oppoſition es beläſtigen möchte. Man ſage nun noch immer, der
Fürſt Polignac wolle die Charte vernichten, die Inſtitutionen ſeyen
bedroht, ein erniedrigender Despotismus werde in Kurzem an die
Stelle derſelben treten, ſo muß jezt das Publikum die Achſeln
darüber zuken, weil alle dieſe Lügen das Verdienſt der Neuheit
verloren haben, weil die darauf erfolgte Widerlegung die Urſache
ſeyn wird, daß man darin nur eine Wiederholung der Komödie
ſehen dürfte, welche die liberalen Blätter ſchon früher geſpielt hat-
ten. Unter den gegenwärtigen Verhältniſſen haben ſich die Libe-
ralen, wie unter ſo manchen andern, zu ſehr dem ausnehmenden
Vertrauen hingegeben, das der geringſte Erfolg ihnen einflößte.
Das lezte Miniſterium hatte ihren Muth wieder erhoben, und ſo
glaubten ſie, daß auch dieſes außer Stand ſeyn würde, ihnen zu
widerſtehen. Sie arbeiteten am Sturze deſſelben, machten es aber
dadurch nur um ſo feſter; ſie erſchöpften ſich in unnüzen Beſtre-
bungen, um auf eigne Koſten den Beweis zu liefern, daß reine
Abſichten und feſter Wille eine Schranke ſind, gegen welche die
Unternehmungen des Liberalism immer ſcheitern werden. Gott
wollte nicht, daß ſchlechte Reden über gute Handlungen den Sieg
davon tragen und daß die Zuverſicht, mit welcher man Lügen vor-
trägt, ſie als Wahrheiten ſtemple. Wenn es Leute gibt, die an
Verläumdung Freude haben, wenn Alles was die höchſte Gewalt
herabſezt, ihnen Vergnügen macht, ſo iſt doch ihre Leichtgläubig-
nicht ſo groß, daß man beſtändig dieſelbe mißbrauchen dürfte, ohne
dieſen Leuten am Ende die Augen zu öfnen. Die liberalen Blät-
ter haben demnach den Rednern der Oppoſition einen perfiden
Streich geſpielt, daß ſie die Initiative der Verläumdung des roya-
liſtiſchen Miniſteriums auf ſich nahmen und es dadurch in die Lage
ſezten, das Nichtvorhandenſeyn ſchlechter Abſichten zu beweiſen,
da es doch ſo vortheilhaft für die Faktion geweſen wäre, wenn
dieſe Vermuthung fortgedauert hätte. Welcher Erfolg läßt ſich jezt
noch bei Reden von Staatsſtreichen verſprechen, die nun unter
den ſchönen redneriſchen Motiven zu einer verwelkten Blume ge-
worden ſind, der ſelbſt Hr. Petou nicht mehr friſches Leben ver-
leihen möchte? was läßt ſich wohl noch demjenigen beifügen, was
bereits über jene Armee geſagt ward, der das Miniſterium Polig-
nac nur deswegen Gerechtigkeit wiederfahren laſſe, um ſie zu be-
ſtechen; über jene Erſparungen, die nur eine gewandte Art ſind,
die Nation zu Grunde zu richten, über den neuen Kunſtgrif, den
das Miniſterium-zur Erhaltung der Charte anwendet, daß es ſie
nemlich verſchwinden läßt? Alles dis iſt nun verbraucht; die Je-
ſuiten, die Prieſterpartei, die Camarilla ſind nur langweilige un-
nüze Wiederholungen, denen man irgend etwas Neues unterlegen
muß. Wo wird Hr. Labbey de Pompières Stof für ſeine Ankla-
gen finden? Was wird er den religieuſen und monarchiſchen Män-
nern vorwerfen? Etwa daß ſie der Weinerndte durch ihre Gebete
geſchadet hätten, um zu verhindern, daß die Köpfe ſich nicht ge-
gen ſie erhizten, um die Liberalen zu ſtrafen, die viel Wein
trinken, und um dem Miniſterium Polignac die Verlegenheiten
des Ueberfluſſes zu erſparen, über den man ſich im verfloſſenen
Jahre beklagte? Dieſe Sache betrift das Volk; man kan durch
Befriedigung derſelben deſſen Wohlwollen gewinnen; und dieſe An-
klage würde durchaus nicht unwahrſcheinlicher ſeyn, als alle die An-
klagen, die ihr vorausgegangen ſind. Man könnte auch noch das
Budget als ein freiwilliges Geſchenk darſtellen, und behaupten, es
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milienoberhäupter ſind, ſo müßten ſie dieſe Familien auch unter-

