Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.heiten warten sie auf Solche, deren Wissen auf lahmen Ich sah sie immer mit Vorsicht Gift bereiten; und Auch mit falschen Würfeln wissen sie zu spielen; Wir sind einander fremd, und ihre Tugenden gehn Und als ich bei ihnen wohnte, da wohnte ich Sie wollen Nichts davon hören, dass Einer über Also dämpften sie den Schall meiner Schritte: Aller Menschen Fehl und Schwäche legten sie Aber trotzdem wandele ich mit meinen Gedanken Denn die Menschen sind nicht gleich: so spricht Also sprach Zarathustra. 5*
heiten warten sie auf Solche, deren Wissen auf lahmen Ich sah sie immer mit Vorsicht Gift bereiten; und Auch mit falschen Würfeln wissen sie zu spielen; Wir sind einander fremd, und ihre Tugenden gehn Und als ich bei ihnen wohnte, da wohnte ich Sie wollen Nichts davon hören, dass Einer über Also dämpften sie den Schall meiner Schritte: Aller Menschen Fehl und Schwäche legten sie Aber trotzdem wandele ich mit meinen Gedanken Denn die Menschen sind nicht gleich: so spricht Also sprach Zarathustra. 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="67"/> heiten warten sie auf Solche, deren Wissen auf lahmen<lb/> Füssen geht, — gleich Spinnen warten sie.</p><lb/> <p>Ich sah sie immer mit Vorsicht Gift bereiten; und<lb/> immer zogen sie gläserne Handschuhe dabei an ihre<lb/> Finger.</p><lb/> <p>Auch mit falschen Würfeln wissen sie zu spielen;<lb/> und so eifrig fand ich sie spielen, dass sie dabei schwitzten.</p><lb/> <p>Wir sind einander fremd, und ihre Tugenden gehn<lb/> mir noch mehr wider den Geschmack, als ihre Falsch¬<lb/> heiten und falschen Würfel.</p><lb/> <p>Und als ich bei ihnen wohnte, da wohnte ich<lb/> über ihnen. Darüber wurden sie mir gram.</p><lb/> <p>Sie wollen Nichts davon hören, dass Einer über<lb/> ihren Köpfen wandelt; und so legten sie Holz und<lb/> Erde und Unrath zwischen mich und ihre Köpfe.</p><lb/> <p>Also dämpften sie den Schall meiner Schritte:<lb/> und am schlechtesten wurde ich bisher von den<lb/> Gelehrtesten gehört.</p><lb/> <p>Aller Menschen Fehl und Schwäche legten sie<lb/> zwischen sich und mich: — „Fehlboden“ heissen sie<lb/> das in ihren Häusern.</p><lb/> <p>Aber trotzdem wandele ich mit meinen Gedanken<lb/><hi rendition="#g">über</hi> ihren Köpfen; und selbst, wenn ich auf meinen<lb/> eignen Fehlern wandeln wollte, würde ich noch über<lb/> ihnen sein und ihren Köpfen.</p><lb/> <p>Denn die Menschen sind <hi rendition="#g">nicht</hi> gleich: so spricht<lb/> die Gerechtigkeit. Und was ich will, dürften <hi rendition="#g">sie</hi> nicht<lb/> wollen!</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig">5*<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
heiten warten sie auf Solche, deren Wissen auf lahmen
Füssen geht, — gleich Spinnen warten sie.
Ich sah sie immer mit Vorsicht Gift bereiten; und
immer zogen sie gläserne Handschuhe dabei an ihre
Finger.
Auch mit falschen Würfeln wissen sie zu spielen;
und so eifrig fand ich sie spielen, dass sie dabei schwitzten.
Wir sind einander fremd, und ihre Tugenden gehn
mir noch mehr wider den Geschmack, als ihre Falsch¬
heiten und falschen Würfel.
Und als ich bei ihnen wohnte, da wohnte ich
über ihnen. Darüber wurden sie mir gram.
Sie wollen Nichts davon hören, dass Einer über
ihren Köpfen wandelt; und so legten sie Holz und
Erde und Unrath zwischen mich und ihre Köpfe.
Also dämpften sie den Schall meiner Schritte:
und am schlechtesten wurde ich bisher von den
Gelehrtesten gehört.
Aller Menschen Fehl und Schwäche legten sie
zwischen sich und mich: — „Fehlboden“ heissen sie
das in ihren Häusern.
Aber trotzdem wandele ich mit meinen Gedanken
über ihren Köpfen; und selbst, wenn ich auf meinen
eignen Fehlern wandeln wollte, würde ich noch über
ihnen sein und ihren Köpfen.
Denn die Menschen sind nicht gleich: so spricht
die Gerechtigkeit. Und was ich will, dürften sie nicht
wollen!
Also sprach Zarathustra.
5*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/77 |
Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/77>, abgerufen am 05.07.2024. |