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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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Tod heulten -- denn alle Thiere liebten ihn. Da lief ich
davon.

Kam ich also umsonst in diese Wälder und Berge?
Da entschloss sich mein Herz, dass ich einen Anderen
suchte, den Frömmsten aller Derer, die nicht an Gott
glauben --, dass ich Zarathustra suchte!"

Also sprach der Greis und blickte scharfen Auges
Den an, welcher vor ihm stand; Zarathustra aber ergriff
die Hand des alten Papstes und betrachtete sie lange
mit Bewunderung.

"Siehe da, du Ehrwürdiger, sagte er dann, welche
schöne und lange Hand! Das ist die Hand eines Solchen,
der immer Segen ausgetheilt hat. Nun aber hält sie Den
fest, welchen du suchst, mich, Zarathustra.

Ich bin's, der gottlose Zarathustra, der da spricht:
wer ist gottloser als ich, dass ich mich seiner Unter¬
weisung freue?" --

Also sprach Zarathustra und durchbohrte mit seinen
Blicken die Gedanken und Hintergedanken des alten
Papstes. Endlich begann dieser:

"Wer ihn am meisten liebte und besass, der hat ihn
nun am meisten auch verloren --:

-- siehe, ich selber bin wohl von uns Beiden jetzt
der Gottlosere? Aber wer könnte daran sich freuen!" --

-- "Du dientest ihm bis zuletzt, fragte Zarathustra
nachdenklich, nach einem tiefen Schweigen, du weisst,
wie er starb? Ist es wahr, was man spricht, dass ihn
das Mitleiden erwürgte,

-- dass er es sah, wie der Mensch am Kreuze
hieng, und es nicht ertrug, dass die Liebe zum Menschen
seine Hölle und zuletzt sein Tod wurde?" -- --

Tod heulten — denn alle Thiere liebten ihn. Da lief ich
davon.

Kam ich also umsonst in diese Wälder und Berge?
Da entschloss sich mein Herz, dass ich einen Anderen
suchte, den Frömmsten aller Derer, die nicht an Gott
glauben —, dass ich Zarathustra suchte!“

Also sprach der Greis und blickte scharfen Auges
Den an, welcher vor ihm stand; Zarathustra aber ergriff
die Hand des alten Papstes und betrachtete sie lange
mit Bewunderung.

„Siehe da, du Ehrwürdiger, sagte er dann, welche
schöne und lange Hand! Das ist die Hand eines Solchen,
der immer Segen ausgetheilt hat. Nun aber hält sie Den
fest, welchen du suchst, mich, Zarathustra.

Ich bin's, der gottlose Zarathustra, der da spricht:
wer ist gottloser als ich, dass ich mich seiner Unter¬
weisung freue?“ —

Also sprach Zarathustra und durchbohrte mit seinen
Blicken die Gedanken und Hintergedanken des alten
Papstes. Endlich begann dieser:

„Wer ihn am meisten liebte und besass, der hat ihn
nun am meisten auch verloren —:

— siehe, ich selber bin wohl von uns Beiden jetzt
der Gottlosere? Aber wer könnte daran sich freuen!“ —

— „Du dientest ihm bis zuletzt, fragte Zarathustra
nachdenklich, nach einem tiefen Schweigen, du weisst,
wie er starb? Ist es wahr, was man spricht, dass ihn
das Mitleiden erwürgte,

— dass er es sah, wie der Mensch am Kreuze
hieng, und es nicht ertrug, dass die Liebe zum Menschen
seine Hölle und zuletzt sein Tod wurde?“ — —

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[37/0044] Tod heulten — denn alle Thiere liebten ihn. Da lief ich davon. Kam ich also umsonst in diese Wälder und Berge? Da entschloss sich mein Herz, dass ich einen Anderen suchte, den Frömmsten aller Derer, die nicht an Gott glauben —, dass ich Zarathustra suchte!“ Also sprach der Greis und blickte scharfen Auges Den an, welcher vor ihm stand; Zarathustra aber ergriff die Hand des alten Papstes und betrachtete sie lange mit Bewunderung. „Siehe da, du Ehrwürdiger, sagte er dann, welche schöne und lange Hand! Das ist die Hand eines Solchen, der immer Segen ausgetheilt hat. Nun aber hält sie Den fest, welchen du suchst, mich, Zarathustra. Ich bin's, der gottlose Zarathustra, der da spricht: wer ist gottloser als ich, dass ich mich seiner Unter¬ weisung freue?“ — Also sprach Zarathustra und durchbohrte mit seinen Blicken die Gedanken und Hintergedanken des alten Papstes. Endlich begann dieser: „Wer ihn am meisten liebte und besass, der hat ihn nun am meisten auch verloren —: — siehe, ich selber bin wohl von uns Beiden jetzt der Gottlosere? Aber wer könnte daran sich freuen!“ — — „Du dientest ihm bis zuletzt, fragte Zarathustra nachdenklich, nach einem tiefen Schweigen, du weisst, wie er starb? Ist es wahr, was man spricht, dass ihn das Mitleiden erwürgte, — dass er es sah, wie der Mensch am Kreuze hieng, und es nicht ertrug, dass die Liebe zum Menschen seine Hölle und zuletzt sein Tod wurde?“ — —

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/44>, abgerufen am 26.11.2024.