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[6/0002] daß wenn die Leute vom 18 Fruktidor hier noch in der Lage wä- ren, in die ſie dieſes Miniſterium verſezt haben, ſie daraus wie die Fliege aus dem Spinngewebe, nemlich durch Zerreißung deſſel- ben, hervorgehen würden. Eine Ordonnanz verbeſſert das Loos der Armee; man ſagt, dis ſey ein geheimer Aufruf an die Bajonnette. Inzwiſchen bleiben die Bajonnette ruhig. Man hat damit eine grobe Unwahrheit behauptet, die aber eine Wahrheit enthüllt, daß man nemlich die unerſchütterliche Hingebung und Treue der Mili- tairs fürchtet, die man vergeblich zu beſtechen verſucht hat. So iſt jede Lüge der Schrei eines ſchlechten Gewiſſens oder der Ab- ſichten eines verkehrten Willens.“ Die erſte Kammer des königlichen Gerichtshofs, in Vereinigung mit der Appellationskammer der Zuchtpolizei, verhandelte am 24 Dec. die von Hrn. Bertin Devaur gegen das Urtheil erſter Inſtanz eingelegte Appellation. Durch daſſelbe ward bekanntlich Hr. Bertin, Gérant des Journal des Debats, zu ſechsmonatlicher Haft und 500 Fr. Geldbuße als ſchuldig des Angrifs auf die kö- nigliche Würde und der Beleidigung gegen die Perſon des Königs verurtheilt. Der Rath Deherain erſtattete Bericht über die Sache. Hr. Dupin der ältere vertheidigte Hrn. Bertin. Hr. Berard Des- glajeur, Generaladvokat, war mit Aufrechthaltung des Urtheils der erſten Richter beauftragt. Nach einer Replik des Hrn. Dupin betheuerte Hrn. Bertin in einer Rede ſeine Liebe für die Bourbons und die öffentlichen Freiheiten, wobei er in ſein Privatleben ein- geht und von ſeinem Eril ſpricht. Nach dreiſtündiger Berathſchla- gung fällt der Gerichtshof das Urtheil: daß in Betracht, daß die Ausdrüke des Artikels unſchiklich ſeyen, aber doch nicht die Ver- gehen der Beleidigung gegen die Perſon des Königs und des An- grifs auf die königliche Würde enthielten, der Gerichtshof Hrn. Bertin von der gegen ihn verhängten Verurtheilung freiſpreche.“ Hr. Bert, verantwortlicher Gérant des Journal du Commerce, war auf den 29 Dec. vor die ſechste Kammer der Zuchtpolizei geladen, weil er ſich geweigert hatte, einen bittern Brief des Po- lizeipräfekten Mangin, als Antwort auf einen Artikel über die Dienſtesentſezung des Polizeibeamten Mangin, der darin als Vet- ter des Präfekten bezeichnet war, vollſtändig aufzunehmen. Die Eigenthümer der Revue britannique, der Revue françaiſe, der Revue de Paris, des Corſaire, des Figaro, der Pandore u. ſ. w. haben einen merkwürdigen Prozeß gegen den Voleur, den Pirate, das Cabinet de Lecture, den Compilateur, den Voleur politique et littéraire, u. ſ. w. anhängig gemacht; ſie verlangen Schaden- erſaz für die litterariſchen Diebſtähle und Räubereien, denen ſich dieſe Blätter gegen ſie ſchuldig gemacht hätten, und ein Verbot für die Zukunft, ſich irgend eine Art von Entlehnung gegen ſie zu erlauben. Die franzöſiſche Akademie hielt am 24 Dec. eine Sizung zur Wiederaufnahme der HH. Arnaud und Etienne, bei welcher troz der großen Kälte eine Menge Einheimiſcher und Fremder zuge- ſtrömt waren. Der Miniſter Guernon de Ranville war wegen des zu Caen erfolgten Todes ſeines Vaters dahin abgereist. * † Lyon, 26 Dec.Die Liberalen haben dem Miniſterium Polignac dadurch einen Dienſt geleiſtet, daß ſie ſich gegen daſſelbe erzürnten. Ihre Angriffe haben nichts an den Entſchließungen deſſelben geändert, aber ſie haben ihm Anlaß gegeben, ſeine Grund- ſäze klar darzulegen, und noch vor Eröfnung der Kammern auf alle Verläumdungen zu antworten, mit denen eine mißgünſtige Oppoſition es beläſtigen möchte. Man ſage nun noch immer, der Fürſt Polignac wolle die Charte vernichten, die Inſtitutionen ſeyen bedroht, ein erniedrigender