Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Das Abendmahl. An dieser Stelle nämlich unterbrach der Wahrsager Eins ist nothwendiger als das Andre, so redest du Ein Wort zur rechten Zeit: hast du mich nicht zum Auch gedachtet ihr Alle mir schon zu viel des (Also sprach der Wahrsager; wie die Thiere Zara¬ "Eingerechnet das Verdursten, fuhr der Wahrsager Das Abendmahl. An dieser Stelle nämlich unterbrach der Wahrsager Eins ist nothwendiger als das Andre, so redest du Ein Wort zur rechten Zeit: hast du mich nicht zum Auch gedachtet ihr Alle mir schon zu viel des (Also sprach der Wahrsager; wie die Thiere Zara¬ „Eingerechnet das Verdursten, fuhr der Wahrsager <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0080" n="73"/> <div n="1"> <head>Das Abendmahl.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>An dieser Stelle nämlich unterbrach der Wahrsager<lb/> die Begrüssung Zarathustra's und seiner Gäste: er<lb/> drängte sich vor, wie Einer, der keine Zeit zu verlieren<lb/> hat, fasste die Hand Zarathustra's und rief: „Aber<lb/> Zarathustra!</p><lb/> <p>Eins ist nothwendiger als das Andre, so redest du<lb/> selber: wohlan, Eins ist <hi rendition="#g">mir</hi> jetzt nothwendiger als<lb/> alles Andere.</p><lb/> <p>Ein Wort zur rechten Zeit: hast du mich nicht zum<lb/><hi rendition="#g">Mahle</hi> eingeladen? Und hier sind Viele, die lange<lb/> Wege machten. Du willst uns doch nicht mit Reden<lb/> abspeisen?</p><lb/> <p>Auch gedachtet ihr Alle mir schon zu viel des<lb/> Erfrierens, Ertrinkens, Erstickens und andrer Leibes-<lb/> Nothstände: Keiner aber gedachte <hi rendition="#g">meines</hi> Nothstandes,<lb/> nämlich des Verhungerns —“</p><lb/> <p>(Also sprach der Wahrsager; wie die Thiere Zara¬<lb/> thustra's aber diese Worte hörten, liefen sie vor Schrecken<lb/> davon. Denn sie sahen, dass was sie auch am Tage<lb/> heimgebracht hatten, nicht genug sein werde, den Einen<lb/> Wahrsager zu stopfen.)</p><lb/> <p>„Eingerechnet das Verdursten, fuhr der Wahrsager<lb/> fort. Und ob ich schon Wasser hier plätschern höre,<lb/> gleich Reden der Weisheit, nämlich reichlich und uner¬<lb/> müdlich: ich — will <hi rendition="#g">Wein</hi>!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [73/0080]
Das Abendmahl.
An dieser Stelle nämlich unterbrach der Wahrsager
die Begrüssung Zarathustra's und seiner Gäste: er
drängte sich vor, wie Einer, der keine Zeit zu verlieren
hat, fasste die Hand Zarathustra's und rief: „Aber
Zarathustra!
Eins ist nothwendiger als das Andre, so redest du
selber: wohlan, Eins ist mir jetzt nothwendiger als
alles Andere.
Ein Wort zur rechten Zeit: hast du mich nicht zum
Mahle eingeladen? Und hier sind Viele, die lange
Wege machten. Du willst uns doch nicht mit Reden
abspeisen?
Auch gedachtet ihr Alle mir schon zu viel des
Erfrierens, Ertrinkens, Erstickens und andrer Leibes-
Nothstände: Keiner aber gedachte meines Nothstandes,
nämlich des Verhungerns —“
(Also sprach der Wahrsager; wie die Thiere Zara¬
thustra's aber diese Worte hörten, liefen sie vor Schrecken
davon. Denn sie sahen, dass was sie auch am Tage
heimgebracht hatten, nicht genug sein werde, den Einen
Wahrsager zu stopfen.)
„Eingerechnet das Verdursten, fuhr der Wahrsager
fort. Und ob ich schon Wasser hier plätschern höre,
gleich Reden der Weisheit, nämlich reichlich und uner¬
müdlich: ich — will Wein!
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