Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.zahlt sie Tugend-Geplapper mit Ruhm-Geklapper --, die Welt lebt von diesem Lärm ... Vor allen Tugendhaften will ich schuldig sein, schuldig heissen mit jeder grossen Schuld! Vor allen Ruhms-Schalltrichtern wird mein Ehrgeiz zum Wurm --, unter Solchen gelüstet's mich, der Niedrigste zu sein ... Diese Münze, mit der alle Welt bezahlt, Ruhm --, mit Handschuhen fasse ich diese Münze an, mit Ekel trete ich sie unter mich. 3. Still! -- Von grossen Dingen -- ich sehe Grosses! -- soll man schweigen oder gross reden: rede gross, meine entzückte Weisheit! Ich sehe hinauf -- dort rollen Lichtmeere: -- oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm! .. Ich sehe ein Zeichen --, aus fernsten Fernen sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich ... zahlt sie Tugend-Geplapper mit Ruhm-Geklapper —, die Welt lebt von diesem Lärm ... Vor allen Tugendhaften will ich schuldig sein, schuldig heissen mit jeder grossen Schuld! Vor allen Ruhms-Schalltrichtern wird mein Ehrgeiz zum Wurm —, unter Solchen gelüstet's mich, der Niedrigste zu sein ... Diese Münze, mit der alle Welt bezahlt, Ruhm —, mit Handschuhen fasse ich diese Münze an, mit Ekel trete ich sie unter mich. 3. Still! — Von grossen Dingen — ich sehe Grosses! — soll man schweigen oder gross reden: rede gross, meine entzückte Weisheit! Ich sehe hinauf — dort rollen Lichtmeere: — oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm! .. Ich sehe ein Zeichen —, aus fernsten Fernen sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich ... <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0158" n="15"/> <lg n="5"> <l>zahlt sie Tugend-Geplapper</l><lb/> <l>mit Ruhm-Geklapper —,</l><lb/> <l>die Welt <hi rendition="#g">lebt</hi> von diesem Lärm ...</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Vor allen Tugendhaften</l><lb/> <l>will ich schuldig sein,</l><lb/> <l>schuldig heissen mit jeder grossen Schuld!</l><lb/> <l>Vor allen Ruhms-Schalltrichtern</l><lb/> <l>wird mein Ehrgeiz zum Wurm —,</l><lb/> <l>unter Solchen gelüstet's mich,</l><lb/> <l>der <hi rendition="#g">Niedrigste</hi> zu sein ...</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Diese Münze, mit der</l><lb/> <l>alle Welt bezahlt,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ruhm</hi> —,</l><lb/> <l>mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,</l><lb/> <l>mit Ekel trete ich sie <hi rendition="#g">unter</hi> mich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head>3.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Still! —</l><lb/> <l>Von grossen Dingen — ich <hi rendition="#g">sehe</hi> Grosses! —</l><lb/> <l>soll man schweigen</l><lb/> <l>oder gross reden:</l><lb/> <l>rede gross, meine entzückte Weisheit!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich sehe hinauf —</l><lb/> <l>dort rollen Lichtmeere:</l><lb/> <l>— oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm! ..</l><lb/> <l>Ich sehe ein Zeichen —,</l><lb/> <l>aus fernsten Fernen</l><lb/> <l>sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich ...</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0158]
zahlt sie Tugend-Geplapper
mit Ruhm-Geklapper —,
die Welt lebt von diesem Lärm ...
Vor allen Tugendhaften
will ich schuldig sein,
schuldig heissen mit jeder grossen Schuld!
Vor allen Ruhms-Schalltrichtern
wird mein Ehrgeiz zum Wurm —,
unter Solchen gelüstet's mich,
der Niedrigste zu sein ...
Diese Münze, mit der
alle Welt bezahlt,
Ruhm —,
mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,
mit Ekel trete ich sie unter mich.
3.
Still! —
Von grossen Dingen — ich sehe Grosses! —
soll man schweigen
oder gross reden:
rede gross, meine entzückte Weisheit!
Ich sehe hinauf —
dort rollen Lichtmeere:
— oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm! ..
Ich sehe ein Zeichen —,
aus fernsten Fernen
sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich ...
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