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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

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Von der verkleinernden Tugend.
I.

Als Zarathustra wieder auf dem festen Lande war,
gieng er nicht stracks auf sein Gebirge und seine
Höhle los, sondern that viele Wege und Fragen und
erkundete diess und das, also, dass er von sich selber
im Scherze sagte: "siehe einen Fluss, der in vielen
Windungen zurück zur Quelle fliesst!" Denn er wollte
in Erfahrung bringen, was sich inzwischen mit dem
Menschen
zugetragen habe: ob er grösser oder
kleiner geworden sei. Und Ein Mal sah er eine Reihe
neuer Häuser; da wunderte er sich und sagte:

Was bedeuten diese Häuser? Wahrlich, keine
grosse Seele stellte sie hin, sich zum Gleichnisse!

Nahm wohl ein blödes Kind sie aus seiner Spiel¬
schachtel? Dass doch ein anderes Kind sie wieder in
seine Schachtel thäte!

Und diese Stuben und Kammern: können Männer
da aus- und eingehen? Gemacht dünken sie mich für
Seiden-Puppen; oder für Naschkatzen, die auch wohl
an sich naschen lassen.

Und Zarathustra blieb stehn und dachte nach.
Endlich sagte er betrübt: "Es ist Alles kleiner
geworden!"

Von der verkleinernden Tugend.
I.

Als Zarathustra wieder auf dem festen Lande war,
gieng er nicht stracks auf sein Gebirge und seine
Höhle los, sondern that viele Wege und Fragen und
erkundete diess und das, also, dass er von sich selber
im Scherze sagte: „siehe einen Fluss, der in vielen
Windungen zurück zur Quelle fliesst!“ Denn er wollte
in Erfahrung bringen, was sich inzwischen mit dem
Menschen
zugetragen habe: ob er grösser oder
kleiner geworden sei. Und Ein Mal sah er eine Reihe
neuer Häuser; da wunderte er sich und sagte:

Was bedeuten diese Häuser? Wahrlich, keine
grosse Seele stellte sie hin, sich zum Gleichnisse!

Nahm wohl ein blödes Kind sie aus seiner Spiel¬
schachtel? Dass doch ein anderes Kind sie wieder in
seine Schachtel thäte!

Und diese Stuben und Kammern: können Männer
da aus- und eingehen? Gemacht dünken sie mich für
Seiden-Puppen; oder für Naschkatzen, die auch wohl
an sich naschen lassen.

Und Zarathustra blieb stehn und dachte nach.
Endlich sagte er betrübt: „Es ist Alles kleiner
geworden!“

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[23/0033] Von der verkleinernden Tugend. I. Als Zarathustra wieder auf dem festen Lande war, gieng er nicht stracks auf sein Gebirge und seine Höhle los, sondern that viele Wege und Fragen und erkundete diess und das, also, dass er von sich selber im Scherze sagte: „siehe einen Fluss, der in vielen Windungen zurück zur Quelle fliesst!“ Denn er wollte in Erfahrung bringen, was sich inzwischen mit dem Menschen zugetragen habe: ob er grösser oder kleiner geworden sei. Und Ein Mal sah er eine Reihe neuer Häuser; da wunderte er sich und sagte: Was bedeuten diese Häuser? Wahrlich, keine grosse Seele stellte sie hin, sich zum Gleichnisse! Nahm wohl ein blödes Kind sie aus seiner Spiel¬ schachtel? Dass doch ein anderes Kind sie wieder in seine Schachtel thäte! Und diese Stuben und Kammern: können Männer da aus- und eingehen? Gemacht dünken sie mich für Seiden-Puppen; oder für Naschkatzen, die auch wohl an sich naschen lassen. Und Zarathustra blieb stehn und dachte nach. Endlich sagte er betrübt: „Es ist Alles kleiner geworden!“

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/33>, abgerufen am 28.11.2024.