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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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Du schlimmer Falschmünzer, wie könntest du anders!
Deine Krankheit würdest du noch schminken, wenn du
dich deinem Arzte nackt zeigtest.

So schminktest du eben vor mir deine Lüge, als du
sprachst: "ich trieb's also nur zum Spiele!" Es war
auch Ernst darin, du bist Etwas von einem Büsser
des Geistes!

Ich errathe dich wohl: du wurdest der Bezauberer
Aller, aber gegen dich hast du keine Lüge und List
mehr übrig, -- du selber bist dir entzaubert!

Du erntetest den Ekel ein, als deine Eine Wahrheit.
Kein Wort ist mehr an dir ächt, aber dein Mund: näm¬
lich der Ekel, der an deinem Munde klebt."

-- "Wer bist du doch! schrie hier der alte Zauberer
mit einer trotzigen Stimme, wer darf also zu mir reden,
dem Grössten, der heute lebt?" -- und ein grüner Blitz
schoss aus seinem Auge nach Zarathustra. Aber gleich
darauf verwandelte er sich und sagte traurig:

"Oh Zarathustra, ich bin's müde, es ekelt mich meiner
Künste, ich bin nicht gross, was verstelle ich mich!
Aber, du weisst es wohl -- ich suchte nach Grösse!

Einen grossen Menschen wollte ich vorstellen und
überredete Viele: aber diese Lüge gieng über meine
Kraft. An ihr zerbreche ich.

Oh Zarathustra, Alles ist Lüge an mir; aber dass ich
zerbreche -- diess mein Zerbrechen ist ächt!" --

"Es ehrt dich, sprach Zarathustra düster und zur
Seite niederblickend, es ehrt dich, dass du nach Grösse
suchtest, aber es verräth dich auch. Du bist nicht gross.

Du schlimmer alter Zauberer, das ist dein Bestes
und Redlichstes, was ich an dir ehre, dass du deiner

Du schlimmer Falschmünzer, wie könntest du anders!
Deine Krankheit würdest du noch schminken, wenn du
dich deinem Arzte nackt zeigtest.

So schminktest du eben vor mir deine Lüge, als du
sprachst: „ich trieb's also nur zum Spiele!“ Es war
auch Ernst darin, du bist Etwas von einem Büsser
des Geistes!

Ich errathe dich wohl: du wurdest der Bezauberer
Aller, aber gegen dich hast du keine Lüge und List
mehr übrig, — du selber bist dir entzaubert!

Du erntetest den Ekel ein, als deine Eine Wahrheit.
Kein Wort ist mehr an dir ächt, aber dein Mund: näm¬
lich der Ekel, der an deinem Munde klebt.“

— „Wer bist du doch! schrie hier der alte Zauberer
mit einer trotzigen Stimme, wer darf also zu mir reden,
dem Grössten, der heute lebt?“ — und ein grüner Blitz
schoss aus seinem Auge nach Zarathustra. Aber gleich
darauf verwandelte er sich und sagte traurig:

„Oh Zarathustra, ich bin's müde, es ekelt mich meiner
Künste, ich bin nicht gross, was verstelle ich mich!
Aber, du weisst es wohl — ich suchte nach Grösse!

Einen grossen Menschen wollte ich vorstellen und
überredete Viele: aber diese Lüge gieng über meine
Kraft. An ihr zerbreche ich.

Oh Zarathustra, Alles ist Lüge an mir; aber dass ich
zerbreche — diess mein Zerbrechen ist ächt!“ —

„Es ehrt dich, sprach Zarathustra düster und zur
Seite niederblickend, es ehrt dich, dass du nach Grösse
suchtest, aber es verräth dich auch. Du bist nicht gross.

Du schlimmer alter Zauberer, das ist dein Bestes
und Redlichstes, was ich an dir ehre, dass du deiner

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[32/0039] Du schlimmer Falschmünzer, wie könntest du anders! Deine Krankheit würdest du noch schminken, wenn du dich deinem Arzte nackt zeigtest. So schminktest du eben vor mir deine Lüge, als du sprachst: „ich trieb's also nur zum Spiele!“ Es war auch Ernst darin, du bist Etwas von einem Büsser des Geistes! Ich errathe dich wohl: du wurdest der Bezauberer Aller, aber gegen dich hast du keine Lüge und List mehr übrig, — du selber bist dir entzaubert! Du erntetest den Ekel ein, als deine Eine Wahrheit. Kein Wort ist mehr an dir ächt, aber dein Mund: näm¬ lich der Ekel, der an deinem Munde klebt.“ — „Wer bist du doch! schrie hier der alte Zauberer mit einer trotzigen Stimme, wer darf also zu mir reden, dem Grössten, der heute lebt?“ — und ein grüner Blitz schoss aus seinem Auge nach Zarathustra. Aber gleich darauf verwandelte er sich und sagte traurig: „Oh Zarathustra, ich bin's müde, es ekelt mich meiner Künste, ich bin nicht gross, was verstelle ich mich! Aber, du weisst es wohl — ich suchte nach Grösse! Einen grossen Menschen wollte ich vorstellen und überredete Viele: aber diese Lüge gieng über meine Kraft. An ihr zerbreche ich. Oh Zarathustra, Alles ist Lüge an mir; aber dass ich zerbreche — diess mein Zerbrechen ist ächt!“ — „Es ehrt dich, sprach Zarathustra düster und zur Seite niederblickend, es ehrt dich, dass du nach Grösse suchtest, aber es verräth dich auch. Du bist nicht gross. Du schlimmer alter Zauberer, das ist dein Bestes und Redlichstes, was ich an dir ehre, dass du deiner

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/39>, abgerufen am 26.11.2024.