Despotismus werde in Kurzem an die Stelle derſelben treten, ſo muß jezt das Publikum die Achſeln darüber zuken, weil alle dieſe Lügen das Verdienſt der Neuheit verloren haben, weil die darauf erfolgte Widerlegung die Urſache ſeyn wird, daß man darin nur eine Wiederholung der Komödie ſehen dürfte, welche die liberalen Blätter ſchon früher geſpielt hat- ten. Unter den gegenwärtigen Verhältniſſen haben ſich die Libe- ralen, wie unter ſo manchen andern, zu ſehr dem ausnehmenden Vertrauen hingegeben, das der geringſte Erfolg ihnen einflößte. Das lezte Miniſterium hatte ihren Muth wieder erhoben, und ſo glaubten ſie, daß auch dieſes außer Stand ſeyn würde, ihnen zu widerſtehen. Sie arbeiteten am Sturze deſſelben, machten es aber dadurch nur um ſo feſter; ſie erſchöpften ſich in unnüzen Beſtre- bungen, um auf eigne Koſten den Beweis zu liefern, daß reine Abſichten und feſter Wille eine Schranke ſind, gegen welche die Unternehmungen des Liberalism immer ſcheitern werden. Gott wollte nicht, daß ſchlechte Reden über gute Handlungen den Sieg davon tragen und daß die Zuverſicht, mit welcher man Lügen vor- trägt, ſie als Wahrheiten ſtemple. Wenn es Leute gibt, die an Verläumdung Freude haben, wenn Alles was die höchſte Gewalt herabſezt, ihnen Vergnügen macht, ſo iſt doch ihre Leichtgläubig- nicht ſo groß, daß man beſtändig dieſelbe mißbrauchen dürfte, ohne dieſen Leuten am Ende die Augen zu öfnen. Die liberalen Blät- ter haben demnach den Rednern der Oppoſition einen perfiden Streich geſpielt, daß ſie die Initiative der Verläumdung des roya- liſtiſchen Miniſteriums auf ſich nahmen und es dadurch in die Lage ſezten, das Nichtvorhandenſeyn ſchlechter Abſichten zu beweiſen, da es doch ſo vortheilhaft für die Faktion geweſen wäre, wenn dieſe Vermuthung fortgedauert hätte. Welcher Erfolg läßt ſich jezt noch bei Reden von Staatsſtreichen verſprechen, die nun unter den ſchönen redneriſchen Motiven zu einer verwelkten Blume ge- worden ſind, der ſelbſt Hr. Petou nicht mehr friſches Leben ver- leihen möchte? was läßt ſich wohl noch demjenigen beifügen, was bereits über jene Armee geſagt ward, der das Miniſterium Polig- nac nur deswegen Gerechtigkeit wiederfahren laſſe, um ſie zu be- ſtechen; über jene Erſparungen, die nur eine gewandte Art ſind, die Nation zu Grunde zu richten, über den neuen Kunſtgrif, den das Miniſterium-zur Erhaltung der Charte anwendet, daß es ſie nemlich verſchwinden läßt? Alles dis iſt nun verbraucht; die Je- ſuiten, die Prieſterpartei, die Camarilla ſind nur langweilige un- nüze Wiederholungen, denen man irgend etwas Neues unterlegen muß. Wo wird Hr. Labbey de Pompières Stof für ſeine Ankla- gen finden? Was wird er den religieuſen und monarchiſchen Män- nern vorwerfen? Etwa daß ſie der Weinerndte durch ihre Gebete geſchadet hätten, um zu verhindern, daß die Köpfe ſich nicht ge- gen ſie erhizten, um die Liberalen zu ſtrafen, die viel Wein trinken, und um dem Miniſterium Polignac die Verlegenheiten des Ueberfluſſes zu erſparen, über den man ſich im verfloſſenen Jahre beklagte? Dieſe Sache betrift das Volk; man kan durch Befriedigung derſelben deſſen Wohlwollen gewinnen; und dieſe An- klage würde durchaus nicht unwahrſcheinlicher ſeyn, als alle die An- klagen, die ihr vorausgegangen ſind. Man könnte auch noch das Budget als ein freiwilliges Geſchenk darſtellen, und behaupten, es finde dabei keine Verpflichtung ſtatt, und weil die Könige die Fa- milienoberhäupter ſind, ſo müßten ſie dieſe Familien auch unter-

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 2, 2. Januar 1830, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine02_1830/2>, abgerufen am 23.11.2024.