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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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Diess allein nur zu schaun stiegen gern wir auf
höhere Berge, als dieser Berg ist. Als Schaulustige
nämlich kamen wir, wir wollten sehn, was trübe Augen
hell macht.

Und siehe, schon ist es vorbei mit allem unsern
Nothschrein. Schon steht Sinn und Herz uns offen
und ist entzückt. Wenig fehlt: und unser Muth wird
muthwillig.

Nichts, oh Zarathustra, wächst Erfreulicheres auf
Erden, als ein hoher starker Wille: der ist ihr schönstes
Gewächs. Eine ganze Landschaft erquickt sich an Einem
solchen Baume.

Der Pinie vergleiche ich, wer gleich dir, oh Zara¬
thustra, aufwächst: lang, schweigend, hart, allein, besten
biegsamsten Holzes, herrlich, --

-- zuletzt aber hinausgreifend mit starken grünen
Ästen nach seiner Herrschaft, starke Fragen fragend
vor Winden und Wettern und was immer auf Höhen
heimisch ist,

-- stärker antwortend, ein Befehlender, ein Sieg¬
reicher: oh wer sollte nicht, solche Gewächse zu schaun,
auf hohe Berge steigen?

Deines Baumes hier, oh Zarathustra, erlabt sich auch
der Düstere, der Missrathene, an deinem Anblicke wird
auch der Unstäte sicher und heilt sein Herz.

Und wahrlich, zu deinem Berge und Baume richten
sich heute viele Augen; eine grosse Sehnsucht hat
sich aufgemacht, und Manche lernten fragen: wer ist
Zarathustra?

Und wem du jemals dein Lied und deinen Honig
in's Ohr geträufelt: alle die Versteckten, die Einsiedler,

Diess allein nur zu schaun stiegen gern wir auf
höhere Berge, als dieser Berg ist. Als Schaulustige
nämlich kamen wir, wir wollten sehn, was trübe Augen
hell macht.

Und siehe, schon ist es vorbei mit allem unsern
Nothschrein. Schon steht Sinn und Herz uns offen
und ist entzückt. Wenig fehlt: und unser Muth wird
muthwillig.

Nichts, oh Zarathustra, wächst Erfreulicheres auf
Erden, als ein hoher starker Wille: der ist ihr schönstes
Gewächs. Eine ganze Landschaft erquickt sich an Einem
solchen Baume.

Der Pinie vergleiche ich, wer gleich dir, oh Zara¬
thustra, aufwächst: lang, schweigend, hart, allein, besten
biegsamsten Holzes, herrlich, —

— zuletzt aber hinausgreifend mit starken grünen
Ästen nach seiner Herrschaft, starke Fragen fragend
vor Winden und Wettern und was immer auf Höhen
heimisch ist,

— stärker antwortend, ein Befehlender, ein Sieg¬
reicher: oh wer sollte nicht, solche Gewächse zu schaun,
auf hohe Berge steigen?

Deines Baumes hier, oh Zarathustra, erlabt sich auch
der Düstere, der Missrathene, an deinem Anblicke wird
auch der Unstäte sicher und heilt sein Herz.

Und wahrlich, zu deinem Berge und Baume richten
sich heute viele Augen; eine grosse Sehnsucht hat
sich aufgemacht, und Manche lernten fragen: wer ist
Zarathustra?

Und wem du jemals dein Lied und deinen Honig
in's Ohr geträufelt: alle die Versteckten, die Einsiedler,

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[68/0075] Diess allein nur zu schaun stiegen gern wir auf höhere Berge, als dieser Berg ist. Als Schaulustige nämlich kamen wir, wir wollten sehn, was trübe Augen hell macht. Und siehe, schon ist es vorbei mit allem unsern Nothschrein. Schon steht Sinn und Herz uns offen und ist entzückt. Wenig fehlt: und unser Muth wird muthwillig. Nichts, oh Zarathustra, wächst Erfreulicheres auf Erden, als ein hoher starker Wille: der ist ihr schönstes Gewächs. Eine ganze Landschaft erquickt sich an Einem solchen Baume. Der Pinie vergleiche ich, wer gleich dir, oh Zara¬ thustra, aufwächst: lang, schweigend, hart, allein, besten biegsamsten Holzes, herrlich, — — zuletzt aber hinausgreifend mit starken grünen Ästen nach seiner Herrschaft, starke Fragen fragend vor Winden und Wettern und was immer auf Höhen heimisch ist, — stärker antwortend, ein Befehlender, ein Sieg¬ reicher: oh wer sollte nicht, solche Gewächse zu schaun, auf hohe Berge steigen? Deines Baumes hier, oh Zarathustra, erlabt sich auch der Düstere, der Missrathene, an deinem Anblicke wird auch der Unstäte sicher und heilt sein Herz. Und wahrlich, zu deinem Berge und Baume richten sich heute viele Augen; eine grosse Sehnsucht hat sich aufgemacht, und Manche lernten fragen: wer ist Zarathustra? Und wem du jemals dein Lied und deinen Honig in's Ohr geträufelt: alle die Versteckten, die Einsiedler,

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/75>, abgerufen am 23.11.2024.